Madl, hör auf dein Herz!: Toni der Hüttenwirt Classic 53 – Heimatroman
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Liebe und Gefühle, nach Heimat und bodenständiger Natur bildet Kern und Botschaft dieser unvergleichlichen Romanserie.
Es war später Vormittag. Über Waldkogel und den Bergen wölbte sich ein makellos blauer Himmel. Ein warmer Südwind wehte über die Berge und verbreitete den würzigen Duft von Tannen und frischgemähtem Heu. Toni Baumberger, den seit frühester Kindheit niemand mehr Antonius rief, fuhr langsam den Weg am Bergsee entlang. Der Wind kräuselte die Wellen, deren Wellenkämme golden in der Sonne leuchteten. Toni hielt an. Er stieg aus und lehnte sich an seinen Geländewagen. Die Hände in den Lederhosen, stand er lange da und erfreute sich still an der wunderschönen Landschaft. Welch herrlicher Flecken Natur, dachte er. Die Zeit steht hier still und alles erscheint ewig. Hinter Tonis Geländewagen hielt ein kleiner Jeep. Ein Mann stieg aus. Er trug den Hut tief ins Gesicht gezogen. Toni beobachtete ihn, wie er eine Anglerausrüstung aus dem Auto lud. Vollbepackt kam er auf Toni zu. »Grüß dich, Toni! Was machst du hier? Warum bist du net auf deiner Berghütte?« »Mei, der Straubingerbauer! Grüß Gott!
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Buchvorschau
Madl, hör auf dein Herz! - Friederike von Buchner
Toni der Hüttenwirt Classic
– 53 –
Madl, hör auf dein Herz!
Karoline entdeckt das Leben
Friederike von Buchner
Es war später Vormittag. Über Waldkogel und den Bergen wölbte sich ein makellos blauer Himmel. Ein warmer Südwind wehte über die Berge und verbreitete den würzigen Duft von Tannen und frischgemähtem Heu. Toni Baumberger, den seit frühester Kindheit niemand mehr Antonius rief, fuhr langsam den Weg am Bergsee entlang. Der Wind kräuselte die Wellen, deren Wellenkämme golden in der Sonne leuchteten. Toni hielt an. Er stieg aus und lehnte sich an seinen Geländewagen. Die Hände in den Lederhosen, stand er lange da und erfreute sich still an der wunderschönen Landschaft. Welch herrlicher Flecken Natur, dachte er. Die Zeit steht hier still und alles erscheint ewig.
Hinter Tonis Geländewagen hielt ein kleiner Jeep. Ein Mann stieg aus. Er trug den Hut tief ins Gesicht gezogen. Toni beobachtete ihn, wie er eine Anglerausrüstung aus dem Auto lud. Vollbepackt kam er auf Toni zu.
»Grüß dich, Toni! Was machst du hier? Warum bist du net auf deiner Berghütte?«
»Mei, der Straubingerbauer! Grüß Gott! Ich habe dich net gleich erkannt.«
In Tonis Stimme lag Verwunderung.
»Willst angeln?«
»Ja! Endlich hab’ ich Zeit! Ich weiß net, ob die Fisch’ anbeißen. Aber des ist auch net wichtig. Es geht um die Freude dabei, verstehst?«
Wilhelm Straubinger ging zum Ufer. Er klappte seinen dreibeinigen Segeltuchsessel auseinander und setzte sich. Toni folgte ihm. Straubinger, der Willi gerufen wurde, bereitete mit Akribie seine Angelrute vor.
Dann warf er sie aus. Er schaute Toni an.
»Nun, was machst du hier?«
»Ich bin auf dem Weg zum Sägewerk gewesen. Ich brauche Brennholz. Der Weißgerber soll mir eine Wagenladung zur Oberländer Alm fahren. Ich nehme dann jeden Tag ein Bündel mit rauf zur Berghütte.«
»Ein mühsames Geschäft!« bemerkte der Bauer.
»Des schon! Wir müssen alles rauftragen oder der Bello zieht des Wägelchen. Des hat die Anna gut gemacht, sie hat den Neufundländer bestens trainiert! Der Bello geht den Weg auch alleine. Ohne den Hund wäre es noch mühsamer. Doch die Vorteile überwiegen. Ich möchte keine andere Berghütte bewirtschaften. Eine Berghütte, zu der eine bequeme Straße raufführt, des ist in meinen Augen keine Berghütte mehr.«
»Des stimmt, Toni! Da gebe ich dir recht! Des ist ein Ausflugslokal. Sag mal, bringt dir der Leo des Bier immer noch mit dem Helikopter?«
»Ja! Des hat sich so eingependelt. Auf jedem Übungsflug der Bergwacht bringt Leo ein paar volle Fässer mit rauf und nimmt die leeren mit runter. Dafür machen wir alle paar Wochen einen zünftigen Hüttenabend mit Lagerfeuer auf dem Geröllfeld für die Kameraden der Bergwacht. Jetzt ist es bald wieder soweit. Deshalb will ich zum Weißgerber, wegen dem Holz. Der hat immer Abfallholz. Da ist er froh, wenn er es los wird.«
Wilhelm Straubinger holte die Angel ein und wechselte den Köder. Er warf sie wieder aus.
»Hast eine gute Ausstattung!« bemerkte Toni mit Blick in den offenen Kasten.
In kleinen Fächern lagen verschiedene Angelhaken.
»Ja, des ist die Luxusausführung. Die hat mir meine Trudi zum Geburtstag geschenkt. Angeln ist jetzt mein Hobby. Daheim auf dem Hof auf dem Altenteil rumsitzen, des ist net meine Sache. Die Trudi ist da besser dran. Die macht immer noch den Haushalt und tut kochen. Der Bub tut jeden Tag bei uns essen. Aber ich mach’ kaum noch etwas auf dem Hof. Nur, wenn der Gustl fragen tut. Weißt, entweder übergibt man einen Hof oder man übergibt ihn net. Wir, meine Trudl und ich, sind froh, daß der Gustl des macht. Und er macht es gut! Der ist mit Leib und Seel’ dabei. Da laß ich ihn in Ruhe. Sonst hätte er net des Gefühl, daß des jetzt sein Hof ist. Außerdem bin ich froh, daß ich endlich Zeit zum Angeln habe, verstehst? Des ruhige Sitzen und den Gedanken nachhängen, die schönen Berge betrachten, ohne sich Sorgen machen zu müssen, des
ist ein wirkliches Gottesgeschenk. Früher war ich ein begeisterter Bergsteiger, doch die alten Knochen sitzen lieber ruhig am Ufer des schönen Bergsees, verstehst?«
»Ja, dann wünsche ich dir, wie sagt man? Petri Heil!«
»Petri Dank! Dir auch einen schönen Tag, Toni! Ich komme vielleicht bald mal rauf zu euch auf die Berghütte. Wenn ich mal schöne Fische habe, dann bring’ ich die der Anna rauf. Ich muß mir beim Aufstieg eben Zeit lassen. Wie gesagt, die Beine wollen manchmal nimmer so. Doch es wäre mir schon eine richtige Freud’, deiner Anna ein paar Fisch zukommen zu lassen. Dein Madl kommt ja von der See, da wird sie sich freuen.«
»Danke, Straubinger! Da wird sich meine Anna sicherlich freuen. Dein selbstgeräucherter Fisch ist ja schon legendär!«
»Ja, da habe ich so meine Tricks. Die tue ich aber net verraten«, grinste Wilhelm Straubinger. »Grüß mir deine Anna!«
»Des mußt auch net verraten, Bauer! Ich werde Anna deine Grüße ausrichten.«
Toni ging zurück zu seinem Geländewagen. Er fuhr zum Sägewerk, und sprach mit Albert Weißgerber. Dieser versprach ihm das Holz in den nächsten Tagen auf die Oberländer Alm zu bringen. Er bot Toni sogar an, das Holz auf Paletten zu verschnüren. Dann könnte Leo vielleicht einige Paletten auch mit dem Hubschrauber hinauf auf die Berghütte fliegen, indem er sie als Last unter den Hubschrauber hängte.
»Des hört sich doch gut an, Weißgerber! Dann komm doch mit deinen Männern hinauf. Des wird ein zünftiges Fest geben.«
Albert Weißgerber bedankte sich und versprach zu kommen.
Auf dem Rückweg sah Toni Wilhelm Straubinger noch am Ufer sitzen. Toni hupte kurz und winkte ihm zu. Straubinger winkte mit dem Hut zurück. Im Rückspiegel sah Toni, wie der alte Bauer die Schnur einholte und einen Fisch aus dem Wasser zog.
Während Toni weiterfuhr, dachte er an seine Anna. Sie hatte sich gut in den Bergen eingelebt, war eine richtige Berglerin geworden. Doch bei dem Gedanken an frischen oder lecker geräucherten Fisch, bekam Anna schon einmal träumerische Augen. Toni verstand dies.
Er nahm sich vor, beim nächsten gemeinsamen Besuch in Kirchwalden Fisch essen zu gehen. Dort gab es seit neustem ein Fischrestaurant. Ich will meine liebe Anna mehr verwöhnen, dachte Toni. Sie ist so wunderbar. Ich bin so glücklich mit ihr, daß ich es in Worten nicht ausdrücken kann.
Bevor Toni hinauf auf die Oberländer Alm fuhr, hielt er noch kurz beim Andenken- und Trachtenladen Boller und kaufte für seine Anna ein schönes Umhängetuch. Warum nicht einfach einmal so zwischendrin etwas schenken? Es muß ja nicht immer an Weihnachten, Geburtstag oder Namenstag sein, dachte er. Fröhlich machte er sich auf den Weg. Er malte sich aus, wie sich Anna freuen würde, wie überrascht sie wäre.
*
Lärm und die Stimmen der Arbeiter, die im parkähnlichen Garten des Bergmannschen Anwesens das Partyzelt aufbauten, drangen durch das offene Fenster. Karoline Bergmann lag auf dem Bett und starrte an die Zimmerdecke. Ihr war unwohl. Sie fühlte sich nicht glücklich. Ärgerlich stand sie auf und schloß das Fenster. Dann warf sie sich wieder auf das Bett. Sie griff nach der Fernbedienung und schaltete ihre Musikanlage ein. Sie erhöhte die Lautstärke bis sie den Lärm aus dem Garten nicht mehr hörte. Lieder der Berge schallten durch das große Haus. Karoline schloß die Augen. Sie träumte. In Gedanken schritt sie über Almwiesen, auf denen Kühe friedlich grasten. Wenn sie einen Schritt weitergingen, läuteten die Kuhglocken an den breiten Lederbändern um ihrem Hals. Der Bergwind spielte mit Karolines Haar. Es duftete nach Tannen und frischem Heu.
Die Tür zu Karolines Zimmer wurde aufgerissen. Es war ihre Mutter, Agathe Bergmann. Zuerst stellte sie die Musik ab.
»Kind, was soll das? Die Scheiben scheppern schon, so laut ist es, dieses schreckliche Gedudel! Die Männer grinsen schon.«
»Mutter! Dann laß sie grinsen!«
Karoline drückte wieder auf ihre Fernbedienung. Aber ihre Mutter hatte die Anlage komplett ausgeschaltet. Karoline warf ihrer Mutter wütende Blicke zu.
»Gut, dann setze ich Kopfhörer auf!«
Ihre Mutter seufzte.
»Ich verstehe wirklich nicht, was du bei der Musik empfindest. Das ist mir ein Rätsel und wird es wohl immer bleiben. Wieso bist du so aus der Art geschlagen, bei dieser Schulbildung, die wir dir ermöglicht haben. Diese Musik ist so ganz anders als alles, was wir hören. Das paßt nicht zu uns!«
»Passen? Passen? Für dich! Für euch muß immer alles passen. Ich liebe Volksmusik! Sie gibt mir vielleicht Gefühle, von denen