Kater Max auf Wanderschaft: Toni der Hüttenwirt Classic 65 – Heimatroman
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Liebe und Gefühle, nach Heimat und bodenständiger Natur bildet Kern und Botschaft dieser unvergleichlichen Romanserie.
Toni kam von der Oberländer Alm herauf. Auf dem Geröllfeld vor der Berghütte setzte er den schweren Rucksack ab. Er löste das Geschirr des kleinen Aluminium-Wägelchens, das Bello den Pfad heraufgezogen hatte. »Des hast brav gemacht, Bello! Bist ein guter Hund«, lobte Toni den jungen Neufundländerrüden. Bello machte Platz und ließ sich von Toni das Fell kraulen. Dann gab er kurz Laut. Die Berge warfen das Echo des Hundegebells zurück. Anna kam aus der Berghütte. Sie begrüßte Toni mit einem Kuß. Sie warf einen Blick auf den vollgepackten Wagen und den großen Rucksack. »So viele Sachen?« staunte sie. »Ja! Mein Vater brachte Gemüse und Eingemachtes auf die Oberländer Alm. Die Mutter schickte uns frische Marmelade und süß-sauer Eingelegtes.« »Wie lieb von Mutter Meta!« lächelte Anna. Bello fing an zu bellen.
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Buchvorschau
Kater Max auf Wanderschaft - Friederike von Buchner
Toni der Hüttenwirt Classic
– 65 –
Kater Max auf Wanderschaft
Durch die Liebe gezähmt?
Friederike von Buchner
Toni kam von der Oberländer Alm herauf. Auf dem Geröllfeld vor der Berghütte setzte er den schweren Rucksack ab. Er löste das Geschirr des kleinen Aluminium-Wägelchens, das Bello den Pfad heraufgezogen hatte.
»Des hast brav gemacht, Bello! Bist ein guter Hund«, lobte Toni den jungen Neufundländerrüden.
Bello machte Platz und ließ sich von Toni das Fell kraulen. Dann gab er kurz Laut. Die Berge warfen das Echo des Hundegebells zurück. Anna kam aus der Berghütte. Sie begrüßte Toni mit einem Kuß. Sie warf einen Blick auf den vollgepackten Wagen und den großen Rucksack.
»So viele Sachen?« staunte sie.
»Ja! Mein Vater brachte Gemüse und Eingemachtes auf die Oberländer Alm. Die Mutter schickte uns frische Marmelade und süß-sauer Eingelegtes.«
»Wie lieb von Mutter Meta!« lächelte Anna.
Bello fing an zu bellen. Anna lachte.
»Entschuldige, Bello! Du mußt noch deine Belohnung bekommen!«
Anna, die mit Neufundländer Hunden in Norddeutschland aufgewachsen war, hatte Bello trainiert, den kleinen Aluminiumwagen zu ziehen oder mit Packtaschen die Lebensmittel von der Oberländer Alm heraufzutragen. Bello nahm nach verrichteter Arbeit die Belohnung für seine Anstrengung nur aus Annas Hand. Anna griff in die Schürzentasche ihres Dirndls und fütterte Bello mit seinen Lieblingshundekuchen. Erst danach stürmte Bello über das Geröllfeld hinauf zum Gebirgsbach und trank.
Anna und Toni brachten die Lebensmittel in die Küche der Berghütte und räumten sie in die Vorratskammer. Der alte Alois kam dazu.
»Hast du mir die Zeitungen mitgebracht, Toni?«
»Des hab ich! Hier sind sie!«
Toni holte die Tageszeitungen der letzten Woche aus einer Seitentasche seines Rucksackes. Alois bekam leuchtende Augen. Zwar waren die Zeitungen schon eine Woche alt, aber das machte dem alten Mann nichts aus. So war das Leben auf einer Berghütte. Da brachte der Zeitungsbote nicht jeden Tag die Zeitung. Tonis Eltern bekamen die Kirchwalder Tageszeitung. Sie sammelten sie eine Woche. Dann brachte Tonis Vater Xaver Baumberger die Zeitungen auf die Oberländer Alm. Nachdem Wenzel Oberländer sie gelesen hatte, wanderten sie hinauf auf die Berghütte. Der alte Alois nahm sich einen Becher süßen Milchkaffee und setzte sich an einen Tisch auf der Terrasse der Berghütte.
Es dauerte eine Weile, bis Toni und Anna die Lebensmittel eingeräumt hatten. Dann machten auch sie eine Pause. In der Berghütte war es ruhig. Die Hüttengäste der letzten Nacht waren alle nach dem Frühstück aufgebrochen. Es war der Augenblick am Morgen, an dem Toni und Anna etwas Ruhe hatten. Sie machten eine kleine Pause, setzen sich mit einem Becher Kaffee auf die Terrasse der Berghütte. Sie nahmen sich Zeit für sich. Es war ein tägliches Ritual. Sie saßen nebeneinander. Toni legte seinen Arm um Annas Schultern. Sie schauten sich zärtlich in die Augen.
»Was für ein schönes Leben wir haben!« seufzte Anna glücklich.
»Ja, das haben wir. Wir haben uns. Wir sind mitten in der Natur, haben die Ruhe der Berge und ihre Schönheit jeden Tag. Wir haben Franzi und Basti. Da fühle ich eine tiefe Dankbarkeit in meinem Herzen.«
Alois, der in Nähe saß, sah auf. Er nahm die Pfeife aus dem Mund und sagte laut:
»Was ist mit mir? Gehöre ich net dazu?«
»Aber sicher, Alois! Des weißt du doch!«
Toni warf Alois einen liebevollen Blick zu.
»So? Doch in deiner Aufzählung hast mich net genannt!«
»Alois, nun ärgere dich net! Bist ein richtiger Grantler heute, Alois.«
Toni schmunzelte.
»Du gehörst zu uns!«
»Des wollte ich nur noch einmal hören! Ich höre des gern!«
Anna lächelte den alten Alois an.
»Sag, was steht in der Zeitung?«
Der alte Alois zog an seiner Pfeife, daß sie mächtig qualmte.
»Ein Schmarrn steht drin! Des ist ein Mistblatt! Des ist net des Papier wert, auf dem des Geschreibsel gedruckt ist. Ich bin ernsthaft am überlegen, ob ich des Käseblatt weiterlesen will. Du mußt die mir nimmer mit rauf auf die Berghütte nehmen. Der Wenzel kann sie als Streu in den Schweinestall legen. Dafür eignet sie sich!«
Toni und Anna schauten sich erstaunt an.
»Bist net ein bissel hart in deinem Urteil, Alois?« fragte Anna.
»Naa! Naa, des bin ich bestimmt net! Des ist ein Schmarrn! Das Geschmiere eines Schreiberlings. Feig ist er dazu auch noch. Es steht net sein Name drunter, nur die Anfangsbuchstaben. Ein dummer Ochse ist der! Hat von nix eine Ahnung. Daß die Zeitung in Kirchwalden so einen Ignoranten beschäftigt, ist eine Schande. Der weiß nix! Kennt die Berge net! Des ist wohl so ein studierter Theoretiker.«
»Mei, Alois! Was regst dich so auf?« Toni versuchte, Alois’ Zorn zu besänftigen. »Was hat er denn geschrieben?«
»Der schreibt über das Leben in den Bergen! Hier…« der alte Alois schlug mit der Hand auf die Zeitung. »Hier beschreibt er das Leben auf einer Berghütte. Der hat keine Ahnung! Der muß sich des ausgedacht haben.«
Der alte Alois schüttelte den Kopf.
»Der macht so, als sei des alles sehr romantisch. Dabei ist des auch harte Arbeit. Ich weiß des! Mein ganzes Leben hab’ ich auf der Berghütte verbracht.«
Der alte Alois regte sich sehr auf. Er las Toni und Anna einige Sätze vor. Da wurde von romantischen Hüttenabenden geschrieben, von aufregenden Bergtouren und einem Leben fernab der Zivilisation.
»Schmarrn!« ereiferte sich der alte Alois erneut. »Ich hätte den Burschen gern hier! Mei, des wäre ein Spaß. Der müßte Holz für den Kamin hacken. Die Lebensmittel und jeden Liter Bier würde ich ihn vom Tal herauftragen lassen. Die Wäsche müßte er im großen Bottich kochen und bügeln mit dem alten Bügeleisen, des noch mit Glut erhitzt wird. Damals, wie ich so alt war, wie ihr jetzt seid, da hatten wir hier keinen Generator gehabt. Und einen so tüchtigen und fleißigen Hund, wie der Bello einer ist, den gab’s auch net. Meine liebe Frau – Gott hab’ sie selig – die hat den ganzen Tag gekocht, gewaschen und gebügelt. Ich war während der Hochsaison nur am Abend und in der Nacht auf der Berghütte. Am Tag bin ich mehrmals runter ins Tal und dann von Waldkogel heraufgelaufen, um die Vorräte zu bringen. Des alles würde ich dem Schreiberling gern mal aufbürden. Dann würde er sich des dreimal überlegen, bevor er so etwas schreibt.«
Toni ließ sich von Alois die Zeitungsseite geben. Er und Anna lasen sie gemeinsam. Der Bericht über das Leben auf einer Berghütte füllte eine ganze Seite. Der Text war um einige Anzeigen in der Mitte des Blattes herumgruppiert.
»Alois! Der Bursche wird diese Berghütten besucht haben. Des ist bezahlte Reklame, denke ich!«
»Des ist ein Schmarrn!«
Der alte Alois zog an seiner Pfeife. Sie qualmte mächtig.
»Die Zeit bleibt net stehen! Des weiß ich auch. Es ist gut, daß es heute nimmer so hart ist. Außerdem sind die Hüttengäste anspruchsvoller geworden. Des ist schon ein Hotelbetrieb, den der da beschreiben tut. Aber er tut so, als sei des immer schon so gewesen.«
»Da magst recht haben, Alois!«
Toni gab dem Alois die Zeitung zurück. Er schlug ihm vor, seinem Unmut Luft zu machen, indem er einen Leserbrief an die Zeitung schrieb.
»Des ist vielleicht keine schlechte Idee!« überlegte Alois.
»Toni, niemand hat so viel Erfahrung mit dem Leben auf einer Berghütte wie der Alois. Der Alois könnte der Zeitung anbieten, selbst über das Leben eines Hüttenwirtes zu schreiben. Er kennt so viele Geschichten. Er hat so viel erlebt. Toni, du weißt doch selbst, wie gebannt unsere Hüttengäste immer zuhören, wenn der alte Alois erzählt. Sicherlich wären die Leser begeistert.«
»Mei, Anna! Des ist eine ganz tolle Idee! He, Alois! Was sagst zu dem Vorschlag von der Anna? Mei, des wäre doch etwas, meinst net auch?«
»Schon! Aber ich war nie gut im Schreiben. Da mache ich bestimmt Fehler. Ich hab’ nur eine einfache Schulbildung. Bei der Zeitung sind des alles studierte Leute!«
Der alte Alois schüttelte den Kopf.
»Nun zier’ dich net, Alois! Du bist ein wandelndes Geschichtenbuch und Geschichtsbuch. Des kommt bestimmt gut an.