Martin macht Adrian Mut: Toni der Hüttenwirt 379 – Heimatroman
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"Toni, der Hüttenwirt" aus den Bergen verliebt sich in Anna, die Bankerin aus Hamburg. Anna zieht hoch hinauf in seine wunderschöne Hütte – und eine der zärtlichsten Romanzen nimmt ihren Anfang. Hemdsärmeligkeit, sprachliche Virtuosität, großartig geschilderter Gebirgszauber – Friederike von Buchner trifft in ihren bereits über 400 Romanen den Puls ihrer faszinierten Leser.
Die Morgensonne schien durch die raumhohen Glastüren. Sie führten von der großen Schlossküche in den Garten, den Zenzi vor vielen Jahrzehnten angelegt hatte. Zenzi hatte bereits für Tassilo und sich gedeckt. Beide waren sie Frühaufsteher. Sie genossen die gemeinsame Stunde, während alle anderen noch schliefen. Diese Zeit gehörte nur ihnen. Zenzi goss den nach alter Tradition aufgebrühten Kaffee durch das Sieb in die Thermoskanne und stellte sie auf den Tisch. Sie hörte Schritte. »Ah, da kommt er«, murmelte sie vor sich hin. »Guten Morgen, Zenzi!« »Dir auch einen guten Morgen, Tassilo! Hast du gut geschlafen?«, fragte Zenzi. »Ja, ich kann nicht klagen. Und du? Du bist spät ins Bett gegangen. Ihr wart noch lange im Park, du und Lotti. Ich wollte auf dich warten, aber Otti drängte mich, schlafen zu gehen. Sie kenne meine Neugierde, hat sie gesagt, aber heute sei auch noch ein Tag.«
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Buchvorschau
Martin macht Adrian Mut - Friederike von Buchner
Toni der Hüttenwirt
– 379 –
Martin macht Adrian Mut
Friederike von Buchner
Die Morgensonne schien durch die raumhohen Glastüren. Sie führten von der großen Schlossküche in den Garten, den Zenzi vor vielen Jahrzehnten angelegt hatte.
Zenzi hatte bereits für Tassilo und sich gedeckt. Beide waren sie Frühaufsteher. Sie genossen die gemeinsame Stunde, während alle anderen noch schliefen. Diese Zeit gehörte nur ihnen.
Zenzi goss den nach alter Tradition aufgebrühten Kaffee durch das Sieb in die Thermoskanne und stellte sie auf den Tisch. Sie hörte Schritte.
»Ah, da kommt er«, murmelte sie vor sich hin.
»Guten Morgen, Zenzi!«
»Dir auch einen guten Morgen, Tassilo! Hast du gut geschlafen?«, fragte Zenzi.
»Ja, ich kann nicht klagen. Und du? Du bist spät ins Bett gegangen. Ihr wart noch lange im Park, du und Lotti. Ich wollte auf dich warten, aber Otti drängte mich, schlafen zu gehen. Sie kenne meine Neugierde, hat sie gesagt, aber heute sei auch noch ein Tag.«
»Recht hat sie, deine Otti.« Zenzi schenkte zuerst ihm und dann sich selbst Kaffee ein. Sie gab Zucker und Milch dazu und rührte bedächtig lange um.
Tassilo beobachte sie. »Mei, Zenzi, spann mich nicht so lange auf die Folter! Was habt ihr noch so geplaudert? Ihr seid sehr lange im Park gewesen.«
»Stimmt, zuerst sind wir eine Weile auf- und abgegangen. Danach haben wir uns ans Ufer des Bergsees gesetzt. Es war eine mondhelle Nacht. Wir hatten Vollmond. In den Vollmondnächten sieht der Bergsee sehr romantisch aus. Da gefällt er mir am besten. Der Gipfel des ›Engelssteigs‹ mit dem Gipfelkreuz spiegelte sich im Wasser. Es war vollkommen windstill.«
»Zenzi, du lenkst ganz schön ab«, sagte Tassilo und schmunzelte. »Also, ihr habt doch miteinander geredet und sicherlich nicht nur über die Schönheit der Natur.«
»Tassilo, dräng mich nicht! Du weißt, das mag ich nicht. Also, ich gebe dir ein Stichwort. Es ging um Lottis Orgelspiel«, antwortete Zenzi.
»Das dachte ich mir. Ihr spontanes Musizieren gestern war ein unvergessliches Erlebnis für mich. Ich verstehe immer noch nicht, warum sie nie ein Wort darüber verloren hat, dass sie das Instrument so gut beherrscht. Was heißt gut? Sie spielt meisterhaft, Zenzi. Fast fühle ich mich ein bisserl betrogen. Ich kenne Lotti jetzt schon etwas über zehn Jahre. Ich war es, der sie entdeckt hat. Ich habe ihr geholfen. Sie wurde als Opern– und Operettensängerin weltberühmt. Als ich sie damals bei der Abiturfeier zum ersten Mal singen hörte, war es wie … es war einfach unbeschreiblich. Dasselbe empfand ich gestern in der Schlosskapelle wieder. Sie hat mich verzaubert.«
»Sie hat uns alle verzaubert, Tassilo«, sagte Zenzi.
»Wie kam es dazu, dass sie Orgel spielte?«
Zenzi schmunzelte. »Nun, dafür gibt es zwei Gründe. Erstens, sie hatte es mir versprochen. Nachdem ich ihr zugesagt habe, dass sie nur für mich spielen könne, wenn außer uns niemand im Haus ist. Zweitens, das Zusammentreffen mit dem Orgelbauer scheint in Lottis Herz etwas in Bewegung gesetzt zu haben. Tassilo, es war ein Erlebnis, dabei zu sein. Die Luft zwischen ihnen hat geknistert.«
»Liebe auf den ersten Blick?«, sagte Tassilo erstaunt.
»Sicher, frag nicht so unschuldig! Sie sahen sich an, als wäre der andere von einem anderen Stern. Der Amor hat nicht nur einen Pfeil abgeschossen, er leerte seinen ganzen Köcher. Lotti war danach wohl glücklich. Sie drückte das in ihrem Orgelspiel aus.«
»So, so, Lotti hat sich verliebt. Da wäre ich gern dabei gewesen. Ich habe oft erlebt, dass sich junge Burschen um sie bemühten. Sie ließ jeden sofort abblitzen.«
»Es war eben nicht der Richtige dabei«, sagte Zenzi. »Tassilo, ich habe neulich mit Lotti über das Thema Burschen und Liebe gesprochen. Sie war im Zweifel, ob sie jemals einen Mann finden würde. Die Burschen hätten ihr nur den Hof gemacht, weil sie berühmt und bekannt sei. Jeder von ihnen wollte sich nur in ihrer Nähe sonnen. Es war ihnen nur um die Künstlerin Mireille Duval gegangen, nicht um sie, nicht um Lieselotte Walzer.« Zenzi zuckte mit den Schultern, bevor sie weitersprach. »Es ist noch zu früh, darüber zu spekulieren, ob aus den beiden ein Paar wird. Aber ich bin mit dem Teilerfolg sehr zufrieden. Lotti hat Friedl nicht vergrault, eher das Gegenteil. Und er war nicht aufdringlich. Ich las in seinen Augen, dass er Lotti gern wiedersehen würde. Aber er wagte nicht, sie anzusprechen, wie es Burschen normalerweise tun. Also – das Madl fragen, ob sie zusammen etwas unternehmen könnten, einen Spaziergang, einen Kinobesuch, ein romantisches Abendessen, Tanzen, so etwas in der Art. Tassilo, der Bursche hat gelitten. Ich hatte direkt Mitleid mit ihm. Gleichzeitig erkannte ich, dass Lotti auf eine Einladung wartete. Er wusste nicht, was er machen sollte. Die Orgel in der Schlosskapelle muss nicht ständig nachgesehen und gestimmt werden. Dazu kommt, dass er von auswärts ist.«
»Wo kommt er her?«, fragte Tassilo.
Er ist aus Garmisch-Partenkirchen. Seine Familie ist dort seit Jahrhunderten als Orgelbauer ansässig.«
»Allzu weit ist das nicht«, sagte Tassilo. »Aber zu Beginn einer Liebe spielt Nähe eine große Rolle.«
Zenzi stimmte zu. »Ja, Tassilo, es wäre bestimmt einfacher, wenn Friedl aus Waldkogel wäre oder aus Kirchwalden. Doch wenn zwei Herzen zusammengehören überbrückt die Liebe jede Entfernung. Besonders, wenn man etwas nachhilft«, schmunzelte Zenzi.
Tassilo lachte laut. »Oh, du bist insgeheim als Hochzeiterin tätig? Gib es zu! Was hast du dir ausgedacht?«
»Ja, ich gebe es zu. Jedenfalls versuche ich es. Viel muss ich dabei nicht tun. Ich muss nur Möglichkeiten dafür schaffen, dass sich Friedl und Lotti begegnen können. Der Rest liegt dann bei ihnen.« Dabei lächelte Zenzi geheimnisvoll.
»Wie willst du das machen?«, fragte Tassilo. »Jeder Handwerker muss auf seine Leistung eine Garantie geben. Willst du Friedl zur Nachbesserung auffordern?«
»Das wäre natürlich auch eine Idee gewesen. Das kam mir nicht in Sinn und wäre vielleicht auch zu plump gewesen. Nein, ich habe es anders gemacht. Friedl ist total begeistert von dem alten Instrument. Er sagte, er beneide jeden, der auf dieser schönen alten Orgel spielen könne. Das war meine Chance. Ich bot ihm an, sollte er in der Nähe zu tun haben, könne er jederzeit herkommen und auf der Orgel spielen. Er sagte sofort zu, besonders als ich im Nebensatz darauf hinwies, dass Lotti länger bei uns Gast sei. Friedl strahlte. Am nächsten Freitag hat er einen Termin in Kirchwalden. Anschließend will er vorbeikommen.«
Tassilo lachte. »Das ist ganz schön trickreich, liebe Zenzi.«
»Danke! Aber jetzt weiter. Und jetzt kommst du in Spiel, Tassilo. Du musst dafür sorgen, dass am Freitag niemand hier ist. Lass dir etwas einfallen, vielleicht einen Familienausflug mit Otti, Tom und Julia. Tim und Jenny sind selbstverständlich auch dabei. Sie gehören zusammen, auch ohne Trauschein. Der kommt noch irgendwann, da bin ich sicher.«
»Davon bin ich auch überzeugt, Zenzi«, sagte Tassilo. »Dich hast du vom Familienausflug ausgenommen, wieso?«
»Ich werde in der Nähe bleiben.«
»Ah, damit du notfalls eingreifen kannst. Willst du dich irgendwo verstecken?«
»Ich habe noch nicht entschieden, was ich mache. Auf jeden Fall werden sie sich nicht beobachtet fühlen«, erklärte Zenzi.
»Wenn ich dir mit dem Familienausflug einen Gefallen tun kann, okay. Ich bin gespannt, was am Freitag passiert.«
»Das bin ich auch. Ihre Liebe hat eine größere Chance, wenn sie allein sind«, betonte Zenzi. »Friedl ist ein Bursche, der sich eher zurückhält. Er ist keiner, der mit einem Madl sofort anzubändeln versucht. Außerdem war ich dabei. Tassilo, du weißt doch, dass die Liebe im Verborgenen besser blüht.«
»Da ist etwas Wahres dran, Zenzi.« Tassilo trank Kaffee und lächelte vor sich hin. Schließlich sagte er: »Lotti war gestern Abend