Was alle schon immer gespürt haben …: Toni der Hüttenwirt Extra 59 – Heimatroman
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Auf sehr spezielle, romantische Weise findet Toni, der Hüttenwirt seine große Liebe in einer bezaubernden Frau, die aus einer völlig anderen Umgebung stammt als der markante Mann der Berge. Sie lernt durch ihn Schönheit und Idylle seiner Heimat kennen und lieben. Gemeinsam eröffnen die beiden allen Besuchern die Werte und Besonderheiten ihres Lebens auf der Alm. Romantik, Beschaulichkeit, dramatische Spannung und feinsinnige Gespräche: Das ist die Welt von Toni, dem Hüttenwirt, der sich niemand entziehen kann.
Tom saß am Steuer des Geländewagens und warf immer wieder einen besorgten Blick auf Tassilo, der neben ihm saß. Sie waren auf dem Weg nach Waldkogel. Tassilo hatte die ganze Strecke von München kein einziges Wort gesagt. ›Vielleicht ist er nach der Behandlung doch noch erschöpfter, als er zugeben will‹, dachte Tom. Sie kamen gut voran. Unvermittelt sagte Tassilo: »Tom, du bist so still. Ist alles in Ordnung mit dir?« »Dasselbe habe ich gerade über dich gedacht«, antwortete Tom. »Weißt du, im Krankenhaus hat man keine Ruhe. Ich bin froh, wenn ich daheim bin.« Tom blickte auf die Uhr. »Sie werden schon warten. Otti und Julia standen schon am frühen Morgen in der Küche. Sie waren am Kuchen backen und heute Abend soll es ein Festessen geben.« »Ich verstehe, großer Bahnhof«, lachte Tassilo. »Dabei habe ich ausdrücklich gesagt, dass ich das nicht will.« »Lass ihnen die Freude! Kannst du das nicht verstehen?
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Was alle schon immer gespürt haben … - Friederike von Buchner
Toni der Hüttenwirt Extra
– 59 –
Was alle schon immer gespürt haben …
Sie gehört zur Familie – Gräfin Zenzi!
Friederike von Buchner
Tom saß am Steuer des Geländewagens und warf immer wieder einen besorgten Blick auf Tassilo, der neben ihm saß. Sie waren auf dem Weg nach Waldkogel. Tassilo hatte die ganze Strecke von München kein einziges Wort gesagt. ›Vielleicht ist er nach der Behandlung doch noch erschöpfter, als er zugeben will‹, dachte Tom.
Sie kamen gut voran.
Unvermittelt sagte Tassilo: »Tom, du bist so still. Ist alles in Ordnung mit dir?«
»Dasselbe habe ich gerade über dich gedacht«, antwortete Tom.
»Weißt du, im Krankenhaus hat man keine Ruhe. Ich bin froh, wenn ich daheim bin.«
Tom blickte auf die Uhr. »Sie werden schon warten. Otti und Julia standen schon am frühen Morgen in der Küche. Sie waren am Kuchen backen und heute Abend soll es ein Festessen geben.«
»Ich verstehe, großer Bahnhof«, lachte Tassilo. »Dabei habe ich ausdrücklich gesagt, dass ich das nicht will.«
»Lass ihnen die Freude! Kannst du das nicht verstehen? Außerdem hast du immer wieder gesagt, dass dir das Essen in der Klinik nicht schmeckt.«
»Das stimmt. Es war fad. Mei, sehne ich mich nach einer Portion Weißwurst mit Senf und einem schönen Bier«, sagte Tassilo.
»Den Wunsch kann ich dir erfüllen. Es ist nicht mehr weit bis Kirchwalden. Wie wäre es mit einem Zwischenstopp und einem Besuch im Biergarten?«
»Bub, das ist eine famose Idee. Das machen wir!«
Tom fuhr den Biergarten an, der etwas außerhalb von Kirchwalden im Wald lag. Zu dieser Tageszeit waren sie die einzigen Gäste. Die Bedienungen waren dabei, Tischdecken aufzulegen.
»Wir bekommen zweimal Weißwurst und zwei Halbe«, rief Tom dem jungen Madl im Dirndl zu.
Sie setzten sich hinten an einen kleinen Tisch, unter einem Baum. Es dauerte nicht lange, bis die Bestellung gebracht wurde.
Sie ließen es sich schmecken.
Tassilo tupfte sich den Mund ab. »Mei, das tat gut. Prosit, Tom!«
»Prosit, Tassilo!«
Sie stießen an und tranken.
»Ich war jetzt nur eine Woche weg«, sagte Tassilo, »aber in einer Woche kann viel geschehen. Gibt es etwas Neues, außer der Tatsache, dass Zenzi mit der Ella unterwegs ist?«
»Nein, aber das genügt auch. Wir alle machen uns Gedanken. Keiner weiß, wo die beiden hin sind und wie lange sie noch fortbleiben. Es passt so gar nicht zu Zenzi, dass sie uns im Ungewissen lässt. Ich hatte Otti geraten, dir nichts zu sagen, damit du dich nicht aufregst. Aber dir kann man nichts vormachen. Also hat Otti es dir doch erzählt?«
Tassilo nickte. »Ich habe am Telefon herausgehört, dass etwas nicht stimmt. Weißt du, Otti hat zu oft betont, dass alles seinen Gang gehe. Und ihre Ausreden, warum sie Zenzi nicht an den Hörer holen konnte, wurden immer unwahrscheinlicher. Da konnte etwas nicht stimmen. Deshalb habe ich hartnäckig nachgefragt und Otti hat es mir gestanden. Du hättest in meinem Fall auch so gehandelt.«
»Otti hat es gut gemeint, Tassilo. Du solltest dich nicht aufregen.«
»Das weiß ich.«
»So ist es nun einmal in unserer Familie, dass wir stets darauf bedacht sind, den anderen zu schonen«, sagte Tom nachdenklich.
»Was sind das für Untertöne?«, fragte Tassilo sofort.
Tom wurde sehr verlegen. »Okay, ich muss dir etwas gestehen. Aber zuerst bestelle ich uns einen Obstler.«
»So schlimm?«, lachte Tassilo.
»Wie man’s nimmt. Aber nach dem Essen gehört ein Obstler dazu.«
»Das stimmt.«
Tom bestellte zwei Obstler. Sie prosteten sich zu und tranken. »Also, ich will es dir gestehen. Erstens habe ich mich schlau gemacht. Ich habe im Internet recherchiert wegen deiner Krankheit. Zweitens habe ich mit Martin ein sehr ernstes Wort gesprochen. Er hat mir meinen Verdacht nicht bestätigt, aber er hat auch mit keinem Wort versucht, mir meine Schlussfolgerungen auszureden. Also wusste ich, was los war.« Tom trank ein Schluck Bier. Dann sah er Tassilo in die Augen. »Ich vermute, du hast Martin und Sascha überredet, deine Krankheit herunterzuspielen. Es war ernst, sehr ernst. Dein Leben war in Gefahr. Bei der Krankheit werden die Eiweißmoleküle fehlerhaft verarbeitet. Infolgedessen kommt es zu Organschäden, bis zum völligen Organversagen. Diese Krankheit ist sehr selten, aber auch sehr lebensbedrohlich. Liege ich falsch oder stimmt es?«
Tassilo trank schnell einen Schluck Bier. »Hast du Otti, Julia, Tim und Jenny etwas davon gesagt?«
»Nein, ich wollte dir nicht in den Rücken fallen.«
»Danke, du bist ein guter Bub«, sagte Tassilo. Er legte kurz die Hand auf Toms Unterarm.
»Und wie steht es jetzt mit deiner Gesundheit. Muss ich mir weiterhin Sorgen machen?«, fragte Tom.
»Nein, das musst du nicht. Das ist die Wahrheit, ich mache dir nichts vor. Die Behandlung hat sofort angeschlagen. Wenn du willst, entbinde ich Martin, Sascha und alle behandelnden Ärzte von der Schweigepflicht. Dann kannst du es kontrollieren.«
»Danke, mir genügt dein Wort, Tassilo.«
»Das freut mich. Es ist vorbei, Tom. Wir legen es zu den Akten.«
»Einverstanden, vergessen wir, was ich gesagt habe. Ich bin froh, dass es vorbei ist. Und was ist mit dem Forschungsprojekt?«
»Sascha wird es zu Ende führen. Vielleicht findet er Waldkogeler mit dem Wikinger-Gen. Interessant ist die Sache schon«, erklärte Tassilo. »Leider erfährt man nicht, wer der Stammzellenspender ist.«
Tom rieb sich das Kinn. »Tassilo, du hast mich vorhin gefragt, ob ich zu Otti, Julia, Tim und Jenny etwas gesagt habe. Du hast dabei Zenzi nicht erwähnt.«
Tassilo schmunzelte. »Tom, du bist ein sehr genauer Zuhörer. Du hast recht, ich habe Zenzi nicht erwähnt, weil ich offen mit Zenzi gesprochen habe. Sie wusste es.«
»Ah, deshalb war Zenzi so verändert. Jetzt wird mir einiges klar.«
»Dass Zenzi verändert war, ist mir nicht aufgefallen.«
»Tassilo, wenn Zenzi sich unbeobachtet fühlte, sah sie elend aus. Ich habe sie ein paar Mal erwischt, da wischte sie sich die Augen.«
»Vielleicht habe ich ihr damit zu viel zugemutet. Aber Zenzi war schon immer meine Vertraute, seit ich denken kann. Sie begleitete mich, seit ich einige Tage alt war. Zenzi gehört zum Inventar des Schlosses und noch viel mehr zu meinem Leben.«
»Vielleicht hat Zenzi den Druck nicht mehr ausgehalten und sich deshalb irgendwohin verdrückt. Es muss schwer für sie gewesen sein.«
»Das ist möglich. Aber Zenzi ist keine Person, die sich drückt, wenn es schwierig wird. Es kann wirklich sein, dass Ella Sorgen hat und Zenzi ihr beisteht. Ich denke, sie wird es irgendwie erfahren, dass ich wieder völlig genesen bin. Ich hoffe, sie kommt bald zurück«, sagte Tassilo.
Tom nickte. »Das hoffen wir alle. Übrigens, Tim und Jenny sind in die Berge. Ich denke, das ist eine gute Idee. Die beiden haben sich Tag und Nacht durch die Chroniken gewühlt. Sie haben eine Pause verdient.«
»Das denke ich auch. Ich bin stolz auf Tim und auch auf Jenny. Mit welcher Ernsthaftigkeit und Ausdauer sie am Ball blieben!«
»Das stimmt. Ich habe ihnen eine SMS geschickt und sie gebeten heimzukommen«, sagte Tom.
»Nun ja, sie werden die Handys ausgeschaltet haben. Ich denke, sie wollen allein sein«, schmunzelte Tassilo.
»Du hast wahrscheinlich recht«, antwortete Tom. Er musste grinsen. »Oft frage ich mich, wo die Zeit geblieben ist. Tim ist ein erwachsener Bursche und hat eine Freundin. Wo sind die Jahre geblieben?«
»Das fragen sich alle Eltern, Tom. Otti und ich sind zwar nicht deine leiblichen Eltern, aber uns war es nicht anders ergangen.«
Sie prosteten sich zu und tranken.
»Ach, ich will dich noch um etwas bitten, Tom. Wenn wir jetzt gleich nach Waldkogel fahren, setze mich bitte vor der Kirche ab. Ich komme später zu Fuß