Nicole will Amor spielen: Toni der Hüttenwirt Extra 54 – Heimatroman
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Auf sehr spezielle, romantische Weise findet Toni, der Hüttenwirt seine große Liebe in einer bezaubernden Frau, die aus einer völlig anderen Umgebung stammt als der markante Mann der Berge. Sie lernt durch ihn Schönheit und Idylle seiner Heimat kennen und lieben. Gemeinsam eröffnen die beiden allen Besuchern die Werte und Besonderheiten ihres Lebens auf der Alm. Romantik, Beschaulichkeit, dramatische Spannung und feinsinnige Gespräche: Das ist die Welt von Toni, dem Hüttenwirt, der sich niemand entziehen kann.
Tassilos Frau Otti war oben auf der Treppe. Sie sah, dass Zenzi die Halle mit einem großen Tablett mit Geschirr durchquerte. Es schien ihr große Mühe zu machen. Otti eilte die Stufen hinab. »Zenzi warte, ich helfe dir!«, rief sie. »Es geht schon«, zischte Zenzi. »Halte mir lieber die Küchentür auf!« Otti lief durch den langen Flur und hielt die Küchentür auf. Zenzi stellte das Tablett auf die Anrichte. »Otti, nun schau dir den Berg schmutziges Geschirr an! Das habe ich alles in der Bibliothek eingesammelt. Grausig ist's, was Tim und Jenny da veranstalten. Das ist keine Bibliothek mehr, das ist ein Heerlager übelster Sorte«, schimpfte Zenzi. Otti wollte ihr helfen, die Spülmaschine einzuräumen, doch Zenzi drängte sie zur Seite. »Ich mache das«, sagte sie. »Nein, du machst das nicht«
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Buchvorschau
Nicole will Amor spielen - Friederike von Buchner
Toni der Hüttenwirt Extra
– 54 –
Nicole will Amor spielen
… sie verfolgt weiter ihren Plan!
Friederike von Buchner
Tassilos Frau Otti war oben auf der Treppe. Sie sah, dass Zenzi die Halle mit einem großen Tablett mit Geschirr durchquerte. Es schien ihr große Mühe zu machen. Otti eilte die Stufen hinab. »Zenzi warte, ich helfe dir!«, rief sie.
»Es geht schon«, zischte Zenzi. »Halte mir lieber die Küchentür auf!«
Otti lief durch den langen Flur und hielt die Küchentür auf.
Zenzi stellte das Tablett auf die Anrichte. »Otti, nun schau dir den Berg schmutziges Geschirr an! Das habe ich alles in der Bibliothek eingesammelt. Grausig ist’s, was Tim und Jenny da veranstalten. Das ist keine Bibliothek mehr, das ist ein Heerlager übelster Sorte«, schimpfte Zenzi.
Otti wollte ihr helfen, die Spülmaschine einzuräumen, doch Zenzi drängte sie zur Seite. »Ich mache das«, sagte sie.
»Nein, du machst das nicht«, widersprach Otti. Sie packte Zenzi bei den Schultern und schob sie zum großen Küchentisch aus Eiche, auf dem eine Wachstischdecke mit Blumenmuster lag. »Setze dich hin und ruhe dich ein bisserl aus!« In der Kaffeemaschine war noch Kaffee. Sie schenkte Zenzi einen Becher ein und reichte ihr Zucker und Sahne. »Ich räume schnell ein, dann trinke ich einen Kaffee mit«, sagte Otti.
Zenzi gab Zucker und Sahne in den Becher und rührte um.
Otti beobachtete sie aus den Augenwinkeln, während sie die Spülmaschine füllte. Nachdem sie fertig war, nahm sie sich einen Becher Kaffee und setzte sich zu Zenzi an den Tisch. »Mir kommt es vor, als wärst heute ein bisserl grantig, Zenzi«, bemerkte Otti. »Kann das sein?«
»Das stimmt, das kannst du laut sagen«, platzte Zenzi heraus.
»Und woran liegt es?«
»Geh rüber in die Bibliothek und schau dir den Saustall an, Otti. Das ist nimmer feierlich. Tim und Jenny haben sich dort eingenistet. Sie haben die Nacht dort in den Sesseln geschlafen. Ich habe sie entdeckt, als ich früh aufgestanden bin. Sie müssen eingeschlafen sein, als sie irgendwann eine Pause machten. Das ist doch nimmer normal, Otti. Die ganzen Aufzeichnungen liegen überall herum. Keine einzige Chronik steht mehr in den Bücherschränken und den Regalen. An den Wänden und an den Glastüren der Bücherschränke mit haben sie Zettel aufgehängt. Ganze Listen mit Stammbäumen hängen dort. Mit Klebestreifen haben sie sie angeheftet. Das wird einen ganz schönen Dreck geben. Das muss alles wieder sauber gemacht werden. Gestern habe ich ihnen einen großen Kübel hingestellt, als zusätzlichen Papierkorb. Otti, mir reicht es langsam. Ständig holen sie sich etwas zum Trinken und zum Essen. Sie essen nicht mehr am Tisch mit, sie füllen sich die Teller und weg sind sie. Glaub ja nicht, sie würden daran denken, sie zurückzubringen! Das Geschirr stapelt sich. Sie stellen es einfach auf den Fußboden oder auf den Kaminsims. Ich habe ihnen mehrmals gesagt, sie sollten mehr Ordnung halten. Ja, ja, sagen sie, aber nichts passiert. Es ist nicht mehr feierlich.«
Otti hörte geduldig zu, wie die alte Zenzi sich alles von der Seele redete.
»Das geht jetzt schon so, seit Martin und Sascha hier waren. Aber wenn Tassilo, Martin und Sascha in den alten Stammbäumen keinen Hinweis auf die ›Neu-Wikinger‹ gefunden haben, dann werden Tim und Jenny auch nichts finden. Sie sollen endlich damit aufhören! Genug ist genug, Otti! Außerdem sind Ferien. Statt an die frische Luft zu gehen, vergraben sie sich Tag und Nacht in der Bibliothek. Sie haben mir sogar verboten, die Fenster aufzumachen. Aber es muss doch mal gelüftet werden. Lass das, Zenzi, die Blätter könnten durcheinanderkommen, sagen sie.« Zenzi seufzte.
»Sie meinen es gut, Zenzi«, sagte Otti. »Sie machen sich Sorgen um Tassilos Gesundheit. Es ist ihre Art und Weise damit umzugehen. Sie durchstöbern die alten Stammbäume, in der Hoffnung einen Hinweis zu finden. Dabei ist alles andere unwichtig. Ich werde mit ihnen sprechen. Ordnung müssen sie schon halten. Und ich werde darauf bestehen, dass sie wieder die Mahlzeiten am Tisch einhalten. Ich werde auch mit Tom und Julia reden, wenn sie zurück sind. Tom konnte seine Reise wegen des Architekturauftrags nicht verschieben. Ich fand es gut, dass er Julia mitgenommen hat und sie ein Wochenende Urlaub dranhängen. Du weißt, sie wollten nicht. Tom wollte den Termin verschieben, aus Sorge um Tassilo. Aber das hätte Tassilo auch nicht geholfen. Außerdem wäre die Stimmung noch angespannter gewesen. Aber um Tim und Jenny kümmere ich mich. Das verspreche ich dir, Zenzi.«
»Ich bin gespannt, ob dir das gelingt, Otti. Ich erreiche die beiden nicht, egal was ich sage. Das geht bei ihnen zum einen Ohr rein und zum anderen Ohr hinaus. Dass Tim sich gar nichts von mir sagen lässt habe ich noch nicht erlebt.« Jetzt musste Zenzi doch ein wenig schmunzeln. »Otti, dass Buben und auch Madln in dem Alter etwas seltsam sind, das ist bekannt. Es ist ein schwieriges Alter. Sie suchen ihren eigenen Weg ins Erwachsensein. Das war bei Tassilo auch nicht anders. Da könnte ich dir Sachen erzählen! Vielleicht mache ich das einmal, bei Gelegenheit. Ich will damit nur sagen, dass ich weiß, dass man in dem Alter keine überzogenen Erwartungen an sie stellen sollte. Aber es gibt Grenzen. Und diese Grenze ist jetzt erreicht! Und dann noch diese Berge von Pizzaverpackungen. Sie bestellen sich fast jeden Tag zwei Mal Pizza aus Kirchwalden. Heute Nacht kam der Pizzalieferdienst um zehn Uhr und dann noch einmal nach Mitternacht. Ich wusste gar nicht, dass so spät in der Nacht noch geliefert wird. Ich bin jedes Mal aufgewacht, wenn der Bote auf seinen frisiertem Knattermoped ankam.«
»Seit einigen Wochen gibt es die Tankstelle an der Straße, die von München herführt. Das ist ein ganz neues Gebäude. Die Tankstelle hat ein Restaurant, das rund um die Uhr geöffnet ist. Das ist hauptsächlich für die Fernfahrer mit den großen Lastwagen gedacht. Aber sie liefern auch Essen aus.«
»Ah, so ist das?«, murmelte Zenzi. »Das gehört verboten.«
Ottilie unterdrückte ein Schmunzeln. Sie trank einen Schluck Kaffee. »Zenzi, beruhige dich. Sobald ich meinen Kaffee getrunken habe, gehe ich rüber und knöpfe mir die beiden vor. Dass sie die Chroniken und Geschichtsbücher durchforsten, werde ich nicht abstellen können, und das möchte ich auch nicht. Aber Ordnung müssen sie halten. Ich werde ein ernsthaftes Wörtchen mit ihnen reden. Das verspreche ich dir.«
Zenzi nahm es zur Kenntnis, äußerte sich aber nicht.
»Zenzi, jetzt denke nicht mehr daran! Du regst dich nur auf. Gehe ein bisserl in den Garten. Das tut dir doch immer gut«, schlug Otti vor. »Oder mache einen Spaziergang. Da fällt mir ein, Ella Waldner hat uns schon eine Weile nicht mehr besucht. Ob etwas mit ihr ist?«
»Mit der Ella ist bestimmt alles in Ordnung, sonst hätte sich das in Waldkogel herumgesprochen. Da bin ich sicher. Aber vielleicht sollte ich sie mal besuchen?«
»Das ist eine gute Idee«, antwortete Otti. »Du kannst Ella fragen, ob sie etwas gegen disziplinlose Teenager hat.«
»Ich denke nicht«, sagte Zenzi, »dass dagegen ein Kraut gewachsen ist.«
Sie lachten beide.
Zenzi nahm sich vor, Ella Waldner bald zu besuchen. Jetzt wollte sie nach dem Garten sehen, den sie in den letzten Tagen vernachlässigt hatte. Sie stand auf, trank ihren Kaffee aus und ging in den Garten.
Otti blieb am Tisch sitzen und trank eine zweite Tasse Kaffee. Sie war müde. In letzter Zeit schlief sie schlecht. Tassilos seltsame Krankheit raubten ihr den Schlaf.
Sie hatte heimlich Recherchen angestellt über diese seltsame Wikinger-Gen-Sache. Sie war keine Medizinerin, aber sie hatte herausgefunden, dass dieses Gen eine sehr, sehr ernste Krankheit mit sich brachte, mit wenig Aussicht auf Heilung. Das hatte ihr das Blut in den Adern gefrieren lassen. Stundenlang hatte sie nachts in ihr Kissen geweint.