Weiße Weihnacht
Von Ruth Gogoll
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Über dieses E-Book
In "Advent" lesen Sie, dass die Suche nach Liebe nie wirklich vergebens ist;
"Weiße Weihnacht" entführt Sie in ein geheimnisvolles Haus, dessen Bewohnerin auf den Besuch einer Fremden schon sehr, sehr lange gewartet zu haben scheint ...
'Eine wunderbar geschriebene, schaurig-schöne Geschichte mit unerwartetem Ausgang.' (Affinity eBooks)
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Rezensionen für Weiße Weihnacht
1 Bewertung1 Rezension
- Bewertung: 5 von 5 Sternen5/5Both shortstories are warm and tender with some surprising twists and foxy dialogs. They would be just perfect if the sex scenes were hotter and written with a little more imagination ... which I am sure the Author does not lack.
Buchvorschau
Weiße Weihnacht - Ruth Gogoll
Ruth Gogoll
WEISSE WEIHNACHT
Zwei zauberhafte Weihnachtsgeschichten
Originalausgabe:
© 2003
ePUB-Edition:
© 2013
édition el!es
www.elles.de
info@elles.de
Alle Rechte vorbehalten.
ISBN 978-3-95609-061-5
Coverfoto:
© StefanieB. – Fotolia.com
Advent
»Advent, Advent, ein Lichtlein brennt . . . Erst eins, dann zwei, dann drei, dann vier, dann steht das Christkind vor der Tür.«
Ein Lichtlein brannte auch auf meinem Adventskranz, soweit stimmte das Lied, aber dass das dazu führen würde, dass bald das Christkind vor meiner Tür stand – das bezweifelte ich. Denn das ›Christkind‹, das ich mir gewünscht hätte, wäre ein ganz besonderes gewesen. Eine Frau – nicht nur für eine Nacht. Eine Frau fürs Leben. Ein Weihnachtsgeschenk, das ich mir seit Jahren wünschte und nie bekam. Ich war allein.
Manchmal fühlte ich mich auch einsam, aber durchaus nicht immer. Ich hatte einen Beruf, der mich ausfüllte. Ich hatte Freundinnen und Freunde. Ich konnte mich eigentlich nicht beklagen. Und dennoch: Es war klar, dass mir etwas fehlte.
Alle anderen sahen das wahrscheinlich nicht so dramatisch wie ich. Aber sie hatten leicht reden. Wenn sie mit ihrer Liebsten am Tisch in der Pizzeria herumturtelten, konnte ich nur gequält zuschauen. Man ist ja nicht neidisch . . . man ist überhaupt nicht neidisch . . . Natürlich wollte ich das auch gar nicht sein: neidisch. Ich gönnte ihnen ihr Glück ja. Aber wie konnten sie da nachempfinden, wie es mir ging, so ganz einsam und allein? Sie konnten es nicht.
Ich schlenderte durch die Stadt und betrachtete die weihnachtlich geschmückten Schaufenster. Überall lachende Gesichter. Engel, Weihnachtsmänner, Kinder, die mit bunten Sachen spielten, sogar den Stofftieren schien ein Grinsen aufs Gesicht gesteppt zu sein.
Mir wurde kalt. In der Nähe war ein Café. Mir die Hände reibend ging ich auf den Eingang zu. Warum hatte ich bloß keine Handschuhe mitgenommen? Ich trat hinein in die stickige, warme Luft des Gastraumes. Laute Musik empfing mich. Erstaunt sah ich mich um. Was war denn heute los? Normalerweise spielte in solchen Cafés die Musik doch nur dezent im Hintergrund.
Hier jedoch war in der Mitte des Cafés eine Tanzfläche freigeräumt worden, auf der sich sogar ein Paar drehte. Nun sah ich auch den Anschlag an der Tür. »Heute Tanzcafé!« Na, das sah ja aus wie zu Ur-Omas Zeiten! Die Anwesenden wirkten wie zwischen siebzig und scheintot. Das Paar, das sich auf der Tanzfläche drehte, bewegte sich auch nur sehr gemessen. Nun ja, für einen langsamen Walzer wahrscheinlich an-gemessen.
Ich lachte ein wenig über meinen eigenen Witz. Sollte ich wieder gehen? Das war offensichtlich nicht das richtige Ambiente hier für mich, weder vom Alter her noch von der sexuellen Ausrichtung. Obwohl – nun betrat ein reines Frauenpaar die Tanzfläche, beide weißhaarig. In dieser Generation waren ja noch viele der Männer im Krieg gefallen, da blieb den Frauen nichts anderes übrig als miteinander zu tanzen, weil es nicht genügend männliche Tanzpartner gab. Die beiden schienen auch sehr viel Spaß aneinander zu haben. Sie lachten und tanzten recht flott im Vergleich zu dem, was ich vorher beobachtet hatte.
Ach, warum eigentlich nicht? Hier konnte ich mich aufwärmen, und allzulange brauchte ich ja nicht zu bleiben. Die alten Herrschaften zu beobachten war vielleicht auch ganz lustig. Einen Tisch zu finden war nicht einfach. Es gab nur noch einen Platz ganz hinten in der Ecke, von wo aus man die Tanzfläche kaum sah. Die günstigeren Tische hatten alle die tanzwütigen Senioren belegt. Aber das machte mir ja nichts aus.
Ich fragte, ob ich mich dazusetzen könnte, und die ältere Dame am Tisch nickte freundlich und sagte: »Ja, bitte.«
Nachdem ich meine heiße Schokolade mit Sahne bestellt hatte, begann ich ein höfliches Gespräch mit ihr. Schließlich waren wir Tischnachbarinnen. »Kommen Sie öfter hierher?« fragte ich.
»Eigentlich nur zum Tanztee einmal im Monat«, antwortete sie lächelnd. Ihr Lächeln verstärkte sich. »Ach nein, heute ist ja Tanzcafé!« Sie beugte sich verschwörerisch zu mir. »Aber man kann auch Tee trinken, glaube ich.«
Ich sah sie etwas überrascht an und bemerkte das Blitzen in ihren Augen, geradezu wie bei einem jungen Mädchen. Innerlich schien sie jung geblieben zu sein. Sie wirkte kaum älter als ich in diesem Moment, da sie mich ein wenig auf den Arm nahm. »Und Kakao!« sagte ich, weil gerade die Bedienung mit einer großen Tasse kam, die sie vor mich hinstellte. Die Sahne lief trotz des Umfanges des Gefäßes über den Rand. Ich hob die Tasse schnell an und leckte sie ab. Dann behielt ich die Tasse in der Hand und wärmte meine Finger daran. Ich lachte die Frau mir gegenüber an. »Sie haben Humor«, sagte ich.
»Och, in meinem Alter ist das kein Verdienst«, sagte sie. »Die Welt kommt einem so lächerlich und unbedeutend vor, wissen Sie, wenn man so viel hinter sich gebracht hat wie ich. Da regt man sich über nichts mehr auf.« Ihr Blick schweifte an mir vorbei zur Tür, als ob sie jemand suchte. Dann leuchteten ihre Augen auf. »Da kommt meine Enkelin«, sagte sie. »Sie holt mich immer ab. Ich wohne doch ein ganzes Stück entfernt.«
Gleich darauf nahm ich hinter mir eine junge Stimme wahr. »Na, Oma, amüsierst du dich?« fragte sie. Sie hatte den gleichen freundlichen Klang wie die Stimme ihrer Großmutter. Musste in der Familie liegen.
Einen Augenblick später beugte sich ein Rücken über die alte Frau mir gegenüber. Die Enkelin gab ihrer Großmutter einen Begrüßungskuss. »Ich wollte nur mal schauen, was du so machst«, sagte sie und zog sich einen Stuhl heran, um sich zu setzen. »Ob du schon nach Hause willst oder lieber noch länger bleiben.«
Nachdem die junge Frau sich gesetzt hatte, konnte ich die ältere, mein Gegenüber, wieder sehen. Sie lächelte ihre Enkelin liebevoll an. »Das ist nett von dir«, sagte sie. »Ich würde gern noch etwas bleiben. Falls du Zeit hast.«
»Aber natürlich, Omi«, erwiderte die junge Frau. Sie schien ihre Oma genauso zu mögen wie die umgekehrt sie.
Ein sehr inniges Verhältnis. Ich hätte fast geseufzt. Man konnte die Zärtlichkeit, die