Die selbstlose Schwester: Toni der Hüttenwirt 408 – Heimatroman
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"Toni, der Hüttenwirt" aus den Bergen verliebt sich in Anna, die Bankerin aus Hamburg. Anna zieht hoch hinauf in seine wunderschöne Hütte – und eine der zärtlichsten Romanzen nimmt ihren Anfang. Hemdsärmeligkeit, sprachliche Virtuosität, großartig geschilderter Gebirgszauber – Friederike von Buchner trifft in ihren bereits über 400 Romanen den Puls ihrer faszinierten Leser.
Tonis Vater, Xaver Baumberger, stand am Auto. »Basti, wo bleibt deine Schwester?« Sebastian zuckte mit der Schulter. »Sie wird gleich kommen, Baumberger Großvater. Die Großmutter sucht den Zettel mit der Einladung zum Pfarrfest. Den wollte sie der Franzi mitgeben für die Anna.« Sebastian stieg ins Auto. Er beugte sich nach vorne und drückte auf die Hupe. In diesem Augenblick kam Franziska aus der Eingangstür. In der Hand trug sie einen Zettel. »Die Großmutter hatte ihn so gut weggelegt, daß sie ihn fast nimmer gefunden hat.« Franziska stieg ein. Xaver Baumberger fuhr ab. Er brachte die Kinder hinauf zur Oberländer Alm. Von dort aus gingen sie zu Fuß hinauf auf die Berghütte. Unterwegs las Franziska das Blatt. »Da muß die Anna auch mitmachen!« murmelte sie. »Wobei muß die Anna mitmachen, Franzi?« fragte Xaver Baumberger.
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Buchvorschau
Die selbstlose Schwester - Friederike von Buchner
Toni der Hüttenwirt
– 408 –
Die selbstlose Schwester
Friederike von Buchner
Tonis Vater, Xaver Baumberger, stand am Auto.
»Basti, wo bleibt deine Schwester?«
Sebastian zuckte mit der Schulter.
»Sie wird gleich kommen, Baumberger Großvater. Die Großmutter sucht den Zettel mit der Einladung zum Pfarrfest. Den wollte sie der Franzi mitgeben für die Anna.«
Sebastian stieg ins Auto. Er beugte sich nach vorne und drückte auf die Hupe. In diesem Augenblick kam Franziska aus der Eingangstür. In der Hand trug sie einen Zettel.
»Die Großmutter hatte ihn so gut weggelegt, daß sie ihn fast nimmer gefunden hat.«
Franziska stieg ein. Xaver Baumberger fuhr ab. Er brachte die Kinder hinauf zur Oberländer Alm. Von dort aus gingen sie zu Fuß hinauf auf die Berghütte.
Unterwegs las Franziska das Blatt.
»Da muß die Anna auch mitmachen!« murmelte sie.
»Wobei muß die Anna mitmachen, Franzi?« fragte Xaver Baumberger.
»Mei, bei dem Backwettbewerb auf dem Pfarrfest! Alle Frauen sollen etwas backen. Es gibt eine Jury, die sucht dann den besten Kuchen aus. Die Anna gewinnt bestimmt!« sagte Franzi überzeugt.
Xaver Baumberger schmunzelte. Er warf einen Blick auf den Innenspiegel des Fahrzeuges.
»Da mußt mit der Anna reden, Franzi!« sagte er.
Kaum hatte Tonis Vater auf der Wiese hinter der Oberländer Alm angehalten, sprang Franziska aus dem Auto. Sie rief noch schnell ein Dankeschön und rannte gleich davon. Ihr etwas älterer Bruder schüttelte nur den Kopf.
»Weiberkram!« schimpfte er. »Die Franzi denkt und redet von nix anderem. Sie will unbedingt, daß die Anna den Wettbewerb gewinnt. Des war heut’ schon ganz grausig mit ihr.«
Sebastian stieg aus dem Auto. Er schulterte seinen Schulranzen und ging davon. Xaver schaute ihm nach. Die Geschwister verstanden sich gut. Doch je älter sie wurden, desto unterschiedlicher waren ihre Interessen. Xaver Baumberger wußte das aus Erfahrung. Er hatte es mit Maria, Tonis jüngerer Schwester, auch erlebt. Er lachte leise vor sich hin. Weiberkram, genauso hatte Toni damals auch über seine Schwester Maria geschimpft.
Xaver Baumberger wendete und fuhr zurück. Es war das letztemal in dieser Woche, daß er Franzi und Basti nach der Schule zur Oberländer Alm gefahren hatte. Xaver wechselte sich wochenweise mit Toni und Fritz Fellbacher mit den Chauffeurdiensten für die beiden ab. Das war damals so ausgemacht worden, als die beiden Kinder nach dem Unfalltod zu Toni und Anna auf die Berghütte gezogen waren.
Franzi stürmte über das Geröllfeld. Schon von weitem winkte sie mit dem Zettel. Selbst die Begrüßung für Bello, den jungen Neufundländerrüden, und ihren kleinen Kater Max fiel spärlich aus. Die beiden warteten jeden Tag auf der Terrasse der Berghütte, bis Franziska und Sebastian von der Schule und dem Mittagessen bei Tonis Eltern kamen.
»Anna!« rief Franzi laut. »Anna, wo bist du?«
»Ich bin in der Küche, Franzi!«
Franziska stürmte in die Küche. Sie warf ihren Ranzen in die Ecke. Anna schmunzelte.
»Was gibt es denn so Wichtiges? Du bist ja ganz aufgeregt.«
»Die Helene Träutlein ist heute in ganz Waldkogel herumgelaufen und hat Zettel verteilt. Großmutter Meta hat zwei davon genommen. Ein Zettel ist für dich, Anna.«
Anna, die mit beiden Händen den Brotteig knetete, lächelte. »Du mußt mir schon sagen, was da drauf steht, Franzi.«
»Es geht um des Pfarrfest. Da gibt es einen Backwettbewerb. Alle Hausfrauen können sich daran beteiligen. Naa, net nur die Hausfrauen. Auch alle unverheirateten Madln können mitmachen. Das steht hier. Alle Kuchen werden vor der Kirche auf Tischen ausgestellt, und eine Jury bewertet sie. Die Siegerin bekommt dann einen Preis.«
»Wer ist in der Jury?«
»Hier steht es!« Franziska las vor: »Zur Jury gehören: Pfarrer Zandler, seine Haushälterin, Frau Träutlein, der Bürgermeister, Doktor Martin Engler, Doktorin Beate Brand, Albert Weisgerber vom Sägewerk und Tassilo Graf von Teufen-Thurmann. Dann sollen aus den Zuschauern noch zwei weitere Mitglieder gewählt werden.«
»Dann sind ja alle dabei!«
»Machst du mit, Anna?«
»Ich denke nicht, Franzi! Schau, das Pfarrfest ist an einem Sonntag. Da bin ich hier auf der Berghütte.«
»Es geht net, daß du net dabei bist, Anna. Die Mutter von der Ulla macht auch mit. Alle Mütter machen mit.«
Franziska fuhr sich mit den Fingern in ihr blondes Haar und drehte eine Haarsträhne. Das tat Franziska immer, wenn sie nachdenklich war oder sie etwas sehr beschäftigte.
»Und du bist doch meine Ersatzmama, oder?«
»Sicher will ich deine Ersatz-
mutter sein, Franzi. Auch wenn niemand deine richtige Mutter ersetzen kann.«
»Du mußt aber mitmachen, An-na!« sagte Franzi leise. »Bitte!«
»So, meinst du?« schmunzelte Anna.
Sie stäubte noch etwas Mehl über den Brotteig, deckte ihn mit einem Tuch zu und stellte ihn zur Seite.
»Du mußt auf jeden Fall mitmachen. Ich weiß auch schon, mit was du gewinnen wirst.«
»So?«
»Ja! Du backst die rot-weißen Mürbetaler, die Hamburger! Die sind so lecker!«
»Das Gebäck heißt nicht ›Hamburger‹, sondern ›Hanseaten‹. Hamburger werden aus Fleisch gemacht.«
»Ich bin sicher, daß niemand so gute Plätzchen machen kann wie du, Anna!«
»Danke für das Kompliment. Das heißt wohl, daß ich dir mal wieder welche backen soll, wie?«
»Mm! Aber noch wichtiger ist, daß du damit antreten tust zu dem Wettbewerb. Machst des, Anna? Bitte!«
Toni kam in die Küche.
»Was bekniest denn die Anna, Franzi?«
»Toni, die Anna soll ›Hansemänner‹ backen für den Wettbewerb. Hier steht alles auf dem Zettel!«
Franzi strich mit der Hand das
Papier glatt und reichte es Toni. Er las.
»Ah, du meinst den Backwettbewerb?«
»Genau den meine ich! Alle mögen Anna gut leiden und ihre Plätzchen, diese ›Hansemänner‹…«
»Hanseaten heißen sie!« warf Anna ein. »Aber Hansemänner klingt auch gut und lustig!«
»Sie schmecken sehr gut. Dir schmecken sie doch auch, Toni. Ich denke, daß die Anna damit gewinnt!«
Toni strich Franziska über das Haar.
»Die Leute wollen doch kein Gebäck von der See, Franzi!« warf Sebastian ein. »Des muß was Einheimisches sein! Des muß ein Apfelstrudel sein, ein Hefezopf mit Mandeln oder ein Gugelhupf.«
»Das kannst du nicht wissen, Basti! Stimmt’s, Toni?«
Franzi wandte sich hilfesuchend an Toni.
Toni und Anna warfen sich Blicke zu.
Anna wusch ihre Hände ab. Sie schenkte Toni und sich ein Tasse Kaffee ein. Die Kinder tranken kalte Milch.
»Franziska, diese Plätzchen sind etwas Besonderes. Sie haben eine rot-weiße Zuckerglasur, weil das die Farben der Hansestadt Hamburg sind. Das paßt nicht hierher in die Berge. In dem Punkt muß ich Basti recht geben.«
Franziska verzog das Gesicht.
»Sie sind aber so gut! Du würdest damit bestimmt den ersten Preis gewinnen. Die Baumberger Großmutter hat auch schon gewonnen und die Tante Ria. Da mußt du doch auch gewinnen.«
Der alte Alois, der im Wirtsraum hinter der Theke gestanden hatte, kam herein.
»Ich bin auch dafür, daß die Anna mitmacht. Und die Hanseaten sind gut. Man muß der Jury ja nicht sagen, daß des Hanseaten sind. Da braucht man doch nur einen neuen Namen zu erfinden.«
»Mei, des ist ein genialer Einfall, Alois!« Toni schlug vor Freude auf die Tischplatte.
Toni überlegte einen Augenblick. Dann lächelte er und rief: »Des gibt ›Waldkogler Gipfel‹! Und die sind dann net rund, sondern die machst dreieckig wie Berge, Anna. Des müßte doch gehen, was meinst? Auf die eine Seite kommt heller Zuckerguß, des ist dann der ›Engelssteig‹ und auf die Unterseite machst Schokoladenguß darauf. Des ist dann des ›Höllentor.«
»Naa, des geht net, Toni!« protestierte Franzi laut. »Schokoladen-überzug fürs ›Höllentor‹, des geht net, Toni! Des bringt vielleicht Unglück!«
Alle verstanden sofort, wie die kleine Franziska das meinte.
»Mei, des geht schon in Ordnung, die Anna kann ja die Hälfte der Plätzchen mit hellem Zuckerguß machen und die andere Hälfte mit dunklem!« sagte der alte Alois. »Und die Füllung?« überlegte er weiter.
Anna lachte.
»Ihr tut ja gerade so, als hätte ich schon ja gesagt!«
»Du kannst sagen, was du willst, Anna. Wir sind ohnehin in der Überzahl! Du kannst net ablehnen. Des ist eine beschlossene Sache«, schmunzelte Alois.
Anna lachte laut.
»Gut! Ich mache mit! Aber du mußt mir dabei helfen, Franzi!«
Franziska klatschte in die Hände