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Erinnerungen so nah
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eBook226 Seiten2 Stunden

Erinnerungen so nah

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Über dieses E-Book

Literarische Erinnerungen an ein bewegtes Schriftstellerleben, die von Politik und Literatur, von Freundschaft und Liebe, aber auch der Angst des Ungenügens erzählen.

Nicht nur politische Ereignisse der 60er und 70er Jahre prägten das Leben der Schriftstellerin Ulrike Kolb. Die allmählichen Erkenntnisse über die nationalsozialistische Vergangenheit sowie Begegnungen mit Freunden, die sie an verschiedenen Orten in Deutschland und in Israel kennen lernt, prägen sie.
Die Moderne Kunst und die Literatur bilden dabei immer wieder Flucht- und Orientierungspunkte, helfen, ihren eigenen Standpunkt zu finden. Sie hat Sehnsüchte und Träume, aber auch Ängste und Selbstzweifel plagen sie. Und eine schöne Mutter mit schweren psychotischen Schüben, eine Mischung aus Tragik und Komik.
Ein literarischer Blick auf ein spannendes Leben, auf die Freundschaft mit Schriftstellern und anderen bekannten Persönlichkeiten.
SpracheDeutsch
HerausgeberWallstein Verlag
Erscheinungsdatum22. Feb. 2021
ISBN9783835346758
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    Buchvorschau

    Erinnerungen so nah - Ulrike Kolb

    Impressum

    Der Tod meiner Mutter hat mich in einen Erinnerungskanal gestoßen.

    Seither taumele ich darin herum, als hätte sich die Schwerkraft aufgelöst.

    Am Ende ihres Lebens war sie zum Beginn ihres Lebens zurückgekehrt. Als sie noch sprechen konnte, sagte sie einmal, jetzt bin ich das Kind, und du bist die Mutter. Kurz vor ihrem Tod saß ich neben ihrem Bett, hielt ihre federleichte Hand und sang ihr französische Lieder vor. Sie war im Saarland geboren und hatte mit zwei Sprachen gelebt. Die deutsche beherrschte sie, die französische liebte sie. Und so sangen wir »la vie en rose« oder »c’est si bon«. Sie summte mit, und von Zeit zu Zeit murmelte sie, ja, c’est bon. In diesen Stunden kam ich ihr sehr nahe und, wer weiß, sie mir vielleicht auch. Unser lebenslanger Kampf wich einer wundersamen Sanftheit. Ich küsste sie, und sie murmelte etwas, das ich nicht verstand …

    Als sie dann eines Sonntags im Oktober gestorben war und ich ihr weißes Gesicht im Kissen ruhen sah, überfiel mich eine Trauer, wie ich sie so nicht erwartet hatte. Ihr Mund war leicht geöffnet, ihre Haut schon kalt, und meine Küsse auf ihre Stirn blieben ohne das lebenslange warme Echo. Ich konnte es nicht fassen, obwohl ich doch darauf vorbereitet war.

    Alles hatte ich nach ihrem Willen verfügt. Als sie nichts mehr essen wollte, wurde ihr keine flüssige Nahrung gegeben. Und als sie am Ende nichts mehr trinken wollte, wurde ihr auch nichts mehr eingeflößt. Mir war bewusst, dass sie in wenigen Tagen sterben würde. Und doch war ihr Tod ein Gefühlssturz, ein unerwarteter Schock für mich.

    Mit einem Trick hatte ich sie in ein Altersheim gebracht. In ihrer Wohnung, in der sie bis zu ihrem 94. Lebensjahr alleine und ohne Hilfe gelebt hatte, kam sie nun nicht mehr zurecht. Aber das nahm sie selbst nicht wahr. Hilfe wollte sie nicht, niemand sollte ihre Kreise stören, schon seit über zehn Jahren nicht. Und ein Altersheim kam für sie nicht infrage. Kam ich darauf zu sprechen, warf sie mir vor, ich wolle sie verschicken, und das würde sie sich nicht gefallen lassen. Von Verschickung sprach man während der NS-Zeit. Um Kinder vor den Bombardements in den Städten zu schützen, brachte man sie aufs Land.

    Solange meine Mutter konnte, blieb sie in ihrer Wohnung allein. Niemanden ließ sie herein, nur meine Geschwister und mich. Aber irgendwann merkten wir, dass sie verwirrt war. Sie fand zwar noch den Weg zum Supermarkt im Nachbarhaus, aber dort irrte sie zwischen den Regalen herum und wusste nicht mehr, wo die Dinge stehen, die sie suchte. Und die Dinge hatte sie bald auch vergessen. Davon erfuhr ich, als ich sie einmal dorthin begleitete und erlebte, wie sie einem Mitarbeiter vorwarf, er räume absichtlich die Waren weg, die sie immer kaufe. Ich versuchte, einzulenken, aber sie schrie mich an. Das lasse sie sich nicht gefallen. Du weißt ja nicht, was los ist hier in dem Laden! Ich will den Chef sprechen, meine Tochter ist eine einflussreiche Frau! Beharrlichkeit war schon immer ihre Stärke. Ich machte dem Mitarbeiter heimlich Zeichen, und er verstand. Er war vertraut mit alten verwirrten Menschen.

    In jener Zeit fing es damit an, dass sie fast jede Nacht bei mir anrief und mich bat, ja anflehte, sie in ein Krankenhaus zu bringen. Ihre Stimme klang alarmierend, von Panik erfüllt. Und auch die Gründe, deretwegen ich kommen sollte, schienen besorgniserregend. Die ersten Male fuhr ich sofort los und brachte sie, die klein und leicht wie ein Kind geworden war, zur Notaufnahme der nächsten Klinik, wartete mit ihr dort ein oder zwei Stunden, bis wir an die Reihe kamen, um dann vom Arzt zu erfahren, dass sie weder einen Herzinfarkt hatte noch aus dem Darm blutete noch dass sie im nächsten Moment ersticken könnte. Bei den vielen nächtlichen Untersuchungen erwies sich, dass meine Mutter eine erstaunlich gesunde Frau war. Ein anderes Mal, als sie mich wieder nachts weckte und ich mit ihr zur Notaufnahme fuhr, wurden wir abgewiesen. Sie brauche einen Psychotherapeuten, keinen Internisten, sagte man uns. Das leuchtete mir ein. Und ich begriff, dass sie nicht mehr alleine leben konnte. Als sie wieder einmal nachts um drei Uhr anrief, vertröstete ich sie auf den nächsten Morgen. Nur schwer ließ sie sich beruhigen. Das Krankenhaus habe alles vorbereitet für sie, schwindelte ich. Statt in einem Krankenhaus aber hatte ich sie in einem Altersheim angemeldet.

    Mit Hilfe meines Mannes brachte ich sie um die Mittagszeit dorthin. In einem kleinen verglasten Séparée neben einem großen, hellen Speisesaal lud man uns zum Mittagessen ein. Ein Ritual für Neuankömmlinge, aus dieser gewissen Distanz sollten sie sich mit der neuen Umgebung vertraut machen können. Das Treiben der Bewohner und Pflegerinnen durch die Glasscheibe zu beobachten bot eine Möglichkeit, sich ein Bild von der Gesellschaft hier zu machen. Meine Mutter hatte sehr schnell kapiert, dass sie nicht in einem Krankenhaus gelandet war.

    Was sich dann abspielte, übertraf all meine Befürchtungen. Meine Mutter richtete sich auf und setzte zu einer Schimpfkanonade an, wie ich sie seit Jahren nicht mehr von ihr gehört hatte. Eine Kaskade von Ausdrücken der Abscheu über die anderen Bewohner, die sich mit ihren Rollatoren oder an den Armen von Pflegerinnen nach und nach zu ihren Tischen bewegten. Und zwischen ihnen ein Hund, ein sanft blickender Husky, der sich streicheln ließ.

    Wo hast du mich hingebracht, lauter Verrückte, lauter Crétins, widerliche Typen, nichts als Krüppel, guck doch mal, dem läuft schon die Spucke runter, das ist doch ekelhaft … was für ein Albtraum, hier bleib ich nicht, das ist klar, und dieser Fraß, den kann man doch nicht essen … und der Idiot da hat einfach sein Gebiss auf den Teller geschmissen, was sind das für Proleten, Prost Mahlzeit, und dieser Typ, wie der vor sich hin heult, das ist ja ein Zoo hier, widerliche animalische Veranstaltung, hier kannst du mich doch nicht lassen, wenn ich so aussähe, würd ich mich umbringen, verdammt, was hast du mit mir vor? Du willst mich umbringen, ja, du hinterhältige Tochter … das hast du ja schon mal versucht, gib’s zu, ich war dir immer lästig, immer hast du mich allein gelassen, mein Gott, was für ein Schicksal, dabei war ich dir immer eine gute Mutter, hab dir immer geholfen, wenn du mal wieder in der Patsche … und dieser ekelerregende Köter da, wie der stinkt, der stinkt ja durch die Tür durch, pfui Teufel, mir wird schlecht von dem Gestank, widerlich, nein, nein, nein, nein, nein, nein, nein, nein, nein, nein, nein, nein, nein, nein …

    Aber jetzt mach die Ohren auf, Madame: Nicht so, du schwarze Seele, du hast immer auf der Seite deines Vaters gestanden, jaja, ich weiß mehr, als du denkst, aber ich dachte, ich könnte dir vergeben, ich war nie nachtragend … und jetzt das – das also ist dein Dank, so wird man erledigt … aber ich will dir mal was sagen, ich lass mich nicht fertigmachen, ich nicht, kommt nicht in Frage, da wirst du dich noch wundern, ich habe mehr Kraft, als du denkst, und blöd bin ich auch nicht, du Verräterin, du niederträchtige, jetzt kommen die auch noch, diese Schwestern, die wollen mir jetzt eine Spritze geben, das seh ich nämlich, die eine hat schon die Hand in der Tasche, ihr könnt mich nicht für dumm verkaufen, nein, mich nicht, das ist ein Riesenskandal hier, das werde ich veröffentlichen, ja, da guckst du, gell, aber ich habe meine Beziehungen, das steht morgen in der Zeitung, glaub nur nicht, dass ich zu Kreuze krieche, ich nicht, das hat mir meine Mutter Gottseidank beigebracht, noch nie im Leben bin ich zu Kreuze gekrochen, auch nicht jetzt, Madame, da kannst du noch so verlogen daherquatschen, ich glaub dir kein Wort, du mit deinem verlogenen sozialen Tick, aber Mitleid mit deiner Mutter hast du nie verspürt!

    Jaja, du mit deinen Täuschungsmanövern, glaubst du, ich hätt dich nicht längst durchschaut, ich wusste es, du und deine Juden, naja, hab ja nie was gesagt, aber ich weiß mehr, als ihr alle denkt, ihr wollt Leute wie mich ja nur fertigmachen, und nicht nur mich … jaja, ich weiß alles … und du, Hubertus, ahnungslos wie du bist, machst da auch noch mit, obwohl du ja ein ganz anderes Format hast … ich kann dir nur raten, pass auf … ich rühr das Essen nicht an, keinen Bissen, ich lass mich nicht vergiften …

    Und zu einer inzwischen herbeigeeilten Pflegerin gewandt: Ja, Sie, Schwester, ich durchschaue auch Sie … und sie schlug mit ihrer kleinen Hand auf den Tisch, die Idioten hier mit ihrem dreckigen Köter, nein, ich entschuldige mich nicht … bitte vergeben Sie mir, dass ich mich nicht um die Ecke bringen lasse … das würd Ihnen noch passen, gell … Und dann wieder zu mir gewandt, mit diesem gewissen Leuchten in den Augen: Du Muttermörderin … jaja, mach mal die Ohren auf … mein ganzes Leben war ein Kampf, und bis zum letzten Atemzug wird es ein Kampf sein … ja, sitz nicht so blöd herum, tu endlich was, ich wollte in ein Krankenhaus, jetzt sitz ich hier in dieser Irrenanstalt … das ist Freiheitsberaubung … diese Crétins … widerlich, dieser Methusalem da, lauter Blöde, wie der mit dem Kopf wackelt, in dieser Anstalt soll ich abgespritzt werden … ich habe eine Schlange an meinem Busen genährt … wirst schon sehn, wo du hinkommst, wenn du mal … das hab ich davon, dass ich dich immer in Watte gepackt hab, in der Hölle wirst du schmoren, in einer Spezialhölle für Mördertöchter …

    Wo ist eigentlich dein Bruder, hast du ihn auch hinters Licht geführt? Der wird mich retten, aber er ahnt ja nicht, dass ich in der Schlangengrube gefangen bin, Fraa-aank! Fraa-aank! Hilf mir, komm sofort her, rette mich! … ich soll nicht so schreien? Sag das noch mal! Ich schreie, so laut ich will, und wenn ihr mich totschlagt, ich schreie … ich schreie, wann und wo und so laut ich will … lass dir das gesagt sein, ein für alle Mal, basta …

    Aus ihren aufgerissenen Augen flackert Panik, das ehemals lebhafte schöne Blau ist schon lange erloschen. Ich will ihre Hand nehmen, die sie mir schreckhaft, noch bevor ich sie berühren kann, entzieht. Kein Wort bringe ich heraus, und in meinem Kopf verknotet sich der Gedanke, dass sie mit ihren Vorwürfen an mich womöglich recht haben könnte.

    Ratlos stehe ich auf und suche den Weg zu ihrem Zimmer. In dem langen Gang zum Aufzug merke ich, dass ich weine wie früher als Kind, mit vorgeschobener Unterlippe. Und darüber muss ich zugleich lachen. Im zweiten Stock taste ich mich zu der Tür mit ihrem Namen.

    Einen Tag zuvor hatte ich den kleinen Raum mit Bad für sie vorbereitet, eine Kommode und ein kleines Bücherregal aus ihrer Wohnung aufgestellt und Fotografien unserer Familie an die Wand gehängt. Unter den Augen meiner Ahnen sehe ich mich, als wäre ich selbst eine von ihnen – weit entfernt von meiner eigenen Person. Ich sehe mir bei schweren, langsamen Bewegungen zu, als wäre ich jemand anderes als ich selbst.

    Aus dem Koffer meiner Mutter nehme ich Kleider und räume sie in den Schrank, der so schmal ist, dass er nur für das Nötigste reicht. Stelle eine Vase mit rosafarbenen Rosen auf den Tisch. Rosa war ihre Lieblingsfarbe, orangefarbene oder dunkle Blumen konnte sie nicht ausstehen.

    Draußen scheint die Sonne, es ist Mai, und frisches Grün flimmert vor dem Fenster. Allmählich komme ich zur Ruhe. Zeitlupenhaft räume ich Cremes und Fläschchen ins Bad und stelle Bücher ins Regal, ihre Lieblingsbücher der letzten Zeit. Denn sie hat immer gelesen, lesen war für sie so wichtig wie essen und trinken gewesen. Mozartbriefe, eine Biografie über Königin Luise, Döblins Erzählungen, den Briefwechsel zwischen Cosima Wagner und Nietzsche, Gedichte von Ingeborg Bachmann.

    Jetzt ist alles vorbereitet für sie, sogar ihr Kommunionsbild hängt über dem Bett. In ihren antiken französischen Sessel gelehnt, überlege ich, wie es weitergehen soll an diesem Tag, bis ich mich endlich aufraffe und wieder nach unten zu gehen wage. Ich bin auf alles gefasst.

    Da sehe ich sie schon von Weitem – ein Strahlen wie zu ihren besten Zeiten. Sie hält ein Glas Wein in der Hand und ist vollkommen verwandelt. Wir haben uns so angeregt unterhalten, Ulrikchen, du hast wirklich einen wunderbaren Mann. Der zwinkert mir entgegen. Und vertrauensvoll begleitet sie uns in ihr Zimmer. Sie findet alles »ganz reizend«. Der Zauber männlicher Attraktivität hat mal wieder seine Wirkung bei ihr getan.

    Als ein paar Tage nach meiner Geburt 1942 die ersten britischen Bomben auf Saarbrücken fielen, brachte mein Vater meine Mutter und mich nach Lothringen aufs Land. Dort wohnten wir in einem schönen Herrenhaus, das die Deutschen beschlagnahmt hatten. Hier blieben wir bis Kriegsende.

    Ich weiß nicht, wer vor uns dort gewohnt hatte und wer die Eigentümer waren. Meine Mutter hatte mir erzählt, dass mein Vater als Mitglied der Reiter-SA gute Beziehungen hatte und also diese Unterkunft für uns hat »organisieren« können. Seine guten Beziehungen habe ich erst vor kurzem richtig begriffen, als ich in einem saarländischen Geschichtsbuch recherchierte. Von meinem Vater selbst wusste ich, dass er als Turnierreiter und Mitglied des Reitervereins Saarbrücken gezwungen gewesen sei, in die Reiter-SA einzutreten. Denn sonst, so sagte er, hätte er an keinem wichtigen Turnier mehr teilnehmen können.

    Dort, in dem lothringischen Landhaus, war ich meistens mit meiner Mutter, meiner Großmutter und dem französischen Hausmeister alleine. Kaum habe ich Erinnerungen daran, nur die eine: Ich ängstigte mich vor Gänsen. Denn einmal, als ich mit einem Butterbrot in der Hand nach draußen kam, schnappte mir eine Gans, die mir riesig erschien, das Brot aus der Hand.

    Außerdem gab es ein Pferd namens Hansi, das ich Hahi nannte – Hahi soll mein erstes Wort gewesen sein. Den Duft von Pferden liebe ich bis heute. Fotos aus dieser Zeit zeigen die Freunde meiner Eltern, die uns gerne dort besuchen kamen, denn der Park und das große Haus waren eine Idylle. Auf den Fotos sieht man junge Frauen mit ihren Kindern, die es sich gutgehen lassen. Man liegt in Liegestühlen und hält die Beine nackt in die Sonne, alle sind schick gekleidet und frisiert, man genießt. Im Winter werden große Tafeln mit üppigem Essen aufgedeckt, und die Damen tragen schicke Kleider. Wunderbare Kronleuchter spenden feierliches Licht.

    Es ist die gleiche Zeit, in der die Eltern meiner Freundin in Auschwitz waren und dort ihre ersten beiden Kinder im Gas verloren.

    Als der Krieg zu Ende war, zogen wir in das Industriedorf Völklingen / Fenne, wo mein Vater eine Marmeladenfabrik von seinem gefallenen Bruder geerbt hatte. Wir lebten in einem Haus direkt bei der Fabrik. Es gab keinen Garten, dafür einen asphaltierten Hof mit einer großen Holzgarage für Lastwagen und mit einem kleineren Haus daneben, in dem Arbeiter wohnten, die aus der Ferne kamen. Einige von ihnen waren Marokkaner, einer ein Russe, der eine Deutsche geheiratet hatte, und immer wieder Franzosen.

    Der Fabrikhof war ein Spielgelände mit unendlichen Möglichkeiten und einem hohen Schornstein. Meine Eltern hatten mir und den anderen Kindern, die sich hier herumtrieben, streng verboten, über die Eisenstiege hochzuklettern.

    Genau das jedoch war die größte Verlockung, eine Mutprobe, eine Heldentat, und wer es wagte, war König.

    Von unserem

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