Denn im Herzen bin ich immer noch jung: Kurzgeschichten für Senioren
Von Ingrid Huber
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Buchvorschau
Denn im Herzen bin ich immer noch jung - Ingrid Huber
Ingrid Huber
Denn im Herzen bin ich immer noch jung
Kurzgeschichten für Senioren
Impressum
Titel der Originalausgabe: Denn im Herzen bin ich immer noch jung
Kurzgeschichten für Senioren
© Verlag Herder GmbH, Freiburg im Breisgau 2012, 2014
ISBN 978 - 3-451 - 34136-6
© Verlag Herder GmbH, Freiburg im Breisgau 2014
Alle Rechte vorbehalten
www.herder.de
Umschlaggestaltung: Finken & Bumiller
Umschlagmotiv: © photocase.com/cydonna
E-Book
-Konvertierung: epublius GmbH, Berlin
ISBN (
E-Book
): 978 - 3-451 - 80301-7
ISBN (Buch): 978 - 3-451 - 34136-6
Für meinen Mann, Rudolf
Inhalt
[Titelinformationen]
[Impressum]
[Widmung]
Vorwort
Geschichten für – Feste und Feiern
Ganz einfach so
50 Jahre Spiegelei
Muttertag ist Muttertag
1000 und ein Osterei
Und Vatertag ist Vatertag
SIE & ER-Geschichten
Lauf, Pauli, lauf!
Mit einem Apfel fing alles an
Bitte nicht lächeln!
Einmal Wolke sieben – und zurück?
Auf Kaffeefahrt mit Sepp und Resi
„Schwarze" Geschichten
Dunkel war’s, der Mond schien helle
Na dann, gute Nacht!
Und wie viele Enkel haben Sie?
Ein Schatten in der Nacht
Aktionsgeschichten
Die Senioren Vorher-Nachher-Show
Socken, Socken, Socken
Memory – heißt Erinnerung
Weihnachtssterne
Der schönste Weihnachtsbesuch der Welt
Ein Weihnachtsstern für alle!
Weihnachtsgeschichten
Aber das geht doch nicht!
Was heißt eigentlich Weihnachten auf kanarisch?
Das kleine Päckchen mit der großen Schleife
Weihnachtsgeschenke
Kopiervorlagen für das Weihnachtsspiel „Ein Weihnachtsstern für alle!"
Vorwort
Es war einmal eine Frau, die wollte – wie wohl die meisten Menschen – vom Alter nichts wissen. Das ging sie gar nichts an, diese alten Leute in ihren Seniorenheimen. Das war überhaupt kein Thema für sie.
Es war einmal eine Frau, die feierte ihren 40. Geburtstag. Na und, dachte sie. Passt doch! Die Jahre vergingen, sie wurde 45, 47 und plötzlich stand ihr 50. Geburtstag ins Haus. Quasi über Nacht musste das passiert sein. Jetzt gehörte sie plötzlich nicht mehr zu den Jungen. Oder wenigstens zu den Mittelalterlichen. Oh, Oh!
Und dann – irgendwie vergingen die Jahre schnell, und immer schneller war die Frau eine Frau Mitte 50. „50 plus" nannte man das jetzt auf neudeutsch. Diese Frau bekam graue Haare. Oh, – und gleich so viele. Diese Frau brauchte auf einmal eine Lesebrille. Oh je. Diese Frau bekam vom Unkrautjäten plötzlich Rückenschmerzen. Oh je, Oh je
Und – diese Frau musste ihren Mann bitten, den Fernseher lauter zu stellen, weil sie sonst nix mehr vom Krimi mitbekam. Oh je, oh je, oh je!
Diese Frau – war ich.
Und ganz plötzlich war das Alter für mich doch ein Thema.
Aber da ich eine ziemlich neugierige Frau war – und auch immer noch bin – wollte ich es jetzt genau wissen, wie das ist mit dem Alter. Ob es zum Beispiel tatsächlich so arg ist mit der gefürchteten Langeweile. Und ob man – oder besser gesagt Frau – etwas dagegen tun kann.
Und da ich sehr gerne vorlese und sowieso ehrenamtliche Mitarbeiterin in unserer Gemeindebücherei bin, besuchte ich nun regelmäßig die Senioren in unserem Altenheim und las ihnen vor. Wenn ich etwas Gescheites fand. Meistens war dies nicht der Fall. Und da ich von Beruf Schriftstellerin bin, habe ich einfach selbst passende Geschichten geschrieben. Dem Verlag Herder haben sie auch gefallen, und so wurde aus meinen Kurzgeschichten ein Buch – und schon bald ein zweites, das Sie nun in den Händen halten. Ob Sie selbst darin schmökern oder anderen Menschen daraus vorlesen: Ich wünsche Ihnen viel Freude dabei!
Ingrid Huber
Ganz einfach so
Eine Liebesgeschichte
Ihre Augen hatten den gleichen Ebenholzton wie die seinen. Und ihre Haare waren ebenso schneeweiß und zu dem gleichen, kinnlangen, eleganten Bob geschnitten, wie die seinen. Es sah geradezu lächerlich aus, wie sie sich glichen. Wie Zwillinge, obwohl sie doch ein Liebespaar waren.
Begonnen hatte alles mit einem Eklat. Elisabeth hatte sich von einem ihrer Kinder überreden lassen, mit zur Vernissage einer so genannten „Installation zu gehen. Sie hatte zwar für Kunst durchaus etwas übrig – doch diesen modernen Werken stand sie eher misstrauisch gegenüber. Meist wusste man nämlich oft nicht einmal, wo oben und unten war – und überhaupt … Doch schließlich hatte sie sich trotzdem breitschlagen lassen. „Aber nur deshalb
, scherzte sie. „Weil ich auf den „Installateur neugierig bin. Ich möchte doch zu gern einmal sehen, wie so ein Künstler ist, dem es gelingt, von solchen Sachen tatsächlich auch zu leben.
Ihre Tochter verdrehte nur die Augen. Dann verkündete sie fröhlich: „Und Lukas kommt auch mit! „Was?
, entfuhr es Elisabeth. „Das willst du ihm wirklich antun? Er ist doch erst zehn!" Doch Martina, die Älteste von Elisabeths fünf Kindern, sagte dazu aus weiser Erfahrung gar nichts. Sie schob sie beide nur energisch zur Türe hinaus.
In der Galerie waren sie unter den ersten Gästen und standen deshalb ein wenig verloren und ein wenig ratlos um dieses Eisendings herum, welches die bereits viel gerühmte Installation darstellen sollte. Elisabeth gefiel dieses Teil überhaupt nicht. Aber als wohlerzogene Dame von Welt schwieg sie dazu und setzte ihr interessiertes Anstandslächeln auf.
Lukas, ihr Enkel, hatte gerade die Installation zum vierten Mal umrundet und kam nun mit einem ziemlich ratlosen Gesicht zu seiner Oma zurück. „Das soll Kunst sein?, sagte er „Das kann ich auch. Das ist echt babyleicht. Ehrlich!
Elisabeth lachte. Sie sah sich schnell um, aber ihre Tochter war gerade am Büffet, um sich ein Glas Wein zu holen. Dann schaute sie den Jungen mit verschwörerischer Mine an: „Weißt du was, mein Junge, ich glaube, echte Kunst ist es nur deshalb, weil der Künstler es verkaufen kann. Hier, lies mal, was dieses Ding wert ist:
17.000
Euro
! Das ist die eigentliche Kunst, verstehst du?" Lukas Gesicht sah man an, dass er nicht verstand.
„Finden Sie es zu teuer?, ertönte in diesem Augenblick eine selbstbewusste Stimme hinter ihnen. Elisabeth wurde auf der Stelle puterrot. „Aua!
, dachte sie. „Das habe ich ja fein getroffen. Mitten hinein ins volle Fettnäpfchen!"
Der Künstler und seine Kritikerin sahen sich an – und dann stellten sie es fest, das mit den Augen und den Haaren und beide waren sofort hin und weg. Und es brannte plötzlich lichterloh im Inneren von Elisabeth Rau, Witwe, fünffacher Mutter und siebenfacher Oma und dem zweimal geschiedenen Maler und Installationskünstler Randolf Kühlewein.
Das war am Samstagnachmittag gewesen. Beim Verabschieden nach der Vernissage hatten die beiden, die Elisabeth und der Randolf, sich ein klein wenig zu lange an den Händen gehalten und Randolf Kühlewein hatte leise gefragt: „Wann sehen wir uns wieder? Gleich morgen, ja? Sie haben doch Zeit? Und Elisabeth hatte lächelnd genickt und gesagt: „Um vierzehn Uhr vor dem Rathaus?
„Oh! das passt mir aber nicht so … gut!" wollte Randolf einwenden, da … da schritt sie bereits davon, die Frau seines Lebens. Gut, dass er nicht sehen konnte, wie Elisabeth verschmitzt vor sich hinlächelte. Trotz aller Verliebtheit hatte sie nicht die Absicht, es diesem Frauenhelden zu leicht zu machen.
Am Sonntagnachmittag war es dann Randolf, der ratlos inmitten einer schnatternden und knipsenden Touristengruppe vor dem Rathaus stand und wartete. „Wieso hatte ihn Elisabeth ausgerechnet hierher bestellt? Oder hatte er diese Frau falsch eingeschätzt?" Hier stand er nun, in dieser Stadt, ausgerechnet an seinem 65.Geburtstag und wusste