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Unverpixelt
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eBook256 Seiten3 Stunden

Unverpixelt

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Über dieses E-Book

Mein Name ist Pi und ich möchte meine Geschichte mit euch teilen. In welcher ich gefangen war, gefangen in einem System, in dem mir niemand mehr glaubte und ich alles verlor, meine Söhne, meinen Job, meinen Führerschein, meine Würde und meinen Stolz. Eine Fehleinschätzung, die mich in eine Psychiatrie brachte, eine Fehldiagnose. Es heißt Augen sind der Spiegel der Seele, geheimnisvoll und doch so offen, alles kann man darin erkennen, Ängste, Lügen, Böses, Liebe, Güte und Verständnis. Schaue tief in die Augen eines anderen, dann erkennst du seine Seele. Ich zeige dir die Welt durch meine Augen, wie ich durch Höhen und Tiefen gehen musste, wie ich betrogen und belogen wurde und wie ich verletzt und enttäuscht wurde. Aber auch wie ich gekämpft habe, gekämpft, um und für meine Kinder, für mich und die Wahrheit. Wie ich diese schreckliche Zeit überstanden habe und ich mein wahres Ich fand, könnt ihr in meinem Buch lesen. Ein Mops, die Pandemie, der Lockdown und eine Verkettung vieler Umstände. Das Rad der Zeit, manches müssen wir rückwärts lesen, um zu verstehen und eine andere Perspektive zu sehen
SpracheDeutsch
Herausgeberepubli
Erscheinungsdatum23. Feb. 2022
ISBN9783754953723
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    Buchvorschau

    Unverpixelt - SatNam777 Pseudonym

    Titel

    Unverpixelt

    von SatNam777

    ein autobiographischer Roman, beruhend auf wahren Begebenheiten

    Worum geht es?

    Mein Name ist Pi und ich möchte meine Geschichte mit euch teilen. In welcher ich gefangen war, gefangen in einem System, in dem mir niemand mehr glaubte und ich alles verlor, meine Söhne, meinen Job, meinen Führerschein, meine Würde und meinen Stolz.

    Eine Fehleinschätzung, die mich in eine Psychiatrie brachte, eine Fehldiagnose. Es heißt Augen sind der Spiegel der Seele, geheimnisvoll und doch so offen, alles kann man darin erkennen, Ängste, Lügen, Böses, Liebe, Güte und Verständnis. Schaue tief in die Augen eines anderen, dann erkennst du seine Seele. Ich zeige dir die Welt durch meine Augen, wie ich durch Höhen und Tiefen gehen musste, wie ich verletzt und enttäuscht wurde und wie ich betrogen und belogen wurde. Aber auch wie ich gekämpft habe – gekämpft, um und für meine Kinder, für mich und die Wahrheit. Wie ich diese schreckliche Zeit überstanden habe und ich mein wahres Ich fand, könnt ihr in meinem Buch lesen.

    Ein Mops, die Pandemie, der Lockdown und eine Verkettung vieler Umstände.

    Das Rad der Zeit, manches müssen wir rückwärts lesen, um zu verstehen und eine andere Perspektive zu sehen.

                                                        - N-E-B-E-L-

    Impressum

    Unverpixelt

    ebookausgabe: Januar/2022

    Text: ©SatNam777

    Umschlag: ©Copyright by Melanie Popp/MP-Buchcoverdesign & mehr

    Bildquelle: @kevron2002, @grechka333, @natbasil, @VitalikRadko, @diversepixel/Depositphotos.com

    Bilder im Text: Aus eigener Sammlung, Einstein von www.redbubble.com/de/i/poster/Albert-EinsteinZunge-von-jimmywatt/30780569.LVTDI

    Buchsatz: Melanie Popp/MP-Buchcoverdesign & mehr

    Verlag:      SatNam777

    Eggensteiner Weg 8

    76351 Linkenheim

    Druck:      epubli, ein Service der neopubli GmbH, Berlin, Printed in Germany

    Alle Rechte vorbehalten.

    Jede Verwertung bedarf der schriftlichen Genehmigung des Autoren. Das gilt insbesondere für die Vervielfältigung, Verwertung, Übersetzung und die Einspeicherung und Verarbeitung in elektrischen Systemen. Personen und Handlung sind frei erfunden. Die Geschichte ist fiktiv, orientiert sich aber an biografischen Ereignissen.

    *Nach jedem Kapitel finden Sie Lieder, die mich in dieser schweren Zeit begleitet haben. Aber das sind nicht alle. Bei Spotify unter SatNam777 finden Sie meine komplette Playlist, darunter auch Mutmachlieder.

    Widmung

    Unverpixelt

    von SatNam777

    ein autobiographischer Roman, beruhend auf wahren Begebenheiten

    Für meine Jungs.

    Ich liebe euch!

    Ich bin sehr dankbar, dass ich euch habe!

    *Solange du dich bewegst von Wilhelmine

    *Ein Geschenk von Ewig

    *Wenn du mich lässt von LEA

    Intro

    *Wer weiß, wie viel Zeit uns noch bleibt von Curse

    *Buch der Erinnerung von Böhse Onkelz

    Kapitel 13

    13:01 Uhr

    Station 8

    Mensch, eine vom Aussterben bedrohte Rasse. Was macht ihr denn mit eurer Reichtumsmasse?

    Ein Grundstück auf dem Mars kaufen? Reicht denn dort die Luft zum Schnaufen?

    Ich will nicht alle über einen Kamm scheren, aber solche Egos sollten sich nicht vermehren.

    Kindermund tut Wahrheit kund. Ich lasse es nicht zu und kämpfe wie eine Kuh.

    Dass diese verlogene Scheiße kippt, auf eine gescheite Weise, ich hoffe dorthin führt meine Reise.

    Anzugträger und Ränge – gezüchtete Idioten, und die sollen wir noch loben?

    Welches deutsche Wort der neuen Rechtschreibreform ist denn hier die Norm?

    Neue Medikamentenverordnung, davon abhängig die Schlussfolgerung.

    Habe ihr alle denn nur noch einen Stock im Arsch? Euer Karma stinkt nach Barsch.

    Pläne, Pläne, haufenweise Papier, dient mehr oder weniger auch zur Zier.

    Von euren verdreht verlogenen Worten gibt es leider ganze Horden. Steigt denn einer bei dem Wahn noch durch?

    Wo steuert das alles noch hin? Ich frage sehr oft nach dem Sinn.

    Reden, reden, reden, das könnt ihr alle gut. Habt ihr überhaupt eine Art von Mut?

    Mut zur Veränderung?

    Ehe ich mich versah, saß ich einem Polizeiwagen. Angst und Panik überschütteten mich und ich wusste nicht, was mit mir passierte. Ich verstand die Welt nicht mehr. Um meine mittlerweile viel zu dünnen Handgelenke befanden sich kalte und enge Handschellen, die mir schmerzten. Völlig verwirrt rieb ich meine Hände aneinander, um die Handschellen loszuwerden, jedoch ohne Erfolg. Es war falsch, ich hatte doch nichts getan. Warum trug ich nur diese Dinger? Ich fühlte mich wie eine Schwerverbrecherin, war todtraurig und weinte. Lautlos liefen die Tränen über meine Wangen, gefolgt von einem niedergeschlagenen Schniefen.

    Wir befanden uns mitten in der zweiten Welle.

    Ich wollte nicht weinen, ich wollte auch kein Mitleid oder die Aufmerksamkeit der Polizisten auf mich ziehen. Eigentlich wollte ich nur ein normales Leben führen, ich wollte Ruhe, Liebe und Frieden. Ich wollte stark sein und diese unwirkliche Situation mit Bravour meistern, aber ich war am Ende. Ich sah kein Licht mehr am Ende des Tunnels, ich war verzweifelt, müde und kraftlos. So konnte es nicht weitergehen.

    Draußen war es schon lange dunkel. Es regnete und im Radio lief der Song I see fire von Ed Sheeran, die Uhr zeigte 23:23 Uhr an. Die Regentropfen liefen die Scheiben hinunter, genauso wie die Tränen über meine Wangen. Am Kinn bildete sich unter dem Mund-Nasen-Schutz ein kleines Rinnsal, das ich wegen der Handschellen und der Maske nicht wegwischen konnte. Ich stierte nur nach draußen und beobachtete die vielen Laternen, die in der Nacht genügend Helligkeit schenkten.

    Der Polizist neben mir spürte meine emotionalen Empfindungen und meine unendliche Traurigkeit. Ich fühlte sein ehrliches Mitleid und dachte teilweise, dass er manchmal kurz davor war, gleich mit mir zu weinen. Während der Fahrer ein kaltes Herz zeigte und starr geradeaus auf die Fahrbahn blickte. Sogar durch den Mund-Nasen-Schutz erkannte ich, dass er keine Miene verzog. Er wagte nicht einmal einen kurzen bedauernden Blick in den Rückspiegel. Ganz im Gegenteil, wenn ich seine Augen erhaschte, erkannte ich nur Härte und Lieblosigkeit. Er machte seinen Job auf jeden Fall vorzüglich.

    Ich schloss kurz die Augen und versuchte nicht in Panik zu geraten. Die ganze Zeit dachte ich nur an meinen 14-jährigen Sohn Ben. Was er jetzt wohl dachte? Was sie ihm jetzt wohl sagen werden? Er war jetzt allein zu Hause und ich machte mir solche Vorwürfe. Ich machte mir Sorgen um ihn und ich wollte einfach nur noch zu ihm. Aber es ging nicht. Ich war gefangen in dieser schrecklichen Situation und ich war gefangen in einem falschen System.

    In der Psychiatrie angekommen, machte mir der grantige Polizist mit einem harten Ton klar, dass ich aussteigen sollte. Ich erschrak, als ich seine dunkle Stimme hörte und wäre am liebsten sitzen geblieben. Jedoch musste ich tun, was sie zu mir sagten, und vor allem musste ich es tun, egal wie sie es zu mir sagten. Würde ich ihren Aufforderungen nicht folgen, wollte ich nicht wissen, wo sie mich sonst hinsteckten. Die Erkenntnis, dass sie vor einer Psychiatrie hielten, machte mir schon sehr große Angst. Der Nettere von den beiden Polizisten öffnete mir die Tür und half mir beim Aussteigen, indem er sich mit der Hand unter meinen Achseln einhakte. So führte er mich auch in die furchteinflößende Klinik.

    Ich ließ alles über mich ergehen, teilweise nahm ich auf den Weg vom Auto bis in die Klinik gar nichts um mich herum wahr. Es sollte einfach alles ganz schnell gehen und vor allem sollte es so schnell wie möglich wieder vergehen. Ich musste zu meinem Sohn, er konnte auf keinen Fall so lange allein bleiben. Er brauchte seine Mutter und ich brauchte ihn. Er machte sich sicher schon sehr große Sorgen um mich.

    Ein Bild, das Baum, draußen, Himmel, Pflanze enthält. Automatisch generierte Beschreibung

    Die Polizisten führten mich durch ellenlange und kahle Gänge, die nur so von Kälte und Trostlosigkeit strotzten. Wir bogen ab und wieder und wieder, bis wir in einen Raum kamen. Einer von den beiden blieb bei mir, während der andere durch eine Tür in ein Ärztezimmer verschwand. Erst als diese Tür geschlossen war, erkannte ich, wie ruhig und still es um uns herum war. Diese Stille machte mich auf der einen Seite ganz nervös, auf der anderen Seite war ich dankbar für diese Ruhe.     

    Nach fünf Minuten, die mir wie eine halbe Ewigkeit vorkamen, öffnete sich die Tür wieder. Heraus kam der Polizist, begleitet von einem älteren Arzt mit rundem Bauch, grauem Haarkranz und einer Brille, die viel zu tief auf seiner Nase saß. Er trug einen weißen Kittel, der ihm bis zu den Kniekehlen reichte. Der Arzt blieb vor mir stehen und musterte mich eindringlich von Kopf bis Fuß, was mir sehr unangenehm war. Er starrte mich wie ein Stück Vieh auf einer Auktion an und die Polizisten machten es ihm nach. Verlegen blickte ich auf den Boden und schloss die Augen, dennoch spürte ich ihre Blicke auf meiner Haut. Ich fühlte mich nackt und unwohl, sie sollten damit aufhören.

    Als der Arzt sich laut räusperte, öffnete ich die Augen wieder und sah ihn vorsichtig an. Er rieb sich die Nase und deutete auf mich. „Wir müssen Sie hierbehalten", sagte er mit einer rauen Stimme, die perfekt zu seinem Aussehen passte.

    Im ersten Moment, als ich seine Worte hörte, war ich wie erstarrt, ich konnte mich nicht mehr bewegen und kaum mehr atmen. Ich fühlte mich wie in einem Schockzustand, wie traumatisiert. Was machten die nur mit mir? Mir wurde schlecht und schwindelig. Was sollte das denn jetzt? Warum musste ich in dieser gruseligen Klinik bleiben? Das konnte doch nicht wahr sein. Ich brauchte Zeit, ich wollte diese Nachricht erst einmal verarbeiten und vor allem wollte ich dafür sorgen, dass es meinem Sohn gut ging, während ich nicht zu Hause war.

    Aber dem kaltherzigen Polizisten war das egal. Schroff packte er mich am Arm. „Los! Mitkommen!", ordnete er barsch an und drückte mich voraus durch die Tür und weiter durch einen langen Gang. Das Licht flackerte und es wirkte für mich so, wie in einem der schlechten Gruselfilme, die ich als Kind immer sah, um mir einen Schreck zu holen, um in der Nacht nicht schlafen zu können oder um mich in der Nacht nicht mehr allein auf die Toilette zu trauen. Diese ganze Situation war so absurd. Ich konnte mich einfach nicht wehren, meine Fassungslosigkeit schlug wie ein schwerer Stein auf mich ein und drückte mich fast zu Boden.

    Am Ende des unheimlichen Ganges bogen wir nach rechts ab und kamen bei einem Zimmer an, das vollkommen aus Glas bestand. Panik stieg in mir auf und ich versuchte mich mit aller Macht gegen die Kraft des Polizisten zu stemmen. Das ist jetzt nicht wirklich deren Ernst, oder?, dachte ich und stand kurz davor, die ganze Station zusammenzuschreien. Ich wollte einfach nur noch aus diesem Alptraum heraus, ich wollte aufwachen und feststellen, dass das alles nicht echt war. Aber dem war leider nicht so. Ich befand mich nicht in einem Traum, sondern in der knallharten Realität, so unglaublich, dass ich ab und an wirklich ernsthaft an meiner Wahrnehmung zweifelte. Ich musste schauen, dass ich hier so schnell wie möglich wieder rauskomme. Denn ich wusste jetzt schon, würde ich das nicht schaffen, würde ich in ein tiefes Loch fallen und emotional völlig zusammenbrechen.

    Hinter der durchsichtigen Scheibe stand ein Bett auf Rollen. Es war reinweiß bezogen und etwas beunruhigte mich sehr. Denn an dem Bett befanden sich jeweils zwei Fesseln, einmal für die Hände und einmal für die Füße. Angsterfüllt wehrte ich mich gegen den Griff des Polizisten. „Das ist nicht euer Ernst, oder? Bitte, das könnt ihr nicht mit mir machen", flehte ich sie an, und wenn sie es von mir verlangt hätten, wäre ich vor ihnen auf die Knie gefallen und hätte bis zum bitteren Ende gebettelt.

    Aber die Männer achteten nicht auf mich, auch nicht der Polizist, dem ich noch im Wagen etwas Herz zusprach. Plötzlich bekam ich einen Flashback, denn vor vier Jahren musste ich schon einmal die Erfahrung machen, wie es sich anfühlte, eine Nacht an einem Fesselbett fixiert zu sein.

    Damals hatte mich mein Ehemann nach 14 Jahren Ehe mit einer 22-jährigen Apothekerin über ein halbes Jahr lang betrogen und belogen. Als ich davon erfuhr, hatte ich das Gefühl zu träumen und ich verstand einfach nicht, warum er mir das antat. Nie hatte ich irgendwie das Gefühl, dass ihm in unserer Ehe etwas fehlte. Wir waren doch zufrieden, wir hatten uns, unsere zwei Kinder und wir liebten uns. Niemals im Leben hätte ich gedacht, dass er mich einmal mit einer Jüngeren betrügen würde. Niemals.

    Dazu kam auch noch, dass mein großer Sohn Kai sich vor ein paar Wochen dazu entschloss, zu seinem Vater und seiner jungen Freundin zu ziehen. Weil er nicht mehr bei mir bleiben wollte. Ich erinnerte mich noch genau an den Tag, das erste Weihnachten nach der Trennung von meinem Ex-Mann, da schenkte er mir ein Kummerfläschen mit lauter kleinen Briefen zum Aufmuntern darin. Das schönste Geschenk, das ich jemals bekam. Es war so herzzerreißend. Mit Tränen in den Augen saß ich unter dem Weihnachtsbaum und las Zettel für Zettel. Für die beste Mama der Welt, für die liebste Mama auf der Erde, du bist wunderschön … Es war so bezaubernd und lieb. Zum Geburtstag bekam ich dann noch ein Holzbrett, auf dem stand: Du musst erst Ballast abwerfen, um wieder höher steigen und fliegen zu können. Dies brannte er mit einem Holzbrenner ein. Er ist so ein toller und liebevoller Junge. Um ihn machte ich mir auch tagtäglich Sorgen, die mich fast um den Verstand brachten. Und ich vermisste ihn so sehr.

    Ich war zu der Zeit am Ende, ich wollte nicht mehr darüber nachdenken, wenigstens nur für eine kurze Zeit. Somit bekam ich Beruhigungstropfen verschrieben und nahm davon ein paar mehr Tropfen, als auf der kleinen Flasche stand. Ich dachte mir nichts dabei, hatte nur im Sinn, dass ich dann besser schlafen konnte. Leider wirkten die Tropfen mehr als geahnt, ich schlief viel zu schnell und viel zu fest ein. Als ich wieder aufwachte, lag ich plötzlich auf der Intensivstation fixiert an meinem Bett. Niemand war da, ich hatte Durst, mein ganzer Körper juckte und ich lag unbequem in diesem Krankenhausbett. Ich war ein absoluter Bauchschläfer, aber durch die Fixierung war es mir nicht möglich, mich auch nur ein bisschen zu bewegen.

    Nicht einmal den Knopf über meinem Kopf konnte ich drücken. Ich war gefangen und hatte keine Chance, um irgendwie auf mich aufmerksam zu machen. Ich hatte das Gefühl, jeden Moment zu verdursten, meine Luft war knapp und dieses Kratzen im Hals war die Hölle für mich. Das war die schlimmste und längste Nacht in meinem Leben. Eine Minute in diesem Bett kam mir vor wie eine Stunde.

    So eine Nacht wollte ich um alles in der Welt nicht noch einmal durchmachen. Aber um mein Befinden und um meine Wünsche scherte sich in diesem Augenblick niemand. Die Polizisten schoben mich unschön weiter in das trostlose Zimmer. Ich wehrte mich weiter, weinte und schluchzte.

    Obwohl ich schon lange aus der Kirche ausgetreten war und nie betete, riss ich mich von den Polizisten los und stellte mich in eine Ecke. Der eine schimpfte, der andere sagte nichts. Ich schloss die Augen, faltete meine Hände und ging auf die Knie. Anschließend betete ich leise das Vater unser. Danach atmete ich tief durch, war auf einmal ganz ruhig und setzte mich brav auf das Bett.

    In der Zwischenzeit kamen zwei weitere Pfleger dazu. Sie standen neben dem Arzt, während die Polizisten um mich herumstanden und mich perplex anstarrten. Mit einem Mal überkam mich eine vollkommene Leere und es machte mir Angst, von den Männern so angestiert zu werden, als sei ich eine Verrückte. Mit einem lauten Seufzten nahm ich all meine letzte Kraft zusammen und sah alle Mann mit einem traurigen Blick an.

    Dann forderte ich sie auf, das Zimmer zu verlassen. Ob ich in dem Augenblick in der Position war, um diese Bitte zu äußern, war mir relativ egal. Ich wollte endlich meine Ruhe haben und über all das nachdenken. Jeder warf dem anderen einen fragenden Blick zu, bis der Arzt nickte und sein Okay gab. Einer der Polizisten nahm mir die Handschellen ab, würdigte mir dabei jedoch keinen einzigen Blick. Danach verließen sie nacheinander das Zimmer.

    Als sie alle endlich raus waren, riss ich mir die Maske vom Gesicht, warf ich mich ohne Umwege zwischen die Fesseln auf die harte Pritsche und weinte so heftig und so lange, bis ich fast in Ohnmacht fiel. Doch bevor das passierte, riss ich mich wieder zusammen und starrte eine Weile an die Decke. Sie war ebenfalls weiß mit kleinen Löchern. Sofort kam mir in den Sinn, dass ich gar nicht wissen wollte, wie viele Leute schon hier lagen und diese Löcher zählten.

    Ehe ich dazu gehörte, richtete ich mich auf und wurde sofort von einem heftigen Kopfschmerz eingeholt. Meine Augen brannten und waren total geschwollen, meine Glieder waren schwer und schmerzten. Zu meiner Rechten stand ein kleiner Tisch mit einer Scheibe trockenem Brot und einem Glas Wasser, was ich vorher gar nicht wahrgenommen hatte. Direkt vor mir war eine Kamera angebracht. Außerhalb der Glasscheibe stand ein Monitor und davor saßen die zwei Pfleger und beobachteten mich.

    An der Scheibe des Zimmers nahm ich wahrscheinlich von meinem Vorgänger einen Handabdruck wahr. Eine fettige Spur zog sich von oben nach unten an der Scheibe entlang. Dieser Raum strahlte mehr Kälte und Leid aus als alles andere, was ich jemals zuvor sah. Auf einmal bekam ich ein beklommenes Gefühl. In meiner Kehle setzte sich ein fetter Kloß fest und mir war plötzlich so, als würden tausend Emotionen auf mich einprallen.

    Hier in diesem Zimmer aus Glas mussten höchstwahrscheinlich schon sehr viele Menschen leiden und diese ganzen Gefühle, ob gute oder schlechte, suchten mich heim und machten mich völlig durcheinander. Überall, in jeder Ecke, nahm ich eine andere Empfindung wahr. Nein, ich will hier weg, schrie ich innerlich. Das hier ist der falsche Ort für mich. Lasst mich raus aus dieser Hölle!

    Mir wurde kalt und ich hatte keine Decke. Nur ein dämmriges Licht stand mir zur Verfügung und die Kamera, die mich filmte, blinkte ständig auf mich. Ich kam mir vor wie ein Versuchskaninchen oder eher wie eine Ratte, eingesperrt in einem Käfig, in einer Forschungsanstalt oder einem Untersuchungslabor, als wollte man mit mir irgendwelche verbotenen Experimente durchführen.

    Dieser Ort strahlte alles aus, nur nichts Gutes. Ich spürte Kälte und Böses, Trauer und Leid, die Wände waren verschmiert und dreckig, es war einfach alles kahl und roch nicht gut. Ich spürte in mir vollkommene und bedrohliche Angst. Ein Gefühl, das mich vor schrecklichen Ereignissen schützen möchte. Die Pritsche war so hart, dass egal in welche Richtung ich mich drehte, immer irgendetwas schmerzte. So aufgewühlt, wie ich war, konnte ich an Schlaf sowieso nicht denken. Nie im Leben hätte ich daran gedacht, dass ich so einer Situation einmal ausgesetzt werde.

    Mir war übel und teilweise fühlte ich mich so, als würde mir jemand das Herz bei lebendigem Leibe herausreißen. Diese Lage tötete meine Seele. Die Sorgen um meinen Sohn wurden immer größer. Statt, dass ich bei ihm war, wurde ich weggesperrt und für verrückt erklärt. Ich war machtlos, man sperrte mich einfach weg und das zu Unrecht. Ich wusste nicht, was ich tun sollte.

    Nach einer Weile, in der ich auf der Pritsche lag, bemerkte ich eine Bewegung außerhalb der Scheibe, dort tat sich etwas. Langsam drehte ich meinen Kopf in die Richtung der Pfleger und stellte fest, dass jetzt wohl Schichtwechsel war. Die Pfleger

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