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Kinderärztin Dr. Katja Holm
Kinderärztin Dr. Katja Holm
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eBook188 Seiten2 Stunden

Kinderärztin Dr. Katja Holm

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Über dieses E-Book

Packender Roman, lebensnah und ergreifend. Das Schicksal hat Kinderärztin Dr. Katja Holm übel mitgespielt: Nach dem frühen Tod ihres Mannes, muss sie die beiden Kinder alleine großziehen. Tochter Cindy erblindet durch einen tragischen Unfall. Eine Operation soll Cindy das Augenlicht zurückgeben, doch der geplante Eingriff kann nicht durchgeführt werden: Cindy wird von einem Fremden vergewaltigt und schwanger. Doch Dr. Katja Holm gibt nicht auf und kämpft wie eine Löwin um das Leben und Glück ihrer Tochter. -
SpracheDeutsch
HerausgeberSAGA Egmont
Erscheinungsdatum16. März 2020
ISBN9788726444858
Kinderärztin Dr. Katja Holm

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    Buchvorschau

    Kinderärztin Dr. Katja Holm - Marie Louise Fischer

    www.egmont.com

    Die morgendliche Visite im Kinderkrankenhaus war beendet. Nach einer kurzen, abschließenden Besprechung auf dem Gang des Erdgeschosses löste sich der Zug der Ärzte und Schwestern auf.

    Frau Dr. Katja Holm legte Professor Ellwangen sanft die Hand auf den Arm. »Kann ich dich einen Augenblick sprechen, Vater?«

    Er sah sie an, aber sie konnte den Ausdruck seiner Augen hinter den dicken, spiegelnden Gläsern seiner Brille nicht deuten. Wie immer hatte sie unter diesem Blick das ungute, ja geradezu peinigende Gefühl, durchschaut zu werden. Unwillkürlich schob sie das Kinn vor und warf den Kopf mit dem üppigen dunkelblonden Haar in den Nacken. Ihre tiefblauen Augen unter den langen Wimpern nahmen einen trotzigen Ausdruck an. »Komm«, sagte er und ließ die Tochter in das Vorzimmer.

    Seine Sekretärin, Fräulein Irene Henninger, die auf die Tasten ihrer Schreibmaschine gehämmert hatte, hob den Kopf. »Herr Professor . . .«

    Er nickte ihr zu. »Machen Sie uns bitte einen steifen Kaffee, Irenchen . . .«

    Fräulein Henninger sprang auf, schob die Tür des Aktenschrankes zurück, holte den elektrischen Topf heraus. »Sofort, Herr Professor!«

    Es war offensichtlich, daß das alte Mädchen bereit gewesen wäre, sich für den stattlichen Witwer aufzuopfern. Aber Katja konnte nicht einmal innerlich darüber lächeln. Ihr war bewußt, daß es ihr nicht zustand, sich über ein anderes verliebtes weibliches Wesen zu erheben. Sie selber wußte, wie quälend heimliche Liebe sein konnte.

    Professor Ellwangen hatte schon sein großes Arbeitszimmer betreten, einen Eckraum, dessen hohe Fenster Ausblick auf den Park boten.

    »Also, was hast du auf dem Herzen?« fragte er.

    Er ließ sich schwer in den Sessel hinter seinem Schreibtisch fallen.

    Katja setzte sich ihm gegenüber.

    »Du weißt, daß ich dieses Wochenende frei habe«, begann sie langsam. Er strich ein Zündholz an und sah sie dabei über die kleine Flamme hinweg an. »Ich werde wahrscheinlich schon heute abend wegfahren«, fuhr Katja unter diesem etwas irritierenden Blick fort, »damit ich wirklich etwas von den beiden Tagen habe. In der Nacht zum Montag komme ich dann wieder zurück.« Professor Ellwangen hielt die kleine Flamme an das Ende seiner Zigarre. Er sagte immer noch nichts. Also war Katja gezwungen, ihren Monolog weiterzuführen. »Ich wollte dich bitten, Vater, ob ich . . . es hat mir die letzten Male so wohlgetan, einfach draufloszufahren. Ihr braucht mich und meine Adresse hier doch wirklich nicht. Du bist da und Dr. Sydow . . . es ist also völlig ausgeschlossen, daß ich gebraucht werden könnte. Ich weiß ja, es ist im allgemeinen üblich, daß jeder Arzt immer erreichbar ist, aber mir zuliebe könntest du doch eine Ausnahme machen!«

    »Das habe ich schon mehr als einmal getan.«

    »Ja, aber gerade deshalb . . .«

    »Katja«, sagte der Professor, »ich bin nicht mehr jung. Du wirst in absehbarer Zeit die Klinik übernehmen . . .« Sie lachte, es klang nicht sehr echt. »Eben, und wenn es erst soweit ist, wird es vorbei sein mit meiner Freiheit . . . endgültig und für alle Zeit.«

    Er hakte sofort ein. »Falls du dich nicht doch entschließt, wieder zu heiraten!« Sie wollte zu einer Entgegnung ansetzen, aber er ließ sie nicht zu Worte kommen. »Ich verstehe, daß du Klaus nicht vergessen kannst, ich respektiere deine Liebe und deine Treue über den Tod hinaus. Aber immerhin sind seit jenem tragischen Unfall nun gut zwölf Jahre vergangen . . .«

    »Vater«, entgegnete sie gequält, »müssen wir ausgerechnet jetzt wieder darüber sprechen?«

    »Verzeih, Liebling.« Professor Ellwangens Ton klang nahezu reuevoll. »Trotzdem muß ich immer und immer wieder sagen: Dr. Sydow ist ein ausgezeichneter Mann!«

    »Er ist ein wunderbarer Arzt, das gebe ich unumwunden zu. Ich kenne eine Menge wunderbare Ärzte. Aber das ist doch kein Grund, mich in einen von ihnen zu verlieben oder ihn gar zu heiraten. Dr. Sydow ist einfach nicht mein Typ, verstehst du das denn nicht?«

    »Wenn du mich so fragst«, sagte Professor Ellwangen, »so muß ich dir ehrlich sagen: Ich verstehe nicht, wie ein Frau in deinem Alter sich wie ein unvernünftiger Teenager aufführen kann . . . Du sollst ja nicht aus rasender Verliebtheit heiraten, sondern weil du eine Frau bist, die an die Seite eines Mannes gehört.«

    Katja beugte sich vor, ihre tiefblauen Augen funkelten ihn an. »Ich bin noch nicht alt, Vater«, unterbrach sie ihn, »ich bin vierunddreißig Jahre! Ich habe es noch nicht nötig, mich selbst zu belügen und mich aus reinen Vernunftsgründen in eine zweite Ehe zu stürzen. Es macht mir nichts aus, das Leben einer Witwe zu führen.«

    »Aber vielleicht macht es deinen Kindern etwas aus! Cindy braucht einen Vater, und auch Axel kommt in das Alter . . .«

    Katja atmete auf, als der Summer der Sprechanlage ertönte. Professor Ellwangen drückte auf einen der Knöpfe. »Ja, was gibt’s?«

    »Ein Neuzugang, Herr Professor«, tönte die Stimme einer Schwester aus dem Lautsprecher, »neunjähriger Junge, soeben eingeliefert worden! Der Oberarzt ist gerade mit einer Patientin beschäftigt, die . . .«

    »Ich komme«, sagte Professor Ellwangen lakonisch und schaltete ab. Er erhob sich und sah seine Tochter an: »Komm mit!«

    Sie kam sich in diesem Moment selber sehr schäbig vor, aber sie konnte nicht aufgeben. »Ja«, sagte sie, »aber was das Wochenende betrifft, sind wir uns doch einig, daß . . .«

    »Herrgott!« Zum erstenmal schien er nahe daran, seine Fassung zu verlieren. »Deine Sorgen möchte ich haben!«

    Der Junge, der auf dem Untersuchungstisch im überhellen Licht des Aufnahmeraumes lag, sah sehr schlecht aus. Sein rundes, sommersprossiges Gesicht, das Spuren von Schmutz und Tränen zeigte, war fahl.

    Schwester Martha hatte ihn schon ausgezogen. Jetzt schlug sie das weiße Laken, mit dem er zugedeckt war, zurück. Eine schluchzende Frau drängte nach vorn.

    »Herr Professor . . .«

    »Sind Sie die Mutter?«

    Die weinende Frau nickte.

    »Dann erzählen Sie mal, was passiert ist!«

    Die Frau mühte sich, ihre Tränen hinunterzukämpfen. »Ich weiß ja auch nicht . . . die Kinder sagten . . . Jürgens Freunde . . . sie hätten auf einem Holzstapel gespielt, und plötzlich wäre er ausgerutscht und heruntergefallen . . . und . . . und auf einem Baumstamm aufgeschlagen . . .«

    »Bäuchlings?«

    »Ich weiß nicht . . .«

    »Aber wir werden das gleich wissen!« Professor Ellwangen wandte jenen väterlichen, selbstsicheren Ton an, der auf verzweifelte Mütter stets wie eine Beruhigungspille wirkte. »Jetzt gehen Sie bitte hinaus und geben draußen der Schwester Ihre Personalien an.«

    Als die Frau das Zimmer verlassen hatte, wandte sich der Professor an seine Tochter, die er im Dienst immer mit »Frau Kollegin«, anzusprechen pflegte.

    »Bitte, untersuchen Sie den Patienten!«

    Katja fühlte sich durch diese Aufforderung keineswegs geschmeichelt. Sie zweifelte ernstlich daran, daß dem Professor an ihrem Urteil als Kollegin gelegen war, und unterstellte ihm ohne weiteres, daß er nur ihre Fähigkeiten zur Diagnose prüfen wollte. Wortlos schlug sie das Laken zur Seite. Die Hautabschürfungen und blutunterlaufenen Stellen am linken Rippenbogen waren nicht zu übersehen. Sehr behutsam tastete Katja das Gebiet des Bauches ab. Plötzlich schrie der Junge auf. Sie biß die Zähne zusammen, denn sie haßte es, einem ihrer kleinen Patienten Schmerzen bereiten zu müssen, und drückte stärker.

    Der Junge wimmerte.

    »Sag mir . . . wo hat es jetzt weh getan?« fragte sie.

    »Da oben . . . an der Schulter!« Der Junge stöhnte.

    »Nun, Frau Kollegin?« fragte Professor Ellwangen.

    »Ich fürchte, es liegt eine innere Verletzung vor.« Katja wartete die nächste Frage nicht erst ab, sondern fügte rasch hinzu: »Er muß sofort geröntgt werden. Übersichtsaufnahme des Bauches.«

    »Sehr richtig«, lobte Ellwangen, »Schwester Martha, Sie haben gehört. Verfrachten sie den Jungen sofort zur Röntgenstation. Wir kommen in zehn Minuten nach.« Wenig später legte im weißen, nüchternen Röntgenzimmer der Röntgenologe das fertige Bild vor sie auf den Leuchtschirm. Sie sahen ihre Diagnose bestätigt: Das Zwerchfell würde nach links oben gedrängt, der Magen wich rechts zur Seite, alles wies auf eine Blutung in der Bauchhöhle hin.

    »Operation«, sagte Katja.

    Aber Professor Ellwangen hörte schon nicht mehr hin. Er stand an der Sprechanlage, forderte den Kinderchirurgen an, setzte sich mit dem Labor in Verbindung, befahl der technischen Assistentin, die Blutgruppe des Kindes festzustellen, die passende Blutkonserve bereitzuhalten und gleich die Kreuzprobe vorzunehmen. Endlich ordnete er an, den Operationssaal vorzubereiten, und rief den Anästhesisten herbei.

    Er hatte kaum seine Anordnungen getroffen, als die Tür aufgerissen wurde und Dr. Gert Curtius in den Röntgenraum stürmte, ein schlanker, hochgewachsener Mann mit einem Gesicht, das zu ausdrucksvoll war, als daß man es hätte schön nennen können. Die Nase war zu groß, die Stirn zu breit, aber er wirkte sehr männlich. Die grauen, klugen Augen, die von winzigen Lachfältchen umgeben waren, machten Dr. Curtius ausgesprochen sympathisch. Durch das Weiß seines Kittels kam die gesunde Bräune seiner Haut besonders zur Geltung. Katja wagte nicht, ihn anzusehen. Sie wandte das Gesicht rasch wieder dem Röntgenbild auf der Leuchtplatte zu. Immer wenn sie mit Curtius zusammentraf, hatte sie das unangenehme Gefühl, daß jeder, aber auch jeder ihr anmerken müßte, wie es um sie stand. Auch diesmal fühlte sie sich geradezu nackt unter den Augen des Röntgenologen, dessen Blick sie in Wahrheit nur ganz zufällig streifte.

    »Herr Professor . . .«, sagte Dr. Curtius.

    »Gut, daß Sie schon da sind, Herr Kollege!« Professor Ellwangen war jetzt ganz in Aktion. »Schauen Sie sich das mal an: Ein neunjähriger Junge ist beim Spielen von einem Stapel Bretter gefallen, wahrscheinlich bäuchlings auf einen Baumstamm . . . aber ich möchte Ihrem Urteil nicht vorgreifen!«

    Dr. Gert Curtius trat hinter Katja. Sie spürte die Wärme, die von ihm ausging, den Geruch nach Männlichkeit wie eine körperliche Berührung.

    Der Chirurg betrachtete das Röntgenbild, während Professor Ellwangen ihm die Symptome schilderte. Katjas Mund war trocken, es war ihr unmöglich, ein Wort hervorzubringen.

    »Hm, möglicherweise ein Milzruptur«, meinte Dr. Curtius endlich.

    »Ja, das habe ich mir auch gedacht«, stimmte der Professor zu. »Genaues werden wir natürlich erst wissen, wenn wir den Bauch geöffnet haben. Ich habe schon alles für die Operation veranlaßt. Machen Sie sich gleich dran, Herr Kollege . . . meine Tochter wird Ihnen assistieren.«

    »In Ordnung, Herr Professor.«

    »Ich werde jetzt mal mit der Mutter des Kindes sprechen!« Professor Ellwangen verließ das Zimmer.

    Katja und Curtius blieben allein zurück – nicht ganz allein, wenn es ihnen auch sekundenlang so vorkam. Der Röntgenologe war im Zimmer und seine Assistentin. »Ich denke, ich werde den Schnitt hier ansetzen«, sagte Dr. Curtius wie zu sich selber. Gleichzeitig fuhr er mit dem Finger über die Röntgenaufnahme und schrieb in die Luft, sichtbar nur für ihn und Katja: »Hat es geklappt?«

    Mühelos entzifferte sie diese flüchtigen Buchstaben, denn sie wußte ohnedies, welche Frage in ihm brannte. Nur dann konnten sie das freie Wochenende miteinander verbringen, wenn sie der Verpflichtung entbunden war, ihre Adresse zu hinterlassen. Er, der Chirurg, mußte jederzeit erreichbar sein, und die gleiche oder auch nur annähernd gleiche Anschrift hätte sie unweigerlich verraten.

    »Ja.« Katja nickte. Das Aufatmen, das durch seinen Körper lief, teilte sich ihr mit, erfüllte ihr Blut mit prickelnder Erregung.

    Das Telefon unterbrach die Spannung. Die Assistentin des Röntgenologen meldete sich. »Jaja . . . Moment bitte.« Sie hielt die Sprechmuschel zu.

    »Herr Dr. Curtius, Ihre Frau . . .«

    Er fuhr herum. »Sagen Sie ihr, daß ich im OP bin . . . nein, lieber nicht . . . geben Sie her!« Mit zwei Schritten war er beim Apparat. Katja fühlte sich von einer Sekunde zur anderen verlassen. Sie mußte gegen ein ganz unvernünftiges Gefühl der Enttäuschung ankämpfen. Sie hörte ihn sagen, durchaus nicht unfreundlich, sondern sehr, sehr geduldig: »Hallo, Baby . . . ja, etwas Besonderes?«

    Da wandte sie sich ab und verließ rasch den Raum. Vor der Operation hatten sie keine Gelegenheit mehr, miteinander zu sprechen.

    Dr. Katja Holm half der Operationsschwester, eine Dauertropfinfusion anzulegen. Sie führte in die Ellbogenvene des Jungen eine Kanüle ein, an die die Blutkonserve angeschlossen wurde. Der Anästhesist begann mit der Narkose, die Oberschwester desinfizierte die gesamte Bauchoberfläche, deckte Brust, Beine und Unterkörper mit sterilen Tüchern ab. Dann trat Dr. Gert Curtius aus dem Waschraum. Sein Blick suchte den des Anästhesisten.

    »Wir können«, sagte der junge Narkosearzt.

    Die Operationsschwester reichte Curtius das Skalpell. Ein unmerkliches Zögern, eine atemlose Sekunde der Erwartung, dann setzte der Chirurg das Skalpell an und öffnete mit einem einzigen scharfen Schnitt, der vom Brustbein bis zum Nabel führte, den Bauch. Er wechselte das Skalpell gegen ein noch feineres, durchschnitt das Bauchfell und fuhr mit der rechten Hand in die Bauchhöhle, tastend, suchend, dann stellte er fest: »Ruptur!«

    Alle wußten, was das bedeutete: Die Milz war zerrissen, mußte entfernt werden.

    Die Schwester wechselte die Tücher.

    Dr. Curtius erweiterte den Bauchschnitt vom Nabel bis zur linken Seite unterhalb des Rippenbogens. Frau Dr. Holm setzte die Haken ein, die den Hautmuskellappen zurückhielten.

    Jede Bewegung verlief schnell, präzise, gekonnt. Niemand sprach ein Wort. Nichts war zu hören als das Surren des elektrischen Sauggerätes, das das Blut im linken Unterbauch entfernte.

    Der Chirurg zog mit der Hand die zerrissene Milz nach vorn, unterband die blutenden Gefäße, trug das zerstörte Organ ab. Er untersuchte Leber und Dickdarm und stellte fest: »Intakt!« Und dann: »Kochsalzlösung!« Die OP-Schwester reichte ihm das bereitstehende Gefäß mit der warmen physiologischen Lösung. Der Arzt entfernte die Blutgerinnsel und spülte den Unterbauch aus. Dann vernähte er das Bauchfell. Dr. Katja Holm löste die Haken. Dr. Curtius vernähte die Bauchmuskulatur und schloß die Bauchhaut. Sie wußten: Wenn nichts Unvorhergesehenes geschah, war der Junge gerettet. Andere Organe würden die Funktion der Milz übernehmen.

    »Pulsschlag schwach, aber spürbar«, sagte der Anästhesist.

    »Der Patient braucht Dauerwache. Weiterhin Bluttransfusion, bis der Kreislauf sich erholt hat«, ordnete der Chirurg an. »Bitte, veranlassen Sie das, Frau Doktor!« »Jawohl!«

    Später, im Waschraum, konnte er ihr zuflüstern: »Es bleibt dabei!« Mehr nicht. Denn die Schwestern waren um sie herum, und jedes weitere Wort, ja schon ein verständnisinniger Blick hätten verräterisch sein können. Es war Spätnachmittag, als die

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