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Vergib, lass los und lebe: Eine autobiographische Erzählung
Vergib, lass los und lebe: Eine autobiographische Erzählung
Vergib, lass los und lebe: Eine autobiographische Erzählung
eBook607 Seiten8 Stunden

Vergib, lass los und lebe: Eine autobiographische Erzählung

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Über dieses E-Book

Autobiographisch dicht, spannend und emotional mitreißend enthüllt die Autorin einen Abschnitt ihres Lebens als Patientin zwischen Aussichtlosigkeit und kaum noch erwartetem Happy End. Obwohl sie immer wieder im Krankenhaus ist, erschließen sich den behandelnden Ärzten über vier qualvolle Monate hinweg weder die Krankheit der jungen Ehefrau und Mutter noch die Tragweite der Krankheitssymptome. Die Klagen der Patientin werden in bestürzender Ungerührtheit abgetan. Empfindlich, sensibel, zart besaitet – Bewertungen wie diese durchziehen die Behandlung, ehe das Leiden einen Namen bekommt: Spondylodiszitis. Bakterien, gestreut von einer chronischen Niereninfektion, siedelten sich in der Halswirbelsäule an und lösten im Laufe der Monate Bandscheibe und Wirbelkörper auf. Eine Querschnittslähmung als Tretraplegie droht. Die vage Aussicht auf Rettung liegt im dauerhaften Anlegen eines Stützapparats, der am Kopf angeschraubt und bis zu den Hüften fixiert wird. Es folgen schlimme Jahre, in denen die Patientin im Käfig dieses Stützapparats um einen Rest Lebensnormalität ringt, aber sich dennoch restlos verliert. Das Auseinandersetzen mit Behinderung und den allgenwärtigen Schmerzen rauben ihr nach und nach jeglichen Lebensmut. Ihr Dasein erscheint ihr wie ein Buch, das irgendwann zugeschlagen wurde und für lange Zeit findet sie die Seite zum Weiterlesen nicht mehr. Sie führt ein Leben im Rückspiegel, aus dem es kein Zurück ins alte Leben mehr gibt und der Weg in ein neues verstellt ist. Die "Warum-Ich"-Frage zermürbt in Endlosschleifen, bis sich daraus erstmals die Frage nach dem "Wozu" ergibt. In ihr liegt Rettung. In kleinen Schritten, doch unaufhörlich, erobert sich die Patientin nicht nur einen Großteil ihrer Gesundheit, sondern den Sinn ihres Lebens zurück. Schreiben hilft dabei. Das Buch zeigt, dass Leid nicht zwangsläufig verarmen lässt, sondern zuweilen Gewinn sein kann. Ein Buch, das Mut macht.
SpracheDeutsch
Herausgebertredition
Erscheinungsdatum15. Okt. 2021
ISBN9783347374027
Vergib, lass los und lebe: Eine autobiographische Erzählung
Autor

Helga Aberle

Helga Aberle wurde Im Februar 1947 im Rhein-Sieg-Kreis geboren und wuchs mit drei Geschwistern auf. Mit siebzehn Jahren zog sie beruflich in den Schwarzwald, wo sie dann auch ihren späteren Mann kennen lernte. Sie hat drei erwachsene Kinder und sieben Enkel. Bereits als Kind hatte sie Freude am Lesen und entdeckte auch bald ihr Talent zum Schreiben eigener Gedichte und Geschichten. Dieses Hobby begleitet sie bis heute. "Vergib, lass los und lebe" ist ihr erstes Buch.

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    Buchvorschau

    Vergib, lass los und lebe - Helga Aberle

    Donnerstag, 21. August 1986

    Ein Sommertag wie im Märchen, sonnig und warm, so einzig schön, wie von Künstlerhänden auf eine überdimensional große Leinwand gemalt. Die Sonne scheint strahlend von einem tiefblauen Himmel. Nur ich habe nicht wirklich Augen für diesen zauberhaften Tag. Chronisch nierenkrank geht es mir mal wieder nicht so gut. Seit Tagen bereits quälen mich schon wieder diese Schmerzen. Dass mein Urin blutig rot ist, sehe ich mit bloßem Auge, und mir kommt es so vor, als ob das verordnete Langzeitantibiotikum nicht wirklich mehr wirksam ist. Doktor Brauer hatte es mir vor einigen Tagen verordnet. Er ist der Chefarzt der Inneren Abteilung im nahe gelegenen Kreiskrankenhaus. Mein Hausarzt, der bis gestern im Urlaub war, hat mich an Dr. Brauer überwiesen. Als Urlaubsvertretung wurde er gebeten, meine Behandlung erneut zu übernehmen. Das Punktieren der Harnblase und das analytische Erfassen der Keime in einem Labor ließen den Arzt zu diesem Antibiotikum greifen. Das Medikament habe den Vorteil, so wird mir erklärt, dass es nur einmal in der Woche eingenommen werden muss. So seien alle eventuell möglichen Nebenwirkungen weitgehend minimiert.

    Über die Jahre hinweg gelten einige der Keime inzwischen als resistent, sodass es vorkommt, dass ein Antibiotikum noch während der Behandlung abgelöst werden musste, weil es nicht mehr wirksam war und es zu erneuten Krankheitsschüben kam.

    In diesem Krankenhaus mit seinem Pflegepersonal und seinen Ärzten bin ich bekannt. Ich wurde dort schon mehrfach stationär und auch ambulant behandelt. Chronische Pyelonephritis war einst die Diagnose der Ärzte gewesen, und ich lebte damit schon einige Jahre. Auch wenn ich das Fieberthermometer an diesem bewussten Morgen nicht benutze, weiß ich, dass meine Körpertemperatur erhöht ist.

    Innerlich rebelliere ich mal wieder gegen diese ewigen Infektionen. Ich will leben, will gesund und frei sein. Will mein Leben nicht ständig in Arztpraxen verbringen müssen, mich nicht so oft mit Krankheiten und deren Symptomen auseinandersetzen müssen. Lachen will ich, mich meines Lebens erfreuen, will zusammen mit meiner Familie lauter schöne und lustige Unternehmungen starten. Ich träume von Reisen, will zusammen mit meinem Mann und den Kindern die Welt sehen, die Berge, das Meer – ich hatte noch so wenig von ihr gesehen. Leben will ich, wirklich frei und unbekümmert leben, wie alle anderen in meiner Umgebung auch. Will meinem Mann eine Frau und meinen drei reizenden Kindern so gerne Mutter sein. Meine Kinder, das Kostbarste, das ich habe und die ich über alles liebe, brauchen mich doch noch so sehr. Unsere Jüngste ist erst sechs Jahre alt. Wie oft habe ich sie schon zusammen mit ihren Geschwistern in die Obhut der Tante geben müssen! Wo es ihr zwar gut ging, ich aber unter diesen Umständen sehr gelitten habe. Sie ist mein Kind, und sie hat ein Recht auf ihre Mutter, genauso wie ihre Geschwister. In drei Wochen soll dieser jüngste Spross nun eingeschult werden. Noch ist sie voller Ängste und Sorgen. Ob der Fahrer des Schulbusses denn auch weiß, wo sie aussteigen muss, wo sie wohnt und ob sie denn auch wieder nach Hause findet?

    Dieses Kind ist, wie alle meine Kinder, ein besonderes Geschenk. Ihre beiden Geschwister sind schon groß, beinahe erwachsen, und gehen inzwischen mehr oder weniger eigene Wege. Unser neunzehnjährige Sohn Thomas bereitet sich auf sein Abitur vor, er will Chemie studieren, Iris weißt noch nicht, wo es sie beruflich hinziehen wird, und für meine Kleine wird die Schulzeit beginnen.

    Nach Jahren der Sehnsucht, großer Sehnsucht danach, noch einmal Mutter zu werden, ist dieses Kind dann ein ganz besonderes Geschenk. Vielleicht auch, weil Schwangerschaft und Geburt so schwierig waren, denn schon damals war ich nierenkrank. Per Kaiserschnitt, den ich nahezu bei vollem Bewusstsein über mich ergehen lassen musste – die Schwangerschaft ist wegen Komplikationen zwei Wochen vor dem errechneten Termin abgebrochen worden – wurde dieses Kind, zwar klein und zart, aber gesund ins Leben geholt.

    So nehme ich meine Kleine in ihrer Sorge um den Schulbus tröstend in die Arme, herze sie, küsse ihre Augen, ihre Nase, ihren rosigen Mund und streiche ihr sanft einige widerspenstige Haare, die wir wieder wachsen lassen wollen, aus der Stirn, küsse erneut ihre Nasenspitze und sage: „Mein Herzenskind, mein kleiner Stern, keine Bange, der Busfahrer weiß ganz sicher Bescheid. Und außerdem, das erste Mal gehe ich doch mit dir zur Schule, ich lasse dich doch nicht alleine gehen. Und, was glaubst du, ich will deine Schule doch auch sehen"!

    An dem Tag, an dem ich so zu meiner kleinen Tochter sprach, konnte ich nicht ahnen, dass das Einhalten dieses Versprechens mir alles, aber auch wirklich alles abverlangen würde.

    So räumte ich den erneuten Krankheitssymptomen an diesem bewussten Tag auch nicht allzu viel Platz in meinem Denken ein – vorerst. Die Schmerzen ignorierte ich – vorerst.

    „Bist halt eine arme Nuss", hatte Günter, mein Mann, irgendwann mal zu mir gesagt. Es war seine Art, Mitgefühl zu zeigen. Auch wenn es seinerzeit für mich nichts einzuwenden gab, mochte ich doch nicht so betitelt werden, mochte auch nicht immer wieder krank sein. Ich wollte gesund sein, an einem aktiven Leben teilhaben können und schiebe somit Krankheit und Kranksein wieder einmal weit von mir weg in den hintersten Winkel meines Bewusstseins. Mit der Vogel-Strauß-Taktik kenne ich mich gut aus und bin weitgehend vertraut mit ihr: Kopf in den Sand stecken, nichts hören und nichts sehen – es einfach diesen Vögeln gleichtun.

    Einen wichtigen Auftrag gilt es zu erledigen, er darf nicht länger aufgeschoben werden, und ich machte mich auf in den Nachbarort, um eben diese Mission hinter mich bringen zu können. Solche Gänge überlässt Günter gerne mir. Auch ohne konkrete Absprache hat sich diese Art von Arbeitsteilung bei uns etabliert. Er macht seine in der Firma, alles andere gehört zu meinen Aufgaben. Aus dem Gefühl heraus, funktionieren zu müssen, vielleicht auch zu wollen, mache ich mich also auf den Weg in das nahe gelegene kleine Städtchen. Wie üblich verbinde ich solch eine Fahrt mit den stets anfallenden und notwendigen Einkäufen.

    Auf den Parkplatz vor dem Einkaufscenter stelle ich meinen blaugrauen Ford Fiesta ab und begebe mich in den Laden. Die erhöhten Temperaturen und auch die Nierenschmerzen schränken mich inzwischen mehr ein als noch am Morgen.

    Zweifel kommen auf: sollte ich mein Vorhaben nicht besser aufgeben? Doch dann entschließe ich mich doch dazu schnell meine Einkäufe zu erledigen und danach zügig heim zu fahren.

    Aber kaum denke ich so, da fühle ich mich furchtbar elend, ein mächtiges Krankheitsgefühl nimmt von mir Besitz. Mein Mund fühlt sich trocken an, meine Zunge klebt mir irgendwie am Gaumen, mir ist sehr übel und ich habe Durst. Meinen Einkaufwagen vor mir herschiebend, stolpere nach kurzer Zeit fast über meine eigenen Füße. Die noch wenigen Teile, die ich in meinem Wagen habe, lege ich zurück in die Regale. Ich muss hier raus, und zwar ganz schnell.

    Dankbar, dass ich etwas zum Festhalten habe, umfassen meine Hände die Schiebevorrichtung des Einkaufwagens. So schnell und so gut es geht, strebe ich unverrichteter Dinge dem Ausgang zu.

    Vor meinen Augen verändert sich farblich die Landschaft. Alles wird auf einmal milchig weiß, so, als würde ich durch eine Milchglasscheibe sehen. Und plötzlich weiß ich ganz sicher, dass ich rasch einen Arzt brauche. Wie schnell aber geht rasch, wie schnell, wie rasch bin ich selbst und wie kompliziert wird es nun, die richtigen Gedanken zu denken, die richtigen Handlungen zu tätigen, die richtigen Schritte zu gehen, und wo bleibt noch Raum für meine Seele, wohin mit der Angst?

    Eine eiserne Faust greift nach meinem Herzen und eine beklemmende Ahnung beschleicht mich, denn die Symptome die ich da spüre, rufen mir den letzten stationären Aufenthalt in Erinnerung: Der Aufenthalt in dem bekannten Krankenhaus, eine besondere Situation und ein Gespräch. Ein Gespräch, welches Dr. Schran mit mir geführt hatte, der Oberarzt in dem Kreiskrankenhaus ist. Es war das letzte Gespräch vor der Entlassung, die gerade mal etwas über ein Jahr zurückliegt. Dieses Gespräch, die Sätze, die einzelnen Worte, sie klingen noch immer bedrohlich in mir nach. Er sagte damals: „Dieses Mal sind Sie mit dem Leben davongekommen, aber merken Sie sich unbedingt eines: Wenn ihnen das je wieder in dieser Art passiert, egal wann oder wo, begeben Sie sich auf dem allerschnellsten Weg in die nächstbeste Klinik, und denken Sie ernsthaft daran: Sie sind jedes Mal in Lebensgefahr!"

    Diese Aussage klang mir immer noch gespenstisch und furchterregend in den Ohren. Auch war die Erinnerung an das zuvor Gewesene, diese schlimmen Wochen und Monate im Krankenhaus, weg von der Familie, weg von allem, was mir etwas bedeutete, einsam in einem Krankenhauszimmer, noch so präsent in meinem Kopf, in meinem Denken, in meinem Fühlen. Diese wenigen Sätze bargen so viel an Schmerz, an Angst und gehabter Not in sich. Nein, das konnte, das durfte mir nicht noch einmal passieren. Das Gefühl großen Erschreckens macht sich in mir breit, vereinnahmt jede Faser von mir, denn die Symptome, die ich nun, eins ums andere, an mir wahrnehme, kenne ich nur zu genau.

    Ich fühle mich im freien Fall! Sind die Arme da, das mich auffangen, oder schlage ich auf dem Boden auf und zerspringe in tausend Stücke?

    Es ist so ein schöner Tag heute. Keine Wolke am Himmel. Und du, mein Engel – hast weggeschaut.

    Nur eine Seifenblase

    Wie ein Spiel mit Farben,

    wie eine schillernde Kugel,

    die alle Versprechungen

    und Wünsche in sich trug,

    erschien mir mein Leben.

    Angetan von der Leichtigkeit ihres Seins,

    fasziniert vom Spektrum ihres Farbenspiels

    bemerkte ich nicht,

    dass ich mein Vertrauen

    einer Seifenblase schenkte.

    Als Sturm aufkam,

    und ich sie zu halten versuchte,

    ist sie ganz einfach zerplatzt.

    Oktober – Dezember 1984

    Nach wochenlanger stationärer Behandlung im Kreiskrankenhaus ganz in unserer Nähe, werde ich verlegt in die nephrologische Abteilung des Klinikums in die ca. 40 km entfernten Kreisstadt. In zwei Tage ist unser zwanzigster Hochzeitstag, und ich sehe diese Verlegung wahrlich nicht als Geschenk an. Dr. Brauer und die mich behandelnden Ärzte meinen, mir eine Anlaufstelle sichern zu müssen. Sie vertraten die Meinung, dass ein Versagen meiner rechten Niere über kurz oder lang zu erwarten wäre.

    Ich hingegen wollte lieber endlich nach Hause. Die schlimmste Phase der Infektion hatte ich überstanden, war nahezu fieberfrei, und ich sehne mich heim zu meiner Familie. Dr. Brauer und seine Kollegen jedoch versuchen mich von der Notwendigkeit dieser Überweisung zu überzeugen, schalten Familienangehörige mit ein, und nun werde ich von allen möglichen Seiten bekniet, den Rat der Ärzte doch bitteschön zu befolgen. Dass man meine Kinder vorschob, an die ich doch zu denken hätte, wäre nicht wirklich nötig gewesen. Ich dachte ständig an sie. Klar, ich wollte gesund sein und leben. Aber ich wollte mit meiner Familie zusammenleben und nicht isoliert von ihnen in diversen Kliniken mein Dasein verbringen müssen! Alle, die sich berufen fühlen, hier mitzureden, tun das kräftig und letztendlich fühle ich mich dem Druck, den man auf mich ausübt, nicht mehr gewachsen. Schweren Herzen gebe ich mein Einverständnis und lasse mich verlegen.

    Einige Tage bin ich schon im Klinikum, als ich erneut Besuch von meiner Familie bekomme. Dieses Mal ist unsere Iris mitgekommen und beharrt nun energisch darauf, dass ich mit nach Hause kommen müsse. Unsere sich mitten in der Pubertät befindende, rebellische Tochter hat große Schwierigkeiten mit dem autoritären Auftreten der Tante, welche das Sagen und die Betreuung der Familie übernommen hat. Ich weiß, wie schwierig die Situation daheim für Iris bisweilen sein konnte. Sie war nicht gerade die Lieblingsnichte und konnte der Tante so schnell nichts recht machen. Auch weiß ich, dass die Geduld der Tante nicht weit reicht, besonders dann nicht, wenn es um Iris geht. Die Schwägerin reagiert ihr gegenüber oft hart und lieblos. Widerstände – und schienen sie noch so plausibel – werden energisch bekämpft und absoluter Gehorsam eingefordert – bisweilen auch schon mal mit Nachdruck. Und was meint und tut meine gerechtigkeitsliebende Tochter? Sie macht mir unmissverständlich klar, dass sie keinen Tag länger ohne mich in ihrem Zuhause bleiben könne und notfalls ausreißen würde, sollte ich nicht mit heimkommen.

    Mir selbst kommt ihr Wunsch nicht ungelegen. In der Klinik fühle ich mich nicht wohl, habe genug von Untersuchungen, vom Stillhalten, von Therapien und Diagnosen. All das ist mir zu viel, ich bin schon so lange von zu Hause weg und sehne mich heim. Gesundheitlich geht es mir wieder besser, wozu denn noch länger bleiben? So bringe ich das Anliegen meiner Tochter vor die Ärzte. Professor Humbold, der Chefarzt, wird informiert, der dann versucht, unserer Tochter zu erklären, dass die Mama doch erst einmal gesundwerden sollte. Trotzig und bestimmt gibt Iris zur Antwort: „Sie ist gesund". Ein weises, verstehendes Lächeln umspielt den Mund dieses Arztes, bei dem man wie bei keinem anderen spürt, dass sein Beruf für ihn Berufung ist. Bei ihm hat man den Eindruck, als lebe er ausschließlich für seine Patienten. Mir kommt es manchmal so vor, als sei er rund um die Uhr in der Klinik bei seinen Kranken anzutreffen. Aber auch er kann mich nicht halten. So packe ich dann ganz rasch meine Sachen zusammen und fahre erleichtert und froh mit meiner Familie nach Hause. Den Rat dieses Klinikchefs, die noch ausstehenden Untersuchungen wenigstens ambulant durchführen zu lassen, kann ich annehmen. Das ich dazu mehrmals ca. 80 km fahren muss, hat in diesem Moment keine besondere Bedeutung.

    Ja, und dann passiert es. Und zwar auf der Fahrt zu einem der ambulanten Termine. Bereits seit Tagen fühlte ich mich krank und ausgesprochen unwohl. Die Niereninfektion war erneut aufgeflackert, ist zurückgekehrt.

    Was wohl die immer und immer wiederkehrenden Infektionen auslöste? Darüber machte ich mir lange Zeit keine Gedanken. Ich verwünsche sie zwar, litt unter ihnen, hasste sie und wollte sie nicht, wollte doch viel lieber gesund sein. Dass sich eine verletzte, kranke Seele mitunter körperlich Gehör verschafft, soweit reichten mein Denken und mein Verständnis damals nicht.

    Was wusste ich denn schon von Körper und Seele? Wie weit waren Ärzte zu jener Zeit überhaupt mit dem Gedanken vertraut, dass Körper und Seele als Einheit gesehen und beides bei einer Behandlung mit einbezogen werden sollte? Bis man in der Medizin soweit war, bis solche Gedanken von den Ärzten überhaupt gedacht wurden, bis beide Aspekte dann in eine Behandlung mit einbezogen wurden, bis bei mir selbst solche Gedanken keimten, vergingen kostbare Jahre. So wurde ich immer und immer wieder von diesen Infektionen heimgesucht. Kaum hatte ich eine Behandlung hinter mich gebracht, kam oft schon die nächste – bisweilen sogar schon während der Therapie. Dann hieß es plötzlich: Das Antibiotikum sei nicht mehr wirksam, die Keime seien resistent geworden und ein anderes Medikament müsse her. Und alles fing von vorne an.

    An diesem bestimmten Morgen geht es mir nicht gut. Zu den üblichen Beschwerden ist etwas ganz Neues hinzugekommen. Ich kann es nicht richtig benennen, mir ist übel, ich fühle mich elend, in meinem Kopf dröhnt und pocht es, meine Glieder sind schwer wie Blei, ich weiß nicht wie…

    Früh am Morgen ziehe ich in Erwägung, die Untersuchung abzusagen, weil mir so unwohl ist. Dann entscheide ich mich aber doch für den Termin, denn es geht mir wieder etwas besser. Die Familie war aus dem Haus, der Mann bei der Arbeit, die Großen in der Schule und die Kleine im Kindergarten. Für den Fall, dass ich nicht rechtzeitig zurück sein kann, habe ich vorgesorgt. Das Mittagessen steht bereit, braucht lediglich in der Mikrowelle aufgewärmt zu werden. Sabine wird notfalls von der Tante ins Haus gelassen und wenn Thomas daheim ist, wird er sich kümmern. Darüber brauche ich mich nun wirklich nicht zu sorgen. Und so setzte ich mich in mein Auto und machte mich auf den Weg.

    Auf der Straße komme ich ganz gut voran und hatte es nicht mehr allzu weit, bis ich das Klinikum erreichen würde.

    Schlagartig verändert sich mein Zustand. Wie über mich ausgeschüttet, wie direkt vom Himmel auf mich gefallen, ist mir urplötzlich ganz elend zu Mute. Das undefinierbare, eigenartige Gefühl vom Morgen beschleicht mich wieder. Mir ist so komisch, so seltsam – ich weiß nicht wie, weiß nicht, was mit mir los ist.

    Nach einer Weile fühle ich mich sehr elend und krank, mir wird ganz bange. Meine Augen sehen wie durch eine trübe Milchglasscheibe. Die Landschaft um mich herum ist plötzlich trist und gräulich-weiß. Mein Mund fühlt sich trocken an, die Zunge klebt mir am Gaumen, der noch verbleibende Speichel in meinem Mund ist zäh wie Leim. Ich habe Schmerzen, mein Nierenbereich tut sehr weh. Mir ist so übel, so speiübel, wie noch niemals zuvor, und es quält mich ein überaus großer Durst. Ich sollte von der Straße runter, das Auto parken und weiß doch instinktiv, dass ich einen Arzt brauche, dass ich die Klinik schnellstens erreichen muss. Vor mir fährt ein orangeroter LKW. Ich orientiere mich krampfhaft an dessen grünem Nummernschild und flehe den Himmel um Beistand an, schicke ein Stoßgebet nach dem anderen mit der Bitte hinauf, dass ich diesen Höllentrip doch heil überstehen möge, ich und alle anderen Verkehrsteilnehmer auch. Der LKW erscheint mir beinahe wie ein Leitfahrzeug, denn ich hänge nahezu an seiner Stoßstange bis hin zur Klinik. Ich fixiere unentwegt das Nummernschild des Lasters vor mir, welches genauso milchig weiß aussieht wie alles vor meinen Augen. Seltsam, wo sind die kräftigen Farben hingekommen, denke ich kurz, warum hat sich rings um mich herum alles farblich so verändert, ist so milchig, trist und gräulich?

    Es gelingt mir, mein Auto zu parken. Doch dann bin ich kaum in der Lage, auszusteigen und die kurze Strecke in die Klinik zu gehen. Ich schaue mich um, ob ich vielleicht jemanden ansprechen und um Hilfe bitten kann. Aber es ist niemand in der Nähe. Ein ganzes Stück weiter vorne sehe ich einige Passanten, doch mein „Hallo verhallt ungehört irgendwo zwischen ihnen und mir. Ich kann mich aber nun nicht damit aufhalten, ob mich jemand hört oder sieht, ich muss selbst sehen, wie ich weiterkomme, wie ich mir helfen kann. „Einen kleinen Moment nur warten, nur ein wenig Geduld, gleich ist alles wieder vorbei und dann geht’s dir wieder besser – so rede ich mir selber gut zu. Aber nichts wird besser und nichts ist gut. Inzwischen ist das Krankheitsgefühl sehr groß. Ich muss mich rasch auf den Weg machen, ich muss irgendwie in die Klinik kommen. Mit wackligen Knien steige ich aus, suche Halt an der Autotür, versuche mich zu konzentrieren, ruhig zu atmen, was aber nicht geht. Abgehackt und stoßweise hole ich Luft. Mir ist so übel, so schlecht, ich würge und würge – ich brauche jemanden, brauche Hilfe. Mit letzter Kraft raffe mich auf, torkle mehr als dass ich laufe. Der Weg vor mir, der sich wie ein breites, milchig weißes Band durch das hässliche, wässrig anmutende Grün des Rasens schlängelt, kommt mir heute viel länger und verwinkelter vor als noch vor ein paar Tagen. Mir ist so übel; ich bemühe mich, diese zähe Masse in meinem Mund zusammen zu bekommen, um ausspucken zu können – was nicht geht. Fahre dann mit einem Taschentuch, das ich mir, schwankend wie eine Betrunkene und beinahe von dem milchigen Pfad abkommend, aus meiner Tasche gezogen habe, in meinen Mund, um diesen pappigen, klebrigen Schleim los zu werden, ohne das es mir wirklich gelingt, doch wieder etwas Speichel zusammen zubekommen, um etwas gegen diesen unnatürlich großen Durst zu tun.

    Irgendwann, mir scheint, nach einer halben Ewigkeit, erreiche ich die Ambulanz. Wie, das weiß der Himmel ganz alleine. Dort angekommen, schleppe ich mich zuerst zur Toilette. Mir geht es wirklich schlecht. Ein starker Brechreiz schüttelt mich. Mit der rechten Hand versuche ich, mich abzustützen, hänge dann über der Toilettenschüssel, zittere, würge und bin kaum in der Lage, mich aufrecht zu halten. Tränen laufen mir unentwegt über das Gesicht. Mein Magen, der an diesem Vormittag noch leer ist, krampft sich zusammen, gelblichgrüne Galle würge ich hoch und mir ist so elend wie noch niemals zuvor in meinem Leben. Mein Herz in mir klopft dumpf und hart, steigt immer höher, pocht mir im Hals, auf der Zunge, droht mich zu ersticken, und ich habe das Gefühl als müsse ich es mit der Galle aus mir herauswürgen.

    Zitternd, an der Wand entlang schleichend, begebe ich mich wieder hinaus auf den Gang und gleich hin zur Anmeldung. Ich nenne meinen Namen und bitte um Hilfe. Dann darf ich mich in einem der Ärztezimmer auf eine Liege legen, halte es aber dort nicht lange aus, mir ist so entsetzlich übel, und ich habe schon wieder das Gefühl, mich übergeben zu müssen. Quäle mich hoch, kann kaum stehen, will aber, muss zur Toilette. Meine Tasche lasse ich stehen, wo sie steht, peile die an sich braune, nun aber milchig-weiß-beige Türe an, torkle auf sie zu, öffne diese, suche kurz Halt am Türrahmen und sehe einen großen, schlanken Arzt aus einem der gegenüberliegenden Behandlungsräume kommen. Es ist Dr. Ludwig, ein mir bekannter Oberarzt. Er erkennt anscheinend die Situation sofort, springt zu mir her, greift mir unter die Arme, sieht mir ins Gesicht und fragt erschrocken: „Was ist denn mit Ihnen los? Die Beine unter mir geben einfach nach, fast dankbar, mich nicht mehr tragen zu müssen. Bevor ich zusammenbreche und dem Arzt in die Arme sinke, kann ich nur noch flüstern: „Mir ist so schlecht. Der Oberarzt brüllt um Verstärkung, schreit einige seiner Kollegen herbei. Sofort rennen mehrere Ärzte hektisch um mich herum und zerren mich in den gegenüberliegenden Behandlungsraum, legen mich dort auf eine Liege. Ohne Vorwarnung überfällt mich ein sehr heftiger Schüttelfrost. Mir ist furchtbar kalt, und ich zittere wie Espenlaub. Meine Zähne schlagen klappernd aufeinander, unter mir zittert die Liege mit mir im Gleichklang und gibt vibrierende Geräusche von sich. Man breitet eine Decke über mir aus, und noch eine. Ich friere entsetzlich und mir ist zu Mute, als befände ich mich nackt und bloß irgendwo am Nordpol. Vor Schmerzen weiß ich nicht, wie ich liegen soll. Ich wende und drehe mich in großer Pein. Mir wird der Blutdruck gemessen. Die Augenlider, die mir zugefallen sind, werden mir unsanft wieder aufgerissen, und ich sehe in das erschrocken dreinschauende Gesicht eines Arztes. Auf Geheiß von irgendjemandem wird mir von einer Arzthelferin ein Fieberthermometer in die Achselhöhle geschoben, dann rasch eine Brechschale vor das Gesicht gehalten, denn ich würge und habe schon wieder das Gefühl mich übergeben zu müssen. Die Arzthelferin nimmt das Fieberthermometer; 40,5 höre ich sie sagen, mit einer Stimme, als hätte sie Watte im Mund. Der schlimme Durst quält mich sehr; ich bitte um Wasser, bekomme ein volles Glas gereicht, trinke es gierig leer und erbreche es sofort wieder.

    Natürlich muss ich stationär bleiben und ich wehre mich nicht dagegen. Meine Beine tragen mich nicht mehr, ich kann nicht laufen. Ein Rollstuhl wird hergeholt, in den ich mich setzen darf. Ich bettle wieder um Wasser, bekomme noch einmal ein volles Glas in die eine Hand, dazu eine ganze Flasche in die andere gedrückt, die ich kaum zu halten in der Lage bin. So platziert schiebt man mich einige Zeit später auf die Station. Irgendwer gibt zu Hause Bescheid – ich kann nicht mehr, mir ist alles egal.

    Nach einiger Zeit, ich liege matt und sehr elend in meinem Bett, kommt ein Assistenzarzt zu mir ins Zimmer und nimmt mir Blut ab. Mir ist so heiß im Kopf, er schmerzt und ich habe das Gefühl, als sei er ein prall gefüllter Ballon, der jeden Augenblick zu zerplatzen droht. Als der Arzt meinen linken Arm in seine Hände nimmt, um eine geeignete Vene zu ertasten, sagt er kurz: „Wie heiß Sie sich doch anfühlen". Dann sehe ich zu, wie die rote Flüssigkeit in die Spritze gezogen wird und bemerke den erstaunten und sehr irritierten Blick des Arztes, als mein Blut in dem Röhrchen augenblicklich zu gerinnen beginnt. Noch bevor er die Nadel aus meiner Vene gezogen hatte, war das Blut zu einer festen Masse geworden. Der Arzt zieht die Nadel von der Spritze und bewegt schaukelnd die Ampulle auf und ab, hin und her, ohne dass sich an der Konsistenz des Blutes etwas veränderte. Ein weiterer Versuch, mir Blut abzunehmen, endet ähnlich. Die rote Masse füllt die Spritze aus, ist augenblicklich und komplett geronnen. Das finde ich natürlich schon seltsam, doch es erschreckt mich keinesfalls, denn ich weiß noch nicht, was das zu bedeuten hat.

    Irgendwann registriere ich schläfrig, dass Günter und Geli da sind, sie wollen mein Auto heimholen. Etwas hilflos und deplatziert sehe ich sie im Raum stehen. Geli lächelt verlegen, Günter steht unschlüssig da, geht die wenigen Schritte bis zu mir, hin zu meinem Bett nicht. Er lässt sich die Telefonnummer der Station in die Hand drücken, die kommentarlos in seiner Jackentasche verschwindet und wird aufgefordert, es mit dem Besuch für heute zu belassen und wieder zu gehen. Ein Wort, eine Geste, eine Berührung, etwas Trost und Mitgefühl… ob ich darauf gewartet habe… vergeblich darauf gewartet habe? Ist schon gut möglich.

    Mir kocht der Kopf, mir ist furchtbar heiß, bin verschwitzt, in meinem Schädel rauscht und dröhnt es, und das Herz hämmert hart gegen die Brust. Eine Schwester zieht mir ein frisches Hemd an und schaut auf das Fieberthermometer, welches man mir erneut gesteckt hatte und dass sie mir nun aus der Achselhöhle nimmt. Irgendwie registriere ich ihr Erschrecken – bin aber zu müde, fühle mich zu krank, um darüber nachzudenken, auch darüber, warum sie fast fluchtartig den Raum verlässt. Plötzlich geht es sehr hektisch in dem Zimmer zu; reges Treiben; alles rennt durcheinander; Stimmen entfernen sich, kommen wieder näher, überschlagen sich… von den Wänden hallt das Echo. Alles um mich herum empfinde ich als unerklärlich, unecht, unmöglich, so weit von mir entfernt. Halb schlafend, halb wachend schwemmen mich die Fieberwellen nach Hause. Ich bin da und doch nicht da, ich bin anwesend und doch weit weg. Das Letzte, an das ich mich bewusst erinnern kann, erscheint mir irgendwie surrealistisch, so seltsam, so anormal: eine Krankenschwester läuft hin und her, schleppt angestrengt und leicht gebückt Eiswürfel in einer Edelstahlschüssel heran. Diese Eiswürfel schüttet sie mir ins Bett und drapiert alle um meinen Körper herum. Ich werde regelrecht in Eis gepackt.

    Fieberwellen schwappen über mich und schaukeln mich zurück in meine eigene Kindheit. Barfuß durch den frisch gefallenen Schnee. Ich machte es dem Vater nach. ‚Wechselbäder‘ wurde das von ihm genannt. In der Küche stand die Schüssel mit heißem Wasser, auf dem Fußboden, vor seinem Platz. Der Gegenpart dazu lag draußen vor der Haustüre, unberührt, glitzernd und weiß: Der erste Schnee. Fußspuren im frisch gefallenen Schnee. Kleine nackte Füße laufen hinter großen her. Ein kleines Mädchen, stolzierend wie ein Storch; mit elektrisierendem Schauern vorwärtsschreitend, und die rotgefrorenen Füße nach jedem Schritt schüttelnd; wie eine Katze, die morgens durch taufeuchtes Gras schleicht. Ich sehnte mich nach Hause. Ob Sehnsucht eine Farbe hat? Mag sein, so weiß wie frisch vom Himmel gefallener Schnee.

    So ist es ist Abend geworden, Nacht, wieder ein neuer Tag und ein zweiter neuer Tag. Nun bin ich also schon wieder in dieser Klinik, und ich denke an meine Kinder – an meine Iris.

    Ich habe immer noch Fieber, wenngleich auch nicht mehr so hoch wie zuvor. Meine Bettnachbarin, die ich, als ich in das Zimmer gebracht worden war, nur kurz wahrgenommen habe, ist, ohne dass ich mich erinnern kann, in einen anderen Raum verlegt worden. Ich bin in dem Krankenzimmer alleine. Die Türe geht auf, ein Arzt, den ich von der Ambulanz her kenne, kommt herein, nimmt sich den Stuhl, welcher an einem kleinen Tisch steht, und setzt sich zu mir ans Bett. Mir kommt es so vor, als wollte er mir etwas erklären; er spricht aber stockend, in abgehackten und unfertigen Sätzen. Das Zuhören und seinen, wie es mir scheint, unverständlichen Sätzen einen Sinn geben zu wollen, strengt mich enorm an. Von einer Störung der Blutgerinnung spricht er, von Kulturen, die angelegt worden sind, von millionenfachen Keimen im Urin, massenhaft auch Keime in meinem Blut! Was soll ich damit anfangen, was dazu sagen? Mein Kopf schmerzt, der Bereich meiner Nieren auch. Immer noch habe ich eine Hitze in mir und weiß mit dem Gesagten wirklich nicht viel anzufangen. Nun ja, ich habe einen schlimmen Schub der bekannten Infektion, so viel weiß ich selbst. Und so sage ich zu dem Arzt: „Ja, es hat mich böse erwischt, es war wieder sehr schlimm. Darauf entgegnete er: „Es war noch nie so schlimm! Wobei er das „Nie und dass „So bedeutend in die Länge zog. Es war noch nie so schlimm? Ja, das stimmt, so dramatisch angefangen hatte es noch nie. Das war neu. Und ja, es wurde auch von mir selbst als schlimm erlebt. Das war auch neu. Mir war so elend wie noch niemals zuvor. Das stimmte auch. Was soll das bedeuten, Keime im Blut, und wie kommen sie da hinein? Diese Frage stelle ich dem Arzt. „Sie haben eine Urosepsis erlitten", sagte er leise zu mir. „Eine was habe ich erlitten"?

    Ich hatte mich nie wirklich mit medizinischen Fachausdrücken beschäftigt und habe diesen Begriff noch nie zuvor bewusst gehört. Er sagte mir nichts.

    Verständnislos und mit fiebrigen Augen schaue ich den Arzt an und höre ihn mit leiser, ernsten, fast tonlosen Stimme noch einmal sagen: „Sie haben eine Urosepsis erlitten – Bakterien im Blut"!

    Von dem Arzt geht irgendwas Unsicheres, Nervöses aus. Ständig hat er die Finger vor dem Mund, zupft sich unentwegt an seinem Schnauzbart, so als zähle er die einzelnen Barthaare, und ich weiß nicht recht, was er eigentlich von mir will. Er spricht – wie mir scheint – in Rätseln. Bakterien im Blut? Wo lag der Unterschied zu Bakterien im Urin? Dann brauche ich halt wieder ein Antibiotikum, und bekomme es ja auch schon. Was also ist schon Besonderes dabei? Mit der Ausdrucksweise des Arztes, mit seinem sonderbaren Verhalten, dem Drucksen seiner Worte weiß ich leider nichts anzufangen, weiß nicht, was er meint und auf was er hinauswill. Mir schmerzt der Kopf, ich bin müde, die Augen tun weh und bevor sie mir zu fallen, höre ich mich noch sagen: „Ich muss nach Hause – meine Iris!"

    Als ich die Augen wieder öffne, ich weiß nicht, wie viel Zeit inzwischen vergangen ist, bin ich wieder alleine im Zimmer. In meinem Kopf schwirren mir lauter fremdartige Wörter. Was hatte der Arzt vorhin gesagt, was war dieses Mal so anders, so besonders? Bakterien in meinem Blut? Was bedeutet das denn nun wirklich? Was hatte der Arzt denn genau zu mir gesagt? So viele Gedanken! Sie verdichten sich zu einer Masse in meinem Kopf, fallen laut scheppernd aus mir heraus, kullern allesamt über den Boden, irgendwo hin, verkriechen sich in Ecken, und ich weiß nicht mehr, über was ich mir eigentlich den Kopf zerbreche. Dann suche ich wieder dieses eine bewusste, fremde Wort, welches anscheinend eine neue Diagnose in sich trägt – bei aller Anstrengung: es fällt mir nicht mehr ein. Ich werde die Ärzte noch einmal fragen müssen.

    Schon sind meine Gedanken wieder daheim, daheim bei meinen Kindern. Wie wird es ihnen gehen, wie kommen sie damit zurecht, dass ihre Mutter zu einem ambulanten Termin aufbrach und dann nicht zurückgekommen ist? Was ist es für ein schreckliches Gefühl, nichts ahnend aus der Schule heim zu kommen und die Wohnung ist kalt, ohne Geräusche und leer! Einzelne Bruchstücke schaurigen Szenen in meinem Kopf – tief verschüttete traumatische Kindheitserinnerungen – hatte ich das nicht selbst schon einmal erleben müssen? Dann wieder: wie wird es Iris gehen, was macht diese neuerliche Situation mit meinem Kind? Hat die Tante genug an Liebe, Verständnis und Geduld, nicht nur für Sabine, sondern auch für sie? Obwohl ich weiß, dass meine Schwägerin sofort und ohne langes Federlesen einspringen, das Tun und Sagen übernehmen wird, fehlt ihr doch das Verständnis für unsere Kinder, besonders für die Not der beiden großen. Sabine wird geherzt und umsorgt von der Tante, fast wie ein eigenes Kind. Sie ist gerade mal vier Jahre alt, leicht zu handhaben, hat eine sonnige, fröhliche Art, wird von allen im Haus geliebt und erwidert diese Liebe zu jedem. Sie ist der Augenstern ihres großen Bruders und liebt diesen heiß und innig. Iris hingegen gibt sich rebellisch, eckt an, wehrt sich gegen alle Zwänge und Regeln lautstark und energisch. Ungerechtigkeiten sind ihr ein Gräuel. Sie nimmt diese nicht so ohne weiteres hin. Alles aber, was schwach und hilflos ist, glaub sie unterstützen zu müssen. Draußen, im Umgang mit Anderen, besonders, wenn sie ihrem Gerechtigkeitssinn entsprechen, ist sie ein ganz normales Mädchen, ist beliebt und ein Vorzeigekind. In der Familie jedoch gibt sie sich widerspenstig, ist aufmüpfig, in sich gekehrt und selten zugänglich. Wir beide, sie und ich, haben es zeitweise recht schwer miteinander. Obwohl ich sie sehr liebe, stellt sie diese Liebe immerzu in Frage, testet sie fortwährend bis an ihre äußersten Grenzen aus und schiebt sie doch gleichzeitig ständig von sich weg. Obwohl sie mich sehr liebt, erkenne und verstehe ich die verschlüsselten Botschaften ihrer verzweifelten Liebesbezeugungen (noch) nicht. Ich kann nicht verstehen und nicht so richtig begreifen, was dieses kämpfende, pubertierende Kind so umtreibt und ständig zu quälen scheint, reagiere somit oft unangebracht und intolerant.

    Das Verhalten der Tante zahlt sie dieser auch schon mal mit gleichem Verhalten heim. So beschwerte sich die Schwägerin eines schönen Tages darüber, dass Iris sie angeblich nicht grüße: „Die kann mich anscheinend nicht grüßen." „Die hat einen Namen, gebe ich verunsichert und kleinlaut zur Antwort. Dass hier Iris gemeint war, darüber gab es für mich keinen Zweifel. Ich kam vom Einkaufen, die Schwägerin hatte gewaschen, hing ihre Wäsche auf. Indem sie sich kaum merklich zu mir herdrehte, meinen Gruß nicht erwiderte, flog mir dieses „die kann mich anscheinend nicht grüßen entgegen. Nur ein flüchtiger Gedanke in meinem Kopf: „du mich anscheinend aber auch nicht".

    Auf eine Diskussion mit ihr mochte ich mich jedoch nicht einlassen, wollte mit meinem Kind reden, wollte von Iris wissen, wie sich die Sachlage verhielt. Und so erfuhr ich von meiner Tochter, dass ihr der Gruß einfach nicht abgenommen und immer wieder ignoriert worden war. Und nun, logische Konsequenz für meine Iris, grüße sie halt auch nicht mehr.

    Ich hatte da andere Vorstellungen: „Du kannst die Tante grüßen, sagte ich aufgebracht, „du brichst dir dabei bestimmt keinen Zacken aus der Krone. Hierin war Iris konsequent, wie bei allen Ungerechtigkeiten. Sie machte und verhielt sich so, wie sie es für richtig hielt. Und in diesem Fall hieß das: Wenn die Tante mein Grüßen ignoriert, kann ich es ebenso gut auch bleiben lassen. Ich wollte meinem Kind Lieblosigkeit, Kritik und Anfeindungen ersparen, hätte gerne freundliche und lobende Worte über sie gehört und ging stets davon aus, sie müsse sich so verhalten, dass ich diese Worte auch zu hören bekäme. Und so sagte ich dann noch zu ihr: „Du bist die Jüngere, du kannst zuerst grüßen. Und für den Fall, der Gruß wird dir nicht erwidert, kannst du auch das nächste Mal bitteschön grüßen. Dieser Ermahnung hängte ich den wenig erfolgversprechenden dummen Satz dann noch an: „Der Klügere gibt nach. Meine Tochter war davon wenig beeindruckt und zeigte mir das auch ganz deutlich. Sie blieb sich selber und ihren Prinzipien treu: Ungerechtigkeiten – nicht mit ihr.

    Nun sagt mir mein Gefühl, dass dieses Kind, gerade dieses Kind, mich jetzt sehr bräuchte. Thomas hingegen bietet nach außen hin keine Angriffsfläche, was nicht heißt, dass er unter den gegebenen Situationen weniger leiden würde. Kritik und Schimpfen von seitens der Tante übersieht und überhört er meistens ohne irgendeinen Kommentar. Alles Unliebsame, so scheint es, prallt an ihm ab; er gibt sich unbeteiligt und neutral. Mein Sohn schützt sich und sein Innerstes, indem er ignoriert, sich blind und taub stellt und seiner Wege geht. Seine ganze Fürsorge aber gehört seiner kleinen Schwester. Doch wer sieht die stille Not dieses Jungen, der sich zwar nach außen hin groß und stark gibt, dennoch ein Kind – mein Kind – ist? Und wo ist der Vater dieser Kinder, was macht er? Er ist mit sich selbst beschäftigt und hält sich, wie so oft, aus allem heraus.

    Erneut geht die Türe auf, wieder tritt der zuvor hier gewesene Arzt ins Zimmer und mit ihm Dr. Kreutner, der Stationsarzt. Nun sitzen beide an meinem Bett. Mich treiben die Sorgen um Iris um, und ich weine um mein Kind, um meine Kinder. Ich will nach Hause, oder zu mindestens in den Heimatort verlegt werden, in unser Krankenhaus. Mit meiner rechten Hand, die zum Schutz der Infusionsnadel mit einem Verband fest umwickelt ist, wische ich mir immer wieder über die tränennassen Augen. Ich muss nach Hause zu meinen Kindern, oder wenigstens in das bekannte Krankenhaus. Da wäre ich ihnen ein ganzes Stück näher und sie könnten mich besuchen, wann immer sie wollten. Iris, sofern sie möchte, gleich nach der Schule; die ist am selben Ort. Das versuche ich den beiden Ärzten zu erklären und erzähle von der notvollen Situation zuhause und der Drohung, die Iris erst kürzlich aussprach: Dem Ausreißen von Daheim. Die beiden Ärzte zeigen sich verständnisvoll, denken laut über die Möglichkeit nach, Iris nach hier her, in die Klinik zu holen. Immerhin gäbe es ja auch Situationen, wo Mütter bei ihren Kindern in der Klinik sind. Warum denn nicht auch ein Kind bei der Mutter?

    Mit meiner Hand, an welcher der Verband inzwischen ganz nass ist, wischte ich mir erneut über die Augen und erwidere mit unterdrücktem Weinen: „Das wird Iris nicht machen wollen. Wir beide verstehen uns schon geraume Zeit nicht besonders gut. Dieses Kind bekämpft alles, was von mir kommt. „Ach so, höre ich da Dr. Kreutner lediglich sagen und sein junger Kollege schweigt.

    Darauf haben beide wohl nichts zu erwidern, wissen nicht weiter und der Stationsarzt versucht mich nun mit medizinischem Bange-machen zum Bleiben zu motivieren: „Sie könnten während der Fahrt versterben"! Dass diese Gefahr tatsächlich bestand, wusste ich zu jenem Zeitpunkt noch nicht. Wie unfair, und was für ein Quatsch denke ich, jetzt kommt er mir mit solchen Einschüchterungsversuchen, wie unprofessionell und wie unnötig! Ich habe von meinem Krankheitsbild so wenig begriffen, dass ich auch mit keinem Gedanken die Möglichkeit in Betracht ziehe, er könnte womöglich mit seiner Aussage Recht haben und mich eben doch professionell auf die Möglichkeit eines eventuellen Versterbens hinweisen. Ich aber bin blind und taub und krank und müde. Ich bin unwissend und mache mir Sorgen um meine Kinder. Wenn ich wenigsten in unserem bekannten Krankenhaus wäre, dort kennt man mich gut, und ich wäre erreichbar für meine Familie, oder zumindest besser erreichbar. Solche und ähnliche Einwände bringe ich vor. Ich will ganz sicher verlegt werden. Die beiden Ärzte verlassen mich resigniert, und ich fragte mich ernsthaft, warum ihre Gesichter so viel Erschrecken ausdrücken. Dass sie sich ernstliche Sorgen um mich, ihre Patientin machten, das erkenne und begreife ich nicht. So oft hatte ich doch schon diese schweren Niereninfektionen. Fieber, Schmerzen, Antibiotika und wieder Fieber und wieder Schmerzen und wieder Antibiotika, das war doch wirklich nichts Ungewöhnliches, nichts Neues. Oder doch? Neu für mich waren der Schüttelfrost, diese entsetzliche Übelkeit, das nicht `klar-sehen-können` und all diese befremdlichen Symptome, dieser Klebstoff in meinem Mund. Und, nun ja, da waren noch die sehr hohen Temperaturen, 41,5 zeigte das Thermometer an jenem ersten Tag an, dass weiß ich inzwischen. So hoch war das Fieber wirklich noch zu keinem anderen Zeitpunkt vorher. Aber jetzt ist es doch nicht mehr hoch! Zusammen mit der Infusionsflüssigkeit fließt ein Antibiotikum in meine Vene, in meinen Körper – was kann mir schon passieren? Ich verstehe meinen Zustand nicht, verstehe nicht, dass ich in Lebensgefahr schwebe, erkenne nicht den Ernst der Situation. Genau wie bei der schwierigen Autofahrt, machen sich noch einmal mehrere unsichtbare Helfer zu mir auf den Weg. Wie viele Schutzengel Gott einem wohl an die Seite stellen muss, wenn man leben möchte, diesem Wunsch aber, wenn auch unwissend, entgegenwirkt?

    Es ist schon dunkel, als die Türe zu meinem Zimmer noch einmal aufgeht und Professor Humbold zusammen mit Dr. Ludwig, dem Oberarzt, zu mir ans Bett tritt. Der Professor schiebt den Stuhl beiseite, auf dem vor noch nicht allzu langer Zeit der Stationsarzt gesessen hatte und auf dem nun Dr. Ludwig Platz nimmt. Er selbst setzt sich, nachdem er die Decke etwas beiseitegeschoben hatte, zu mir aufs Bett. „Was muss ich von Ihnen hören?, fragt er, nimmt meine Hände zwischen die seinen und sieht mich mit ernster Miene an. „Ich mache mir Sorgen um meine Kinder und möchte in unser Krankenhaus verlegt werden, antwortete ich mit müder, fast tonloser Stimme und sehe beide mit um Verständnis bittenden Augen an. Kein anderer Gedanken lässt sich von mir denken. Kein anderer Gedanke ist in mir, kein anderer Gedanke ist wichtiger, kein anderer wiegt so viel. „Sie sind so krank, sagt da der Chefarzt, „eigentlich gehören Sie auf die Intensivstation, dass Sie dort nicht liegen, hat lediglich mit dem Umstand zu tun, dass es dort sehr hektisch und laut zugeht, hier haben Sie mehr Ruhe, und wir passen auch hier alle gut auf Sie auf. „Aber bitte, Herr Professor, verstehen Sie doch, meine Kinder… Darauf sagt er, jedes Wort einzeln betonend: „Wenn Sie meine Frau wären, dann kämen Sie mir nicht aus diesem Bett, geschweige denn aus diesem Haus! Dr. Ludwig hört zu und schweigt. Und ich? Ist mein Denken irgendwie beeinträchtigt, bin ich zu krank, um ermessen zu können, was ich zu tun beabsichtige? Bin ich etwa begriffsstutzig oder ist es die Sorge um meine Familie, die mich all die Worte zwar hören, aber nicht verstehen und nicht befolgen lässt? Obwohl ich diesen Professor sehr schätze, obwohl ich große Stücke von ihm halte, obwohl mich auch nicht kalt lässt, was er da sagt, obwohl ich dem Oberarzt Vertrauen entgegenbringe und niemandem zu nahetreten möchte, gleichwohl ich leben und gesundwerden möchte, begreife ich den Ernst der Lage leider immer noch nicht. Und so fand die Verlegung noch am selben Abend statt.

    Zuvor aber musste ich ein Formular unterschreiben, das festhielt, dass es mein eigener Wunsch und Wille ist, verlegt zu werden. „Wir müssen uns absichern – mit diesen Worten hält der Stationsarzt mir das Blatt zum Unterschreiben hin. „Wir müssen uns absichern für den Fall, Sie verstürben während der Fahrt. Ein kurzes, beklemmendes Gefühl in mir, aber nicht heftig genug, um einzulenken. Jeder normal denkende Mensch hätte es spätestens in diesem Moment getan. Und warum tat ich es nicht? Darauf habe ich keine wirkliche Antwort. Aus der Distanz heraus kann ich heute nur sagen: medizinisches Unwissen. Ich habe den Ernst der Lage nicht ausreichend genug verstanden.

    Und schon stehen sie an meinem Bett, die Sanitäter mit ihrer Trage, nehmen Überweisungsformular und Diagnoseinformation für die behandelnden Ärzte in dem bekannten Krankenhaus entgegen und schnallen mich auf der Trage fest. Wenn auch für jeden von uns unerkannt, wohl auch von keinem von uns bedacht, so hielt sich doch wieder eine unsichtbare Schar von Schutzengeln bereit. Ob es wohl auch welche für Ängste, Gesundheit und Heimweh gibt?

    In dem Krankenhaus, in das ich verlegt werde, hatte die Nachtschicht bereits begonnen. Hier komme ich nun auf die Intensivstation. Links neben mir, lediglich durch eine Spanische Wandgetrennt, schnarcht geräuschvoll ein anderer Patient, irgendein fremder Mann. Der diensthabende Arzt, Dr. Kaulmann, ein junger, großer und schlanker Mann, den ich schon von früheren Aufenthalten her kenne, tritt an mein Bett und fragt: „Warum haben Sie sich verlegen lassen, was haben Sie sich dabei gedacht"? Was ich mir dabei gedacht habe? An sich nichts Besonderes; Kinder habe ich, drei an der Zahl, und ich sorge mich um sie.

    Genau wie bei den Nephrologen im Klinikum klingt mir die Tonlage seiner Stimme ähnlich schockiert und verständnislos in den Ohren. Ich wollte, dass meine Stimme fest und im Bewusstsein der Richtigkeit meines Handelns, überzeugend klingt, aber sie hört sich jämmerlich an. Die einzelnen Worte verhaken sich in meinem Mund und ich stocke augenblicklich, als die Erkenntnis mich trifft: er versteht nichts von dem, was du sprichst, was du ihm überhaupt sagen willst.

    Jahre später war es mir schon klar, dass sein medizinisches Verständnis und seine Sorge zu allererst dem Patienten galt und dessen Wohlbefinden oberste Priorität zu sein hat. Welcher Arzt interessiert sich denn schon für zwischenmenschlich Dramen, wenn es beim Patienten ums Überleben geht? Eine tote

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