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Konstantins Erbe: Sein erster unfreiwilliger Fall
Konstantins Erbe: Sein erster unfreiwilliger Fall
Konstantins Erbe: Sein erster unfreiwilliger Fall
eBook183 Seiten1 Stunde

Konstantins Erbe: Sein erster unfreiwilliger Fall

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Über dieses E-Book

Ein spannender, bayerisch angehauchter Cosy-Krimi mit skurriler Note und Schmunzelfaktor.

 

„Hallo Konstantin, kannst du mal runter kommen? Da wartet eine Frau auf dich. Ihr Mann hat sich heute Nacht erschossen.“

 

Diese Nachricht bringt Konstantin Schwarz nicht aus der Ruhe. Er ist 32 Jahre alt und musste nach dem Tod seines Vaters mehr oder weniger freiwillig das familiengeführte Bestattungsinstitut in München übernehmen, was er auch mittlerweile halbwegs auf die Reihe bekommt, im Gegensatz zu seinem Leben. Er ist therapieerfahren, bekämpft seine Schlafstörungen gerne mal mit Tabletten, raucht zu viel und immer wieder spricht seine tote Großtante, die zu Lebzeiten Tante Fanny genannt wurde, mit ihm.

     Der Mann, der sich in der Nacht zu Beginn des Lockdowns erschossen hat und dessen Beerdigung er übernehmen soll, ist der Virologe Henning Kalischek. Als dessen Witwe, die immer noch attraktive Mittvierzigerin Florentina Kalischek, vor ihm sitzt, verlässt er bald die geschäftliche Ebene und befindet sich schneller, als er es begreifen kann, in einem Albtraum aus Lügen, Geheimnissen, seltsamen Verstrickungen und tödlicher Gefahr...

     Schwester Chrissy und sein unorthodoxer Kumpel Leichen-Franz helfen ihm dabei, aus dem Schlamassel, in den er da unfreiwillig geraten ist, wieder rauszukommen.

 

Dieser Fall ist in sich abgeschlossen.

 

Teil 1: Konstantins Erbe

Teil 2: Konstantins Dilemma

Teil 3: Konstantins Antrag

Teil 4: Konstantins Affäre

SpracheDeutsch
HerausgeberBookRix
Erscheinungsdatum19. Juli 2020
ISBN9783748750888
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    Buchvorschau

    Konstantins Erbe - Coco Eberhardt

    Kapitel 1

    „Hallo Konstantin, kannst du mal herunterkommen? Da wartet eine Frau auf dich. Ihr Mann hat sich heute Nacht erschossen."

    Ohne eine Antwort abzuwarten, hatte meine kleine Schwester bereits wieder aufgelegt. Ich lag in dem alten Schellack-Doppelbett, das immer noch in der kleinen Mansardenwohnung stand, die bis vor vier Jahren noch von Tante Fanny bewohnt worden war.

    Tante Fanny. Eigentlich war sie gar nicht meine Tante, sondern meine Großtante, um genau zu sein, die Schwester meines Opas. Seit ich mich an sie erinnern konnte, hatte sie weißes Haar gehabt, das irgendwie etwas lila schimmerte. Ihre Frisur saß immer wie in der 3-Wetter-Taft-Werbung. Dazu trug sie meistens ein schwarzes Kostüm mit Rock, naturfarbene Gummistrümpfe und dunkle Absatzschuhe. Auch noch mit 96. Und genauso saß sie auf dem geblümten Sofa, als wir sie vor vier Jahren tot aufgefunden hatten. Auf dem Nierentischchen links von ihr stand noch ein halb voller Cognacschwenker mit Asbach Uralt und rechts von ihr hatte ihre wohl letzte Zigarette ein Loch in das Polster der Couch gebrannt. Wir konnten von Glück sprechen, dass der Glimmstängel keinen Zimmerbrand verursacht hatte. Der Arzt, der Tante Fannys Totenschau durchgeführt hatte, meinte, es war das Herz.

    Herz. Das hatte sie zu Lebzeiten fürwahr nicht viel gezeigt. Sie wirkte oft kühl und berechnend und hatte gerne spitze, ja vielleicht sogar sarkastische Bemerkungen auf den Lippen. Nur wenigen war es bestimmt, ihre andere, warmherzige, liebevolle Seite zu Gesicht zu bekommen. Einer davon war ich. Wobei sie diese Seite auch mir gegenüber nur wohl dosiert eingesetzt hatte.

    Tante Fanny war ledig. Von meinem Vater wusste ich, dass sie wohl mal einen Verlobten hatte, der allerdings niemals aus der russischen Gefangenschaft zurückgekehrt war. Seitdem hatte sie ihr Leben in den Dienst unseres Familienunternehmens gestellt:

    Bestattungen Schwarz

    Mit Tante Fannys Ableben hatte ich beschlossen, die elterliche Wohnung im 1. Obergeschoss unseres Mehrfamilienhauses mitten in München zu verlassen und stattdessen in das nun leerstehende Dachgeschoss zu ziehen. Mit Ende 20 war es damals dafür wohl auch nicht mehr zu früh.

    Ich wünschte, ich könnte behaupten, dass ab hier für mich ein neuer Lebensabschnitt begonnen hätte, aber letztendlich hatte ich aus lauter Bequemlichkeit Tante Fannys Wohnung größtenteils so belassen. Ich glaube, ich war noch nie der Typ für große Veränderung. Und es war schon anstrengend genug, den großen Flachbildschirm, den ich mir gegönnt hatte, die drei Etagen durch das Treppenhaus zu wuchten. Letztendlich machte es auch keinen Unterschied, ob man in einem neuen oder einem alten Bettgestell schlief, wenn man eh an Einschlafstörungen litt. Der Gedanke, dass auch die bunten Mustertapeten an den Wänden der Wohnung mittlerweile schon wieder retro waren, ließ meinen Aktionismus nicht gerade erblühen. Also hatte ich lediglich meine überschaubaren Habseligkeiten unter die von Tante Fannys gemischt und war zufrieden, so wie es war.

    „Beweg endlich dein fauln Orsch runter in die Sarghalle. Da wartet Kundschaft."

    Tante Fannys Stimme erklang mahnend in meinem Kopf. Seit sie tot war, meldete sie sich des Öfteren bei mir und ich konnte nicht mit Sicherheit sagen, ob es tatsächlich Tante Fanny aus dem Jenseits war oder nur mein Unterbewusstsein, das sich ihrer Stimme bemächtigt hatte. Und es war wohl besser, mit niemandem darüber zu sprechen. Ich war nicht gerade das, was man eine stabile Persönlichkeit nennen konnte. Mit meinen 32 Jahren hatte ich bereits überdurchschnittlich genug Erfahrung mit Psychiatern und dergleichen. Ich würde sogar behaupten, ich hatte mit dem Tod weniger Probleme, als mit dem Leben klarzukommen. Und das lag nicht nur daran, dass ich Bestatter war.

    In aller Seelenruhe knöpfte ich mir das weiße Hemd zu und zog meinen schwarzen Anzug an. Es war Sonntag. Aber der Tod kannte keinen freien Tag. Ich drückte die „Stopp-Taste des DVD-Rekorders, um Folge vier der fünften Staffel „Friends anzuhalten. Mit einem letzten Blick in den 60ger-Jahre-Spiegel, der in dem kleinen dunklen Hausflur hing, brachte ich mein braunes Haar in Form und zupfte die schwarze Krawatte zurecht, bevor ich schwungvoll die drei Stockwerke in die Sarghalle hinabeilte.

    Kapitel 2

    Meine Schwester hatte der Frau bereits eine Tasse Earl Grey zubereitet. Chrissy war neun Jahre jünger und irgendwie so ganz anders als ich. Sie arbeitet ebenfalls im Familienbetrieb mit, hatte sich aber nie von dieser etwas morbiden Atmosphäre hier anstecken lassen. Obwohl meine Mutter sie immer wieder mal darauf hinwies, dass es unangebracht sei, in unserem Beruf bunte Kleidung zu tragen, hatte sie das bisher nie wirklich beeindruckt. Sogar ihr Haar leuchtete farbig. Derzeit in mintgrün. Trotz alledem war sie beliebt bei der lebenden Kundschaft, da sie mit ihrer mitfühlenden, aber doch distanzwahrenden Art ein Erste-Hilfe-Auffangbecken für die Hinterbliebenen darstellte. Bei einer Tasse Tee oder Kaffee flossen die ach so wichtigen Tränen, die den Trauernden meist etwas Erleichterung verschafften. Chrissy hörte sich den Schmerz der Kunden gerne an, ohne ihn an sich heranzulassen. Ein mitfühlender Blick und ein Papiertaschentuch waren ihre Geheimwaffe. Ich wünschte mir manchmal, ich hätte ihre Gabe.

    Und da saß sie an dem dunkeln Eichentisch in der Sarghalle, der extra für diese Art von Gesprächen vorgesehen war. Die Sarghalle, wie wir sie nannten, war unser Ausstellungsraum für Särge, Urnen und allerhand Zubehör rund um das Bestatten. Mit 24 war ich gezwungen gewesen, den Betrieb meines Vaters zu übernehmen. Plötzlich und unerwartet. Ich hatte seitdem nicht viel verändert hier. Außer, dass die Urnen jetzt in einem weißen Kallax-Regal aus dem Schwedenmöbelhaus präsentiert wurden. In diesem Raum war alles ein bisschen in die Jahre gekommen und machte einen etwas vergilbten Eindruck, der wohl nicht zuletzt auch Tante Fannys und meiner Nikotinsucht geschuldet war. Die gemusterte Tapete mit Raben und Rosen, die damals noch mein Vater an bestimmten Stellen anbringen ließ, löste sich bereits an manchen Ecken von der Wand ab. Doch unabhängig vom Zustand meiner Geschäftsräume hatte ich ein krisensicheres Geschäft. Sogar jetzt! Oder gerade besonders jetzt?!

    Eigentlich hatten wir feste Öffnungszeiten, doch wenn es nötig war, waren wir selbstverständlich auch am Wochenende für unserer Kunden da. Routinemäßig wollte ich der Frau, die am Tisch saß, die Hand reichen. Ich zog sie jedoch gleich wieder zurück und das hatte zwei Gründe.

    Erstens war es angesichts der derzeitigen Krisen- und Gefährdungslage unangebracht, sich die Hände zu schütteln. Und zweitens: Ich kannte diese Frau. Kurz hatte ich überlegt. Es müsste fast acht Jahre her gewesen sein, als wir uns begegnet waren. Sie dürfte jetzt so Mitte 40 sein. Ihre rotbraunen, schulterlangen Haare trug sie noch wie damals. Ihre grünen Augen blitzten mich an und brachten mich irgendwie in Verlegenheit.

    „Grüne Augen Froschnatur, von der Liebe keine Spur", unkte Tante Fannys Stimme in meinem Kopf.

    Wie sollte ich mich jetzt verhalten? Professionell oder so, wie damals, als wir uns das letzte Mal gesehen hatten? Konnte sie sich überhaupt noch an mich erinnern? War es Zufall, dass sie jetzt hier vor mir saß? Ich entschied mich kurzerhand für den professionellen Stil. Freundschaftlich konnte ich dann immer noch werden, sofern sie mich doch noch kannte. Es war schließlich schon lange her und unsere Begegnung dauerte nur eine begrenzte Zeitspanne.

    „Grüß Gott, Frau Kalischek."

    Chrissy war so nett gewesen und hatte mir im Vorbeigehen den Namen der Frau zugeflüstert.

    „Hallo, Herr Schwarz", grüßte sie mich mit weinerlicher Stimme zurück. In diesem Moment war ich froh, die geschäftsmäßige Begrüßungsvariante gewählt zu haben, denn sie schien mich tatsächlich nicht mehr zu kennen.

    „Mein aufrichtiges Beileid zum Tod Ihres Mannes."

    Nun gab es, wie so oft, kein Halten mehr und die Tränen der Witwe flossen in Strömen. Als hätte sie es geahnt, eilte auch schon kurz darauf meine Schwester mit einer Packung Papiertaschentücher herbei und legte, trotz aller Ge- und Verbote, die die Folgen der Corona-Krise waren, kurz ihre Hand auf die Schulter der Frau. In solchen Momenten wusste ich bis heute noch nicht so recht, wie ich mich verhalten sollte. Mein Innerstes hätte gerne der Trauer nachgegeben, die dann auch immer in mir aufwallte. Aber wer wollte schon einen Bestatter, der mitweinte. Das war unprofessionell. Und so hatte ich über die Jahre gelernt, meine Gefühle in so einer Situation zu beherrschen. Vielleicht würde ich mich später, wenn ich alleine war, noch ein wenig dieser Melancholie hingeben.

    „Heulsuse! Reiß di zamm!", schimpfte mich Tante Fanny in meinem Kopf.

    Flora, so wie der mir bekannte Vorname der Frau lautete, hatte sich langsam wieder etwas beruhigt. Mit meiner ruhigen, dunklen Stimme erklärte ich ihr, welche Entscheidungen nun in den nächsten Tagen getroffen werden mussten und wie ich sie dabei unterstützen würde. Es war jedes Mal wieder interessant zu beobachten, dass die Aussicht auf Bürokratie und Formalitäten den Trauernden irgendwie Halt gab in einer Zeit, wo alles auf den Kopf gestellt war.

    Sichtlich erleichtert konnte ich Flora zwei Stunden später in das derzeit gespenstisch ruhige Stadtleben Münchens entlassen. Zum Abschied umarmte sie mich kurz, obwohl das derzeit nicht angebracht war wegen der herrschenden Pandemie. Ich roch ihr Parfum, das sofort wieder Erinnerungen an damals wachrief. Und die Erinnerung an die Zeit damals waren bei Gott nicht nur schön.

    „Auf Wiedersehen, Herr Schwarz."

    „Auf Wiedersehen, Frau Kalischek."

    Behutsam schloss ich die schwere hölzerne Eingangstür der Sarghalle hinter ihr.

    Kapitel 3

    Es war drei Todesfälle später, quasi am Montag, eine Woche nachdem Flora bei mir im Bestattungsinstitut aufgetaucht war. Punkt halb acht Uhr morgens. Das Telefon klingelte, während ich gerade in meinem rosagekachelten Badezimmer mit mir selbst beschäftigt war. Es gab nun zwei Möglichkeiten. Erstens, das Telefon zu ignorieren und die Mission hier zu einem schnellen Ende zu bringen. Oder zweitens, die Mission abbrechen und ans Telefon zu gehen. Ich entschied mich für Variante eins und machte weiter. Ungefähr eine Minute lang, dann hörte ich meine Schwester die Treppe zu meiner Mansardenwohnung heraufkommen. Das Telefon klingelte immer noch.

    „Konstantin! Konni!", klopfte sie zielstrebig an meine Badezimmertür, die ich im Gegensatz zu meiner Wohnungstür glücklicherweise verschlossen hatte.

    „Was?!", murrte ich äußerst genervt.

    „Das Institut für Rechtsmedizin."

    Das Telefon klingelte immer noch.

    „Es ist dringend. Sie wollen nur mit dem Chef reden. Mama versucht dich schon die ganze Zeit zu erreichen. Ich nehme das Telefonat jetzt an und gebe es dir dann ins Bad. Okay?"

    Bevor ich protestieren konnte, hörte ich bereits, wie Chrissy ans Telefon gegangen war.

    In Windeseile legte ich mir ein Handtuch um meine Lenden, was jedoch eindeutig nicht kaschieren konnte, welcher Beschäftigung ich die letzten Minuten nachgegangen war.

    „Moment, ich verbinde sie gleich mit dem Chef", hörte ich meine Schwester zu dem Anrufer

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