Die Holzhackerbuben: Toni der Hüttenwirt Classic 56 – Heimatroman
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Liebe und Gefühle, nach Heimat und bodenständiger Natur bildet Kern und Botschaft dieser unvergleichlichen Romanserie.
Bringt ein Wettkampf die Entscheidung? Die ersten Frühaufsteher betraten den Wirtsraum der Berghütte. »Grüß Gott!« rief ihnen Toni zu, »Gut geschlafen?« Während Toni die Hüttengäste bediente, hörte er sie schwärmen. Toni schmunzelte. Es war immer dasselbe, wenn Städter zum ersten Mal in die Berge kamen. Sie erklärten, sich noch nie so gut gefühlt zu haben, wie nach der ersten Nacht auf der Berghütte. »Ja, unsere klare Luft und die Ruhe, die tun dem Körper und der Seele gut. Da fällt jede Hektik ab. Streß hat da keine Chance. Da wird jeder binnen eines Tages zu einem neuen Menschen. Es ist eben wie im Paradies hier oben in den Bergen.« »Oben im ›Paradiesgarten‹ ist es noch schöner!« rief die kleine Franziska im Vorbeigehen. Toni warf dem kleinen Mädchen einen Blick zu. Er mochte es nicht, wenn jemand den »Paradiesgarten« erwähnte. Diese besondere Stelle in Gottes schöner Natur, wollte Toni vor dem Massentourismus schützen. Der »Paradiesgarten«
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Buchvorschau
Die Holzhackerbuben - Friederike von Buchner
Toni der Hüttenwirt Classic
– 56 –
Die Holzhackerbuben
Friederike von Buchner
Die Holzhackerbuben
Bringt ein Wettkampf die Entscheidung?
Roman von Friederike von Buchner
Die ersten Frühaufsteher betraten den Wirtsraum der Berghütte.
»Grüß Gott!« rief ihnen Toni zu, »Gut geschlafen?«
Während Toni die Hüttengäste bediente, hörte er sie schwärmen. Toni schmunzelte. Es war immer dasselbe, wenn Städter zum ersten Mal in die Berge kamen. Sie erklärten, sich noch nie so gut gefühlt zu haben, wie nach der ersten Nacht auf der Berghütte.
»Ja, unsere klare Luft und die Ruhe, die tun dem Körper und der Seele gut. Da fällt jede Hektik ab. Streß hat da keine Chance. Da wird jeder binnen eines Tages zu einem neuen Menschen. Es ist eben wie im Paradies hier oben in den Bergen.«
»Oben im ›Paradiesgarten‹ ist es noch schöner!« rief die kleine Franziska im Vorbeigehen.
Toni warf dem kleinen Mädchen einen Blick zu. Er mochte es nicht, wenn jemand den »Paradiesgarten« erwähnte. Diese besondere Stelle in Gottes schöner Natur, wollte Toni vor dem Massentourismus schützen. Der »Paradiesgarten« lag ganz oben in den Bergen zwischen drei steil abfallenden Felshängen und war nach Süden hin offen. Normalerweise war die Vegetation in dieser Höhe eher dürftig. Doch im ›Paradiesgarten‹ grünte und blühte es wirklich wie im Paradies. Es wuchsen dort Pflanzen, die sonst in dieser Höhe nicht zu finden waren. Jeder, der einmal dort oben war, fand, daß das Gras grüner war und die Blumen bunter. Dazu kam eine fast heilige Stille, die je-
des Herz erfaßte. An keinem anderen Ort in den Bergen ist man der Schöpfung so nah, sagte Toni im-mer.
Die kleine Franziska saß am Kü-chentisch und trank Kakao und aß Müsli. Toni und Anna versorgten die Hüttengäste.
»Bist mir jetzt böse, Toni?« fragte Franziska leise.
Toni stellte das Tablett ab und setzte sich für einen Augenblick zu Franziska an den Tisch. Er streichelte ihr über das blonde Haar.
»Naa, mein Liebes! Des bin ich net! Ich weiß, wie sehr dir der ›Paradiesgarten‹ auch gefällt. Doch wenn viele Wanderer dort hinaufgehen, dann ist es bald aus mit der paradiesischen Ruhe und Schönheit. Deshalb ist es gut, ein bisserl ein Geheimnis daraus zu machen. Meinst net auch?«
Die kleine Franziska nickte eifrig.
Toni sah, daß Franziska neben dem Schulranzen noch ihren kleinen Rucksack stehen hatte.
»Willst du bei den Baumberger Großeltern übernachten?«
Anna, Tonis Frau, stand am Herd. Sie wandte sich um.
»Ach, Toni, das habe ich ganz vergessen dir zu sagen in der Hektik gestern abend. Die Kinder übernachten im Forsthaus.«
In diesem Augenblick kam auch Franziskas älterer Bruder in die Küche der Berghütte. Er grüßte.
»Bist heute spät dran, Basti! Bist nicht aus den Federn gekommen, wie? Hast du wieder so lange gelesen?«
»Der Alois hat mir ein Bergsteiger-Buch gegeben. Mei, war des spannend! Da konnte ich doch net aufhören! Des mußt verstehen, Toni!«
Toni schmunzelte. Er erinnerte sich, wie er als Bub heimlich mit einer Taschenlampe unter der Bettdecke gelesen hatte.
»Des verstehe ich schon! Mußt aber net übertreiben, Basti! Ich habe früher auch nachts gelesen. Aber ich konnte länger schlafen. Ich hatte keinen so weiten Schulweg wie ihr.«
»Das macht nichts! Der Schulweg ist net schlimm. Lieber ein längerer Schulweg, als im Kinderheim zu wohnen«, schoß es aus der kleinen Franziska hervor.
Toni und Anna warfen sich Blicke zu. Es war wieder so ein Augenblick, in dem sie spürten, wie tief die Verwundung der zarten Kinderseelen war.
»Nie und nimmer hätten wir euch in ein Kinderheim gelassen«, sagte Anna fröhlich. »Was würden wir denn hier ohne euch anfangen? Langweilen würden wir uns!«
»Dann tust du dich langweilen, wenn wir bei unseren Freunden im Forsthaus übernachten?«
»So hat es die Anna nicht gemeint, Franzi. Es gehört dazu, daß man schon mal bei Schulfreunden übernachtet.«
»Dürfen wir den Paul und seine Schwester Ulla nicht auch mal einladen, hier auf der Berghütte zu übernachten?« fragte Franziska.
»Mei, des wäre zünftig!« begeisterte sich Sebastian sofort.
»Dann ladet die beiden zum
Wochenende ein! Wie wäre es damit?«
Sebastian war begeistert. Sofort schlug er vor, daß er doch mit seinem Freund Paul biwakieren könnte. Sie würden neben der Berghütte ein Biwakzelt aufbauen und dort Bergsteiger spielen, die in den Bergen übernachteten.
Die kleine Franziska schüttelte den Kopf. »Ich mache da net mit! Des ist mir viel zu kalt. Ich schlafe mit Ulla in meinem Zimmer!«
»Des kannst machen! Für Madls ist des auch nix!«
»Schmarrn, Basti! Wie kannst du so etwas sagen? Als gäbe es keine Bergsteigerinnen!« tadelte ihn Toni.
Franziska lächelte Toni an.
»Mußt mit dem Basti net schimpfen. Die Ulla und ich lassen ihn und Paul auch nicht mit uns spielen, wenn wir Sachen spielen, die nur Mädchen Spaß machen.«
Toni und Anna unterdrückten beide ein Schmunzeln.
»Und was spielt ihr, Franzi?«
»Ach, wir spielen Modeschau mit unseren Puppen.«
»Die Franzi hat keine Kleider für sich eingepackt. Der ganze Rucksack ist voller Puppenzeug!« prustete Sebastian los.
Toni unterbrach den sich anbahnenden Geschwisterzwist.
»Was spielst du mit dem Paul?«
Sebastian strahlte.
»Wir spielen Förster! Pauls Vater hat dem Paul versprochen, daß er ganz alleine in den Wald gehen darf und Bäume markieren, die zu viele Äste haben oder schief gewachsen sind – weißt, des ist für den Wettstreit der Holzhacker. Es werden fünfzehn Bäume benötigt.«
»Stimmt! Bald ist es ja wieder soweit!«
Die Kinder aßen zu Ende. Dann schulterten sie ihre Ranzen und nahmen die kleinen Rucksäcke. Toni spannte Bello, den jungen Neufundländerrüden, vor den leichten Alu-miniumwagen. Schließlich machten sie sich auf den Weg hinunter zur Oberländer Alm. Toni ging mit Bello voraus, die Kinder folgten.
Unterwegs fragte die kleine Franziska, warum das schiefe Bäume sein müßten.
»Weißt, Franzi, schiefe, verkrüppelte Bäume, die haben auch meistens viele Äste. Astansätze sind schwerer zu sägen und zu hacken. Das ist eben eine Erschwernis für den Holzhackerwettbewerb.«
»Hast du früher auch daran teilgenommen, Toni?«
»Sicher, Basti! Ich habe sogar zweimal gewonnen! Es war in zwei Jahren hintereinander.«
»Dann hast mit der Anna getanzt!« bemerkte Franzi.
Toni lachte. Er erinnerte sich.
»Naa! Da kannte ich die Anna noch net! Das war einige Jahre davor.«
Toni lachte. Er erzählte den beiden, daß er in einem Jahr viel mit Thea getanzt habe und im anderen Jahr war es die Dorle gewesen.
»Aber du hast weder die eine noch die andere geheiratet! Warum, Toni?«
Toni lachte laut.
»Warum willst des so genau wissen?«
»Ja, weil des doch so ist, daß der Sieger dann ein Madl wählt – und meistens tun sie dann heiraten, oder?«
»Weißt, für den Ball braucht der Sieger schon ein Madl. Des wird so erwartet. Es ist schon richtig, daß des Madl und der Bursche oft zusammenkommen, aber des ist net immer so! Weißt, die müssen sich auch wirklich lieben. Aber darüber mußt du dir noch keine Gedanken machen, Basti. Dazu hast noch ein bisserl Zeit.«
»Aber ich übe schon! Ich tue fleißig Holzhacken!«
»Ja, das machst schon! Wirst bestimmt gewinnen, wenn es soweit ist.«
Franziska zog Toni an der Jacke.
»Toni, wenn es Bergsteigerinnen und Wanderinnen gibt. Warum gibt es keine Holzhackerinnen?«
Toni war von Franzis Frage völlig überrascht. Er schaute das kleine Mädchen an. Er rieb sich das Kinn.
»Franzi, des ist eine sehr gute Frage. Aber die kann ich dir net so gut beantworten. Da mußt du einmal die Anna fragen. Ich bin mir sicher, daß die Anna dir es besser erklären kann.«
So zog sich Toni aus der Affäre. Er war froh, daß sie inzwischen die Oberländer Alm erreicht hatten.
Tonis Vater, Xaver Baumberger, wartete schon mit dem Auto. Er hatte Gemüse und Obst aus dem Garten auf die Oberländer Alm gebracht und nahm die angenommenen Enkelkinder mit hinunter nach Waldkogel in die Schule. Toni lud alles auf das Aluminiumwägelchen und in seinen Rucksack. Er nahm auch noch Milch, Butter, Käse und Sahne mit zurück auf die Berghütte.
Auf dem Rückweg dachte Toni an seine Anna. Sie hatte damals Bello trainiert. Ohne den treuen Vierbeiner wäre das Leben auf der Berghütte viel mühsamer. Es gab keine Straße. Nur über den schmalen Pfad von der Oberländer Alm hinauf, war die Berghütte zu erreichen. Alles, was gebraucht wurde, mußte hinaufgeschafft werden. Nur das Bier kam per Hubschrauber. Leonhard Gasser, Leiter der Bergwacht in Kirchwalden, brachte die vollen Bierfässer regelmäßig während der Übungsflüge auf die Berghütte und nahm die leeren Fässer mit zurück.
*
Die