Auf der Suche nach Liebe: Professor Hartwig 3 – Arztroman
Von Peik Volmer
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Über dieses E-Book
Wenn ich morgens aufwache, sehr verehrte Leserin, sehr geehrte Leser, dann dauert es immer ein wenig, bis ich aus meiner Traumwelt in der Realität angekommen bin. Geht Ihnen das auch so? Heute morgen, zum Beispiel. Eine Amsel sang sich direkt vor meinem Fenster die Kehle aus dem Leib. Die ersten Sonnenstrahlen wagten sich aus dem Schatten des Nachbarhauses hervor, der Himmel strahlend blau, von einigen harmlosen Schäfchenwolken mal abgesehen. Die Blätter der Rotbuche an der Grenze zum Nachbargarten glänzten im Morgenlicht. Alles so schön, so friedlich. Und dann, plötzlich, denkt man dran. Verflixt! Der Schlaf hatte so schön die Erinnerung an diese – sagen wir mal, Herausforderung ausgelöscht. Und plötzlich kommt sie zurück und verdirbt einem die gute Laune. Dennoch bin ich nicht gewillt, mich dem unterzuordnen. Sie haben in den vergangenen beiden Ausgaben der Geschichte vielleicht gemerkt, dass ich mich nicht beirren lasse in meiner Hoffnung, dass irgendwann in naher Zukunft alles wieder gut wird. Nicht so wie vorher. Anders gut. Vielleicht schaffen wir es sogar, dass die Zukunft besser wird. Was schauen Sie mich so skeptisch an? Das bekommen wir hin! Wenn ich an die Erzählungen meiner Mutter und Großmutter denke, wie zerstört die Städte waren, und wenn ich heute durch Hamburg, Berlin, München gehe … Ich gebe Ihnen recht. Ohne Opfer wird es nicht gehen.
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Buchvorschau
Auf der Suche nach Liebe - Peik Volmer
Professor Hartwig
– 3 –
Auf der Suche nach Liebe
Peik Volmer
Kurzes Vorwort
Wenn ich morgens aufwache, sehr verehrte Leserin, sehr geehrte Leser, dann dauert es immer ein wenig, bis ich aus meiner Traumwelt in der Realität angekommen bin. Geht Ihnen das auch so? Heute morgen, zum Beispiel. Eine Amsel sang sich direkt vor meinem Fenster die Kehle aus dem Leib. Die ersten Sonnenstrahlen wagten sich aus dem Schatten des Nachbarhauses hervor, der Himmel strahlend blau, von einigen harmlosen Schäfchenwolken mal abgesehen. Die Blätter der Rotbuche an der Grenze zum Nachbargarten glänzten im Morgenlicht. Alles so schön, so friedlich. Und dann, plötzlich, denkt man dran. Verflixt! Der Schlaf hatte so schön die Erinnerung an diese – sagen wir mal, Herausforderung ausgelöscht. Und plötzlich kommt sie zurück und verdirbt einem die gute Laune.
Dennoch bin ich nicht gewillt, mich dem unterzuordnen. Sie haben in den vergangenen beiden Ausgaben der Geschichte vielleicht gemerkt, dass ich mich nicht beirren lasse in meiner Hoffnung, dass irgendwann in naher Zukunft alles wieder gut wird. Nicht so wie vorher. Anders gut. Vielleicht schaffen wir es sogar, dass die Zukunft besser wird. Was schauen Sie mich so skeptisch an? Das bekommen wir hin! Wenn ich an die Erzählungen meiner Mutter und Großmutter denke, wie zerstört die Städte waren, und wenn ich heute durch Hamburg, Berlin, München gehe … Ich gebe Ihnen recht. Ohne Opfer wird es nicht gehen. Wir werden enger zusammenrücken müssen. Uns helfen. Solidarisch sein. Vielleicht können wir das als Abwechslung zu dem ›social distancing‹ begreifen.
Ich sehe in den sozialen Netzwerken, dass sich überall regional Menschen zusammenschließen. Sich gegenseitig unterstützen, bei Transporten, Einkäufen. Beim Ausführen der Hunde. Bei Behördengängen. Bei der Jobsuche. Wo man was regional bekommt. Welche Restaurants einen Lieferservice anbieten. Schade, dass uns so etwas erst immer dann einfällt, wenn wir in Not geraten, nicht wahr?
*
Personenliste
Prof. Konstantin Hartwig (44): Als Chef der Kardiologie im Nordsee-Klinikum ein begnadeter, grandioser Arzt, der über den Tellerrand hinausschaut. Einer der größten Gegner des Corona-Virus. Und ein liebevoller Ehemann und Vater
Dr. med. Lena Hartwig (unter 40): Die versierte Narkoseärztin liebt ihren Konstantin, hat es allerdings satt, immer in seinem Schatten zu stehen. Also wird sie selbst Chefärztin – in einer anderen Klinik!
Julian Hartwig (18): Der gemeinsame Sohn ist gerade erst volljährig geworden. Bis über beide Ohren in seine neue Freundin verliebt. Will beruflich nicht in die großen Fußstapfen seiner Eltern treten
Dr. Georg Hindermann (53): Der Oberarzt ist ein brillanter Mediziner, der als streng, zynisch und bösartig gilt. Ist er das wirklich?
Dr. med. Gabriel Bernstein (34): Als Stationsarzt ohne Fehl und Tadel, dabei humorvoll und kollegial. Sein Laster: Er ist zugleich ein notorischer Wichtigtuer
Dr. med. Katharina Lehr (32): Eine stets freundliche, zugewandte Assistenzärztin. Medizinisch kompetent. Ihre Schwäche: Sie zweifelt an ihren Fähigkeiten
Jonas Wagner (19): Den jungen Krankenpflegeschüler, von vielen mitleidig belächelt, sollte niemand unterschätzen. An seine Zukunft glauben vor allem Professor Hartwig und die Stationsschwester Heide Hohmann
Prof. Thomas Vonend (48): Der Oberarzt der Uniklinik ist Konstantins bester Freund aus Studienzeiten. Ein selbstloser Mediziner, der keiner Gefahr aus dem Wege geht
*
Erwachen
War das nicht wunderbar für einen Vater, wenn er unmittelbar Zeuge wurde, wie großartig sein Sohn sich benahm? Professor Dr. med. Konstantin Hartwig verließ die interdisziplinäre Intensivstation, auf der er den Lehrer und seinen Schüler seit fast einer Woche sicher aufgehoben wusste, mit einem strahlenden Siegerlächeln. Sage niemandem, dass sich bestimmte Dinge nicht vererben! Sein Julian hatte seinem Lehrer das Leben gerettet, und nun trug er noch aktiv dazu bei, den im Koma Liegenden ins Leben zurückzuholen! Und dieser Junge wollte seine Zeit damit verschwenden‚ um was mit Medien zu machen? Also bitte! Darüber würde noch zu reden sein. ›Dr. med. Julian Hartwig‹. Das hörte sich doch großartig an, oder? Man musste ihn bei seiner Ehre packen, seinen Ehrgeiz anstacheln. Lena würde sicher mitziehen. Er, Konstantin Hartwig, würde nicht zulassen, dass sein Sohn, immerhin Sohn zweier Top-Mediziner, sein Leben vor einer Fernsehkamera oder im Internet vergeuden würde! Was mit Medien! Entsetzlich! – So. Auf zur Isolierstation. Bernstein hatte Probleme gemeldet.
»Gottseidank, Herr Professor! Sagen Sie, wie sind Ihre Fähigkeiten hinsichtlich einer Intubation?«
Statt einer Antwort trat Professor Hartwig an das Kopfende des Bettes. Gabriel räumte seinen Platz. »Laryngoskop!«
Gabriel reichte den Spiegel.
»Tubus!« Er horchte mit seinem Stethoskop über der Magenregion.
»Passt«, stellte er trocken fest.
Sie glauben nicht«, sagte Gabriel Bernstein zu seinem Chef, »wie erleichtert ich war, als Sie hereinkamen! Ich will mich nicht an Sie ranschmeißen, aber das war wirklich ein starkes Stück! Seit Ihre Frau nicht mehr leitende Oberärztin der Narkose-Abteilung ist, geht es da drunter und drüber. Der Chefarzt ist auf einer Vortragsreise, der einzige Oberarzt konnte den OP nicht verlassen, und der Kollege Reichenbach ist nicht nur völlig unfähig, sondern handelt grob fahrlässig und übernimmt dann noch nicht einmal die Verantwortung für sein Handeln! Bitte, sorgen Sie unbedingt dafür, dass wir einen vernünftigen Ersatz für Frau Dr. Hartwig bekommen!«
»Keine Angst, Herr Bernstein. Eigentlich fällt das in den Einflussbereich der chirurgischen Kollegen, aber ich bin Leiter der Klinik und bin für personelle Entscheidungen verantwortlich. Ich werde mich aber auch noch mit dem chirurgischen Chefarzt Professor Bolte verbünden! Erzählen Sie mir doch bitte, wie ihre Begegnung mit Herrn Reichenbach ablief!«
*
»… Sie hatten das schon ganz richtig mitbekommen. Ich hatte einfach eine höllische Angst, dass meine Eltern sich trennen. Papa hat wie immer nix geschnallt, der ist voll mit der Klinik verheiratet. Aber ich hab das natürlich mitgekriegt, wie Mama immer unzufriedener wurde, und ich habe auch mal ein Telefonat belauscht, wo Mama sich über ihn beklagt hat. Naja.
Ich wollt’ Ihnen jedenfalls sagen, dass ich das voll cool fand, dass Sie mit mir gesprochen haben. Sie sind überhaupt der coolste Lehrer, aber das wissen Sie vermutlich. Kann man den Pool eigentlich heizen? War der teuer? Vielleicht könnten wir so was auch in unserem Garten bauen lassen. Oder haben Sie das selber gemacht? Sagen Sie mal: Sie waren doch mal verheiratet, oder? Was ist mit Ihrer Frau? Ich bin jetzt übrigens mit Mia zusammen. Mia Deutschmann. Ich hatte erst gedacht, dass sie mit Nicholas geht. Aber sie wollte mich wohl nur eifersüchtig machen. Echt! Das hübscheste Mädchen der Schule! Stell’ dir das mal vor …« – Julian erschrak. »Entschuldigung, ich meine, stellen Sie sich das mal vor! Das hübscheste Mädchen der Schule ist meine Freundin! Ich habe mal ein paar Nächte bei Deutschmanns verbracht! Echt, wenn ich Ihnen erzähle, was da passiert ist, fallen Sie glatt aus dem Bett!«
Michael Stephan lag bewegungslos in seinem Bett und schnaufte tief und gleichmäßig. Er, Julian, hatte ununterbrochen auf ihn eingeredet, sein Mund war schon ganz trocken! Er musste unbedingt was trinken und sich auch mal bewegen. Voll anstrengend, das! Er berührte die Schulter des bewusstlosen Mannes. Dieser reagierte nicht.
*
»Entschuldigung, kann ich mir von dem Pfefferminztee was nehmen?«
»Das dürfte dich vom Schwierigkeitsgrad her nicht überfordern«, lachte die diensthabende Schwester augenzwinkernd.
»Wie jetzt?«
»Du hast gefragt, ob du dir Tee nehmen kannst. Ich denke, das wirst du hinbekommen. Außerdem darfst du dir gern einen Tee nehmen!«
»Man ey!«, protestierte Julian schwach.
»Du machst doch jetzt dein Abitur, oder? Ich meine es nur gut mit dir! Am Ende fällst du durch wegen deiner eigenwilligen Grammatik! Übrigens: Toll, was du da leistest, wirklich. War das deine Idee?«
»Nee, Papas!«
»Ich wette, du hilfst dem