Nur ein Glück auf Zeit?: Dr. Norden Extra 39 – Arztroman
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Über dieses E-Book
Dr. Norden ist die erfolgreichste Arztromanserie Deutschlands, und das schon seit Jahrzehnten. Mehr als 1.000 Romane wurden bereits geschrieben.
Für Dr. Norden ist kein Mensch nur ein 'Fall', er sieht immer den ganzen Menschen in seinem Patienten. Er gibt nicht auf, wenn er auf schwierige Fälle stößt, bei denen kein sichtbarer Erfolg der Heilung zu erkennen ist. Immer an seiner Seite ist seine Frau Fee, selbst eine großartige Ärztin, die ihn mit feinem, häufig detektivischem Spürsinn unterstützt. Auf sie kann er sich immer verlassen, wenn es darum geht zu helfen.
Dr. Norden sah beziehungsvoll zur Uhr, als er an Wendys Schreibtisch vorüberging. »Das war wieder ein Tag«, sagte diese mitfühlend, »aber Herr Fritz ist der letzte Patient für heute.« Dr. Daniel Norden war eben ein sehr beliebter Arzt. Die Patienten dankten sein Engagement und seinen unermüdlichen Einsatz mit Treue, so daß seine Praxis stets voll war. Er war ja auch zufrieden, nur an manchen Tagen wurde es dann doch zuviel. Dazu hatte er drei Hausbesuche bei akuten Notfällen machen müssen. Auf Artur Fritz aber freute er sich. Er war ein alter Herr mit unermüdlichem Humor und Zuversicht trotz seiner schweren Arthritis, die ihm starke Beschwerden bereitete. Er konnte sich nur langsam mit Gehhilfen fortbewegen. »Erschöpft sehen Sie aus, Doktor«, sagte Herr Fritz. Das war typisch für ihn, er jammerte nicht, sondern hatte einen Blick für andere. »Es war ein harter Tag. Ich glaube, ich sollte auf meine Frau hören und einen jungen Kollegen mit in die Praxis nehmen.« »Das sollten Sie wirklich. Nur wird der es schwer haben, denn die meisten Patienten würden sicher nur von ›ihrem‹ Doktor behandelt werden wollen. Wie ich zum Beispiel«
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Familie Dr. Norden - Neue Edition
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Buchvorschau
Nur ein Glück auf Zeit? - Patricia Vandenberg
Dr. Norden Extra
– 39 –
Nur ein Glück auf Zeit?
Patricia Vandenberg
Dr. Norden sah beziehungsvoll zur Uhr, als er an Wendys Schreibtisch vorüberging.
»Das war wieder ein Tag«, sagte diese mitfühlend, »aber Herr Fritz ist der letzte Patient für heute.«
Dr. Daniel Norden war eben ein sehr beliebter Arzt.
Die Patienten dankten sein Engagement und seinen unermüdlichen Einsatz mit Treue, so daß seine Praxis stets voll war. Er war ja auch zufrieden, nur an manchen Tagen wurde es dann doch zuviel. Dazu hatte er drei Hausbesuche bei akuten Notfällen machen müssen.
Auf Artur Fritz aber freute er sich. Er war ein alter Herr mit unermüdlichem Humor und Zuversicht trotz seiner schweren Arthritis, die ihm starke Beschwerden bereitete. Er konnte sich nur langsam mit Gehhilfen fortbewegen.
»Erschöpft sehen Sie aus, Doktor«, sagte Herr Fritz.
Das war typisch für ihn, er jammerte nicht, sondern hatte einen Blick für andere.
»Es war ein harter Tag. Ich glaube, ich sollte auf meine Frau hören und einen jungen Kollegen mit in die Praxis nehmen.«
»Das sollten Sie wirklich. Nur wird der es schwer haben, denn die meisten Patienten würden sicher nur von ›ihrem‹ Doktor behandelt werden wollen. Wie ich zum Beispiel«, schmunzelte er.
Dr. Norden lachte. »Dann muß ich mir das aber sehr genau überlegen.« Er gab dem alten Herrn die Spritze, die er regelmäßig bekam. »Wie geht es Ihnen denn? Sind die Schmerzen erträglich?« Dr. Norden hatte ihm zusätzlich ein homöopathisches Mittel verschrieben, das sehr gut angeschlagen hatte.
»Ich bin zufrieden, Doktor«, sagte er, »wenn ich so höre, wie viele Menschen in meinem Alter in Heimen leben und völlig auf fremde Hilfe angewiesen sind, geht es mir doch noch gut. Ich kann mich allein versorgen und freue mich an so vielen Dingen.«
»Das ist schön«, sagte Dr. Norden mit Wärme.
Von seiner Frau wußte er, daß er täglich zum Mittagessen in nette Restaurants »ausging« und durch seine sympathische Art immer Gesprächspartner fand, die ihn nicht selten auch besuchten.
»Dann bis morgen, Herr Doktor, und grüßen Sie mir Ihre bezaubernde Frau. Wir trafen uns neulich. Man sieht ihr nicht im entferntesten an, daß sie Mutter von fünf Kindern ist.«
»Das Kompliment gebe ich gern weiter, das hört wohl jede Frau gern«, meinte Dr. Norden lächelnd.
Nun konnten sie die Praxis endlich schließen, und Daniel freute sich, nach Hause zu kommen.
Er wurde auch freudig und stürmisch begrüßt. Die Zwillinge Christian und Désirée wollten knuddeln und taten dies auch ausgiebig.
Fee nahm ihm die beiden endlich ab.
»Ich möchte den Papi aber auch begrüßen«, und er bekam einen zärtlichen Kuß.
»Wo sind denn unsere Großen?« wollte Daniel wissen.
»Danny geht mit Fips Gassi«, meldete Anneka, die mit den Zwillingen gespielt hatte, »und Felix übt mit Peter Mathe, sie schreiben morgen eine Arbeit.«
Danny, der Älteste der Norden-Kinder, zeigte schon ein großes, soziales Engagement.
Ein paar Häuser weiter wohnte eine alte, ebenfalls gehbehinderte Dame, deren Dackel Danny täglich ausführte, weil Frau Eberle nicht so lange mit ihm gehen konnte. Größere Einkäufe und Botengänge besorgte er ebenfalls.
Frau Eberle übte dafür mit ihm Latein, ein Fach, das Danny nicht so liebte. Er hatte zwar keine schlechten Noten, aber da es für ihn feststand, daß er einmal in die Stapfen seiner Eltern treten würde, wollte er Einser schreiben.
»Was gibt’s Neues, Feelein?« fragte Daniel, als die Zwillinge zu Bett gebracht und die drei Großen in ihren Zimmern waren. »Wie war dein Tag?«
»Der Direktor der Schule hat angerufen. In zwei Wochen ist wieder Untersuchungstermin. Insgesamt zwei Tage.«
»Wird dir das nicht zuviel, Fee? Ich sehe das eigentlich nicht so gern. Du sollst ja auch noch ein bißchen Zeit für dich haben.«
»Es geht schon. Die Kinder sind ja recht selbständig, und die Zwillinge versorgt Lenni gern mal allein. Außerdem möchte ich nicht ganz aus dem Beruf kommen.«
Fee Norden war selbst Ärztin, übte ihren Beruf jedoch nicht aus, denn die Kinder sollten nicht zu kurz kommen.
»Gerade heute hat mir Herr Fritz vorgeschlagen, doch einen jungen Kollegen mit in die Praxis zu nehmen. Da könnte ja meine schöne Frau mit aushelfen, die würden die Patienten auch liebend gern akzeptieren.«
»Darüber werde ich nachdenken! Dann können dir die attraktiven Patientinnen auch keine schönen Augen machen!«
»Das ist nun wirklich das geringste Problem«, lachte er.
»Im Ernst, Schatz, der Gedanke ist gar nicht schlecht, wenn die Kinder erst etwas größer sind…«
»Genießen wir es, daß sie noch klein sind, Fee, die Zeit vergeht so schnell, und später werden wir weitersehen. Ich komme schon zurecht.«
Er blätterte die Zeitung durch. »Gibt’s was Neues?«
»Schau mal hier.« Fee wies auf einen Artikel.
Daniel las interessiert. »Das ist doch wirklich unerhört! Um Professor Zadek hat es schon einige Skandale gegeben. Das sieht ganz und gar nach einer Intrige gegen Kristin aus. Wir kennen Kristin gut genug, um zu wissen, daß sie sich keine Nachlässigkeit zuschulden kommen läßt. Sie ist übergewissenhaft. Das geht auf das Konto Zadeks«, sagte Daniel grimmig.
In diesem Augenblick läutete das Telefon.
Daniels Miene verdüsterte sich zusehends bei dem Gespräch, das er mehrere Minuten führte, ohne selbst dabei viel zu sagen. Der Anruf war aus Hamburg gekommen. Fee wußte, daß es sich bei dem Gespräch um Dr. Kristin Westhoff drehte…
»Da ist das letzte Wort noch nicht gesprochen«, sagte er plötzlich aggressiv. »In diesem Fall heißt es mal wieder: den letzten beißen die Hunde! Aber Kris hat Freunde, und ich hoffe, daß sie bald nach München kommen wird.«
Dann sagte er nur noch »Tschüs« und legte auf.
Fee Norden sah ihn erwartungsvoll an. »Stimmt es, was in der Zeitung steht?«
»Es stimmt, daß die bewußte Patientin an einer Lungenembolie gestorben ist und man Kris die Schuld in die Schuhe schieben will. Der Herr Professor muß natürlich seine weiße Weste wahren!«
Wenn Daniel wütend war, neigte er dazu, auch ohne Beweise Anklagen vorzubringen.
Diesmal gab es Beweise gegen Professor Zadek, wenn auch der Fall der Patientin Brod noch nicht ganz geklärt war. Immerhin war sie eine prominente Schauspielerin. Wenn sie auch nicht mehr die jüngste gewesen war, so hätte ihr Abschied von der Bühne des Lebens dramatischer nicht sein können.
»Was ist nun mit Kris?« fragte Fee.
»Man kann ihr keine Schuld beweisen. Aber sie geht.«
»Das sollte sie nicht tun. Es sieht wie ein Schuldeingeständnis aus.«
»Sie hatte eine gerichtliche Klärung verlangt, aber Zadek hat es verhindert. Scheinheilig hat er erklärt, daß er nicht interessiert sei, Kristin die berufliche Karriere zu verbauen. Horst ist außer sich. Er hat erst mal Urlaub eingereicht, um alles zu überdenken.«
»Jedenfalls bin ich froh, daß Kris ihn und Hanna als Rückhalt hat.«
»Aber Horst ist wütend, daß er nichts gegen Zadek erreichen kann. Dieser Mann hat Beziehungen, da schnallt man ab!«
»Zadek ist doch schon weit über siebzig, oder?«
»Schätzchen, die ist er gerade erst geworden, aber das ist nicht ausschlaggebend. Jeder muß seine Grenzen kennen und abtreten, wenn die Augen nicht mehr gut sind und die Hände zu zittern beginnen. Jedenfalls hat Kris Frau Brod nicht operiert, und ich werde hören, was unsere Freundin und Kollegin zu dieser üblen Geschichte zu sagen hat.«
»Und das gerade jetzt, wo ihr Vater gestorben ist und das Gut wahrscheinlich unter den Hammer kommt«, seufzte Fee. »Wahrscheinlich weiß sie davon noch gar nichts.«
»Ein Unglück kommt selten allein. Aber Kristin ist keine Träumerin. Sie wird sich anderswo zurechtfinden.«
»Aber solch ein Schock wirkt doch nach«, warf Fee ein. »Für sie ist es sicher sehr, sehr bitter.«
»Es ist empörend, und ich werde alle meine Verbindungen spielen lassen, damit nicht der leiseste Verdacht auf ihr sitzenbleibt.«
Fee Norden wußte, daß das nicht nur Worte waren. Daniel konnte Ungerechtigkeiten nicht ertragen, und er kämpfte mit allen Mitteln dagegen.
Die, um die es ging, saß mit Dr. Horst Hagedorn und seiner Frau Hanna beim Abendessen. Nach dem Gespräch mit Daniel Norden hatte sich Horst beruhigt. Und Hanna hatte Kristin zugeredet, etwas zu essen.
»Du kannst dich deswegen nicht kaputtmachen, Kris«, sagte sie zu der aparten Ärztin. »Du stehst doch erst am Beginn einer Karriere.«
»Die schon beendet ist«, murmelte Kristin tonlos. »Aber Zadek hat es nie ertragen, daß ich nicht anbetend zu ihm aufblickte. Ich möchte aber zu gern mal