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G.DANKE: Liebesbrief in 203/17/23. Es ist Zeit, zurückzukehren.
G.DANKE: Liebesbrief in 203/17/23. Es ist Zeit, zurückzukehren.
G.DANKE: Liebesbrief in 203/17/23. Es ist Zeit, zurückzukehren.
eBook505 Seiten6 Stunden

G.DANKE: Liebesbrief in 203/17/23. Es ist Zeit, zurückzukehren.

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Über dieses E-Book

Wie schafft man es, seine größten Ängste zu überwinden? Schlage das Buch auf und beginne zu lesen.

JA, das klingt wundervoll einfach.

Was du in meinem Buch und eBook G.DANKE entdecken kannst, wirst du nicht erwartet haben. Darin findest du den Einfluss einer höheren Kraft und wie diese nicht nur einen Entfaltungsprozess in Gang setzt, sondern etwas Unsichtbares zum Vorschein bringt, nämlich sich SELBST.
SpracheDeutsch
HerausgeberBooks on Demand
Erscheinungsdatum29. Jan. 2021
ISBN9783753404271
G.DANKE: Liebesbrief in 203/17/23. Es ist Zeit, zurückzukehren.
Autor

Alwina Simon

Alwina Simon, Ehefrau, Mutter zweier Kinder, Dipl. Kommunikationsdesignerin und freischaffende Künstlerin.

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    Buchvorschau

    G.DANKE - Alwina Simon

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    Der Titel G.DANKE ist ein Wortspiel,

    das zum einen ›Gott, DANKE‹ bedeutet und

    zum anderen das Wort ›Gedanke‹,

    den Ursprung aller Schöpfung, formt.

    Meine liebe Tochter, meine liebe Mama, mein lieber Papa, ich werde schreckliche Dinge offenlegen, weil ich sie aussprechen muss, wie sie meiner Sicht entsprechen. Ich liebe euch mehr denn je.

    Bitte verzeiht mir.

    A.

    Niemand schneidet ein Stück Stoff aus einem neuen Kleid, um damit ein altes zu flicken. Nicht nur, dass es um das neue Kleid zu schade wäre; sondern der neue Flicken passt auch gar nicht zum alten Kleid.

    [Lk 5,36; Neue Formen für das neue Leben, Hoffnung für Alle]

    1 Erwachen

    26. März 2020

    J. Hey, Liebes, öffne dich wie ein Buch. Schreibe deine Geschichte.

    A. Was!? Das kann ich nicht offenlegen, darf ich das überhaupt einfach so?!

    J. Komm schon, das hatten wir doch bereits. Du nimmst etwas wahr, aber du handelst nicht danach. Diese Dinge passieren dir nicht, damit du an ihnen zweifelst.

    A. Sie geschehen, damit ich aufwache und meine Ängste überwinde und damit breche, was mich gefangen hält.

    J. Lass dich nicht länger von deinen Ängsten beherrschen. Es ist Zeit, zurückzukehren.

    A. DU meinst, es ist Zeit für DICH zurückzukehren.

    J. Du weißt, dass sich ein Horoskop nicht wiederholen kann.

    A. Und da ich schon mal hier bin … wirfst DU mich ins kalte Wasser! Irgendwie habe ich mir die Taufe anders vorgestellt …

    1.01 Das Ereignis auf dem Feld

    20. August 2018

    Ich saß allein im Keller, der Beamer warf den Film ›Gott ist nicht tot – Teil 2‹ an die Wand. Filme über Gott zu sehen, war etwas Neues für mich. Normalerweise tat ich das nicht, ich fand dieses aufkeimende Interesse sogar so verrückt, dass ich es lieber geheim hielt. Vor einem Jahr, kurz nach Ostern 2017, begann mein ›interessiertes Vorfühlen‹ mit dem Kinofilm ›Die Hütte – ein Wochenende mit Gott‹. Dieser Film weckte damals eine Erinnerung in mir, die mich heftig erschütterte. Er erinnerte mich, dass ich als Kind sehr vertraut mit DIR war, aber es gab einen Bruch in unserer Beziehung. Ich schloss DICH aus meinem Leben aus, und DU respektiertest meine Entscheidung in einem solchen Maße, dass DU verschwandst, als hätte es unsere Verbundenheit nie gegeben. Mit dieser wachgewordenen Erinnerung tat es weh, dass ich all die Jahre ohne DICH gelebt habe. Ich war wütend, dass es überhaupt so weit kommen konnte, dass ich mich ausgerechnet von DIR verraten fühlte, im Stich gelassen, als ob ich es nicht wert wäre, geliebt zu werden. Die Tatsache, dass ich auf diese Weise über DICH denken konnte, versetzte mir einen scharfen Stich ins Herz und ich spürte plötzlich, wie sehr ich DICH in meinem Leben vermisste.

    Also beschloss ich, einen neuen Versuch zu unternehmen, DICH mit erwachsenen Augen zu betrachten und meine Überzeugungen zu hinterfragen. Ich wollte bewusst herausfinden, wer DU für mich bist, losgelöst von Religion, Regeln und Institutionen, und um das zu tun, bin ich ausgerechnet genau in diese Richtung gegangen! So fand ich mich kurz nach dem Kinobesuch im Gottesdienst der Hoffnungskirche und merkte bald, dass DU immer noch derselbe Scherzkeks bist! »Ostern ist voller Überraschungen!«, predigte damals der Pfarrer, und ich lachte fast laut auf! »Ich, freiwillig in der Kirche? Das ist in der Tat eine Überraschung, das ist DIR ja mal schön gelungen!« So wurdest DU wieder ein Teil meines Lebens, dennoch wagte ich mich nur sehr zögernd vor. Ich blieb kritisch und wollte mich nicht noch einmal manipulieren lassen. Ich wollte DICH direkt erfahren, so wie ich DICH als Kind bereits gekannt hatte.

    Jetzt saß ich also allein in der Kühle des Kellers, mein Mann war auf einer Geschäftsreise in Schweden, meine Kinder waren bei ihren Großeltern, und ich hatte die Privatsphäre, die ich brauchte, um dieser ›seltsamen‹ Neigung zu folgen, DICH in mein Leben zu lassen. Mitten im Film kam mir plötzlich in den Sinn, dass die Wäsche immer noch draußen hing, also pausierte ich den Film, um sie abzunehmen. Dabei bemerkte ich, wie herrlich der Nachmittagshimmel doch war. Die Hitzewelle war jetzt nicht mehr so unerträglich, und der Himmel färbte sich langsam in dieses wunderbare Kleid des nahenden Abends. »Warum saß ich bei diesem Wetter überhaupt drin!« Von einem Moment auf den anderen spürte ich den Drang, draußen sein zu wollen, und zwar jetzt gleich! Ich lud die Filmmusik noch schnell auf mein Handy, zog meine Walking-Sachen eilig an und ging los. Kein Ziel vor Augen, dafür aber eine verdammt gute Laune in mir. Ich folgte meiner Intuition, die mir den Weg wies und bemerkte es nicht einmal. Ich walkte einfach. Meine gute Laune erfüllte mich so sehr, dass ich alles um mich herum vergaß. Es fühlte sich an, als wärst DU da oben im Nachmittagshimmel und würdest mich begleiten. Gott sei Dank war ich allein auf dem Feldweg und es hat mich niemand so bescheuert grinsen gesehen! (;

    Die zuvor geladene Filmmusik heizte die Atmosphäre zusätzlich auf. Mu­sikalisches Neuland eröffnete sich mir: ›Urban Worship Music‹. Ich hörte gerade das Lied ›Miracles‹ von ›Audio Adrenaline‹, als sich der Feldweg kreuzte und ich links abbog. In der Ferne dieses Weges sah ich zwei Kinder springen und dachte mir nichts dabei. Doch je näher ich ihnen kam, desto alarmierender waren ihre Gesten. Erst als ich die Kopfhörer aus den Ohren nahm, hörte ich sie laut rufen. Nein, sie schrien! Ich begann, auf sie zuzulaufen. Eine beklemmende Ahnung befiel mich. Mein Blick war auf die Kinder gerichtet, während ich immer schneller auf sie zu rannte. Als ich sie erreichte, schrien sie wild um sich und ich verstand nicht, was los war, dann richtete sich mein Blick zum Boden. Da lag eine tote Frau. Für einen Moment setzten alle Geräusche aus.

    Dann setzte der Lärm wieder ein. Während die beiden Kleinen verzweifelt nach ihrer Mutter flehten, drückte ihr Vater reanimierend auf ihre Brust. Mein Puls raste in Panik, und meine Augen konnten sich nicht von ihrem Anblick lösen. So blind starrten die Augen in ihrem Kopf! Das Gesicht blau, verzerrt, stumpf, unendlich leer. Ohne auf den Mann zu achten, griff ich nach meinem Handy, versuchte den Notruf zu wählen und stolperte über die Sekunden. »Komm schon, wo ist hier der Empfang? Was dauert da so lange!« Der Mann drückte weiterhin verzweifelt auf die Brust seiner Frau. Ich versuchte, seine Kinder vom Anblick ihrer Mutter abzuwenden, aber sie ließen sich nicht beruhigen. Dann endlich wurde die Verbindung hergestellt, und ich gab irgendwie unsere Position durch. Als der Notruf abgesetzt war, aktivierte ich den Lautsprecher. Der Rettungsdienst gab uns Anweisungen zur Wie­derbelebung. Meine Aufgabe bestand darin, den Kopf der Frau so durchzustrecken, dass Luft durch die Luftröhre strömen konnte, während der Mann fluchte, sich auf den Brustkorb konzentrierte und sie weiter beatmete.

    Plötzlich war um mich herum alles still geworden. Ich kniete am Kopf der leblosen Frau nieder, und meine Hände legten sich unter ihren Hals, sie streckten ihren Kopf über, wie man mir gesagt hatte, doch ich fühlte mich wie betäubt, mechanisch, wertlos, ich konnte hier nichts mehr tun. Nichts geschah. Der Anblick der Frau blieb unverändert entsetzlich. Ich konnte kaum hinsehen, meine Ohren waren wie taub. Dem Tod in die Augen zu sehen, rief meine übliche Kurzschlussreaktion auf den Plan, aber diesmal hielt ich sie auf Distanz und zwang mich, einen ruhigen Kopf zu bewahren. Jetzt hatte er es geschafft, ich konnte dem Tod nicht mehr entweichen, stellte mich dieser Konfrontation, ertrug diese Angst. Jetzt hielt ich ihn in meinen Händen, sein Körper war eine leere Hülle. Einsamkeit, ich fühlte mich vom Leben abgeschnitten. Tief in mir machte sich ein Riss bemerkbar. Irgendwo in der Ferne nahm ich Bewegungen wahr, aber es waren bloß die leblosen Erschütterungen des Körpers, die der Reanimation stumpf folgten. Um das furchtbare Gesicht nicht länger zu ertragen, schaute ich zweifelnd zum Himmel hinauf.

    »Moment, gerade eben warst DU noch hier! Wo bist DU jetzt?« Suchend blickte ich in den Himmel und flehte in mich hinein: »Bitte, lieber Gott, bitte lass diese Mutter zu ihren Kindern zurückkehren!« Im nächsten Augenblick wandte ich mich zu meinen Händen hin. Ich vernahm etwas. Ich sah am Körper der Frau entlang bis zu ihren Füßen, als suchte ich etwas, aber natürlich sah ich nichts. Doch, da war etwas! Ich hörte ein Röcheln. Es kam von ihr. »Nein, das kann nicht wahr sein!« Ich bemerkte ein Zucken in ihrem Augenlid. »Aber, doch, es ist wahr! Es geschieht ja.« Sie ist verändert, es ist Leben in ihr. Etwas hat es wieder in Gang gebracht. Ihr Mann drückte unbeirrt auf ihre Brust und merkte nicht, dass ihr Stöhnen lauter wurde. Ich wollte fast schon sagen: »Hey, es tut ihr weh, was du da machst«, als der Notarzt auch schon kam. Damit war mein Part in dieser Sache beendet, weil die Sanitäter das Kommando übernahmen. Ich ging zu den Kindern, nahm sie in meine Arme und weinte dankbar: »Sie ist wieder da. Sie ist wieder da!«

    In dieser Nacht konnte ich kein Auge zumachen. Immer noch aufge­wühlt und verstört durch das Ereignis auf dem Feld, ließ mich das Bild der toten Frau nicht in Ruhe. Diese schrecklichen Bilder gingen mir jedes Mal durch den Kopf, sobald ich die Augen schloss. »Wie lange werde ich noch in der Lage sein, mich abzulenken!« Es war weit nach Mitternacht und ich war hundemüde. Ich betäubte mich mit allen möglichen Dingen: Musik, Lesen, soziale Medien … aber ich konnte weder die Augen schließen, noch hörten dieses unterschwellige Nagen und die Zweifel auf. Denn obwohl ich inzwischen eine Nachricht aus dem Krankenhaus bekommen hatte und wusste, dass es der Frau den Umständen entsprechend gut ging, fiel es mir schwer zu begreifen, was passiert war! Bei diesem Ereignis wurde mir klar, wie oberflächlich meine bisherige Beziehung mit DIR war. Es stimmt, ich dachte, ich hätte zu DIR zurückgefunden, aber mal ehrlich, was war das Bisherige im Vergleich zu jetzt? Wahrscheinlich nur vorsichtige Versuche, durch einen Spalt in DEINE Hütte zu linsen. Und was ist das jetzt für ein neues Gefühl?! Als stünde ich mit einem Mal mitten drin in dieser Hütte! Und doch wälzte ich mich herum, müde und erschüttert von den wiederkehrenden Erinnerungen an den Tod, den ich in den Händen hielt. Ich konnte meine Zweifel an dem, was geschehen war, nicht loslassen. Etwas stritt immer wieder in mir: »Nein, das kann nicht wahr sein! Aber, doch, es ist wahr! Es ist doch geschehen.«

    Schließlich, um 3 Uhr morgens, gab ich einfach auf. Ich gab auf, als ob es ein Schachspiel gewesen wäre: »Gut, ich habe genug. DU hast ge­wonnen!« Trot­zig schloss ich meine Augen und wollte nur noch meinen Frieden haben. Seltsamerweise stellte ich mir dabei vor, DU stündest vor mir, und der Rest ergab sich von selbst. DEINE Arme öffneten sich, und meine Gefühle rannten auf DICH zu, und ich lief ihnen hinterher, froh, dass die Angst endlich aufhörte, froh, dass ich endlich wieder Halt fand und die schrecklichen Bilder verschwanden. »Ich hab’s kapiert, J.! Ich habe es endlich verstanden. Hier bin ich, 100 % !« Was auch immer passieren würde, ich wollte DEINE Obhut wieder in meinem Leben spüren und wissen, dass DU mich immer auffängst. Meine letzten Zwei­fel und Widerstände lösten sich auf, als hätte es sie nie gegeben. Und siehe da, es ging doch, ich schlief ein.

    2018_08_21_Di_1_Erster_Post_am_Morgen_rz_RGB.tif

    21. August 2018

    Am nächsten Morgen wachte ich auf, als wäre ich wiedergeboren. Meine erste Aktion war es, über beide Ohren zu grinsen. Meine zweite Aktion war es, mein Han­dy zu nehmen und in den sozialen Medien zu stöbern, während ich im Bett verweilte. Der erste ›Instagram-Beitrag‹ ¹, den ich sah, ließ mich abrupt stoppen, weil er so buchstäblich ins Schwarze traf, dass ich einen Screenshot machen musste, um es wirklich fassen zu können. Zu sehen war eine von einer Gewehrkugel durchbohrte Bibel. Übersetzt heißt der begleitende Text: »Ein junger Mann wurde in die Brust geschossen, viele dachten, er sei tot, aber die Kugel hatte die Bibel zerbrochen. In dem Moment, als der junge Mann aufstand und die Bibel öffnete, war die Kugel in diesem Vers steckengeblieben: ›Tausend mögen zu deiner Seite fallen, Zehntausend zu deiner Rechten, aber du wirst nicht erreicht werden.‹ Leben retten. Spirituell und im wahrsten Sinne des Wortes.« ²

    Auch wenn dieses Bild auf mich beun­­ruhigend wirkte, hat es meine Stimmung nicht getrübt, denn etwas sagte in mir: »Dir wird nichts passieren, hab keine Angst.«

    1.02 Bedingungslose Liebe

    29. März 2020

    J. In dem Buch, das du schreibst, geht es um dich und die Erfahrung deines Heilungsprozesses. Es handelt von deiner Rückkehr zu dir SELBST.

    A. Es geht um eine Verwandlung, wie bei einem Schmetterling. Man entdeckt sein wahres Potenzial, das von Anfang an da war, aber bisher im Verborgenen lag.

    J. Und nun ist die Zeit gekommen, sich vollständig und in seiner Ursprünglichkeit zu zeigen.

    A. Diese Rückkehr zu mir ist eine verrückte, einfach geniale Lebenserfahrung! Mein Leben ist eine wilde Achterbahn, seit DU wieder da bist!

    J. Und wie gefällt dir die Fahrt?

    A. Sie ist das Beste, was mir je passiert ist! All diese Höhen und Tiefen, zwischen Schreien und Lachen, bunter Tumult und Kribbeln im Bauch und daaaaaaaaaaann wieder ein fieses Loch, in das ich hineinfalle. Einfach nur unbegreiflich! Und aus jedem Tief leitest DU mich geheilt heraus, und der Prozess meiner Veränderung geht voran in eine neue unbekannte Phase. Und ich frage mich, warum nur, wie habe ich das nur verdient, bei all dem, was ich angerichtet habe!?

    J. Gar nicht. Du hast es dir gar nicht verdient.

    A. Nein, das habe ich wirklich nicht. Ich habe es einfach so bekommen. Nie hätte ich gedacht, dass ich auf diese Weise lieben lernen würde! Immer, wenn ich zum Beispiel etwas Verletzendes getan habe, erlebte ich DEINE bedingungslose Liebe statt Bestrafung oder Verurteilung. Das kann doch nicht sein! Ich verdiene es nicht, mit solcher Liebe behandelt zu werden, aber dann erlebe ich sie, und plötzlich verändere ich mich und beginne zu lieben, mich selber zu lieben. Und mir wird klar, dass ich ständig ›damit rechne‹, verurteilt, bestraft, kritisiert, benachteiligt, bewertet zu werden oder mir etwas erst mal verdienen zu müssen, anstatt einfach nur geliebt zu werden. DAS ist es, was nicht sein kann! Ich bin so froh, dass all dies geschehen ist, obwohl ich so oft über DICH geflucht habe! Verdammt, mit DIR zu rechnen, ist das Verrückteste, was mir je passiert ist … zum Glück!

    J. Ich wünschte, du hättest nie einen Grund gehabt zu denken, dass man Liebe verdienen muss. Du bist ein unendlicher Ozean von Liebe! In dieser Freiheit die Erfahrung zu machen, dass dein Dasein einen Preis hat, hat schrecklich weh getan, nicht nur dir.

    A. Und doch habe ich gerade in dieser Erfahrung das Fliegen gelernt, und das möchte ich jetzt teilen, weil ich hoffe, dass damit ein anderer Morgen beginnt. Ein frischer, neuer Morgen, den es so noch nie zuvor gab.

    1.03 Staubkorn

    Diese Achterbahnfahrt begann 2017, zu einer Zeit, als meine Gesundheit stark angeschlagen war. Mein Leben lang sah ich in meinem eigenen Spiegelbild etwas, das ich in Wirklichkeit nicht war. Ich nahm mich nicht so an, wie ich war. Immer fand ich einen Grund, anders sein zu wol­len, ja sogar zu müssen. Alles, weil ich nicht im Stande war, mich selber zu lieben. Im Herz völlig erkaltet und eingepfercht in Ängste, negati­ve Prägungen und verzerrte Überzeugungen, war ich wie betäubt und zwang mich selber unwissentlich in die Knie und mit mir auch mein Um­feld. Ich ruinierte meine Gesundheit mit meinem eigenen Kopf, der mir unentwegt sagte: »Ich genüge nicht. Ich versage. Ich bin nicht gewollt.« Ich habe mich nicht um mich gekümmert. Mein Herz war vor mir selber verschlossen.

    Nach einem Burnout erholte ich mich nie richtig und die körperlichen Symptome nahmen zu, ohne dass die Ärzte eine Ursache dafür finden konnten. Ich war chronisch erschöpft. Vom Film ›Die Hütte – ein Wochenende mit Gott‹ aufgerüttelt, ergriff ich den Versuch, meiner vorsichtig aufkeimenden Beziehung mit Gott zu folgen und schleppte mich heimlich an meinem 37. Geburtstag in die Gnadenkapelle nach Altötting. So weit war es nun tatsächlich gekommen! Ich war dermaßen hoffnungslos, dass mir jetzt nur noch Gott helfen konnte. Was die Verzweiflung einem doch antut!

    1. August 2017: … Mit einem unwohlen Gefühl betrat ich den Raum des Altars. »Gehöre ich überhaupt hierher? Darf ich das einfach so?« Rundherum waren Nischen, in denen Menschen saßen und beteten und ich fühlte mich fehl am Platz, wusste nicht, wie ich mich hier verhalten sollte. Dann wurde die Bank gegenüber der Marienstatue frei, und ich beschloss, mich hinzusetzen, um nicht aufzufallen. Während ich saß, beobachtete ich die Menschen beim Beten und fühlte mich noch unbehaglicher. »Lange werde ich hier nicht bleiben«, dachte ich mir, als eine Gruppe von Pilgerinnen hereinkam und sich schwerfällig vor dem Altar niederließ. Alles an diesen Frauen sah so angespannt aus, sie schnauften und waren erschöpft, und der eigentliche Akt des Betens am Ende einer zermürbenden Pilgerreise war so gehetzt, so voller Anstrengung und klang eher nach »Endlich ist es vorbei« als nach »Gott sei Dank bin ich hier«.

    Ich fragte mich, warum sich jemand auf eine Beziehung mit Gott einlässt, um dann bestimmte Rituale auszuführen, als eine der Frauen in einen Lichtstrahl geriet und für einen kurzen Moment den gesamten Raum in das Rot ihres Oberteils tauchte. Dieses Aufleuchten lenkte meine Aufmerksamkeit auf den einzigen Lichtstrahl in diesem ansonsten eher dunklen Raum. Er fiel aus dem Dach­fenster mitten in den Altarraum und war so wunderschön hell und strahlte so bezaubernd klar, dass ich mich fragte, wie es möglich war, dass ich ihn zunächst gar nicht bemerkt hatte.

    Die Leute schauten weiterhin zum Altar und beteten schweigend, ich schaute auf diesen Lichtstrahl und war fasziniert. Ich fühlte, dass in dieser Einfachheit die eigentliche Magie verborgen lag. Mit den Augen folgte ich dem Lichtstrahl nach oben. Mittendrin funkelte plötzlich ein kleines Staubkorn als könnte nichts auf der Welt schöner scheinen und ließ mich innehalten. Hell wie ein Stern hielt es meinen Blick fest und ich spürte, dass dieses Funkeln etwas ganz Besonderes war. Mich überkam eine schlichte Ruhe und ich verweilte einfach darin. Irgendwann begann ich ganz von allein in Gedanken zu Maria zu sprechen, und bat aufrichtig und verzweifelt darum, wieder gesund zu werden. Und als sei meine Bitte be­kräftigt worden, läuteten in diesem Augenblick draußen die Glocken. Das gab mir den Rest, und ich konnte meine Tränen nicht mehr zurückhalten, meine Emotionen brachen aus mir heraus. Irgendwie war ich verzweifelt, erleichtert und dankbar zugleich. Mein Gesicht voller Tränen, die Augen taten weh und doch spürte ich eine Wärme in diesem Moment, die mich hoffen ließ. Ich hörte mein Herz laut pochen.

    Nie hätte ich gedacht, dass ich in meiner hoffnungslosen Situation doch noch Hoffnung finden würde. Kaum drei Wochen später, am 23. August 2017, begann ein Genesungsprozess, der entgegen allen meinen Erwar­tungen meine körperliche Gesundheit wiederherstellte – und das in Windeseile. Eine Heilpraktikerin entdeckte die Ursache für meine zahl­reichen Beschwerden, denn über viele Jahre haben sich in meinem Kie­ferknochen eingeschlossene Infektionsherde, sogenannte ›NICOs‹, ent­­wickelt, die mich langsam von innen heraus vergifteten. Sie sorgten dafür, dass mein Immunsystem ständig auf Hochtouren lief, ohne dass die Infektionen verschwanden. Dies hatte zur Folge, dass es nicht genü­gend Kapazitäten für andere ›Baustellen‹ im Körper gab, und so trat ein Symptom nach dem anderen auf und meine Gesundheit verschlimmerte sich schleichend. Die Heilpraktikerin verwies mich an einen spezialisierten Zahnarzt, der die entsprechende Operation durchführte. Diese eine gezielte Maßnahme veränderte meinen Gesundheitszustand mit einem Schlag komplett. Nach dem Eingriff konnte ich noch in der gleichen Nacht wieder schlafen. Ich wachte am nächsten Morgen völlig erholt auf und heulte vor Freude, weinen konnte man das nicht mehr nennen! Dieses Glück habe ich in über zehn Jahren quälender Schlafprobleme nicht mehr gespürt. Wie sehr habe ich das vermisst! Meine Energie kehrte langsam zurück, und ich konnte wieder alles ohne Einschränkungen essen. Ich blühte auf, tanzte am Silvesterabend wild bis spät in die Nacht mit meinem Mann und verblüffte ihn jeden Tag aufs Neue mit meinem frischen Anfang, als ob ich neu lebte.

    1.04 Sternzeichen Löwe, Aszendent Zwilling

    Mit dieser gesundheitlichen Veränderung trat eine gewisse Orientierungslosigkeit ein. Als ob die Karten neu gemischt worden sind, stellte ich mir im Sommer 2018 die Frage: »Was soll ich mit meinem Leben anfangen?« Plötzlich wusste ich nicht mehr, wie ich weitermachen wol­lte. Als freischaffende Künstlerin hatte ich immer eine klare Vor­stellung davon, wie es weitergeht. Nur jetzt wusste ich es nicht mehr. Ich wusste nicht einmal, ob ich überhaupt noch malen wollte, und wenn ja, was? Inmitten dieser Unentschlossenheit erhielt ich den ungewöhnlichen Rat, mir mein Geburtshoroskop berechnen zu lassen. »Irgendwann bringt mich meine Neugierde noch um!«, dachte ich und arrangierte eine te­lefonische Beratung mit der Astrologin. »Zuerst bitte ich Gott um Ge­nesung, jetzt frage ich die Sterne um Rat, was kommt als Nächstes bitteschön?!« Und wieder einmal hoffte ich, etwas zu erfahren, das mir weiterhelfen würde.

    24. Juli 2018: Wir werden an einem bestimmten Datum, zu einer bestimmten Zeit und an einem bestimmten Ort geboren. Im Geburtshoroskop sieht man die Anlagen, die einem gegeben wurden. Abhängig von der Position der Planeten spricht man von einer Zeit-Qualität. Es hängt vom Menschen selbst ab, wie er diese nutzt – ob er sie verstreichen lässt und nichts tut oder ob er etwas unternimmt. Mein Aszendent (die Veranlagung, mit der ich in die Welt kam) steht im Zeichen des Zwillings. Der Zwilling regelt im Leben.

    Sein Herrscher ist Merkur, und dieser war ein Gesandter Gottes. Ihn schickte Gott auf die Erde, um die Wahrheit von Gott zu verkünden. Daher habe ich durch den Zwilling eine vermittelnde Eigenschaft (eine rhetorische Fähigkeit) erhalten. Zu kommunizieren, zu vermitteln, zu regeln. Diese Regelung bezieht sich auf meine eigene Sicherheit, meine Familie, mein Revier. Ich bin auf die Welt gekommen, um diese familiären Themen zu leben.

    Wie ich meine Veranlagung lebe, zeigt der Stand der Sonne, in meinem Fall der Löwe. Der Löwe ist derjenige, der Dinge erschafft. Seinetwegen habe ich eine künstlerische Veranlagung. Es ist wichtig, sie in vollem Umfang zu leben, sie durch mich darzustellen und sie in der Ausübung erscheinen zu lassen.

    Es ist meine Berufung, die Dinge frisch auf neu zu gestalten, unabhängig von Umständen oder Bedingungen. Ich soll aus dem Unbewussten herausschöpfen, die Dinge formen, die aus mir herauskommen und durch meine Arbeit als Person in Erscheinung treten – an die Öffentlichkeit gehen. Meine Aufgabe oder die damit verbundenen Schwierigkeiten sind: ›Befreie dich von einschränkenden Umständen und Bedingungen‹ und ›Entwickle deine eigene Art‹. Aufgrund der Uranus-Sonne-Konstellation ist dieser Aspekt nicht so leicht zu leben, denn man kann gezwungen sein, unter Bedingungen zu leben, in denen man die Befreiung nicht sieht oder einfach nicht weiß, wie man herauskommt.

    Jetzt aber kommt die Zeit, den Reset-Knopf zu drücken, denn Ende 2018 (um den 20. Dezember) wird Uranus die Eigenartentwicklung einfordern.

    Bereits vier Monate vorher, ab August/September 2018, macht sich dieser Aspekt bemerkbar und hält vier Monate, d. h. bis März/April 2019, an. Mitte Dezember ist definitiv ein Berufswechsel angezeigt. Alles in allem ist die Phase August 2018 bis April 2019 beruflich von enormer Bedeutung. Dieser jetzige Wechsel ist eine unvorstellbare-Gott-sei-Dank-Lösung und die Vorbereitung für einen zweiten Wandel, der Jahre später noch folgen wird.

    Mein Lebensziel ist es, die Dinge frisch auf neu aus meinen Lebensbedingungen zu erschaffen und nicht in die Anpassung zu gehen. Das Übertragen von Programmen kann sich in uns von Generation zu Generation festsetzen. Dies gilt es zu durchbrechen. Ich bin bereit, diesen Durchbruch mit meinen Anteilen zu vollziehen, der Wunsch, ihn durchzusetzen, ist laut meinem Horoskop da, aber ich habe den Arsch auf Grundeis (wie sie so charmant formulierte (; Ha ha ha!) ich fürchte mich vor diesem Erfolg. Deshalb ist es wichtig, aus meinen Zwängen herauszukommen, sie mitzunehmen und sie zu beachten, aber mich nicht mehr mit ihnen zu identifizieren.

    Ganz ehrlich, ich habe nicht viel von dem verstanden, was sie mir erzählte. ›Befreie dich von einengenden Umständen und Bedingungen‹, welche sollen das sein? ›Am Jahresende erfolgt ein Jobwechsel‹, ›Durchbreche übertragene Programme‹, … ich hatte keine Ahnung, wovon sie sprach. Doch dann hielt die astrologische Beraterin plötzlich in ihrer Analyse inne und fragte mittendrin: »Sag mal, was war denn mit dir im Alter von 11,1 Jahren los? Zu dieser Zeit hat bei dir eine Revierveränderung stattgefunden. Hier gab es einen großen emotionalen Umbruch, und die Emotionen, die du damals empfunden hast, die musst du wieder zulassen.«

    Mir fällt da nur eine Sache ein, die damals passiert war. Ich erinnere mich, dass ich im Auto saß und stumpf zum Fenster hinausschaute. Ich war stinksauer! So wütend, dass ich nicht einmal darüber reden wollte. Ich kündigte meinen Eltern nur knapp an, dass ich nie wieder zur Kirche gehen würde. Und ich schwor mir: »Sie werden mich nie wieder dorthin schleppen.« Damit war für mich damals die Sache mit Gott erledigt, und ich wollte nicht mit mir darüber streiten lassen. Ich brodelte noch über das, was ich zuvor erlebt hatte, und am nächsten Tag war die Sache mit Gott gelöscht. Verschwunden und kein Thema mehr, als ob es Gott überhaupt nie gegeben hätte.

    Erst jetzt, als die Beraterin mich danach fragte, erinnerte ich mich, dass mir damals die Zwänge und die Regeln in der Kirchengemeinde überhaupt nicht passten. Ihre Ansichten trieben mich zur Weißglut. »Wie kommen sie darauf, dass Gott bestimmte Rituale verlangte? Warum sollte ein Fernsehgerät teuflisch sein? Warum wird die Rolle der pflichtbewussten Hausfrau und Mutter den Mädchen von klein auf beigebracht, als gäbe es für sie keine anderen Optionen? Haben diese Frauen keinen Wunsch nach Selbstverwirklichung? Und was ist das für ein Unsinn, dass Frauen nur Röcke und Kleider zu tragen hätten! Bodenlang, verschleiert, versteckt und am liebsten mit einem Kopftuch verhüllt! DU verlangst das gar nicht!« Ich bin vor allem deshalb explodiert, weil mir jemand drohte: »Gott sieht alles!« Ich sollte anständig sein und mich ›gottgefällig‹ verhalten, sonst wird ›Gottes Zorn‹ über mich kommen! Ich habe das als persönliche Beleidigung aufgefasst. Gott ist nicht so! Auch die Beziehung mit DIR ist eine freiwillige Sache. Man ist in DEINER Hütte willkommen, aber man kann auch jederzeit gehen, wenn einem danach ist. In meiner Wut bin ich ›versehentlich gegangen‹. Ich habe die Tür zum Glauben dermaßen zugeknallt, dass ich sie unwissentlich auch DIR gegenüber verschlossen habe. »Wenn Gott so sein sollte, dann will ich nichts mit dem Glauben zu tun haben«, damit versiegelte ich meinen Entschluss. Von dem, was mir in der Kirche gepredigt wurde, wollte ich nichts mehr wissen. Ich fühlte mich betrogen und die Beziehung zu DIR, die ich seit frühester Kindheit auf natürliche Weise kannte, trug den eigentlichen Schaden davon.

    Mit elf Jahren sieht man die Dinge wohl nicht so differenziert, vor allem, wenn man alle Hände voll zu tun hat, als Einwandererkind in Deutschland anzukommen, eine neue Sprache zu lernen und irgendwie die Schule zu meistern. Ich verließ mein Geburtsland Kasachstan mit meiner Familie, als ich acht Jahre alt war, und war derart schockiert über diese Lebensveränderung, dass ich bereits im Türzuknallen geübt war. Zu dieser Zeit hatte ich wirklich genug andere Dinge auf meinem Teller. So kam es dazu, dass meine Beziehung zu DIR erlosch.

    Als ich also mit der Beraterin sprach, wusste ich, welches Ereignis sie meinte, aber ich verstand nicht, warum ausgerechnet dieses Thema so wichtig sein sollte. Nach unserem Telefonat vergingen acht Tage, und ich machte die zweite Fahrt nach Altötting zur Gnadenkapelle. Ein Jahr war inzwischen vergangen, seit ich zum ersten Mal dort gewesen war, und ich wollte unbedingt zurückkehren, um mich zu bedanken. Für meine unerwartete Genesung war ich meiner Heilpraktikerin, meinem Zahnarzt und DIR unendlich dankbar.

    1.05 Tritt in Erscheinung

    1. August 2018: Als ich aus der Hitze des Tages hereinkam, betrat ich die dunklen Räume der Gnadenkapelle in einer Vertrautheit, als wäre ich schon Dutzende Male zuvor hier gewesen. Ich blieb nicht lange im Vorraum, ich hatte nicht viel Zeit und wollte auch niemanden stören. Ich hatte wieder einmal keinen wirklichen Plan und nur schnell rein, danke sagen und wieder raus war nicht wirklich angebracht. Hmmm … Also ging ich in den Altarraum, blieb aber in der Tür stehen. Die Plätze waren alle besetzt, und direkt vor mir befand sich eine Mutter mit ihren kleinen Kindern in der Mitte des Raumes. Ich schaute mich unschlüssig um. »Hmm, einfach nur danke sagen? Entspricht doch irgendwie nicht ganz meinen Gefühlen. Also, nicht so schnell! Atme einmal durch und komm erst mal an.« Ich entdeckte ›meinen Lichtstrahl‹. Wie schön, dass wir uns so vertraut geworden sind. Genau wie letztes Jahr brach er durch das Fenster, doch jetzt betrachtete ich ihn mit einem breiten Grinsen und konnte es nicht fassen, dass ich tatsächlich gesund geworden war. Während ich gedanklich in meiner tiefen Dankbarkeit versank, ermahnte die Mutter ihre spielenden Kinder, still zu sein und ihr gedrücktes »Pssst!« unterbrach meine Gedanken und lenkte die Aufmerksamkeit auf sie. »Die Kleinen sind so niedlich. Sie haben doch nichts verbrochen«, dachte ich und lächelte ihre Tochter an, als wolle ich das scharfe ›Pssst!‹ verschwinden lassen. Die Kleine, blond wie ein Engel, erwiderte meinen Blick. Dann begann die Stille, in der keine Zeit existiert. Das Mädchen hielt meinen Blick fest und hockte sich neben den Lichtstrahl. Dort tippte sie mit dem Finger auf den Lichtfleck, den er wie ein Scheinwerfer auf den Boden warf. Sie sah mich direkt an und deutete mir mit dem Fingerzeig an, in diesen Lichtschein zu gehen, als ob sie sagte: »Komm ins Licht, tritt in Erscheinung.«

    Dieses seltsame Zeichen verwirrte mich ein wenig, aber ich wusste, das war es, und ich sollte in dieses Licht treten. Ich schaute das Mädchen an, und gleichzeitig fragte ich in mich hinein: »Wirst du das tun? Wirst du dich trauen, vor all diesen Menschen in die Mitte des Raumes zu gehen und in diesem Licht zu stehen? Das geht etwas zu weit. Was würden die Leute denken!« Kurz darauf verließ die Mutter mit ihren Kindern den Raum. Nun war der Weg zum Lichtstrahl frei. Ich stand da und betrachtete zögernd das Licht. »Komm schon. Komm doch. Tu es einfach.« Ich hielt den Atem an und dachte: »Na egal, ich tu’s jetzt.« Meine Beine begannen sich zu bewegen, ich betrat die Mitte des Raumes und näherte mich behutsam dem Licht. »Sieh dich nicht um«, dachte ich in mich hinein, und hoffte, dass mich mein Mut nicht verlässt. Erst trat ein Bein, dann das andere ins Licht.

    Ich ging langsam in den Lichtstrahl hinein, bis er auf meinen erhobenen Kopf fiel und ich mit zusammengekniffenen Augen in das grelle Mittagslicht blinzelte. Es war zu hell, also schloss ich die Augen und spürte die Wärme des Lichts auf mir ruhen. Stille. Kein einziger Gedanke umgab mich. In diesem Moment läuteten erneut die Glocken und die Verbundenheit mit DIR ergriff mich. Ich fühlte, wie Energie durch mich floss, spürte die Wärme auf meiner Haut und Schweiß und Tränen vermischten sich, weil ich vor Dankbarkeit nur noch erleichtert weinte. Mein unendlicher Dank rann an mir herab.

    Das Gefühl der Dankbarkeit hat mich mal wieder völlig überrumpelt. Ich hielt meine Hände vor den verzerrten Mund und weinte in meine Handflächen. Hier, in diesem Licht, war es mir jetzt egal, wer mich wie sah oder wie viel Rotz ich weinte. Ich hatte dafür einen verdammt guten Grund! Ich war von meinen Gefühlen schlicht überwältigt und versprach felsenfest: »Was immer DU willst, ich will DIR etwas zurückgeben!« So blieb ich einfach stehen, bis das Glockengeläut in der Ferne verstummte und sich mein innerer Tumult beruhigte. Irgendwann trat ich ein wenig aus dem Licht und ließ meine tränennassen Hände darin funkeln. Sie leuchteten darin wie etwas unbeschreiblich Schönes. Noch immer spürte ich die Wärme, die mir in diesem Licht entgegenkam. Schließlich war der zeitlose Moment vorbei, ich kehrte in die Realität zurück und ging hinaus, um mich in das Kondolenzbuch einzutragen. Es war Zeit, nach Hause zurückzukehren, also schrieb ich, ohne darüber nachzudenken, was mir in den Sinn kam: »Liebe Maria, du hast mir geholfen. Ich komme als neuer Mensch zu dir, um dir von Herzen zu danken! Du sagtest mir: ›Komm ins Licht, zeige dich.‹ Ich stelle mich in dein Licht und gehe darin auf. In deinem Namen ein Lichtarbeiter. Bitte, beschütze und begleite mich auf diesem Weg. Ich danke dir!« Immer noch sichtlich berührt und auch ein wenig neben der Spur, ging ich zurück zum Auto.

    Etwas später, auf dem Heimweg, war ich plötzlich überrascht, wie spät es geworden war! Ich habe das Zeitgefühl völlig verloren. Zeit existierte überhaupt nicht, als ich in der Kapelle war. Immer noch verwundert über die Dinge, die mir darin schon wieder passiert waren, hörte ich ›Michael Jackson‹ den Song ›Will you be there‹ singen und zum ersten Mal vernahm ich den Songtext, als ob DU direkt zu mir sprechen würdest: »Ich werde dich niemals verlassen, du bist immer in meinem Herzen.« Und ich erwiderte: »Ich werde DIR beistehen.«

    Kaum drei Wochen später bot sich mir die Gelegenheit, mein Versprechen einzulösen. DU schicktest mich zu dem Ereignis auf dem Feld. Die Frau, die ich dort traf, überlebte ihren Herzstillstand unbeschadet und lebte in der darauffolgenden Zeit förmlich auf. Mit ihrer Rückkehr erwachte auch ich auf völlig unerwartete Weise. Mein Leben lief nach neuen Gesetzen ab, und es war genau diese Frau, die mir das Vertrauen gab, in allen weiteren Ereignissen einen verborgenen Sinn zu entdecken und sie nicht als Zufall an mir abprallen zu lassen. Ausgerechnet sie verbindet eine wunderbare Geschichte zu ihrem Mann, die vom Zufall handelt.

    Wir trafen uns, nachdem sie aus dem Krankenhaus entlassen worden war, und sprachen über unsere gemeinsamen Erfahrungen und darüber, was dieser Vorfall mit uns gemacht hat. Ich sagte ihnen, dass das Lied, das in meinen Kopfhörern spielte, als ich auf dem Feld auf sie zu gerannt bin, ein ganz besonderes war: ›Miracles‹ von der Band ›Audio Adrenaline‹. Die Worte dieses Liedes ließen mein Herz plötzlich sprechen:

    J. Es spielt keine Rolle, was das WORT sagt.

    A. Ich habe gesehen, wozu DU im Stande bist.

    Ich erfuhr etwas Unfassbares. »Und wie dieser Song mit dem ganzen Ereignis zusammenspielt, das passt wie angegossen! Das kann doch kein Zufall sein!«, drückte ich meine Zweifel aus. Das Paar lächelte sich nur an und sie sagte zu ihrem Mann: »Erzähl doch mal deine Geschichte!«

    Also begann er: »Als ich neun Jahre alt war, war ich mit meinen Eltern an der Ostsee und fand eine Muschel mit einem fingerlangen Bernstein, der daran hing. Den Bernstein reichte ich meiner Mutter mit den Worten: »Du kannst dir daraus einen Anhänger machen lassen. Ich werde ihn dir leihen, bis meine Ehefrau ihn eines Tages haben will.« Meine erste Frau wollte ihn nicht. Aber als ich diese Frau hier heiratete, die mit ihren braunen Augen ein absoluter Bernsteinfan ist, wurde das Angebot meiner Mutter angenommen, und meine zweite Frau war sehr glücklich über den Stein. Wir haben dann das genaue Datum recherchiert, an dem ich den Bernstein gefunden habe und können es auf drei Tage eingrenzen – in diesen drei Tagen,

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