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Kraniche im Grenzland: Eine Brustkrebserfahrung
Kraniche im Grenzland: Eine Brustkrebserfahrung
Kraniche im Grenzland: Eine Brustkrebserfahrung
eBook235 Seiten2 Stunden

Kraniche im Grenzland: Eine Brustkrebserfahrung

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Über dieses E-Book

Fünf Tage vor ihrer Hochzeit entdeckt Ilona ein großes Etwas in ihrer linken Brust. Sofort weiß sie: Das gehört da nicht hin und ist nicht harmlos.
Eine herausfordernde Zeit beginnt, die Ilona mit viel Mut und Humor annimmt.
Schonungslos beschreibt sie, was es bedeutet, durch eine Brustkrebserkrankung hindurchzugehen.
Darf man sich gesund fühlen im Angesicht einer Krebserkrankung?
Darf man sich während einer Chemotherapie mehr denn je attraktiv und weiblich fühlen?
Was ist überhaupt krank? Was gesund?
Dieses Buch ist eine Liebeserklärung an das Leben, gerade dann, wenn es dunkel wird.
SpracheDeutsch
Herausgebertredition
Erscheinungsdatum5. Mai 2021
ISBN9783347312777
Kraniche im Grenzland: Eine Brustkrebserfahrung

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    Buchvorschau

    Kraniche im Grenzland - Ilona Clemens

    Prolog

    Ich habe die Dunkelheit immer gemocht.

    Ich komme vom Dorf. Dort war es nachts so dunkel, dass man bei Neumond die Hand nicht vor Augen sehen konnte. Undurchdringliches Dunkel, das einen Sog auf mich hat wie schwarze Löcher auf Materie.

    Über diesem Dunkel meiner Kindheit und Jugend spannte sich ein funkelnder, klarer Sternenhimmel. Je dunkler es war, desto tiefer konnte ich in die Sterne schauen. Ich war schon immer eine Sternenguckerin.

    Wie sollte ich da die Dunkelheit nicht mögen? Die Stille der Nacht. Die Tiefe des Alls.

    Geborgener kann ich gar nicht sein.

    Das vermisse ich in Berlin. Ich kann die Dunkelheit nicht finden. Auf der Suche nach ihr habe ich mir kürzlich eine Neumondnacht ausgewählt und bin nachts um drei Uhr in den unbeleuchteten Teil des Parks vor meiner Haustür spaziert. Nur um wieder einmal festzustellen, dass es nicht dunkel ist. Die Konturen der unzähligen Kaninchen konnte ich genauso gut erkennen wie den Weg vor meinen Augen.

    Wie hell die Großstadt mitten in der Nacht in einem unbeleuchteten Park ist, das habe ich mir bis dahin nicht vorstellen können.

    Als Frau, die das Dunkel so sehr mag, bin ich sicherlich melancholisch veranlagt.

    Melancholie hat für mich die kräftigen Farben des späten Herbstes, kurz bevor die Welt in unseren Breitengraden in das milchige, fahle Licht des Winters eintaucht.

    Die Melancholie schmeckt nach Sehnsucht und ist von tiefer Innerlichkeit und dem Gefühl begleitet, dass die Seele von sehr weit herkommt.

    Bei mir erfüllt sie die Gegend um mein Herz mit einem leichten Ziehen.

    Sie ist wunderschön, die Melancholie, und bringt mich manchmal zum Weinen.

    Nur so, weil es gelegentlich viel verlangt, Mensch zu sein.

    Während ich an diesem Buch schrieb, habe ich bei Google nachgeschaut, wie Melancholie definiert wird.

    Hier der erste Eintrag: „… von großer Niedergeschlagenheit, Traurigkeit oder Depressivität gekennzeichneter Gemütszustand …"

    Wie bitte? Alles in mir sträubt sich gegen diese Definition.

    Klingt, als sei wieder einmal ein Gemütszustand pathologisiert worden, der zum Leben und zum Menschsein dazugehört. So geht es den meisten Gefühlen, die im Bereich der Molltonarten schwingen.

    Manchmal funkelt das Leben hell und man weiß gar nicht, wohin mit all der Freude.

    „Läuft …", denkt man und wünscht sich, dass es immer so weiter geht.

    Aber das tut es nicht.

    Um den Jahreswechsel 2018/2019 bin ich der bisher größten Angst meines Lebens begegnet: der Angst um mein Leben. „Brustkrebs" lautete die Diagnose und eine Zeit lang blieb unklar, welches Ausmaß dieser Krebs hat.

    Ich weigere mich bis heute, von dieser und der dann folgenden Zeit als dunkelsten in meinem Leben zu sprechen.

    Weil es nicht stimmt.

    Teil 1

    Erschütterung

    „Es kann vor Nacht leicht anders werden, als es am frühen Morgen war."

    Ämilie Juliane von Schwarzburg-Rudolstadt 1637–1706

    Hochzeitstanz mit Krebs

    Ich weiß noch genau, wie es begann.

    Zuerst waren es juckende Pickel an den Füßen. Sie kamen, und sie gingen.

    Eigentlich gingen sie nie so ganz. Aber wenn man will, kann man es sich eine Weile einbilden.

    Diese Pickel waren ein weiteres kleines Ausrufezeichen nach einer langwierigen Blasenentzündung im Herbst.

    Jetzt ist es schon fast Winter.

    Meine Abwehr ist wirklich nicht okay, muss ich mir zu meiner Verwunderung eingestehen.

    Dabei bin ich an sich beinahe unverschämt gesund. Eine kräftige Frau. Robust. Belastbar.

    „Wenn ich dich sehe, fällt mir das Wort Kraft ein", sagte eine Bekannte zu mir und brachte mich damit zum Strahlen.

    Große innere Kraft und Stärke; so empfinde auch ich meinen seelischen Zustand.

    Und der Körper entspricht diesem Inneren. Nun ja: entsprach.

    Aus November ist unterdessen Dezember geworden. Zu den wiederkehrenden juckenden Stellen an den Füßen gesellen sich welche an den Handgelenken. Mir fällt auf, dass sie in der Nähe von Adern verlaufen. Beinahe zwanghaft ordentlich reihen sie sich aneinander.

    Es gibt einen Zeitpunkt, an dem ignorieren und hoffen, dass sich die Dinge von selbst erledigen, nicht mehr funktioniert. Eine Woche vor Weihnachten gehe ich zum Arzt.

    Eine sehr jung aussehende Hautärztin fertigt mich in neunzig Sekunden ab. „Krätze" lautet ihre Diagnose, und sie verschreibt mir eine Salbe, mit der ich den ganzen Körper einreiben soll. Zwölf Stunden einwirken lassen, abduschen und damit ist dann der Spuk vorbei.

    Noch ahne ich nicht, dass ein weitaus größerer Spuk bereits in den Startlöchern steht. Und den werde ich nicht mit einer Salbe behandeln können.

    Erstmal bin ich beinahe glücklich. Es ist schön zu wissen, was genau ich habe und dass ich was tun kann. Beschwingt tanze ich nach Hause.

    Dort erwartet mich eine klatschnasse Wand in der Küche. Wie ich erfahre, hat es im 13. Stock einen derartigen Wasserschaden gegeben, dass alle darunterliegenden Wände bis runter zum 3. Stock mit baden. Wow, denke ich. Und jetzt tue ich mir leid.

    In fünf Tagen werde ich heiraten. Und fünfzig Jahre alt werden. Das Hochzeitskleid hängt in meinem Zimmer, sieht dabei sehr gut aus und reicht allein schon aus, mich wirklich aufgeregt zu machen.

    Wir werden ein großes Fest geben, für sechzig geladene Gäste. Seit einem guten halben Jahr planen wir diesen Tag. Eigentlich wollte ich in diesen letzten Tagen nur noch einen auf „baldige Braut" machen.

    Mich einstimmen, mich freuen, letzte Vorbereitungen treffen. Nun stehe ich da, mit meiner Krätze, in der nassen Küche.

    Es dunkelt schon an diesem Dezembertag, als ich mich nackt vor den Spiegel stelle mit meiner Krätze-Salbe und beginne, mich damit einzureiben.

    Ich bin bei der linken Brust angekommen. Unterhalb der Brustwarze stimmt etwas ganz und gar nicht. Da ist eine deutlich spürbare, große Verhärtung. Knoten kann ich das nicht nennen, dazu ist es zu riesig. Fassungslos taste ich wieder und wieder. Wie konnte mir denn DAS entgehen? Und uns? Ich meine, sexuell inaktiv bin ich nicht. Und ja, die Brüste spielen dabei eine Rolle.

    Ich stehe dort nackt vor dem Spiegel und spüre Angst. Gewaltige Angst. Beinahe knicken mir die Beine weg. Zeitgleich setzt ein anderer Mechanismus ein. Der geht in etwa so: Okay. Das muss abgeklärt werden. Aber nicht mehr vor der Hochzeit. Mir reicht‘s.

    Es gelingt mir in den kommenden Tagen, die massive unheilvolle Vorahnung in Schach zu halten. Irgendwie – hey! – bin ich doch unverwundbar. Beschützt vom Universum und von Gott. Außerdem sagt auch die „Apotheken-Umschau", dass drei von vier getasteten Verhärtungen in der Brust völlig harmlos sind. Na also. Mir passiert schon nichts.

    Und doch lässt es mir keine Ruhe. Über das Internet ergattere ich für den 21.12., einen Tag vor der Hochzeit, einen Termin bei einem mir wildfremden Gynäkologen. In dieser Zeit vor Weihnachten muss ich nehmen, was ich kriegen kann.

    Ich soll mich auf die Liege legen. Mit einem Ultraschallgerät fährt der Arzt über meine Brüste. Es gefällt ihm nicht, was er da sieht. Das sagt er recht unverblümt. Und dass es ihn wundern würde, wenn DAS gutartig wäre. „Sehen Sie hier, wie wenig differenziert das Brustgewebe ist?"

    Ich starre auf das Bild. Eine Träne läuft mir die Wange hinunter. Ich sehe und sehe doch nicht.

    Das Einzige, was durchdringt – irgendwie – ist der Gedanke: „Jetzt ist es vorbei."

    Ich ziehe mich wieder an. Der Pullover will einfach nicht über meinen Kopf.

    Ich brauche gefühlte Ewigkeiten. Es ist ganz still in der Praxis. Ich bin dankbar, dass dieser fremde Mensch einfach wartet, bis ich fertig angezogen bin. Und das dauert immer noch.

    Dann sitzen wir einander gegenüber.

    Ob ich heute noch einen Biopsie-Termin will?

    Ich will jetzt gar nichts mehr. Heiraten, das ja. Aber wie soll das jetzt gehen?

    Ich frage, ob es aus seiner ärztlichen Sicht vertretbar ist, mit der Biopsie bis zum Neuen Jahr zu warten. „Auf jeden Fall, sagt er. Und einen Kernsatz: „Was Sie haben, ist meiner Ansicht nach seit mindestens zehn Jahren gewachsen. Da kommt es jetzt auf Tage nicht an.

    Okay. Dann wird jetzt erst mal geheiratet, bevor gestorben wird.

    Ja. Der Gedanke ans Sterben ist sofort da. Ich frage gar nichts weiter. Für mich ist die Sache hier und jetzt klar: Der Tumor ist groß. Ist seit Jahren gewachsen. Damit, so meine Überzeugung, ist es kein früh erkannter Brustkrebs. Der wäre heilbar. Vielleicht. Meiner sicher nicht.

    Ich stolpere aus der Praxis auf den Friedrich-Wilhelm-Platz. Starre direkt auf eine Kirche. Und fühle mich unendlich verraten vom Universum und von Gott.

    Mein Mann. Ich muss meinen Mann anrufen.

    Und dann breche ich zusammen. „Ich bin im Schock", sage ich die ganze Zeit. Und nein, er soll mich nicht holen. Ich muss jetzt laufen. Sonst werde ich auf der Stelle verrückt.

    Meine Füße tragen mich instinktsicher Richtung Wilmersdorf. Jahrelanges Taxifahren hat seine Spuren hinterlassen. Ich weiß gerade gar nichts, doch ein Teil von mir funktioniert einwandfrei.

    Dauernd schaue ich die Menschen an. Wissen die eigentlich, wie glücklich sie sich schätzen können? Sie dürfen leben. Ich bald nicht mehr.

    Hier auf diesem Stolpergang ist es, dass eine unsichtbare Mauer zu entstehen beginnt zwischen mir und den anderen Menschen. Ich spüre sie wie eine Glaswand und falle aus jeder Normalität.

    Jetzt gibt es die, die weiterleben dürfen, und mich.

    X-mal an diesem Tag sage ich zu meinem Mann: „Ist das wirklich real? Oder träumen wir?"

    Fast ist es Gnade, dass wir noch dies und das zu tun haben für unseren großen Tag.

    Wir machen einfach.

    Am späten Nachmittag kommen meine Mutter und mein Bruder am Bahnhof an. Als ich die beiden sehe, muss ich wieder weinen. Sie schreiben es wohl den Hochzeitshormonen zu.

    Den Abend verbringen wir mit Familie und Freunden. Es ist wunderschön. Formationen dieser Art bringen nur Familienfeste hervor. Noch nie haben meine Mutter und mein Bruder einen Abend mit meinen langjährigen Freunden Gabi und Jürgen verbracht, obwohl wir alle lange Zeit in einem kleinen Dorf gewohnt haben.

    Wir essen, wir trinken, wir erzählen wild durcheinander und freuen uns unermesslich am Beisammensein. Der Höhepunkt ist gebackenes Eis. Es wird uns als Nachtisch angeboten und macht uns schrecklich neugierig. Tatsache: Vanilleeis in einem heißen Teigmantel. Was es nicht alles gibt!

    Wir kriegen uns über das gebackene Eis nicht wieder ein. Dauernd kichert wieder jemand los und flüstert fassungslos: „Gebackenes Eis!"

    Ich verstehe etwas ganz Elementares: Für die Dauer der Hochzeit und bis auf Weiteres muss ich mir keine Gedanken über Krankheit und Tod machen. Niemand kann mich daran hindern, ganz im gegenwärtigen Moment glücklich zu sein.

    So eingestellt feiern wir zwei Tage vor Weihnachten ein rauschendes Hochzeitsfest.

    Ich genieße es unendlich, diese wichtigen Menschen um uns herum zu haben. Familie, Freundinnen und Freunde. Mein Leben fühlt sich stimmig an. Ich bin einverstanden bis zu diesem Punkt; bin voll zufrieden mit meinem Leben.

    Meine Eltern, seit Jahrzehnten geschieden, fegen über das Parkett und zeigen allen, wie es geht, getrennt zu sein und dabei zu harmonieren.

    Ich bin fünfzig Jahre alt geworden und begreife zum ersten Mal, wie sehr meine Eltern es geliebt haben, tanzen zu gehen. Erstaunlich, dass sie drei Kinder großgezogen haben, von denen nicht eines auch nur halbwegs im Paartanz geübt ist. Wir tanzen und tanzen und tanzen. Tanzen geht immer. „[…] in guten wie in schlechten Zeiten."

    Heute sind gute Zeiten.

    Oh bitte, lass diese Nacht niemals enden.

    Lass uns ausgelassen sein und albern. Verliebt und verheiratet. „Kannst du haben, sagt das Leben. „Bleib einfach hier, in diesem Moment.

    Nachts packen wir Geschenke aus. Da ist ein Buch für mich. „Ein Regentropfen kehrt ins Meer zurück. Warum wir den Tod nicht fürchten brauchen", so der Titel. Gottseidank. Das hört sich genau richtig für mich an, denn jetzt, als ich aus dem Trubel in die Stille der Wohnung komme, fürchte ich mich sehr. Auch im Traum kommt die Angst zu mir. Ich schrecke hoch, geweckt vom aufgeregten panischen Klopfen meines Herzens. Zwischen mir und meinem Mann sehe ich zwischen Wachen und Träumen den Tod als reale, vermoderte, verfaulte Gestalt liegen. Mein Herz schlägt mir annähernd aus dem Hals heraus. Atemnot.

    Ich kann die Angst kaum ertragen.

    „Atme", sage ich mir und beruhige mich für Momente durch ein paar tiefe und regelmäßige Atemzüge. Irgendwie taumele ich wieder in einen unruhigen Schlaf.

    In den nächsten Tagen hilft mir das Buch sehr. Es beruhigt mich und nimmt mir das namenlose Entsetzen.

    Ich beschließe: Wenn es sich bestätigt, dass dieser Tumor mein Todesurteil ist, dann bleibe ich, so lange es geht, bei Johannes. Und wenn dann die Zeit des Sterbens gekommen ist, fliege ich zu dem Autor des Buches nach Japan. Er leitet dort ein Zentrum für Buddhismus. Dort werde ich meditierend und in aller Abgeschiedenheit den Rest meiner Zeit verbringen.

    Im Grenzland 1

    Trotz des Trosts durch das Buch ist meine Welt von jetzt auf gleich so kräftig aus den Fugen geraten, dass allein der Schmerz über den Verlust der Fugen kaum auszuhalten ist.

    Meine Mutter und mein Bruder bleiben noch ein bisschen in Berlin. Die Zeit mit ihnen ist schmerzhaft schön. Mein Bruder war all die Jahre, die ich nun in dieser Stadt lebe, noch nicht zu Besuch.

    Ich freue mich riesig, dass es ihm in meiner Stadt gefällt. Als Kinder waren wir uns sehr nah. Ich, die gerade knapp ein Jahr Ältere, hatte ihm gegenüber einen ausgeprägten Beschützerinstinkt. Als Mädchen war ich eigentlich viel mehr der Junge. Und er war das Mädchen. Wie oft fragte jemand: „Na, ist das deine kleine Schwester?"

    Schon als Kinder wunderten wir uns, wie wenig die Leute wissen.

    Jetzt und hier in Berlin durchströmt mich unsere Geschichte. Ich weiß, auch wenn wir uns längst nicht mehr so nahe sind, meinem Bruder bricht das Herz, wenn er erfährt, dass ich ernsthaft krank bin.

    „Ilona Clemens darf nicht sterben!", fällt mir ein. Die Geschichte geht so:

    Ich bin zehn Jahre alt. Das erste Mal in meinem Leben liege ich im Krankenhaus mit einer ernsten Lungenentzündung. Mein Zustand bessert sich nicht und meine Eltern sind in großer Sorge. Mein Bruder schnappt einige Gespräche zwischen ihnen auf. Am nächsten Tag zieht er mit einem Heft und einem Stift durch das kleine ostfriesische Dorf, in dem wir leben. Er klingelt an vielen Türen und bittet die Leute um eine Unterschrift unter seine Forderung. Diese lautet: Ilona Clemens darf nicht sterben!

    In meinem Krankenhausbett weine ich, als ich sehe, wer alles unterschrieben hat. Und weil mein Bruder um mein Leben kämpft. Und weil ich so große Sehnsucht nach ihm habe.

    Nein, so lange ich keine Gewissheit habe, werde ich nicht ihm, nicht meinen Eltern und nicht meiner

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