Die unstillbare Schuld: Karin Bucha Classic 65 – Liebesroman
Von Karin Bucha
()
Über dieses E-Book
Karin Bucha Classic ist eine spannende, einfühlsame geschilderte Liebesromanserie, die in dieser Art ihresgleichen sucht.
»Anja, hören Sie mir eigentlich zu?« Seit einer Weile redet Prof. Dr. Martin Heymer auf das junge Mädchen ein, das vor ihm auf der Couch liegt, ohne daß es darauf reagiert hätte. Sie hat nur einmal den Kopf mit dem tiefschwarzen Haar zur Wand gedreht. Professor Heymer blickt verzweifelt zu Dr. Karola Wilmers, seiner Verlobten und rechten Hand in der Klinik, die mit ausdruckslosem Gesicht an der Wand lehnt, die Hände tief in die Taschen ihres weißen Kittels vergraben. Ratlos hebt sie die Schultern. Der Professor angelt sich einen Stuhl herbei und setzt sich neben Anja von Bergen. Er greift nach ihrer Hand und beginnt abermals mit seiner sympathischen Stimme, in der tiefes Mitgefühl schwingt: »»Hören Sie, Anja! Wir haben alles getan, was menschenmöglich war, und konnten das Leben Ihrer Mutter nicht festhalten. Glauben Sie mir, wir sind genauso erschüttert wie Sie. Aber nur Ihr Vater und ich wußten, wie sehr herzkrank Ihre Mutter war. Immer hat sie die heitere, liebenswürdige Dame gespielt. Dabei hätte sie jede Stunde Ruhe dringend nötig gehabt. Außerdem hat sie Ihren Vater zu sehr geliebt, so daß sie seinen plötzlichen Tod nicht überwinden konnte…« Professor Heymer greift zu seinem Taschentuch und tupft sich die Schweißperlen von der Stirn. Anja hat alles gehört, obgleich der Professor das Gefühl hat, gegen eine gläserne Wand zu sprechen. Kann denn eine Liebe tödlich sein? – denkt sie, und sie lauscht begierig weiter den Worten des Professors.
Ähnlich wie Die unstillbare Schuld
Titel in dieser Serie (70)
Frau Regine und ihre Kinder: Karin Bucha Classic 13 – Liebesroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenWie schön, daß du da bist: Karin Bucha Classic 1 – Liebesroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDu bist die Welt für mich: Karin Bucha Classic 7 – Liebesroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenUnd wenn es Liebe wäre?: Karin Bucha Classic 5 – Liebesroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenUnd wenn es Liebe wäre?: Karin Bucha Classic 9 – Liebesroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenMit den Augen der Liebe: Karin Bucha Classic 3 – Liebesroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenKannst du mir verzeihen?: Karin Bucha Classic 21 – Liebesroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenWunderschöne Patricia: Karin Bucha Classic 11 – Liebesroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDer Engel mit dem schwarzen Haar: Karin Bucha Classic 4 – Liebesroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDas Findelkind vom Birkenhof: Karin Bucha Classic 12 – Liebesroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenMein Leben für mein Kind: Karin Bucha Classic 8 – Liebesroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenAlle Kinder brauchen Liebe: Karin Bucha Classic 46 – Liebesroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDas Mädchen mit dem Kupferhelm: Karin Bucha Classic 10 – Liebesroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenTränen um Petra Eckhards Erbe: Karin Bucha Classic 2 – Liebesroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenBezaubernde Henriette: Karin Bucha Classic 31 – Liebesroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDas verlorene Herz: Karin Bucha Classic 14 – Liebesroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenKlaus Heimburg kämpft um Jutta: Karin Bucha Classic 6 – Liebesroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenHartwig Imgerhofs seltsame Ehe: Karin Bucha Classic 23 – Liebesroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDenken Sie an Ihren Eid, Herr Doktor: Karin Bucha Classic 20 – Liebesroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenIch kann dich nicht vergessen: Karin Bucha Classic 18 – Liebesroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenSpiel mit dem Glück: Karin Bucha Classic 28 – Liebesroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenAnn und die Macht der Versöhnung: Karin Bucha Classic 30 – Liebesroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenTräume kann man nicht vergessen: Karin Bucha Classic 33 – Liebesroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenEin Sommermärchen: Karin Bucha Classic 15 – Liebesroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenMein Herz hat nichts davon gewusst: Karin Bucha Classic 16 – Liebesroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenGlückskinder: Karin Bucha Classic 19 – Liebesroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenMagdalena zwischen den Brüdern Holtkamp: Karin Bucha Classic 24 – Liebesroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenSo leicht bricht kein Herz: Karin Bucha Classic 36 – Liebesroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenKinder ohne Nestwärme: Karin Bucha Classic 22 – Liebesroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenEiner Liebe Opferweg: Karin Bucha Classic 25 – Liebesroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 Bewertungen
Ähnliche E-Books
Mobbing, Liebe und Intrigen. Liebesroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenSchatten über dem Aargau: Kriminalroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenKleiner Mann - was nun? mehrbuch-Weltliteratur Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenMÜNCHNER BLUT IV: Zwei Kriminal-Erzählungen Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenNEUSTART: Eine gescheiterte Existenz. Ein schrecklicher Unfall. Ein Neubeginn? Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDinotod: Tannenbergs vierter Fall Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenJack the Ripper und der Erbe in Görlitz Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenGefangen: Im eigenen Körper Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenUnd Gott schaut weg: Die Geschichte des Dieter Z. Ein Kind in der Hölle Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenEinfach So, So Einfach Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDr. Daniel 73 – Arztroman: Wenn das Lächeln vergeht Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenKleiner Mann – was nun?: Roman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenConfiteor Deo Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenMagdalena zwischen den Brüdern Holtkamp: Karin Bucha Classic 24 – Liebesroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenRisiken und Nebenwirkungen: Dr. Sonntag 4 – Arztroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenUndercover ausgeliefert: Du kennst deinen Mörder Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenMordsriecher Tatort Böblingen Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenEhrlich währt am längsten: Chefarzt Dr. Norden 1148 – Arztroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenGeliebte, bezaubernde Amelie: Karin Bucha Classic 52 – Liebesroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenTotalausfall: Lila Zieglers neunter Fall Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenTräume kann man nicht vergessen: Karin Bucha Classic 29 – Liebesroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenAlleingang: Frankfurt-Krimi Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenAller Anfang ist schwer: Dr. Sonntag 1 – Arztroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenKriminalhauptkommissar Ronny Mittler: Der Nachtwolf Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenVon der leiblichen Mutter verstoßen: Der Arzt vom Tegernsee 30 – Arztroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenWie kann ich dir nur helfen?: Der Arzt vom Tegernsee 59 – Arztroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenAlles, und zwar sofort Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenLockruf der Dämonen: Horrorkabinett - Band 4 Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDer Sammler Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenCrazy Doc: Roman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 Bewertungen
Zeitgenössische Romantik für Sie
Dem Paradies so nah Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenEine Braut für den spanischen Playboy Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenLiebesspiele auf Schloss Nymphenburg: Sexy Storys aus der Weltstadt mit Herz Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDer Duke, der mein Herz stahl Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenKleines Biest | Kurzgeschichte: Der etwas andere Bar-Besuch Bewertung: 4 von 5 Sternen4/5Finnische Träume - Teil 1 | Roman: Eine verbotene Liebe ... Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenJulia Extra Band 386 Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenUrlaubsromanzen Kurzgeschichten: Jahreszeit des Verlangens Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenSchmutzige kleine Jungfrau: Geheimnisse einer Unterwürfigen, #1 Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDie griechische Überraschung Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenEine filmreife Hochzeit (Hochzeitsfieber bei den Andersens #1) Bewertung: 4 von 5 Sternen4/5Hot Pursuit - 1 Bewertung: 5 von 5 Sternen5/5Nanny für eine Nacht: Ein Milliardär – Liebesroman Bewertung: 5 von 5 Sternen5/5Die verbotene Babysitterin: Ein Milliardär - Liebesroman: Nachtclub-Sünden, #1 Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenAuf der Suche nach dem Earl ihrer Träume Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenGestohlene Unschuld Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDoktorluder Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenFinnische Träume - Teil 6 | Roman: Eine verbotene Liebe ... Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenNachtclub-Sünden Kurzgeschichten: Milliardär Liebesromane Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenNeapel sehen - und sich verlieben: Die Rinucci Brüder 6 Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenLieben Sie mich, Marquess! Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDer Duke mit dem versteinerten Herzen: Digital Edition Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDie Versprochene Braut des Scheichs: Die Almasi Scheich, #1 Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenA Pretty Mess Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenUnter Feuer: Band 4: Unter Feuer, #4 Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenMit dir kommt das Glück Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenVerführt von dem griechischen Tycoon Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenKomm zu mir nach Italien Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenThe Billionaire's Agreement: Ein Weihnachtliche Liebesroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenEin besonderes Praktikum Bewertung: 0 von 5 Sternen0 Bewertungen
Rezensionen für Die unstillbare Schuld
0 Bewertungen0 Rezensionen
Buchvorschau
Die unstillbare Schuld - Karin Bucha
Karin Bucha Classic
– 65 –
Die unstillbare Schuld
Karin Bucha
»Anja, hören Sie mir eigentlich zu?«
Seit einer Weile redet Prof. Dr. Martin Heymer auf das junge Mädchen ein, das vor ihm auf der Couch liegt, ohne daß es darauf reagiert hätte. Sie hat nur einmal den Kopf mit dem tiefschwarzen Haar zur Wand gedreht.
Professor Heymer blickt verzweifelt zu Dr. Karola Wilmers, seiner Verlobten und rechten Hand in der Klinik, die mit ausdruckslosem Gesicht an der Wand lehnt, die Hände tief in die Taschen ihres weißen Kittels vergraben. Ratlos hebt sie die Schultern. Der Professor angelt sich einen Stuhl herbei und setzt sich neben Anja von Bergen. Er greift nach ihrer Hand und beginnt abermals mit seiner sympathischen Stimme, in der tiefes Mitgefühl schwingt: »»Hören Sie, Anja! Wir haben alles getan, was menschenmöglich war, und konnten das Leben Ihrer Mutter nicht festhalten. Glauben Sie mir, wir sind genauso erschüttert wie Sie. Aber nur Ihr Vater und ich wußten, wie sehr herzkrank Ihre Mutter war. Immer hat sie die heitere, liebenswürdige Dame gespielt. Dabei hätte sie jede Stunde Ruhe dringend nötig gehabt. Außerdem hat sie Ihren Vater zu sehr geliebt, so daß sie seinen plötzlichen Tod nicht überwinden konnte…«
Professor Heymer greift zu seinem Taschentuch und tupft sich die Schweißperlen von der Stirn.
Anja hat alles gehört, obgleich der Professor das Gefühl hat, gegen eine gläserne Wand zu sprechen.
Kann denn eine Liebe tödlich sein? – denkt sie, und sie lauscht begierig weiter den Worten des Professors.
»Sie müssen sehr tapfer sein, Anja, denken Sie an Ihre Geschwister…«
Mit einem kleinen unterdrückten Schrei schwingt Anja die Beine von der Couch, streicht sich mit einer fahrigen Handbewegung das lange, bis auf die Schultern fallende Haar aus dem Gesicht und eilt zur Tür, reißt sie auf, daß sie gegen die Wand fliegt, und ist im nächsten Augenblick im Gang verschwunden.
Diese Reaktion hat Professor Heymer nicht erwartet. Er läuft hinter Anja her.
Diese rennt über den breiten, langen Flur und direkt in die Arme Norbert Rinkendorfs hinein.
»Hoppla! Hoppla!« sagt er und hält sie fest, um sie vor einem Sturz zu bewahren.
Anja will sich losreißen. Er sieht in ein verstörtes, tränenüberströmtes Gesicht und löst seine Arme. Im selben Augenblick sackt Anja vor ihm zu Boden.
Professor Heymer kommt um die Ecke gejagt, erkennt den Freund, der Anja bereits auf seine Arme genommen hat.
»Bring sie in mein Zimmer, Norbert«, sagt er aufgeregt zu dem Freund, und dieser nickt. Heymer hält ihm die Tür auf, und Rinkendorf trägt die ohnmächtige Anja an ihm vorbei in das Zimmer und legt sie dort auf die breite Liege.
»Jetzt ist sie das zweite Mal umgekippt.« Verzweifelt wühlt Martin Heymer durch sein dichtes braunes Haar. »Das ist aber auch ein bißchen zu hart für ein so empfindsames Mädchen wie Anja von Bergen. Da können Menschen mit stärkeren Nerven umfallen, wenn ihnen innerhalb von vierzehn Tagen die Eltern wegsterben…«
»Was?!« unterbricht Rinkendorf den Professor. »Frau von Bergen ist…«
»... tot!« vollendet der Professor. »Herzinfarkt. War nichts mehr zu machen.«
Dr. Karola Wilmers hat sich indessen um Anja bemüht. Endlich schlägt sie die Augen auf. Tiefblaue Augensterne, die jetzt von Schatten umgeben sind und die von durchwachten Nächten zeugen, von Nächten, in denen sie um das Leben ihrer Mutter gezittert hat.
Richtig ins Bewußtsein gedrungen ist ihr der Tod ihrer Mutter erst, als der Professor sie an ihre Geschwister erinnerte.
Sie versucht, sich aufzurichten. Diesmal ist es Dr. Wilmers, die sie sanft zurück in das Kissen drückt.
»Bleiben Sie ganz ruhig liegen, Anja. Erst müssen Sie ganz ruhig werden.«
Rinkendorf hat sich in die äußerste Ecke des Zimmers zurückgezogen. Er nagt hilflos an der Unterlippe. Wie entsetzlich! denkt er, und ich wollte Frau von Bergen einen Krankenbesuch machen!
Er hat sich sehr gut mit der immer fröhlichen Sophia von Bergen verstanden. Sehr zu seinem Leidwesen nimmt Anja jedoch von ihm so gar keine Notiz. Sie geht an ihm vorbei wie an einem Fremden, dabei liebt er sie.
Heymer und seine Verlobte wechseln einen raschen Blick miteinander, und daraufhin verschwindet Karola Wilmers, um mit einer Spritze wieder aufzutauchen.
Heymer beugt sich tief zu Anja hinab, die mit geschlossenen Augen vor ihm liegt und einen total erschöpften Eindruck macht.
»Bitte, Anja, hören Sie mir einmal gut zu! Sie werden heute nacht hier bei mir bleiben. In diesem Zustand kann ich Sie einfach nicht nach Hause gehen lassen.«
Anja reißt die Augen auf. »Ich muß aber heim, Herr Professor. Meine Geschwister darf ich doch jetzt nicht allein lassen.«
Heymer macht eine heftig abwehrende Kopfbewegung.
»Ausgeschlossen, Anja. Sie bleiben heute hier. Gilbert ist sechzehn Jahre alt und Verena zwölf. Gustav und Hedwig werden sich um die beiden kümmern. Ich gebe Ihnen jetzt eine Beruhigungsspritze, und Sie werden schlafen. Schlaf haben Sie jetzt nötiger als sonst etwas. Haben Sie mich verstanden?«
Sie nickt. Unter den geschlossenen Lidern quellen die Tränen hervor.
Gott sei Dank! denkt der Professor, sie weint. Bald wird sich die Verkrampfung lösen und sie wird schlafen, tief schlafen.
Er macht seine Injektion, und dann warten sie alle drei, bis tiefe, gleichmäßige Atemzüge verraten, daß Anja endlich eingeschlafen ist.
»Bleibst du bei ihr?« fragt der Professor seine Verlobte.
»Ja«, erwidert sie. »Bitte, kann ich eine Zigarette haben?«
Er reicht ihr sein Etui und Feuer und wendet sich an Rinkendorf.
»Komm, Norbert, gehen wir in mein Arbeitszimmer.«
Sie gehen gemeinsam den Gang hinunter und achtlos an den Blumen vorbei, die Norbert Rinkendorf beim Zusammenprall mit Anja verloren hat, und die für Frau Sophia von Bergen bestimmt waren.
Eine Schwester sammelt sie auf und stellt sie in eine Vase.
*
In Professor Heymers Zimmer wirft Rinkendorf Mantel und Hut achtlos in einen Sessel und nimmt dann Platz.
»Hast du einen Brandy hier?« fragt er den Freund. »Mir ist verflixt elend zumute.«
Wortlos holt Heymer Flasche und Gläser herbei und schenkt ein. Beide stürzen sie den Inhalt der Gläser in einem Zug hinunter.
»Weißt du auch, daß sich Franz von Bergen hier vor mir erschossen hat?« beginnt der Professor mit finster zusammengezogenen Brauen. »Das war eine schöne Schererei mit der Polizei. Ich habe wenigstens verhüten können, daß es in die Öffentlichkeit drang. Nicht mal Frau von Bergen hat es erfahren. Ich glaube, sie wäre auf der Stelle tot umgefallen.«
Mit entgeistertem Gesichtsausdruck starrt Rinkendorf auf den Freund.
»Das ist doch wohl nicht möglich«, stößt er ungläubig hervor. »Wie konnte der Mann seiner Familie so etwas antun.«
Heymer hebt die Schultern. »Schulden«, sagt er kurz. »Er wußte wohl nicht mehr aus noch ein.«
»Hat er denn Geld von dir gewollt, das du ihm verweigert hast?« tastet Rinkendorf sich vor.
»Nein! Ich hätte ihm jede Summe gegeben. Wenn du mir das glauben willst?« Er blickt erwartungsvoll auf den Freund.
»Ich glaube dir«, sagt dieser ohne zu zögern. Er kennt den Professor und seine vornehme Gesinnung.
Heymer spricht weiter: »Er bat mich um eine gründliche Untersuchung. Das habe ich getan und mußte ihm leider sagen, daß er Raubbau mit seiner Gesundheit treibe, und wenn er so weitermache, könne er gleich sein Testament machen. Konnte ich denn wissen, daß Franz von Bergen mit einem Schießprügel in der Tasche durch die Gegend läuft? Allerdings hätte ich als Arzt sehen müssen, daß er in einer höchst deprimierten Stimmung war. Das ist der große Vorwurf, den ich mir mache. Schließlich bin ich bei ihm aus und ein gegangen und habe längst bemerkt, daß bei Franz von Bergen längst nicht mehr alles Gold war, was da glänzte.«
Schweigend hat Rinkendorf zugehört. Er hat den Kopf in die Hände gelegt und starrt vor sich hin.
Großer Gott! – geht es ihm durch den Kopf – warum ist Franz von Bergen nicht zu mir gekommen? Warum hatte er plötzlich kein Vertrauen mehr zu mir?
Er greift zu seinem Glas und schiebt es dem Professor zu. »Gib mir noch einen, Martin.«
Auch dieses Glas leert er in einem Zug, steht dann unvermittelt auf und greift nach seiner Garderobe.
»Entschuldige mich, Martin. Ich muß das erst alles verdauen.«
Sie schütteln sich die Hände, und Rinkendorf verläßt die Klinik. Der Professor kehrt zu Anja und seiner Verlobten zurück.
*
In dieser Nacht findet Norbert Rinkendorf keine Ruhe. Er geistert durch sein Haus, geht von Zimmer zu Zimmer.
Er ist ebenso hochgewachsen wie Heymer, nur viel breiter in den Schultern. Er hat ein etwas derbes Gesicht. Aber seine Augen sind hell und klar, und sein Mund ist ausdrucksvoll. Daß sein massiger Körper zur Fülle neigt, verbergen die gutsitzenden Schneideranzüge.
Morgens, kurz nach acht Uhr, läutet das Telefon. Er ruckt aus einem kurzen Dämmerschlaf empor und greift widerwillig zum Hörer.
»Ja!« meldet er sich verschlafen.
»Hier Anwaltsbüro Dr. Freitag. Herr Doktor möchte Sie sprechen«, hört er eine Frauenstimme sagen, und dann meldet sich Freitag.
»Morgen, Norbert…«
»Menschenskind«, brüllt Rinkendorf durch das Telefon den Freund an. »Bist du verrückt, mitten in der Nacht anzurufen?«
»Sieh mal auf deine Uhr«, meint Dr. Freitag belustigt. »Es geht auf neun Uhr.«
»Schon gut, Reimund. Ich bin etwas durcheinander: Er klemmt sich den Hörer unter die Achsel und angelt sich eine Zigarette vom Schreibtisch. »Also, was gibt’s?«
»Kannst du mal bei mir vorbeikommen?«
»Ist es denn so eilig?« erkundigt sich Rinkendorf.
»Wie man’s nimmt. Es handelt sich um einen Brief Franz von Bergens, der an dich gerichtet ist…«
»Was sagst du?« unterbricht Rinkendorf ihn.
»Es handelt sich um einen Brief«, wiederholt Dr. Freitag ungeduldig. »Bist du denn heute morgen so schwer von Begriff?«
»Scheint so. Also, ich komme vorbei.«
Norbert haut den Hörer förmlich auf die Gabel. Alles, was mit dem Namen von Bergen zusammenhängt, fällt ihm auf die Nerven.
Er geht ins Badezimmer, läßt Wasser einlaufen. Eine Stunde später steigt er in seinen Wagen. Er wird sofort bei Dr. Freitag vorgelassen.
Sie begrüßen sich, wie es alte Freunde zu tun pflegen.
Kopfschüttelnd betrachtet Freitag den Freund. »Wie siehst du bloß aus? Wie Braunbier mit Spucke. Junge, Junge, mußt du dich betrunken haben.«