Eine Prinzessin weint Tränen in der Einsamkeit
Von G. S. Friebel
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Über dieses E-Book
Der Umfang dieses Buchs entspricht 116 Taschenbuchseiten.
Harmonisch ist das Leben von Prinzessin Sonja von Schlierstein. Sie ist einundzwanzig Jahre alt und wurde schon als Kind darauf vorbereitet, einmal die Nachfolge des Fürsten anzutreten. Deshalb hat sie auch eingewilligt, den Prinzen von Wolfhagen zu heiraten. Sie kennt ihn zwar nicht, aber die Verbindung würde beiden Ländern Vorteile verschaffen. Als Sonja zufällig hört, dass ihre jüngere Schwester sich in den Prinzen verliebt hat, möchte sie dem Glück der Jüngeren nicht im Wege stehen.
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Eine Prinzessin weint Tränen in der Einsamkeit - G. S. Friebel
Eine Prinzessin weint Tränen in der Einsamkeit
von G. S. Friebel
Der Umfang dieses Buchs entspricht 116 Taschenbuchseiten.
Harmonisch ist das Leben von Prinzessin Sonja von Schlierstein. Sie ist einundzwanzig Jahre alt und wurde schon als Kind darauf vorbereitet, einmal die Nachfolge des Fürsten anzutreten. Deshalb hat sie auch eingewilligt, den Prinzen von Wolfhagen zu heiraten. Sie kennt ihn zwar nicht, aber die Verbindung würde beiden Ländern Vorteile verschaffen. Als Sonja zufällig hört, dass ihre jüngere Schwester sich in den Prinzen verliebt hat, möchte sie dem Glück der Jüngeren nicht im Wege stehen.
Copyright
Ein CassiopeiaPress Buch: CASSIOPEIAPRESS, UKSAK E-Books und BEKKERpublishing sind Imprints von Alfred Bekker
© by Author
© dieser Ausgabe 2019 by AlfredBekker/CassiopeiaPress, Lengerich/Westfalen in Arrangement mit der Edition Bärenklau, herausgegeben von Jörg Martin Munsonius.
Die ausgedachten Personen haben nichts mit tatsächlich lebenden Personen zu tun. Namensgleichheiten sind zufällig und nicht beabsichtigt.
Alle Rechte vorbehalten.
www.AlfredBekker.de
postmaster@alfredbekker.de
1
Als sie die spöttischen und grausamen Stimmen der drei Hofdamen vernahm, stand Prinzessin Sonja von Schlierstein hinter dem dunkelblauen Samtvorhang ihres Arbeitszimmers. In dem kleinen
zarten Gesichtchen wirkten in diesem Augenblick die Augen riesengroß und sehr verschreckt.
Ihre Hände verkrampften sich im Vorhang.
Ein Beben ging durch ihren zarten Körper.
„O nein, flüsterte sie in ohnmächtiger Hilflosigkeit. „O nein!
Sie hatte nicht lauschen wollen, niemals! Noch nie in ihrem Leben hatte sie gelauscht. Einen Moment zuvor saß sie noch an ihrem großen Schreibtisch vor ihrer Arbeit. Dann hatte sie sich müde und zerschlagen gefühlt und war ans Fenster getreten. Von dort vernahm sie anfangs nur das leise Zirpen der Grillen im Garten, sah die Mondsichel groß und still am Himmel stehen und spürte um sich nur tiefe Ruhe. So hatte sie am Fenster gestanden und in die beginnende Nacht hinausgelächelt, bis sie die herannahenden Stimmen vernahm. Zuerst war es nur ein Murmeln gewesen und sie hatte nicht darauf geachtet. Aber dann war ihr Name gefallen und hatte sie aufmerksam gemacht.
Die Hofdame Herta von Ibsen sprach es aus, mit ihrer schrillen und hohen Stimme.
Und Luisa von Kochern und Britta von Laufen lauschten ihr andächtig.
Diese Worte drangen wie ein zweischneidiges Schwert in ihre Seele ein. Dabei hatte sie diese drei Hofdamen immer für Freundinnen gehalten. Und nun dies!
„ Luisa von Kochern und ob es wahr ist, so wahr wie ich Herta von Ibsen heiße!"
„Nein, Prinz Christian von Wolfhagen und Prinzessin Sybille lieben sich wirklich?" Es war die atemlose Stimme von Luisa von Kochern.
„Ja, so ist es ganz bestimmt. Und ich finde, es ist einfach eine Schande. Die beiden lieben sich und werden jetzt auseinandergerissen."
Britta zögerte einen kurzen Augenblick. „Aber wenn es wirklich so ist, wenn Prinz Christian und Prinzessin Sybille sich so lieben, warum soll er dann nicht sie sondern die Prinzessin Sonja, ihre Schwester, heiraten?"
„Das ist doch ganz einfach. Prinzessin Sonja erbt den Thron und heiratet den Mann, den sie will. Sie sucht sich einen aus und der muss sie dann heiraten! So ist das doch immer bei Fürstenhochzeiten."
Luisa und Britta nickten verstehend. „Aber dann finde ich es gemein, dass sie sich ausgerechnet den Prinzen Christian aussucht, wenn doch ihre Schwester ihn liebt!", sagte Britta von Laufen.
„Woher weißt du eigentlich, dass die beiden sich lieben?", wandte sich Luisa fragend an Herta von Ibsen.
Herta genoss aus voller Seele, so beachtet zu werden. Bisher hatte sich niemand um sie bekümmert. Und jetzt scharten sich die beiden neugierigen Hofdamen um sie. Ja, sie konnte dieses Mal mit einer wirklichen Neuigkeit auftrumpfen und nicht nur dieses belanglose Getuschel, das am Hofe herrschte, zum Besten geben.
„Meine Schwester und Prinzessin Sybille waren doch im gleichen Internat. Dort hat es Prinzessin Sybille meiner Schwester gesagt, dass Prinz Christian von Wolfhagen und sie sich schon lange heimlich lieben würden."
Gegen diese Behauptung konnte keiner etwas sagen. Dass die beiden zusammen in einem Internat waren, stimmte nämlich wirklich.
„Mir tut Prinzessin Sonja trotzdem leid. Sie muss dann mit einem Mann leben, der sie gar nicht liebt!" Britta war es, die so teilnahmsvoll sprach.
„Pah, sagte Herta und warf den Kopf in den Nacken. „Wer so handelt, muss damit rechnen.
„Armer Prinz Christian", sagte Luisa leise.
„Arme Prinzessin Sybille", antwortete Britta.
Konnten Worte wirklich so ätzend sein? Erst jetzt fühlte Prinzessin Sonja, dass sie weinte. Lautlos rannen die Tränen aus ihren schönen Augen. In völliger Einsamkeit stand sie hier am großen Flügelfenster und weinte.
Die Hofdamen entfernten sich langsam in eine andere Richtung, so dass sie ihre Stimmen nicht mehr unterscheiden konnte.
So dachte man also von ihr! Sonja schwankte und musste sich am Fensterbrett festhalten. Sie drehte sich um und sah ins Zimmer. Es lag im Halbdunkel, nur die Lampe auf dem riesigen Schreibtisch durchbrach ein wenig die Dunkelheit. Man sah jetzt nichts von der Schönheit der Möbel, auch nicht den blauen Teppich zu ihren Füßen, Alles war in dichtes Schwarz getaucht. Berge von Akten türmten sich auf ihrem Schreibtisch.
Sie lächelte schwach. Was wussten diese Menschen von ihr, der Prinzessin von Schlierstein, die nach dem Tode ihres Vaters den Fürstentitel erhalten sollte? Ja, was wusste die Welt wirklich von ihr? Hatten sie überhaupt das Recht, so von ihr zu sprechen.
Langsam schritt sie zum Schreibtisch zurück. Eine zierliche, überaus schlanke Gestalt. Das blauschwarze Haar gelöst und bis weit über ihren Rücken wallend. Das Gesicht marmorblass, die dunklen Augen glänzend wie zwei große Edelsteine. Zarte, schlanke Hände legten sich auf die polierte Schreibtischplatte. Um den lieblichen Mund zuckte es ein wenig. Ach, sie war ja so einsam, so schrecklich allein in ihrem verantwortungsvollen Amt.
Einundzwanzig Jahre war sie alt, doch sie fühlte sich in diesem Augenblick wie eine uralte Frau, die ihr Leben schon beenden sollte.
Eine Kindheit hatte sie nie kennengelernt. Spielen, einmal tun dürfen was sie wollte, das kannte sie nicht. Alles lief in vorgeschriebenen Bahnen. Als die Eltern wussten, sie würden keinen Sohn mehr bekommen, war sie zur Nachfolgerin des Vaters ausersehen worden. Sie war noch so klein gewesen und doch musste sie lernen, lernen.
Trotz all ihres Reichtums blieb Sonja die Einsamkeit nicht erspart. Sie war eine stille Schönheit. Und sie besaß ein weiches und empfindsames Herz.
Warum hatte sie nichts von der Liebe ihrer Schwester gewusst? Warum hatte Sybille sich ihr nicht anvertraut? Ihre kleine zärtliche Schwester? Sie lächelte leicht, als sie an ihre Schwester dachte. Sie war ganz die Mutter. Eine Schönheit. Kupferrotes Haar, dazu die blasse, durchscheinende Haut und die grünen Seeaugen. Oh, Sybille war schön, und sie wusste es auch mit ihren siebzehn Jahren. Herrisch und gebieterisch konnte sie sein, doch auch verspielt und zärtlich.
Und nun sollte Sybille, ihre Schwester, Prinz Christian von Wolfhagen, lieben?
Welche Ironie des Schicksals!
Sonja ließ sich langsam in den großen Sessel fallen. Bisher war sie über die von ihrem Vater getroffene Regelung ganz glücklich gewesen. Als Kind hatte sie Christian kurz gesehen. Einmal musste sie heiraten und der Vater hatte Christian vorgeschlagen.
Letzten Sommer war Sybille einige Wochen in Wolfhagen gewesen. Ob sie dort den Prinzen lieben gelernt hatte? Es musste wohl so sein!
Langsam stand sie wieder auf. Das weiche Hauskleid aus englischer Wolle umschmeichelte ihre Figur. Um den Hals trug sie eine kostbare Kette.
Es war schon sehr spät, aber gewiss würde der Vater noch in seinem Arbeitszimmer sein. Leise öffnete sie die große Flügeltür. Die langen Korridore waren matt erleuchtet. Sie huschte leichtfüßig über den Marmorboden. Von den weißen Wänden blickten aus großen Bildern ihre Ahnen auf sie herab. Wie still es doch im Schlosse war.
Sie betrat das Vorzimmer ihres Vaters. Sein Sekretär war noch anwesend. Sofort stand dieser auf, als er die Prinzessin sah.
„Ist mein Vater noch zu sprechen?" Ihre Stimme klang weich und melodisch.
Der Sekretär war ein alter Mann, im Dienst ergraut.
„Ich werde Sie gleich melden!"
Hinter ihm betrat Sonja das Arbeitszimmer ihres Vaters.
Fürst Nikolaus von Schlierstein saß noch zu so später Stunde am Schreibtisch und arbeitete. Er war groß und stattlich, seine Haare ergrauten. Die blauen Augen sahen jeden gütig an. Sein Volk liebte ihn, er war gerecht und gut. Und Güte war das, was er seiner Tochter immer anzustreben bat.
„Vater, darf ich dich noch stören?" Fürst Nikolaus nahm die Brille ab und sah seine Tochter an. Gerade und aufrecht stand sie in der Tür.
„Komm, mein Kind! Für dich habe ich immer Zeit!"
Der Sekretär schloss die großen weißen Flügeltüren des Arbeitszimmers, schwere und wuchtige Möbel standen in diesem Raum. Über weiche Teppiche ging Sonja auf ihren Vater zu. Dieser schob ihr einen Armsessel zurecht.
„Solltest du nicht schon schlafen? Es ist schon recht spät und morgen feiern wir doch unser Rosenfest, das wird wieder viel Schlaf kosten!"
„Ich hatte