Junge Herzen in Aufruhr: Toni der Hüttenwirt Classic 23 – Heimatroman
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Liebe und Gefühle, nach Heimat und bodenständiger Natur bildet Kern und Botschaft dieser unvergleichlichen Romanserie.
Es war später Nachmittag. Obwohl die Sonne schien, wehte an diesem Tag ein kühler Wind vom »Höllentor‹ herunter, einem der Hausberge über Waldkogel. Antonius Baumberger, seit seiner Kindheit von allen nur Toni gerufen, betrat die Küche der Berghütte. »Nun, Toni, bist mit allem fertig draußen?« fragte seine liebe junge Frau Anna und blickte kurz auf. Sie formte Brötchen aus Brotteig und setzte sie auf das Blech. »Ich bin hier auch fast fertig. Nur noch ein paar Bleche, dann können sie kommen.« »Ich bin draußen auch soweit. Die Bänke stehen, das Holz ist aufgeschichtet. Die Bretter für den Tanzboden liegen. Die Sau brutzelt auf'm Grill. Der alte Alois dreht den Spieß, und unser Bello liegt daneben und bewacht das Ganze.« »Ich wundere mich, daß die Gäste noch nicht da sind. Die Gruppe wollte doch schon am Mittag kommen. Jetzt ist es schon später Nachmittag und sie sind noch nicht da!« »Mußt dir keine Gedanken machen. Die werden es net so eilig haben. Außerdem mußt du bedenken, daß die eine Zeit brauchen, bis rauf zu uns auf die Berghütte. Des sind ja alles keine durchtrainierten Bergler, sondern Leut', die sonst hinterm Schreibtisch sitzen.
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Buchvorschau
Junge Herzen in Aufruhr - Friederike von Buchner
Leseprobe:
Elternlos – und doch geliebt
Leseprobe»Morgen früh beginnt für mich wieder der Alltag«, seufzte Peter Schellmann. »Da heißt es, am Zeichentisch zu stehen und die Pläne meines Chefs auszuarbeiten.« »Ist dein Chef ein Ekel?«, erkundigte sich Peters siebenjähriger Bruder Ulrich neugierig. »Nein, Herr Zinner ist kein Ekel. Im Gegenteil, er ist ausgesprochen freundlich. Ich kann mich glücklich schätzen, dass ich in Oswald Zinners Bauun¬ternehmen untergekommen bin, obwohl …« »Obwohl – was?«, fragte Ulrich, als Peter stockte und nicht gesonnen schien weiterzusprechen. »Nichts«, entgegnete der junge Architekt einsilbig. Er fand, es hatte keinen Sinn, dem kleinen Bruder etwas vorzujammern. Während seines Studiums hatte er teils von kühnen Brückenkonstruktionen, die reißende Urwaldflüsse überspannten, geträumt, teils von atemberaubenden Prachtbauten, die weltweite Bewunderung und Anerkennung gefunden hatten. Natürlich hatte er schon damals gewusst, dass seine Chance, diese Träume zu verwirklichen, gering war, und war durchaus bereit gewesen, sich mit weniger anspruchsvollen Aufgaben zufriedenzugeben. Nur hätte er gern irgendeinen greifbaren Erfolg seiner Arbeiten gesehen. Oswald Zinners Bauvorhaben schienen jedoch über das Planungsstadium nicht hinauszukommen. Was will ich eigentlich?, fragte sich Peter. Die Firma war neu, erst vor kurzem gegründet.
Toni der Hüttenwirt Classic
– 23 –
Junge Herzen in Aufruhr
Wem gehört das Findelkind?
Friederike von Buchner
Es war später Nachmittag. Obwohl die Sonne schien, wehte an diesem Tag ein kühler Wind vom »Höllentor‹ herunter, einem der Hausberge über Waldkogel.
Antonius Baumberger, seit seiner Kindheit von allen nur Toni gerufen, betrat die Küche der Berghütte.
»Nun, Toni, bist mit allem fertig draußen?« fragte seine liebe junge Frau Anna und blickte kurz auf.
Sie formte Brötchen aus Brotteig und setzte sie auf das Blech.
»Ich bin hier auch fast fertig. Nur noch ein paar Bleche, dann können sie kommen.«
»Ich bin draußen auch soweit. Die Bänke stehen, das Holz ist aufgeschichtet. Die Bretter für den Tanzboden liegen. Die Sau brutzelt auf’m Grill. Der alte Alois dreht den Spieß, und unser Bello liegt daneben und bewacht das Ganze.«
»Ich wundere mich, daß die Gäste noch nicht da sind. Die Gruppe wollte doch schon am Mittag kommen. Jetzt ist es schon später Nachmittag und sie sind noch nicht da!«
»Mußt dir keine Gedanken machen. Die werden es net so eilig haben. Außerdem mußt du bedenken, daß die eine Zeit brauchen, bis rauf zu uns auf die Berghütte. Des sind ja alles keine durchtrainierten Bergler, sondern Leut’, die sonst hinterm Schreibtisch sitzen. Bei so einem großen Betriebsausflug, mit mehreren Bussen, da geht des vielleicht ein bisserl langsamer. Es ist ja doch eine ganze Strecke von da oben aus dem hohen Norden, bis zu uns her. Die werden schon kommen!«
Anna schob ein weiteres Backblech in den Ofen. Toni griff nach einem noch warmen Brötchen.
»Toni, laß die Nascherei! Die sind noch warm. Nicht daß du Bauchschmerzen bekommst,« ermahnte ihn Anna.
»Keine Sorg’! So frisch gebackene Weck, die lieb’ i’. I’ zapf mir jetzt draußen ein Bier. Schließlich muß ich ja prüfen, ob die Zapfanlage geht.«
»Freust dich auf den Abend, Toni?«
»Des wird ganz zünftig werden. I’ bin sicher, daß es ein Erfolg wird. Wirst sehen, dann machen noch mehr ihre Betriebsausflüge zu uns auf die Berghütte. Nur des Wetter spielt net recht mit. Es bläst so ein kühler Wind vom ›Höllentor‹ herunter. Des hat nix Gutes zu bedeuten.«
Anna nickte nur. Seit sie mit Toni verheiratet war und mit ihm die Berghütte betrieb, hatte sie gelernt, daß man die Ahnungen und Befürchtungen, wie sie die alten Erzählungen überlieferten, nicht unbeachtet lassen sollte.
Blies der Wind vom Gipfel des »Engelssteigs« herunter, dann gab es nichts zu befürchten. Nach der Legende stiegen vom Gipfel des »Engelsteigs« die Engel in die Himmel hinauf. Gegenüber, auf der anderen Seite des Tales, erhob sich der mächtige und schroffe andere Berg, das »Höllentor‹, mit seinen bedrohlichen Hängen und Schluchten. Es war verboten, sich alleine weit hoch zu wagen, denn viele leichtsinnige Bergsteiger waren umgekommen oder konnten nach schweren Verletzungen nur knapp ihr Leben retten. Die Waldkogeler fürchteten sich, wenn der Wind vom »Höllentor‹ herunterwehte. Das verheißt nichts Gutes, sagten sie.
Toni saß draußen neben Alois und trank sein Bier. Der Bratenduft erfüllte die Luft. Tonis Handy klingelte. Er meldete sich.
»Mei, des ist ja ein Unglück! Da kann man nix machen.«
Er lauschte.
»Naa, machen S’ sich da mal keinen Kummer, des regeln wir schon.«
Dann verabschiedete er sich.
»Toni, was ist?« fragte der alte Alois besorgt, dem früher die Berghütte gehört hatte und der jetzt seine alten Tage dort verbrachte.
»Die kommen net. Da hat’s ein Gewitter gegeben und der Blitz ist heut’ nacht in die Papierfabrik eingeschlagen.«
»I’ hab’s gewußt! Wenn der Wind vom ›Höllentor‹ runterweht, des hat nix Gutes zu bedeuten. Was machen wir jetzt mit der schönen Sau, dem Bier und dem schönen Essen, des die Anna gemacht hat? Wär’ schad’, wenn’s umkommen tät!«
Toni nahm für einen Augenblick seinen Hut mit dem großen Gamsbart ab, den er bei dem kühlen Wind trug und fuhr sich mit der Hand durch sein dichtes Haar.
»I’ muß erst mal mit der Anna reden!«
Die Hände in den Taschen der Lederhose tief vergraben, ging er mit großen Schritten hinein in die Berghütte.
»Anna, die Gäst’ kommen net. Bei denen daheim hat der Blitz eingeschlagen. Die Fabrik steht immer noch in Flammen. Ja, Papier, Karton und Zellulose, des brennt eben gut.«
»Das ist ja schrecklich! Wurde jemand verletzt?«
»I’ glaub’ net. Des hätt’ der Direktor wohl gesagt. Jetzt müssen wir uns überlegen, was wir mit dem ganzen schönen Essen und dem Bier machen – und der Sau. Die paar Hüttengäst’, die da sind, und wir, wir schaffen des net z’sammen!«
Anna betrachtete die vielen Schüsseln und Töpfe mit dem Essen, das sie zubereitet hatte, den Kuchen und den großen Korb mit den frischen Brötchen.
Toni setzte sich einen Augenblick an den Küchentisch.
»I’ hab’s doch gewußt! Wenn der Wind vom ›Höllentor‹ runterweht, dann passiert immer was.«
Anna überlegte.
»Dann machen wir eben ein zünftiges Fest für unsere Freunde. Es ist ja nächste Woche auch unser Hochzeitstag.«
»Richtig!« Toni sprang auf. »Den verbringen wir aber allein! Nur du und ich!«
Er umfaßte seine Anna, hob sie hoch und wirbelte sie in der Küche herum.
Dann stellte er sie ab, und sie küßten sich.
»Ja, mein Toni! Mein fescher Hüttenwirt! Den feiern wir ganz allein! Aber jetzt haben wir die ganzen Vorbereitungen gemacht. Bezahlt ist auch alles. Also rufst alle an. Sie sollen raufkommen!«
Anna nahm das kleine Notizbuch vom Küchenschrank und drückte es Toni in die Hand.
»Los! Fang an zu telefonieren!«
»Bist dir im klaren, daß bei Freibier und Spankerkel, halb Waldkogel kommt?«
»Ich komme so selten hinunter ins Dorf. Es wäre mir eine große Freude, sie alle mal wieder zusammenzuhaben, Toni!«
»Wenn mein Herzmadl sich des so wünscht, dann wird des so gemacht.«
Toni verschwand nach draußen.
Anna arbeitete weiter in der Küche.
Nach einer halben Stunde hatte Toni alle erreicht.
»Anna, sie kommen alle. Der Leo mit der Truppe von der Bergwacht, die kommen mit dem Hubschrauber, falls sie einen Einsatz haben, dann müssen’s von hier aus starten. Der Fellbacher kommt auch. Der hätt’ als Bürgermeister zwar eine Gemeinderatssitzung heut’ abend gehabt, aber die hat er kurzerhand als geselliges Beisammensein auf unsere Berghütte umgelenkt. Sogar der Pfarrer Zandler kommt rauf. Des freut mich besonders. Der meint, wenn der Wind vom ›Höllentor‹ runterweht, dann wär’s gut, wenn er als irdischer Vertreter des Himmels dabei wär’, sozusagen wie ein Notfallteam.«
Toni und Anna schauten sich an. Beide dachten an die Überlieferungen, die vielen Geschichten, die sich die Waldkogeler von alters her erzählten. Und immer begannen die Erzählungen mit den Worten: Damals wehte ein kalter Wind vom »Höllentor« herunter…
»Der Martin Engler kommt auch. Der Wolfi kommt mit einer ganzen Truppe. Die Leut’ von den Polizeistationen von Waldkogel und Marktwasen, die wollten heut’ abend eine Fortbildungsmaßnahme machen. Die läßt Wolfi dann ins Wasser fallen«, Toni lachte. »Besser ins Bier!«
*
Der Abend kam. Die Sonne stand groß und niedrig über den Bergen und die Gipfel leuchteten im Abendrot. Die vereinzelten Wolkenschleier am blaßblauen, sich immer dunkler färbenden Himmel, spannten sich wie blaßrosa Bänder über das Tal.
»Der Wind vom ›Höllentor‹ hat ein bissel nachgelassen, Anna! Des ist gut!« sagte Toni und sein besorgter Blick wanderte hinauf zum schroffen Felsgipfel des »Höllentors«.
»Ja, Toni! Das ist gut! Komm, trage die restlichen Sachen hinaus und zünde schon einmal das Holz an. Es wird schnell dunkel werden.«
Bis es ganz dunkel geworden war, waren alle eingetroffen. Das Lagerfeuer und die rundherum aufgestellten Fackeln erleuchteten die Nacht. Der alte Alois spielte auf seiner Zither. Es wurde gegessen, getrunken und getanzt. Viele der Burschen hatten ihre Madln mitgebracht.
»Ach, Anna, ist des net schön! So einen zünftigen Abend, den sollt’ man öfters machen. Des war eine gute Idee von dir, mein Prachtweib!«
Toni nahm Anna in den Arm und führte sie zur Tanzfläche. Dort reihten sie sich in die Gruppe ein, zu