Das Rätsel einer Sommernacht: Dr. Norden Gold 8 – Arztroman
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Über dieses E-Book
Dr. Norden ist die erfolgreichste Arztromanserie Deutschlands, und das schon seit Jahrzehnten. Mehr als 1.000 Romane wurden bereits geschrieben.
Für Dr. Norden ist kein Mensch nur ein 'Fall', er sieht immer den ganzen Menschen in seinem Patienten. Er gibt nicht auf, wenn er auf schwierige Fälle stößt, bei denen kein sichtbarer Erfolg der Heilung zu erkennen ist. Immer an seiner Seite ist seine Frau Fee, selbst eine großartige Ärztin, die ihn mit feinem, häufig detektivischem Spürsinn unterstützt. Auf sie kann er sich immer verlassen, wenn es darum geht zu helfen.
Man konnte wahrhaftig nicht sagen, daß Fee Norden vergnügungssüchtig wäre, aber als sie die Einladung zum Sommernachtsball bei Konsul Jelling las, kam doch ein sehnsüchtiger kleiner Seufzer über ihre Lippen. »Was stöhnste denn, Mami?« fragte Felix. »Das heißt, warum stöhnst du«, wurde er von seinem älteren Bruder Danny berichtigt, »und außerdem hat Mami nicht gestöhnt, sondern bloß geseufzt. Das ist auch ein Unterschied.« »Sei nicht so pingelig«, meinte Felix, der sich jetzt mehr und mehr gegen den zwei Jahre Älteren zu behaupten versuchte, was ihm aber nicht leicht gemacht wurde, da Danny nun ja schon das Gymnasium besuchte. »Was steht denn in dem Brief, Mami?« erkundigte sich nun Anneka, die sich immer sehr diplomatisch verhielt, wenn die Brüder unterschiedlicher Ansicht waren, denn sie wollte nicht für einen Partei ergreifen. »Es ist eine Einladung zum Sommernachtsball bei Konsul Jelling«, erwiderte Fee. »Und du möchtest wohl gern hingehen?« fragte Anneka. »Eigentlich schon, aber Papi hat bestimmt keine Zeit oder auch keine Lust.« »Dann reden wir ihm mal ordentlich zu«, meinte Felix. »Ist doch bloß ein Stück weiter, und wir machen doch Lenni keine Scherereien.« »Und wir können auch mit auf die Zwillinge aufpassen«, sagte Anneka.
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Buchvorschau
Das Rätsel einer Sommernacht - Patricia Vandenberg
Dr. Norden Gold
– 8 –
Das Rätsel einer Sommernacht
Patricia Vandenberg
Man konnte wahrhaftig nicht sagen, daß Fee Norden vergnügungssüchtig wäre, aber als sie die Einladung zum Sommernachtsball bei Konsul Jelling las, kam doch ein sehnsüchtiger kleiner Seufzer über ihre Lippen.
»Was stöhnste denn, Mami?« fragte Felix.
»Das heißt, warum stöhnst du«, wurde er von seinem älteren Bruder Danny berichtigt, »und außerdem hat Mami nicht gestöhnt, sondern bloß geseufzt. Das ist auch ein Unterschied.«
»Sei nicht so pingelig«, meinte Felix, der sich jetzt mehr und mehr gegen den zwei Jahre Älteren zu behaupten versuchte, was ihm aber nicht leicht gemacht wurde, da Danny nun ja schon das Gymnasium besuchte.
»Was steht denn in dem Brief, Mami?« erkundigte sich nun Anneka, die sich immer sehr diplomatisch verhielt, wenn die Brüder unterschiedlicher Ansicht waren, denn sie wollte nicht für einen Partei ergreifen.
»Es ist eine Einladung zum Sommernachtsball bei Konsul Jelling«, erwiderte Fee.
»Und du möchtest wohl gern hingehen?« fragte Anneka.
»Eigentlich schon, aber Papi hat bestimmt keine Zeit oder auch keine Lust.«
»Dann reden wir ihm mal ordentlich zu«, meinte Felix. »Ist doch bloß ein Stück weiter, und wir machen doch Lenni keine Scherereien.«
»Und wir können auch mit auf die Zwillinge aufpassen«, sagte Anneka. »Dann kannst du endlich mal wieder dein tolles Kleid anziehen.«
»Wenn ich überhaupt noch hineinpasse«, sagte Fee.
»Und wenn ihr nicht kommt, sind sie bestimmt beleidigt«, meinte Anneka, »das sagen wir dem Papi auch.«
Doch zu Fees Überraschung bedurfte es gar keiner großen Überredungskunst, ihren Mann zum Mitgehen zu bewegen, und das machte sie direkt ein bißchen mißtrauisch, denn sie wußte ja, daß Lavinia Jelling sehr häufig in der Praxis erschien, und sie war eine sehr attraktive Frau.
»Guck nicht so schräg«, meinte Daniel mit einem hintergründigen Lächeln, »Madame Jelling hat mich gebeten, bei dieser Gelegenheit mal ganz nebenbei ihre Tochter und deren beinahe Verlobten unter die Lupe zu nehmen. Da sich dazu sonst wohl keine Gelegenheit bieten würde. Und da ich ja weiß, wie gern du mal wieder tanzen willst, bin ich natürlich dabei. Allein werde ich dich doch nicht gehen lassen, da bestimmt eine ganze Anzahl Prominenz anwesend sein wird und natürlich auch Männer, die gern mit einer schönen Frau flirten.«
»Kaum mit einer fünffachen Mutter«, erwiderte sie lachend.
»Das sieht man dir ja nicht an.«
»Aber ich würde es niemals leugnen. Sag lieber, was mit Jellings Tochter ist.«
»Sie scheint ein sehr exzentrisches Mädchen zu sein. Jedenfalls ist ihr Auserwählter Schauspieler, und wie Lavinia sagt, nicht mal mittelmäßig.«
»Mütter sind manchmal zu voreingenommen«, meinte Fee. »Und bei ihrer gesellschaftlichen Stellung hat sie vielleicht schon andere Pläne gemacht.«
»Wie alt ist sie überhaupt?« fragte Fee.
»Achtzehn. Sie war in England im Internat.«
»Und kommt gleich mit einem Schauspieler daher? Ein bißchen übertrieben ist das schon.«
»Sie hat ihn auf dem Flug kennengelernt, sagt Lavinia. Und sie hat erklärt, daß sie ihr Elternhaus verlassen und ihr großmütterliches Erbe verlangen würde, wenn man etwas gegen die Heirat einwenden würde.«
»Blind verliebt und taub dazu, so ist man mit siebzehn«, sagte Fee.
»Aber mit achtzehn ist man volljährig und braucht nicht mehr die Einwilligung der Eltern zu einer Heirat«, sagte Daniel ernst.
»Ich kann mir allerdings vorstellen, daß es Lavinia sehr unbehaglich zumute ist«, gab Fee zu.
»Und erst ihrem Mann. Sein Sohn aus erster Ehe geht auch eigene Wege.«
»Aber Patrick ist doch ein sehr ernst zu nehmender junger Mann«, sagte Fee.
»Aber mit seiner Friedensphilosophie bringt er seinen Vater in ganz schöne Schwierigkeiten.«
»Ich verstehe das nicht, schlimm wäre es doch, er wäre Terrorist«, sagte Fee, »so was passiert auch in den besten Familien. Oder er wäre ein Playboy, der in den neuerlichen Drogenskandal hineingezogen würde, wie auch einige mit klingenden Namen.«
»Jelling ist Diplomat, und für ihn lautet die Devise: Keine Skandale, kein Aufsehen, immer volle Diskretion.«
»Nun bin ich aber doppelt gespannt auf den Ball«, sagte Fee.
»Und Lavinia läßt herzlich darum bitten, daß du nichts Falsches denken sollst, wenn sie mir etwas mehr Aufmerksamkeit widmet, als üblich ist, aber sonst, meint sie, würde sie mich nicht nahe an Pamela heranbringen.«
Na, wenn das nicht nur eine Ausrede ist, dachte Fee, aber ich werde schon aufpassen, und vielleicht flirte ich ja auch mal?
*
Es war allerdings ein Mann anwesend, der schon einmal sehr gern mit ihr geflirtet hätte, der ein sehr interessanter Typ war und Fee sogar gefiel.
Der Filmregisseur Fernando Leone kam sofort auf Fee und Daniel zu, gab seiner großen Freude Ausdruck, sie hier zu treffen, küßte Fee beide Hände und erntete von Daniel dafür einen verweisenden Blick. Aber schon nahte Lavinia Jelling, und sie konnte man wahrhaftig nicht übersehen. Sie war ein Vollblutweib, rassig, temperamentvoll und unwiderstehlich, was auch Fee zugeben mußte, die von ihr umarmt wurde und hörte, wie bezaubernd sie wieder aussähe und welch ein beneidenswerter Mann Dr. Norden sei. Dabei warf sie Fernando Leone einen warnenden Blick zu, nahm aber Daniels Arm und schob ihn etwas weiter.
»Ich gebe es zu, daß Dr. Norden ein beneidenswerter Mann ist«, sagte Fernando, »aber die charmante Gastgeberin scheint auch eine ganz besondere Sympathie für ihn zu haben.«
»Was mich aber nicht hindert, an der Treue meines Mannes nicht den kleinsten Zweifel zu hegen«, sagte Fee.
»Er wäre töricht, wenn er ein Juwel aufs Spiel setzen würde«, sagte Fernando.
»Seien Sie unbesorgt, lieber Leone, er ist ein viel zu liebevoller Vater«, sagte sie lächelnd. »Wie geht es Ihnen? Wir haben uns lange nicht gesehen.«
»Bedauerlicherweise«, sagte er, »aber man sieht Sie ja so selten. Doch der Konsul naht und wird mir wohl nicht die Freude vergönnen, noch länger allein mit Ihnen zu plaudern. Aber es wird sich doch wohl Gelegenheit zu einem Tanz bieten?«
»Ich denke schon«, erwiderte sie, und schon war Percy Jelling da und begrüßte sie mit ehrlicher Freude. Aber Fernando Leone starrte plötzlich zum Ausgang, und er fuhr sich über die Augen, als leide er an Halluzinationen oder sähe einen Geist.
Aber es war ein schlankes, zierliches junges Mädchen in einem schlichten, fast sportlichen türkisfarbenen Seidenkleid. Das kastanienbraune Haar fiel glatt bis auf die Schultern, und es schien, als würde sie sich nur auf einen ganz bestimmten Punkt, auf eine Person konzentrieren, aber ganz gewiß nicht auf ihn, den berühmten Filmregisseur Leone.
Er sah, wie sie auf Lavinia zuging, die mit Dr. Norden gerade zu Pamela gestoßen war, die sehr forsch ihren Begleiter als Robin Parker vorgestellt hatte.
Er war genau der Typ, den Daniel Norden überhaupt nicht mochte, zu hübsch für einen Mann, blasiert und derart arrogant, als wäre er der King. Daniel konnte verstehen, daß Lavinia um ihre Tochter besorgt war.
Pamela war ein apartes Mädchen, aber sie wirkte durch einen frivolen Ausdruck nicht so anziehend wie ihre Mutter, obgleich sie ihr sonst sehr ähnlich sah.
Lavinia bewahrte noch Ruhe. Sie wirkte sehr beherrscht, stellte Dr. Norden vor und sagte gerade: »Da kommt ja auch Dad mit Frau Dr. Norden.«
»Wir wollen mit dir sprechen, Mami«, sagte Pamela, »wäre das nicht möglich?«
»Ausgerechnet heute abend, wir haben Gäste, Pam«, erwiderte Lavinia, aber da stand plötzlich die fremde junge Dame vor ihnen.
»Da ist ja der liebe Piet«, sagte sie heiser und sehr hastig.
Dr. Norden hatte den Eindruck, daß sie eher ängstlich wirkte in diesem Augenblick, aber er sah auch, daß Robin Parker blaß geworden war.
»Oder nennt man sich zur Abwechslung mal wieder Robin?«
In der Atempause, die folgte, fragte Pamela schrill: »Was erlauben Sie sich, wer sind Sie?«
»Das weiß Mr. Parker sehr genau«, erklärte die Fremde nun schon bedeutend ruhiger. »Möchtest du mich vorstellen, Piet?«
»Wie komme ich dazu, ich kenne Sie nicht«, sagte der stotternd. »Aber können wir uns nicht draußen unterhalten?«
»Das wollte ich auch vorschlagen«, sagte das junge Mädchen. Dann maß sie Pamela mit einem langen Blick. »Hoffentlich kann ich Sie noch vor einer entsetzlichen Dummheit bewahren.«
»Glaub ihr nicht, Pam, ich werde alles in Ordnung bringen, das ist eine Verrückte.«
»Ich werde die Polizei rufen!« zischte Pamela.
»Bitte nicht«, widersprach er, »bitte, kein Aufheben, das würde mir dein Vater nie verzeihen.«
Pamela warf den Kopf zurück. »Und was habe vielleicht ich zu verzeihen?« stieß sie hervor. »Wie heißen Sie überhaupt?« fauchte sie das Mädchen an.
Da sah Dr. Norden in zwei hellwache graublaue Augen, die ihn jetzt mit einem flüchtigen Blick streiften.
»Viola Donatus ist mein Name«, kam die Antwort, und dann nahm sie aus der Tasche einen Ausweis, den sie kurz herzeigte. Dr. Norden hatte ihn mit scharfem Blick erkannt.