Süßer Honig – bittere Liebe?: Toni der Hüttenwirt 395 – Heimatroman
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"Toni, der Hüttenwirt" aus den Bergen verliebt sich in Anna, die Bankerin aus Hamburg. Anna zieht hoch hinauf in seine wunderschöne Hütte – und eine der zärtlichsten Romanzen nimmt ihren Anfang. Hemdsärmeligkeit, sprachliche Virtuosität, großartig geschilderter Gebirgszauber – Friederike von Buchner trifft in ihren bereits über 400 Romanen den Puls ihrer faszinierten Leser.
Am frühen Morgen war Toni mit Sebastian und Franziska von der Berghütte auf die Oberländer Alm hinuntergewandert. Dort wartete sein Vater, der Xaver Baumberger. Er nahm die Kinder mit ins Tal und setzte sie vor der Schule ab. Xaver Baumberger, Toni und der Bürgermeister Fellbacher wechselten sich wöchentlich ab, die Kinder in die Schule zu fahren und anschließend wieder auf die Oberländer Alm zu bringen. »Grüß Gott, Vater! Ich hoffe, daß du net so lange gewartet hast. Wir sind heute später dran! Die Franziska hat ihre Haarspange nicht gefunden und eine andere wollte sie nicht nehmen.« »Die andere hatte die falsche Farbe. Sie paßte nicht zu meinem Dirndl«, warf die kleine Franziska ein. Xaver, den die beiden Kinder Großvater Xaver nannten, schmunzelte. »Des verstehe ich! Des ist bei der Ria auch nicht anders gewesen.« Er erinnerte sich, wie seine Tochter Maria größer wurde und damit die Zeit anbrach, in der bekanntlich kleine Mädchen damit beginnen, eitel zu werden. »Weißt was, Franzi, die Meta Großmutter hat einen Katalog. Da sind bestimmt viele schöne bunte Haarspangen drin. Wenn du heute mittag aus der Schule kommst, dann schaust du mal rein. Da findest du bestimmt welche, die dir gefallen. Die bestellen wir dann.«
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Buchvorschau
Süßer Honig – bittere Liebe? - Friederike von Buchner
Toni der Hüttenwirt
– 395 –
Süßer Honig – bittere Liebe?
Friederike von Buchner
Am frühen Morgen war Toni mit Sebastian und Franziska von der Berghütte auf die Oberländer Alm hinuntergewandert. Dort wartete sein Vater, der Xaver Baumberger. Er nahm die Kinder mit ins Tal und setzte sie vor der Schule ab. Xaver Baumberger, Toni und der Bürgermeister Fellbacher wechselten sich wöchentlich ab, die Kinder in die Schule zu fahren und anschließend wieder auf die Oberländer Alm zu bringen.
»Grüß Gott, Vater! Ich hoffe, daß du net so lange gewartet hast. Wir sind heute später dran! Die Franziska hat ihre Haarspange nicht gefunden und eine andere wollte sie nicht nehmen.«
»Die andere hatte die falsche Farbe. Sie paßte nicht zu meinem Dirndl«, warf die kleine Franziska ein.
Xaver, den die beiden Kinder Großvater Xaver nannten, schmunzelte.
»Des verstehe ich! Des ist bei der Ria auch nicht anders gewesen.«
Er erinnerte sich, wie seine Tochter Maria größer wurde und damit die Zeit anbrach, in der bekanntlich kleine Mädchen damit beginnen, eitel zu werden.
»Weißt was, Franzi, die Meta Großmutter hat einen Katalog. Da sind bestimmt viele schöne bunte Haarspangen drin. Wenn du heute mittag aus der Schule kommst, dann schaust du mal rein. Da findest du bestimmt welche, die dir gefallen. Die bestellen wir dann.«
»Des ist prima, Großvater! Aber der Basti, der muß auch was bekommen!«
Toni und sein Vater waren gerührt, daß Franziska sofort an ihren größeren Bruder dachte. Das war wahre Geschwisterliebe.
»Sicherlich bekommt der Basti auch ein Geschenk. Wir haben euch doch beide gleich lieb. Doch jetzt macht, daß ihr ins Auto kommt! Sonst kommt ihr zu spät zur Schule.«
Die Kinder verabschiedeten sich von Toni und rannten über die Wiese hinter der Oberländer Alm. Xaver Baumbergers Auto parkte auf dem Milchpfad, der hinunter nach Waldkogel führte.
»Ich habe euch frisches Gemüse und Salat aus unserem Garten mitgebracht. Die Lebensmittel, die Anna haben wollte, sind auch dabei. Obendrauf liegt die Post. Die Sue, Annas Freundin aus Frankfurt, hat geschrieben. Da wird sich Anna sicherlich freuen.«
»Ja, das wird sie, Vater! Vielen Dank für die Sachen und grüße mir die Mutter, auch von der Anna!«
Xaver Baumberger eilte zum Auto.
»Des wirst net alles unterbringen, Toni!« bemerkte der alte Wenzel Oberländer. »Wolltest doch auch noch Milch, Butter und Rahm mit auf die Berghütte nehmen.«
»Dann muß ich eben zweimal gehen. Ich bringe mit dem Bello zuerst die Milch, Butter und Sahne rauf. Für des Gemüse schicke ich den Bello mit den Packtaschen noch einmal alleine runter. Des gibt heute ein Festessen, so viel schönes frisches Gemüse! Da wird sich die Anna freuen.«
Ein Auto hielt auf der Wiese, die zur Oberländer Alm gehörte. Ein junger Mann stieg aus. Er schulterte einen kleinen Rucksack.
»Guten Tag! Ich suche die Berghütte.«
»Da bist schon richtig! Da geht’s rauf! Grüß Gott, ich bin der Toni, der Hüttenwirt der Berghütte.«
»Freut mich! Es gibt keine Straße hinauf?«
»Naa, die gibt es net! Die hat es noch nie gegeben und die wird es auch nie geben«, kam der alte Wenzel Toni zuvor.
»Da hast du es gehört. Wenn es dir zu mühsam ist, dann mußt eben eine andere Berghütte anfahren. Im Umkreis gibt es einige, die mit dem Auto zu erreichen sind. Wir sind auf echte Bergliebhaber spezialisiert«, bemerkte Toni stolz.
»Das gefällt mir!« bemerkte der Fremde.
Er deutete auf die Lebensmittel, die vor der Almhütte auf dem Tisch standen.
»Sollen die alle hinauf auf die Berghütte? Also, wenn es so ist, dann kann ich auch etwas tragen. Ich habe nur einen kleinen Rucksack.«
»Da sage ich net nein!«
Der junge Mann hängte sich seinen Rucksack vor die Brust und griff nach dem großen Rucksack mit den Lebensmitteln. Er zog ihn über.
»Die Hände habe ich noch frei. Taschen könnte ich noch tragen.«
»Mei, du packst ja ganz schön zu…!«
»Gunnar ist mein Name!«
»Des ist gut, daß du mit anpackst, Gunnar! Dann schaffen wir alles in einem Aufstieg rauf.«
Toni füllte Bellos Packtaschen mit Gemüse und schickte ihn vor. Der junge Neufundländer ging los. Dann schulterte Toni den Rest der Lebensmittel und die Kannen mit Milch und Sahne.
Sie gingen los.
Unterwegs unterhielten sie sich. Gunnar war Naturforscher und machte Studien über das Wachstum und die Verbreitung von Pflanzen in den Bergen.
»In den letzten Jahrzehnten hat sich in der Pflanzenwelt der Berge viel verändert«, bemerkte Gunnar. »Und es wird sich noch mehr verändern. Das ist eben der Lauf der Dinge. Die Berge sind zwar ewig, sagt man, aber auch sie verändern sich durch Sturm, Schnee und Eis, Wind und Regen.«
»Des stimmt! Aber sie bleiben, auch wenn sie sich verändern. Des mag am Klima hängen. Schon ich bemerke, daß des Wetter anders ist, als es war, als ich noch ein Bub war.«
»Es gab immer Klimaveränderungen auf der Erde. Im Augenblick geht es alles nur etwas schnell. Binnen einer Generation – noch nicht einmal – binnen weniger Jahrzehnte hat sich viel verändert. Die Menschen spüren das deutlich.«
»Bist du ein Klimaforscher?«
»Nein! Ich bin Biologe und beobachte die Pflanzen und die Tiere. Pflanzenwelt und Tierwelt hängen eng zusammen.«
»Richtig! Da solltest du dich mit dem Alois unterhalten. Der lebt seit über fünfzig Jahren auf der Berghütte und kann dir bestimmt viel erzählen. Er bewirtschaftete die Berghütte, bevor meine Frau Anna und ich sie übernahmen. Der Alois kann besser als ein anderer das Wetter vorhersagen. Er kann an den Gräsern und den Blüten der Bergblumen ablesen, ob es kalt oder warm wird, ob es regnen oder die Sonne scheinen wird.«
»Das ist möglich, je nachdem verändern sich die Gräser und Blüten, sie schließen oder öffnen sich, drehen sich aus der Windrichtung. Viele Jahre blieb das bei Naturbeobachtungen außer acht. Jetzt wird auch in dieser Richtung mehr Forschung betrieben.«
Toni lachte.
»Forschung! Des klingt, als ob es was Neues wäre. Die Bauern hier lesen die Zeichen der Natur seit Jahrhunderten. Die brauchen keine Wetterstation. In diesem Jahr zum Beispiel scheint es noch einmal eine kältere Periode zu geben. Es blüht und grünt nicht so wie im vergangenen Jahr. Es sind auch noch nicht so viele Insekten unterwegs.«
Toni blieb auf dem Bergpfad stehen. Er deutete auf die Pflanzen entlang des Pfades.
»Im letzten Jahr um diese Zeit, da summten Hummeln und Bienen herum, Schmetterlinge gaukelten von Blüte zu Blüte. In diesem Jahr lassen sie sich Zeit, viel Zeit. Das fällt schon auf.«
Gunnar schaute Toni an.
»Es gibt vielleicht auch weniger Insekten«, drückte er sich vorsichtig aus. »Habt ihr hier einen Imker im Tal?«
»Naa! Bienenzucht betreibt niemand mehr so richtig. Wir hatten früher einige Bauern, die mehrere Bienenstöcke hatten. Doch die haben es alle aufgegeben. Nur Förster Hofer hat einen Stock. Aber nur für sich selbst. Der Tannenhonig schmeckt besonders gut, so würzig ist er.«
Sie gingen weiter.
Bald erreichten sie die Berghütte. Während Toni die Lebensmittel auspackte, setzte sich Anna auf die Terrasse und las den Brief ihrer Freundin Susanne aus Frankfurt.
»Toni! Toni! Sue schreibt, daß sie uns bald besucht. Ihr Mann Peter muß als Ingenieur einige Wochen ins Ausland. Sie will ihn nicht begleiten. Statt dessen fragt sie an, ob sie mit dem kleinen Peter zu uns kommen kann. Als ob sie das nicht wüßte! Wie freue ich mich!«
Anna las weiter.
»Der kleine Peter läuft schon und scheint sehr lebhaft zu sein.«
»Da wird sich die Franzi freuen. Sie wird sich bestimmt gern um ihn kümmern.«
»Ja, das wird Franziska! Sie liebt Babys.«
Anna las ihren Brief zu Ende. Dann griff sie sofort zum Handy und rief ihre Freundin Susanne an.
*
Toni fuhr später am Tag mit seinem Geländewagen die Hauptstraße von Waldkogel entlang. Bürgermeister Fellbacher stand mit seinem Freund, dem Geistlichen von Waldkogel vor dem Rathaus. Toni hielt an.
»Grüß Gott!« rief er laut hinüber. »Ihr macht ja besorgte Gesichter. Gibt es etwas?«
»Grüß Gott, Toni! Hast du die Kinder zur Schule gebracht?«
»Ja, Fellbacher! Diese Woche ist das meine Aufgabe. Sie freuen sich schon wieder darauf, wenn du sie fährst. Sie mögen es, in deiner Limousine gefahren zu werden, besonders der Basti.«
»So sind eben Buben!« lachte Pfarrer Zandler. »Irgendwann fangen sie alle an, für Autos zu schwärmen – und eine Limousine schaut nun mal besser aus als ein