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Rescue Me: Bis in alle Ewigkeit: Liebesroman
Rescue Me: Bis in alle Ewigkeit: Liebesroman
Rescue Me: Bis in alle Ewigkeit: Liebesroman
eBook305 Seiten3 Stunden

Rescue Me: Bis in alle Ewigkeit: Liebesroman

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Über dieses E-Book

Salem 1692: Nach einer Totgeburt gerät die mutige Hebamme Freya ins Visier eines rachsüchtigen Hexenjägers. Im jungen Reverend Balthasar Asburry findet sie nicht nur einen Verbündeten, sondern auch die Liebe ihres Lebens. Doch ein Kampf ums reine Überleben beginnt.

Dover 2005: Ella, Anwältin für Frauenrechte, führt ein glückliches Leben mit Zane, der das Frauenhaus leitet, aus dem Ellas aktueller Fall kommt. Sie vertritt eine Mutter, die ihr eigenes Baby ermordet haben soll. Alle vorliegenden Beweise sprechen gegen ihre Mandantin, doch Ella glaubt an deren Unschuld und setzt alles daran, diese zu beweisen.

Der Fall stellt nicht nur ihre Beziehung auf eine harte Probe, sondern löst bei Ella auch mysteriöse Albträume und Sinnestäuschungen aus. Sie begibt sich auf eine Reise zu sich selbst und muss sich der Wahrheit um ihre Liebe stellen.

SpracheDeutsch
HerausgeberBookRix
Erscheinungsdatum24. Jan. 2022
ISBN9783755406297
Rescue Me: Bis in alle Ewigkeit: Liebesroman

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    Buchvorschau

    Rescue Me - Jou F. Hall

    Rescue Me

    Verlag:

    BookRix GmbH & Co. KG

    Implerstraße 24

    81371 München

    Deutschland

    Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek: Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über dnb.dnb.de abrufbar.

    1. Auflage Februar 2022 © Copyright 2022-Urheberrechtshinweis Alle Inhalte dieses Buches sind urheberrechtlich geschützt.

    Das Urheberrecht liegt, soweit nicht ausdrücklich anders gekennzeichnet, bei Jou F. Hall.

    Alle Rechte, einschließlich der Vervielfältigung, Veröffentlichung, Bearbeitung und Übersetzung, bleiben vorbehalten.

    Coverdesign und Umschlaggestaltung:

    Florin Sayer-Gabor-

    www.100covers4you.com

    Coverschrift: Queen Inline Grunge von cruzine

    Korrektorat: Dr. Andreas Fischer

    Plotanalyse: Silke Schiller

    info@lektorat-wortart.de

    www.lektorat-wortart.de

    Buchsatz: Autorenträume

    ISBN: 978-3-7487-9693-0

    Titel

    Widmung

    Für meine Kinder

    Wenn Glaube, Fleiß und Mut stärker sind als alle zweifelhaften Gefühle, erhält man den gebührenden Lohn für die Erfüllung seines Traums.

    Prolog

    »Meine Seele wird die Deine suchen, kein Schritt vermag zu lang zu sein, kein Weg erscheint zu weit. Die Zeit kann uns nichts anhaben, durch alle Gezeiten. Liebe erstickt die Furcht im Angesicht des Schreckens. Mein Herz pulsiert in Deinem im Schein des Mondes. So vermag ich zu versprechen, unter reißender Glut des Sternenzelts, unser Leben wird kommen, nicht hier und nicht heute, aber für immer irgendwann, bis in alle Ewigkeit.«

    Kapitel 1: Dover, New Hampshire 2005

    Ella schob die Daily Sun weit von sich und stieß einen Seufzer aus. »Elendiges Klatschblatt.«

    Sie war es leid. Das Urteil war noch nicht gesprochen, und schon kursierten wilde Theorien, wie der Richter sich entscheiden könnte. Dabei war gerade der erste Prozesstag vorüber. An ein Urteil war noch lange nicht zu denken. Sie würde den Richter schon auf Trab halten. Es konnte ihrer Mandantin kein Mord vorgeworfen werden. Die Beweislast war lächerlich, ja sogar höchst amüsant.

    Für Ella stand fest, dass sie alle etwas übersahen. Ein Stück des Puzzles fehlte, und sie war sich sicher, dass dieser Fall eine spektakuläre Wende bereit hielt. Sie war lange genug in diesem Job, um ihre Mandantin und die Lage einschätzen zu können. Zu oft war ihr schlampige Arbeit seitens der Spurensicherung untergekommen.

    »Liebling, komm wieder ins Bett!«

    Sie erwischte sich dabei, wie sie in sich hineinlächelte. Es war Sonntag, im Normalfall wäre sie Zanes Aufforderung nachgekommen und hätte sich an seine muskulöse Brust geschmiegt. Doch die Freiheit ihrer Mandantin stand auf dem Spiel, und sie würde Himmel und Hölle in Bewegung setzen, um die fehlenden Entlastungen zu bekommen. Das war sie Sue Lancaster als gute Anwältin schuldig.

    »Ella!«

    »Wenn du mir versprichst, mich in fünf Minuten gehen zu lassen, überlege ich es mir!«

    »Liebling, es ist Sonntag!«

    »Auch Sonntag ist ein Werktag.«

    Zane stöhnte auf. »Wenn ich nicht wüsste, dass du Gutes tust, würde ich es dir ziemlich übelnehmen.«

    Sie blieb in der Tür stehen, hielt sich mit einer Hand lasziv am Rahmen fest und beugte sich ein wenig zur Seite, sodass ein Stück ihres wohlgeformten Hinterteils zu sehen war. Ella beobachtete Zane dabei. Sie liebte es, wie er sie fixierte, sah die Lust in seinem Blick, das Begehren, welches in seinen Pupillen aufflackerte. Ella trat an das Bett, und ehe sie sich versah, zog Zane sie an sich.

    »So wird das nichts mit den fünf Minuten, wenn du so mit mir spielst, muss dir das klar sein«, flüsterte er. Seine Stimme vibrierte vor Lust und löste bei Ella eine aufsteigende Hitze aus. Ihre Körper schmiegten sich perfekt aneinander, als wären sie extra füreinander geschaffen worden. Hätte sie den Kopf frei gehabt, wäre sie hemmungslos über ihn hergefallen. Nie hatten sie über Sex diskutieren müssen. Jeder von ihnen wusste, was der andere begehrte. Er war wahrlich ihr perfektes Gegenstück. Manchmal fragte sie sich, womit sie diesen Mann verdient hatte. Er war der Pfeffer, der in ihrem Leben gefehlt hatte. Sie war nur das langweilige Salz, mit dem man jedem Essen ein wenig Geschmack verpassen konnte.

    »Nun muss ich aber los, gib mich frei!«

    »Dein Befehlston gefällt mir …« Die Art, wie er es sagte und dabei ihre Brüste ein letztes Mal knetete, bevor er ihr sanft aus dem Bett half, brachte die Schmetterlinge in Ellas Bauch zum Fliegen.

    »Darling, ich begleite dich ein Stück, ich möchte nochmal im Frauenhaus nach dem Rechten sehen.«

    »Ist so weit alles in Ordnung? Oder machst du dir um jemanden Sorgen?«

    »Ich weiß nicht so recht, gestern machte Lynn auf mich einen wirren Eindruck, sie wirkte ein wenig verstört. Ich habe das Gefühl, sie verheimlicht mir etwas.«

    »Wie meinst du das?«

    »Es ist manchmal, als würde sie unter enormem Druck stehen. Als hätte irgendjemand Kontakt zu ihr aufgenommen, der ihr Angst macht. Ich fühle mich einfach besser, wenn ich nach ihr sehe. Dann hab ich wenigstens das Gefühl, heute etwas Sinnvolles getan zu haben.«

    »Hey! Ich dachte, wir hätten gerade etwas Sinnvolles getan!« Sie untermalte ihre Anspielung mit einem Kichern.

    »Wegen mir hätte ich das heute den ganzen Tag tun können.« Zane gab Ella einen verheißungsvollen Kuss. »Merk dir die Stelle, da knüpfen wir an, sobald du wieder zurück bist!«

    Ella blickte in seine tiefbraunen Augen, in denen im Sonnenlicht feine Goldsprenkel glänzten. Ein stechender Schmerz durchzuckte wie aus dem Nichts ihr Handgelenk. Es fühlte sich so an, wie wenn es ihr jemand umdrehte. Unwillkürlich fuhr sie zusammen. »Verdammt was war das denn …?«

    »Alles in Ordnung?«

    »Ja, wahrscheinlich nur eine falsche Bewegung. Nicht weiter schlimm. Bis später, Liebling.« Ella drückte Zane einen festen Kuss auf seine sinnlichen Lippen, bevor sie eilig das Haus verließ.

    »Diese Frau bringt mich nochmal um den Verstand.« Amüsiert zog Zane seine Jacke an, schlüpfte in seine Lieblingsturnschuhe und tat es Ella gleich. Im Gegensatz zu ihr ließ er sich Zeit. Er ging einmal ums Haus und genoss den Ausblick auf den See, der in der Sonne glitzerte. Zane inhalierte den Duft der Kirschblüten und schaute auf die gemütliche kleine Veranda. Er musterte den in die Jahre gekommenen Schaukelstuhl, den Ella in keinem Fall austauschen wollte. Bei ihrem Einzug war er schon dort gewesen.

    ›Er gehört zum Haus, Zane, aus ihm spricht das Leben, welches sich hier abgespielt hat. Auf keinem Fall dürfen wir ihn wegtun. Er benötigt nur einen kleinen Anstrich.‹

    Bis jetzt war keiner von ihnen dazu gekommen, den Stuhl aufzupeppen. Wie auch, bei dem Haufen Arbeit, der jeden Tag auf beide wartete. Und dennoch hätte er nicht glücklicher sein können. Er lächelte, öffnete die Garage, startete seinen Pick-up und machte sich auf den Weg in das Frauenhaus, welches er vor drei Jahren übernommen hatte. Zum Glück, denn sonst hätte er Ella vermutlich nie kennengelernt. Damals hatte sie sich unermüdlich für eine Bewohnerin eingesetzt, die zu Hause von ihrem Mann grün und blau geschlagen worden war. Er erinnerte sich noch genau an ihr geschundenes Gesicht, als die Frau eines Abends, durchnässt vom Regen, an seine Tür geklopft hatte. Sie zitterte am ganzen Körper.

    Nachdem er ihr frische Kleidung gebracht und einen Tee gemacht hatte, versuchte er herauszufinden, was mit ihr geschehen war. Doch sie weigerte sich, mit ihm zu sprechen. Da sie erhebliche Hämatome aufwies, wandte er sich an den Sozialdienst, der sofort einen Anwalt einbestellt hatte.

    Bei dem Gedanken daran, als er sie das erste Mal gesehen und ihm fast die Luft weggeblieben war, pulsierte sein Herzschlag ein wenig schneller. Ellas konzentrierter Blick, die vollen herzförmigen Lippen, die ihrem schmalen Gesicht die gewisse Fülle verliehen. Ganz zu schweigen von ihren smaragdgrünen Augen, die wie kleine Kometen funkelten, wenn sie wütend war. Sie standen im starken Kontrast zu ihrem dunkelblonden Haar, welches in weichen Wellen um ihre Schultern fiel. Er konnte nicht leugnen, dass er vom ersten Augenblick an eine tiefe Verbundenheit gespürt hatte.

    Auch heute war es noch so, bei jedem einzelnen Gedanken an sie. Was hatte er für ein Glück, diese Frau an seiner Seite zu haben. Er würde für sie sterben. Ein Leben ohne sie schien Zane undenkbar.

    »Soll das ein Scherz sein? Deswegen bestellst du mich zum Sonntag ein?« Ella hatte sich mehr erhofft, Fingerabdrücke, ein Indiz, welches die Unschuld ihrer Mandantin bestätigte, irgendetwas.

    »Du darfst nicht zu viel erwarten. Es ist doch schon mal ein Fortschritt, dass sie zum Zeitpunkt, als das Baby starb, gar nicht in dessen Nähe gewesen ist. Das beweist zumindest die Programmierung der Kaffeemaschine in der Gemeinschaftsküche.«

    »Einen Scheiß beweist das! Die kann jeder programmiert haben.«

    »Ihre Fingerabdrücke waren darauf, und wir haben mit der Leiterin im Haus gesprochen. Sie war mit dem Küchendienst an diesem Tag an der Reihe. Sie kann also ihr Baby nicht umgebracht haben.«

    »Das ist zu wenig, das reicht in keinem Fall aus! Das Zeitfenster ist zu gering.«

    Officer Earl Hicks zog seine Stirn in Falten. »Wir sind dran. Ich wünschte, ich könnte dir mehr Erkenntnisse liefern. Aber zu diesem Zeitpunkt unmöglich.«

    Ella rollte mit den Augen. »Ist gut. Ihr müsst noch einmal ins Frauenhaus und alles auf den Kopf stellen, befragt alle Bewohner, geht allem nach, was euch suspekt erscheint. Bitte, Earl, es geht hier um das Leben einer Unschuldigen.«

    Sie hörte selbst das Flehen in ihrer Stimme. Wie immer steckte sie ihr ganzes Herzblut in diesen Fall. Ella stellte sich vor, was es für ihre Mandantin bedeutete. Nicht nur, dass sie den Tod ihres Säuglings verkraften musste, nun musste sie auch noch um ihre Freiheit bangen. Und sie war diejenige, die ihr aus dieser Situation heraushelfen konnte. Nein, sie würde es. Sie könnte es sich nie verzeihen, wenn diese Frau unschuldig hinter Gittern vor sich hinschmoren würde, nur weil sie versagt hatte. Das durfte unter gar keinen Umständen passieren. Doch sie brauchten Beweise. Es waren keine fremden Fasern von Kleidungsstücken oder ähnliche Spuren am Tatort zu finden gewesen, ausschließlich die DNA von Mutter und Kind waren sichergestellt worden.

    »Earl, ich schau bei Zane vorbei, er ist gerade im Frauenhaus, vielleicht kann er noch etwas zu unserem Fall beitragen.«

    »Ist gut, ich werde nachher nochmal zur Befragung hinfahren. Halt die Ohren steif!«

    »Du auch. Ich bin Tag und Nacht erreichbar!«

    »Wie immer. Du solltest dich auch mal ausruhen! Bis dann.«

    Als Ella am Frauenhaus anhielt, sah sie ein junge Frau, fast noch ein Mädchen, mittig auf den langen Treppen sitzen, die hinauf zur Eingangstür führten. Es waren viele Treppenstufen, sie schätzte um die fünfzig, gezählt hatte sie diese jedoch noch nie. Das Mädchen wirkte verloren und gleichzeitig so adrett. Ihren Rücken hatte sie durchgedrückt, ihre Beine eng geschlossen, die Hände auf die Knie abgelegt. Eine sehr unnatürliche Haltung für eine Frau ihres Alters. Es wirkte, als wäre sie einer anderen Zeit entsprungen, als hätte sie rein gar nichts mit dem heutigen Leben zu tun. Ella schluckte hart bei ihrem Anblick. Die Unbekannte bereitete ihr eine Gänsehaut, die sie sich nicht erklären konnte.

    »Was zum Teufel …«, flüsterte sie vor sich hin. Sie musste unbedingt Zane zu ihr befragen. Ella wollte sich gerade abschnallen, als ihr Gurt klemmte. »Ach verdammt, was soll das denn jetzt?«

    Mehrmals zog und rüttelte sie an dem Gurt, doch er wollte sich nicht lösen. Als sie wieder aufsah, kollidierte ihr Blick mit dem des Mädchens. Ihre Augen schienen sie förmlich zu durchbohren. Für einen kurzen Moment vergaß Ella zu atmen. Ihre Hände wurden feucht und zitterten. Hastig versuchte sie erneut den Gurt zu lösen, und endlich gelang es ihr.

    Sie hob den Blick, öffnete die Autotür und bemerkte, dass jenes Mädchen verschwunden war. Wie vom Erdboden verschluckt. Ella sah sich langsam um und suchte mit ihren Augen systematisch die Gegend ab. »Das gibt es doch gar nicht …! Was zum Teufel geht hier vor?«

    Ella schüttelte den Kopf und besann sich auf den Grund, weswegen sie hergekommen war. Sie klingelte an der verschnörkelten Eingangstür, die ihr schon immer gut gefallen hatte. Sie hatte etwas Romantisches, obwohl das, was dahinter stattfand, wenig mit Romantik zu tun hatte. Das Gegenteil war der Fall. Was für eine äußerliche Täuschung dies doch war.

    Es dauerte nicht lange, bis ihr jemand öffnete. Die Hausdame, so wie Zane sie liebevoll nannte, der die Gutmütigkeit ins Gesicht geschrieben stand. Die kleinen Lachfältchen um ihre Augen ließen sie jünger wirken, als sie tatsächlich war. Zane hatte mal erwähnt, dass sie bereits um die sechzig Jahre zählte. Ella hoffte, in diesem Alter auch noch so frisch auszusehen und vor allem so lebensfroh zu sein. Sie brachte in die traurigen Geschichten, die dieses Haus zu erzählen hatte, ein wenig Fröhlichkeit.

    »Hallo Ella, schön, Sie zu sehen, Kindchen. Falls Sie Zane suchen, der ist schon wieder fort. Sie müssen ihn ganz knapp verpasst haben.«

    »Komisch, ich habe ihn nicht gesehen, obwohl ich eine Weile hier war, bevor ich geklingelt habe.«

    Als Ella bemerkte, wie verblüfft Margret sie musterte, hatte sie das Gefühl, sich erklären zu müssen. »Ich habe ein Mädchen entdeckt, ich schätze sie gerade mal auf achtzehn, vielleicht auch jünger. Sie saß mitten auf den Treppen und machte auf mich einen unheimlichen Eindruck. Als ich zu ihr hinübergehen wollte, war sie plötzlich verschwunden. Können Sie mir sagen, wer das war?«

    »Um ehrlich zu sein, fällt mir keine von unseren aktuellen Bewohnerinnen ein, auf die diese Beschreibung passen würde. Vielleicht hat sich nur jemand ausgeruht und ist dann weitergegangen.« Margret zuckte mit den Schultern.

    »Das kann ich mir nicht vorstellen.«

    Ella sah sich ein weiteres Mal um. Sie hegte die Hoffnung, das Mädchen doch noch irgendwo zu erspähen, doch vergeblich.

    »Ich will Sie nicht aufhalten, Margret, ich wollte ohnehin zu Zane. Einen wundervollen Sonntag.«

    »Das wünsche ich Ihnen auch, Miss Ella. Auf Wiedersehen!« Margrets Ausruf versprühte so viel Liebe und Zuneigung, wie sie es sich einst von ihrer Mutter gewünscht hätte. Ihr blieb keine Zeit, um jetzt darüber nachzudenken. Sie musste unbedingt mit Zane sprechen. Er wäre gar nicht erfreut, wenn er zuerst durch den Detective von der erneuten Untersuchung erfahren würde, anstatt durch sie.

    »Zane, bist du hier?« Ella legte ihren Schlüssel in die kleine Schale auf der Kommode, zog ihre Jacke aus und trat einen Schritt in die Küche. »Zane? Liebling?«

    »Ich bin hier!« Zanes Stimme kam aus der oberen Etage.

    Ella nahm zwei Stufen auf einmal. Sie folgte den Duschgeräuschen, die sie jetzt erst wahrnahm.

    »Ach hier bist du.«

    Sie setzte sich auf die Toilette und ließ das Bild, welches Zane ihr bot, auf sich wirken. Er stand mit dem Rücken zu ihr und der Wasserstrahl prasselte auf sein breites Kreuz. Am liebsten hätte sie sich zu ihm in die Dusche gesellt, doch sobald es um die Arbeit ging, blendete sie ihre Empfindungen aus. Das war schon immer so gewesen. Sie musste einen kühlen Kopf bewahren.

    Zane drehte sich langsam zu ihr um und verzog seinen Mund zu einem verschmitzten Grinsen. »Willst du gar nicht reinkommen?«

    Der dichte Nebel im Bad ließ ihn noch verführerischer wirken.

    »Nein, ehrlich gesagt muss ich mit dir sprechen. Und es wird dir nicht gefallen …«

    Zanes Miene wurde mit einem Schlag ernst. »Was ist los?«

    »Der Detective wird erneut eine Untersuchung im Frauenhaus durchführen. Er ist wie ich der Meinung, dass etwas übersehen wurde.«

    »Verdammt, Ella! Du weißt so gut wie ich, dass die Frauen meist traumatisiert sind. Muss das sein?!«

    »Zane, ein Baby ist in eurem Haus auf höchst mysteriöse Art und Weise zu Tode gekommen! Bist du nicht daran interessiert, das aufzuklären?

    »Doch, natürlich … Zane stieg aus der Dusche, zog Ella in seine Arme und küsste sie sanft auf ihre Lippen.

    »Ich will sie doch nur schonen, sie haben teilweise Schlimmes durchgestanden.«

    »Das versteh ich ja, Zane, dennoch muss der Täter gefunden werden. Ich bin mir sicher, dass Sue Lancaster es nicht war.«

    »Was macht dich da so sicher?«

    »Es ist ein Gefühl … Sie sagt die Wahrheit, ich spüre es einfach.« Ella stockte kurz. »Ich war heute am Frauenhaus, um dir von der Untersuchung zu erzählen, da hab ich ein ziemlich unheimliches Mädchen auf den Treppen sitzen sehen. Der Rücken kerzengerade durchgestreckt, Haare streng zusammen, aschbraunes Haar, blasse Haut, eine vornehme Eleganz. Kennst du sie?«

    »Deine Beschreibung passt auf Lynn. Sie wirkt ein wenig seltsam und unheimlich. Aber ich glaube, das ist nur der äußere Schein.«

    »Was weißt du über sie?«

    »Noch nicht viel. Sie ist sehr schreckhaft und zurückgezogen, bekommt derweil psychologische Unterstützung, in der Hoffnung, dass sie dann mehr spricht.«

    »Ich habe bei ihr kein gutes Gefühl. Versprich mir, dass du dich in Acht nimmst!«

    Zane sah Ella liebevoll an und drückte ihr einen langen Kuss auf ihre Stirn. »Natürlich pass ich auf mich auf.«

    Kapitel 2: Salem 1692

    Freya wischte sich die Schweißperlen mit dem Ärmel von der Stirn. Es war ein heißer Vormittag, und die Arbeit in der Küche am Feuer trug dazu bei, dass sich ihr Zustand so schnell nicht bessern würde. Die Übelkeit drohte sie zu übermannen. Schnell presste sie sich ihr selbst besticktes Tuch vor den Mund, um Schlimmeres zu verhindern.

    »Freya, denkst wohl, du kannst dich hier ausruhen! Hurtig an die Arbeit, steh mir nicht im Weg.« Martha wedelte mit ihren knubbeligen kleinen Fingern, während sie Freya zurechtwies. In diesen Zeiten konnte man sich keine Sperenzchen erlauben. Man musste froh sein, sich als würdig erwiesen zu haben und einer Arbeit nachkommen zu dürfen, sei sie noch so erniedrigend. So fiel man am wenigsten auf.

    Seit der alte Reverend das Dorf unter seine Fittiche genommen hatte, ging es nicht mehr mit rechten Dingen zu. Man hörte immer wieder von Menschen, die auf seltsame Art und Weise verschwanden. Man sagte ihnen nach, sie seien vom Teufel besessen.

    »So ein Unsinn«, murmelte Freya vor sich hin, während sie die Kartoffeln schälte. Sie hatte nicht das Gefühl, dass es des Teufels Werk war, sondern des alten Reverends. Friedlich hatten sie bis vor Kurzem hier gelebt, doch seit er in seinen stundenlangen Predigten immer wieder von Unheil durch Hexerei und den Tanz mit dem Teufel erzählte, waren die Menschen in hellem Aufruhr.

    Zu stark haftete der Aberglaube an ihnen, dass ihr gesunder Menschenverstand langsam aber sicher dahinsiechte.

    Freya stieg die knarzende Treppe hinab, die von der Küche aus in den Keller führte. Hier lagerten die Essensvorräte in Reih und Glied, die das Überleben in diesen Zeiten sicherten.

    Der Geruch von gedörrtem Fleisch stieg ihr in die Nase. Sie schöpfte aus einem großen Holzfass Wein, welcher dem Herrn des Hauses zu seinen Mahlzeiten serviert wurde.

    Ein feiner Herr, wie sie fand. Ein junger Reverend, mit einem geschärften Verstand. Seine Augen klar und kühn. Nicht zu vergleichen mit dem altem Reverend, der bei seinen Predigten ihre Knie regelmäßig zum Zittern brachte. Bei Balthasar Asburry dagegen wähnte sie sich in Sicherheit. Sie hatte das Gefühl, dass dieser nicht den Auffassungen seines Gelehrten zustimmte. Er sprach es nie aus, aber sie sah seine Blicke bei seinen Predigten und glaubte bemerkt zu haben, wie sich seine Kieferknochen das ein oder andere Mal angespannt hatten. Sie wusste, dass es für ihn gefährlich war, eine andere Meinung zu vertreten, gerade weil der Großteil der Gemeinde der Stimme des Alten folgte. Er schien machtlos gegen ihn.

    »Was brauchste denn so lange, Mädele? Denkst wohl, du kannst da unten ewig rumlungern und dich vor der Arbeit drücken. Aber nicht mit mir. Sieh zu, dass du hochkommst. Sonst mach ich dir Beine! Gesindel …!

    Marthas Gezeter und Geschnaube bei jedem Schritt ihrer dicklichen Beine, die sich schwerfällig in der Küche auf und ab bewegten, dröhnten bis in den Keller.

    »Ich komme schon, Martha.« Freya schnappte sich schnell den Speck, füllte drei Handvoll Sauerkraut ab und sputete sich auf dem Weg nach oben. Sie wusste, dass es keinen guten Eindruck machte, das Essen später als gewohnt aufzutischen.

    Oben angekommen, erblickte sie Arthus, der sie mit einem eigentümlichen Grinsen bedachte. »Freya, schön, dich zu sehen.«

    Er kaute dabei auf einem Grashalm und musterte sie mit lüsternem Blick.

    »Danke, Arthus, das kann ich leider nicht zurückgeben.« Sie beobachtete ihn aus dem Augenwinkel und ging ihrer Arbeit nach, um nicht noch mehr in Marthas Gunst zu fallen.

    Diese prustete los, als sie Arthus' Gesicht wahrnahm. »Na, Jung, dass dir die Fratze mal nicht so stehen bleibt.«

    Damit hob Martha Arthus' Laune nicht gerade an, wie man seiner finsteren Miene entnehmen konnte. Er packte Freya hart am Handgelenk und zischte ihr leise zu: »Du wirst dir noch wünschen mich besser behandelt zu haben, Freya, ich steh in der Gunst des alten Reverends. Nur eine Vermutung und du wirst in der Hölle schmoren.«

    Als Freya versuchte ihm ihre Hand zu entziehen, durchzuckte ein stechender Schmerz ihr Handgelenk. Ihre Haut wurde so stark von seinem festen Griff gequetscht, dass ihr Tränen in die Augen schossen. Sie biss sich fest auf die Unterlippe. Er würde sie nicht brechen, er nicht!

    »Glaubst, du kannst mir Angst einjagen, und erhoffst dir so meine Zuneigung? Welch törichte Vorstellung. Und jetzt lass mich augenblicklich los!« Freya sprach ihre Worte langsam mit Bedacht und so leise, dass sich jedes einzelne davon wie ein Peitschenhieb anhörte.

    »Was ist hier los? Mr. Thurgood, Ihr seid Gast in

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