Jonas - ein Pfleger mit Herz: Professor Hartwig 4 – Arztroman
Von Peik Volmer
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Über dieses E-Book
Das hatte diesem Jungspund mit den unsäglichen Schuhen während seiner ersten Gehversuche in der Klinik niemand zugetraut: welchen wundervollen, edlen Charakter er schon bald an den Tag legen würde. Jonas ist bereits eine unersetzliche Arbeitskraft im Klinikalltag geworden – aber mehr als das: Er ist ein Pfleger mit dem Herzen am rechten Fleck. Plötzlich ist es nicht mehr Schwester Heide, die ihn bemuttert, ihm auf die Sprünge hilft - nein, der gar nicht unscheinbare Krankenpflegeschüler ist es, der ihr den Kopf aus der Schlinge zieht. Auch ein anderer Neuling in der Klinik setzt deutliche Duftzeichen, bemerkenswerte Akzente. Er ist ein Hoffnungsträger. Aber was ist – beim besten Willen – tatsächlich von Toralf Dotterweich zu halten? Die Frage kann einstweilen niemand in letzter Konsequenz beantworten.
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Buchvorschau
Jonas - ein Pfleger mit Herz - Peik Volmer
Professor Hartwig
– 4 –
Jonas - ein Pfleger mit Herz
Peik Volmer
Kurzes Vorwort
Sehr verehrte Leserin, sehr geehrter Leser, ich hoffe sehr, dass Sie gut gelaunt und bei bester Gesundheit die Fortsetzung der Geschichte um Professor Hartwig, seine Familie, seine Mitarbeiter und das Nordsee-Klinikum lesen können!
Erst einmal muss ich mich bei Ihnen entschuldigen! Ich habe in meinem kleinen Nachwort vergessen, die Frage zu stellen, ob der geflickte rote Turnschuh von Jonas halten wird! Zumindest so lange, bis die Läden wieder öffnen und er zum Schuhhaus Laporte gehen kann, um neue Sneakers zu kaufen. Natürlich nur, wenn es sie in Pink gibt.
Können Sie den Oberarzt Hindermann verstehen, liebe Leser? Wer ist wichtiger: der biologische Vater oder der, der einen aufgezogen hat? Ist es schlimm, seinen Erzeuger nicht zu kennen? Nicht jeder hat das Glück, seine Eltern zu kennen. Adoptivkinder, zum Beispiel. Andererseits führt die Bekanntschaft mit den eigenen Eltern nicht zwangsläufig zur Glückseligkeit, Jonas kann davon ein Lied singen. Und auch für Doktor Hindermann war die Begegnung mit Friedrich in den Buchen eher schmerzlich. Tragisch, wirklich. Da hat er nun zwei Väter, und das, was man als Sohn vom Vater braucht, bekam er von keinem von beiden. Und jetzt denken Katharina und er sogar darüber nach, selbst ein Kind haben zu wollen …
Aber was mich für ihn freut, ist, dass er jetzt gerade glücklich ist. Für seine Verhältnisse sogar sehr glücklich. Die dunklen Farben, in die sein bisheriges Leben getaucht war, lassen sich nicht so mir nichts, dir nichts abwaschen! Katharina und er nützen jede freie Minute, um sich kennenzulernen. Sie haben dieselben Ziele im Leben – sie wollen gemeinsam alt werden. Ein solches erhabenes Ziel hilft natürlich, den Kleinkram leichter hinter sich zu lassen.
Zum Beispiel, dass Katharina nicht backen kann. Oder hat sie nur keine Lust dazu? Das Gute ist, dass die kleine Stadt über hervorragende Bäckereien verfügt. Von einer solchen fahren die beiden gerade zurück, wieder in ihre Wohnung, seine Bude ist einfach ungemütlich, und es ist einfach netter, wenn vor beiden Tassen und Teller stehen, die vom Dekor her zueinanderpassen, finden Sie nicht?
Nanu? Warum biegen Sie denn hier ab, Herr Oberarzt? Sie hätten doch geradeaus den Feldweg weiterfahren müssen …
*
Personenliste
Prof. Konstantin Hartwig (44): Als Chef der Kardiologie im Nordsee-Klinikum ein begnadeter, grandioser Arzt, der über den Tellerrand hinausschaut. Einer der größten Gegner des Corona-Virus. Und ein liebevoller Ehemann und Vater
Dr. med. Lena Hartwig (unter 40): Die versierte Narkoseärztin liebt ihren Konstantin, hat es allerdings satt, immer in seinem Schatten zu stehen. Also wird sie selbst Chefärztin – in einer anderen Klinik!
Julian Hartwig (18): Der gemeinsame Sohn ist gerade erst volljährig geworden. Bis über beide Ohren in seine neue Freundin verliebt. Will beruflich nicht in die großen Fußstapfen seiner Eltern treten
Dr. Georg Hindermann (53): Der Oberarzt ist ein brillanter Mediziner, der als streng, zynisch und bösartig gilt. Ist er das wirklich?
Dr. med. Katharina Lehr (32): Eine stets freundliche, zugewandte Assistenzärztin. Medizinisch kompetent. Ihre Schwäche: Sie zweifelt an ihren Fähigkeiten
Dr. med. Toralf Dotterweich (36): Als Narkosearzt unschlagbar – eine echte Bereicherung für die Klinik. Zugleich ein schwieriger Charakter. Auch ein Egoist und hemmungsloser Karrierist?
Jonas Wagner (19): Den jungen Krankenpflegeschüler, von vielen mitleidig belächelt, sollte niemand unterschätzen. An seine Zukunft glauben vor allem Professor Hartwig und die Stationsschwester Heide Hohmann
Prof. Thomas Vonend (48): Der Oberarzt der Uniklinik ist Konstantins bester Freund aus Studienzeiten. Ein selbstloser Mediziner, der keiner Gefahr aus dem Wege geht
*
Schwedische Nachtigallen
»Warum biegst du denn hier ab, Georg?«, fragte Katharina verunsichert. »Du hättest doch geradeaus den Feldweg entlangfahren müssen!«
»Ich wollte nur mal eben etwas überprüfen«, lächelte der Oberarzt.
Sie versuchte, das Straßenschild zu lesen.
»Jenny-Lind-Weg. Warum …, ach, jetzt verstehe ich! Das Haus, das zum Verkauf steht! Georg, du weißt aber schon, dass das gegen die Absprache ist, oder?«
»Hübsch hier, denkst du nicht?«
»Georg! Lenk nicht ab! Wir hatten uns doch kürzlich darauf geeinigt, dass wir unsere Wohnungen behalten und uns erst einmal besser kennenlernen, bevor wir ans Zusammenziehen denken, oder?«
»Wer redet vom Zusammenziehen?« Georg Hindermann sah prüfend in das verblüffte Gesicht seiner Lebensgefährtin und schien mit dem Resultat zufrieden.
»Mal im Ernst, Katharina: Ich verlange ja nicht von dir, dass du deine Wohnung aufgibst. Aber für mich ist es einfach kein Zustand, dass wir, wenn wir zusammen sind, immer zu dir gehen müssen, weil meine Behausung eine Zumutung ist! Wirklich! Je länger ich dich kenne, umso peinlicher ist mir dieses Loch! Aber ich habe niemals vorher darauf geachtet! Mir war es egal. Ich brauchte einen Platz zum Schlafen. Gewohnt habe ich ohnehin im Klinikum. Dann bist du in mein Leben getreten. Plötzlich ist mir aufgefallen, wie hässlich, wie unpersönlich es bei mir ist. Das ist kein Zuhause, das ist eine Gefängniszelle!«
»Aber gleich ein Haus …«
»Lass mich doch! Was soll ich mit dem ganzen Geld machen, das auf meinem Konto liegt?«
»Schöne Dinge, die dich erfreuen!« Katharina hatte Probleme, sich vorzustellen, was in dem Mann an ihrer Seite vorging.
»Vielleicht könntest du präzisieren: Kauf ein Haus davon? Katharina, bitte, du musst versuchen, das zu verstehen. Ich habe nur für meinen Beruf gelebt. Nicht nach rechts oder links geschaut. Ich habe mir etwas zum Essen gekauft und etwas zum Anziehen, wenn die alten Sachen abgetragen waren. Sonst habe ich nie etwas ausgegeben!«
»Willst du mir damit sagen, dass du reich bist? Entsetzlich!«
Verständnislos betrachtete er sie.
»Was ist daran entsetzlich! Ich dachte, Frauen sind begeistert, wenn der Mann Geld hat!«
»Ach, Georg, so ein Unsinn! Ich bin sehr wohl in der Lage, mein Geld selbst zu verdienen. Das Schlimme ist, dass jetzt alle sagen werden, sie hat sich den reichen Oberarzt geangelt, eine Formulierung, die ich so überhaupt nicht mag.«
Er sah sie von der Seite an. »Wenn ich es recht bedenke …, oh ha! Ich muss mich vorsehen vor dir! Ich meine, das liegt doch nahe, oder? Schöne junge Frau kapert reichen alten Sack, um ihn zu beerben!« Er kicherte.
»Georg Hindermann, ziehe das nicht ins Lächerliche! Die Leute werden mit dem Finger auf mich zeigen und hinter meinem Rücken über mich tuscheln!«
»Man wird dir«, grinste Georg, »die Rolle der Marthe Schwerdtlein zumessen! Meine einzige Chance, ein paar Sympathien für mich zu gewinnen! So, hier ist es! Schau dir bloß den Garten an! Kommst du?«
»Wozu? Es ist dein Haus!«
»Ich bedarf deiner Beratung und deines guten Geschmacks!«
Er öffnete ihr den Wagenschlag und reichte ihr galant die Hand. »Meine Dame?«
»Du brauchst gar nicht deinen weltmännischen Charme auszupacken, Georg Hindermann! Ich fühle mich überrumpelt!«
»Ich klingele mal! Vielleicht ist zufällig jemand da!«
Ein hageres Männchen, das Gesicht hinter einem Mundschutz verborgen, in einem abgetragenen Cord-Sacko öffnete. »Sie sind bestimmt Oberarzt Hin … hhrrrmm!«, krächzte er, die verräterische Begrüßung durch ein Räuspern in letzter Minute zu überdecken versuchend.
»Na, so eine Überraschung!«, rief Georg mit gespielter Begeisterung aus. »Wie schön, dass zufällig jemand da ist! Sie sind womöglich der Makler und mit dem Objekt vertraut?«
»Ja, stellen Sie sich vor! Hätten Sie denn Interesse?«
Katharina Lehr schritt mit hoch erhobenem Haupt an den beiden Herren vorbei in das Gebäude hinein, nicht ohne beiden verächtliche Blicke zuzuwerfen und etwas von »Schmierenkomödie« zu murmeln.
»Nachtigall, ick hör’ dir trapsen!«, sagte sie mit einem misstrauischen Seitenblick auf ihren Oberarzt. Der zwinkerte ihr übermütig zu.
»In diesem Fall sogar schwedische Nachtigallen!«
»Wie bitte?«, fragte der Makler.
»Jenny Lind«, erläuterte Doktor Hindermann. »Eine Frau, die kristallen aus dem Halse sang und den Beinamen ›Schwedische