Das verlorene Herz: Karin Bucha Classic 14 – Liebesroman
Von Karin Bucha
()
Über dieses E-Book
Karin Bucha Classic ist eine spannende, einfühlsame geschilderte Liebesromanserie, die in dieser Art ihresgleichen sucht.
»Henry!« schrie Angelika Oertzen verzweifelt auf. »Sag, daß das nicht wahr ist! Sag, daß du nicht mit meiner Liebe gespielt hast, daß du mich nur erschrecken wolltest… Henry, ich bitte dich, um unserer Liebe willen, nimm die häßlichen Worte zurück, wenn du nicht willst, daß ich den Verstand verliere! Henry –« Erschöpft brach Angelika ab. Ihre Arme, die sie um Henry Illenbergs Nacken geschlungen hatte, sanken zur Seite. Wie erstarrt stand sie da, vernichtet von der Erkenntnis, verraten und betrogen worden zu sein – keiner Bewegung fähig. Nur ihre großen Augen wanderten durch das Zimmer, das ihr heute so kalt und nüchtern vorkam, daß sie bis ins Herz hinein fror. Und es hatte doch einmal eine Zeit gegeben, da sie in dem gleichen Zimmer so glücklich, so unendlich glücklich gewesen war. Aber damals hatte ihr der Mann, der so unbeweglich mit kaltem Lächeln auf sie herabsah, noch nicht den Glauben an seine Liebe zerschlagen. Da glaubte sie noch an die Ehrlichkeit seiner Liebe – an seine Beteuerungen. Sie hob das von geisterhafter Blässe überzogene schöne Gesicht zu ihm auf. »Henry, versprich mir, daß du heute noch zu meinen Eltern gehen wirst. Ich kann nicht mehr, ich schäme mich vor mir selber. Täglich mahnt mich mein Vater an das Versprechen, das er Jörg Karsten gegeben hat. Jörg glaubt, daß wir so gut wie verlobt sind, und ich kann ihn doch nicht lieben, so sehr ich ihn auch achte und schätze! Ach, Henry, ich finde nachts keine Ruhe mehr, und am Tage möchte ich mich am liebsten vor den Menschen verkriechen. So hilf mir doch – hilf mir!« Er machte eine unwillige Bewegung.
Ähnlich wie Das verlorene Herz
Titel in dieser Serie (70)
Der Engel mit dem schwarzen Haar: Karin Bucha Classic 4 – Liebesroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDu bist die Welt für mich: Karin Bucha Classic 7 – Liebesroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenEin Sommermärchen: Karin Bucha Classic 15 – Liebesroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenUnd wenn es Liebe wäre?: Karin Bucha Classic 9 – Liebesroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenWunderschöne Patricia: Karin Bucha Classic 11 – Liebesroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenKlaus Heimburg kämpft um Jutta: Karin Bucha Classic 6 – Liebesroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenWie schön, daß du da bist: Karin Bucha Classic 1 – Liebesroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenMit den Augen der Liebe: Karin Bucha Classic 3 – Liebesroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDas Findelkind vom Birkenhof: Karin Bucha Classic 12 – Liebesroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenMein Herz hat nichts davon gewusst: Karin Bucha Classic 16 – Liebesroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenTränen um Petra Eckhards Erbe: Karin Bucha Classic 2 – Liebesroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDas Mädchen mit dem Kupferhelm: Karin Bucha Classic 10 – Liebesroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenMein Leben für mein Kind: Karin Bucha Classic 8 – Liebesroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenFrau Regine und ihre Kinder: Karin Bucha Classic 13 – Liebesroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenTräume kann man nicht vergessen: Karin Bucha Classic 29 – Liebesroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenUnd wenn es Liebe wäre?: Karin Bucha Classic 5 – Liebesroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenIch kann dich nicht vergessen: Karin Bucha Classic 18 – Liebesroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDenken Sie an Ihren Eid, Herr Doktor: Karin Bucha Classic 20 – Liebesroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenEin Frauenschicksal erfüllt sich: Karin Bucha Classic 35 – Liebesroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDas verlorene Herz: Karin Bucha Classic 14 – Liebesroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenFolge dem Ruf der Liebe: Karin Bucha Classic 17 – Liebesroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenHartwig Imgerhofs seltsame Ehe: Karin Bucha Classic 23 – Liebesroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenMagdalena zwischen den Brüdern Holtkamp: Karin Bucha Classic 24 – Liebesroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenKannst du mir verzeihen?: Karin Bucha Classic 21 – Liebesroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenAnn und die Macht der Versöhnung: Karin Bucha Classic 30 – Liebesroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenSo leicht bricht kein Herz: Karin Bucha Classic 36 – Liebesroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenBezaubernde Herniette: Karin Bucha Classic 27 – Liebesroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenKinder ohne Nestwärme: Karin Bucha Classic 22 – Liebesroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenGlückskinder: Karin Bucha Classic 19 – Liebesroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDenn das Schicksal bestimmt: Karin Bucha Classic 44 – Liebesroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 Bewertungen
Ähnliche E-Books
Spiel mit dem Glück: Karin Bucha Classic 28 – Liebesroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenEigentlich Prinzessin Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenFrag nur dein Herz, Isabell!: Fürstenkrone Classic 33 – Adelsroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenUnd Lieb wird ewig sein: Karin Bucha Classic 54 – Liebesroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenUmgelegt: Kriminalroman aus Düsseldorf Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenUnd nebenan der Tod: Thriller Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDie flammende Nacht Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDer Henker von Bad Berging: Noch ein Krimi aus Bayern Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDer Verrat des Wandlers Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenZwischen Herz und Verstnd Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenGoldrausch: Tannenbergs zweiter Fall Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenIrrlicht 68 – Mystikroman: Die Geisterstimmen Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDer König Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenSpiel mit dem Glück: Karin Bucha Classic 32 – Liebesroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenSpirito Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenMarienblut: When Angels Deserve To Die Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenHochzeitsglocken für Ole und Erika!: Toni der Hüttenwirt (ab 301) 312 – Heimatroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDer Mitternachtszirkel Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenLiane Reinold Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenGrau und Gold - Hamburger Geschichten: Klassiker der Weltliteratur Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenMörderische Mädchen Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenGlühwein mit Schuss: Österreich Krimi Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenExel: Willensfreiheit Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenHeimweh nach den Eltern: Sophienlust (ab 351) 411 – Familienroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDie schöne Frau in Nachbars Garten: Dr. Norden – Unveröffentlichte Romane 20 – Arztroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenSchweigegold: Kriminalroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenBleib bei mir, wenn du es noch willst: Dr. Norden Extra 154 – Arztroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenRebeccas Lebenslüge: Dr. Norden Extra 144 – Arztroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenGute Nacht Geschichten Teil 2: Geschichten zum Vorlesen Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenEin Traum für zwei: Aus der Reihe "Zärtliche Stunden" Bewertung: 0 von 5 Sternen0 Bewertungen
Zeitgenössische Romantik für Sie
Die Wütende Gefangene des Scheichs: Die Quabeca Scheiche, #1 Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenEin besonderes Praktikum Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenJulia Extra Band 386 Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenEine Braut für den spanischen Playboy Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenFinnische Träume - Teil 6 | Roman: Eine verbotene Liebe ... Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenVerführt von dem griechischen Tycoon Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenLiebesspiele auf Schloss Nymphenburg: Sexy Storys aus der Weltstadt mit Herz Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDie Widerwillige Geisel des Scheichs: Die Quabeca Scheiche, #2 Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenA Pretty Mess Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDie griechische Überraschung Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenKomm zu mir nach Italien Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenGeheimnisse und Begierden: Eine Urlaubsromanze: Jahreszeit des Verlangens, #1 Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenMit dir kommt das Glück Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenNeapel sehen - und sich verlieben: Die Rinucci Brüder 6 Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDoktorluder Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenEntehrt von einem Highlander Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDem Paradies so nah Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenUrlaubsromanzen Kurzgeschichten: Jahreszeit des Verlangens Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenFinnische Träume - Teil 1 | Roman: Eine verbotene Liebe ... Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDie Versprochene Braut des Scheichs: Die Almasi Scheich, #1 Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenUnter Feuer: Band 4: Unter Feuer, #4 Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDer Duke, der mein Herz stahl Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenRules Of Pain Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDer Rancher Und Die Zweckdienliche Braut Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDie wahre Braut des Scheichs Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenGestohlene Unschuld Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenKleines Biest | Kurzgeschichte: Der etwas andere Bar-Besuch Bewertung: 4 von 5 Sternen4/5Auf der Suche nach dem Earl ihrer Träume Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenNachtclub-Sünden Kurzgeschichten: Milliardär Liebesromane Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenLieben Sie mich, Marquess! Bewertung: 0 von 5 Sternen0 Bewertungen
Rezensionen für Das verlorene Herz
0 Bewertungen0 Rezensionen
Buchvorschau
Das verlorene Herz - Karin Bucha
Karin Bucha Classic
– 14 –
Das verlorene Herz
Karin Bucha
»Henry!« schrie Angelika Oertzen verzweifelt auf. »Sag, daß das nicht wahr ist! Sag, daß du nicht mit meiner Liebe gespielt hast, daß du mich nur erschrecken wolltest… Henry, ich bitte dich, um unserer Liebe willen, nimm die häßlichen Worte zurück, wenn du nicht willst, daß ich den Verstand verliere! Henry –«
Erschöpft brach Angelika ab. Ihre Arme, die sie um Henry Illenbergs Nacken geschlungen hatte, sanken zur Seite. Wie erstarrt stand sie da, vernichtet von der Erkenntnis, verraten und betrogen worden zu sein – keiner Bewegung fähig.
Nur ihre großen Augen wanderten durch das Zimmer, das ihr heute so kalt und nüchtern vorkam, daß sie bis ins Herz hinein fror. Und es hatte doch einmal eine Zeit gegeben, da sie in dem gleichen Zimmer so glücklich, so unendlich glücklich gewesen war. Aber damals hatte ihr der Mann, der so unbeweglich mit kaltem Lächeln auf sie herabsah, noch nicht den Glauben an seine Liebe zerschlagen. Da glaubte sie noch an die Ehrlichkeit seiner Liebe – an seine Beteuerungen.
Sie hob das von geisterhafter Blässe überzogene schöne Gesicht zu ihm auf.
»Henry, versprich mir, daß du heute noch zu meinen Eltern gehen wirst. Ich kann nicht mehr, ich schäme mich vor mir selber. Täglich mahnt mich mein Vater an das Versprechen, das er Jörg Karsten gegeben hat. Jörg glaubt, daß wir so gut wie verlobt sind, und ich kann ihn doch nicht lieben, so sehr ich ihn auch achte und schätze! Ach, Henry, ich finde nachts keine Ruhe mehr, und am Tage möchte ich mich am liebsten vor den Menschen verkriechen. So hilf mir doch – hilf mir!«
Er machte eine unwillige Bewegung. Kein Mitleid, eher Verdrießlichkeit stand in seinem Gesicht.
Angelikas Augen, diese wunderbaren Grauaugen, die in Tränen schwammen, waren in heißer Angst auf seinen Mund gerichtet. Ein Bild rührender Hilflosigkeit und unsagbar schön in der stummen Bitte um Verständnis – so sah Angelika Oertzen aus.
»Ich glaube, meine Erklärung ließ nichts an Deutlichkeit zu wünschen übrig«, kam es endlich nach einer für Angelika entsetzlich qualvollen Pause von seinen Lippen.
»Henry!« schrie sie entsetzt auf.
»Ich habe dir soeben erklärt, daß ich gebunden bin, gebunden an eine andere Frau, und daß ich niemals an eine Verbindung zwischen uns gedacht habe.«
Weit aufgerissen hingen Angelikas Augen an dem kaltblütigen Sprecher. Das vor Blässe förmlich leuchtende Gesicht des jungen Menschenkindes wurde hart und starr.
»Also hast du mit meiner Liebe gespielt?« fragte sie unheimlich ruhig.
»Gespielt?« Er versuchte ihr auszuweichen, aber Angelikas Augen hielten ihn irgendwie fest. Und doch war er ein schlechter Menschenkenner, wenigstens verstand er in einer mißhandelten Frauenseele schlecht zu lesen, sonst wäre er vorsichtiger gewesen. »Natürlich habe ich dich geliebt… liebe dich heute noch. Aber ich habe es nicht so ernst genommen wie du.«
»Also doch gespielt!« sagte Angelika mit tiefem Aufatmen, und dann schlug sie die Hände vor das Gesicht. Ein Schluchzen, weh und verzweifelt, rang sich über ihre Lippen – dann war es still, bedrückend still zwischen den beiden.
»Angelika!« Er versuchte ihr über das leuchtende Braunhaar zu streichen; als sie aber wie unter etwas Häßlichem zusammenzuckte, ließ er die Hand sinken.
»Benimm dich doch nicht so schrecklich theatralisch. Wenn ich gewußt hätte, daß du es so schwer nimmst, hätte ich mich dir wahrscheinlich niemals ge-nähert.«
Angelikas Kopf ruckte in die Höhe. Sie stieß einen Entsetzenslaut aus, bei dem er sofort verstummte.
»Du! Mit tausend Versprechungen und Schmeicheleien hast du mich betört, hast verstanden, mein Gewissen einzuschläfern, und nun, wo du für mich eintreten sollst, da stößt du mich kaltherzig von dir.«
Wie irr wanderte ihr Blick umher.
Was war aus ihr geworden? Ein zerrissener, verzweifelter Mensch, ohne Ehre, ohne Schutz. Sie hatte es fertiggebracht, einem Mann wie Jörg Karsten, der sie verehrte und glaubte, sich berechtigte Hoffnungen machen zu dürfen, immer wieder auszuweichen.
War diese schmachvolle Stunde der Abrechnung die Vergeltung?
Gab es für sie noch einen Lichtblick, ein Fünkchen Hoffnung auf Glück, auf das große, berauschende Glück, von dem sie einmal in den Armen dieses Mannes geträumt hatte, der doch nur ein Blender, ein gemeiner Lügner war? Der schon an eine Frau gebunden war, die er genauso belogen hatte wie sie?
»Angelika!« Henry Illenberg versuchte, noch einmal die Wärme von früher in dieses Wort zu legen, aber es hatte seine Wirkung auf Angelika vollständig verloren.
Verächtlich lachte sie auf, und das ganze Zimmer schien erfüllt von diesem verzweifelten Lachen.
»Angelika!«
Schlug das Gewissen doch in dem Mann?
Angelika riß sich los von ihm, raffte ihren Mantel vom Stuhl und warf ihn über den Arm.
»Laß mich! Rühr mich nicht an! Ich verachte dich! Ich mag nicht mehr weiterleben mit dieser Lüge.«
»Angelika!« Furcht kroch in dem Mann hoch. Er wollte das junge Mädchen zurückhalten, aber da war es schon aus dem Zimmer geflohen.
Angelika zu folgen, das wagte er nicht. Sie würde vielleicht das ganze Haus aufmerksam machen, und dann war er bloßgestellt.
Eine Zigarette rauchend, wanderte er ruhelos hin und her.
Einen Ausweg! – Einen Ausweg!
Angelika aber lehnte einen Augenblick, aller Kraft beraubt, draußen am Türrahmen, das Herz arbeitete wild und ungestüm und drohte die Brust zu sprengen. Nur ein paar Sekunden blieb sie in dieser Bewegungslosigkeit, bis sie die Schwäche überwunden hatte, dann stürzte sie davon, floh hinaus in den grauen regenverhangenen Novemberabend.
*
»Da schau, schon fertig!«
Jörg Karsten zog den Freund, Hans Michel, vor die Büste, die im günstigsten Licht des weiten Ateliers stand und wunderbar lebendig auf seine Beschauer herabblickte.
»Wundervoll«, war alles, was Hans Michel hervorbrachte, und von der letzten Arbeit des Freundes hinweg sah er auf Jörg Karsten. »Du arbeitest wie ein Besessener, Jörg. Du mußt etwas mehr haushalten mit deinen Kräften.«
Jörg Karsten lachte nur auf und reckte sich in den Schultern.
»Wie ein Fieber ist es über mich gekommen, seit Angelika in mein Leben trat. Ich habe den Kopf voller Ideen. Es gilt ja, Angelika eine sichere Zukunft zu schaffen, denn wenn sie ihre Liebe auch noch nicht zugegeben hat, so weiß ich doch, daß sie mich achtet und mein Können schätzt!«
Eine hochgewachsene, breitschultrige Gestalt mit einem schmalen, interessanten Kopf und immer etwas wildem Haar, eine hohe, kantige Stirn und darunter kluge, treue, zuweilen herrisch blitzende Augen – das war Jörg Karsten, der Bildhauer. Er war mit seinen ersten Arbeiten an die Öffentlichkeit getreten und hatte damit Aufsehen erregt.
»Übrigens muß ich gleich fort«, sagte Jörg Karsten. »Mein zukünftiger Schwiegervater erwartet meinen Besuch, heute noch. Denk mal, er schlägt mir vor, mich an dem ausgeschriebenen Wettbewerb zu beteiligen.«
»Es handelt sich doch nicht etwa um den Entwurf für das Relief in der neu zu erbauenden Kongreßhalle?« warf Jörg Karsten ein.
»Doch, du hast es erraten.« In Jörg Karstens Augen stand ein stilles Leuchten.
»Dein ehemaliger Lehrer setzt großes Vertrauen in dich.«
Karstens Brust weitete sich in einem glücklichen Atemzug. »Ja, das tut er, und ich werde ihn nicht täuschen. Ich werde den Entwurf ausarbeiten. Deshalb muß ich heute noch zu ihm. Natürlich freue ich mich auch unbändig auf ein Wiedersehen mit Angelika. Infolge Überarbeitung habe ich sie in letzter Zeit etwas vernachlässigt. Aber Angelika versteht mich. Sie ist eine wunderbare Frau.«
»Ja, sie ist eine wunderbare Frau«, setzte Hans Michel zustimmend hinzu. Dann streckte er dem Freund die Hand hin. »Also Hals- und Beinbruch, alter Junge. Du wirst deinen Weg und dein Glück machen!«
Nach einer halben Stunde verließen die beiden Freunde Jörg Karstens Wohnung. Vor der Haustür trennten sie sich. Michel schlug den Weg in die Stadt ein, während Jörg Karsten durch den nebligen Novemberabend der Vorstadt zueilte. Dort stand das Haus seines Lehrers und zukünftigen Schwiegervaters, Prof. Oertzen.
Nun waren seine Gedanken wieder ganz erfüllt mit der Erinnerung an Angelika. Er sah sie vor sich, die ganze lichte Erscheinung mit den wunderbaren Augen. Noch nie hatte er Augen von solcher Tiefe und Klarheit gesehen.
Ein weiches Lächeln stand um seinen Mund. In Italien auf einem Maskenball hatte er sie zum ersten Mal gesehen – allerdings in Maske. Die Schönheit ihrer Gestalt war ihm gleich aufgefallen. Sie hatte sein Künstlerherz sofort gefesselt. Ein paar wunderschöne Stunden hatten sie zusammen verbracht – bis zur Demaskierung – da war sie plötzlich verschwunden, und er hatte sie gesucht den Rest des Abends und – nicht gefunden.
Überall hatte er nach ihr geforscht, und durch Zufall war sie ihm als Tochter seines Lehrers wiederbegegnet. Er versuchte, sich ihr scheues Herz zu erringen, und obwohl Angelika immer wieder versuchte, seiner offenen Werbung auszuweichen, gab es nur noch eine Frau in seinem Leben – Angelika!
Angelika!
Er stutzte. Vor ihm huschte ein junges Mädchen quer über die Straße.
Das war doch Angelika?
Er ging schneller und tauchte plötzlich neben dem wie geistesabwesend seinen Weg nehmenden Menschenkind auf.
»Angelika!«
Angelika fuhr zusammen beim Klang der wohlbekannten Stimme, und ein heißer Schreck zuckte ihr zum Herzen.
»Jörg – du? Wo – wo kommst du her?«
Er zog ihren Arm durch den seinen, lachte hell und glücklich auf.
»Dasselbe wollte ich dich eben fragen.« Er fühlte durch den Stoff ihres Mantels das Zittern ihres Körpers. »Du zitterst ja, Angelika. Ist dir kalt? Warst du Besorgungen machen?«
»Ja – ich habe – ich habe für Mama etwas zu erledigen gehabt«, stammelte sie. Sie hätte am liebsten ihre Arme um den Hals des Mannes geschlungen, dessen warme, tiefe Stimme so wunderbar beruhigend klang. Sie hätte sich in seine Ar-
me flüchten mögen. Aber das durfte sie nicht!
Sie mußte weiterhin Komödie spielen. Nur dieses eine Mal noch, dann war es so gleichgültig, was kam!
»Was hast du nur, Angelika?« drängte Jörg Karsten besorgt.
»Nichts, Jörg – mich hat ein wenig gefroren – und dann – mein Kopf!«
Tatsächlich, der Kopf schmerzte zum Zerspringen, und die Gedanken sprangen wie Irrlichter durcheinander.
»Du wirst doch nicht krank werden?«
In Jörg Karstens Stimme lag alle Liebe, alle Fürsorge, und Angelika mußte die Lippen ganz fest zusammenpressen, damit sie nicht aufschrie, ihr ganzes Leid, ihre Seelennot vor diesem Mann ausbreitete. Aber dann – gerade dann hätte er sich wahrscheinlich noch größere und doch vergebliche Hoffnungen gemacht!
»Nichts, Jörg, nur Kopfweh. Ich werde mich gleich hinlegen.«
Enttäuschung glitt über Jörg Karstens Züge, aber er nickte zustimmend.
Sie sprachen wenig bis zu Prof. Oertzens Haus. Und Angelika war ihm doppelt dankbar dafür. So konnte sie sich sammeln und die wahnsinnige Unruhe in sich niederzwingen.
Als sie in der anheimelnden Diele standen, brachte sie sogar ein schattenhaftes Lächeln zustande.
Jörg Karsten sah es, und es schnitt ihm tief ins Herz.
»Gute Nacht, Jörg!« Sie wandte sich langsam zum Gehen, schwerfällig, taumelte ein wenig – und da stand Jörg schon wieder neben ihr.
»Soll ich nicht lieber den Arzt rufen?«
»Nein! Nein!« wehrte sie heftig, ja, sie schrie es fast heraus, und da schlang sie in ihrer Verzweiflung die Arme um seinen Hals und stammelte: »Hab vielen Dank für deine Freundschaft, Jörg, vielen Dank – und verzeih mir, daß ich dich so oft enttäuschen mußte!«
Kopfschüttelnd sah Jörg hinter der die Treppe hinauffliehenden Mädchengestalt her.
»Wie sonderbar sie ist«, murmelte er, dann ging er in das Atelier Prof. Oert-zens.
*
»Ich freue mich über dich, Jörg«, sagte Prof. Oertzen, als sie sich in einer Ecke des weiten Ateliers gegenübersaßen. »Ich bewundere deine Schaffensfreude und den Ernst, mit dem du an jede Aufgabe herangehst. Du wirst noch einmal Großes in deinem Beruf leisten. Und ich bin stolz, daß ich dein Lehrer war.«
Die Bewegungen des alten Herrn waren jugendlich. Aus ihnen sprach die innere Freude, die Begeisterung, mit der er sich Jörgs Arbeiten annahm. Er griff in den Glastisch und brachte eine Flasche zum Vorschein.
»Komm, Jörg«, sagte er angeregt. »Wir trinken einen Kognak zusammen. Übrigens muß ich sagen, daß du nicht sehr glücklich aussiehst.«
Jörg Karsten nahm das Glas entgegen und erwiderte nachdenklich:
»Ich habe Sorgen!«
Prof. Oertzen lachte hellauf.
»Du – Sorgen?«
»Ja, ich mache mir ernstliche Sorgen um Angelika. Sie gefällt mir nicht recht, sie scheint krank zu sein. Ob man den Arzt einmal zu Rate zieht?«
Prof. Oertzen machte eine beschwichtigende Handbewegung.
»Prost, mein Junge! Also um Angelika sorgst du dich? Was wird sie schon haben, etwas Kopfweh, oder aber…«, er wurde ernst und überlegend. »Es könnte auch die Möglichkeit bestehen, daß sie wieder Post von ihrer Schwester bekommen hat.«
Jörg Karsten fuhr ungläubig lächelnd auf.
»Ich denke, Angelika ist dein einziges Kind? Nun hat sie plötzlich eine Schwester?«
Eine tiefe Falte entstand zwischen den dichten Brauen des Professor.«
»Jörg – du bist ja ein Freund und Vertrauter unserer Familie geworden, wirst sogar, wie ich hoffe, überhaupt bald ganz zu uns gehören. Also will ich dich unterrichten.
Angelika hat noch eine ältere Schwester. Sie hat sich mit mir und meiner Frau eines Mannes wegen überworfen und uns dann verlassen, um sich ihr Leben selbst aufzubauen und nach ihrem Geschmack einzurichten. Sie hat den gleichen Beruf wie du, ist Bildhauerin und wollte mit dem Kopf durch die Wand. Es ging damals hart auf hart, und sie brach alle Brücken hinter sich ab. Nur ab und zu schreibt sie kurze Grüße an Angelika. Die beiden Mädchen haben wie die Kletten aneinander gehangen. Wenn ein solcher Gruß ins Haus flattert, ist Angelika immer traurig und wie ausgewechselt. Dann läuft sie mit einem vorwurfsvollen Gesicht umher, als wolle sie uns für