Entscheidung auf dem Gipfel: Toni der Hüttenwirt 422 – Heimatroman
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"Toni, der Hüttenwirt" aus den Bergen verliebt sich in Anna, die Bankerin aus Hamburg. Anna zieht hoch hinauf in seine wunderschöne Hütte – und eine der zärtlichsten Romanzen nimmt ihren Anfang. Hemdsärmeligkeit, sprachliche Virtuosität, großartig geschilderter Gebirgszauber – Friederike von Buchner trifft in ihren bereits über 400 Romanen den Puls ihrer faszinierten Leser.
Toni und Anna hatten ihre Einkaufstour in Kirchwalden erledigt. Sie saßen bei Tonis Eltern in der Wirtsstube am Tisch. Sie waren mit ihnen alleine. »Beim Baumberger«, das kleine familiäre Wirtshaus mit den wenigen, gemütlichen Pensionszimmern, öffnete erst am späten Nachmittag. Nach einem rustikalen Frühstück mit heimischen Produkten machten sich die Pensionsgäste auf ihre Wanderungen in die Berge. Sie kamen meistens erst am Abend zurück, wenn sie nicht in Schutzhütten übernachteten. Abends füllte sich auch das Wirtshaus mit Einheimischen, die zum Stammtisch kamen. So hatten Tonis Eltern den Tag über geschlossen. Somit wurde der Wirtsraum außerhalb der Öffnungszeiten so etwas wie das Wohnzimmer der Familie Baumberger. Meta besah sich die Einkäufe ihrer Schwiegertochter Anna, die eigentlich Dorothea Annabelle mit Vornamen hieß. Antonius, der Toni gerufen wurde, hatte sie gleich von Anfang an Anna genannt. »Des sind schöne Sachen, die du da gekauft hast. Mei, da werden sich die Kinder freuen! Die Dirndl für die Franziska, die sind allerliebst. Die werden dem Madl gefallen, da bin ich sicher«, sagte Meta. »Darin wird sie sich vorkommen wie eine Prinzessin.« »Wer ist eine Prinzessin?«, rief Franziska.
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Buchvorschau
Entscheidung auf dem Gipfel - Friederike von Buchner
Toni der Hüttenwirt
– 422 –
Entscheidung auf dem Gipfel
Friederike von Buchner
Toni und Anna hatten ihre Einkaufstour in Kirchwalden erledigt. Sie saßen bei Tonis Eltern in der Wirtsstube am Tisch. Sie waren mit ihnen alleine. »Beim Baumberger«, das kleine familiäre Wirtshaus mit den wenigen, gemütlichen Pensionszimmern, öffnete erst am späten Nachmittag. Nach einem rustikalen Frühstück mit heimischen Produkten machten sich die Pensionsgäste auf ihre Wanderungen in die Berge. Sie kamen meistens erst am Abend zurück, wenn sie nicht in Schutzhütten übernachteten. Abends füllte sich auch das Wirtshaus mit Einheimischen, die zum Stammtisch kamen. So hatten Tonis Eltern den Tag über geschlossen. Somit wurde der Wirtsraum außerhalb der Öffnungszeiten so etwas wie das Wohnzimmer der Familie Baumberger.
Meta besah sich die Einkäufe ihrer Schwiegertochter Anna, die eigentlich Dorothea Annabelle mit Vornamen hieß. Antonius, der Toni gerufen wurde, hatte sie gleich von Anfang an Anna genannt.
»Des sind schöne Sachen, die du da gekauft hast. Mei, da werden sich die Kinder freuen! Die Dirndl für die Franziska, die sind allerliebst. Die werden dem Madl gefallen, da bin ich sicher«, sagte Meta. »Darin wird sie sich vorkommen wie eine Prinzessin.«
»Wer ist eine Prinzessin?«, rief Franziska.
Sie stürmte durch die offenstehende Eingangstür der Wirtsstube.
»Du natürlich, Franzi! Bist net unser Prinzesschen?«, rief Tonis Mutter.
Franziska warf ihren Schulranzen ab. Sie schmiegte sich an Anna, die sie als Herzensmama bezeichnete. Anna legte den Arm um sie und gab ihr einen Kuss. Sie spürte, dass etwas in ihrem Kind, das ihr Adoptionskind war, vorging.
»Was hast du, Franzi? Bedrückt dich etwas?«
»Ich will net Prinzesschen sein«, flüsterte Franzi leise.
Toni trat neben Anna und Franziska.
»Wenn du net willst, dann bist net unser Prinzesschen«, sagte Toni.
Er streichelte Franziskas blonde Locken.
»Was willst sonst sein?«, fragte Anna.
Die kleine Franziska strahlte Anna mit leuchtenden Augen an.
»Mei, ich bin ein Madl! Ein Madl will ich sein und sonst nix!«
Toni, Anna und Tonis Eltern, Xaver und Meta Baumberger, lachten herzlich.
»Natürlich, bist du ein richtiges Madl, unser kleines Madl!«, stimmte Anna ihr zu. »Ein Madl zu sein, ein richtiges Madl aus den Bergen, ist besser als Prinzessin zu sein?«
»Viel besser!«
»Warum?«, fragte Tonis Vater.
»Weil... weil eine Prinzessin net in einer Berghütte leben kann. Sie kann auch net mit so einem Hund toben, wie unser Bello einer ist. Sie hat immer Angst, dass sie schmutzig wird. Und sie ist eine Zicke wie die Prinzessin auf der Erbse. Und sie bekommt so komische Sachen zu essen. Die darf keine Rösti mit Speck essen!«
»Das sind natürlich schlagfertige Argumente, Franzi. Die Großmutter war nur so von den Dirndln begeistert, die Anna und ich für dich in Kirchwalden gekauft haben. Willst sie dir net mal anschauen? Welches gefällt dir am besten?« fragte Toni.
Franziskas Augen strahlten.
»Mei, sind die schön! Da werden die andern Kinder in der Schule Augen machen! So schöne Dirndl hat niemand, noch net mal für die Sonntagsmesse. Kann ich die gleich anprobieren?«
»Sicher, Franzi! Nimm sie alle und mache eine Modenschau!«
Anna gab ihr die Tüten.
Franziska nickte eifrig. Sie raffte die Tüten zusammen und rannte die Treppe hinauf. Oben lagen die Zimmer, zwei davon bewohnten Toni, Anna und die Kinder, wenn sie in Waldkogel bei den Eltern waren oder im Winter, wenn die Berghütte geschlossen war.
Auf halber Treppe ließ Franziska die Tüten fallen und machte kehrt. Sie rannte zurück und fiel Anna um den Hals.
»Mei, ich hab’s ganz vergessen! Danke, für die schönen Dirndl!«
Dann drückte sie sich an Toni und sagte ihm auch danke.
Schon war sie wieder davongerannt.
»Ach, was für ein Gottesgeschenk, Toni!«, seufzte Anna glücklich.
»Ja, das sind die Kinder! Wo bleibt Basti?«
Toni ging zur Tür. Er schaute hinaus und sah, dass Basti mit seinem Freund Paul, dem Sohn vom Förster Hofer, die Hauptstraße entlang kam.
»Er kommt gleich! Ich sehe ihn schon«, bemerkte Toni.
»Des ist gut! Dann hole ich des Essen! Ich habe einen Gemüseeintopf gekocht mit Rindfleischklößchen. Ich dachte, da ich net genau weiß, wann ihr aus Kirchwalden zurück seid,
lässt sich so ein Eintopf schön warm halten.«
»Des ist genau die Stärkung, die uns jetzt gut tut«, bemerkte Toni.
»Ich helfe dir, Mutter Meta!«
»Nix da, Anna! Du setzt dich hin und lässt dich von mir ein bissel verwöhnen.«
Sie warf ihrem Mann einen Blick zu.
»Xaver, du deckst den Tisch!«, forderte sie ihn auf.
Sebastian, Franziskas älterer Bruder, der Basti gerufen wurde, kam herein. Er ließ seinen Ranzen von den Schultern gleiten.
»Grüß Gott! Ihr seid schon da?«, staunte er.
»Des klingt fast ein bissel enttäuscht, Basti«, bemerkte Toni.
»Naa, ist schon in Ordnung!«
Anna und Toni warfen sich Blicke zu. Basti wusch sich gleich die Hände. Er setzte sich an den Tisch.
»Basti, was ist?«
»Hat die Franzi nix gesagt? Wo ist sie?«
»Die Franzi ist oben und probiert die neuen Dirndl an. Dir haben wir auch etwas mitgebracht, einen grünen Leinenanzug mit Stickereien auf den Revers der Jacke. Toni hat ihn für dich ausgesucht. Willst ihn gleich sehen?«
Sebastian nickte. Im gleichen Augenblick kam Franziska in einem der Dirndl die Treppe herunter. Es war ein blaues Baumwolldirndl mit weißer Bluse und hellblauer Schürze. Der Stoff war mit kleinen weißen Edelweißmotiven bedruckt.
»Des gefällt mir am besten! Kann ich des gleich anlassen, Anna?«
»Ja, das kannst du! Wasch dir die Hände und setze dich her! Schau, die Baumberger Großmutter hat eine feine Gemüsesuppe gekocht.«
Sebastian warf einen Blick in die große Einkaufstüte, die Toni ihm gegeben hatte. Er lächelte. Seine Augen strahlten.
Sebastian war schon älter und eben auch ein Bub. Toni und Anna hatten gelernt, dass er seine Begeisterung über neue Anziehsachen anders äußerte als seine kleine Schwester Franziska.
Sie setzten sich alle zu Tisch.
Xaver Baumberger sprach das Tischgebet. Sie bekreuzigten sich und fingen an zu essen.
Nach einer Weile wandte sich Toni an Basti.
»Was gab es, was du uns erzählen wolltest?«
Sebastian kaute den Mund leer. Er wischte sich die Lippen mit der Serviette ab, so wie es Anna den Kindern vorgemacht hatte. Anna achtete sehr auf die Vermittlung von Umgangsformen.
»Die Franzi und ich haben die besten Auszeichnungen für unsere Stammbäume bekommen.«
»Des ist schön! Ihr habt ja auch je zwei Stammbäume aufgestellt. Das mussten eure Lehrer anerkennen«, bemerkte Toni.
»Des hat nix mit meiner Lehrerin zu tun und nix mit Bastis Lehrer. Es gab eine Wahl. Alle konnten abstimmen«, sagte Franziska.
»Ja, so war des!«
Sebastian erklärte, wie die Wahl durchgeführt worden war. Jeder Schüler und jede Schülerin konnte eine Stimme abgeben. Niemand konnte sich selbst wählen. Jeder musste auf den Zettel oben seinen Namen schreiben und darunter, wem er seine Stimme gibt.
»Dann wurde ausgezählt. In Franzis Klasse hat sie die meisten Stimmen bekommen und in meiner Klasse war ich es.«
»Mei, unseren Glückwunsch!«, rief Anna. »Das ist ja ein toller Erfolg. Ihr habt euch auch viel Mühe gegeben. So ist das im Leben, viel Arbeit bringt auch viel Erfolg. Dabei muss man mit Freude und Hingabe arbeiten, dann wird es ein großer Erfolg.«
Sebastian aß einen Löffel Suppe. Er schaute Toni an.
»Ich wollte euch gleich nach der Schule anrufen. Ich dachte, ihr könnt uns Rahmen aus Kirchwalden mitbringen, wisst ihr, solche Bilderrahmen mit Glas davor. Wir wollen die Stammbäume aufhängen.«
»Des ist eine gute Idee! Wo wollt ihr sie denn hinhängen?«, fragte Toni.
»Des wissen wir noch net«, warf die kleinen Franziska ein.
»Ihr könnt sie in eure Zimmer hängen oder bei uns im Wohnzimmer auf der Berghütte. Ihr könnt sie auch in den Wirtsraum hängen. Wir überlassen es euch, wo ihr sie aufhängen wollt«, sagte Toni.
»Das müssen wir erst noch überlegen«, sagte Franziska leise.
»Franzi! Basti! Wie wäre es mit einer Wanderausstellung? Wisst ihr, was das ist?«
Die Kinder nickten Meta Baumberger eifrig zu. Diese schlug vor, die Stammbäume eine Weile hier im Wirtsraum aufzuhängen.
»Wir hängen sie an die Wand hinter den Tresen! Dann können alle Waldkogeler sie sehen!«
»Mei, des ist eine gute Idee,