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Lewis Hamilton: Die Biografie. Rekord-Grand-Prix-Sieger und F1-Weltmeister: Das Leben des Formel-1-Rennfahrers auf und neben der Rennstrecke. Mit vielen Fotos - das Geschenk für Motorsport-Fans!
Lewis Hamilton: Die Biografie. Rekord-Grand-Prix-Sieger und F1-Weltmeister: Das Leben des Formel-1-Rennfahrers auf und neben der Rennstrecke. Mit vielen Fotos - das Geschenk für Motorsport-Fans!
Lewis Hamilton: Die Biografie. Rekord-Grand-Prix-Sieger und F1-Weltmeister: Das Leben des Formel-1-Rennfahrers auf und neben der Rennstrecke. Mit vielen Fotos - das Geschenk für Motorsport-Fans!
eBook540 Seiten7 Stunden

Lewis Hamilton: Die Biografie. Rekord-Grand-Prix-Sieger und F1-Weltmeister: Das Leben des Formel-1-Rennfahrers auf und neben der Rennstrecke. Mit vielen Fotos - das Geschenk für Motorsport-Fans!

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Über dieses E-Book

Das schillernde Porträt einer Formel-1-Legende

Die Erfolge von Lewis Hamilton lassen sich nur in Superlativen messen. Er hat sich so viele WM-Titel wie Michael Schumacher erkämpft, die meisten Grand-Prix-Siege eingefahren und wurde mit mehr Ehrungen überhäuft als jeder Motorsportler vor ihm. Der 1985 geborene Brite erhielt von seinem Vater in weiser Vorausschau den Nachnamen des legendären Sprinters Carl Lewis als Vornamen und erkämpfte sich mit gerade einmal 23 Jahren den ersten Weltmeistertitel. Durch seinen riskanten Fahrstil lockt er bei den Formel-1-Übertragungen Millionen von Zuschauern vor die Bildschirme, die gebannt seinen Manövern folgen.
Doch wer ist Lewis Hamilton wirklich? Frank Worrall zeichnet das packende Porträt eines weltberühmten Motorsportlers, der durch seine markigen Sprüche oftmals für Empörung sorgt, aber zeitgleich vegane Ernährung und Tierschutz propagiert. Während er auf der Rennstrecke Runde um Runde in atemberaubendem Tempo zurücklegt, spielt er in seiner Freizeit Klavier und Gitarre und engagiert sich bei Anti-Rassismus-Demonstrationen. Die spannende umfassende Biografie wird Hamilton als Menschen und Sportler gerecht, punktet mit Fachwissen und lässt die Herzen der hartgesottenen Formel-1-Fans höherschlagen. Ein wahrer Pageturner – aufregend wie ein Meisterschaftsrennen.
SpracheDeutsch
HerausgeberHannibal
Erscheinungsdatum11. Nov. 2021
ISBN9783854457183
Lewis Hamilton: Die Biografie. Rekord-Grand-Prix-Sieger und F1-Weltmeister: Das Leben des Formel-1-Rennfahrers auf und neben der Rennstrecke. Mit vielen Fotos - das Geschenk für Motorsport-Fans!

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    Buchvorschau

    Lewis Hamilton - Frank Worrall

    Frank Worall

    LEWIS

    HAMILTON

    Die Biografie

    Aus dem Englischen von Simone Blass

    www.hannibal-verlag.de

    Danksagung

    Besonderer Dank gilt James Hodgkinson, Toby Buchan, Ruth Logan, Valentina Paulmichel, Ilaria Tarasconi und allen bei John Blake und Bonnier.

    Ferner danke ich Dave Morgan, Chris Hockley, John Murray, Tim Poole, Darren und David Simpson, Rupert Morrall und Will Webb, Kevan Manwaring, Ben Felsenburg, Colin Forshaw, Ian Rondeau, Steven Gordon, Russel Forgham, Roy Stone, Lee Hassall, Danny Bottono, Mick Morris, Catherine Collin, Tom Henderson Smith, Sally und dem wunderbaren Team von St Julia’s Hospice in Hayle.

    Und nicht zu vergessen: Frankie, Jude, Nat, Bob und Stephen, Mum und Dad.

    Widmung

    Für Angela, 1966 bis 2020. Du bist Celtic, United …

    das beste Team, das ich je gesehen habe.

    Der Autor

    Der englische Sportjournalist Frank Worrall hat über 15 Bücher verfasst und gehört zu den renommiertesten Autoren im Sportbereich. Nach dem Literaturstudium arbeitete er für die Sunday Times, die Daily Mail und die Sun und konzentrierte sich danach auf seine populären Fachgebiete Motorsport, Fußball und Boxen.

    Impressum

    Deutsche Erstausgabe 2021

    © 2021 by Hannibal

    Hannibal Verlag, ein Imprint der KOCH International GmbH, A-6604 Höfen

    www.hannibal-verlag.de

    ISBN 978-3-85445-718-3

    Auch als Paperback erhältlich mit der ISBN 978-3-85445-717-6

    Titel der Originalausgabe: LEWIS HAMILTON – The definitive biography of the greatest racing driver of all time

    © Text Frank Worrall 2007, 2009, 2015, 2016, 2018, 2021

    Erstmals veröffentlicht im UK von John Blake Publishing, einem Imprint von Bonnier Books UK, Victoria House, Bloomsbury Square, London, WC1B 4DA

    Im Eigentum von Bonnier Books, Sveavägen 56, Stockholm, Schweden

    ISBN 978-1-78946-462-7

    © Coverdesign: Annie Arnold / Thomas Auer

    © Coverfoto: Mark Thompson, Getty Images

    © Backcoverfoto: HOCH ZWEI / dpa Picture Alliance / picturedesk.com

    Grafischer Satz in deutscher Sprache: Thomas Auer

    Übersetzung: Simone Blass

    Deutsches Lektorat und Korrektorat: Dr. Matthias Auer

    Hinweis für den Leser:

    Kein Teil dieses Buchs darf in irgendeiner Form (Druck, Fotokopie, digitale Kopie oder einem anderen Verfahren) ohne schriftliche Genehmigung des Verlags reproduziert oder unter Verwendung elektronischer Systeme verarbeitet werden.

    Der Autor hat sich mit größter Sorgfalt darum bemüht, nur zutreffende Informationen in dieses Buch aufzunehmen. Alle durch dieses Buch berührten Urheberrechte, sonstigen Schutzrechte und in diesem Buch erwähnten oder in Bezug genommenen Rechte hinsichtlich Eigennamen oder der Bezeichnung von Produkten und handelnden Personen stehen deren jeweiligen Inhabern zu.

    Inhalt

    Einleitung

    Kapitel 1

    The Real Special One

    Kapitel 2

    Roots, Rock, Reggae

    Kapitel 3

    Der junge Wilde

    Kapitel 4

    Ein Erfolgsrezept

    Kapitel 5

    In Sennas Fussstapfen

    Kapitel 6

    Big Ron, Teamchef

    Kapitel 7

    Der Zauberer in Oz

    Kapitel 8

    Rumble in the Jungle

    Kapitel 9

    Der Junge, der die Formel 1 rettete

    Kapitel 10

    Blechschaden in Monte Carlo

    Kapitel 11

    Ein Hoch auf Kanada

    Kapitel 12

    In Amerika wird ein Idol geboren

    Bilderstrecke

    Kapitel 13

    Der Rennfahrer

    Kapitel 14

    Silberstreifen am Horizont

    Kapitel 15

    Schumi und die britische Garde

    Kapitel 16

    Die Fehde mit Alonso

    Kapitel 17

    Kaltgestellt vom „Eismann"

    Kapitel 18

    In letzter Sekunde

    Kapitel 19

    Red Bull – die volle Ladung

    Kapitel 20

    Licht am Ende des Tunnels

    Kapitel 21

    Doppelt hält besser

    Kapitel 22

    Nico ist nicht mein Freund

    Kapitel 23

    Der dreifache Weltmeister

    Kapitel 24

    Das Duell mit Vettel

    Kapitel 25

    Gib mir fünf

    Kapitel 26

    Im siebten Himmel

    Kapitel 27

    Der Grösste aller Zeiten

    Kapitel 28

    Wüstensturm

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    Einleitung

    Lewis Hamilton hätte am 12. Dezember 2021 eigentlich seinen achten Weltmeistertitel in der Formel 1 sein Eigen nennen können, wäre ihm diese Ehre – mit einem Sieg hätte er Michael Schumacher übertrumpft – nicht durch eine der umstrittensten Entscheidungen der Rennsportgeschichte verwehrt geblieben. Bestürzt brach Lewis daraufhin nach Amerika auf und entschied sich dafür, sich vorerst den Medien fernzuhalten, bis er schließlich im Februar 2022 verkündete: „Ich bin zurück!" Er werde jetzt alles daransetzen, um Max Verstappen den Titel wieder abzunehmen.

    Lewis hatte Schumacher bereits mit 100 Grand-Prix-Siegen in den Schatten gestellt. 2020 zog er mit dem Deutschen gleich, als er den sechs Titeln, die er 2008, 2014, 2015, 2017, 2018 und 2019 gewann, einen siebten hinzufügte.

    Ein weiterer Maßstab für seine Leistung war, dass sein Vorgänger als erfolgreichster britischer Rennfahrer aller Zeiten sein Landsmann Sir Jackie Stewart war … mit nur drei Titeln.

    Nach seinem siebten Titelgewinn in der Türkei feierte Lewis bis in die Nacht hinein. Die Bedeutung seiner Leistung war ihm wohl bewusst. Er sagte: „So wie Michael einen siebten Titel zu gewinnen, ist ein unglaubliches Gefühl. An alle Kids da draußen, die vom Unmöglichen träumen: Auch ihr könnt all das erreichen!"

    Lewis hatte bewiesen, dass er der beste Fahrer der Welt war. Der Junge aus bescheidenen Anfängen in Stevenage, Hertfordshire, war ein Weltstar und eine Ikone. Sein Gesicht schmückte Zeitschriften und Werbetafeln, die nichts mit Motorsport zu tun hatten, und er war weltweit ein gefragter Gast in Fernsehshows.

    Lewis Hamilton wurde das erste globale Promi-Phänomen der Formel 1. Er war mehr, viel mehr als nur ein Rennfahrer, aber seinen Namen hatte er sich im Motorsport gemacht. Der Weg zur Legende ist jedoch nicht einfach gewesen: Während der langen Durststrecke zwischen seinem ersten und zweiten Titel hatte er so manchen Albtraum zu durchleben. Unterwegs brach Lewis mit seinem Vater Anthony (und schloss schließlich 2014 wieder Frieden mit ihm), sah, wie sein Mentor Ron Dennis McLaren verließ – und verließ schließlich selbst das legendäre Rennteam, das seit seiner Kindheit sein Zuhause war. Lewis wechselte 2013 von McLaren zum aufstrebenden Mercedes-Rennstall – ironischerweise ersetzte er Schumacher –, und dann folgte Erfolg auf Erfolg.

    Einige Experten waren jedoch der Ansicht, dass er, obwohl er zweifellos ein Siegertyp auf der Strecke ist, in der britischen Öffentlichkeit nie zu den wirklichen Gewinnern gehören werde. Sie meinten, er sei zu arrogant und werde von Geld, von Bling-Bling und vom Showbusiness zu sehr angezogen, als dass sie ihn in ihr Herz schließen könne. Diese Einschätzung wurde allerdings Lügen gestraft, als Lewis zweimal, 2014 und 2020, zur BBC-Sportpersönlichkeit des Jahres gewählt wurde – eine Auszeichnung, die ausschließlich von der Öffentlichkeit vergeben wird. Und um einem wundervollen Jahr 2020 buchstäblich die Krone aufzusetzen, erhielt er von der Queen im Rahmen der New Year’s Honours List noch den Ritterschlag obendrauf.

    Die Saison 2021 sollte sich anschließend als Thriller erweisen, als Lewis mit dem Fliegenden Holländer Max Verstappen um den achten Titel kämpfte, den er so sehr anstrebte. Der 23-jährige Herausforderer gegen die 36-jährige Legende. Diejenigen, die Lewis’ Hunger auf einen weiteren Titel in Frage gestellt hatten, wurden bald schon zum Schweigen gebracht – bis zur Halbzeit hatte er Max’ 32-Punkte-Vorsprung zunichtegemacht und sich mit teuflisch guten Fahrkünsten und waghalsigen Überholmanövern die Führung in der Fahrerwertung mit acht Punkten Vorsprung erkämpft.

    Von seinen angestammten Wurzeln in Grenada, seinem bescheidenen Start ins Leben in einer Sozialsiedlung in Stevenage und langen Jahren eiserner Entschlossenheit in den unteren Klassen des Rennsports über eine glorreiche Debütsaison in der Formel 1 und die erste Weltmeisterschaft im Jahr 2008 bis hin zu seinen Duellen mit Verstappen 2021 – das ist die Geschichte von Lewis!

    Erhebe dich, Sir Lewis Hamilton, Größter aller Zeiten – das ist dein Leben.

    Frank Worrall, London, 2022

    Kapitel 1

    The Real Special One

    Zunächst eine demütige Entschuldigung von mir (und Damon Hill) an die Adresse von Lewis Hamilton: Asche auf mein Haupt, ich war einer der vielen, die Damon im Januar 2007 zustimmten, als er sagte, dass Lewis wahrscheinlich eine halbe Saison bekommen werde, um sich zu beweisen. Auch dachte ich, ihm wäre vielleicht alles zu viel und er würde ohne Aufsehen beiseitegeschoben werden und vielleicht eingeschüchtert zurück in die GP2-Serie wechseln, bis er wirklich bereit für die große Herausforderung wäre, und ein erfahrenerer Fahrer würde Fernando Alonsos Angriff auf den sicherlich unvermeidlichen dritten WM-Titel zu parieren versuchen. Sorry, Lewis …

    So kann man sich täuschen. Sogar der große Damon Hill hat sich geirrt, und wenn sich jemand mit Fahrern auskennt, dann er. Doch waren Anzeichen dafür, dass Lewis quasi ohne großes vorheriges Training ins kalte Wasser der Formel 1 geworfen wurde, mit Sicherheit da. Und die produzierten Fragezeichen. Für ihn sprachen andererseits jedoch die neunjährige Ausbildung bei McLaren, das für gewöhnlich unfehlbare Urteil des McLaren-Teamchefs „Big Ron" Dennis und seine Leistungen und Ergebnisse der Saison davor in der GP2-Serie, als er auf den WM-Titel zu brauste.

    Eines war dann aber schnell klar: Lewis Hamilton war kein „one-season wonder". Der Junge war auf lange Sicht hier. Endlich gab es einen britischen Helden, den wir alle in den Himmel loben konnten.

    Lewis Hamilton ist einzigartig: Er ist „The Real Special One" und passt wunderbar in die Schuhe, die einst Chelseas und Man Uniteds ehemaligem Trainer José Mourinho vorbehalten waren.

    Der junge Mann, der im Formel-1-Zirkus schnell als „Stevenage Rocket" bekannt wurde, brach bald alle Rekorde, während er einen Sieg nach dem anderen einfuhr: der erste schwarze Formel-1-Pilot, der erste Rookie, der mehr als zwei Podestplätze in Folge erreichte, der erste schwarze Fahrer, der einen Formel-1-Grand-Prix gewann, einer von nur zwei Fahrern der gesamten Formel-1-Geschichte, die in ihrer ersten Meisterschaftssaison mehr als ein Rennen gewannen, der erste Fahrer, der in seiner Debütsaison mehrere Siege in Folge von der Pole Position erzielte, der jüngste Brite, der jemals einen Grand Prix gewonnen hat, der jüngste Fahrer, der je die Weltmeisterschaftswertung anführte … und natürlich der erste Rookie und schwarze Fahrer, der in seiner ersten Saison ein ernsthafter Anwärter auf den Titel war.

    Wie diese Auflistung zeigt, war dies ein wirklich erstaunliches Debüt, das jedoch nur den Anfang vieler Erfolge markierte. Am Ende der Saison war Lewis Hamilton der Favorit für die begehrte BBC-Auszeichnung „Sportler des Jahres" im Dezember 2007 – tatsächlich aber hatte sich Buchmacher Paddy Power fünf Monate davor im Juli noch geweigert, weitere Wetten auf Lewis anzunehmen.

    Lewis war es zu verdanken, dass dies auch eine Saison war, die das Gesicht der Formel 1 für immer veränderte und ein größeres, vielfältigeres Publikum anlockte. Der Motorsport wandelte sich von einem eher langweiligen Fansport zu einem aufregenden Sportevent, das nicht nur eingefleischte Fans, sondern uns alle in seinen Bann zog, als es sich seinem spannenden Finale näherte.

    Lewis war völlig erstaunt darüber, dass er als relativ Unbekannter quasi über Nacht zu einer weltweiten Berühmtheit wurde. Er sagte damals: „Es ist unglaublich, ich habe diese Woche Briefe von Kindern bekommen, die mir schrieben, dass sie jetzt auch Rennfahrer werden wollten. Ich war einmal genau so ein Junge, und jetzt versuche ich einfach, ein gutes Vorbild zu sein. Der Ruhm kam völlig überraschend, aber langsam beginne ich, die Wichtigkeit meines Tuns zu erkennen."

    Der Formel-1-Experte und Sun-Mitarbeiter Chris Hockley war ebenfalls verblüfft darüber, wie Lewis die Demografie dieses Sports veränderte. Er sagte mir, es habe einen unglaublich schnellen Aufschwung gegeben: „Ja, sein kometenhafter Aufstieg hat die britischen Einschaltquoten bei Grand-Prix-Übertragungen um sagenhafte 50 Prozent erhöht. Und die Begeisterung für die Formel 1 steigt auf der ganzen Welt – selbst in der Stockcar-Domäne Amerika kam man nicht umhin, aufmerksam zu werden, als dieses aufstrebende Rookie-Kind den amtierenden Weltmeister besiegte und den Großen Preis der USA gewann. Es ist ein Märchen, das auf der ganzen Welt gefeiert wird. Und plötzlich hat jeder – von der Bardame bis zum Pfarrer, vom Zeitungsausträger bis zum Wirtschaftsboss – eine Meinung zu Lewis und fragt nach seinen Fortschritten. Die Formel 1 ist nicht mehr nur Besserwissern, Autofanatikern und Technik-Junkies vorbehalten, die beim Anblick eines Frontspoilers, dessen Anpressdruck von Ferrari-Ingenieuren um 0,63 Prozent verbessert wurde, zu sabbern beginnen. Jetzt tummeln sich Frauen vor dem Fernseher, die schon vor Jahrzehnten aufgegeben haben, die seltsame Besessenheit ihrer Männer verstehen zu wollen, ‚Autos dabei zu verfolgen, im Kreis zu fahren‘, und fragen: ‚Was macht Lewis?‘ Es wird sicherlich nicht mehr lange dauern, bis die Verkehrspolizisten die zu schnell fahrenden Autofahrer fragen: ‚Wer glaubst du denn, dass du bist? Lewis Hamilton?‘"

    Lewis Hamilton sorgte 2007 sicherlich für frischen Wind – einige gingen sogar so weit zu behaupten, er sei der Retter einer Formel 1, die an Attraktivität und Spannung verloren hatte. Seine Geschichte könnte direkt aus einem Hollywood-Drehbuch stammen, aber das Schöne daran ist, dass sie real ist, und das Tolle an Lewis ist, dass er in einem Sport voller Charaktere, die normalerweise genau das Gegenteil sind, so bodenständig wirkt. In einem Sport, der vom großen Geld und großen Stars dominiert wird, war er nach nur einer Saison aufgrund seines außergewöhnlichen Talents, seiner Fähigkeiten und seines völligen Mangels an Arroganz der größte Star von allen. Auch schien er aus dem Nichts zu kommen, aber natürlich sind hinter der glamourösen Geschichte eines Jungen, der geboren wurde, um der König der Formel 1 zu werden, viele Jahre voll harter Arbeit und wilder Entschlossenheit verborgen.

    Ich fragte einmal ein Mitglied der McLaren-Crew, ob sie deshalb so hinter ihrem neuen Jungen stünden. Unter der Bedingung, anonym zu bleiben, verriet er mir, dass dies sicherlich einer der Gründe sei, und gab mir gleichzeitig zu verstehen, was die Crew von der Fehde zwischen Lewis und seinem Teamkollegen Fernando Alonso hielt, die während seines Debüts immer wieder aufflammte: „Die Sache ist die, dass durch die Presse ging, dass Alonso behaupte, wir bevorzugten Lewis, weil er Brite sei … aber das ist Quatsch. Wir sitzen alle im selben Boot; wir sind alle McLaren. Big Ron [Ron Dennis] wollte all das nicht in seinem Team haben – wenn es etwas gab, dann dies, dass Lewis als Neuling das langsamere Auto bekam. Aber Lewis ist ein besonderes Talent – er arbeitet härter als die meisten erfahrenen Fahrer und hat den Hauch von Magie, den die meisten nicht haben. Ich beobachte ihn im Training, und es erinnert mich daran, warum ich überhaupt Teil der Formel 1 sein wollte. Die meiste Zeit kommt es einem so vor, als würde Alonso toben, als würde er mit aller Macht an seinem Titel festhalten, aber Lewis schlug ihn oft scheinbar mühelos – und sieht dabei aus, als hätte er keinen Tropfen Schweiß vergossen, immer freundlich, und die Menge liebt ihn dafür. Alonso ist ein großartiger Fahrer, ein großartiger Champion und trotz allem ein netter Kerl, aber Lewis ist etwas Besonderes. Vergiss die Sache mit dem ersten schwarzen Fahrer und das alles – er hat unabhängig davon das Zeug dazu, der beste Fahrer seiner Generation zu werden. Ich bekomme eine Gänsehaut, wenn ich daran denke, dass ich hier dabei sein darf, um das zu erleben, und ja, sogar Big Ron hat momentan einen federnden Gang."

    Den hatte er tatsächlich. Es gab sogar Anzeichen dafür, dass der Aufstieg des jungen Stars aus seinem Stall, ähnlich wie bei Fußballmanager Sir Alex Ferguson, den alten Mann des Motorsports wiederbelebt und ihn gezwungen hat, alle Pläne für einen vorzeitigen Ruhestand zu verwerfen. Als Lewis seinen ersten Grand Prix gewann, hatte der große Mann Tränen in den Augen, obwohl er später behauptete, dass es der Champagner gewesen sei, der sie ihm in die Augen trieb! Auch stimmt es, dass Dennis’ Frau Lisa eine Schwäche für Lewis hat. Es heißt, sie hätte laut gejubelt, als er Alonsos Rundenzeit in den Schatten stellte und für Montreal seine erste Pole Position (mit 1:15,707 im Vergleich zu den 1:16,163 des Spaniers) erzielte.

    Und in einem weiteren ergreifenden Moment, so wurde mir berichtet, sei Big Ron in einen Privatraum geeilt, nachdem Lewis Ende Juli 2007 während des Trainings auf dem Nürburgring einen Unfall hatte. Ein Servicemitarbeiter von McLaren erzählte mir, dass man habe sehen können, wie Ron seine Hände vors Gesicht schlug. Es liefen ihm Tränen übers Gesicht, als Lewis mit Sauerstoffmaske und Tropf im Arm hastig von der Rennstrecke ins Krankenhaus gebracht wurde.

    Lewis Hamilton ist der Sohn eines ehemaligen britischen Eisenbahnarbeiters. Die Familie seines Vaters Anthony stammt von der Karibikinsel Grenada, und er ist der erste Formel-1-Pilot afro-karibischer Herkunft. Anthony knauserte und sparte, einmal übernahm er sogar drei Jobs, um seinem Sohn eine Chance im Rennzirkus geben zu können. Lewis hatte in seinem Vater einen großen Unterstützer. Er würdigte ihn später, als er sagte: „Ich hatte das unglaubliche Glück, die Unterstützung meines Vaters zu bekommen, weil ich mich an keinen der anderen Konkurrenten [in den frühen Kart-Tagen] erinnere, der denselben Hintergrund wie wir hatte – ihre Eltern waren alle reich. Ich weiß, dass ich in meiner Karriere mit Rückschlägen rechnen muss, aber wenn es so einfach wäre, Meisterschaften zu gewinnen, würde es jeder tun. Das ist meine Meinung. Ich denke, diese Einstellung beruht auf der Tatsache, dass ich seit meinem neunten oder zehnten Lebensjahr jedes Wochenende auf einer Rennstrecke verbracht habe, deshalb war ich nie mit Freunden unterwegs, um irgendwas anzustellen. Ich war mit Papa zusammen, er war mein bester Freund. Wenn du mit Erwachsenen zusammen bist und dazugehören willst, musst du schneller lernen als andere Jugendliche. Und obwohl ich es vermutlich verpasst habe, mit den anderen in der Schule Blödsinn zu machen, wurde mir schnell klar, dass ich alle Spielsachen haben kann, die ich will, wenn ich weiter bei McLaren arbeite und gewinne."

    Es war diese Art der Tunnelblick-Entschlossenheit, die Lewis ab seinem sechsten Lebensjahr auf den Weg zum Erfolg brachte, als er sich zum ersten Mal im Kartsport hervortat. Dieses Talent wiederum sollte zu einem lebensverändernden Nebeneffekt führen: dem mittlerweile legendären Treffen mit Ron Dennis als naiver Junge im Jahr 1995. Ohne an seinem eigenen Talent zu zweifeln und ohne zu zögern, bat er um das Autogramm seines zukünftigen Arbeitgebers, während die anderen Jungen auf der Veranstaltung nervös danebenstanden. „Er blickte mir direkt ins Gesicht und informierte mich, wohin er in seinem Leben gehen würde, erinnert sich Dennis. „Ohne den Augenkontakt zu unterbrechen, erzählte er mir, wie er sich seine Karriere vorstelle. Das hat mich verdammt beeindruckt.

    Dennis begann seine Karriere zu verfolgen und nahm ihn einige Jahre später in McLarens Förderprogramm für junge Fahrer auf. Er investierte in neun Jahren fünf Millionen Pfund in Lewis. Während dieser Zeit erlernte dieser sein Handwerk unter dem Meister; sein natürliches Talent wurde im Horizont eines ultimativen Ziels gefördert: ihn zum Weltmeister zu machen.

    Er würde der Beste werden, wurde aber nie abgehoben, als sein Erfolg im Laufe der Jahre zunahm. „Selbstvertrauen ist oft mit Arroganz verbunden, sagte Dennis, „aber Lewis zeigt keine Spur von Arroganz.

    Lewis bestätigte das später; er führte seinen Erfolg auf harte Arbeit und seinen Glauben zurück. Aus einer frommen katholischen Familie stammend, bekannte er: „Mein Glaube ist mir sehr wichtig. Ich bin sehr gläubig. Ich glaube wirklich, dass mein Talent von Gott gegeben ist und dass ich wahrhaft gesegnet bin. Ich denke, jeder Fahrer ist talentiert, aber einige von uns sind bereit, härter zu arbeiten, um das Beste aus unserem Talent herauszuholen. Einige besitzen zwar nicht das Talent eines Kimi Räikkönen [Ferraris Nummer eins und nach Alonso Lewis’ Hauptkonkurrent zu dieser Zeit], aber sie haben härter gearbeitet, um besser zu werden als er. Ich weiß nicht, ob ich mehr Talent als Fernando Alonso habe, aber ich weiß jedenfalls, dass ich sehr hart gearbeitet habe."

    Sein Einfluss auf die Formel 1 war augenblicklich äußerst bemerkenswert und führte zu Vergleichen mit Tiger Woods und seinem Erfolg im Golfsport. Wie Woods war Lewis artikuliert, sah gut aus und besaß ein ähnliches Talent. Zu den Vergleichen mit Tiger Woods hatte er Folgendes zu sagen: „Es ist natürlich schön, mit jemandem wie Tiger Woods verglichen zu werden, aber man darf nicht vergessen, dass ich nicht Tiger Woods bin; ich bin Lewis Hamilton, und das hier ist die Formel 1 – das ist nicht wie Golf. Ich bin mir nicht sicher, ob mein Erfolg ähnliche Auswirkungen haben kann. Es wird gut für den Sport sein, wenn es so ist. Ich hoffe, ich kann hier meinen Auftrag erfüllen."

    Der Formel-1-Top-Journalist Rory Ross behauptete, Lewis habe weltweit einen viel größeren Einfluss gehabt, als er oder irgendjemand sonst gedacht hätte: „Seine Popularität hat sich wie die Morgensonne verbreitet. In Brasilien hat er Felipe Massa, den brasilianischen Ferrari-Fahrer, in den Schatten gestellt, besonders in den Favelas, wo sie Hamilton als ihresgleichen sehen, der es im Unterschied zu ihnen aber geschafft hat. In Spanien ist er populärer als Fer­nando Alonso, sehr zur Verärgerung des spanischen Weltmeisters."

    Und Kevin Eason von der Times kommentierte: „Bernie Ecclestone reibt sich vor Freude die Hände. Der Direktor des Formel-1-Zirkus steckte in einer Show fest, die immer mehr Fans verlor. Schumacher war zwar ein Seriensieger, aber außerhalb Deutschlands und Italiens, der Heimat des Ferrari-Teams, für das der ehemalige Champion fuhr, war er für Millionen Fans ein Abtörner. Hamilton dagegen ist der reinste Kassenschlager … und das Interesse kommt aus der ganzen Welt. Kamerateams aus Kolumbien und Russland stehen Schlange für Interviews."

    Im Gegensatz zu Tiger Woods sah sich Lewis Hamilton zahlreichen talentierten Rivalen gegenüber, gegen die er sich behaupten musste. Woods’ Aufstieg fand zu einer Zeit relativer Mittelmäßigkeit im Golf statt, aber Lewis musste Fahrer von großer Qualität und unerbittlicher Konsequenz, Gegner wie Teamkollegen gleichermaßen, besiegen. Dass er während der Saison 2007 dem zweifachen Weltmeister Alonso zuweilen fast die Zornestränen ins Gesicht trieb, war sicherlich ein Maßstab für sein Können und seine Reife.

    Das Duell zwischen den beiden war ein weiterer Grund, warum die Massen damals begannen, sich für die Formel 1 zu interessieren; man wollte sehen, ob das junge Lamm mit der aggressiven Taktik seines älteren, scheinbar weniger abgebrühten Teamkollegen zurechtkam. Alonso war von Renault zu McLaren gewechselt und glaubte, sich damit einen Traum zu erfüllen: Er wollte schon immer ein Auto wie den McLaren-Mercedes MP4-22 fahren. Er glaubte, es sei seine Chance, um zu zeigen, wie gut er in diesem neuen Auto war, dass es sich bei ihm um einen Champion handelte, der es wirklich draufhätte, nach den von Michael Schumacher dominierten Jahren seine eigene Ära zu prägen.

    Alonso wetterte gegen Lewis, als sich dessen bemerkenswerte Ergebnisse im Laufe der Saison abzeichneten. Er behauptete, er habe sich nie „ganz wohl gefühlt, und fügte hinzu, dass er glaube, Lewis sei von McLaren als britischer Fahrer in einem britischen Team zu Unrecht bevorzugt worden. Und Alonso fügte hinzu: „Wir wussten, dass die gesamte Unterstützung nur ihm zuteilwerden würde. Der Spanier spielte das Opfer. Später würde er versuchen, Lewis zu verunsichern und sein Selbstvertrauen zu untergraben, indem er behauptete, sein Teamkollege habe nur „Glück gehabt".

    Ron Dennis wehrte Alonsos Anschuldigungen stets ab und sagte: „Es gibt einen gesunden Wettbewerb zwischen den Teams, die an jedem der Autos arbeiten, und ich kann nur immer wieder mit Nachdruck feststellen, dass beide Fahrer die gleiche Ausrüstung, Unterstützung und Gewinnchance haben." Er schien entschlossen zu sein, den Eindruck zu vermeiden, er würde seinen Schützling begünstigen – wie ein Vater, der seinen Sohn im Familienunternehmen anstellt und ihn absichtlich härter arbeiten lässt als den Rest der Belegschaft, um nicht in den Verdacht zu geraten, er würde seinen Sprössling bevorzugen. Manchmal schien es, als würde Lewis von dem Mann, der in der Boxengasse als sein Ersatzvater bekannt war, arg gebeutelt werden.

    Bis zu einem gewissen Grad konnte man Big Rons Dilemma sehen. Er zahlte dem Weltmeister zehn Millionen Pfund pro Jahr und Lewis nur 340.000 Pfund. Er hatte in Alonso viel investiert und war deshalb sehr daran interessiert, ihn glücklich zu sehen. Ich bezweifle nicht, dass Dennis in der Theorie immer Alonso als Champion und Lewis als Zweiten sehen wollte.

    Nach den ersten neun Rennen ergab sich jedoch ein anderes Bild. Nach Silverstone lag Alonso zwölf Punkte hinter Lewis und beschwerte sich in der spanischen Presse ständig darüber, wie übel man ihm mitspiele. Er war zu McLaren gewechselt und hatte erwartet, als Held behandelt zu werden, und gedacht, Lewis wäre die willige Nummer zwei nach dem lorbeerbekränzten Kämpfer, als den er sich sah, ein junger Welpe, dem er gelegentlich Ratschläge geben und beibringen konnte, fast so majestätisch zu fahren wie er selbst. Für einen Weltmeister mit fünf Jahren mehr Erfahrung in der Formel 1 war Alonso gegenüber Lewis allerdings manchmal unglaublich unsensibel, allzu ernst und wirkte viel zu grimmig. Die Öffentlichkeit tat sich schwer, Gefallen an ihm zu finden, und er schien zuzulassen, dass ihm dieser Jungspund den Rang ablief. Er verlor den alles entscheidenden psychologischen Kampf gegen einen Debütanten, und sein Verhalten war bestenfalls unreif, zuweilen unhöflich und unpassend für einen zweifachen Weltmeister.

    Im Laufe der Saison wirkte Lewis beunruhigt und verwirrt über die Haltung des Spaniers ihm gegenüber. Er selbst war immer freundlich und nahbar und nahm sich Zeit für die Menschen, die am wichtigsten sind – die Fans. Ein weiblicher Formel-1-Fan, Allison Foster, sagte: „Die Art und Weise, wie Hamilton seine Fans behandelt, unterscheidet ihn von den meisten anderen Fahrern. Es ist großartig, einen Fahrer zu sehen, der die Unterstützung der Fans würdigt, und ich hoffe, er macht so weiter. Sie nannte den Namen eines britischen Fahrers, der angeblich weit weniger sympathisch war: „In seinem Heim-Grand-Prix ließ er die 20 Fans, die ein Autogramm wollten, wortlos stehen und verließ die Veranstaltung, ohne wertzuschätzen, dass sie seit drei Uhr morgens auf waren, nur um ihn zu unterstützen. Ich schätze, der Unterschied besteht darin, dass Lewis sich daran erinnert, wie es ist, ein Fan zu sein, der versucht, sein Idol ein wenig zu supporten.

    Sogar Formel-1-Legenden standen bereits Schlange, um dem jungen Mann Tribut zu zollen, der der größte Formel-1-Pilot aller Zeiten werden könnte. Als Lewis 2006 beim GP2-Rennen in Silverstone einen sensationellen Sieg errang, war Sir Stirling Moss sichtlich beeindruckt. Als seine Frau Suzy mit ihm zu einem wichtigen Termin wollte, zögerte Moss: „Nur einen Moment noch, Liebling. Ich muss Lewis gratulieren. David Coulthard, der anfänglich davor warnte zu glauben, Lewis könne so früh viel erreichen, äußerte: „Wie gut ist Lewis? Zweifellos ist der Junge etwas ganz Besonderes. Ich würde sagen, er ist eine Kombination aus Senna und Prost. Wir hatten Senna und Prost, Mansell und Piquet, dann Michael Schumacher. Jetzt sind wir gerade in die Lewis-Hamilton-Ära eingetreten. Und der dreifache Weltmeister Niki Lauda gab zu, angesichts von Lewis’ Erfolgen „fassungslos" gewesen zu sein.

    Der legendäre Formel-1-Kommentator Murray Walker stimmte mit seinem eigenen Lob ebenfalls ein und sagte, Lewis könne dem ständig wachsenden Hype leicht gerecht werden: „Ich bin davon überzeugt, dass Lewis Hamilton auf dem Weg ist, der größte Fahrer aller Zeiten zu werden … Es gibt nicht genug Superlative für das, was er Rennen für Rennen abliefert … Das ist beispiellos in der Geschichte der Formel 1. Ich verfolge die Formel 1 seit der ersten Stunde, und so etwas habe ich noch nicht gesehen; das ist unglaublich. Es ist mehr als plausibel, dass er die Meisterschaft dieses Jahr gewinnt, was wirklich unfassbar wäre."

    Zwangsläufig gab es natürlich auch Beobachter, die anders dachten, und, vielleicht nicht überraschend, waren auch einige unter ihnen, die einst selbst Helden gewesen waren. Männer, die den jungen Mann, der alles so einfach erscheinen ließ, jetzt vielleicht ungläubig beäugten. Nigel Mansell war einer der Ersten – obwohl man fairerweise sagen muss, dass er Lewis’ Leistungen im Laufe der Saison würdigte. Der Champion von 1992 sagte: „Wir mussten Rennen gewinnen und um Meisterschaften kämpfen, bevor wir die Belohnungen einstrichen. Jetzt scheinen sie die Belohnungen zu bekommen, schon bevor sie etwas erreicht haben … Ihr [McLarens] Erfolg war längst überfällig. Timing ist alles. Wenn ein Fahrer mit einem Team und einem Motor klarkommt, macht es einen Unterschied. Ohne ihm gegenüber respektlos zu sein … Ich denke, es wurde generalsstabsmäßig geplant, mein Weg war viel schwieriger."

    Auch Eddie Jordan gab ein wenig den Spielverderber, als er fragte, ob Lewis die erforderliche Rücksichtslosigkeit besitze, um die Formel 1 anzuführen: „Lewis hat das Glück, ein gutes Team mit einer funktionierenden Struktur zu haben, die er wahrscheinlich nirgendwo anders bekommen hätte. Aber wenn er tun müsste, was Schumacher Villeneuve oder Hill angetan hat, könnte er es dann? Das musst du aber machen, um zu gewinnen. Das Gewinnen spielt sich im Kopf ab, und du musst um jeden Preis gewinnen. Jeder, der dir etwas anderes sagt, lügt oder hat nicht erreicht, wozu andere fähig sind. Er muss einen stahlharten Zug an sich haben, den wir bisher nicht gesehen haben, sonst wird Hamilton verdrängt. Er muss diese Arroganz besitzen, sonst wird er keinen Erfolg haben. Hat sie Alex Ferguson? Ja. Hat sie José Mourinho? Ja. Gewinner sind im Allgemeinen keine netten Leute. Sie versuchen, es zu sein, aber sie sind immens egoistisch, immens arrogant und glauben voll und ganz an ihre eigenen Fähigkeiten. Nichts anderes ist ihnen wichtig, wenn sie bei der Arbeit sind."

    Als Lewis von diesen Kommentaren erfuhr, zuckte er nur mit den Schultern. Das passte zu ihm: cool, locker, aber, wenn nötig, auch hartgesotten. Jordans Erwähnung des großen Schumachers war jedoch interessant. Sein Name und der von Ayrton Senna sollten immer wieder genannt werden, wenn sich das Gespräch Lewis’ Fahrstil zuwandte, und Lewis selbst würde später zugeben, dass sie seine Formel-1-Idole seien. Er bewunderte den Deutschen für seine Coolness, und als Junge hatte er geweint, als er von Sennas tragischem Tod hörte. Schumacher blieb während der Saison 2007 eine Art „Phantom der Oper" in der Formel 1. Sein Name und sein Gesicht tauchten auch nach seinem Ausscheiden immer wieder in der Boxengasse auf – zweifellos ein Ergebnis seiner erstaunlichen Jahre des großen Erfolgs und der Dominanz. Und es schien mir, dass Lewis’ Fahrstil Elemente sowohl von ihm als auch von Senna aufwies: Die coole, maßvolle Herangehensweise von Schumacher vermischte sich mit der berauschenden Aggression und Risikobereitschaft des Brasilianers. Psychologisch gesehen ging Lewis ein Rennen mit Schumachers tödlichem Kalkül an, da er sich bewusst war, dass ein entscheidender Teil des Kampfes tatsächlich im Kopf stattfand, aber er war auch nicht abgeneigt, an seine Grenzen zu gehen und ein kalkuliertes Risiko im Stile Sennas einzugehen, wenn dies erforderlich war, um sich den Sieg zu sichern.

    Ich habe Formel-1-Insider Darren Simpson zu dieser Einschätzung befragt. Er sagte mir: „Ja, Lewis ist ruhig, konsequent und fleißig, hat aber auch eine gewisse Überlegenheit an sich. Beispielsweise erlaubt es ihm seine Art, quasi auf Tuchfühlung mit der Streckenbegrenzung zu fahren und mit unglaublicher Geschwindigkeit aus der Kurve zu kommen. Und die Art von Taktik, die er beim Großen Preis der USA gegen seinen Teamkollegen Alonso einsetzte, als er ein defensives Überholmanöver von Mitte nach rechts und sofort wieder zurück zur Mitte hin einsetzte, mit dem er nur knapp einer Strafe entging! So nah an die Bande zu fahren ist eine atemberaubende Strategie, die sich auszahlt, aber wir müssen beten, dass er nicht eines Tages wie Senna in eine Mauer krachen wird. Für Schumacher war die Streckenbegrenzung in Form eines Reifenstapels nur einmal ein Problem, als er sich 1999 bei einem Crash in Silverstone das Bein brach. Der Rest der Zeit war seine rücksichtslose ‚Sieg um jeden Preis‘-Mentalität, die gelegentlich dazu führte, dass das Fahren in der Formel 1 zu einem Kontaktsport wurde, das eigentliche Problem. Fragen Sie Damon Hill! Es ist eine unausweichliche Tatsache: Hamilton fährt wie ein ‚Karter‘. Er liebt den Rand der Strecke, biegt spät in die Haarnadelkurve ein und nimmt den Scheitelpunkt spät. Tatsächlich spiegelt sein Fahrstil den von Schumacher zu Beginn seiner Karriere in Deutschland wider. Viele scharfe Kurveneinfahrten, viele blockierte Räder."

    Auf die Frage, welchem Fahrer aus der Vergangenheit er gern begegnen würde, antwortete Hamilton: „Juan Manuel Fangio, Alain Prost, Ayrton Senna und Michael Schumacher, weil ich schon immer gegen ihn antreten wollte. Dann scherzte er: „In dem Jahr, als ich anfing, stieg er aus – ich weiß nicht, ob ich etwas damit zu tun hatte!

    Im Oktober 2007 war sogar die Rede davon, dass der deutsche Superstar aus dem Ruhestand zurückkehren werde – so stark war die Anziehungskraft und Präsenz des „Neuen im Rennzirkus, der die Rolle als Superstar der Formel 1 vom Älteren so zwangsläufig übernommen hatte. Lewis’ Welt hatte sich dramatisch verändert: Er war jetzt tatsächlich ein Superstar, aber trotz Prominentenstatus blieb er ein normaler Junge. Sein Vater Anthony bekannte: „Lewis ist ein bodenständiger Kerl, und solange ich etwas mit ihm zu tun habe, wird er so bleiben. Aber nach dem ersten Podiumsplatz seines Sohnes in Australien meinte er auch, dass er nicht so naiv sei zu glauben, dass Lewis noch ein normales Leben führen, dass er die Straße entlanggehen könne, ohne erkannt zu werden. Anthony wusste, dass ihr Leben niemals mehr so sein würde wie zuvor: „Die Emotionen sind unglaublich – wir haben zehn Jahre gebraucht, um so weit zu kommen. Ich möchte nicht, dass Lewis den Fokus verliert. Wir sind normale Menschen, aber wir wissen, dass sich die Dinge ändern werden."

    Aber es gab damals auch noch einen weiteren Faktor, der Lewis auf dem Boden hielt – das lächelnde Gesicht seines fünfzehnjährigen Halbbruders Nicolas, der an Zerebralparese leidet, aber Lewis zusammen mit seinem Vater Anthony zu jedem Rennen begleitet. Die Jungs stehen sich sehr nahe, und Lewis meinte einmal: „Nicolas ist meine größte Inspiration. Ich sehe ihn an, und das gibt meinem Leben die richtige Perspektive. Er kommt zu all meinen Rennen, wir gehen sehr vertraut miteinander um – ich fahre für ihn. Er hält mich dort oben und motiviert mich. Ich wollte immer einen Bruder, und ich erinnere mich, als meine Eltern [er bezieht dabei immer auf seinen Vater und seine Stiefmutter Linda] mir zum ersten Mal sagten, dass sie einen Jungen bekommen würden, war ich sehr aufgeregt. Es ist ein ziemlich cooles Gefühl, jemanden aufwachsen zu sehen, die Schwierigkeiten und Probleme zu erkennen, die er hatte, die Erfahrungen, die er machte. Mit ihm diese Schwierigkeiten durchzustehen und zu sehen, wie er sie überwindet. Für mich ist er einfach ein großartiger Junge, und ich liebe es wirklich, Dinge für ihn zu tun. Zum Beispiel mögen wir es sehr, ferngesteuerte Autos zu fahren. Ich habe ihm ein neues gekauft, und dann habe ich für mich auch eines angeschafft, damit wir zusammen Rennen fahren können. Ich war schon ein paar Mal auf dem Platz, auf dem sie Rennen fahren, jetzt werde ich dort allerdings ein wenig bedrängt. Nicolas liebt die Herausforderung, und er hat noch viel größere Herausforderungen vor sich. Er ist sieben Jahre jünger als ich und ein großartiger Typ. Er mag an Zerebralparese leiden, aber er möchte definitiv etwas Besonderes mit seinem Leben anfangen – vielleicht bei den Olympischen Spielen im Rollstuhl antreten oder sogar irgendwas in der Formel 1 leisten. Ich würde es nicht ausschließen, dass er Kommentator wird. Wir hängen viel zusammen ab, und er gibt mir eine echte Perspektive. Er ist das einzige Mitglied meiner Familie, das mich auf dem Boden hält, besonders in der Formel 1."

    Für diese „Bodenhaftung sorgen auch regelmäßige Rituale wie ein Essen vom Chinesen für die ganze Familie nach Renn-Meetings und Gespräche mit der Familie und engen Freunden im Vorfeld der Rennen. Lewis sagt dazu: „All diese Glücksbringer und Voodoo-Rituale vor einem Rennen sind nicht so mein Ding. Ich spreche einfach mit meiner Familie, gehe in die Umkleidekabine, konzentriere mich und gehe dann raus. Ich habe das Glück, dass meine Familie und ein paar gute Freunde mich unterstützen. Ich kann meine Freunde an einer Hand abzählen, aber mit denen stehe ich in engem Kontakt. Vertrauen muss verdient werden!

    Er tat gut daran, geerdet zu bleiben und auf den Rat seiner Familie und Freunde zu hören. Nach dem Großen Preis der USA standen weltberühmte Stars Schlange, um den Jungen kennenzulernen, der den Formel-1-Zirkus im Sturm erobert hatte. Sogar die Ikonen des Showbusiness, die schnell in seinen Bann gezogen worden waren – einschließlich der Sängerin Beyoncé, die von Lewis „sehr angetan" gewesen sein soll, als er ihr vorgestellt wurde –, sprachen von seinem Charme und seiner liebenswerten Normalität.

    Der amerikanische Rapper Pharrell Williams tauchte mehrmals an der Rennstrecke auf, um Lewis zu unterstützen. Beim Großen Preis der USA teilte er mit: „Er ist ein guter Junge – er zeigt viel Demut angesichts all seiner Erfolge. Das klingt nach Geschwafel, aber das ist es, was uns hierhergebracht hat; es geht nicht darum, was man in der Tasche hat, sondern um Herz und Verstand."

    Lewis wurde auch als Wegbereiter beschrieben, der die Formel 1 für Nachwuchsfahrer öffne, die bisher aufgrund des überwiegend reichen, bürgerlichen, „weißen" Hintergrunds dieses Sports nicht davon ausgegangen seien, dass sie in den Rennsport einsteigen könnten. Ash Hussain von der Zeitung Mail on Sunday, ein Mann, der selbst darum gekämpft hatte, Hindernisse im Journalismus zu überwinden, um an die Spitze zu gelangen, glaubte, dass Lewis tatsächlich eine positive Wirkung habe. Ash, selbst ein Formel-1-Fanatiker, sagte damals zu mir: „Ich bin fest davon überzeugt, dass Lewis Kinder unterschiedlicher Herkunft zum Motorsport inspirieren wird. Ich bin der Meinung, dass das, was er allein in den letzten Monaten erreicht hat, bereits eine ganze Generation junger Fahrer mit unterschiedlichem Background dazu ermutigt, im Motorsport anzutreten. Ich habe bereits viele Menschen getroffen, die genauso denken, was an sich schon eine revolutionäre Veränderung gegenüber der Vergangenheit darstellt."

    Er bewunderte Lewis auch dafür, dass er keine Lust hatte, sich von den Fans zu distanzieren, und für seine Entschlossenheit, nicht den großen Star zu spielen. Er war damals überzeugt davon, dass dies der Jugend gefalle und dass er sie dadurch ermutige, ihre Zukunft selbst zu gestalten: „Er ist einfach ein toller Kerl, absolut fantastisch. So kam er beispielsweise beim Goodwood Festival of Speed im vergangenen Sommer selbst bei peitschendem Regen nach draußen und gab Autogramme. Er hätte nach Hause gehen können, aber er verbrachte den ganzen Tag dort. Das ist der Unterschied zwischen ihm und anderen Fahrern – er ist ein großartiger Botschafter für den Sport und die ethnischen Minderheiten. In vielerlei Hinsicht erinnert er mich an Amir Khan und wie der das Boxen in die junge asiatische Gemeinschaft gebracht hat. Sie sind beide bodenständige junge Leute, trotz ihres Talents und ihres Ruhms. Ich bin stolz auf Lewis und Amir und auf das, was sie erreicht haben, und auf die großartigen Dinge, die sie in Zukunft zweifellos noch erreichen werden. Sie sind sowohl wahre Helden als auch große Vorbilder."

    Ein Vorbild und ein Weltstar … bis dahin war es aber sicherlich ein langer Weg von den Anfängen in Stevenage aus, wo Lewis 1985 geboren wurde, und von den noch bescheideneren Verhältnissen davor, als sein Großvater väterlicherseits von Grenada nach England auswanderte. Die langen Jahre der harten Arbeit, von seinen ersten Ausflügen in die Welt des Kartsports im Alter von sechs Jahren bis hin zu seiner Ausbildung bei McLaren und seiner Zeit in der Formel 3 und der Formel 2 hatten sich endlich gelohnt.

    Aber wie genau wurde Lewis Hamilton zum größten Namen in der Formel 1? Lassen Sie uns zunächst einen Ausflug zu den Wurzeln des Jungen unternehmen, der ein Idol für eine neue Generation werden sollte, der eine angeschlagene Formel 1 wiederbeleben und gleichzeitig als ihr neuer König gefeiert werden würde …

    Kapitel 2

    Roots, Rock, Reggae

    Auf der schönen Karibikinsel Grenada wachsen mehr Gewürze pro Quadratmeter als auf jeder anderen in der Region, und deshalb ist sie auch als Gewürzinsel bekannt. In der Tat sind die Gewürze Zimt, Nelke, Ingwer, Muskatblüte und insbesondere Muskatnuss – mit 20 Prozent des Weltmarktes – wichtige Exportgüter und spielen neben dem Tourismus eine Schlüsselrolle für die Wirtschaft des Landes.

    Mittlerweile ist diese Insel aber ebenso berühmt für ihre Verbindung zu Lewis Hamilton – und für seinen legendären Großvater Davidson Hamilton. Als er noch lebte, konnte man ihn treffen, wenn man den Tourbus nach Grand Roy nahm und entweder kurz vor Schulbeginn oder kurz nach Unterrichtsschluss der Oberschule dort ankam. Er war derjenige, der die Kinder in einem glänzenden neuen Minibus zur Schule und wieder nach Hause brachte. Davidson winkte stets und lächelte breit, wenn man seinen Blick erhaschte. Ansonsten brauchte man nur zu fragen, wo

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