Die Kinder des Ochsenwirts: Toni der Hüttenwirt Classic 17 – Heimatroman
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Liebe und Gefühle, nach Heimat und bodenständiger Natur bildet Kern und Botschaft dieser unvergleichlichen Romanserie.
Antonius Baumberger stand mitten im schönen Mischwald, der seiner Familie gehörte. Er ging von Baum zu Baum und betrachtete sich jeden genau. Dann markierte er einzelne Bäume mit großen weißen Fragezeichen und band ein Stück farbiges Plastikband um den Stamm. »Da schaust, Bello! So was hast noch net geseh'n!« Bello hob an jedem markierten Baum sein Bein. Antonius Baumberger, der von allen seit der Kindheit Toni gerufen wurde, lachte laut. »Meinst, du müßtest auch die Bäum' markieren? Willst mir helfen?« Bello, der große junge Neufundländer, bellte kurz und jagte einem Eichhörnchen nach, das schnell auf einem Baum verschwand. »Des is nix zum Spielen, Bello! I bin gleich fertig, dann laufen wir zum Forsthaus. Dort kannst mit der Hündin vom Förster rumtollen. Aber du bist brav, hörst Bello?« Toni markierte noch einige Bäume, dann ging er zurück zum Waldweg, der durch den Forst zum Forsthaus führte. Plötzlich rannte Bello los. »Bello! Stop! Bei Fuß!« Doch der ansonsten so wohlerzogene und gehorsame Hund hörte nicht.
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Rezensionen für Die Kinder des Ochsenwirts
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Buchvorschau
Die Kinder des Ochsenwirts - Friederike von Buchner
Leseprobe:
Die andere Frau
LeseprobeAls die Sonne sich im Osten über die karstige Spitze des Bacher schob, lag das schmale Seitental noch im dichten Nebel. Leise und weit entfernt drang das kratzige Lied eines Rotschwanzes durch den Dunst wie eine verlorene, vergessene Melodie. So erschien es Alexander von Jost jedenfalls in seiner weltabgeschiedenen Einsamkeit. Der ehemalige Diplomat seufzte. Wie war es nur dazu gekommen, wie hatte er sich in eine solch verflixte Lage bringen können? Noch immer erschien ihm seine Situation wie ein schlechter Traum. Er öffnete den Reißverschluss seiner Wetterjacke, denn mit der steigenden Sonne wurde es allmählich wärmer. Er hatte eine empfindlich kalte Oktobernacht hinter sich und fühlte sich völlig steifgefroren. Doch es empfahl sich nicht unbedingt, dies mittels einiger Freiübungen zu ändern. Sein verstauchter Fuß war nicht zu gebrauchen, stark angeschwollen und schmerzte bei der kleinsten Bewegung höllisch. Der schlanke, große Mann mit den klaren, rehbraunen Augen blickte sich aufmerksam um. Der Nebel löste sich allmählich auf, Konturen wurden sichtbar, das Vogelkonzert intensivierte sich. Die Lärchen am gegenüberliegenden Berghang leuchteten in tiefem Gold, dazwischen das intensive Grün der Bergkiefern. Graues Geröll, das sich im Bachbett am Fuß des Hanges fortsetzte, bildete dazu einen aparten Kontrast. Die Natur in den schmalen und oft abgelegenen Tälern rund um den Wörthersee hatte auch im Herbst ihren besonderen Reiz. Aus diesem Grund war er am Vortag zu einer längeren Wanderung gestartet, einem gut beschilderten Steig gefolgt und allmählich wieder mit sich selbst und der Welt in Einklang gekommen. Doch er hatte sich verschätzt, was die Entfernungen anging. Und er hatte nicht berücksichtigt, wie früh die Sonne im Oktober sank und die Dämmerung kam. An einer unübersichtlichen Stelle war er im abendlichen Zwielicht gestolpert und einen Hang hinabgestürzt. Nachdem Alexander den ersten Schrecken überwunden hatte, war ihm bewusst geworden, dass er seinen rechten Fuß nicht benutzen konnte.
Toni der Hüttenwirt Classic
– 17 –
Die Kinder des Ochsenwirts
Sie suchten ihr Glück in der Fremde
Friederike von Buchner
Antonius Baumberger stand mitten im schönen Mischwald, der seiner Familie gehörte. Er ging von Baum zu Baum und betrachtete sich jeden genau. Dann markierte er einzelne Bäume mit großen weißen Fragezeichen und band ein Stück farbiges Plastikband um den Stamm.
»Da schaust, Bello! So was hast noch net geseh’n!«
Bello hob an jedem markierten Baum sein Bein.
Antonius Baumberger, der von allen seit der Kindheit Toni gerufen wurde, lachte laut.
»Meinst, du müßtest auch die Bäum’ markieren? Willst mir helfen?«
Bello, der große junge Neufundländer, bellte kurz und jagte einem Eichhörnchen nach, das schnell auf einem Baum verschwand.
»Des is nix zum Spielen, Bello! I bin gleich fertig, dann laufen wir zum Forsthaus. Dort kannst mit der Hündin vom Förster rumtollen. Aber du bist brav, hörst Bello?«
Toni markierte noch einige Bäume, dann ging er zurück zum Waldweg, der durch den Forst zum Forsthaus führte. Plötzlich rannte Bello los.
»Bello! Stop! Bei Fuß!«
Doch der ansonsten so wohlerzogene und gehorsame Hund hörte nicht. Er rannte weiter um die Kurve, so daß Toni ihn nicht mehr sehen konnte.
Vielleicht kommt mir der Förster entgegen mit seiner Hündin und Bello hat es gewittert, dachte Toni und ging ruhig weiter. In Gedanken war er beim Wald. Sein Vater hatte ihn gebeten, die Bäume zu markieren, die im Winter geschlagen werden sollten. Deshalb war er für einen Nachmittag von der Berghütte heruntergekommen. Er wollte noch mit dem Förster darüber reden. Dieser würde sich dann bei Gelegenheit die Bäume ansehen und mit Farbe markieren, die gefällt werden sollten.
Toni hörte, wie Bello kläffte. Das wunderte ihn jetzt doch. Er beschleunigte seine Schritte.
Als er um die Biegung kam, sah er, daß sein Hund vor einer Bank stand, auf der ein Mann saß.
»Da muß was passiert sein«, sagte Toni halblaut vor sich hin und ging schneller. »Des wird wieder so ein Schlaffi aus der Stadt sein, der seine Kräfte überschätzt hat. Die wissen alle net, wie anstrengend so eine Bergwanderung sein kann.«
Dann erreichte Toni die Bank. Er warf seinen Rucksack ab und kniete sich vor den Mann.
»Ja, des is ja der Ochsenwirt! Mein Gott, Seeberger! Wie schaust du denn aus? Siehst aus, als würd’ der Sensenmann gleich jeden Augenblick nach deiner Seel’ greifen. Wie kann ich dir helfen?«
Norbert Seeberger konnte nicht antworten. Der kalte Schweiß rann ihm über das Gesicht. Toni holte aus seinem Rucksack seine Wasserflasche und setzte sie ihm an den Mund. Er half ihm beim Trinken.
»Danke, Toni!«
Mit zitternden Händen trocknete der Seeberger sich den Schweiß vom Gesicht ab. Dann nahm er einen Schluck Obstler aus seinem Flachmann. Langsam kehrte Farbe in das Gesicht zurück. Toni setzte sich neben ihn auf die Bank.
»Geht es besser, Ochsenwirt?«
»Ja! Es ist vorbei! Des muß des föhnige Wetter sein!«
»Bist schon lang unterwegs? Hast zu wenig getrunken?«
»I bin schon früh losg’zogen! Hab’ Bäum’ markiert für den Holzschlag im Winter.«
»Deswegen bin i auch im Forst gewesen. Der Vater hat mich drum gebeten.«
»Ja, der alte Baumberger hat’s gut. Beneiden tu i deinen Vater, Toni. Bist ein fleißiger Bursch. Machst mit deiner Anna die Berghütte Des is gewiß net leicht. Und dann hilfst auch noch deinem Vater. I hab’ niemand’, der mir helfen tut.«
»Na, na, Ochsenwirt! Des stimmt net! Wie is des mit deinem Buben? Der Beatus, der kann dir doch auch unter die Arme greifen. Darfst nur net so stolz sein. Mußt schon was sagen!«
Norbert Seeberger schüttelte den Kopf.
»Da gibt’s nix zum Sagen. Der
Beatus ist fort, des weißt genau, Toni. I hab’ net so viel Glück wie der Xaver, dein Vater. Wenn der Beatus ein- bis zweimal im Jahr heimkommt, dann muß i froh sein.«
Norbert Seeberger brach wieder der kalte Schweiß aus. Toni war besorgt.
»Des geht net so weiter. I muß runter nach Waldkogel und will heut Mittag wieder rauf auf die Berghütte. I kann mich net so lang um di kümmern. Außerdem scheinst du wirklich den Doktor zu brauchen. I ruf jetzt den Martin an!«
»Naa! Laß des! Es muß niemand wissen, daß i so einen kleinen Schwächeanfall gehabt hab’.«
Dabei wischte sich Seeberger erneut die Schweißtropfen von der Stirn.
»Wenn sich des rumsprichst, dann is des schlecht fürs Geschäft. I will net als Schwächling gelten.«
»Der Martin ist als Doktor verpflichtet zu schweigen, und i versprech’ dir, daß von mir auch niemand was erfährt.«
Toni ließ alle Widerworte Norbert Seebergers nicht gelten und rief über das Handy seinen Freund an. Die Sprechstundenhilfe stellte sofort zu Dr. Martin Engler durch:
»Grüß dich, Martin! I hab’ den Seeberger, den Ochsenwirt, gefunden im Wald. Du, dem is es gar net gut.«
Der Arzt stellte einige Fragen. Toni beantwortete sie so gut er konnte. Dabei redete ihm Norbert Seeberger immer wieder dazwischen.
»Der Martin kommt gleich!«
Toni setzte sich neben Norbert auf die Bank. Sie warteten.
Während sie so dasaßen und Toni versuchte, Norbert auf andere Gedanken zu bringen, kam Ella Waldner vorbei, die in Waldkogel den Beinamen Kräuterhexe hatte.
»Kommst eben gerade zur rechten Zeit! Dem Seeberger geht es schlecht. Hast net was für den? Der Doktor is schon unterwegs.«
Ella Waldner schaute den Seeberger kritisch an. Dann setzte sie den großen Korb ab. Er war voller Kräuterbündel. Sie wühlte darin, dann gab sie dem Mann ein Büschel.
»Halt dir des unter die Nas’. Des hilft, bis der Martin kommt.«
Dann schulterte sie wieder ihren Korb, stützte sich auf ihren Stock und ging gebeugt weiter.
Norbert Seeberger roch an den Kräutern. Er konnte wieder freier atmen und der Schweißausbruch ließ nach.
Dann endlich kam der Doktor. Er untersuchte Seeberger kurz und gab ihm eine Spritze.
»So, jetzt kommst mit in die Praxis!«
»Naa, des mach’ i net. Mir geht’s schon besser! I hätt’ dich gar net gerufen. Des hat der Toni zu verantworten.«
»Seeberger, da laß i net mit mir handeln!«
Widerwillig stieg Norbert Seeberger dann zu Dr. Engler ins Auto. Toni sah dem Wagen nach und schüttelte den Kopf. Dann machte er sich auf den Weg zum Forsthaus.
*
Es war Mittag, als der Doktor mit seinem Patienten in der Praxis ankam. Die Sprechstundenhilfe war in Mittagspause. So war Martin mit dem Patienten allein. Er mußte ebenfalls den Kopf schütteln, wenn er seinen Patienten so betrachtete. Norbert Seeberger spielte den Starken, dabei wußte er selbst wohl am besten, daß er schon längst hätte kürzer treten sollen.
»Seeberger, das war ein Warnschuß, dieser Schwächeanfall! Hast Glück gehabt, daß der Toni vorbeigekommen ist. Auch die Kräuter der Ella haben geholfen. Aber du mußt weniger arbeiten!«
»Du hast gut reden, Doktor!«
»Ich weiß, die Seebergers, die sind aus ganz besonders hartem Holz. Ich erinnere mich, wie ich damals als junger Bub ein Praktikum bei dem alten Doktor gemacht hab’. Da