Über dieses E-Book
Die Jagd nach der Wahrheit beginnt.
Ein rasanter Kurzroman zwischen Realität und Fantasy.
Karin Pelka
1983 im fränkischen Neuendettelsau geboren, wuchs Karin Pelka im kleinbäuerlichen Umfeld auf. Nach einer abgebrochenen Verkäuferinnenlehre drückte sie weiter die Schulbank und lernte schließlich in München als IT-Systemelektronikerin. Dort lebt sie mit Mann, Kind und zwei Katzen. Geschichten übten seit jeher eine große Faszination auf sie aus. Erste eigene Erzählversuche verliefen nach ausbleibenden Erfolgen im Sande. Erst als mit 30 die Midlife-Crisis unerwartet früh zuschlug, entschloss sie sich, das Träumen aufzugeben und mit Stift und Papier Tatsachen zu schaffen. "Rosina und die Fee" ist nach "geheimnisblind" ihre zweite eigenständige Veröffentlichung. Zu ihren Vorbildern gehören Carlos Ruiz Zafon, Haruki Murakami und besonders Michael Ende.
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Buchvorschau
Geheimnisblind - Karin Pelka
Die Autorin:
1983 im fränkischen Neuendettelsau geboren, wuchs Karin Pelka im kleinbäuerlichen Umfeld auf. Nach einer abgebrochenen Verkäuferinnenlehre drückte sie weiter die Schulbank und lernte schließlich in München als IT-Systemelektronikerin. Dort lebt sie mit Mann, Kind und zwei Katzen.
Geschichten übten seit jeher eine große Faszination auf sie aus. Erste eigene Erzählversuche verliefen nach ausbleibenden Erfolgen im Sande. Erst als mit 30 die Midlife-Crisis unerwartet früh zuschlug, entschloss sie sich, das Träumen aufzugeben und mit Stift und Papier Tatsachen zu schaffen.
Außerdem erhältlich: „Rosina und die Fee"
Eine magische Geschichte um die Frage, wer wir ohne unsere Wünsche sind.
Thyra träumte und es war derselbe scheußliche Traum. Um das Gesicht des Tempelvorstehers zu sehen, legte sie den Kopf in den Nacken. Er ragte vor ihr auf, wie die marmornen Säulen, die so weit oben endeten, dass sie in Thyras Blick verschwammen.
Räucherwerk erfüllte die Luft, auf dem Altar brannten dicke Kerzen. Es war so still im Tempel, dass sie jede Bewegung hörte, jedes Rascheln von Kleidung, jeden Atemzug, selbst das Flackern der Flammen.
Neben ihr schluckte Thyras Vater hart.
„Sie ist zu jung, das weißt du", sagte der Vorsteher zu ihm.
Der Vater antwortete mit einem Nicken.
„Bring sie in zwei oder drei Jahren wieder, dann sehen wir weiter."
Thyra fühlte den Griff des Vaters an der Schulter, der wortlos kehrtmachte, sie mit sich zog.
„Nein!", rief Thyra, riss sich los. Es hallte tausendfach.
„Entschuldigung, sagte sie, als das Echo verklang. „Aber ich gehe nicht. Seit ich zum ersten Mal hier war, wusste ich, wohin ich gehöre. Nichts anderes will ich. Nur in den Dienst Gottes treten. Ihm dienen, um jeden Preis.
Sie ging in die Knie, verlor vor Aufregung das Gleichgewicht und stützte sich mit den Händen ab. Thyra senkte den Blick auf die spiegelnden Fliesen.
„Ein entschlossenes Kind hast du", sagte der Vorsteher.
Wenn er nur mit ihr reden würde, nicht über sie.
„Steh auf, Mädchen."
Sie erhob sich, versuchte, in seinen Zügen zu lesen. Ein altes Gesicht mit tief eingekerbten Falten und hängenden Backen.
„Wie alt bist du?", fragte er.
„Zehn. Aber ich bin kein kleines Kind mehr, ich -"
„Zehn? Möchte man nicht vermuten bei dem Mundwerk."
Thyra schluckte. Noch zwei oder drei Jahre warten? Das hatte sie schon getan und jeden Tag davon gebettelt.
Der Tempelvorsteher lächelte, streckte die Hand nach ihrem Kopf aus. Thyra unterdrückte den Impuls, zurückzuweichen. Er strich ihr übers Haar.
„Sie kann bleiben, sagte er. „Ich nehme sie als Novizin.
Stumm nickte der Vater, sein Adamsapfel hüpfte.
Er kniete sich zu Thyra hinab, schaute ihr ins Gesicht und öffnete den Mund, um etwas zu sagen. Die Lippen zitterten.
Thyra streckte die Arme aus, umschlang seinen Hals und zog sein Gesicht an ihre schmale Brust. Es fühlte sich schön an, und fremd.
„Du besuchst mich doch", flüsterte sie.
Spürte sein Nicken. Und die nassen Flecke auf ihrem Kleid.
Sie löste sich, der Vater blieb auf dem Boden knien, das Gesicht abgewandt.
„Und du, Mädchen, kommst mit mir. Ich zeige dir deine Aufgaben", sagte der Vorsteher.
Seine Robe raschelte, als er kehrtmachte. Im Luftzug verlosch eine Kerze.
Im Schlaf wand sich Thyra, schlug um sich, versuchte etwas zu packen, um sich daran aus der Erinnerung zu ziehen. Sie fand nichts.
Das höhnische Lachen, die langen Gewänder, unter denen blasse Leiber zum Vorschein kamen. Der schwüle Geruch, die losen Haare im Mund. Sie würgte. Wollte nachhause - der Tempelvorsteher lachte lauter.
„Wolltest du nicht um jeden Preis diesen Dienst verrichten?"
„Mein Vater -"
„Dein Vater? Der hat dich längst vergessen."
Sie blieb, musste bleiben. Fand keinen Fluchtweg aus den kalten Tempelmauern, ertrug mit zusammengebissenen Zähnen was die Würdenträger des Tempels unter dem Dienst an Gott verstanden und schwor, sobald die Zeit dafür kam, das Geheimnis zu lüften und alles Unrecht zu sühnen.
Im Spiegel streifte Jutta nur flüchtig das strähnig blonde Haar und ihr Gesicht. Die schonungslosen Lichter, rings um den Spiegel aufgereiht, blendeten sie und zeigten alles, was Jutta sich zuhause ersparte. Sie tat, als merkte sie nichts.
Bisher erkannte sie niemanden im Friseur-Salon; es zahlte sich aus, gleich morgens herzukommen. Trotzdem achtete sie auf ihre Außenwirkung, es konnte immer Gerede geben.
Unter dem Umhang staute sich schon jetzt die Wärme. Jutta zupfte den Rocksaum übers Knie, befreite die Hände und griff nach der Illustrierten, die Yolanda dort für sie bereit gelegt hatte. Die
