Mein Leben für mein Kind: Karin Bucha Classic 8 – Liebesroman
Von Karin Bucha
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Über dieses E-Book
Karin Bucha Classic ist eine spannende, einfühlsame geschilderte Liebesromanserie, die in dieser Art ihresgleichen sucht.
Wie ein gefangenes Tier lief Udo Reimer in seinem Zimmer hin und her. Eine merkwürdige Unruhe hielt ihn gepackt, die er nicht loswerden konnte. Er ging von Zimmer zu Zimmer, ruhelos, unschlüssig, blieb hier stehen, rückte an einem Gegenstand und stellte ihn gedankenlos an einen verkehrten Platz. Vor dem hohen Spiegel in der Diele des abseits gelegenen Hauses, das er unlängst gemietet hatte, blieb er stehen und betrachtete sich aufmerksam. Etwas wie Ekel packte ihn. Zerstört das einst so schöne Gesicht. Ein Zug von Überdruß und Leichtsinn um den Mund. Die Augen von unzähligen Falten umsäumt und glanzlos, wie ausgebrannt. Die Gestalt ausgemergelt – etwas nach vorn geneigt. Das war er, Udo Reimer, der Mann, der sein Leben in vollen Zügen genossen und der nichts als Unruhe um sich verbreitet hatte, der sich auch nicht viel daraus gemacht hatte, wenn er mit den Gesetzen in Konflikt gekommen war. Er war gegen alles grenzenlos gleichgültig geworden. In den Kreisen der Lebewelt war er eine bekannte Erscheinung, und nur in den Bars erwachte er für ein paar Stunden zu alter Lebenslust. Abrupt machte er auf dem Absatz kehrt und ging wieder in sein Arbeitszimmer zurück. Vor dem Kamin ließ er sich aufstöhnend nieder. Den Kopf in die Hand gestützt, sann er vor sich hin. Und sein bisheriges Leben rollte wie ein Film vor ihm ab. Ein schönes, reines Frauenantlitz stieg vor ihm auf. Bettina! Sie hatte ihn geliebt, und er hatte sie betrogen, gequält und gedemütigt, bis sie sich voller Verachtung von ihm gewandt hatte. Sein süßes kleines Mädel, seine Angela, nahm sie mit.
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Rezensionen für Mein Leben für mein Kind
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Buchvorschau
Mein Leben für mein Kind - Karin Bucha
Leseprobe:
Eine Bucht in Florida
LeseprobeTessa will ein paar ruhige Tage im Florida-Urlaub verbringen. Der gut aussehende Typ, der sie in der Hotelbar anspricht, wird ihr schnell sympathisch, sie verliebt sich in ihn. Es handelt sich um Hollywoodschauspieler Johnny, der während Dreharbeiten vor Ort ist. Tessa erkennt ihn zunächst nicht und flüchtet sofort zurück nach München, als sie herausfindet, wer er ist. Sie geht davon aus, dass sie für ihn nur eine nette Abwechslung bei der Arbeit war. Und schließlich wartet da ja auch noch Bernd, ihr Verlobter. Vergessen kann sie Johnny trotzdem nicht ...
Karin Bucha Classic
– 8 –
Mein Leben für mein Kind
Karin Bucha
Wie ein gefangenes Tier lief Udo Reimer in seinem Zimmer hin und her. Eine merkwürdige Unruhe hielt ihn gepackt, die er nicht loswerden konnte.
Er ging von Zimmer zu Zimmer, ruhelos, unschlüssig, blieb hier stehen, rückte an einem Gegenstand und stellte ihn gedankenlos an einen verkehrten Platz.
Vor dem hohen Spiegel in der Diele des abseits gelegenen Hauses, das er unlängst gemietet hatte, blieb er stehen und betrachtete sich aufmerksam.
Etwas wie Ekel packte ihn. Zerstört das einst so schöne Gesicht. Ein Zug von Überdruß und Leichtsinn um den Mund. Die Augen von unzähligen Falten umsäumt und glanzlos, wie ausgebrannt. Die Gestalt ausgemergelt – etwas nach vorn geneigt. Das war er, Udo Reimer, der Mann, der sein Leben in vollen Zügen genossen und der nichts als Unruhe um sich verbreitet hatte, der sich auch nicht viel daraus gemacht hatte, wenn er mit den Gesetzen in Konflikt gekommen war.
Er war gegen alles grenzenlos gleichgültig geworden.
In den Kreisen der Lebewelt war er eine bekannte Erscheinung, und nur in den Bars erwachte er für ein paar Stunden zu alter Lebenslust.
Abrupt machte er auf dem Absatz kehrt und ging wieder in sein Arbeitszimmer zurück. Vor dem Kamin ließ er sich aufstöhnend nieder.
Den Kopf in die Hand gestützt, sann er vor sich hin. Und sein bisheriges Leben rollte wie ein Film vor ihm ab.
Ein schönes, reines Frauenantlitz stieg vor ihm auf.
Bettina!
Sie hatte ihn geliebt, und er hatte sie betrogen, gequält und gedemütigt, bis sie sich voller Verachtung von ihm gewandt hatte. Sein süßes kleines Mädel, seine Angela, nahm sie mit.
Er hatte ihr damals Rache geschworen, weit entfernt davon, sich an den Geschehnissen selbst die Schuld zuzuschreiben, und er hatte Rache an ihr genommen, grausame Rache. Dem Mann, dem sich ihr scheu gewordenes Frauenherz zum zweiten Mal in Liebe zugeneigt, hatte er nach einem Verkehrsunfall die Hilfe verweigert. Er war gestorben, und er – Udo – hatte ins Gefängnis gehen müssen.
Nun! Er hatte auch das überstanden.
Er hatte sich vorgenommen, nie wieder Bettinas Weg zu kreuzen. Aber ernst genommen hatte er den eigenen Schwur nicht. Er hatte immer wieder Freude daran gefunden, sie zu quälen, bis – ja – bis Nora in sein Leben getreten war. Ihr war er rettungslos verfallen. Aber mit ihr konnte er nicht so umspringen wie mit der gefügigen und unerfahrenen Bettina.
Nora hatte ihm mit gleicher Münze heimgezahlt. Sie hatte in Dr. Helmer, dem schwerreichen, rastlos tätigen Manne, einen wahren Freund gefunden, der alles für sie regelte.
Reimer sah sich in dem Zimmer um. Alles, was hier zusammengetragen war, hatte Nora ihm großzügig überlassen, weil Dr. Helmer, dessen Frau sie längst war, es so gewollt hatte.
Er hatte sich mit Geld abfinden lassen müssen.
Noch jetzt stieg die Wut in ihm wie eine Fackel empor. Diese Demütigung wurde er nie vergessen.
Er hatte das Geld genommen und mit vollen Händen wieder ausgegeben. Nichts vermochte er zu halten. Alles zerrann ihm zwischen den Fingern.
Geld – und Glück!
Bettina! Sie hatte kein so glückliches Los getroffen. Oder doch? Sie lebte im Hause Dr. Hersfelds und betreute dessen einzigen Sohn, bei dessen Geburt die geliebte Frau, die Bettinas beste Freundin gewesen war, das Leben lassen mußte. In ihm hatte sie einen guten Freund, wenn nicht noch mehr gefunden.
Aber sie lebte nur für ihr Kind, für Angela.
Seine Angela. Was aus ihr geworden sein mochte?
Er riß sich aus seinen Betrachtungen heraus und kleidete sich zum Ausgehen um.
Wenig später verließ er das Haus. Etwas von der alten Energie schien in ihm zu erwachen. Es galt, ein Geschäft mit dem Freund Kraner zum Abschluß zu bringen.
Schließlich konnte er nicht mehr länger in den Tag hineinleben. Diese Gelegenheit, auf leichte Weise Geld zu verdienen, wollte er sich nicht entgehen lassen, und so war er froh, den erdrückend wirkenden Mauern seines Hauses entfliehen zu können.
Merkwürdig, daß er gerade heute so an die Vergangenheit erinnert wurde, wo er doch jahrelang nichts mehr von Bettina und seiner Tochter gehört hatte.
Just, als er in Begleitung seines Freundes Kraner dessen Haus verließ, um den Wagen zu besteigen, ging ein entzückendes, blutjunges Mädchen dicht an ihm vorüber, bei dessen Anblick er wie angewurzelt stehenblieb.
»Bettina!« murmelte er geistesabwesend. Sofort wurde ihm klar, daß er seinem Kind, seiner Angela, begegnet war.
Genau wie Bettina einst ausgesehen, als sie ihn in den Bann geschlagen hatte, so mußte er nun sein Kind wiedersehen. Schön, lieblich – und ernst.
»Menschenskind«, riß ihn die Stimme des Freundes in die Wirklichkeit zurück, »kennst du die Kleine?«
»Ja«, erwiderte er kurz und hart. »Das war meine Tochter aus erster Ehe.«
An diesem Tag blieb er schweigsam und suchte am zeitigen Abend sein Heim auf.
Unablässig wanderte er von Zimmer zu Zimmer.
Er genoß keinen guten Ruf, darüber war er sich klar. Aber – es war durchaus nicht ausgeschlossen, daß er an der Seite Angelas noch einmal glänzen konnte.
Ihm war nicht entgangen, daß um das Mädel dieselbe natürliche Vornehmheit wehte wie einst um ihre Mutter. Etwas, man konnte es schlecht mit Worten bezeichnen, umgab Angela, was gefangennahm.
War er nicht Angelas Vater? Wer wollte es ihm verwehren, wenn er sich mit ihr traf, sich an ihrer Seite sehen ließ? Mit wieviel Stolz konnte er dann sagen:
»Meine Tochter!«
Er sonnte sich förmlich in diesen beiden Worten. Nur an sich dachte er, nicht an das junge Menschenkind, das wohlbehütet in einer reinen Umgebung zu einem innerlich sauberen Geschöpf herangewachsen war.
Wo konnte er ihr unauffällig begegnen? Zunächst hieß es, Erkundigungen einziehen, und das tat er sofort, am nächsten Tag schon.
Was er erfuhr, befriedigte ihn noch mehr. Angela hatte soeben das letzte Schuljahr auf dem Gymnasium begonnen.
Man konnte demnach ein zufälliges Zusammentreffen herbeiführen.
Reimer hatte vorläufig für nichts anderes mehr Sinn als für seinen neuen Plan, und dazu war ihm Angela gerade recht.
*
Angela hatte in Susanne Poller eine wahre Freundin gefunden, sehr zum Groll von Inge Ahnert. Nie würde diese es Angela vergessen, daß Susanne zu dem verhaßten Mädchen übergewechselt war.
Angela war viel zu unbefangen und harmlos, um den tiefen Haß zu spüren. Sie kannte keine schlechten Gedanken und suchte sie demnach auch bei anderen nicht, am wenigsten bei ihren Kameradinnen.
Sie gab sich offen und herzlich. Das war nicht zuletzt Susanne Pollers Verdienst, die durch ihren Übermut die ernste Angela mit fortriß.
Angela verließ einmal nicht in Begleitung Susanne Pollers die Schule, da diese mit einer leichten Erkältung zu Bett lag.
Sie schlug auch nicht sofort den Heimweg ein, sondern ging der Straßenbahn-Haltestelle zu, um zu Susanne zu fahren und dieser das Aufgabenheft zu bringen.
Sie schaute nachdenklich zum Fenster hinaus und hatte dabei das unangenehme Gefühl, daß sie unausgesetzt angestarrt wurde.
Endlich wandte sie den Kopf und blickte auf ihr Gegenüber. Da war ihr, als müsse ihr Herz aussetzen. Jetzt neigte sich der Mann etwas zu ihr herüber und flüsterte:
»Angela – liebe, kleine Angela!«
Um Angela begann sich alles zu drehen, die Menschen, die bunten Plakate…
Sie riß sich zusammen. Sie war doch keine Zimperliese! Zaghaft streckte sie die Hand aus, aber sie konnte doch nicht verhindern, daß sie zitterte, als sie diese in die ihres Vaters legte.
»Angela! Hast du keinen Willkommensgruß für deinen Vater?«
Angelas Lippen waren wie versiegelt, und heftig zog sie ihre Hand zurück. Groß und weit waren ihre Augen auf das Gesicht des Mannes geheftet, der ihr so fremd war wie die Menschen, die um sie waren.
»Was willst du von mir?« stieß sie mit größter Überwindung hervor.
»Das läßt sich nicht ohne weiteres erklären.« Er sah sich nach etwaigen neugierigen Blicken um. In der Tat, man wurde bereits aufmerksam auf das ungleiche Paar. Auf den eleganten Mann mit den verlebten Zügen und das blutjunge, bildschöne Geschöpf, dem der Widerwillen allzu deutlich auf dem Gesicht geschrieben stand.
»Kannst du nicht ein etwas freundlicheres Gesicht machen, Angela? Man wird schon aufmerksam auf uns. Hier ist überhaupt nicht der geeignete Ort. Darf ich dich begleiten – oder schämst du dich deines Vaters?«
Am liebsten hätte Angela ihm ein »Ja« ins Gesicht geschrien, um ehrlich zu bleiben. Aber zugleich sah sie die Mutter vor sich, mit ihrem jetzt allzeit glücklichen, zufriedenen Gesicht, und das gab den Ausschlag.
»Komm«, sagte sie mit rauher Stimme. »Ich lege das letzte Stück zu Fuß zurück, und du kannst mich begleiten.«
Reimer vermochte ihr kaum zu folgen, und als die Bahn hielt und er ihr behilflich sein wollte, zog sie ihren Arm heftig zurück, als fürchte sie seine Berührung. Leichtfüßig sprang sie hinab und hastete dem Fußsteig zu.
»Was hast du mir zu sagen? Bitte, mach es kurz!« sagte Angela fast herrisch, ohne ihr Gesicht zu wenden.
Reimer fühlte, wie ihm das Blut in die Schläfen stieg. Die Zeit war nicht stehengeblieben. Aus dem scheuen Kind war ein selbstbewußtes junges Mädchen geworden, das mit klaren Augen durch die Welt ging.
Etwas wie Mutlosigkeit wollte ihn überkommen. Würde es ihm heute noch gelingen, Angela zu täuschen? Würde sie heute noch auf den einsamen, verlassenen Vater hereinfallen? Konnte er heute noch auf Mitleid rechnen? Oder mußte er sich umstellen?
Wenn er nur eine Ahnung hätte, wie Angela am leichtesten zu nehmen wäre!
Wie zur Bestätigung seiner Gedanken hörte er Angela völlig teilnahmslos sagen:
»Ist dieses Zusammentreffen Zufall – oder hast du es absichtlich herbeigeführt?«
»Absichtlich«, erwiderte er vorsichtig tastend.
Sie verzog die Lippen spöttisch.
»Willst du damit sagen, daß dich die Sehnsucht nach München getrieben hat? Etwa die Sehnsucht nach – mir?«
»Ich wohne in München!«
Heißes Erschrecken lief über ihre Züge.
Er empfand etwas wie Genugtuung darüber. Und doch – es war ein ekelhaftes Gefühl zu wissen, das eigene Kind wünschte ihn weit fort. Eine Welle von Feindseligkeit strömte von dem jungen, schönen Geschöpf zu ihm. Und er hatte doch das größte Anrecht auf dieses Mädchen! Er war ihr Vater, und wenn sie mit noch so verschlossenem Gesicht neben ihm herlief.
»Seit wann?« riß ihre Frage ihn aus seinen Überlegungen.
»Schon längere Zeit. Du meinst, ich hätte mich schon früher melden sollen? Größere Reisen hielten mich teilweise von hier fern. Nun gedenke ich mich aber auszuruhen.«
»Und dabei hast du dich meiner erinnert?« fragte sie mit einem verächtlichen Unterton.
»Auch das«, gab er zu. »Und wie geht es dir?«
»Danke, gut«, kam es schroff zurück. »Mutti hat immer rührend für mich gesorgt.«
»Soll das ein Vorwurf gegen mich sein?« fragte er gereizt.
Angela zuckte nur die Achseln. Sie konnte kein wärmeres Gefühl, nicht mal das der Achtung, für ihn aufbringen. Er war ihr fremd, völlig fremd und gleichgültig. Hatte sie ihn zu fürchten? Konnte er ihr und Mutti irgend etwas anhaben? Fest stand nur, daß Mutti nichts von dieser Begegnung erfahren durfte, damit sie nicht beunruhigt wurde.
»Wohin willst du eigentlich?« Er lachte leise auf. »Ich laufe neben dir her wie ein geduldiger Liebhaber. Dabei läßt es sich wenig gemütlich unterhalten. Wollen wir nicht irgendein Café aufsuchen?«
Angelas Gesicht wurde noch herber und verschlossener. Sie sah die breite, von Kastanien umsäumte Villenstraße hinunter.
»Hier gibt es keine Cafés«, spöttelte sie. »Gottlob! Ich habe außerdem überhaupt keine Zeit.«
»Keine Zeit