Dr. Daniel 73 – Arztroman: Wenn das Lächeln vergeht
Von Marie Francoise
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Mit eisiger Angst im Herzen rannte Jürgen Deeko in die Eingangshalle der Steinhausener Waldsee-Klinik.
»Meine Mutter!« stieß er atemlos hervor, als ihm die Nachtschwester Irmgard Heider entgegenkam. »Schnell! Sie hat schreckliche Schmerzen!«
Irmgard rief den Krankenpfleger Sándor Balog, der mit ihr Dienst hatte. Gemeinsam schoben sie im Laufschritt eine fahrbare Trage hinaus zum Parkplatz.
Zusammengekrümmt saß Heidelinde Deeko auf dem Beifahrersitz von Jürgens Wagen, preßte beide Hände auf ihren Unterleib und stöhnte laut.
»Vorsichtig«, mahnte Irmgard, als Sándor zugriff, um die Patientin mit Hilfe der Nachtschwester auf die Trage zu heben.
Jürgen, der den beiden nach draußen gefolgt war, faßte die rechte Hand seiner Mutter und lief mit besorgtem Blick neben der Trage her.
»Hab keine Angst, Mama«, versuchte er sie zu beruhigen. »Die Ärzte hier können dir helfen.«
Heidelinde Deeko bedachte ihren ältesten Sohn mit einem wissenden Blick, bevor sie die Augen schloß und sich den rasenden Schmerzen in ihrem Körper hingab. In ihrem Gesicht zuckte es, und immer wieder entrang sich ihrer Brust ein schmerzvolles Stöhnen.
Sándor brachte die Patientin in die Notaufnahme, während Irmgard ins Ärztezimmer der Chirurgie eilte. Die Oberärztin Dr. Lisa Walther hatte Dienst und folgte der Nachtschwester ohne viele Fragen. Erst im Flur vor der Notaufnahme blieb sie kurz stehen, weil sie den jungen Mann erkannte, der nervös hin und her marschierte.
»Jürgen?«
Er fuhr herum, dann zeichnete sich Erleichterung auf seinen jugendlichen, aber bereits markanten Zügen ab.
»Lisa, Sie? Gott sei Dank.«
Er errötete ein wenig, weil seine Worte gar nicht so gemeint waren, wie sie sich anhörten. Er wußte, daß alle Ärzte der Waldsee-Klinik
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Dr. Daniel 73 – Arztroman - Marie Francoise
Dr. Daniel
– 73 –
Wenn das Lächeln vergeht
Marie Francoise
Mit eisiger Angst im Herzen rannte Jürgen Deeko in die Eingangshalle der Steinhausener Waldsee-Klinik.
»Meine Mutter!« stieß er atemlos hervor, als ihm die Nachtschwester Irmgard Heider entgegenkam. »Schnell! Sie hat schreckliche Schmerzen!«
Irmgard rief den Krankenpfleger Sándor Balog, der mit ihr Dienst hatte. Gemeinsam schoben sie im Laufschritt eine fahrbare Trage hinaus zum Parkplatz.
Zusammengekrümmt saß Heidelinde Deeko auf dem Beifahrersitz von Jürgens Wagen, preßte beide Hände auf ihren Unterleib und stöhnte laut.
»Vorsichtig«, mahnte Irmgard, als Sándor zugriff, um die Patientin mit Hilfe der Nachtschwester auf die Trage zu heben.
Jürgen, der den beiden nach draußen gefolgt war, faßte die rechte Hand seiner Mutter und lief mit besorgtem Blick neben der Trage her.
»Hab keine Angst, Mama«, versuchte er sie zu beruhigen. »Die Ärzte hier können dir helfen.«
Heidelinde Deeko bedachte ihren ältesten Sohn mit einem wissenden Blick, bevor sie die Augen schloß und sich den rasenden Schmerzen in ihrem Körper hingab. In ihrem Gesicht zuckte es, und immer wieder entrang sich ihrer Brust ein schmerzvolles Stöhnen.
Sándor brachte die Patientin in die Notaufnahme, während Irmgard ins Ärztezimmer der Chirurgie eilte. Die Oberärztin Dr. Lisa Walther hatte Dienst und folgte der Nachtschwester ohne viele Fragen. Erst im Flur vor der Notaufnahme blieb sie kurz stehen, weil sie den jungen Mann erkannte, der nervös hin und her marschierte.
»Jürgen?«
Er fuhr herum, dann zeichnete sich Erleichterung auf seinen jugendlichen, aber bereits markanten Zügen ab.
»Lisa, Sie? Gott sei Dank.«
Er errötete ein wenig, weil seine Worte gar nicht so gemeint waren, wie sie sich anhörten. Er wußte, daß alle Ärzte der Waldsee-Klinik erstklassig waren, aber mit Lisa Walther verband ihn eben mehr als nur Sympathie. In der schwersten Zeit seines Lebens, als er hatte erkennen müssen, daß er seine ganze Liebe einer Frau geschenkt hatte, die ihn nur ausgenutzt und betrogen hatte, war es Lisa gewesen, die ihn wieder aufgerichtet hatte, ihm seinen verlorenen Mut zurückgegeben hatte.
»Was ist passiert, Jürgen?« fragte sie mit sanfter Stimme.
»Meine Mutter… sie hat schreckliche Schmerzen«, brachte er mühsam hervor. »Sie hat mich mitten in der Nacht angerufen – zum ersten Mal seit…« Er stockte, weil er nicht sagen mochte, daß er seine Mutter vor dreißig Jahren zum letzten Mal gesehen hatte.
Lisa nickte. »Ich werde mich darum kümmern, Jürgen. Warten Sie hier.«
Jürgen sah ihr nach und mußte unwillkürlich daran denken, wie nahe sie sich damals gekommen waren, als er stationär in der Waldsee-Klinik gelegen hatte. Doch dann, nach seiner Entlassung, hatten sie sich wieder aus den Augen verloren – nicht, weil er es so gewollt hatte, sondern…
Jürgen spürte, daß ihm im Moment die Ruhe fehlte, um über die Gründe nachzudenken, die dazu geführt hatten, daß er und Lisa sich nicht mehr begegnet waren.
Währenddessen war die junge Oberärztin zu der Untersuchungsliege getreten, auf die man Heidelinde Deeko gelegt hatte.
»Ich bin Dr. Walther«, stellte sie sich vor. »Ihr Sohn sagte mir, daß Sie arge Schmerzen haben.«
Heidelinde nickte schwach.
»Ich muß sterben«, flüsterte sie.
Lisa erschrak, dann schüttelte sie den Kopf. »Nicht, wenn wir es verhindern können.«
»Sie können es nicht verhindern«, murmelte Heidelinde. Wieder fielen ihr die Augen zu. In ihrem Gesicht zuckte es wieder. Sie mußten wohl wirklich unerträgliche Schmerzen haben.
»Irmgard, nehmen Sie der Patientin bitte Blut ab«, ordnete Lisa an und begann schon, Heidelindes Hose zu öffnen, damit sie den Bauch abtasten konnte, doch so weit kam sie gar nicht mehr, denn als sie den Reißverschluß heruntergezogen hatte, entdeckte sie, daß die Patientin zwei dicke Monatsbinden vorgelegt hatte.
Vorsichtig zog Lisa ihr die Hose bis zu den Knien herab und entfernte dann den Slip gerade so weit, daß sie einen Blick auf die Binden werfen konnte. Beide waren blutgetränkt.
Lisa war entsetzt und wandte sich zu der eben wieder eintretenden Nachtschwester um.
»Alarmieren Sie sofort Dr. Daniel«, bat sie. »Ich brauche hier einen Gynäkologen, und Dr. Daniel ist der beste, den es gibt.«
Ohne ein überflüssiges Wort zu verlieren kam Irmgard der Anweisung nach. Kaum zehn Minuten später betrat Dr. Robert Daniel die Notaufnahme.
»Tut mir leid, daß ich Sie aus dem Bett jagen mußte«, entschuldigte sich Lisa. »Aber das hier duldet mit Sicherheit keinen Aufschub.« In knappen, präzisen Worten schilderte sie den Zustand der Patientin.
»Das hört sich wirklich nicht gut an«, murmelte Dr. Daniel, dann trat er zu Heidelinde Deeko. Ein einziger Blick auf die blutgetränkten Binden genügte ihm, um zu einer Entscheidung zu gelangen.
»Wer hat heute Bereitschaft?« wollte er wissen.
»Dr. Parker«, antwortete Lisa ohne zu überlegen.
Dr. Daniel nickte. »Das paßt ausgezeichnet. Rufen Sie ihn an, Lisa.« Er bemerkte den erstaunten Blick der jungen Oberärztin und fügte hinzu: »Keine Angst, ich habe nicht vor, einfach draufloszuoperieren. Ich will die Patientin gründlich untersuchen, aber das wäre für sie ohne Narkose nicht zumutbar.«
Lisa nickte, dann lief sie los, um den Anästhesisten Dr. Jeffrey Parker zu informieren. Auch er war innerhalb weniger Minuten zur Stelle.
Inzwischen hatte Dr. Daniel die Patientin mit Irmgards Hilfe in den Operationssaal gebracht. Nun leitete Dr. Parker eine leichte Narkose ein. Dr. Daniel wusch sich derweil die Hände, dann streifte Lisa ihm keimfreie Handschuhe über.
Durch die heftigen Blutungen gestaltete sich die Untersuchung denkbar schwierig, und das Ergebnis war dann auch völlig hoffnungslos.
»Ein Zervixkarzinom im Endstadium«, diagnostizierte Dr. Daniel, und man merkte ihm seine Niedergeschlagenheit deutlich an.
»Meine Güte«, flüsterte Lisa betroffen. »Hat die Frau denn nicht gemerkt…«
Dr. Daniel zuckte die Schultern, dann erhob er sich mühsam. Solch aussichtslose Fälle nahmen ihn immer schrecklich mit.
»Jeff, bringen Sie die Patientin in den Aufwachraum«, bat er. »Ich kümmere mich dann gleich um sie.« Er schwieg kurz. »Möglicherweise wird morgen oder übermorgen noch eine Chordotomie nötig.« Er streifte seine Handschuhe ab und griff nach der von Irmgard zwischenzeitlich angelegten Krankenakte.
»Heidelinde Deeko«, las er, dann sah er Lisa mit gerunzelter Stirn an. »Hat sie etwas mit der Deeko-Pharma aus der Kreisstadt zu tun?«
Lisa nickte. »Sie muß die Frau von Heinrich Deeko sein – dem Besitzer der Deeko-Pharma. Allerdings hat nicht er sie hergebracht, sondern sein Sohn Jürgen.«
Dr. Daniel seufzte. »Ich fürchte, ich werde mich mit dem jungen Mann unterhalten müssen.« Er machte ein paar kurze Eintragungen in die Krankenakte, dann verließ er den Operationssaal und trat in den Waschraum. Er schrubbte seine Hände gründlicher, als es nötig gewesen wäre, aber das war für ihn die einzige Möglichkeit, ein bißchen Abstand zu gewinnen, bevor er zum Gespräch mit dem Sohn der Patientin kam.
Er richtete sich auf und warf einen Blick in den Spiegel. Mit seinen einundfünfzig Jahren war er noch ein äußerst attraktiver Mann mit markantem Gesicht und dichtem blondem Haar, doch im Augenblick sah er sehr