Konflikt in jungen Herzen: Dr. Norden Aktuell 51 – Arztroman
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Über dieses E-Book
Dr. Norden ist die erfolgreichste Arztromanserie Deutschlands, und das schon seit Jahrzehnten. Mehr als 1.000 Romane wurden bereits geschrieben.
Für Dr. Norden ist kein Mensch nur ein 'Fall', er sieht immer den ganzen Menschen in seinem Patienten. Er gibt nicht auf, wenn er auf schwierige Fälle stößt, bei denen kein sichtbarer Erfolg der Heilung zu erkennen ist. Immer an seiner Seite ist seine Frau Fee, selbst eine großartige Ärztin, die ihn mit feinem, häufig detektivischem Spürsinn unterstützt. Auf sie kann er sich immer verlassen, wenn es darum geht zu helfen.
Dr. Daniel Norden freute sich, als Irene Bruck so lebhaft und frisch sein Sprechzimmer betrat. Vor sechs Wochen hatte sich eine verhärmte traurige Frau von ihm verabschiedet, um eine Kur im Sanatorium »Insel der Hoffnung« zu machen. »Sie haben sich gut erholt«, stellte er lächelnd fest. »Sehr gut. Es war wunderschön. Ich bin so froh, dass ich Ihrem Rat gefolgt bin, Herr Doktor. Heinz wird ja nicht wieder lebendig, und ich werde noch gebraucht.« Vor zehn Monaten war ihr Mann an einer unheilbaren Krankheit gestorben. Für die gerade Vierzigjährige war es ein entsetzlicher Schock gewesen, und auch Dr. Norden war sehr erschüttert gewesen, dass wieder einmal eine überaus glückliche Ehe ein so jammervolles Ende nehmen musste. Irene konnte sich nicht fangen, obgleich sie nicht ganz allein zurückblieb. Sie hatte ihre Tochter Dorthe, ein reizendes Mädchen, das alles tat, um die geliebte Mutter aufzurichten, sie hatte den ebenfalls verwitweten Schwager, der im selben Haus wohnte, und auch ihren Neffen Florian, dem sie über viele Jahre liebevoll die Mutter ersetzt hatte. Dorthe und Florian waren wie Geschwister aufgewachsen, sehr verschieden im Naturell zwar, aber der gutmütige Florian hatte der um vier Jahre jüngeren Cousine immer nachgegeben. Ja, Dr. Norden kannte die Verhältnisse der Familien Bruck, und er war sehr froh, dass Irene sich gefangen hatte. »Nun brauchen wir ja keine Medikamente mehr«, sagte er.
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Konflikt in jungen Herzen - Patricia Vandenberg
Dr. Norden Aktuell
– 51 –
Konflikt in jungen Herzen
Patricia Vandenberg
Dr. Daniel Norden freute sich, als Irene Bruck so lebhaft und frisch sein Sprechzimmer betrat. Vor sechs Wochen hatte sich eine verhärmte traurige Frau von ihm verabschiedet, um eine Kur im Sanatorium »Insel der Hoffnung« zu machen.
»Sie haben sich gut erholt«, stellte er lächelnd fest.
»Sehr gut. Es war wunderschön. Ich bin so froh, dass ich Ihrem Rat gefolgt bin, Herr Doktor. Heinz wird ja nicht wieder lebendig, und ich werde noch gebraucht.«
Vor zehn Monaten war ihr Mann an einer unheilbaren Krankheit gestorben. Für die gerade Vierzigjährige war es ein entsetzlicher Schock gewesen, und auch Dr. Norden war sehr erschüttert gewesen, dass wieder einmal eine überaus glückliche Ehe ein so jammervolles Ende nehmen musste.
Irene konnte sich nicht fangen, obgleich sie nicht ganz allein zurückblieb. Sie hatte ihre Tochter Dorthe, ein reizendes Mädchen, das alles tat, um die geliebte Mutter aufzurichten, sie hatte den ebenfalls verwitweten Schwager, der im selben Haus wohnte, und auch ihren Neffen Florian, dem sie über viele Jahre liebevoll die Mutter ersetzt hatte. Dorthe und Florian waren wie Geschwister aufgewachsen, sehr verschieden im Naturell zwar, aber der gutmütige Florian hatte der um vier Jahre jüngeren Cousine immer nachgegeben.
Ja, Dr. Norden kannte die Verhältnisse der Familien Bruck, und er war sehr froh, dass Irene sich gefangen hatte.
»Nun brauchen wir ja keine Medikamente mehr«, sagte er.
»Nein, sie sind bereits verbannt«, erwiderte Irene, »aber die ›Insel der Hoffnung‹ wird mich noch öfter sehen. Ihre Schwiegereltern sind einmalig, das muss ich Ihnen doch sagen. Es war wirklich eine wunderbare Zeit. Und hier wurde ich auch mit einer erfreulichen Überraschung empfangen. Dorthe wird sich in Kürze verloben.«
»Ist er nett?«, fragte Dr. Norden.
»Ich lerne ihn erst heute kennen, deshalb auch die neue Frisur«, erwiderte sie, wie ein junges Mädchen errötend. »Jedenfalls stammt er aus einer sehr guten und angesehenen Familie. Sein Vater ist Fabrikant, und da Dorthe bis über beide Ohren verliebt ist, wird es schon der Richtige sein, wenn auch mein Schwager anscheinend nicht so ganz begeistert ist. Aber er möchte Dorthe ja am liebsten in Watte packen.«
Irenes Schwager, der Syndikus Dr. Joachim Bruck, war Dr. Norden auch wohlbekannt. Er wusste, dass er so wie ein Vater um Dorthe besorgt war, wie Irene seinem Sohn die Mutter ersetzt hatte. Und nun würde sich das Zusammenleben in dem schönen Zwei-Familien-Haus, das die Brüder Bruck vor zehn Jahren erworben hatten, auch wieder fröhlicher gestalten. Jedenfalls war Irene nun wieder die hübsche, gepflegte Frau, als die er sie kennengelernt hatte, bevor Heinz Bruck von dieser unheilvollen Krankheit heimgesucht wurde.
»Sie können mich also als geheilt aus Ihrer Behandlung entlassen, Herr Doktor, und so gern ich Sie auch mag, ich hoffe doch, dass ich nicht so schnell wieder Ihre ärztliche Hilfe brauche.«
»Das hoffe ich auch«, meinte er lächelnd.
»Ich habe mir erlaubt, Ihnen ein kleines Geschenk mitzubringen«, sagte sie, »auch etwas für Loni. Und schicken Sie mir bitte bald die Rechnung.«
»Uns eilt das gar nicht. Loni hat sehr viel zu tun«, erwiderte Dr. Norden.
»Ja, das weiß ich, und deshalb will ich Sie jetzt auch gar nicht länger aufhalten. Sehr herzlichen Dank, lieber Dr. Norden.«
»Ich habe zu danken«, sagte er, als sie das ziemlich große Päckchen schnell auf den Stuhl legte, um dann jedoch auch rasch zu verschwinden.
Loni stieß dann mittags, als sie ihr Päckchen enthüllte, einen Schrei des Entzückens aus, denn sie hatte eine wunderschöne Stola bekommen.
»Sie ist so lieb«, sagte sie. »Ich bin ja so froh, dass sie nun wieder auflebt.«
»Und vielleicht wird sie in absehbarer Zeit Großmama«, lachte Dr. Norden. »Dorthe verlobt sich.«
Loni sah ihn wie versteinert an, dann murmelte sie: »Verlobt ist noch nicht verheiratet!«
»Aber, Loni, was wollen Sie damit sagen?«, fragte Dr. Norden erstaunt.
»Wenn es der blonde Schönling ist, mit dem ich Dorthe schon ein paarmal gesehen habe, bin ich skeptisch. Ein ziemlicher Angebertyp.«
»Sohn eines anscheinend reichen Vaters«, sagte Dr. Norden, aber insgeheim hoffte er jetzt nur, dass Loni, die sonst so tolerante, etwas zu skeptisch war.
Er nahm sein Päckchen mit heim. Fee sollte es aufmachen. Es war ziemlich schwer.
*
Skeptisch war auch Dr. Joachim Bruck, seit er von der geplanten Verlobung erfahren hatte. Er drückte sich nur nicht so drastisch aus wie Loni.
Er hatte seine Schwägerin, die er sehr verehrte, erst gestern von der »Insel der Hoffnung« heimgeholt. Nun holte er sie auch von Dr. Norden ab, da Dorthe mit dem Wagen ihrer Mutter in die Stadt gefahren war.
»Essen wir doch im Jagdhof, Irene«, schlug er vor. »Dorthe wird bestimmt nicht so schnell heimkommen. Und du sollst nicht gleich wieder voll einsteigen.«
»Einverstanden«, erwiderte sie lächelnd. »Mich gelüstet nach Rehrücken, aber ansonsten brauchst du mich nicht mehr wie ein rohes Ei zu behandeln. Mir geht es wirklich gut. Ich finde mich wieder zurecht.«
»Heinz hätte es auch nicht gewollt, dass du in Trauer versinkst. Ich habe Verständnis, das weißt du. Ich habe das ja auch mitgemacht, aber die Kinder brauchen uns.«
»So ist es, Jo, und schön wäre es, wenn ich bald Enkel haben würde.«
Seine Stirnfalten vertieften sich. Sein markantes Gesicht überschattete sich.
»Dorthe ist noch sehr jung, und Jürgen auch. Denk nicht so schnell an Enkel, Irene.«
Sie warf ihm einen schrägen Blick zu. »Hast du etwas gegen Jürgen?«, fragte sie leise.
»Er ist ein verwöhnter Junge«, sagte er ausweichend. »Er studiert noch.«
»Ist das ein Fehler?«
»Er nimmt sein Studium anscheinend nicht sehr ernst. Dorthe ist verspielt. Sie bräuchte meiner Ansicht nach einen charakterstarken Mann.«
»Und Charakterstärke sprichst du ihm ab?«
»Er ist erst zweiundzwanzig. Mir kommt es so vor, als hätten seine Eltern die Verbindung forciert.«
»Aber doch nicht des Geldes wegen, das Dorthe geerbt hat? So viel ist es doch auch wieder nicht. Und sie sind doch sehr vermögend.«
»Ja, das sind sie. Wir sprechen noch darüber. Jetzt suchen wir uns erst ein hübsches Plätzchen.«
Sie waren schon beim Jagdhof angelangt. Und sie fanden einen hübschen Platz, von dem aus sie über den See blicken konnten. Irene entschied sich für Rehsteak, und Joachim schloss sich an.
»Du bist kritisch«, sagte sie mit einem flüchtigen Lächeln. »Dorthe ist doch so verliebt.«
»Sie hat Jürgen erst vor fünf Wochen kennengelernt.«
»Aber er meint es ernst, sonst würde er doch nicht zur offiziellen Verlobung drängen, Jo.«
»Ich habe Erkundigungen über ihn eingezogen. Nimm es mir bitte nicht übel, Irene«, sagte er.
»Nein, das nehme ich dir nicht übel. Heinz hätte es auch getan. Ist etwas nicht in Ordnung?«
»Finanziell ist alles bestens. Die Ehe scheint nicht ganz in Ordnung zu sein. Man wahrt den Schein.«
»Das ist in vielen Familien so«, sagte Irene. »So, wie es bei uns war, findet es man nicht oft.«
Joachim wollte keine traurigen Erinnerungen aufkommen lassen. »Jürgen nimmt das Leben leicht«, sagte er.
»Aber die Liebe anscheinend doch recht ernst. Doch du weißt, wie energisch Dorthe ist.«
»Wenn es um ihn geht, ist sie es nicht. Sie himmelt ihn an. Sie tut alles, was er will. Aber du wirst dir ja heute Abend selbst ein Urteil bilden können, wenn ich auch finde, dass er zuerst dir einen Besuch hätte machen müssen.«
»Wir wollen es nicht zu streng nehmen, Jo. So lerne ich seine Eltern auch gleich kennen.«
»Ich hoffe ja auch, dass alles gut ausgeht, meine Liebe«, sagte er leise, und die innige Wärme, die er in seine Worte legte, ließ sie wieder erröten.
*
Fee Norden enthüllte das Päckchen. Sie juchzte zwar nicht wie Loni, aber Entzücken malte sich auch auf ihrem schönen Gesicht, als sie eine herrliche chinesische Deckelvase in den Händen hielt.
»Das ist aber ein sehr kostbares Geschenk, Daniel«, sagte sie leise. »Mir ist das nicht so ganz recht.«
»Mir auch nicht, Schatz, aber ich konnte es nicht zurückweisen. Wirklich sehr geschmackvoll.«
»Man sieht, wie sehr sie dich schätzt, Liebster.«
»Mich freut es, dass sie wieder im Leben steht. Pass auf, dass unsere Trabanten nicht an dieses wertvolle Stück herankommen. Sollte es Frau Bruck mal schlecht gehen, werde ich sie umsonst behandeln. Einverstanden?«
Fee wusste, dass es ihrem Mann peinlich war, wenn er mit wertvollen Geschenken bedacht wurde. Den Schokoladenkuchen von Mutter Klaes nahm er ohne Bedenken an. Der war auch köstlich. Die Kinder hatten sich daran schon gütlich getan.
Mutter Klaes, so nannten sie alle, die die alte Frau gernhatten, lebte von einer nicht gerade großen, aber auskömmlichen Rente. Sie kam jede Woche zweimal zu Dr. Norden, weil sie einen zu niedrigen Blutdruck hatte. Sie war fast achtzig, aber immer noch flink auf den Beinen. Aber ihren köstlichen Schokoladenkuchen lieferte sie immer persönlich bei Fee ab.
»Mutter Klaes werden wir auch mal mit auf die Insel nehmen«, sagte Fee.
»Und gleich ein paar Wochen dort lassen. Hier wird sie nur weidlich ausgenutzt, und ein bisschen muss sie auch an sich denken«, meinte Daniel. »Sie ist wahrhaft der lebendige Beweis, was auch alte Menschen aus ihrem Leben machen können.«
»Die personifizierte Güte«, sagte Fee.
»Weil für sie alle Menschen gut sind. Sie muss einen besonderen Schutzengel haben.«
Da hatte er wieder mal was ganz spontan gesagt, was sich später beweisen sollte. Doch davon konnten sie jetzt noch nichts ahnen.
Daniel erzählte, dass Dorthe