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Die unstillbare Schuld: Karin Bucha Classic 65 – Liebesroman
Die unstillbare Schuld: Karin Bucha Classic 65 – Liebesroman
Die unstillbare Schuld: Karin Bucha Classic 65 – Liebesroman
eBook143 Seiten1 Stunde

Die unstillbare Schuld: Karin Bucha Classic 65 – Liebesroman

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Über dieses E-Book

Karin Bucha ist eine der erfolgreichsten Volksschriftstellerinnen und hat sich mit ihren ergreifenden Schicksalsromanen in die Herzen von Millionen LeserInnen geschrieben. Dabei stand für diese großartige Schriftstellerin die Sehnsucht nach einer heilen Welt, nach Fürsorge, Kinderglück und Mutterliebe stets im Mittelpunkt.
Karin Bucha Classic ist eine spannende, einfühlsame geschilderte Liebesromanserie, die in dieser Art ihresgleichen sucht.

»Anja, hören Sie mir eigentlich zu?« Seit einer Weile redet Prof. Dr. Martin Heymer auf das junge Mädchen ein, das vor ihm auf der Couch liegt, ohne daß es darauf reagiert hätte. Sie hat nur einmal den Kopf mit dem tiefschwarzen Haar zur Wand gedreht. Professor Heymer blickt verzweifelt zu Dr. Karola Wilmers, seiner Verlobten und rechten Hand in der Klinik, die mit ausdruckslosem Gesicht an der Wand lehnt, die Hände tief in die Taschen ihres weißen Kittels vergraben. Ratlos hebt sie die Schultern. Der Professor angelt sich einen Stuhl herbei und setzt sich neben Anja von Bergen. Er greift nach ihrer Hand und beginnt abermals mit seiner sympathischen Stimme, in der tiefes Mitgefühl schwingt: »»Hören Sie, Anja! Wir haben alles getan, was menschenmöglich war, und konnten das Leben Ihrer Mutter nicht festhalten. Glauben Sie mir, wir sind genauso erschüttert wie Sie. Aber nur Ihr Vater und ich wußten, wie sehr herzkrank Ihre Mutter war. Immer hat sie die heitere, liebenswürdige Dame gespielt. Dabei hätte sie jede Stunde Ruhe dringend nötig gehabt. Außerdem hat sie Ihren Vater zu sehr geliebt, so daß sie seinen plötzlichen Tod nicht überwinden konnte…« Professor Heymer greift zu seinem Taschentuch und tupft sich die Schweißperlen von der Stirn. Anja hat alles gehört, obgleich der Professor das Gefühl hat, gegen eine gläserne Wand zu sprechen. Kann denn eine Liebe tödlich sein? – denkt sie, und sie lauscht begierig weiter den Worten des Professors.
SpracheDeutsch
HerausgeberKelter Media
Erscheinungsdatum12. Mai 2021
ISBN9783740981075
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    Buchvorschau

    Die unstillbare Schuld - Karin Bucha

    Karin Bucha Classic

    – 65 –

    Die unstillbare Schuld

    Karin Bucha

    »Anja, hören Sie mir eigentlich zu?«

    Seit einer Weile redet Prof. Dr. Martin Heymer auf das junge Mädchen ein, das vor ihm auf der Couch liegt, ohne daß es darauf reagiert hätte. Sie hat nur einmal den Kopf mit dem tiefschwarzen Haar zur Wand gedreht.

    Professor Heymer blickt verzweifelt zu Dr. Karola Wilmers, seiner Verlobten und rechten Hand in der Klinik, die mit ausdruckslosem Gesicht an der Wand lehnt, die Hände tief in die Taschen ihres weißen Kittels vergraben. Ratlos hebt sie die Schultern. Der Professor angelt sich einen Stuhl herbei und setzt sich neben Anja von Bergen. Er greift nach ihrer Hand und beginnt abermals mit seiner sympathischen Stimme, in der tiefes Mitgefühl schwingt: »»Hören Sie, Anja! Wir haben alles getan, was menschenmöglich war, und konnten das Leben Ihrer Mutter nicht festhalten. Glauben Sie mir, wir sind genauso erschüttert wie Sie. Aber nur Ihr Vater und ich wußten, wie sehr herzkrank Ihre Mutter war. Immer hat sie die heitere, liebenswürdige Dame gespielt. Dabei hätte sie jede Stunde Ruhe dringend nötig gehabt. Außerdem hat sie Ihren Vater zu sehr geliebt, so daß sie seinen plötzlichen Tod nicht überwinden konnte…«

    Professor Heymer greift zu seinem Taschentuch und tupft sich die Schweißperlen von der Stirn.

    Anja hat alles gehört, obgleich der Professor das Gefühl hat, gegen eine gläserne Wand zu sprechen.

    Kann denn eine Liebe tödlich sein? – denkt sie, und sie lauscht begierig weiter den Worten des Professors.

    »Sie müssen sehr tapfer sein, Anja, denken Sie an Ihre Geschwister…«

    Mit einem kleinen unterdrückten Schrei schwingt Anja die Beine von der Couch, streicht sich mit einer fahrigen Handbewegung das lange, bis auf die Schultern fallende Haar aus dem Gesicht und eilt zur Tür, reißt sie auf, daß sie gegen die Wand fliegt, und ist im nächsten Augenblick im Gang verschwunden.

    Diese Reaktion hat Professor Heymer nicht erwartet. Er läuft hinter Anja her.

    Diese rennt über den breiten, langen Flur und direkt in die Arme Norbert Rinkendorfs hinein.

    »Hoppla! Hoppla!« sagt er und hält sie fest, um sie vor einem Sturz zu bewahren.

    Anja will sich losreißen. Er sieht in ein verstörtes, tränenüberströmtes Gesicht und löst seine Arme. Im selben Augenblick sackt Anja vor ihm zu Boden.

    Professor Heymer kommt um die Ecke gejagt, erkennt den Freund, der Anja bereits auf seine Arme genommen hat.

    »Bring sie in mein Zimmer, Norbert«, sagt er aufgeregt zu dem Freund, und dieser nickt. Heymer hält ihm die Tür auf, und Rinkendorf trägt die ohnmächtige Anja an ihm vorbei in das Zimmer und legt sie dort auf die breite Liege.

    »Jetzt ist sie das zweite Mal umgekippt.« Verzweifelt wühlt Martin Heymer durch sein dichtes braunes Haar. »Das ist aber auch ein bißchen zu hart für ein so empfindsames Mädchen wie Anja von Bergen. Da können Menschen mit stärkeren Nerven umfallen, wenn ihnen innerhalb von vierzehn Tagen die Eltern wegsterben…«

    »Was?!« unterbricht Rinkendorf den Professor. »Frau von Bergen ist…«

    »... tot!« vollendet der Professor. »Herzinfarkt. War nichts mehr zu machen.«

    Dr. Karola Wilmers hat sich indessen um Anja bemüht. Endlich schlägt sie die Augen auf. Tiefblaue Augensterne, die jetzt von Schatten umgeben sind und die von durchwachten Nächten zeugen, von Nächten, in denen sie um das Leben ihrer Mutter gezittert hat.

    Richtig ins Bewußtsein gedrungen ist ihr der Tod ihrer Mutter erst, als der Professor sie an ihre Geschwister erinnerte.

    Sie versucht, sich aufzurichten. Diesmal ist es Dr. Wilmers, die sie sanft zurück in das Kissen drückt.

    »Bleiben Sie ganz ruhig liegen, Anja. Erst müssen Sie ganz ruhig werden.«

    Rinkendorf hat sich in die äußerste Ecke des Zimmers zurückgezogen. Er nagt hilflos an der Unterlippe. Wie entsetzlich! denkt er, und ich wollte Frau von Bergen einen Krankenbesuch machen!

    Er hat sich sehr gut mit der immer fröhlichen Sophia von Bergen verstanden. Sehr zu seinem Leidwesen nimmt Anja jedoch von ihm so gar keine Notiz. Sie geht an ihm vorbei wie an einem Fremden, dabei liebt er sie.

    Heymer und seine Verlobte wechseln einen raschen Blick miteinander, und daraufhin verschwindet Karola Wilmers, um mit einer Spritze wieder aufzutauchen.

    Heymer beugt sich tief zu Anja hinab, die mit geschlossenen Augen vor ihm liegt und einen total erschöpften Eindruck macht.

    »Bitte, Anja, hören Sie mir einmal gut zu! Sie werden heute nacht hier bei mir bleiben. In diesem Zustand kann ich Sie einfach nicht nach Hause gehen lassen.«

    Anja reißt die Augen auf. »Ich muß aber heim, Herr Professor. Meine Geschwister darf ich doch jetzt nicht allein lassen.«

    Heymer macht eine heftig abwehrende Kopfbewegung.

    »Ausgeschlossen, Anja. Sie bleiben heute hier. Gilbert ist sechzehn Jahre alt und Verena zwölf. Gustav und Hedwig werden sich um die beiden kümmern. Ich gebe Ihnen jetzt eine Beruhigungsspritze, und Sie werden schlafen. Schlaf haben Sie jetzt nötiger als sonst etwas. Haben Sie mich verstanden?«

    Sie nickt. Unter den geschlossenen Lidern quellen die Tränen hervor.

    Gott sei Dank! denkt der Professor, sie weint. Bald wird sich die Verkrampfung lösen und sie wird schlafen, tief schlafen.

    Er macht seine Injektion, und dann warten sie alle drei, bis tiefe, gleichmäßige Atemzüge verraten, daß Anja endlich eingeschlafen ist.

    »Bleibst du bei ihr?« fragt der Professor seine Verlobte.

    »Ja«, erwidert sie. »Bitte, kann ich eine Zigarette haben?«

    Er reicht ihr sein Etui und Feuer und wendet sich an Rinkendorf.

    »Komm, Norbert, gehen wir in mein Arbeitszimmer.«

    Sie gehen gemeinsam den Gang hinunter und achtlos an den Blumen vorbei, die Norbert Rinkendorf beim Zusammenprall mit Anja verloren hat, und die für Frau Sophia von Bergen bestimmt waren.

    Eine Schwester sammelt sie auf und stellt sie in eine Vase.

    *

    In Professor Heymers Zimmer wirft Rinkendorf Mantel und Hut achtlos in einen Sessel und nimmt dann Platz.

    »Hast du einen Brandy hier?« fragt er den Freund. »Mir ist verflixt elend zumute.«

    Wortlos holt Heymer Flasche und Gläser herbei und schenkt ein. Beide stürzen sie den Inhalt der Gläser in einem Zug hinunter.

    »Weißt du auch, daß sich Franz von Bergen hier vor mir erschossen hat?« beginnt der Professor mit finster zusammengezogenen Brauen. »Das war eine schöne Schererei mit der Polizei. Ich habe wenigstens verhüten können, daß es in die Öffentlichkeit drang. Nicht mal Frau von Bergen hat es erfahren. Ich glaube, sie wäre auf der Stelle tot umgefallen.«

    Mit entgeistertem Gesichtsausdruck starrt Rinkendorf auf den Freund.

    »Das ist doch wohl nicht möglich«, stößt er ungläubig hervor. »Wie konnte der Mann seiner Familie so etwas antun.«

    Heymer hebt die Schultern. »Schulden«, sagt er kurz. »Er wußte wohl nicht mehr aus noch ein.«

    »Hat er denn Geld von dir gewollt, das du ihm verweigert hast?« tastet Rinkendorf sich vor.

    »Nein! Ich hätte ihm jede Summe gegeben. Wenn du mir das glauben willst?« Er blickt erwartungsvoll auf den Freund.

    »Ich glaube dir«, sagt dieser ohne zu zögern. Er kennt den Professor und seine vornehme Gesinnung.

    Heymer spricht weiter: »Er bat mich um eine gründliche Untersuchung. Das habe ich getan und mußte ihm leider sagen, daß er Raubbau mit seiner Gesundheit treibe, und wenn er so weitermache, könne er gleich sein Testament machen. Konnte ich denn wissen, daß Franz von Bergen mit einem Schießprügel in der Tasche durch die Gegend läuft? Allerdings hätte ich als Arzt sehen müssen, daß er in einer höchst deprimierten Stimmung war. Das ist der große Vorwurf, den ich mir mache. Schließlich bin ich bei ihm aus und ein gegangen und habe längst bemerkt, daß bei Franz von Bergen längst nicht mehr alles Gold war, was da glänzte.«

    Schweigend hat Rinkendorf zugehört. Er hat den Kopf in die Hände gelegt und starrt vor sich hin.

    Großer Gott! – geht es ihm durch den Kopf – warum ist Franz von Bergen nicht zu mir gekommen? Warum hatte er plötzlich kein Vertrauen mehr zu mir?

    Er greift zu seinem Glas und schiebt es dem Professor zu. »Gib mir noch einen, Martin.«

    Auch dieses Glas leert er in einem Zug, steht dann unvermittelt auf und greift nach seiner Garderobe.

    »Entschuldige mich, Martin. Ich muß das erst alles verdauen.«

    Sie schütteln sich die Hände, und Rinkendorf verläßt die Klinik. Der Professor kehrt zu Anja und seiner Verlobten zurück.

    *

    In dieser Nacht findet Norbert Rinkendorf keine Ruhe. Er geistert durch sein Haus, geht von Zimmer zu Zimmer.

    Er ist ebenso hochgewachsen wie Heymer, nur viel breiter in den Schultern. Er hat ein etwas derbes Gesicht. Aber seine Augen sind hell und klar, und sein Mund ist ausdrucksvoll. Daß sein massiger Körper zur Fülle neigt, verbergen die gutsitzenden Schneideranzüge.

    Morgens, kurz nach acht Uhr, läutet das Telefon. Er ruckt aus einem kurzen Dämmerschlaf empor und greift widerwillig zum Hörer.

    »Ja!« meldet er sich verschlafen.

    »Hier Anwaltsbüro Dr. Freitag. Herr Doktor möchte Sie sprechen«, hört er eine Frauenstimme sagen, und dann meldet sich Freitag.

    »Morgen, Norbert…«

    »Menschenskind«, brüllt Rinkendorf durch das Telefon den Freund an. »Bist du verrückt, mitten in der Nacht anzurufen?«

    »Sieh mal auf deine Uhr«, meint Dr. Freitag belustigt. »Es geht auf neun Uhr.«

    »Schon gut, Reimund. Ich bin etwas durcheinander: Er klemmt sich den Hörer unter die Achsel und angelt sich eine Zigarette vom Schreibtisch. »Also, was gibt’s?«

    »Kannst du mal bei mir vorbeikommen?«

    »Ist es denn so eilig?« erkundigt sich Rinkendorf.

    »Wie man’s nimmt. Es handelt sich um einen Brief Franz von Bergens, der an dich gerichtet ist…«

    »Was sagst du?« unterbricht Rinkendorf ihn.

    »Es handelt sich um einen Brief«, wiederholt Dr. Freitag ungeduldig. »Bist du denn heute morgen so schwer von Begriff?«

    »Scheint so. Also, ich komme vorbei.«

    Norbert haut den Hörer förmlich auf die Gabel. Alles, was mit dem Namen von Bergen zusammenhängt, fällt ihm auf die Nerven.

    Er geht ins Badezimmer, läßt Wasser einlaufen. Eine Stunde später steigt er in seinen Wagen. Er wird sofort bei Dr. Freitag vorgelassen.

    Sie begrüßen sich, wie es alte Freunde zu tun pflegen.

    Kopfschüttelnd betrachtet Freitag den Freund. »Wie siehst du bloß aus? Wie Braunbier mit Spucke. Junge, Junge, mußt du dich betrunken haben.«

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