Mobbing, Liebe und Intrigen. Liebesroman
Von Edna Schuchardt
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Über dieses E-Book
Oh mein Gott, Ilka ist schwanger! Doch der Zeitpunkt könnte nicht ungünstiger sein - ihr Mann Hendrik hat seinen Job verloren und sie ist mit ihrem kleinen Laden derzeit die Alleinernährerin! Zudem glauben ihre Eltern, dass Hendrik nicht gut genug für sie ist, und versuchen mit aller Macht, ihre Beziehung zu zerstören. Hat es unter diesen Umständen überhaupt Sinn, das Kind zu bekommen? Die Situation eskaliert, doch so schnell gibt Ilka nicht auf...
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Buchvorschau
Mobbing, Liebe und Intrigen. Liebesroman - Edna Schuchardt
Verlages
1. Kapitel
In ihren Träumen war sie schlank. Sie trug so sexy Klamotten wie Miley Cyrus oder Tyler Swift: Superenge Tops, Hüftjeans mit breiten Glitzergürteln, schmale Minis mit hohen Stiefeln oder diese winzigen Häkelhängerchen aus Glitzerfäden, die einem gerade über den Po reichten.
Sie sah absolut hip darin aus und die Jungs bekamen Stielaugen, wenn sie irgendwo auftauchte. Die Mädels wollten alle ihre Freundinnen sein und verbrannten innerlich vor Neid auf ihr top Aussehen. Aber Johanna beachtete sie überhaupt nicht. Sie hatte andere Freunde, Superstars wie sie, mit denen sie nach den Gigs tolle Partys feierte. Und natürlich hatte sie ihre Fans und Fanclubs, die dauernd Autogramme wollten, sie bewunderten und ihren Look kopierten.
Sie würde auf allen Bühnen der Welt stehen. Man jubelte ihr zu, schrie hysterisch ihren Namen, während sie ihren neuesten Hit sang...
Ein scharfer Pfiff direkt neben ihrem Ohr riss Johanna aus ihrem Tagtraum. Vor Schreck hüpfte sie zur Seite, stolperte über eine Sporttasche und fiel hin. Vielstimmiges Gelächter erfüllte die Sporthalle. Die Jungen und Mädchen der A-7 bogen sich vor Heiterkeit.
Irgendjemand sang grölend den Tote-Hosen-Hit: Schieb den Wal, schieb den Wal, schieb den Wal zurück ins Meer...
und das Gelächter schwoll zu einem kreischenden Tohuwabohu an, das Johanna tief in die Seele schnitt.
Frau Meinckes, die Sportlehrerin, verkniff sich nur mit Mühe das Lachen.
Steh auf
, herrschte sie Johanna an. Es klang strenger als es Inge Meinckes meinte. Und dann geh endlich aufs Spielfeld. Wir wollen anfangen.
Johanna schluckte trocken. Mühsam rappelte sie sich hoch, tiefrot im Gesicht vor Scham, weil alle zu ihr herüberstarrten, und watschelte zum Spielfeld.
Oh, nein!
, rief Pauline, als sie sah, dass Johanna in ihr Team kommen sollte. Nicht zu uns. Sie steht doch nur im Weg rum.
Ruhe!
Frau Meinckes steckte die Trillerpfeife in den Mund und stieß einen Pfiff aus. Ihr spielt euch ein und dann geht es los.
Aber nicht mit Johanna!
, beharrte Pauline auf ihrer Ablehnung. Sie trat zu Johanna und versetzte ihr einen Stoß, der Johanna aus dem Spielfeld trieb. Los, verschwinde, du Walross. Wir wollen dich hier nicht haben.
Wir auch nicht!
, schrie Jule Bruns, die das gegnerische Team anführte. Frau Meinckes, wieso lassen Sie Johanna nicht was anderes machen? Sie kriegt das hier doch sowieso nicht auf die Reihe.
Ja, sie kann mit ihren Fettringen jonglieren
, grölte Jens Löser, ein lang aufgeschossener Junge mit feuerroten Haaren und so vielen Sommersprossen, dass es aussah als habe ein wildgewordener Maler mit brauner Farbe um sich gespritzt. Eh, Fettwalze, wie viele sind es denn?
Johanna hatte genug. Sie wandte sich um und eilte aus dem Turnsaal, verfolgt von dem Gelächter ihrer Mitschüler und Frau Meinckes' Stimme, die sie aufforderte sofort umzukehren.
Johanna dachte nicht daran. Im Umkleideraum zog sie ihre Turnsachen aus und schlüpfte in die Hose aus schwarzem Stretchstoff und das lange Herrenhemd, das ihr beinahe bis zu den Knien reichte.
Die Sachen sahen aus wie Zelte als sie sie vor sich ausbreitete. Riesige Stoffsäcke, die trotzdem spannten, als sie sie endlich angezogen hatte.
Zum Glück machte Frau Meinckes nicht den Versuch, sie zurückzuholen. Johanna wartete in der Umkleide bis der Unterricht beendet war. Sobald der Pausengong ertönte, nahm Johanna ihre Sporttasche und verließ die Sporthalle.
Der Schulhof füllte sich mit Schülern. Johanna suchte sich ein ruhiges Plätzchen, wo sie ihre Brote verzehren konnte und sie niemand in ihren Träumen störte.
Noch zwei Stunden, dann durfte sie nach Hause gehen. Blöderweise hatte ihre Großmutter für heute Nachmittag einen Termin bei Frau Dr. Maiwald vereinbart, weil Johanna immer so müde war. Dabei war Johanna eigentlich gar nicht müde. Sie lag nur gerne im Bett. Hier konnte sie sich vor dem Tag verkriechen, Musik hören und ungestört vor sich hinträumen. Aber das konnte sie der Großmutter nicht sagen. Eva Wichmann hätte es nicht verstanden.
Der Gong ertönte erneut. Mit einem Seufzer packte Johanna den Schokoriegel aus, den die Großmutter ihr eingepackt hatte, stopfte ihn in den Mund und setzte sich in Bewegung.
Sie wünschte, der Tag wäre schon vorüber.
2. Kapitel
Dr. Klaus Falk streifte die Latexhandschuhe ab, warf sie in den Mülleimer und trat ans Waschbecken.
Sie können sich wieder anziehen, Frau Keller
, sagte er, während er den Wasserhahn aufdrehte. Ich warte im Sprechzimmer auf Sie.
Etwas benommen ging Ilka in die Umkleidekabine. In ihrem Kopf jagten sich die Gedanken. Sie war so durcheinander, dass sie ihr Longshirt falsch herum anzog. Sie bemerkte es erst, als sie in den Spiegel blickte und die Nähte entdeckte. Rasch zog sie das Shirt wieder aus und wendete es.
Dr. Falk saß hinter seinem Schreibtisch, blickte aber sofort auf, als Ilka das Sprechzimmer betrat. Ein Lächeln breitete sich auf seinem Gesicht aus.
Setzen Sie sich.
Mit einer einladenden Handbewegung deutete er auf den Besuchersessel vor seinem Schreibtisch. Sie sind etwas durcheinander, nicht wahr?
Er nickte verständnisvoll. Aber das geht vielen Frauen so.
Er sah sie prüfend an. Oder gibt es spezielle Gründe, die Ihnen Sorgen bereiten?
Ilka holte tief Luft. Ein paar Mal öffnete sie den Mund und schloss ihn wieder, dann gab sie sich einen Ruck.
Die Nachricht kommt so überraschend
, brachte sie endlich heraus. Wissen Sie, mein Mann und ich, wir haben uns Kinder gewünscht. Aber...
Sie stockte, sah einen Moment vor sich hin. Aber nicht jetzt – nicht so schnell. Obwohl – ach, ich weiß nicht.
Dr. Falk kannte solche Reaktionen. Von überschwänglichen Freudenausbrüchen bis zu heftigster Verzweiflung hatte er hier schon alles erlebt. Er hätte ganze Bücher füllen können mit den Schicksalen von Frauen, die er in seinem Sprechzimmer kennen gelernt hatte.
Er gehörte nicht zu den Ärzten, die immer nur die medizinische Seite sahen. Gerade in seinem Beruf musste er auch Psychologe sein. Und genauso wie er die Freude der Frauen verstand, so hatte er auch durchaus Verständnis für jene Frauen, die alles andere als begeistert auf seine Diagnose schwanger
reagierten.
Bei Ilka Keller war er noch nicht sicher, auf welche Seite sie tendierte. Sie war das erste Mal bei ihm. Er wusste noch viel zu wenig von ihr, um sich ein Urteil erlauben zu können. Aber er war bereit, sich ihre Sorgen anzuhören, sofern sie bereit war, sich ihm anzuvertrauen.
Wissen Sie...
, sagte sie leise, den Blick auf ihre Hände gerichtet, die nervös den Saum des Pullovers kneteten.Wir sind erst seit einem Jahr verheiratet. Wir lieben uns und sind sehr glücklich miteinander. Aber vor einem halben Jahr hat mein Mann seine Arbeit verloren.
Ilka holte tief Luft und ein Schluchzen mischte sich in diesen Atemzug. Hendrik tut wirklich alles, um eine neue Stellung zu finden. Er hat über zweihundert Bewerbungen geschrieben, aber überall heißt es nur, danke, kein Bedarf.
Sie hob den Kopf und sah den Arzt eindringlich an. Es liegt nicht an ihm, Herr Doktor
, beteuerte sie. Hendrik ist gut. Sein Chef, bei dem er bis zur Schließung des Betriebes gearbeitet hat, war immer äußerst zufrieden mit ihm. Aber die Wirtschaftslage...
Mutlos ließ sie die Schultern sinken.
Ich verstehe.
Dr. Falk klappte die Karteikarte zu und verschränkte die Finger vor sich auf der Tischplatte. Sie sind in wirtschaftlichen Schwierigkeiten?
Nein, eigentlich nicht
, wehrte Ilka ab. Ich habe einen kleinen Frisiersalon, der eigentlich ganz gut läuft. Nichts Großes, nur drei Plätze, aber es reicht, um unseren Unterhalt zu sichern. Doch wenn ich nun ein Kind erwarte...
Sie stockte erneut, schüttelte den Kopf. Ich muss das erst verarbeiten. Verzeihen Sie, Herr Doktor, aber ich bin wirklich sehr durcheinander.
Das verstehe ich.
Dr. Falk lächelte. Am besten wird es sein, wenn Sie erst einmal mit Ihrem Mann sprechen. Ich bin ganz sicher, dass Sie gemeinsam eine Lösung finden werden. Und wenn irgendetwas sein sollte, so stehe ich Ihnen jederzeit zur Verfügung. Sie können mir vertrauen.
Ilka blickte auf. Ihre Blicke versuchten in den Augen des Arztes zu lesen. Dann huschte ein Lächeln über ihr blasses Gesicht.
Danke, Herr Doktor.
Sie erhob sich.
Ich möchte Sie nächste Woche noch einmal sehen
, sagte Dr. Falk freundlich. "Wir müssen ein paar Untersuchungen durchführen. Aber jetzt sollten Sie erst