Skeptiker in Salem: Eine Mordsfolge (Ein Hexen-Cosy-Krimi – Band 1)
Von Fiona Grace
4/5
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Über dieses E-Book
--Books and Movie Reviews, Roberto Mattos (zu Der Tod kam vor dem Frühstück)
SKEPTIKER IN SALEM: EINE MORDSFOLGE ist der Debütroman einer neuen, mitreißenden Cosy-Krimireihe der Bestsellerautorin Fiona Grace, Autorin von Der Tod kam vor dem Frühstück, einem Nr.-1-Bestseller mit mehr als 100 Fünf-Sterne-Bewertungen (und einem kostenlosen Download)!
Als die 30-jährige Mia Bold erfährt, dass für den Pharmakonzern, für den sie arbeitet, nur das Geld zählt, reicht sie sofort ihre Kündigung ein und lässt ihre gut bezahlte Stelle zurück. Doch es kommt noch schlimmer: Anstatt ihr einen Antrag zu machen, macht ihr langjähriger Freund mit ihr Schluss.
Mias wahre Leidenschaft liegt in ihrem eigenen Podcast, der sich der Entlarvung des Okkulten und der Wahrheitsfindung widmet. Als Tochter eines Hochstapler-Vaters fühlt sich Mia moralisch verpflichtet, die Wahrheit zu sagen und andere vor Betrug zu bewahren.
Als Mia an einem Scheideweg in ihrem Leben steht, erhält sie eine Einladung von einem berühmten übernatürlichen Podcast, der sie einlädt, nach Salem zu ziehen und sich ihrem Podcast als hauseigene Skeptikerin anzuschließen. Mia sieht darin die Chance auf einen Neuanfang und darauf, ihrer Lebensaufgabe nachzugehen.
Doch in Salem läuft es nicht so wie geplant. Als sich ein unerwarteter Todesfall ereignet, während Mia versucht, das Rätsel eines heimgesuchten Inns zu lösen, wird ihr klar, dass ihr die Sache über den Kopf wächst. Kann sie jetzt, wo ihre eigene Zukunft auf dem Spiel steht, wirklich beweisen, dass Hexen und Geister nicht existieren?
Dieser packende Krimi voller Rätsel, Mysterien, Liebe, Tiere, gutem Essen und übernatürlichen Ereignissen wird Sie in seinen Bann ziehen. SKEPTIKER IN SALEM ist ein Krimi mit unerwarteten Wendungen, dessen Protagonistin Ihr Herz erwärmen und Sie bis spät in die Nacht nicht mehr loslassen wird. Und bei allem Mystischen kommt auch der Humor nicht zu kurz.
„Das Buch hatte große Gefühle und die ganze Geschichte passte nahtlos zusammen, ohne dass in Sachen Spannung oder Charaktere Abstriche gemacht wurden. Ich habe die Charaktere geliebt – so viele tolle Figuren! Ich kann es kaum erwarten, zu lesen, was Fiona Grace als Nächstes schreibt!“
--Amazon-Rezensent (zu Der Tod kam vor dem Frühstück)
„Wow, dieses Buch hat mich völlig in seinen Bann gezogen! Ich konnte es nicht weglegen! Sehr empfehlenswert für alle, die einen Krimi mit unerwarteten Wendungen, Romantik und einem längst verloren geglaubten Familienmitglied lieben! Ich lese gerade das nächste Buch!“
--Amazon-Rezensent (zu Der Tod kam vor dem Frühstück)
„Dieses Buch entwickelt sich rasant. Es hat genau die richtige Mischung von Charakteren, Orten und Emotionen. Ich konnte es kaum weglegen und hoffe, schon bald das nächste Buch der Reihe lesen zu können.“
--Amazon-Rezensent (zu Der Tod kam vor dem Frühstück)
Buch 2 und Buch 3 der Reihe – FOLGE EINES VERBRECHENS und TODESFOLGE – sind jetzt auch verfügbar!
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Buchvorschau
Skeptiker in Salem - Fiona Grace
SKEPTIKER IN SALEM:
EINE MORDSFOLGE
(EIN HEXEN-COSY-KRIMI – BAND EINS)
FIONA GRACE
INS DEUTSCHE ÜBERSETZT VON VANESSA GAUTSCHI
Fiona Grace
Debütautorin Fiona Grace ist Autorin der aus neun Bänden (Tendenz steigend) bestehenden EIN COSY-KRIMI MIT LACEY DOYLE-Serie, der derzeit aus drei Bänden bestehenden EIN TOSKANISCHER WEINGARTEN COSY-KRIMI, der HEXEN-COSY-KRIMI-Serie und der EIN COSY-KRIMI IN DER BÄCKEREI AM STRAND-Serie, welche aktuell ebenfalls drei Bände zählt.
Für kostenlose E-Books, Infos zu den neuesten Publikationen sowie zur Kontaktaufnahme mit Fiona, besuchen Sie bitte www.fionagraceauthor.com. Sie freut sich bereits auf Ihren Besuch.
img1.pngCopyright © 2020 Fiona Grace. Alle Rechte vorbehalten. Gemäß dem US-amerikanischen Urheberrechtsgesetz von 1976 sowie dem deutschen Urheberrechtsgesetz ist ohne vorherige Genehmigung der Autorin jegliche Veröffentlichung, Vervielfältigung oder Verbreitung sowie die Übertragung in eine Datenbank oder ein Downloadportal untersagt. Dieses E-Book ist nur für Ihre persönliche Nutzung lizenziert. Es darf nicht an dritte Personen weiterverkauft oder unentgeltlich weitergegeben werden. Wenn Sie dieses E-Book mit anderen Personen teilen möchten, erwerben Sie für jeden der Begünstigten bitte eine gesonderte Ausgabe. Wenn Sie dieses E-Book lesen, es jedoch nicht käuflich erworben haben, oder es nicht für Sie alleine käuflich erworben wurde, senden Sie diese Ausgabe bitte zurück und erwerben Sie eine eigene. Wir bedanken uns für den Respekt, welchen Sie der Autorin und ihrer Arbeit entgegenbringen. Jegliche Handlung ist frei erfunden. Namen, Charaktere, Unternehmen, Organisationen, Orte, Ereignisse und die Handlung sind entweder das Produkt der freien Fantasie der Autorin, oder werden für die Handlung der Geschichte fiktional genutzt. Jegliche Ähnlichkeit mit lebenden oder toten Personen ist rein zufällig. Coverbild Copyright © ByeByeSSTK, verwendet unter Lizenz von Shutterstock.com.
PAR FIONA GRACE
SÉRIE POLICIÈRE COSY LA BOULANGERIE DE LA PLAGE
UN CUPCAKE FATAL (Tome 1)
EIN HEXEN-COSY-KRIMI
SKEPSIS IN SALEM: EINE MORDSFOLGE (Tome 1)
UN ROMAN POLICIER ENSORCELÉ
SCEPTIQUE À SALEM : UN ÉPISODE DE MEURTRE (Tome 1)
LES ROMANS POLICIERS DE LACEY DOYLE
MEURTRE AU MANOIR (Tome 1)
LA MORT ET LE CHIEN (Tome 2)
CRIME AU CAFÉ (Tome 3)
UNE VISITE CONTRARIANTE (Tome 4)
TUÉ PAR UN BAISER (Tome 5)
RUINE PAR UNE PEINTURE (Tome 6)
ROMAN À SUSPENSE EN VIGNOBLE TOSCAN
MÛR POUR LE MEURTRE (Tome 1)
MÛR POUR LA MORT (Tome 2)
MÛR POUR LA PAGAILLE (Tome 3)
INHALTSVERZEICHNIS
KAPITEL EINS
KAPITEL ZWEI
KAPITEL DREI
KAPITEL VIER
KAPITEL FÜNF
KAPITEL SECHS
KAPITEL SIEBEN
KAPITEL ACHT
KAPITEL NEUN
KAPITEL ZEHN
KAPITEL ELF
KAPITEL ZWÖLF
KAPITEL DREIZEHN
KAPITEL VIERZEHN
KAPITEL FÜNFZEHN
KAPITEL SECHZEHN
KAPITEL SIEBZEHN
KAPITEL ACHTZEHN
KAPITEL NEUNZEHN
KAPITEL ZWANZIG
KAPITEL EINUNDZWANZIG
KAPITEL ZWEIUNDZWANZIG
KAPITEL DREIUNDZWANZIG
KAPITEL VIERUNDZWANZIG
KAPITEL FÜNFUNDZWANZIG
KAPITEL SECHSUNDZWANZIG
KAPITEL SIEBENUNDZWANZIG
KAPITEL ACHTUNDZWANZIG
KAPITEL NEUNUNDZWANZIG
KAPITEL DREISSIG
KAPITEL EINUNDDREISSIG
EPILOG
KAPITEL EINS
Mia Bold hatte exakt achtunddreißig Minuten Zeit, um ihren Podcast aufzunehmen, dem Hund eine Runde an der frischen Luft zu ermöglichen, zu duschen, sich anzuziehen und sich auf den Weg zur Arbeit zu machen. Ein straffer Zeitplan, aber kein Hexenwerk.
Sie fixierte den Mikrofonhalter und positionierte das Mundstück des Mikrofons dicht an ihrem Mund. Beim Einstellen des Verstärkungsreglers erklang ein kaum hörbares Knistern, bis sie den gewünschten Tonpegel letztendlich über ihre Kopfhörer wahrnehmen konnte. Mias ordentlicher Arbeitsplatz wurde durch die Teleprompter App in sanftes, blaues Licht gehüllt.
Nordöstlich des Stadtzentrums von Philadelphia, in einem angesagten Vorort namens Fishtown, räkelten sich gerade die ersten Sonnenstrahlen über das, in einer Kurve des Delaware Rivers angesiedelten, Örtchens. Mia liebte die künstlerische Atmosphäre der Nachbarschaft, deren einladendes, modernes Stadtbild die Industriegebäude der Jahrhundertwende in den Hintergrund drängte und somit aus dem Stadtbild verschwinden ließ. Es war die perfekte Zeit für die tägliche Aufnahme. Früh genug, bevor lärmende Lieferwägen durch die Straßen zogen, die Cafés öffneten und Politessen auf Streife waren. Es waren jene magischen Momente des Tages, an welchen sich die Welt da draußen noch in absoluter Stille wiegte. Sie konnte in sich gehen, ohne von der Außenwelt gestört zu werden. Doch dieser Frieden würde nicht lange währen. Das tat er nie. Sie nahm einen tiefen Atemzug und drückte den Aufnahmeknopf.
„Willkommen bei Der Vortex, wo wir den dunkelsten Ängsten der Menschheit, heimgesuchten Orten und mysteriösen Erscheinungen auf den Grund gehen. Sind paranormale Phänomene real oder können sie wissenschaftlich erklärt werden? Weilen Geister wirklich unter uns oder entspringen sie bloß unserer Fantasie? Mein Name ist Mia Bold und ihr hört Folge dreiundzwanzig: der mysteriöse Fall von Schloss Warwick."
Mias Stimme war warm, selbstbewusst, mit einem Hauch von trockenem Humor. Doc Lee, ihr alter Kommunikationsprofessor, pflegte immer zu sagen, dass ihre Stimme süßer als Zucker war. Es war noch immer das beste Kompliment, das ihr jemals gemacht worden war.
Nach einem kurzen Blick auf den Text, den sie über die gesamte Woche perfektioniert hatte, fiel ihre Aufmerksamkeit auf das prominent auf ihrem Schreibtisch platzierte, eingerahmte Zitat der Radiolegende und gleichgesinntem Skeptiker Steve Allen.
Radio ist das Theater des Geistes. Fernsehen ist das Theater der Geistlosen. Diese Aussage brachte Mias Podcast philosophisch perfekt auf den Punkt. Ködere das Publikum zuerst mit Drama und haue ihm dann die Fakten um die Ohren.
Sie nahm einen Schluck Wasser, ehe sie fortfuhr. „Stellt euch vor, ihr befindet euch in einem engen, feuchten, stockdüsteren Loch. Ihr könnt euch so gut wie nicht bewegen. Über euch befindet sich ein Metallgitter. Und von der Decke hängen Käfige, in welchen die anderen Gefangenen gefoltert werden. Dieser beschissene Ort nennt sich die Oubliette, und ist das tiefste Loch im ganzen Gefängnis – dem ursprünglichen Kerker von Schloss Warwick.
Haben die verhungerten, zerbrochenen Seelen, die hier drinnen gestorben sind, ihre Essenz für uns in der Gegenwart zurückgelassen – wie es so manche behaupten? Besucher berichten immer wieder davon, dass sie Gejammer vernommen und das Gefühl gehabt hätten, dass etwas nach ihnen greifen wollte, als sie die Stufen hinabgegangen sind. Die Wenigsten schaffen es, sich lange drinnen aufzuhalten. Doch ein Mann war mit dem nötigen Mut gesegnet, um der Sache auf den Grund zu gehen: der berüchtigte Geisterjäger, Vic Tandy. Was er an diesem schrecklichen Ort gefunden hat? Es war …"
Kaum hatte sie seinen Namen ausgesprochen, tapste ein Mischlingshund aus dem Nichts hervor. Diese Version von Tandy hatte Schlappohren, widerspenstiges Fell und intelligente, braune Augen. Der Hund legte den Kopf schief und starrte Mia aufmerksam an. Als sie ihn zu ignorieren versuchte, legte er seine Pfote in ihren Schoß. Er ließ nicht locker. Sie pausierte die Aufnahme.
„Komm schon, Tandy. Gib´ mir noch einen kleinen Moment. Ich war kurz vor dem Höhepunkt der Story. Sie tätschelte ihm das Fell hinter den Ohren. „Wenn du noch kurz durchhältst, sind wir schon so gut wie auf dem Weg nach draußen.
Tandy hatte die Bitte verstanden und zog sich geduldig zurück in Richtung des Wassernapfs. Auf seinem Weg tapsten seine Pfoten über das Laminat.
Mia atmete erneut tief ein und aus. Jetzt kam der wichtige Teil. Sie wollte den Leuten einfach beweisen, dass man mit wissenschaftlichen Fakten den meisten Quatsch dieser paranormalen Spinner und deren Theorien widerlegen konnte. Sie drückte erneut den Aufnahmeknopf.
„… Was also fand Vic Tandy? Jedenfalls etwas, das man messen konnte: hohe Infraschallwerte. Wale und Elefanten nutzen diese Art von Wellen, um miteinander über weite Distanzen zu kommunizieren. Ein Infraschallton von neunzehn Hertz oder weniger stößt geradeso an die Grenzen des Hörbaren für uns Menschen und erzeugt somit visuelle Verzerrungen, rauschende Geräusche, ein Gefühl von Bedrängnis, Beklommenheit, Panik und sogar Schüttelfrost. Damit kommen wir also zu der Frage, auf deren Antwort wir sehnlichst warten. Spukt es im Warwick Castle? Oder war es schlichtweg die Kombination aus Infraschall und zu viel menschlicher Vorstellungskraft, welche die Geister zum Leben erweckt hat?"
Mia hatte ein Lächeln auf dem Gesicht, als sie diesen Teil der Aufnahme beendete. Wenn Infraschall es schaffen konnte, Angstgefühle zu verursachen, musste ihre Stimme der Gegenpol sein. Sie musste Vertrauen erwecken. Sie wollte den Leuten helfen, ihren logischen Verstand zu nutzen.
Das Memoboard oberhalb des Schreibtischs entwickelte plötzlich ein Eigenleben, als ein Windstoß durch das Zimmer zog und sämtliche Papiere zum Flattern brachte. Eigentlich bestanden diese nur aus ausgedruckten Zeitungsartikeln, welche ihr Hörer aus aller Welt zugesandt hatten, mit der verzweifelten Bitte, die unzähligen heimgesuchten Orte, Spuke und paranormalen Aktivitäten unter die Lupe zu nehmen. Und hinter dieser Bitte befand sich in den meisten Fällen der Wunsch, durch die Aufklärung auch die eigenen Ängste beiseitelegen zu können. Mia wünschte sich nichts mehr, als neue Fälle untersuchen zu können, anstatt ständig in den alten herumzustochern. Diese Leute litten unter ihren Ängsten, sie brauchten Antworten, und Mia konnte es sich selbst kaum verzeihen, dass sie weder Zeit noch Ressourcen hatte, selbst die Aufklärung auch nur eines einzigen Vorfalls in Angriff zu nehmen. Viele der Überschriften waren mehr als vielversprechend, und doch benötigten sie allesamt eine detaillierte Recherche. Am wichtigsten war zweifelsohne die Tatsache, dass Mia wusste, dass sie jede einzelne dieser Storys widerlegen konnte.
Ihre Gedankengänge wurden vom Vibrieren Ihres Mobiltelefons unterbrochen, als eine Nachricht eintraf. Es war Angie von O-Date, der „übersinnlichen" Dating-App. Große Promo nächste Woche! Ostara, die Fruchtbarkeitsgöttin! Brauche DRINGEND Werbeanzeige!
Muss das jetzt sein?, dachte Mia. O-Date war der erste Sponsor ihrer Sendung und somit ihre einzige Einkommensquelle. Die Marketingverantwortliche, Angie, hatte mehr als deutlich gemacht, dass das Ganze zunächst ein Testlauf war. Jetzt blieben ihr genau zwanzig Minuten, um der Dame zu liefern, was sie verlangte, oder die Deadline würde ablaufen. Im Großen und Ganzen verlangte O-Date, dass Mia mit überzeugender Stimme davon berichtete, wie selbsternannte Vampire und Hexen via App miteinander in Kontakt treten konnten – jedes Mal aufs Neue eine Herausforderung. Doch der Spaß musste nur dreißig Sekunden dauern. Es sollte also nicht allzu viel Zeit verschlingen, brauchbare Resultate zu liefern.
Mia wollte gerade eine Antwort verfassen, als Tandy ihr diesen Plan zunichtemachte. Er tapste zurück ins Zimmer und begann zu jaulen.
„Halte noch kurz durch", bat sie ihn. Doch sein plötzlich ertönendes, ohrenbetäubendes Bellen konnte man nicht ignorieren. Die Verstärker rauschten auf voller Lautstärke.
„Hör auf! Mia nahm die Kopfhörer ab. „Ist ja schon gut, wir gehen.
Sie griff nach einem Hoodie und befestigte Tandys Leine am Halsband. Zu guter Letzt schnappte sie sich noch ihr Handy, um die Zeit im Blick zu behalten. Die beiden sprinteten die Stufen hinunter und hinüber in den umzäunten Garten. Mia öffnete das Tor und ließ Tandy laufen. Sofort stürzte er sich ins Gras.
„Du hast exakt drei Minuten, Freundchen, sagte sie zu ihm und lehnte sich an den Zaun. Das Gebäude, welches sie bewohnte, gehörte ihrem zukünftigen Schwager, Jeffrey Milton Eubanks dem Dritten. Langsam, aber stetig baute er die alte Süßigkeitenfabrik in das Aushängeschild der Stadt um. Die Mieten der vollständig möblierten Luxuswohnungen befanden sich jenseits von Mias Laborgehalt, doch dank ihrer Schwester hatte Jeffrey sie das ganze letzte Jahr mietfrei dort wohnen lassen, damit Mia und ihr Verlobter, Mark, Geld für das zur Seite legen konnten, was sie „den nächsten Schritt
nannten. Ganz ohne Gegenleistung überließ man ihr die Wohnung selbstverständlich nicht. Mia musste abendliche Wohnungsbesichtigungen für Interessenten abhalten, was ihrem Sozialleben einen herben Dämpfer verpasste. Heute Abend jedoch stand Abwechslung auf dem Plan. Mark würde früher Feierabend machen. Ein vielversprechendes Date stand bevor. Mia lächelte. Auch nach all der Zeit ließ allein der Gedanke daran, den Abend mit Mark zu verbringen, ihr Herz noch immer höherschlagen.
Tandy begann damit, das Gras aufzuwirbeln, was nur eines bedeuten konnte. Er hatte sein Häufchen gemacht. Der Hund fand jedes Mal einen Weg, sie zurück aus ihren Gedanken zu holen. Sie eilte zu ihm hinüber, beseitigte seine Hinterlassenschaften und warf den Kotbeutel in die Mülltonne.
„Komm schon, Junge, gehen wir", rief sie ihm zu, während sie schon zurück zur Treppe eilte. Die Zeitanzeige auf ihrem Display teilte ihr mit, dass es bereits viertel nach sieben war. Ihr Zeitplan schien aus dem Gleichgewicht zu geraten. Sie musste noch immer die Werbeansage für O-Date aufnehmen, duschen, sich etwas Vernünftiges anziehen und den Zug zu ihrem Laborjob in Trenton, New Jersey, erwischen. So langsam wurde sie doch etwas nervös. Sie konnte es nicht riskieren, den einzigen Sponsor ihrer Sendung zu verlieren, aber wenn sie schon wieder zu spät zur Arbeit erschien, würden die Dinge noch viel hässlicher aussehen.
Gerade als sie die erste Stufe nehmen wollte, fuhr ein ihr bekannter, weißer Tesla auf den Parkplatz. Das Kennzeichen lautete 1LUVLAW.
Wirklich, jetzt? Das muss ein schlechter Scherz sein, dachte sie.
Das Fahrzeug kam neben ihr zum Stehen.
„Brynn?", wunderte sich Mia.
Während das Beifahrerfenster geräuschlos hinunterglitt, entdeckte Mia ihre Halbschwester hinter dem Lenkrad.
„Ja, werde ich. Okay. Ich ruf dich später an, Schatz." Bevor Brynn sich eine perfekt frisierte Strähne mit einer diamantbesetzten Haarspange hinters Ohr strich, entfernte sie den Bluetooth-Hörer aus ihrem Ohr und warf ihn in den Getränkehalter.
Mia war gerade erst zehn Jahre alt gewesen, als ihr leiblicher Vater das Weite gesucht hatte. Es hatte nicht lange gedauert, bis ihre Mutter sodann Brynns Vater Daniel Middleton heiratete. Zu Mias Glück fand ihre neue Schwester Gefallen an der Rolle der großen Schwester. Mia hätte es wesentlich schlechter treffen können, was die Auswahl an neuen Geschwistern betraf.
„Was machst du denn hier? Ich dachte, dass du Tandy erst heute Nachmittag abholst."
„Kleine Planänderung. Der Gartenplaner kommt heute früh." Brynn stellte den Motor ab und stieg aus dem Tesla aus. Sie trug abgetragene Jeans, ein weißes T-Shirt und eine kostspielige Jacke von Chanel, während Schlammspritzer die Tennisschuhe von Gucci zierten. Rein zur Vorsorge befanden sich auf dem Beifahrersitz noch ein Paar Pumps. Das Outfit sprach Bände: Arbeitskleidung gemischt mit Highend-Mode. Als die beiden noch Kinder gewesen waren, war Brynn ein unaufhaltsamer Wirbelwind gewesen, doch nach ihrem Schulabschluss heiratete sie einen ambitionierten Anwalt. Ihre Kleidung sollte ihren Status widerspiegeln, doch die sündhaft teuren Teile wirkten an ihr immer ein wenig deplatziert.
„Hör zu, können wir uns später unterhalten? Ich muss meine Abgabefrist einhalten", sagte Mia und versuchte, dabei nicht in Panik zu verfallen. Mit jeder Sekunde, die verstrich, verabschiedete sich Mia ein Stück mehr von ihrer Aufnahme. Ihre Schwester hingegen erledigte Dinge lieber später als früher.
„Wo gehts denn heute Abend hin?" Brynn beugte sich nach unten und tätschelte eins von Tandys Schlappohren, wobei der prunkvolle, birnenförmige Hochkaräter an ihrem Ringfinger unübersehbar war. Mia hielt nicht viel von Eheringen, war es für sie nichts weiter als eine alte Tradition. Dennoch wunderte sie sich, dass Brynn mit dem Klunker am Finger überhaupt noch die Hand heben konnte. Der Diamant musste um die sechzigtausend Dollar wert sein.
„Mark hat Karten für eine Veranstaltung", entgegnete Mia. Beim Gedanken an ihren Verlobten hatte Mia einen Knoten im Magen. Was zur Hölle war los mit ihr? Natürlich freute sie sich darauf, ihn zu sehen, doch seit er diesen verdammten neuen Job in New York angenommen hatte, schienen sie sich immer mehr voneinander zu entfernen. Es war aber auch alles andere als leicht, überhaupt Zeit füreinander zu finden. Er sprach nur noch selten über gemeinsame Zukunftspläne, und noch seltener über den nächsten Schritt.
Ach verdammt! Sie hatte gerade absolut keine Zeit, sich von Gedankenspielen über ihre Beziehungsprobleme noch mehr kostbare Zeit rauben zu lassen. Sie musste den Podcast fertigstellen.
„Weißt du schon, wann du zurück sein wirst, Mimi?"
„Vielleicht erst morgen. Kann ich dir eine SMS schicken?", fragte Mia, während sie sich langsam Richtung Treppe vorkämpfte.
„Mach dir keinen Kopf, wir werden uns schon amüsieren. Wir gehen später eine schöne Runde spazieren, säuselte Brynn und tätschelte dabei Tandys Kopf. „Du darfst den ganzen Tag heute mit mir verbringen, mein Süßer.
„Brynn, ich muss mich wirklich beeilen."
„Ich könnte dich ja zum Zug fahren?" Brynn sah sie fragend an und biss sich dabei auf die Unterlippe. Mia bemerkte sofort, dass Brynn nervös war.
„Ist alles in Ordnung bei dir?", fragte sie, plötzlich beunruhigt.
„Na ja, es ist etwas passiert. Etwas ziemlich Wichtiges."
Irgendetwas lag ihr offensichtlich auf dem Herzen. Obwohl Brynn nur ihre Halbschwester war, hatte Mia sich ihr von Anfang an wie eine richtige Schwester verbunden gefühlt. Sie hatte ein freundliches Wesen, war bodenständig und beschwerte sich niemals, wenn sie auf Tandy aufpassen sollte oder er ihr die Ledersitze voll sabberte. Mia riskierte einen Blick auf ihr Handy. Die Zeit lief ihr davon. Würde sie nicht augenblicklich die Treppe hochrennen und die Werbeanzeige aufnehmen, verpatzte sie die Abgabefrist für O-Date. Aber Brynn war ihre Schwester, und Mia spürte, dass etwas sie bedrückte. O-Date würde warten müssen. Familie ging vor.
„Okay, Brynn. Warum erzählst du mir nicht einfach, was los ist, während ich mich fertig mache?"
Brynn seufzte spürbar erleichtert und folgte Mia nach oben ins Loft. Sie nahm direkten Kurs auf die Nespressomaschine und machte sich einen Kaffee.
Mia ließ die Tasche, welche sie mit ihrem Outfit für den Abend und ihrem Kosmetikbeutel für die Verabredung mit ihrem Verlobten gepackt hatte, neben der Tür zu Boden fallen. Am Abend zuvor hatte sie eine ganze halbe Stunde damit verbracht, das perfekte Outfit zu finden und sich schließlich für das hautenge, kleine Schwarze und die höchsten Heels, auf denen ihre Füße sie noch sicher tragen konnten, entschieden. Insgeheim hoffte sie, dass diese Kombination sie sexy und selbstbewusst wirken ließ und nicht ihre aktuelle Verwirrung und Unsicherheit Preis gab.
„Du machst nicht immer noch diesen … Kram, oder?", fragte Brynn und deutete auf die Aufnahmegeräte für Mias Podcast.
„Kram? Nenn es beim Namen, Brynn", zog Mia sie auf, während sie die Tasche schloss.
„Plod-Cast?"
„Podcast, korrigierte Mia sie. „Natürlich mache ich immer noch meinen Podcast.
„Es ist nur irgendwie ziemlich schräg, dieses ganze Zeug. Geister jagen und so."
„Du meinst, es ist schräg, Menschen zu helfen und Bullshit aufzuklären? Es ist ja nicht so, als würde ich an diesen Mist glauben."
„Ich bin ja froh, dass du einen Weg gefunden hast, dich selbst zu verwirklichen, aber …"
„Aber was?" Mia durchwühlte ihren Kleiderschrank und warf ein passendes Outfit für die Arbeit aufs Bett.
„Na ja, Jeffy denkt auch, dass es ziemlich schräg ist. Er nennt es dein ,sonderbares Hobby’."
Von allen Meinungen der Welt wäre Jeffreys die letzte, von der Mia sich getroffen fühlen könnte. Sie wusste nicht einmal genau, warum. Es gab nicht den einen Grund. Seine Gesamterscheinung war einfach eigenwillig. Brynn würde ihren Ehemann natürlich als selbstbewusst, höchst ambitioniert und vorausschauend bezeichnen, aber genau diese Eigenschaften kamen Mia eher als eingebildet, überdreht und rücksichtslos vor. Damit die Geschwister ihr Gespräch weiterführen konnten, ließ Mia die Tür offenstehen, als sie ins Bad verschwand, das Wasser anmachte und ihren Pullover auszog. Außerdem war es der perfekte Moment, ihrer Schwester mitzuteilen, dass die Zuhörerzahl ihres Podcasts stetig stieg.
„Es ist nicht nur irgendein Hobby, Brynn. Ich habe über siebzigtausend Hörer." Sie konnte nicht anders, als sich ein klein wenig stolz zu fühlen.
„Das ist ganz nett. Sind das viele?"
„Für mich als Privatperson? Aber sowas von viele! Ich habe sogar Sponsoren."
„Oh, wow."
Sie wusste, dass Brynn nicht unfreundlich klingen wollte. Es waren einfach ihre Gefühle, die noch ein klein wenig verletzt waren. Dieser Podcast war für die Familie schon immer ein kleines Problem gewesen. Ihre Familie gehörte zu den Leuten, die noch Briefumschläge mit Familienwappen versendeten, in ihrem Fall eine geflügelte Bestie, welche einen Schild mit Einhorn-Motiv brüstete. Als alljährliches Weihnachtsgeschenk überreichte man Mia einen Stapel cremefarbenes Briefpapier aus Leinen, geziert vom Familienwappen. Im hintersten Schrankregal stand mittlerweile eine ganze Kiste voll damit. Mia drehte das Wasser an und wickelte das Handtuch fest um sich. Es war besser, das Thema zu wechseln, bevor das Gespräch in die falsche Richtung ging.
„Du wirkst ein klein wenig unter Strom. Ist zwischen dir und Jeff alles in Ordnung?" Mia interessierte sich zwar nicht sonderlich für Jeff, aber es war ihr wichtig, dass ihre Schwester glücklich war.
„Oh, es geht ihm wunderbar. Das ist es auch, worüber ich eigentlich mit dir sprechen wollte."
„Ich verstehe nicht ganz?"
Mia entfernte den Wasserdampf vom Spiegel und bürstete sich die dunklen Locken mit einem breiten Kamm. Erinnerungen an ihren leiblichen Vater kamen ihr in den Sinn. Sie waren an der Promenade von Ocean City, es war ein warmer Sommertag. Frank Bold hatte ihr gerade ein Erdbeer-Schokoladen-Eis gekauft.
Er strich ihr eine Strähne aus dem Gesicht. „Warst du jemals auf dem Riesenrad, Süße? Von da oben kannst du die ganze Welt überblicken."
Mia schloss abrupt die Augen und hielt sich am Waschbecken fest, bis die Erinnerungen verblassten. An ihren wirklichen Vater zu denken, versetzte ihr immer einen Stoß ins Herz. Grausam, dass Erinnerungen so lebendig wirken konnten. Sie konnte die Sonne förmlich auf der Haut spüren, schmeckte die salzige Luft. Einen Atemzug später befand sie sich zurück in der Realität, und ihr Vater war nichts weiter als eine bloße Erinnerung.
„Mimi? Hast du mir gerade überhaupt zugehört?"
„Entschuldige, könntest du das wiederholen?"
„Es ist etwas passiert. Eine ziemlich überraschende Wendung."
„Was für eine Art von Wendung?"
„Du weißt schon, eben diese überraschende Art von Wendung."
Mia trocknete sich ab und zog unscheinbare Jeans und ein enges, weißes Oberteil an. Ein Outfit ohne viel Schnickschnack.
„Warum kommst du morgen nicht zum Abendessen vorbei und erzählst mir davon?" Während Mia mit einem Arm in einem Hemdärmel festhing, erschien ihr das der beste Vorschlag.
„Ich halte es für besser, wenn ich dir direkt davon erzähle", erwiderte Brynn, während sie nervös mit ihrem Ehering spielte.
„Na schön, Brynn, du hast gewonnen. Spuck es schon aus."
„Jeffy hat das Gebäude verkauft. Du musst ausziehen."
Die Worte trafen Mia mitten ins Gesicht. Sie erstarrte mitten in der Bewegung und starrte Brynn ungläubig an. Sie musste sich verhört haben.
„Aber ihr habt gesagt, dass ich bis zum Jahresende hier wohnen bleiben kann."
Brynn starrte beschämt zu Boden, jegliche Farbe war aus ihrem Gesicht gewichen. Trotz all des Botox zog eine winzige Falte zwischen ihren Brauen auf, als sie versuchte, die Stirn zu runzeln.
„Wie lange weißt du das schon?, fragte Mia und versuchte derweil, ihren Ärger zurückzuhalten. Die Neuigkeiten hatten sie unerwartet getroffen. „Jeffrey muss von dem Verkauf doch schon länger gewusst haben.
„Ich dachte … Ach, ich dachte, das wäre einfach nur so daher gesagt gewesen. Ich hätte dir schon viel früher Bescheid geben sollen, dass er ans Verkaufen denkt. Es tut mir wahnsinnig leid, Mimi."
Mia atmete tief ein. Die Digitaluhr ihres Computers sprang eine Minute weiter. Es war viertel vor Acht. Das wars. Game Over. Das vorgeschriebene Zeitfenster für ihre O-Date-Aufnahme hatte sich gerade offiziell geschlossen. Mia war sich nicht einmal sicher, was sie mehr in Rage versetzte. Dass sie die Deadline verpasst hatte oder dass sie aus ihrer Wohnung geschmissen wurde. Es wäre ein Wunder, wenn sie den Zug noch pünktlich erreichte.
Sie schickte Angie von O-Date eine SMS. Technische Störungen. Du bekommst die Aufnahme morgen.
Es war ihr bewusst, dass ihre Chancen gleich null standen, dass Angie diese lahme Ausrede hinnehmen würde. Mia hatte sich innerlich schon mit dem Gedanken abgefunden, unter Umständen gerade ihren einzigen Sponsoren verloren zu haben. Sie wandte sich