Sie meinte es nur gut!: Toni der Hüttenwirt 391 – Heimatroman
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"Toni, der Hüttenwirt" aus den Bergen verliebt sich in Anna, die Bankerin aus Hamburg. Anna zieht hoch hinauf in seine wunderschöne Hütte – und eine der zärtlichsten Romanzen nimmt ihren Anfang. Hemdsärmeligkeit, sprachliche Virtuosität, großartig geschilderter Gebirgszauber – Friederike von Buchner trifft in ihren bereits über 400 Romanen den Puls ihrer faszinierten Leser.
Es war später Vormittag. Die Hüttengäste waren zu ihren Wanderungen und Gipfelerstürmungen aufgebrochen. Toni füllte zwei Becher mit süßem Milchkaffee. »Komm, Anna, machen wir unsere wohlverdiente Kaffeepause.« Anna Baumberger, Tonis Frau, trocknete sich die Hände ab. Sie folgte ihrem Mann auf die Terrasse der Berghütte. Der alte Alois saß dort in der Sonne und schaute über das schöne Tal. Die Luft war klar und rein. Über den Gipfeln vom ›Engelssteig‹ und ›Höllentor‹ wölbte sich ein strahlendblauer Himmel. Die Sonne schien und bedeckte die letzten Dunstschleier über den Almwiesen mit ihren Strahlen. Anna und Toni setzten sich zum Alois an den Tisch. Toni atmete tief durch. »Mei, wie schön die Berge sind! Wie herrlich Gottes Natur ist! Welch ein Frieden und eine Ruhe! Es ist einfach ein himmlischer Flecken.« Toni legte den Arm um seine Anna. »Wir haben es gut getroffen, findest net auch, Anna?« »Sehr gut! Ich bin auch täglich voller Dankbarkeit.«
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Buchvorschau
Sie meinte es nur gut! - Friederike von Buchner
Toni der Hüttenwirt
– 391 –
Sie meinte es nur gut!
Friederike von Buchner
Es war später Vormittag. Die Hüttengäste waren zu ihren Wanderungen und Gipfelerstürmungen aufgebrochen. Toni füllte zwei Becher mit süßem Milchkaffee.
»Komm, Anna, machen wir unsere wohlverdiente Kaffeepause.«
Anna Baumberger, Tonis Frau, trocknete sich die Hände ab. Sie folgte ihrem Mann auf die Terrasse der Berghütte. Der alte Alois saß dort in der Sonne und schaute über das schöne Tal. Die Luft war klar und rein. Über den Gipfeln vom ›Engelssteig‹ und ›Höllentor‹ wölbte sich ein strahlendblauer Himmel. Die Sonne schien und bedeckte die letzten Dunstschleier über den Almwiesen mit ihren Strahlen.
Anna und Toni setzten sich zum Alois an den Tisch. Toni atmete tief durch.
»Mei, wie schön die Berge sind! Wie herrlich Gottes Natur ist! Welch ein Frieden und eine Ruhe! Es ist einfach ein himmlischer Flecken.«
Toni legte den Arm um seine Anna.
»Wir haben es gut getroffen, findest net auch, Anna?«
»Sehr gut! Ich bin auch täglich voller Dankbarkeit.«
Anna lachte fröhlich.
»Nie hätte ich gedacht, daß das Leben so schön sein kann. Sicherlich war ich vor meiner Zeit mit dir auch irgendwie glücklich. Aber es war ein flüchtiges Glück. Die Zufriedenheit des Augenblicks, des Erfolges als Bankerin hält nicht lange an. Sie füllt nicht aus. Danach hetzte ich innerlich und äußerlich weiter und weiter und immer weiter.«
Anna schaute ihrem Toni tief in die Augen und kuschelte sich an ihn.
»Ich bin unendlich glücklich! Die Berge sind mir zur Heimat geworden.«
Toni küßte Anna auf das Haar, das von der Gebirgssonne noch heller geworden war.
»Da kommt der Hubschrauber schon wieder!« rief der alte Alois und deutete auf einen kleinen schwarzen Punkt über den Bergen.
»Der ist schon gestern öfters hier drüber geflogen. Was der wohl will? Ob er was sucht? Und niedrig ist er geflogen! Die Berghütte hat er umkreist, als würde er hier was suchen. Toni, kannst du dir darauf einen Reim machen?«
Toni schaute dem Hubschrauber entgegen. Langsam schwoll das Geräusch der sich drehenden Rotorblätter an.
»Was denkst, Toni? Wer des wohl ist?«
»Des kann ich dir net sagen, Alois. Gestern dachte ich erst, daß des wieder so ein paar reiche, aber bequeme Helitouristen sind, wie ich sie nenne, die sich ein paar Stunden Bergwelt gönnen wollen, aber zu faul für den Aufstieg sind. Anfangs, als wir die Berghütte eröffnet haben, kamen öfters welche. Doch dann hat es sich wohl rumgesprochen, daß wir solche Leut’ net so gerne sehen. Der Grund, auf dem des Geröllfeld hier ist, gehört zur Berghütte. Jeder, der hier landen will, braucht von uns die Erlaubnis. Aber es hat niemand angefragt.«
»Die einzigen, die hier immer landen dürfen, des ist die Bergwacht«, warf Alois ein.
»Richtig! Der Leo wollte heute auf dem Übungsflug Bier mit heraufbringen. Doch der kommt erst am Nachmittag«, sagte Toni. »Und des ist net der Leo!«
Der Hubschrauber kam näher. Er flog über die Berghütte und drehte. Er kam zurück und flog noch tiefer darüber. Anna hielt sich die Ohren zu.
»Mei, der muß narrisch sein!« schimpfte Toni Baumberger.
Er sprang auf und fuchtelte mit den Armen in der Luft herum. Er machte eindeutig klar, daß es hier keine Landemöglichkeit gebe und er abdrehen sollte. Doch Tonis Bemühung war vergebens. Immer wieder kreiste der Hubschrauber über der Berghütte und in nächster Nähe über dem Pfad zur Oberländer Alm. Dabei stand er eine ganze Weile auf der Stelle.
»Was soll des?« schimpfte Toni.
Die Luft dröhnte von dem Geräusch. Das Echo verstärkte das gewaltige Dröhnen. Auf der Terrasse verstand man seine eigenen Worte nicht mehr. Der Luftzug wirbelte Staub und Sand auf und preßte ihn über das Geröllfeld in Richtung der Berghütte.
Toni eilte in die Berghütte und holte sein Fernglas. Er wollte sich den Hubschrauber aus der Nähe betrachten. Es war ein einfarbiger hellblauer Hubschrauber mit schwarzverglasten Scheiben. Der Hubschrauber stieg senkrecht in die Höhe und drehte ab. Dann flog er über das Tal von Waldkogel zurück.
Toni ließ das Fernglas sinken.
»Die schwarzen Scheiben, die sind eine gute Tarnung. Ich konnte nicht erkennen, wieviel Leute drin sitzen und net erkennen, wer es war.«
Anna zog Toni neben sich.
»Rege dich nicht auf! Das geht vorbei. Er war ja bis jetzt nur gestern und heute da. Vielleicht wird etwas transportiert?«
»Naa, Anna, naa! Ich weiß zwar, daß drüben auf der anderen Seite am ›Höllentor‹ Hangbefestigungen angebracht werden sollen, doch des ist auf der anderen Seite des Gipfels. Wenn ein Hubschrauber dafür eingesetzt wird, dann ist er hier völlig falsch. Der hat hier nix zu suchen. Außerdem hat er keine Transportvorrichtung unten dran. Naa, naa! Mir scheint, der ist nimmer ganz klar im Kopf und weiß anscheinend net, wo er hin will und was er sucht. Des scheint mir ein Privathubschrauber zu sein. Vielleicht ist des Fluggerät das Spielzeug eines reichen Protzes. So etwas soll es geben. Als Kind hat er ferngesteuerte Spielzeughubschrauber fliegen lassen. Jetzt sitzt er selbst am Steuerknüppel.«
Anna streichelte Toni die Schulter.
»Toni, Liebling! Ganz ruhig, Liebster! Er ist ja fort! Wenn der Leo heute nachmittag kommt, dann frage ihn. Vielleicht kennt er den Hubschrauber. Gut möglich ist, daß er weiß, wem er gehört. Und sollte er noch einmal kommen, dann versuchst du dir die Registrierungsnummer zu notieren.«
»Des ist eine gute Idee! Die Bergwacht ist oft unterwegs. Außerdem kann sich der Leo erkundigen. Er bekommt als Leiter der Bergwacht in Kirchwalden bestimmt Auskunft. Der Leo kennt alle, die hier in der Gegend fliegen. Und wenn er die Nummer weiß, dann ist es einfach.«
Toni trank einen Schluck Kaffee.
»Ich finde des einfach unverschämt! Des ist außerdem unnötig. Des macht die Berge kaputt. Es gibt viel loses Gestein. Schallwellen können wie Sprengungen wirken oder wie Preßlufthämmer. Wenn eine Geröllawine abgeht, dann ist des schlimm. Es kann gefährlich werden. Sicherlich kann des immer mal geschehen. Doch man muß es nicht durch solchen Unfug herausfordern, denk’ ich!«
»Des stimmt, Toni! Der Pilot kann net aus den Bergen sein. Der ist mit Sicherheit kein echter Bergler, sonst würde er so etwas net machen. Echte Bergler, die hier aufgewachsen sind, die haben Respekt vor der Natur. Die lassen ihre Finger von so einem Unsinn«, stimmte der alte Alois Toni zu.
Die beiden Männer waren sich in ihrem strengen Urteil einig.
Anna schwieg dazu. Sie hielt ihren Kaffeebecher in den Händen, nippte daran. Toni sah, daß sie in Gedanken war.
»Anna, was denkst? Was geht dir durch den Kopf? Ich kenne dich; wenn du so schweigsam bist, dann brütest über etwas nach. Red’ schon!«
Anna lächelte ihren Mann an.
»Alois und du, ihr urteilt streng. Ihr laßt kein gutes Haar an dem Piloten. Der Pilot muß nicht zwangsläufig auch der Eigentümer sein. Vielleicht ist er nur angestellt. Dann muß er das machen, was sein Chef ihm aufträgt. Hat er dann eine Wahl?«
»Nein, kann er sagen! Nein, wenn er die Berge liebt!«
Anna streichelte Tonis Wange.
»Liebster Toni! Ich verstehe, daß du ärgerlich bist. Die Hüttengäste auf der Terrasse gestern waren auch sehr ungehalten und fühlten sich gestört. Unsere Gäste sind echte Bergliebhaber. Sie nehmen den mühsamen Aufstieg von der Oberländer auf sich, um hier herauf zu kommen.«
»Mühsamer Aufstieg? Pah! So mühsam ist des auch net! Ich bin des ein Leben lang gegangen und des gleich mehrmals am Tag!« protestierte der alte Alois sofort, der Jahrzehnte vor Toni und Anna mit seiner Frau die Berghütte betrieben hatte.
Anna lächelte ihm zu.
»Ich widerspreche dir nicht, Alois! Aber die Zeiten haben sich geändert. Die Menschen suchen Komfort. Wir sind hier die einzige Berghütte weit und breit, die man nicht mit dem Auto erreichen kann.«
»Richtig, und darauf bin ich stolz! Ich bin froh, daß ihr meine Ideale teilt und keine Straße baut. Jemand, der eine Straße von der Oberländer Alm herauf anlegen lassen wollte, dem hätte ich meine geliebte Berghütte auch net überlassen. Berge müssen erwandert werden. Wer sein Kletterzeug und seine Biwakausrüstung heraufgetragen hat, der verhält sich mit Sicherheit anders, als einer der sein Auto irgendwo vor einer Berghütte parkt und nur den Kofferraum aufzumachen braucht.«
In diesem Punkt waren sich Toni, Anna und der alte Alois einig. Toni und Anna führten die Berghütte in Anlehnung an die gute alte Tradition. Sicherlich gab es Neuerungen. Im Schuppen stand