Dr. Norden Bestseller 44 – Arztroman: Besorgt um ein junges Menschenleben
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Über dieses E-Book
Patricia Vandenberg ist die Begründerin von "Dr. Norden", der erfolgreichsten Arztromanserie deutscher Sprache, von "Dr. Laurin", "Sophienlust" und "Im Sonnenwinkel". Sie hat allein im Martin Kelter Verlag fast 1.300 Romane veröffentlicht, Hunderte Millionen Exemplare wurden bereits verkauft. In allen Romangenres ist sie zu Hause, ob es um Arzt, Adel, Familie oder auch Romantic Thriller geht. Ihre breitgefächerten, virtuosen Einfälle begeistern ihre Leser. Geniales Einfühlungsvermögen, der Blick in die Herzen der Menschen zeichnet Patricia Vandenberg aus. Sie kennt die Sorgen und Sehnsüchte ihrer Leser und beeindruckt immer wieder mit ihrer unnachahmlichen Erzählweise. Ohne ihre Pionierarbeit wäre der Roman nicht das geworden, was er heute ist.
»Frau Arnold läutet«, sagte Oberschwester Käthe zu Schwester Lisa. »Sie will doch nur Beate«, erwiderte die Jüngere mürrisch. »Beate hin, Beate her, da brauche ich doch gar nicht erst aufzukreuzen.« »Na, na, na«, sagte Oberschwester Käthe nachsichtig. »Beate ist auf der Säuglingsstation. Nun gehen Sie schon.« Schwester Lisa war nicht die einzige in der Frauenklinik Dr. Leitners, die auf Schwester Beate eifersüchtig war, aber sie zeigte es am deutlichsten. Oberschwester Käthe dagegen bemühte sich sehr, nicht zu deutlich zu zeigen, wie sehr auch ihr die so vielgeliebte und vielbeneidete Beate ans Herz gewachsen war. Schwester Lisa kam auch schon gleich wieder zurück. »Na, was habe ich gesagt«, brummte sie, »nur Beate ist gefragt. Frau Arnold möchte, daß Beate den Stammhalter bringt. Ihr Schwager ist nämlich gekommen. Mei, das ist ein Mann!« Dabei verdrehte sie die Augen. Oberschwester Käthe ahnte, daß Lisa ihre Kollegin nun noch mehr beneidete.
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Dr. Norden Bestseller
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Dr. Norden Bestseller 44 – Arztroman - Patricia Vandenberg
Dr. Norden Bestseller
– 44 –
Besorgt um ein junges Menschenleben
Patricia Vandenberg
»Frau Arnold läutet«, sagte Oberschwester Käthe zu Schwester Lisa.
»Sie will doch nur Beate«, erwiderte die Jüngere mürrisch. »Beate hin, Beate her, da brauche ich doch gar nicht erst aufzukreuzen.«
»Na, na, na«, sagte Oberschwester Käthe nachsichtig. »Beate ist auf der Säuglingsstation. Nun gehen Sie schon.«
Schwester Lisa war nicht die einzige in der Frauenklinik Dr. Leitners, die auf Schwester Beate eifersüchtig war, aber sie zeigte es am deutlichsten. Oberschwester Käthe dagegen bemühte sich sehr, nicht zu deutlich zu zeigen, wie sehr auch ihr die so vielgeliebte und vielbeneidete Beate ans Herz gewachsen war.
Schwester Lisa kam auch schon gleich wieder zurück. »Na, was habe ich gesagt«, brummte sie, »nur Beate ist gefragt. Frau Arnold möchte, daß Beate den Stammhalter bringt. Ihr Schwager ist nämlich gekommen. Mei, das ist ein Mann!« Dabei verdrehte sie die Augen.
Oberschwester Käthe ahnte, daß Lisa ihre Kollegin nun noch mehr beneidete. Deshalb ging sie selbst zur Säuglingsstation, um Beate Bescheid zu sagen.
Ihr wurde das Herz ganz weit, wenn sie sah, wie liebevoll und behutsam diese junge Kinderschwester mit den ihr anvertrauten Schützlingen umging. Gerade jetzt hatte sie den kleinen Arnold frisch gewickelt.
Beates reizvolles Gesicht hatte einen zärtlichen Ausdruck, als sie sich zu Oberschwester Käthe umwandte.
»Ist das nicht ein goldiges Kerlchen?« fragte sie. »So lieb ist er. Man spürt so richtig, wenn eine Mutter sich auf ihr Kind gefreut hat.«
Ja, Irene Arnold hatte sich auf dieses Kind genauso gefreut wie auf ihr erstes, und daß es nach dem Mädchen nun ein Junge war, machte das Glück vollkommen.
Als an diesem Vormittag ihr Schwager gekommen war, strahlten ihre Augen.
»Wie lieb, daß du dir Zeit nimmst, Wolf«, sagte sie, »so mitten in der Ernte! Damit hatte ich nicht gerechnet.«
»Es wäre schandbar, wenn ich den jüngsten Arnold nicht gleich begutachten würde«, erwiderte Wolf Arnold, sich tief über ihre Hand neigend.
Einen großen Strauß der herrlichsten Rosen aus seinem Gewächshaus hatte er ihr mitgebracht. Er gehörte nicht zu denen, die viele Worte machen konnten. Er war nicht so weltgewandt wie sein Bruder Richard, der einige Jahre älter als er, jedoch nicht geneigt gewesen war, das elterliche Gut zu übernehmen. Richard hatte sich der Musik verschrieben und war Dirigent geworden. Prompt hatte er sich dann jedoch in die talentierte junge Geigerin Irene Brehm verliebt und sie schleunigst geheiratet, damit sie ihm nicht ein anderer wegschnappte, wie er sagte.
Wolf Arnold verehrte seine Schwägerin, die nicht gezögert hatte, ihre eigene Karriere ihrem Mann und dem Familienleben zuliebe aufzugeben. Er liebte seine kleine zweijährige Nichte Ricarda sehr und freute sich in seiner stillen Art unsagbar darüber, daß Richard und Irene ihrem Sohn den Namen Wolf geben wollten.
Er dachte sich nichts dabei, als Schwester Lisa von Irene wieder hinausgeschickt worden war mit dem Auftrag, daß Schwester Beate das Baby bringen möchte.
»Wenn ich noch eine Tochter bekomme, werde ich sie Beate nennen«, sagte Irene.
»Ein hübscher Name«, sagte Wolf.
»Und wie er paßt zu diesem Mädchen! Schau es dir an, Wolf, sie ist ganz gewiß die reizendste Kinderschwester unter Gottes Himmel. Jedenfalls für mich«, fügte sie mit einem unergründlichen Lächeln hinzu.
Als Beate mit dem Baby kam und es behutsam in Irenes Arm legte, klangen diese Worte in seinen Ohren.
»Du bist aber friedlich, mein Schatz«, sagte Irene, ihre Lippen zärtlich an das runde, von seidigem dunklem Haar bedeckte Köpfchen legend.
»Wölfchen ist ganz lieb«, sagte Beate.
»Und das, liebe Beate, ist sein ebenso lieber Onkel Wolf«, sagte Irene lächelnd. »Der Pate dieses braven Kindes, mein Schwager Wolf Arnold.«
Wolf hatte sich erhoben und machte eine höfliche Verbeugung. Beate blickte in zwei dunkle Männeraugen, die sie mit einem unergründlichen Blick umfingen. Heiße Glut stieg in ihre Wangen.
»Können Sie nicht ein Weilchen bleiben, Beate?« fragte Irene.
»Das geht leider nicht. Läuten Sie bitte, Frau Arnold, wenn ich Wölfchen wieder holen soll.«
»Aber bitte, nur Sie«, sagte Irene.
*
»Ist das nicht ein bezauberndes Mädchen?« fragte Irene, als sich die Tür hinter Beate geschlossen hatte. »Unsere Kleine wird liebevoll betreut.«
»Das ist beruhigend«, erwiderte Wolf. »Als Ricky zur Welt kam, war Schwester Beate wohl noch nicht hier?«
»Nein, leider nicht. Sie ist noch sehr jung. Um so erstaunlicher ist ihre Umsicht und ihr Einfühlungsvermögen. Du weißt ja, wie empfindlich ich bin.«
»Und das hast du innerhalb so kurzer Zeit festgestellt?«
»Sofort. Sie war bei mir, als die Wehen einsetzten, weil gerade eine Kaiserschnittentbindung war. Wir haben uns unterhalten, und ich hatte keinerlei Beklemmungen, wie damals bei Ricky. Ich würde Beate am liebsten mitnehmen.«
So impulsiv kannte Wolf Arnold seine schöne Schwägerin nicht, aber war es ihm denn nicht ähnlich ergangen? Hatte nicht ein einziger, langer Blick genügt, um sein Herz schneller schlagen zu lassen? Und er war doch gewiß kein Mann, der sich rasch für eine Frau begeistern konnte. Nach einer gewaltigen Enttäuschung, die er vor einigen Jahren erlebte, schon gar nicht.
Irene hatte Fingerspitzengefühl. Sie spürte, wie gedankenverloren Wolf war und lächelte rätselhaft, hatte sie doch schon, als sie Beate kennenlernte, gedacht, daß dies eine Frau für Wolf wäre.
Waren Richard und Wolf auch grundverschiedene Charaktere, und liebte sie ihren Mann auch über alles, für Wolf hatte sie sehr viel übrig. Mit ihm konnte sie über alles sprechen, was den Künstler Richard nervös machte. Wenn Richard auf Auslandstournee war, genoß sie seit der Geburt der kleinen Ricarda die Ruhe auf dem Gut.
Einerseits bedrückte es sie, daß Wolf noch nicht die Frau gefunden hatte, mit der auch er glücklich sein konnte, denn sie wußte sehr gut, wie sehr er Kinder liebte. Andererseits war sie froh, daß er nicht eine Frau hatte, mit der sie nicht auskommen konnte, denn dieses schöne, harmonische Verhältnis wollte sie nicht missen.
Und nun spürte sie, daß auch ihm Beate gefiel. Und Beate?
Sie ging wie eine Traumwandlerin den Korridor entlang, begleitet von diesem Blick aus den dunklen Männeraugen, der sie förmlich elektrisiert hatte. Noch niemals hatte sie dergleichen erfahren.
Sie merkte gar nicht, wie Schwester Lisa auf sie einredete.
»Nanu, was ist denn mit dir los?« fragte Lisa. »Bist du auch chloroformiert von Frau Arnolds Schwager? Aber du könntest dir ja Chancen ausrechnen«, fügte sie anzüglich hinzu.
»Ach, was du denkst«, sagte Beate, aber sie konnte es nicht verhindern, daß sie errötete. »Ich habe doch nur das Baby gebracht und ihn gar nicht richtig angeschaut.«
Beate konnte man das sogar abnehmen, das mußte sogar Lisa zugeben. Sie schien sich überhaupt nicht für Männer zu interessieren. Jedenfalls redete sie über keinen und hockte nur in ihrem Appartement im Schwesternheim.
Man wußte natürlich, daß ihre Mutter einen modernen Bungalow bewohnte und wunderte sich, daß Beate nicht in ihrem Hause lebte, aber es hatte sich auch herumgesprochen, daß Beate anscheinend mit der zweiten Ehe ihrer Mutter nicht einverstanden war.
Das konnte Lisa auch nicht ganz verstehen, denn sie war bei dem Zahnarzt Dr. Holzer in Behandlung, und sie fand auch ihn sehr schick. Als sie das aber einmal zu Beate gesagt hatte, war diese sofort von dannen geeilt.
Auch jetzt entfernte sie sich rasch und ging auf die Säuglingsstation, aber dort gab es augenblicklich nichts zu tun. Es herrschte himmlischer Frieden. Sauber und satt schlummerten die acht Babys in ihren Bettchen.
Nach zehn Minuten wurde Beate wieder zu Frau Arnold gerufen. Das Baby maunzte.
»Wölfchen will in sein Bett«, sagte Irene. »Am Nachmittag kommt sein Vater, da soll es auch gutgelaunt sein.«
»Das ist es bestimmt«, versicherte Beate. »Ein so braves Baby haben wir selten. Es steckt die anderen sogar an.«
»Es scheint seinem Onkel nachzugeraten«, scherzte Irene. »Sein Vater ist nicht so duldsam.«
»Auch nicht so langweilig wie ich«, bemerkte Wolf darauf.
Nun sah ihn Beate doch wieder an, obgleich sie sich fest vorgenommen hatte, dies zu vermeiden. Und wieder fühlte sie sich von seinem Blick umschlossen. Es war ein berauschendes Gefühl
Unwillkürlich drückte sie das Baby fester an sich, nicht ahnend, wie bezaubernd sie in ihrer Verwirrung, mit dem Kleinen im Arm, aussah.
»Langweilig bist du nicht«, sagte Irene. »Du brauchst dein Licht nicht unter den Scheffel zu stellen.«
Es gab nun wahrhaftig keinen Grund mehr, Beate noch länger im Zimmer festzuhalten, aber als sie dann gegangen war, schwieg auch Irene eine Weile.
»Ich denke, ich werde sie zur Taufe einladen«, sagte sie dann. »Was meinst du, Wolf?«
»Ich habe nichts dagegen.« Er lächelte flüchtig. »Ich habe so ein Gefühl, als wolltest du mich verkuppeln.«
»Aber nein, lieber Wolf. Ich möchte nur nicht jemanden einladen, der dir nicht sympathisch ist, da wir ja die Taufe auf dem Gut feiern.«
»Wie könnte sie mir nicht sympathisch sein«, meinte er sinnend.
»Ja, wie könnte sie nicht«, sagte Irene lächelnd.
*
Am Nachmittag hatte Beate frei.