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Golden Affair: Und immer wieder zu Valentin
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eBook218 Seiten2 Stunden

Golden Affair: Und immer wieder zu Valentin

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Über dieses E-Book

Ehefrau, Mutter dreier erwachsener Kinder, eine gutbürgerliche Umgebung ... damit hat Ilse sich arrangiert. Glücklich ist sie mit ihrem Leben schon längst nicht mehr.
Ein Autounfall am Valentinstag ändert alles. Ilse lernt Lara kennen. Doch so einfach ist das mit der Liebe nicht, denn Lara ist nicht nur viel jünger als sie - sondern auch noch eine Frau!
Für Ilse ist von da an die Angst vor Entdeckung ihr täglicher Begleiter, aber auch Laras Umfeld beäugt die Beziehung kritisch. Hat die Liebe zwischen diesen beiden so unterschiedlichen Frauen eine Chance?
SpracheDeutsch
HerausgeberXinXii
Erscheinungsdatum13. Dez. 2019
ISBN9783959493437
Golden Affair: Und immer wieder zu Valentin

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    Buchvorschau

    Golden Affair - Corinna Behrens

    Danksagung

    Ilse

    Es könnte heute Abend später werden«, sagte Rolf und streifte mit den Lippen Ilses Wange. Kurz danach fiel die Haustür ins Schloss; der Geruch seines herben Aftershaves verlor sich in der Küche.

    Er hatte es vergessen, wie so oft in den letzten Jahren. Ilse goss sich eine Tasse Kaffee ein, stark und pechschwarz. Sie mochte den leicht bitteren Geschmack. Mit einem Messer halbierte sie eine Semmel in zwei fast exakt gleiche Hälften. Die eine belegte sie mit Käse, auf die andere strich sie Erdbeermarmelade. Dann legte sie das Messer neben den Teller und griff zu der Käsesemmel. Doch mitten in der Bewegung hielt sie inne. Ihr Magen war wie zugeschnürt.

    Was hatte sie von Rolf erwartet? Ein romantisches Candle-Light-Dinner? Einen Opernbesuch? Ein neues Schmuckstück? Nein. Nicht mal Blumen. Das gab es schon lange nicht mehr. Alles hatte sich verändert. Sie starrte auf den gedeckten Tisch. Was kam nach dem Frühstück? Was nach dem Mittagessen? Sie lief nicht mehr auf einer blühenden Blumenwiese, sie bewegte sich auf kaltem Vulkangestein.

    Ilse stand auf und ballte die Fäuste. Nein, diesmal werde ich ihn nicht daran erinnern. Sie schluckte den Kloß in ihrem Hals hinunter. Ich werde die Bedeutung dieses Tages einfach ignorieren. Sie atmete tief durch. Die Worte besaßen etwas Befreiendes. Es schien, als würde sich die stählerne Umklammerung, die sich um ihr Herz gelegt hatte, lösen.

    ~ * ~

    Drei Stunden später quälte sich Ilse mit dem Mercedes durch Münchens Innenstadt. Auch in der Mittagszeit stockte der Verkehr auf vielen Straßen.

    Sie blickte in den Rückspiegel. Nello, ihrem italienischen Friseur, war wieder ein Kunstwerk gelungen. Ihre mittellangen, blondgesträhnten Haare saßen perfekt, die Augenbrauen waren gezupft und gefärbt, die wenigen Falten mit Make-up übertüncht. Zufrieden lächelte sie ihr Spiegelbild einen Moment zu lange an. Aus dem Augenwinkel nahm sie die Bremslichter des vor ihr fahrenden Autos wahr. Panisch stemmte sie ihren Fuß voll auf die Bremse und schloss instinktiv die Augen. Es war zu spät – sie vernahm das Quietschen, danach das Scheppern und Klirren des Aufpralls. Ihr Oberkörper drückte gegen das Lenkrad. Einen Augenblick war alles still.

    Doch dann begann hinter ihr das Hupkonzert. Zitternd betätigte Ilse die Warnblinkanlage. Ein Klopfen am Fenster ließ sie hochschrecken. Eine Frau mit schmalem Gesicht und dunklen, kurzen Haaren stand dort. Sie sah Ilse besorgt an, die umgehend das Fenster öffnete.

    »Ist bei Ihnen alles in Ordnung?« Die Stimme klang angenehm weich.

    Ilse nickte. »Sind Sie die … Fahrerin von …«

    »Ja, Sie sind mir hintendrauf gefahren«, sagte die Frau und schob ihre Hände in die Vordertasche ihrer Jeans.

    »Das tut mir leid.«

    »Ach, so schlimm ist es nicht.«

    Ilse warf einen Blick auf das Auto. Es war ein dunkelgrüner Golf, der augenscheinlich schon einige Jahre auf dem Buckel hatte. Sie räusperte sich. Bei dieser Rostlaube konnte nun wirklich nichts mehr angerichtet werden, aber ihr Mercedes-Cabrio war keine sechs Monate alt – und jetzt ein Unfallwagen.

    »Wir sollten die Polizei rufen«, schlug Ilse vor und wollte aussteigen.

    Die Frau legte eine Hand auf ihre Schulter und sagte: »Wegen der Lappalie brauchen wir doch keine Polizei kommen zu lassen. Die Schuldfrage ist klar. Wir müssten nur die Daten austauschen.«

    Ilse strich sich über die Stirn. Ob das richtig ist? Verdammt, ich habe noch nie einen Unfall verschuldet. Diese Angelegenheit sollte lieber …

    »Ich rufe meinen Mann an.«

    Die Frau schmunzelte.

    Was ist daran so amüsant? Ilse griff zögernd nach ihrem Handy.

    »Okay, rufen Sie ihn an. Aber wir sollten erst die Autos zur Seite fahren. Wir verursachen jetzt schon einen Stau.«

    Während die Frau zu ihrem Wagen lief, startete Ilse zitternd und mit weichen Knien den Mercedes.

    Sie parkten ihre Autos am Straßenrand. Ilse wählte Rolfs Dienstnummer, ihr Mund fühle sich unangenehm trocken an.

    Die Frau lehnte sich an den Mercedes und beschäftigte sich ebenfalls mit ihrem Mobiltelefon.

    »Was ist los, Ilse?«, meldete sich Rolf. Seine Stimme klang geschäftsmäßig, so wie immer, wenn sie ihn mal auf der Arbeit anrief. Sie räusperte sich kurz, als wollte sie noch Zeit gewinnen. Fürchte ich mich etwa vor ihm?

    Sie vernahm Rolfs ungeduldigen Worte. »Was ist denn jetzt? Ich habe nicht ewig Zeit!«

    »Ich hatte einen Autounfall«, erwiderte sie mit vibrierender Stimme. Wieso klang sie nur so verdammt ängstlich?

    »Was ist passiert?« Er klang eher genervt als besorgt.

    »Ich bin auf ein anderes Auto aufgefahren. Was soll ich jetzt tun?«

    Ilse hörte ein Schnaufen durch den Hörer. Ihr Herz schlug schneller.

    »Wie schlimm ist der Schaden am Auto?«

    »Ich … Ich weiß nicht. Der Aufprall … Das Scheppern … Das klang alles sehr laut.« Wie konnte ich nur so naiv sein und mir den Schaden nicht ansehen? Aber diese Frau hat ja gleich das Kommando übernommen.

    »Wie, du weißt nicht? Ist der Wagen stark beschädigt? Wie sieht das andere Fahrzeug aus?«

    »Ich weiß es wirklich nicht.« Ilse knirschte mit den Zähnen. Sie war wütend auf sich, auf Rolf, der nicht mal nachfragte, ob ihr etwas passiert war und auf diese Frau, die immer noch neben ihr am Fenster stand und auf ihr Handy starrte.

    »Mein Gott, Ilse. Du stellst dich aber auch manchmal an.« Da war sie, diese Arroganz und Überheblichkeit, die sie früher einmal anziehend und sexy gefunden hatte. Doch inzwischen verursachte ihr dieses Gebaren Übelkeit. Sie hatten sich doch mal geliebt und vertraut. Wo war die gute alte Zeit hin? Was war nur passiert?

    »Hast du wenigstens die Polizei angerufen?«

    »Nein, du Idiot«, hörte sie sich sagen, »weißt du überhaupt, was heute für ein Tag ist?«

    Einen Moment war es still am anderen Ende der Leitung. Vielleicht dachte Rolf über die Frage nach oder es hatte ihm die Sprache verschlagen.

    Habe ich ihn wirklich einen Idioten genannt?

    »Hast du etwas am Kopf abbekommen?!«, brüllte er als Antwort durch den Hörer.

    Ilse hielt das Handy einige Zentimeter von ihrem Ohr weg.

    »Gib mir den Unfallgegner. Ich will mit ihm reden.«

    Ilse reichte das Telefon aus dem Fenster. »Viel Vergnügen«, sagte sie resigniert.

    Einen Moment zögerte die Frau, doch dann nahm sie das Handy, während sie ihr eigenes in die Jackentasche steckte. »Hallo, hier spricht Lara Färber. Ich bin die Unfallgegnerin.« Lara lehnte sich mit einem Arm an das Dach des Mercedes. Während sie nickte und zuhörte, blieb ihr Blick auf Ilse gerichtet. Ilse schätzte sie auf Ende zwanzig.

    »Ja, Ihre Frau hat zu spät gebremst. Nein. So schlimm ist es nicht. Zwölf Jahre. Ein Golf.« Laras Lächeln verblasste und auf ihrer Stirn bildeten sich Falten. »Nun, jeder sieht den Wert seines Autos mit anderen Augen.«

    Ilse schaute zu Boden. Wahrscheinlich hatte Rolf gerade das ausgesprochen, was sie über die alte Karre ihrer Unfallgegnerin gedacht hatte. Aber der neue Mercedes war jetzt beschädigt, das war ein Drama für Rolf. Da hatte sie ihm ein schönes Geschenk zum Valentinstag beschert. Ilse wusste nun aber, welchen Stellenwert sie in Rolfs Leben besaß: Er lag unter dem des Mercedes. Ilse biss sich auf die Lippen, um das Lachen zu unterdrücken, welches herausplatzen wollte, obwohl ihr eher zum Weinen zumute war.

    »Ich gebe Ihrer Frau meine Daten«, sagte Lara, deren Stimme inzwischen reserviert klang. »Ja, ich werde es ihr ausrichten. Auf Wiederhören.« Sie gab Ilse das Handy zurück.

    »Was sollen Sie mir ausrichten?«, fragte Ilse gespannt und musterte dabei die Frau.

    »Sie sollen mir die eVB-Nummer geben.« Laras Augen blitzten.

    »Die eVB-Nummer?« Sie hatte schon mal davon gehört, aber wo um Himmels willen sollte sie die suchen?

    Lara schien ihr die Frage angesehen zu haben, denn sie erwiderte: »Sehen Sie im Handschuhfach nach. Da sei ein Mäppchen mit allen Papieren, meinte er.« Lara fuhr sich mit der Hand durch das Haar. Erst jetzt bemerkte Ilse das Piercing an der Augenbraue und die vielen Ohrstecker.

    »Auf den Schrecken lade ich Sie ein«, schlug Lara vor, »ich kenne hier in der Nähe ein schönes Lokal, da können wir alles besprechen.«

    Ilse zuckte zusammen. Mit dieser Frau in ein Lokal gehen?

    »Na, kommen Sie schon. Fahren Sie einfach hinter mir her. Wenn wir Glück haben, ergattern wir dort sogar einen Parkplatz.« Lara konnte nicht nur frech grinsen, sondern auch entzückend lächeln.

    Ilse gab sich einen Ruck. Ein Getränk und eine Kleinigkeit zu Essen wäre nicht die schlechteste Idee, um den Unfall zu verdauen. Außerdem, was wollte sie zuhause? Sie würde doch nur in Selbstmitleid zerfließen.

    »Also gut. Auf eine Stunde.«

    ~ * ~

    Das Lokal war nur wenige Minuten von der Unfallstelle entfernt. Leise, soulige Musik erklang aus den Lautsprechern. Ilse sah sich um, während sie hinter Lara an der langen Theke vorbeiging. Vor dem Tresen standen lederbezogene Barhocker. An den karminrot gestrichenen Wänden hingen unzählige Schwarz-Weiß-Fotografien. Ilse entdeckte bekannte Motive, die Skyline von Manhattan, den Eiffelturm von Paris, die Golden Gate Bridge von San Francisco. Paris! Dort verbrachten Rolf und sie einige Tage nach ihrer Hochzeit. Zu dem Zeitpunkt war die Welt zwischen ihnen noch in Ordnung. Und San Francisco? Nach Ende ihres Studiums wollte sie mit ihren zwei Freundinnen in die USA fliegen, doch es kam alles anders. Sie spürte plötzlich wieder die Sehnsucht nach dieser Stadt, die Lebensfreude und Freiheit versprach.

    Lara steuerte zielsicher auf einen Platz in der hintersten Ecke des Lokals zu. Sie schien regelmäßig hierher zu kommen.

    »Möchten Sie sich auf das Sofa setzen?«, fragte sie. »Ich setze mich gerne auf den Stuhl.«

    »Mir ist es egal«, erwiderte Ilse und zog ihren Mantel aus. Sofort nahm ihr die junge Frau diesen ab und hängte ihn sowie ihre eigene Jacke an den Garderobenständer, der einige Schritte entfernt stand.

    Gut erzogen ist das Mädel ja, dachte Ilse, während sie sich auf der Couch niederließ.

    Um diese Zeit waren nur wenige Tische im Lokal besetzt.

    Lara setzte sich ebenfalls. »Gefällt es Ihnen hier?«, fragte sie interessiert.

    »Oh ja, doch. Es besitzt eine angenehme Atmosphäre.«

    Lara trug ein dunkelblaues Sweatshirt, das etwas ausgewaschen aussah. Um ihr rechtes Handgelenk schmiegte sich ein schwarzes Wickellederband, am linken trug sie eine Uhr, die nach einer Fitnessuhr aussah. Als Lara die Ärmel des Shirts hochzog, wurde ein Tattoo sichtbar. Chinesische Schriftzeichen. Ilse schnaufte leise. Mit was für einer Frau sitze ich hier an einem Tisch?

    »Geht es Ihnen jetzt besser?« Lara saß betont entspannt da. Die Beine hatte sie übereinandergeschlagen. Alles an ihr wirkte drahtig und austrainiert. Das erinnerte Ilse daran, doch selbst mal wieder Sport zu treiben. Sie war immer stolz auf ihren schlanken Körper gewesen, aber mit zunehmendem Alter fiel es ihr immer schwerer, das Gewicht zu halten. Ich sollte mich in einem Fitnessstudio anmelden, schoss es ihr durch den Kopf, obwohl der Gedanke überhaupt nicht zur Situation passte.

    »Wieso? Mir geht es gut. Dieser Unfall ist einfach ärgerlich.«

    Lara beugte sich vor. »Sie waren ganz schön sauer.«

    »Sauer? Ich?«

    Lara lächelte. »Nun, wenn Sie Ihren Mann immer einen Idioten nennen … Sorry, das Autofenster stand offen und Sie haben ziemlich laut gesprochen.«

    »Ach das …« Ilse winkte ab. Ihre Finger trommelten auf dem Tisch und suchten einen Punkt zum Festhalten. Sie griff zur Speisekarte.

    »Können Sie etwas empfehlen?«

    »Nur Fleischloses.«

    Ilse hielt den Blick auf die Karte gerichtet. Auch das noch. Eine Vegetarierin. Das konnte nur der schlimmste Valentinstag ihres Lebens werden.

    »Aber wenn Sie Fleisch essen wollen, werde ich Sie ganz bestimmt nicht vorwurfsvoll ansehen.«

    Ilse zwang sich ein Lächeln auf das Gesicht. »Da bin ich ja beruhigt. Mal sehen, vielleicht esse ich stattdessen ein Stück Kuchen.«

    »Die Kuchen sind hier spitze. Alles selbst gebacken. Ich stehe total auf Mohnkuchen.« Ihre Augen leuchteten.

    »Mohnkuchen? Das hört sich gut an.« Es war auch Ilses Lieblingskuchen.

    »Haben Sie so reagiert, weil Ihr Mann den Valentinstag vergessen hat?«, fragte Lara ohne Vorwarnung und kehrte zum vorherigen Thema zurück.

    »Wieso?« Ilse schluckte hart.

    »Na ja, Sie fragten ihn, ob er wisse, was heute für ein Tag ist. Für mich ist ja dieser Tag nur Geschäftemacherei. Ich finde ihn überflüssig.« Lara lehnte sich zurück und verschränkte die Hände hinter ihrem Kopf.

    »Nun, für mich hat der Valentinstag eine besondere Bedeutung.«

    Lara nickte. »Die meisten Frauen ticken wohl so.«

    »Wie ticken wir Frauen denn?« Ilses Stimme klang schärfer als beabsichtigt, doch Lara blieb ihr eine Antwort schuldig, da die Bedienung, eine fülligere Frau, an ihren Tisch getreten war.

    »Grüß dich, Sonnenschein.« Lara sprang auf und die beiden küssten sich rechts und links auf die Wange.

    »Wie geht’s dir?« Die Frau strich mit ihrer Hand über Laras Kopf.

    Das ist aber eine intime Begrüßung. Ob die Bedienung ihre Mutter ist? Ilse suchte nach einer Ähnlichkeit zwischen den beiden.

    »Hi. Bei mir ist alles okay«, sagte Lara und strahlte die Frau an.

    »Musst du gar nicht arbeiten?«

    »Ne, ich habe mir heute freigenommen und wollte einige Dinge erledigen. Aber dann traf ich …« Lara lächelte Ilse an, während sie mitten im Satz stockte.

    »Entschuldigen Sie.« Ilse schüttelte über sich den Kopf. Wo war sie nur mit ihren Gedanken? Sie hatte sich gar nicht vorgestellt.

    »Mayerhofer, Ilse Mayerhofer.«

    Lara nickte ihr zu und beendete ihre Erklärung mit einem Zwinkern. »Ja, also ich traf Frau Mayerhofer oder besser gesagt, sie traf wohl eher mich.«

    Ilse sah auf den Tisch. Ihre Wangen begannen zu glühen. Dieses Zuzwinkern war ihr doch eine Spur zu vertraulich. Aber wahrscheinlich wollte sie der Bedienung nichts von dem Unfall verraten. Das war wiederum nett von ihr.

    »Muss ich das verstehen?« Die Bedienung hatte die Hände in die Hüften gestemmt.

    »Nö«, erwiderte Lara und grinste, »würdest du mir einen Milchkaffee und ein Stück Mohnkuchen bringen?«

    »Natürlich. Und was möchten Sie?« Die Kellnerin sprach sie das erste Mal direkt an, woraufhin Ilse hüstelte. Sie hatte sich noch nicht entschieden.

    »Ich kann Ihnen den Mohnkuchen ans Herz legen.« Lara nickte ihr zu.

    »Gut, dann nehme ich das Gleiche.«

    »Also zweimal Milchkaffee und zweimal Mohnkuchen«, wiederholte die Bedienung. »Kommt sofort, meine Damen.« Damit stapfte sie zur Theke.

    »Entschuldigen Sie die direkte Frage, aber … ist das Ihre Mutter?«

    Lara fing lauthals an zu lachen.

    »Was ist daran so lustig?« Ilse verschränkte die Arme vor der Brust. Im selben Augenblick sah sie am Nebentisch zwei Frauen, die sich innig küssten. Ihr Atem stockte. Sie blickte sich weiter um. Es saßen nur Frauen in diesem Lokal, die mehr oder weniger intim miteinander umgingen. Wo bin ich

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