Wenn der Schein trügt: Toni der Hüttenwirt Classic 28 – Heimatroman
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Liebe und Gefühle, nach Heimat und bodenständiger Natur bildet Kern und Botschaft dieser unvergleichlichen Romanserie.
Die Schule war aus. Toni wartete mit dem Auto vor dem Schulhof. Freudig stürmten ihm Sebastian und Franziska entgegen. »Des ist aber super, daß du uns abholen tust!« strahlte die kleine Franziska. Toni streichelte Franziskas Haar. Er ging zum Kofferraum seines Geländewagens und öffnete die Heckklappe. »Schau, was ich für dich habe, Franzi!« »Oh, Toni! Wie süß!« jubelte Franziska und warf ihren Schulranzen ab. Das kleine Mädchen kletterte in den Kofferraum und beugte sich über den Korb. In einer bunten Wolldecke eingekuschelt schnurrte ein kleines Kätzchen. Vorsichtig hob Franziskas das Tier heraus und drückte es an sich. »Wie lieb! Toni, was ist es denn? Katze oder Kater?« fragte Franziskas älterer Bruder Sebastian. »Des ist ein Kater.« »Wo hast du den her?
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Buchvorschau
Wenn der Schein trügt - Friederike von Buchner
Leseprobe:
Ich brauche keinen Milionär
LeseprobeMit dem Bergpfarrer hat der bekannte Heimatromanautor Toni Waidacher einen wahrhaft unverwechselbaren Charakter geschaffen. Die Romanserie läuft seit über 10 Jahren, hat sich in ihren Themen stets weiterentwickelt und ist interessant für Jung und Alt! Unter anderem gingen auch mehrere Spielfilme im ZDF mit Millionen Zuschauern daraus hervor. Sein größtes Lebenswerk ist die Romanserie, die er geschaffen hat. Seit Jahrzehnten entwickelt er die Romanfigur, die ihm ans Herz gewachsen ist, kontinuierlich weiter. Der Bergpfarrer
wurde nicht von ungefähr in zwei erfolgreichen TV-Spielfilmen im ZDF zur Hauptsendezeit ausgestrahlt mit jeweils 6 Millionen erreichten Zuschauern. Toni Waidacher versteht es meisterhaft, die Welt um seinen Bergpfarrer herum lebendig, eben lebenswirklich zu gestalten. Er vermittelt heimatliche Gefühle, Sinn, Orientierung, Bodenständigkeit. Zugleich ist er ein Genie der Vielseitigkeit, wovon seine bereits weit über 400 Romane zeugen. In Spannungsreihen wie Irrlicht
und Gaslicht
erzählt er von überrealen Phänomenen, markiert er als Suchender Diesseits und Jenseits mit bewundernswerter Eleganz.
Toni der Hüttenwirt Classic
– 28 –
Wenn der Schein trügt
… fragt man sich – können Herzen doch lügen?
Friederike von Buchner
Die Schule war aus. Toni wartete mit dem Auto vor dem Schulhof.
Freudig stürmten ihm Sebastian und Franziska entgegen.
»Des ist aber super, daß du uns abholen tust!« strahlte die kleine Franziska.
Toni streichelte Franziskas Haar. Er ging zum Kofferraum seines Geländewagens und öffnete die Heckklappe.
»Schau, was ich für dich habe, Franzi!«
»Oh, Toni! Wie süß!« jubelte Franziska und warf ihren Schulranzen ab.
Das kleine Mädchen kletterte in den Kofferraum und beugte sich über den Korb. In einer bunten Wolldecke eingekuschelt schnurrte ein kleines Kätzchen. Vorsichtig hob Franziskas das Tier heraus und drückte es an sich.
»Wie lieb! Toni, was ist es denn? Katze oder Kater?« fragte Franziskas älterer Bruder Sebastian.
»Des ist ein Kater.«
»Wo hast du den her? Ist er aus dem Tierheim in Kirchwalden?«
»Wie kommst du darauf, Basti? Meinst nur, weil ich heute morgen in der Stadt gewesen bin? Naa, des ist ein Findling.«
»Und wo hast den gefunden?« Sebastian ließ nicht locker.
»Ist des wichtig, Basti?«
»Ich will es nur wissen!« beharrte der Bub.
Toni atmete durch. Er vergrub die Hände in seiner Lederhose. Vor solchen Kinderfragen hatte er sich gefürchtet. Es wäre ein leichtes gewesen, den beiden Schützlingen, die seit dem Unfalltod ihrer Eltern mit ihm und seiner Frau Anna auf der Berghütte lebten, eine Lügengeschichte zu erzählen. ›Lügen haben kurze Beine‹, hieß es im Volksmund. Wenn man von Kindern die Wahrheit fordert, dann muß man auch selbst bei der Wahrheit bleiben, hatte sich Toni entschieden.
»Des Katerchen hat Ähnlichkeit mit unserer Katze vom Bichler Hof«, sagte Franziska leise.
Toni vernahm die Traurigkeit in der Kinderstimme. Der Bichler Hof, das war ihr Zuhause, ihre Heimat, der Hort einer glücklichen Kindheit bei ihren Eltern. Jetzt war er verpachtet an ein junges Paar, Arno und Daniela. Sie hatten Toni angerufen und ihm gesagt, daß die Katze auf dem Bichler Hof Junge bekommen hatte. Das war schon vor einigen Wochen gewesen. Toni und Anna hatten lange überlegt, ob sie ein Kätzchen aus dem Wurf nehmen sollten. Vielleicht würde das Tier die beiden jeden Tag an den Verlust ihrer Eltern, an das schreckliche Unglück, an ihre Heimat, den Bichler Hof, erinnern. Toni und Anna hatten die Angelegenheit ausführlich mit Pfarrer Zandler besprochen. Dieser meinte, es sei keine schlechte Idee. Beide waren Tiere gewöhnt und liebten alles, was vier Beine hatte. Zwar gab es den Neufundländerrüden Bello auf der Berghütte, aber eine Katze wäre sicherlich eine schöne Ergänzung, besonders für die kleine Franziska. Doktor Martin Engler, Tonis Freund, der in Waldkogel als Arzt tätig war, fand die Idee auch gut. Sicherlich wäre es möglich gewesen, eine kleine Katze von einem anderen Bauernhof zu holen. Junge Katzen gab es auf den Höfen wirklich mehr als genug.
»Schau, Toni, des Katerchen hat einen ganz kleinen hellgrauen Fleck auf der Brust, genauso einen wie unsere Katze auf dem Bichler Hof auch hatte.«
»Der Kater ist vom Bichler Hof. Ich habe ihn vorhin abgeholt. Ich soll euch schöne Grüße sagen von der Daniela und dem Arno.«
Sebastian und Franziska sagten nichts darauf. Sie fragten nicht nach dem Bichler Hof. Doch Toni sah an ihren Gesichtern, daß sie daran dachten.
»Fahren wir jetzt gleich rauf zur Oberländer Alm und gehen dann heim?«
Toni wurde es warm ums Herz. In seinem Herzen klangen diese Worte nach. Heim, das war für die Bichler Kinder die Berghütte. Immer wieder hatten die Kinder solche Sätze gebraucht, mal die kleine Franziska, ein anderes Mal ihr Bruder Sebastian. In dieser Situation war es tröstlich und herzerwärmend, daß sie so von der Berghütte sprachen. Toni und Anna versuchten den beiden Vollwaisen wirklich ein Heim zu geben, auch wenn ihnen klar war, daß sie die Eltern der Kinder niemals ersetzen konnten.
»Ich dachte, wir fahren noch zum Opa Xaver und der Oma Meta.«
»Wir bleiben aber nicht so lange«, flüsterte Franziska. »Glaubst du, die Anna freut sich auch über das Katerchen, Toni?«
»Das tut sie bestimmt. Anna mag Katzen sehr. Als Kind hatte sie auch eine Katze. Mußt sie mal fragen, Franzi. Die Anna wird dir bestimmt davon erzählen.«
»Kann die Katze in meinem Zimmer schlafen?«
»Natürlich, Franzi! Schau, er ist noch so klein. Er braucht eine Katzenmama. Wirst bestimmt eine gute Katzenmutter sein. Jetzt kommt aber! Es wird Zeit. Wir fahren jetzt bei den Großeltern Baumberger vorbei und tun was essen. Dann geht’s heim!«
Toni hob Franziskas Rucksack auf und stellte ihn ins Auto. Vorsichtig schloß er die Heckklappe. Es waren nur wenige Meter bis zu Tonis Elternhaus, der Gaststätte und Pension ›Beim Baumberger‹.
Die kleine Franziska aß kaum etwas. Sie hatte den kleinen Kater auf dem Schoß und sprach mit ihm.
»Du brauchst noch einen Namen!« sagte Franziska zärtlich.
»Mohrchen ist schön, Franzi! Oder Mohrle! Des tut passen!«
»Hast gehört, was der Basti gesagt hat? Der Sebastian, des is mein großer Bruder.«
Hingebungsvoll streichelte Franziska das Tier.
»Auf der Berghütte, da wird es dir gefallen. Da ist die Anna und der alte Alois und der Bello. Der Bello ist ein großer, ein ganz großer schwarzer Hund. Er ist genauso schwarz wie du. Der wird dir bestimmt gefallen. Des ist ein ganz lieber, der tut dir nix.«
»Tust des Katzerl jetzt Mohrle nennen?« fragte Tonis Mutter.
»Ich weiß net, Oma Meta! Vielleicht taufe ich ihn auch Gustav oder Felix oder Anton oder…« Franziska überlegte.
Meta Baumberger strich Franzi übers Haar.
»Des is net eilig, Franzi. Dir wird schon was einfallen. Wenn dir ein Name eingefallen ist und du dich entschieden hast, dann tust du’s mir sagen. Dann mache ich dem Katzerl ein Kissen und sticke den Namen drauf. Würde dir des gefallen, Franzi? Des Kissen tust dann in eine schönes Körbchen legen. Dann weiß des Katerchen auch, wo es schlafen kann.«
Franziska strahlte Tonis Mutter an.
»Ich kann ihn auch in den Puppenwagen legen, Oma Meta.«
»Ja, des kannst auch machen.«
Toni beobachtete Franziska und seine Mutter. Er freute sich, wie selbstverständlich ihr die Worte ›Oma Meta‹ über die Lippen kamen. Dazu hatte die Kinder niemand angehalten. Irgendwann hatten sie begonnen, Tonis Eltern so zu nennen, Xaver Opa und Oma Meta. Toni und Anna sahen darin auch ein Zeichen, daß sich die Kinder wohlfühlten. Die Eltern ihrer Eltern waren beide früh gestorben. So hatten sie niemals kennengelernt, wie das so ist mit Großeltern, und Tonis Eltern gern in ihre Kinderherzen aufgenommen.
Alle waren ganz gerührt darüber, wie Franziska sich über den kleinen Kater freute. Tonis Mutter band Franziska einen Umhängebeutel aus Stoff um und legte ein Handtuch hinein. Darauf setzten sie die Katze.
»Wie bei einem Baby!« kicherte Franziska.
»Du mußt sie doch von der Oberländer Alm rauftragen auf die Berghütte, da muß des Katzenkind es schön bequem haben«, sagte Meta. Franzi nickte.
Dann brachen sie auf.
*
Als Toni den Geländewagen neben der Oberländer Alm parkte, kam ihm der alte Wenzel Oberländer lächelnd entgegen.
»Was gibt es, Wenzel? Tust ja strahlen wie ein Honigkuchenpferd.«
Wenzel Oberländer deutete auf einen weiteren Geländewagen, der auf der Wiese stand.
»Des tust du nie raten, wem der gehört!«
»Betätigst du dich jetzt als Quizmaster, Wenzel? Ansehen kann ich des dem Auto net. Aber du wirst mir des bestimmt gleich erzählen.«
»Des Auto gehört einem berühmten Photographen. Der macht Bilder für Kalender, weißt, so große Wandkalender. Du, Toni, der is schon in der ganzen Welt gewesen. Überall hat der Aufnahmen gemacht für die Wandkalender.«
»So!« Toni lachte. »Irgend jemand muß die Photos ja machen. Und jetzt hat