Eine perfekte Lügnerin: Dr. Norden Bestseller 285 – Arztroman
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Über dieses E-Book
Dr. Norden ist die erfolgreichste Arztromanserie Deutschlands, und das schon seit Jahrzehnten. Mehr als 1.000 Romane wurden bereits geschrieben. Die Serie von Patricia Vandenberg befindet sich inzwischen in der zweiten Autoren- und auch Arztgeneration.
Dr. Norden fiel es immer schwer, einem Patienten, dem er nicht mehr helfen konnte, aufmunternde Worte zu sagen. Bei Herbert Lassberg kam noch hinzu, daß dieser ihm bedingungslos vertraute und überzeugt war, daß er gesund werden würde. Und dann war da auch noch Lassbergs Tochter Anemone, ein besonders liebes und reizendes Mädchen, um das er sich seit ein paar Wochen einige Sorgen machte. »Haben Sie Anemone in letzter Zeit gesehen, Dr. Norden?« fragte Herbert Lassberg tonlos. Daniel Norden mochte ihn nicht belügen, jetzt nicht mehr. »Ja, ich habe vorgestern mit ihr gesprochen. Sie war in der Stadt und hat mich besucht.« »Wie geht es ihr?« fragte Lassberg. »Physisch gut.« Der andere sah an ihm vorbei. »Ich möchte so gern mit ihr sprechen, könnten Sie das vermitteln?« »Ich kann es ihr sagen; aber ich glaube nicht, daß sie dazu bereit sein wird, Herr Lassberg. Es tut mir leid, daß ich Ihnen nichts anderes sagen kann.« »Und wenn ich mich von Irene trennen würde, wäre sie dann zur Versöhnung bereit?« Dr. Norden sah ihn forschend an.
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Buchvorschau
Eine perfekte Lügnerin - Patricia Vandenberg
Dr. Norden Bestseller
– 285 –
Eine perfekte Lügnerin
Patricia Vandenberg
Dr. Norden fiel es immer schwer, einem Patienten, dem er nicht mehr helfen konnte, aufmunternde Worte zu sagen. Bei Herbert Lassberg kam noch hinzu, daß dieser ihm bedingungslos vertraute und überzeugt war, daß er gesund werden würde. Und dann war da auch noch Lassbergs Tochter Anemone, ein besonders liebes und reizendes Mädchen, um das er sich seit ein paar Wochen einige Sorgen machte.
»Haben Sie Anemone in letzter Zeit gesehen, Dr. Norden?« fragte Herbert Lassberg tonlos.
Daniel Norden mochte ihn nicht belügen, jetzt nicht mehr. »Ja, ich habe vorgestern mit ihr gesprochen. Sie war in der Stadt und hat mich besucht.«
»Wie geht es ihr?« fragte Lassberg.
»Physisch gut.«
Der andere sah an ihm vorbei. »Ich möchte so gern mit ihr sprechen, könnten Sie das vermitteln?«
»Ich kann es ihr sagen; aber ich glaube nicht, daß sie dazu bereit sein wird, Herr Lassberg. Es tut mir leid, daß ich Ihnen nichts anderes sagen kann.«
»Und wenn ich mich von Irene trennen würde, wäre sie dann zur Versöhnung bereit?«
Dr. Norden sah ihn forschend an. Vielleicht hatte Lassberg den guten Willen, sich von Irene Wendel zu trennen, aber Dr. Norden bezweifelte, daß es ihm gelingen würde.
Herbert Lassberg war ein sehr reicher Mann, und Irene Wendel hatte endlich erreicht, was sie gewollt hatte. Es war die Chance ihres Lebens, sich ein sorgloses Leben im Luxus zu verschaffen.
»Anemone braucht doch nicht besorgt zu sein, daß ihr Erbe verringert wird«, fuhr Herbert Lassberg schleppend fort. »Selbst wenn ich Irene geheiratet hätte, an weitere Kinder war doch gar nicht zu denken, das weiß ich so gut wie Sie auch, Dr. Norden, und wenn sie nicht im Haus bleiben wollte, hätte ich ihr eine hübsche Wohnung gekauft und selbstverständlich für einen ausreichenden Lebensunterhalt gesorgt.«
»Anemone denkt eben ganz anders, Herr Lassberg«, erklärte Dr. Norden ruhig und sehr bestimmt. »Ihr geht es nicht ums Geld, ihr geht es um den Vater, den sie liebt, und sie meint, daß Frau Wendel Sie nur aus purer Berechnung heiraten will. Entschuldigen Sie, daß ich das so direkt sage, aber es ist Anemones Meinung, und die verschweigt sie auch nicht.«
»Ich weiß es, und ich weiß auch, daß es Liebe ist…« Er unterbrach sich und machte eine abwehrende Handbewegung. »Es ist müßig, darüber zu reden. Bitte, sagen Sie Anemone, daß ich mich mit ihr aussprechen möchte.«
»Das werde ich tun.«
»Und Sie können ihr sagen, daß ich einen Weg zu einer fairen Lösung suche. Ich kann Irene jetzt ja nicht ohne weiteres auf die Straße setzen.« Er blickte zu Boden. »Man lernt einen Menschen eben erst richtig im Zusammenleben kennen, und anfangst läßt man sich eben doch zu sehr von Äußerlichkeiten beeindrucken.«
Nun, er sprach wenigstens in kritischen Tönen über Irene Wendel, was er früher nicht getan hatte. Sie hatte es zu gut verstanden, ihn zu umgarnen, und sie hatte sich von ihrer liebenswürdigsten, reizvollsten Seite gezeigt.
Dr. Norden hatte sich auch über diese Frau Gedanken gemacht, die ganz gewiß eine bewegte Vergangenheit hatte, obgleich sie erst dreißig Jahre alt war und zwanzig Jahre jünger als Herbert Lassberg.
Dem sah man die schleichende, unheilbare Krankheit noch nicht an, und er hätte auch solche Diagnosen nicht angenommen. Dr. Norden hatte deshalb auch noch keinen Grund gesehen, ihm die ganze Wahrheit zu eröffnen. Er gönnte ihm ja noch eine gute Zeit, aber jetzt kam ihm schon eine Ahnung, daß die Zeit mit Irene Wendel nicht gar so gut wäre, und daß er eine Heirat am besten noch aufgeschoben hätte.
Ob dies aber Anemone versöhnlich stimmen würde, wagte Dr. Norden zu bezweifeln. Sie war zutiefst betroffen, daß diese Irene Wendel den Platz ihrer geliebten Mutter einnehmen sollte, daß sie sich schon im Haus breitgemacht hatte, als würde es ihr gehören, und sie ganz gezielt darauf bedacht war, Spannungen zwischen Vater und Tochter zu erzeugen.
Anemone war ein kluges Mädchen. Immerhin war sie bereits einundzwanzig Jahre alt und kritisch genug, um die wahren Absichten von Irene zu durchschauen, wenngleich diese so getan hatte, als würde sie Herbert Lassberg über alles lieben.
Dr. Norden war jedoch sehr gespannt, was Anemone sagen würde, wenn er ihr von dem Gespräch mit ihrem Vater erzählte. Aber er war auch gespannt, ob Herbert Lassberg tatsächlich die ernste Absicht hätte, sich von Irene zu trennen.
*
Die hatte Herbert Lassberg allerdings, aber er wußte nicht, wie er es anfangen sollte. Er war nicht mehr so blind wie vor acht Monaten, als er sie kennengelernt und sich Hals über Kopf in sie verliebt hatte. Seit vier Jahren verwitwet, hatte er kein Interesse für Frauen gezeigt, sich ganz seiner Tochter und seinem Beruf als Immobilienmakler und Finanzberater gewidmet.
In dieser Eigenschaft hatte er Irene kennengelernt. Sie wollte sich eine Eigentumswohnung kaufen.
Unbestreitbar war Irene Wendel die Verführung in Person, ziemlich groß, mit einer Figur und Beinen, die schon aufreizend genug wirkten, und natürlich konnte sich auch das Gesicht sehen lassen, das von grünlich schillernden Augen und einem lockenden, sinnlichen Mund beherrscht wurde.
Eine attraktive Frau und sehr charmant. Sie wußte ihre weiblichen Attribute überaus wirkungsvoll einzusetzen, und Herbert Lassberg war hingerissen gewesen.
Für eine Wohnung konnte sich Irene nicht schnell entscheiden. Sie war sehr anspruchsvoll und hatte ganz besondere Vorstellungen, aber als Herbert Lassberg sie in sein Haus einlud, war sie diejenige, die sich hingerissen zeigte.
Anemone verbrachte zu dieser Zeit gerade einen Studienurlaub in England. Sie wollte Journalistin werden, hatte schon vier Semester studiert, nachdem sie bereits mit gerade achtzehn Jahren das Abitur glänzend absolviert hatte. Und Irene Wendel nutzte ihre Chance. Als Anemone heimkehrte, wohnte sie schon in der wunderschönen Villa Lassberg. Sie bewegte sich darin mit einer Selbstverständlichkeit, die Anemone auf die Palme brachte.
Sie war kein sanftes Mädchen, aber auch nicht streitsüchtig. Sie führte eine Aussprache mit ihrem Vater herbei und äußerte ihre Meinung so offen, daß Herbert Lassberg gekränkt war. Sie blieb vier Wochen in ihrem Elternhaus und gewann den Eindruck von Irene, der bange Ahnungen in ihr hervorrief, und sie sprach nochmals mit ihrem Vater, erinnerte an ihre Mutter, an die glückliche Ehe und das Familienleben, das sie geführt hatten.
Herbert Lassbergs Antwort hatte gelautet: Ich fühle mich noch zu jung, um allein zu bleiben, und Irene ist eine verständnisvolle Partnerin und schließlich selbst so vermögend, daß sie nicht nach meinem Geld zu schielen braucht.
Das hatte Irene so ganz nebenbei durchklingen lassen, aber es entsprach freilich nicht der Wahrheit. Doch Herbert war von ihr so fasziniert, so in Bann geschlagen, daß er für materielle Dinge überhaupt kein Interesse hatte, und es stimmte ja, daß er tatsächlich genug Geld hatte, um sich auch das teure Hobby Irene leisten zu können.
Doch der erste Rausch war verflogen, seine Gesundheit hatte gelitten. Er hatte ja keine Ahnung, daß er die Krankheit schon länger in sich trug und diese wohl auch sein Wesen verändert hatte. Dr. Norden war jedenfalls überzeugt davon, daß auch die Affäre mit Irene darauf zurückzuführen war, daß sich Herbert Lassberg selbst beweisen wollte, daß er noch im Vollbesitz seiner Manneskraft war.
Wie Irene darüber urteilte, wußte er natürlich auch nicht, aber sie ließ ihn gern in dem Glauben. Und Herbert sagte ihr nicht, daß bei ihm eben doch nicht alles stimmte.
Während Dr. Norden sich fragte, wie lange Lassberg noch durchhalten würde, überlegte dieser, wie er die Trennung von Irene vollziehen sollte, denn schon seit Wochen war er sich von Tag zu Tag klarer geworden, daß ihn auch Sex nicht mehr reizen konnte, daß ihm dies alles sogar lästig geworden war.
Er war nach Hause gekommen. Die Haushaltshilfe war schon gegangen, und auch deshalb hatte er sich Zeit genommen, um gleich allein mit Irene zu sein.
Sie schien nicht mit seinem Kommen zu rechnen. Es war für ihn ja auch eine ungewöhnliche Zeit. Sie telefonierte sorglos und erzählte jemanden, von Kichern und auch frivolem Lachen begleitet, daß sie ihr Hampelmännchen schon dazu bringen würde, mit ihr nach Paris zu fahren, und daß sie sich dann dort ganz bestimmt treffen würden. Ein Name fiel allerdings nicht, nur Chéri und Küßchen.
Herbert hatte sich schnell wieder zurückgezogen, öffnete die Haustür leise und ließ sie laut ins Schloß fallen. Gleich kam Irene auch schon angetänzelt.
»Schätzchen, du bist ja schon da, das ist aber mal nett, daß du dich von der Arbeit losgerissen hast.«
Nicht der leiseste Anflug einer Verlegenheit war ihr anzusehen. Er bekam Küsse auf die Wangen gedrückt, und besorgt fragte sie, warum er so blaß wäre.
»Mir ist nicht besonders gut«, erklärte er. »Ich werde mich eine Stunde hinlegen.«
»Vielleicht hast du Hunger. Sollten