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Es begann mit einem Kuss
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eBook362 Seiten5 Stunden

Es begann mit einem Kuss

Bewertung: 4 von 5 Sternen

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Über dieses E-Book

Dramatische Spannung und erotisches Knistern pur!

CJ ist cool. Erfolgreiche Immobilienmaklerin. Mit dunkler Vergangenheit und einem Faible für schöne Frauen. Doch bleibt es bei Affären. Verbindlichkeit ist ihre Sache nicht. Ihr Koffer ist stets gepackt.
Eines Tages gerät CJ in eine Polizeikontrolle. Und muss wegen eines Verkehrsvergehens Sozialstunden ableisten. In einem Frauenhaus. Dort begegnet sie Karita Hanssen, die sich ehrenamtlich engagiert. Die beiden Frauen verlieben sich ineinander. Doch kann CJ sich wirklich auf Karita einlassen? Wer ist CJ überhaupt? Wie lautet ihr richtiger Name? Und wovor ist sie stets auf der Flucht? Wird sie sich den dunklen Schatten ihrer Vergangenheit stellen und ihrer Liebe zu Karita eine Chance geben?
SpracheDeutsch
Erscheinungsdatum31. Juli 2013
ISBN9783944576091
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Rezensionen für Es begann mit einem Kuss

Bewertung: 3.9411765294117647 von 5 Sternen
4/5

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  • Bewertung: 5 von 5 Sternen
    5/5
    Goodreads has been pushing this book at me ever since I joined. I love the cover but somehow the blurb is so vague, it doesn't really stand out from the rest of the 1001 lesfic romances out there. Boy, was I surprised at the actual premise and even more so at the execution.

    CJ is very good at convincing people to part with their money--willingly. She's parlayed this talent into a very successful real estate career. But CJ has a past so dark that whereever she goes, she is constantly looking over her shoulder and scoping out the nearest exits. A traffic violation results in her doing community service at a battered women's shelter. There she meets kind-hearted volunteer Karita. Sparks fly and they share a spectacular parting kiss. Firmly convinced of her own incorrigibility, CJ is afraid of tainting the lily-white Karita with her dark past--a past that may catch up to her anytime. Karita meanwhile has had her share of past heartache, and CJ feels just a little bit too much like her old flame--rich, successful, entitled. And so they dance around their attraction and have dalliances with others--but all the while obssessing over THAT kiss.

    There are so many things I love about the book. The tight plotting makes for a fast page-turner. I don't remember the last time I finished a book in 1 day. I'm a slow reader, but this was impossible to put down.
    There are a number of characters in the book--all well-rounded and relatable and believable individuals of all stripes. The story is much more than a romance. Its also a tale of great friendships ( benefits ;) ) and redemption. There is angst (lots of it, yey!) and hurt/comfort. It's a study of great contrasts: How different the present CJ is from the old one; how different she perceives she is from Karita; how much she stands to lose if the past catches up with her. There is a lot of psychoanalyzing going around--that irritated me somewhat at first, not knowing what went before, but fortunately, the leads were able to overcome all that overthinking.

    How does an author weave so many elements successfully--fairly complex plot, well-rounded characterizations, engaging dialogue, lots of psychoanalyzing(!), lovely sex, cuddly pets, even llamas, together in just 200 pages? Fantastic writing and editing!

    5 stars
  • Bewertung: 3 von 5 Sternen
    3/5
    I enjoyed it more than I thought I would. I did find it very predictable and easy to figure out. BUT I liked the ending quite a bit. I'd give it 3.5 stars if I could. I rounded down because of the predictability. And a little because an Escort is a Ford, not a Subaru.

Buchvorschau

Es begann mit einem Kuss - Karin Kallmaker

FRAUEN IM SINN

Verlag Krug & Schadenberg

Literatur deutschsprachiger und internationaler

Autorinnen (zeitgenössische Romane, Kriminalromane,

historische Romane, Erzählungen)

Sachbücher und Ratgeber zu allen Themen

rund um das lesbische Leben

Bitte besuchen Sie uns: www.krugschadenberg.de.

Karin Kallmaker

Es begann mit einem Kuss

Roman

Aus dem amerikanischen Englisch

von Gitta Büchner

K+S digital

Für Maria, Kelson und Eleanor.

Wieder einmal ist Moogie fertig. Jedenfalls vorläufig.

Besonderer Dank geht an meine auf der Stelle verfügbaren Quellen, insbesondere Lori Lake für ihre kurzfristigen Erläuterungen ballistischer Zusammenhänge. Von ganzem Herzen danke ich den wichtigsten Förderinnen meiner schriftstellerischen Schöpferkraft – meinen Leserinnen, für die sich Blut, Schweiß und Tränen lohnen. Meine tiefe Wertschätzung schließlich gilt Katherine V. Forrest, weil sie mich ebenso freundlich wie entschieden herausgefordert hat, über mich hinauszuwachsen.

Zwanzig. Wer hätte das gedacht? Kleine grüne Triebe – wo sind sie hergekommen?

1

In Gracie’s Café, alles fair gehandelt und bio und auf halbem Weg zwischen CJs Büro und Abbys Klinik, drängten sich die Paare, die sich hier nach Feierabend trafen. CJ warf einen prüfenden Blick durch den Raum und zu den Ausgängen, bevor sie ihre Aufmerksamkeit widerstrebend wieder auf Abby richtete.

»Ich bin doch kein sexueller Pizzaservice, den du nur anzurufen brauchst, wenn du Appetit auf Sex hast.« Abby schleckte den Milchschaum von ihrem Rührstäbchen, doch ohne den für sie sonst so charakteristischen Genuss.

Aber du bist gekommen, lag CJ Roshe auf der Zunge. Es gehören immer zwei dazu, Tango zu tanzen. In Anbetracht der Geräuschkulisse aus Stimmen und Besteckgeklapper hätte sie auch so tun können, als hätte sie Abbys Worte gar nicht gehört.

Stattdessen versuchte sie es mit einem Ablenkungsmanöver. »Bei deinem Dienstplan und meinem vollen Terminkalender ist es gar nicht so einfach, sich zu verabreden.«

Abby ging nicht darauf ein. Sie senkte den Blick und betrachtete den Dampf, der aus ihren Kaffeetassen aufstieg. »Sieben Wochen«, sagte sie.

Also gut, ihr Ablenkungsmanöver hatte nicht geklappt. Grundwahrheiten, wie zum Beispiel die Tatsache, dass CJ erst am Tag zuvor aufgefallen war, wie lange sie sich nicht gesehen hatten, waren nicht gerade das, was Abby hören wollte. Abbys Einschätzung ihrer Beziehung war im Grunde korrekt, und CJ würde nicht so tun, als wäre es anders. Aber es lag ja nicht nur an ihr. Abby war von ihrer Arbeit als Assistenzärztin so sehr in Anspruch genommen, dass auch sie nicht angerufen hatte, um sich zu verabreden. Doch warum sollten sie darauf herumreiten, was bei ihnen nicht funktionierte, wenn das, was funktionierte, sie beide prächtig durch die Nacht bringen würde? Vielleicht konnten sie ein Mal ohne diese leidige Diskussion auskommen und gleich eine intimere Umgebung aufsuchen.

»Ich weiß.« CJ beugte sich vor und stützte die Arme vorsichtig auf den winzigen Tisch. Sie fuhr mit dem Finger über Abbys Handrücken. »Sieben Wochen.«

Sie spürte, wie ein Schauder durch Abbys Körper lief. Abbys Problem war, dass sie nicht zugeben wollte, dass es ihnen nur um Sex ging. Aus irgendeinem Grund hatte sie deswegen ein schlechtes Gewissen. Es war ja nicht so, dass eine von ihnen mit einer anderen zusammen war, also – was war schon dabei? Sex musste doch nicht zwangsläufig zum Traualtar führen, zu du und ich für immer und ewig hinterm Gartenzaun im Reihenhaus. Wie auch immer, das war nicht CJs Ding, und sie hatte Abby auch nie etwas anderes vorgemacht.

Ein Donnerschlag kündete einen weiteren Nachmittagsguss an, und die Luft im Café wurde trotz Klimaanlage schwül. CJ beobachtete, wie sich die Neuankömmlinge das Wasser von den Kleidern schüttelten. Denver im August machte den Gedanken an Regenmäntel überflüssig – es war die Jahreszeit, wo man nach einem Wolkenbruch im Nu wieder trocken war.

CJ warf erneut einen prüfenden Blick durch den Raum, bevor sie sich wieder Abby zuwandte. Wenn Abby wirklich sauer wäre, hätte sie sich CJs Berührung entzogen. CJs Puls schnellte in die Höhe, als sie die feine Röte bemerkte, die Abbys hellen Hals hochstieg und ihr Dekolleté überzog, das von einer offenherzigen Bluse mehr enthüllt als verborgen wurde. CJ war ziemlich sicher, dass sie genau diese Bluse schon einmal mit den Zähnen aufgeknöpft hatte. Und sie hätte wetten mögen, dass Abby diese Seidenbluse nicht im Dienst getragen hatte, ebenso wenig wie CJ ihr maßgeschneidertes Hemd auf der Arbeit bis zum Dekolleté offen getragen hatte.

»Ich bin nicht – lass das, CJ!«

CJ zog ihren Finger zurück. »Hab ich dir je etwas vorgemacht?«

»Nein«, gab Abby zu. Sie warf ihr schulterlanges braunes Haar zurück, und plötzlich aufflammender Ärger verzerrte ihr schönes Gesicht. »Nein, du hast nie einen Zweifel daran gelassen, dass ich in deinem Leben fürs Ficken zuständig bin, wenn dir danach ist.«

»Du kannst mich immer anrufen.«

»Und deiner sexy Stimme lauschen, die mich auffordert, eine Nachricht auf deinem AB zu hinterlassen?«

»Eines Tages wirst du die Frau deiner Träume finden, Abby. Die große Liebe, mit Diamantring und allem Drum und Dran.« Bla, bla, bla, dachte CJ. »Aber bis dahin kannst du dich doch noch ein wenig amüsieren.«

»Du meinst, du willst dich mit mir amüsieren.«

»Soll das heißen, dass es dir keinen Spaß macht?« CJ konnte das sardonische Heben der Augenbraue ebenso wenig verhindern wie den gezielten Blick auf die verführerischen Kurven unter der enganliegenden Seidenbluse.

Abby wurde wieder rot, und CJ war sich sicher, dass Abby dem Nachhall der weniger anständigen Worte lauschte, die sie ihr bei ihrem letzten Date ins Ohr geflüstert hatte. »Du weißt genau, dass das nicht stimmt. Ich wünschte nur …«

»Vergiss es. Das ist einfach nicht mein Ding.« Und wird es auch nie sein, dachte CJ bei sich.

Abby sah sie traurig an. »Ich weiß.«

Und trotzdem müssen wir jedes Mal wieder darüber reden, hätte CJ beinahe gesagt. »Möchtest du etwas essen?«

»Nein.« Abbys kleiner Seufzer war eine Mischung aus Verdruss und Resignation. Mit einem schwachen Lächeln fügte sie hinzu: »Du weißt doch, was ich will.«

CJ blieb nach Möglichkeit bei der Wahrheit. Das machte das Lügen so viel leichter. »Ich möchte die Nacht mit dir verbringen – ehrlich.«

»Die ganze Nacht? Dann lass uns zu dir gehen. Du machst das bessere Frühstück.«

CJ drückte Abbys Hand. »Frühstück machen und alles davor wird mir ein Vergnügen sein.«

Abby griff nach ihrer Handtasche, und als CJ aufstand, ließ sie den Blick durch das überfüllte Café schweifen, um sich zu vergewissern, dass der Weg, den sie sich vorher ausgeguckt hatte, auch wirklich der beste war, um hier rauszukommen. Soweit sie sehen konnte, legte niemand diese betonte Lässigkeit an den Tag, die ihre innere Alarmglocke zum Schrillen brachte, aber ihr Blick blieb an einem Durchschnittstypen in einem Durchschnittsanzug hängen, der so offensichtlich den Schwanz einzog, dass sie dachte: Jemand hat gerade sein Lieblingsspielzeug kaputt gemacht.

Sie warf einen kurzen Blick auf seine Begleitung. Sah genauer hin. Konnte den Blick nicht lösen. Platinblondes Haar bis zur Hüfte, glatt wie Nähseide, in dem sich das Licht fing wie in einem Diamanten. Die seidig glänzende Bluse, deren Farbton an das blaugrüne Gras Kentuckys denken ließ, betonte ihre blassrosa Haut. Ihre Nase, etwas zu lang, um als klassisch schön zu gelten, unterstrich Augen von kristallklarem Blau. Und dieser große, geschwungene Mund …

»Kommst du?«

»Ja, natürlich.« CJ verbarg ihr Unbehagen und warf einen letzten Blick zu der nordischen Schönheit hinüber. Es würde ihr nicht schwerfallen, diese Frau in Erinnerung zu behalten. Sie hätte nichts dagegen, wenn diese langen Beine und die ausdrucksvollen Augen in ihren Träumen auftauchten. Die Frau schenkte ihrem Begleiter ein zuckersüßes Lächeln. Er sah aus, als ob er sich am liebsten unter dem Tisch verkrochen hätte, um seine Wunden zu lecken.

Als sich die Tür hinter ihr schloss, widerstand CJ dem Impuls, sich noch einmal umzusehen. Die Stimme in ihrem Kopf hörte sich ganz nach Tante Bitty an, wenn sie sich über ihre Tarotkarten beugte. Träum weiter, sagte die Stimme, von solchen Frauen können du und deinesgleichen nur träumen.

Abby fuhr meistens langsamer als CJ, und so verloren sie sich auf dem Weg zu CJs Apartment bald aus den Augen. CJ besänftigte ihren Unmut über den Verkehr mit Diana Kralls sinnlich-verführerischer Stimme. Sie ließ die Altstadt um das Capitol mit ihren ordentlich im rechten Winkel angelegten viktorianischen Straßen hinter sich und fuhr in Richtung Osten die langen, breiten Boulevards entlang, die Denver den Ruf einer Stadt des grenzenlosen Westens eingebracht hatten. Sie beschleunigte, als sie die Colfax Avenue erreichte. Wie die meisten Pendlerinnen und Pendler war sie auf dem Weg in das ausufernde Geflecht der mehrspurigen Hauptverkehrsstraßen, die aus der Stadt hinausführten.

Von dort verteilte sich der Verkehr auf die großen Fernstraßen, die einem die Illusion gaben, dass alle Ziele eigentlich ganz in der Nähe lagen, dass jeder Ort, den anzusteuern sich lohnte, mit Denver verbunden sei. Anders als die meisten anderen, war CJ jedoch nicht auf dem Weg zu einer der neuen Schlafstädte wie Aurora oder Centennial. Ihr Ziel war ein kleiner Apartmentkomplex aus den fünfziger Jahren, der noch innerhalb der Stadtgrenzen lag und bis jetzt von den Umgestaltungen in der Nachbarschaft verschont geblieben war.

Sie fuhr an Blocks mit schicken Eigentumswohnungen vorbei, die mit Swimmingpools und Fitnesscentern ausgestattet waren, passierte die luxussanierten Viertel, in denen kleinere Grundstücke zusammengelegt worden waren, um Platz für stattliche Anwesen zu schaffen, und die ganze Zeit ging ihr Blick zwischen Verkehr, Tachometer und Rückspiegel hin und her. Sie selbst war zufrieden mit ihrem bescheidenen Apartment im ersten Stock. Niemand würde sie an einem solchen Ort vermuten. Und – wichtig für ihren Seelenfrieden – die Wohnung hatte einen Hinterausgang.

CJ fuhr auf einen der Gästeparkplätze, damit Abby auf dem für sie reservierten Parkplatz direkt bei der Haustür parken konnte. Die Autos daneben kannte sie wie auch die Leute, die eben von der Arbeit nach Hause kamen. Sie lief durch den Regen, jetzt nur noch ein dunstiges Nieseln, und war in Rekordzeit die Treppe hoch und in ihrer Wohnung. Sie eilte in das winzige Gästeschlafzimmer, das sie als Arbeitszimmer nutzte. Dort schloss sie ihr Handy und ihren PDA an die Ladestationen an und stellte das Telefon auf die Mailbox um.

Bis Abby eintraf, blieben CJ nur wenige Minuten. Sie schlug den unbeschrifteten Ordner auf, der immer auf ihrem Schreibtisch lag. Ein vergilbter Zeitungsausschnitt segelte zu Boden. Sie stopfte ihn wieder zwischen die anderen und fuhr mit dem Finger die handschriftliche Liste entlang, die aus einem Dutzend Namen und Beträgen bestand. Sie ging sie jeden Abend durch, fast ohne Ausnahme. Einmal die Woche öffnete sie den Safe hinten in dem kleinen Wandschrank und fügte dem Inhalt etwas hinzu. Neun der Namen waren inzwischen durchgestrichen, und CJ erlaubte sich ein leises Lächeln. Wegen der ersten Person auf ihrer Liste war sie damals nach Denver gezogen. Und acht Jahre später hockte sie noch immer hier, handelte mit Immobilien, als ob es schon immer ihr sehnlichster Karrierewunsch gewesen wäre, und strich langsam aber sicher einen Namen nach dem anderen von ihrer Liste.

Als sie das stotternde Motorengeräusch von Abbys Wagen hörte, ließ sie den Ordner in der obersten Schreibtischschublade verschwinden. Vom Fenster aus beobachtete sie, wie Abbys VW unter dem überdachten Parkplatz verschwand. Alles andere dort unten hatte sich, so weit sie sah, nicht verändert.

Sie legte eine betörende Ella-Fitzgerald-CD ein und öffnete Abby die Tür, noch ehe diese anklopfen konnte. Sie zog Abby in die Wohnung, und in ihrer Hast scherte sich keine von beiden darum, dass die Einkaufstüte und Abbys Handtasche auf dem Fußboden landeten.

»Bitte, Baby«, flüsterte Abby. »Mach schnell.«

»Warte, Süße, lass mich wenigstens die Tür schließen.«

Gleich darauf lehnte CJ mit dem Rücken an der geschlossenen Wohnungstür und stand mit einem Fuß auf der Tüte, in der sich vermutlich Abbys heißgeliebte Rosinenbrötchen befanden.

»Warum brauchst du so lange, um mich auszuziehen?« Zwischen zwei Küssen lächelte Abby sie herausfordernd an.

»Vielleicht sollten wir es wenigstens bis zur Couch schaffen.« CJ war froh, dass Abby ihren Humor wiedergefunden hatte. Sex sollte Spaß machen, richtig Spaß, und mit Abby war das ganz sicher der Fall.

Wenn Abby sich einmal dazu entschlossen hatte, dann gab sie Gas wie eine Rennfahrerin beim Anblick der grünen Flagge. CJ küsste ihre heißen Lippen, und wie immer weckte dies sofort dieselbe drängende Begierde in ihr. Sie fielen nicht allzu anmutig auf die Couch, und ihre Kleider waren ihnen immer noch im Weg.

Abby sagte lachend: »Das ist meine Hand«, doch dann stieß sie diesen leisen Seufzer aus, der CJ verriet, dass sie durch die Bluse ihre Brustknospe gefunden hatte. Hitzige Leidenschaft entflammte. Abby ließ den Kopf nach hinten sinken und gab sich ganz CJ hin. CJs Mund widmete sich den entzückendsten schwellenden Brüsten, die zu kennen sie das Vergnügen hatte.

Eine Gänsehaut überzog Abbys Arme, und CJs Fingerspitzen kribbelten köstlich, als sie leicht darüberstrich. Abby war wirklich etwas Besonderes, und vielleicht würde CJ sich mehr auf sie einlassen, müsste sie nicht immer darauf gefasst sein, sich jeden Moment ohne ein Wort des Abschieds aus dem Staub machen zu müssen. Das unvermittelte Auftauchen eines altbekannten Gesichts oder ein entschlossenes Klopfen an der Wohnungstür würden genügen, um sie Hals über Kopf über die nächste Staatsgrenze flüchten zu lassen. Es würde ihr nichts ausmachen, wenn Abby sie nie vergäße, doch ihr das Herz brechen wollte sie nicht.

»Nichts könnte schöner sein als das hier«, flüsterte CJ. Sie ließ sich Zeit, Abbys Mund mit der Zunge zu erforschen, um dann zu anderen Stellen vorzudringen, die ebenso feucht und einladend waren.

Abby reagierte mit einem vertrauten wohligen Summen, und ihre Hände umfassten CJs Hinterkopf mit einem weiteren anschwellenden Stöhnen der Lust. Was brauchte es mehr? Das hier war nicht nur gut – es war phantastisch.

Nur wenige Minuten später rief Abby ihren Namen mit einer Selbstvergessenheit, die CJ mit tiefer Zufriedenheit erfüllte und eine Stelle in ihr berührte, die niemand sonst je berührt hatte. CJ zog Abby an sich und küsste sie über das Abebben ihrer Lust hinweg, erstickte das leise gemurmelte »CJ«, das Abby fortwährend wiederholte. Einzig in diesen Momenten, die nur aus süßen Worten und intimen Berührungen, aus zärtlichen Liebkosungen und verzücktem Lächeln bestehen sollten, bedauerte sie, dass Abby sie bei dem Namen einer Frau rief, die es gar nicht gab.

2

»Es ist ja nicht so, dass ich für immer Teilhaber einer so kleinen Kanzlei bleiben möchte. Ich bin ehrgeizig.« Vor lauter Eifer wurden Brents Augen ganz weich.

Er erinnert mich an ein Rehkitz, dachte Karita Hanssen. Was um Himmels willen sollte sie sagen, um ihn vom Thema abzubringen?

Mit einem unglaublichen Sinn für den richtigen Augenblick rief der Barista: »Zwei Espresso macchiato!« Brent, ganz der Kavalier, kämpfte sich durch die Schlange, um sie sich zu sichern und servierte ihr den Kaffee mit einer schwungvollen, formvollendeten Verbeugung.

»Danke, der Herr.« Karita stand auf, um ihren Kaffee zu verfeinern – sie trank ihn gern süßer und mit mehr Milch als Gracie’s ihn zubereitete. Während sie den braunen Zucker einrührte, überdachte sie ihre Möglichkeiten. Brent hatte vor, sich mit ihr zu verabreden, und das war ihr unangenehm. Sie arbeiteten zusammen, und Verabredungen unter Arbeitskollegen … Sie wusste von drei Fällen, die als »das Schlimmste, was ich je getan habe« galten, einer davon war noch ziemlich frisch. Ihr Job – sie war für die Büroorganisation und die Rezeption bei einer Anwaltskanzlei im Stadtzentrum zuständig – war genau richtig für sie, und sie hatte nicht vor, ihn zu riskieren.

Ihre Großmutter, die vom Himmel herab ein liebevolles Auge auf sie hatte, würde es zweifellos so betrachten: Brent war Anwalt und somit eine gute Partie, für die es sich lohnte, einen bloßen Geldjob aufzugeben. Aber Großmutter wusste auch, dass Brents größter Nachteil sein Geschlecht war. Armer Kerl. Es war ja nicht sein Fehler, und deshalb musste sie es ihm auf die sanfte Tour beibringen. Er war wirklich nett, und sie wollte ihn nicht verletzen. Es hatte keinen Sinn, jemanden zu verletzen – die Welt krankte ohnehin schon, auch ohne dass sie noch dazu beitrug.

Ein warnendes Donnergrollen erklang, während sie in ihrem Kaffee rührte und den Autoverkehr auf der verstopften Straße vor dem Café betrachtete. Zwei Jahre – und sie hatte sich immer noch nicht an den Sommer in Denver gewöhnt. Minnesota hatte sie fit gemacht für Hitze, Unwetter und hohe Luftfeuchtigkeit. Colorado war zwar heiß, aber die Luft war meistens so trocken, dass Schauer am Nachmittag höchst ungewöhnlich waren.

Wie um ihre Überlegungen Lügen zu strafen, leitete das nächste Donnern einen Regenschauer ein, der die Schlaglöcher füllte und die Leute schutzsuchend von der Straße trieb. Sie bewegte ihre Zehen in den Pumps, die sie auf der Arbeit trug, und wünschte, sie hätte daran gedacht, sie vor dem Treffen mit Brent gegen ihre Allzweck-Clogs einzutauschen. Aber nasse Füße waren ein geringer Preis – der Himmel würde gegen Abend aufklaren, es würde abkühlen, und die Luft, fast siebenhundert Meter oberhalb von Denver, würde klar und frisch sein. Sie musste innerlich lachen, als eine Schäferhundmischung im Regen stehenblieb und sich, zum Ärger ihres schirmlosen Besitzers, das Wasser aus dem Fell schüttelte.

So. Sie hatte jetzt lange genug in ihrem Kaffee gerührt, und Brent, der süße, kleine Brent mit dem Rehkitzblick, wartete auf sie. Sie klebte sich ein Lächeln ins Gesicht und schickte sich an, zu ihrem Tisch zurückzukehren.

»Lassen Sie mich das für Sie aufheben«, erbot sich der Mann an der Anrichte mit den ökologischen Kaffeezusätzen, als ihr die Serviette zu Boden segelte.

»Danke.« Karita nahm die Serviette entgegen und sah Interesse im Blick des Mannes aufblitzen. Er trug einen Ehering am Finger, und sie würde wetten, dass er ein Foto mit zwei Komma sieben Kindern in seiner Brieftasche hatte.

Manchmal war sie versucht, wildfremden Männern – die sie nie wiedersehen würde – die schlichte Wahrheit zu sagen. »Ich bin eine lesbische Elfe, also lauf schnell heim zu deiner Frau.« Wie würde dieser Typ wohl darauf reagieren? Na ja, sie war nicht wirklich eine Elfe, eine Tatsache, an die sie sich immer noch nicht so ganz gewöhnt hatte. Als Kind hatte sie fest daran geglaubt, und insgeheim hegte sie noch immer die Hoffnung, dass es stimmte, auch wenn sie im Grunde wusste, dass es unmöglich war. Sie war jetzt siebenundzwanzig und wünschte sich immer noch, wenigstens ein bisschen zaubern zu können.

Sie schenkte dem verheirateten Mann ein distanziertes Lächeln und schlängelte sich durch die dicht an dicht stehenden Tische. Um die Mittagszeit platzte Gracie’s aus allen Nähten. Eine Menge Menschen scharten sich um die Tischchen, um Kaffee zu trinken und Muffins zu essen. Nach Feierabend hingegen saß an jedem Tisch ein Paar. Das Paar am Nachbartisch schien, den innigen Blicken nach zu urteilen, kurz vor einem Heiratsantrag zu stehen. Direkt daneben war eine Frau mit dunklem Teint, die dichten kurzen Locken straff zurückgekämmt, eindeutig dabei, den ersten Schritt zu tun – mit dem Finger zeichnete sie eine Linie auf der Hand ihrer brünetten Begleiterin nach. Es war nicht zu übersehen, was beide Frauen im Sinn hatten. Karita verspürte mehr als einen Anflug von Neid. Männer waren notorisch hinter ihr her, aber Frauen schienen partout nicht an ihr interessiert zu sein.

Sie konnte nur hoffen, dass sie nicht eine Art Signal »fruchtbar und willig« aussandte, das Männer zum Sabbern brachte, aber Lesben in die Flucht schlug. In Denver schien es prozentual viel weniger Lesben zu geben als in Minneapolis, und – was ihre Flirtversuche noch komplizierter machte – viele Frauen, die wie Lesben aussahen, waren keine. Sie hatte einige Frauen angeflirtet, die sich dann lachend als »falsch positiv« bezeichnet hatten. Karita aber, so meinten sie, sei ohne jeden Zweifel »falsch negativ«.

Das Problem hatte ihr schon im Peace Corps zu schaffen gemacht. Anfangs hatte sie auch dort nicht viele Verabredungen. »Du siehst einfach zu umwerfend aus«, hatte eine Freundin ihr erklärt und hinzugefügt: »Die Lesben sehen, wie all diese tollen Typen auf dich abfahren, und du lässt einen nach dem andern abblitzen. Da rechnen sie sich auch keine Chancen aus.«

»Das ist doch Blödsinn«, hatte Karita heftig protestiert. Sie war lesbisch – klar, dass sie dann hundert Prozent der Männer, die mit ihr ausgehen wollten, einen Korb gab. Die Hälfte von ihnen bezeichnete sie dann als Lesbe, also warum kamen die dann nicht darauf? Schließlich hatte sie doch ein oder zwei Frauen davon überzeugen können, dass sie nicht hetero war – und es unter Ausschluss der Öffentlichkeit zur Zufriedenheit aller bewiesen. Nach dem Peace Corps hatte es dann Mandy gegeben. Sie unterdrückte eine flüchtige Erinnerung an Augen voller Zuneigung, die hart wie Stein, an herzliche Umarmungen, die steif und kalt geworden waren.

Seit ihrem Umzug nach Denver, der nun fast zwei Jahre zurücklag, hatte sie neue Freundinnen gewonnen, aber niemanden gefunden, mit der sie sich eine längere Beziehung hätte vorstellen können. Sie schenkte der eleganten Dunkelhaarigen einen letzten Blick. Statt dunkel, sexy und liebestoll, dachte sie, als sie den leeren Stuhl an ihrem Tisch ins Auge fasste, hatte sie – Brent. Den netten, liebenswürdigen Brent. Die Brents dieser Welt waren die Strafe dafür, dass sie die Kanzlei anfangs für zu konservativ gehalten hatte, um sich als lesbisch zu erkennen zu geben. Jetzt hielt sie es nicht mehr für riskant, ihre Kolleginnen und Kollegen darüber aufzuklären – die meisten mochte sie –, aber es gab, abgesehen davon, sich die Brents vom Leib zu halten, keinen triftigen Grund, ihr Liebesleben zur Diskussion zu stellen. Keine Liebste, die sie zu Partys hätte mitbringen, keine Partnerin, die sie ihrem Chef hätte vorstellen können.

Wenn sie noch länger hier stehenblieb, würde ihr Kaffee kalt werden und Brent an Altersschwäche sterben. Sie holte tief Luft, und als sie Brent ins Gesicht sah, hatte sie ihre kleine Rede parat.

Er stand auf, um ihr mit einer weiteren höflichen Verbeugung den Stuhl zurechtzurücken. Er hatte ein nettes Mädchen verdient, wirklich, das hatte er, aber es sollte eine sein, die ihn nicht leise bedauerte, weil er keine Frau war.

Sie setzte sich, schenkte ihm ein verschwörerisches Lächeln und begann: »Ich kann dir gar nicht sagen, wie entspannend ich es finde, mit einem guten Freund Kaffee zu trinken. Nur zu oft führt eine Einladung auf einen Kaffee zu der Bitte um eine Verabredung, und wenn man zusammen arbeitet, kann das ganz schön peinlich werden. Aber du bist anders, Brent, und ich weiß das wirklich zu schätzen …«

Brent würde darüber hinwegkommen, sagte Karita sich, als sie Gracie’s verließ, und um ein weiteres Treffen musste sie sich keine Sorgen mehr machen. Zum Glück war Freitag, und er hatte das ganze Wochenende, um sich von der Abfuhr zu erholen. Vielleicht war ja am Montag alles bestens. Sie glaubte fest daran, dass er bald schon als der Märchenprinz auf dem weißen Pferd in das Leben eines sehr glücklichen Mädchens reiten würde.

Sie holte ihren zuverlässigen Subaru aus der Tiefgarage, tauchte aus der Tiefe auf in den strahlenden Sonnenschein, der zwischen den Wolken hindurchbrach, die nach Osten, in Richtung Kansas, flogen. Blauer Himmel breitete sich von der Front Range der Rocky Mountains aus, die den westlichen Horizont beherrschten. Goldene Strahlen, blau gerändert, blendeten sie – ihre Großmutter hätte das wohl als gylden lyset oder ähnlich poetisch beschrieben. Wenn es um Stimmungen ging und Englisch ihr zu hart erschien, verfiel sie oft in ihre norwegische Muttersprache.

Es wurde jetzt schnell sehr warm, und die Straße trocknete rasch. Aus Erfahrung mied Karita die verstopften Freeways, wenn sie am Freitagabend von der Arbeit ins Frauenhaus fuhr. Auf den Landstraßen brauchte sie länger, aber sie waren schöner zu fahren, und sie konnte die Sonne besser genießen. Die Klimaanlage ihres Wagens hatte im vergangenen Jahr den Geist aufgegeben, und so legte sie einen Arm lässig auf das heruntergekurbelte Fenster und hörte im Radio den Sender aus Boulder, auch wenn der Empfang aus unerfindlichen Gründen immer gestört war, wenn sie Richtung Norden fuhr.

Der Verkehr staute sich am Coors Field Stadion, wo gerade ein Spiel der Rockies im Gange war. Sie machte sich nichts aus Baseball, aber sie wusste, dass die Rockies um die Meisterschaft spielten, da war jede Partie entscheidend. Egal wie es ausging, im Frauenhaus herrschte nach großen Sportereignissen immer enormer Andrang, und das würde an diesem Abend nicht anders sein.

Sie bog in die ruhige Wohnstraße ein, in der nichts darauf hindeutete, wer das weitläufige Farmhaus an der Ecke bewohnte. Die weißgetünchte Holzfassade passte nicht zu den verklinkerten Anbauten, die die ehemalige Familienfarm zu überwuchern drohten. Karita mochte das alte Haus mit seiner geräumigen Veranda, den knarzenden Holzfußböden und den verwinkelten Fluren.

Der Bitte der Leiterin entsprechend, parkte Karita jedes Mal woanders, weil die Nachbarn sich immer wieder über den Mangel an Parkplätzen vor ihren eigenen Häusern beschwerten. Emily hatte wahrlich genug andere Sorgen.

Sie stieg aus dem Auto und hielt einen Moment inne, um Atem zu holen. Auch nach zwei Jahren vergaß sie ab und zu, wie hoch sie hier waren und atmete nicht tief genug. Nach einigen tiefen Atemzügen war ihr Kopf wieder klar, und sie eilte zur Rückseite des alten Hauses. Als sie die Hintertür öffnete, wäre sie fast mit Emily zusammengestoßen.

»Ich bin so froh, dass du da bist! Du bist früh dran – du bist ein Engel.« Emily trug einen hohen Stapel Bettwäsche auf den Armen, über den ihre leuchtend grünen Augen gerade eben noch hinwegblicken konnten. »Kannst du das Schokoladenzimmer herrichten?«

Karita verstaute ihre Sachen im erstbesten freien Spind, schloss ihn ab und steckte den Schlüssel ein. Soweit zu ihrer Hoffnung, das Kostüm, das sie bei der Arbeit trug, gegen bequeme Jeans und ein T-Shirt einzutauschen. Vielleicht später, wenn die neue Bewohnerin sich eingerichtet hatte. Nicht nur sie selbst würde sich wohler fühlen, auch die Frauen würden ihr gegenüber unbefangener sein.

»Natürlich.«

»Eine Mutter mit zwei Kindern, eines kann zur Mutter und das andere ins Kinderbett. Ich konnte sie nicht dazu bringen, ihren Namen zu nennen. Versuch du es mal. Sie sind im Gemeinschaftsraum und gucken Fernsehen.«

»Ich zeige ihr das Zimmer und führe sie durchs Haus«, versicherte Karita. »Wie ist es so gelaufen seit Dienstag?«

»Es war verdammt viel los, zum Verzweifeln. Ich schlage mich seit zwei Wochen mit ein und demselben Förderantrag herum, dabei brauchen wir das Geld dringend.«

»Ich wünschte, ich hätte Talent für so was.«

Emily sah noch erschöpfter aus als sonst. Ihr rundes Gesicht war blass, und eine tiefe Sorgenfalte zeichnete sich zwischen ihren Augenbrauen

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