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Götterfunken: Schatten der Ewigkeit
Götterfunken: Schatten der Ewigkeit
Götterfunken: Schatten der Ewigkeit
eBook221 Seiten2 Stunden

Götterfunken: Schatten der Ewigkeit

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Über dieses E-Book

2010: Bei einer Ausgrabung machen Archäologen einen sensationellen Fund: Sie entdecken ein antikes Grab, das Symbole der sumerischen Kultur trägt und ein besonderes Geheimnis birgt.
Diese Entdeckung lockt nicht nur führende Experten des Altertums an, sondern auch Vampire und übernatürliche Wesen, die ihre eigenen Ziele verfolgen.
Rückblende:
1768: Der junge Landadelige Dorian, ist wie viele Aristokraten seiner Zeit vom Leben gelangweilt. Als ein Zufall ihm eine schicksalhafte Begegnung beschert, erfährt er von der Einen, die er vor undenklichen Zeiten geliebt und verloren hat.
Um seine große Liebe wiederzufinden trifft er eine folgenschwere Entscheidung, die ihm ewiges Leben bringt.
Er wird ein Vampir.
Dieser Entschluss reißt jedoch auch Jene mit ins Verderben, die ihm zur Seite stehen.

Im Hintergrund brodelt der ewige Kampf der Götter, gegen die universellen Wächter, um die Vorherrschaft im Universum.
Während sich das Rad des Schicksals für alle Beteiligten eifrig dreht, sind sie Alle mit den Abgründen ihrer eigenen Persönlichkeit und deren Versuchungen konfrontiert.
SpracheDeutsch
Herausgeberneobooks
Erscheinungsdatum27. Apr. 2021
ISBN9783753186153
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    Buchvorschau

    Götterfunken - Sabine Claudia

    Götterfunken-Schatten der Ewigkeit

    Roman

    Sabine Claudia

    © 2018 Sabine Claudia

    Alle Rechte vorbehalten

    Buchcover: Pixabay, CCO Creative Commons, User Kai Kalhh

    Alle Rechte bei Verlag/Verleger

    Copyright © 2018

    Sabine Dittrich

    1110 Wien 11.Bezirk

    Simmeringer Hauptstrasse 140

    Buchcover: Pixabay, CCO Creative Commons, User Kai Kalhh

    Dieses E-Book, einschließlich seiner Teile, ist urheberrechtlich geschützt und darf ohne Zustimmung des Autors nicht vervielfältigt, wieder verkauft oder weitergegeben werden.

    Ein großes Dankeschön, dass Sie die Arbeit des Autors respektieren!

    Inhalt

    1768, Dorian

    2010, Der Fund

    Das Grab

    1768, Cordelia

    Die Vampire

    Entscheidungen

    1875, Eleonora

    Das Missgeschick

    Begegnungen

    Götterwelt, Inanna

    Versuchungen

    2010, Mona

    Götterwelt, Inoa

    Das Bündnis

    Der Shargaz

    Freundschaften

    Rüdiger

    Vollmond

    Götterwelt, Die Wächter

    Anmerkungen der Autorin

    Glossar

    Über die Autorin

    1768, Dorian

    Die Schen­ke war gut be­sucht und vol­ler Rauch. Es roch nach ran­zi­gem Fett, un­ge­wasch­enen Körpern und säu­er­li­chem Wein. Als Do­ri­an ein­trat, wur­de er von den An­we­sen­den ver­stoh­len ge­mus­tert, denn er trug fei­ne Klei­der, die ihn als Ed­len kenn­zeich­ne­ten, wäh­rend die üb­ri­gen Be­su­cher eher ein­fa­che Leu­te waren. Es war kein Ort, an dem Do­ri­an sich sonst auf­hielt, er be­vor­zug­te die fei­nen Salons sei­ner Freun­de. Doch er war aus ei­nem be­stimm­ten Grund in die­se Spe­lun­ke ge­kom­men.

    Die 24 Jah­re sei­nes Da­seins, waren von Lang­ewei­le und Lebens­über­druss ge­kenn­zeich­net, wo­zu es ab­so­lut kei­nen Grund gab. Do­ri­an sah blen­dend aus mit sei­nen dunk­len Haaren und den hel­len grü­nen Augen, war hoch­ge­wach­sen, von schlan­ker Sta­tur, ge­sund und stark. Er war pri­vi­le­giert ge­bo­ren, der ein­zi­ge über­le­ben­de Sohn ei­nes rei­chen Guts­be­sitz­ers und so­mit sein Er­be. Doch sein Vater, der kalt und dis­tan­ziert war, wei­ger­te sich stand­haft, ihn in die Ge­schäf­te ein­zu­be­zie­hen, oder zu ster­ben, so­mit hat­te Do­ri­an nichts zu tun, als ta­gaus ta­gein sein Le­ben mit Sinn­lo­sig­keit zu fül­len.

    Der ein­zi­ge Mensch, an dem ihm et­was lag, sei­ne Schwes­ter Cor­de­lia, hat­te vor sechs Mo­na­ten ih­re gro­ße Lie­be ge­hei­ra­tet. Sieg­bert Swann, ei­nen be­nach­bar­ten Guts­be­sit­zer. So oft wie mög­lich, be­such­te er die bei­den, um der trost­lo­sen Öde des gro­ßen Hau­ses und der Ge­sell­schaft sei­nes Vaters zu ent­ge­hen. Sein Schwa­ger Sieg­bert, der ei­ne Schwäche hat­te für Zau­be­rei und Über­na­tür­li­ches, nahm ihn bei sei­nem letz­ten Be­such auf des­sen Land­gut, zur Sei­te und er­zähl­te ihm von der He­xe, die in der Schen­ke Quar­tier be­zo­gen hat­te und den Leu­ten die Zu­kunft vor­aus­sag­te.

    Un­gläu­big lä­chelnd hat­te er ihm zu­ge­hört und alles mit ei­nem Kopf­schüt­teln ab­ge­tan. Doch sei­ne Frus­tra­tion hat­te ihn wie­der ein­ge­holt, als er allei­ne auf sei­nem Land­sitz war und so ent­schied er sich doch da­zu, die He­xe auf­zu­su­chen.

    Der Wirt kam katz­bu­ckelnd auf ihn zu, pries ihm sei­ne ver­schie­de­nen Ge­rich­te an und ver­such­te ihn zu ei­nem der Ti­sche zu bugs­ie­ren.

    Zwei Dir­nen waren auf ihn auf­merk­sam ge­wor­den. Sie ka­men mit tän­zeln­den Hüf­ten und ver­füh­re­ri­schem Lä­cheln nä­her.

    Do­ri­an stopp­te den eif­ri­gen Gast­wirt mit ei­ner ab­weh­ren­den Hand­be­we­gung und frag­te nach der weis­sa­gen­den He­xe. Die­ser ver­barg sei­ne Ent­täu­schung nur man­gel­haft, doch er ver­beug­te sich eh­rer­bie­tig und ge­lei­te­te ihn in ein stil­les Hin­ter­zim­mer, in dem es stark nach Kräu­tern duf­te­te.

    Der schma­le Raum war nur schwach von ei­ni­gen Ker­zen er­leuch­tet und Do­ri­an sah vor sich ei­nen klei­nen run­den Tisch mit zwei Stüh­len.

    Der Wirt be­deu­te­te ihm, Platz zu neh­men. Als sich die Tür hin­ter ihm schloss, waren die Ge­räu­sche aus der Schen­ke nur noch ge­dämpft zu ver­neh­men.

    Do­ri­an setz­te sich und maß mit ge­lang­weil­tem Blick, den spär­lich ein­ge­rich­te­ten Raum, wäh­rend er war­te­te.

    »Ihr seid gar nicht neu­gie­rig, mein Freund«, ver­nahm er ei­ne dunk­le Stim­me, die aus dem hin­te­ren Teil des Zim­mers nä­her kam. Ei­ne Frau mit schwar­zen Haaren und schwar­zen Augen, trat zu dem er­leuch­te­ten Tisch. Sie nahm ihm ge­gen­über Platz und mus­ter­te ihn.

    »Kommt da­rauf an, was ihr mir zu sa­gen habt«, ant­wort­ete er ihr ru­hig und er­wi­der­te ih­ren Blick.

    »Den Hauch des Schick­sals wer­det ihr spü­ren bei mei­nen Wor­ten und wenn ihr die­sen Raum wie­der ver­lasst, wird nichts mehr so sein, wie es war. Wollt ihr das?«

    Do­ri­an mus­ter­te sie ver­wun­dert, doch er muss­te sich ein­ge­ste­hen, dass sie nun sei­ne Neu­gier ge­weckt hat­te. Er nick­te.

    »Zu­erst das Ge­schäft­li­che. Ihr habt das Geld doch da­bei?«, sag­te sie kühl. Wort­los griff er in sei­ne Ta­sche und hol­te ei­nen Beu­tel mit Mün­zen her­vor, den er ihr gab.

    Sie wog ihn kurz in der Hand, warf ei­nen Blick hin­ein und nick­te lä­chelnd. »Ihr wisst nicht, wa­rum ihr hier seid und da­mit mei­ne ich nicht die­se Schen­ke, son­dern eu­er ge­sam­tes Le­ben. Nichts macht euch wirk­lich Freu­de oder er­scheint euch von Wert, so­dass es sich zu le­ben lohnt«, be­gann sie und ih­re Augen hiel­ten sei­nen Blick fest.

    Es er­staun­te ihn, dass sie sei­nen Ge­müts­zu­stand so deut­lich er­kann­te, doch er ließ es sich nicht an­mer­ken und be­hielt sei­ne un­durch­dring­li­che Mie­ne bei.

    Sie schenk­te ihm ein spar­sa­mes Lä­cheln, denn sie konn­te sei­ne An­span­nung füh­len. »Der Grund eu­res Des­in­ter­es­ses liegt da­rin, dass ihr nicht wisst, wo­nach ihr sucht.«

    »Wisst ihr es denn?«, frag­te er knapp.

    »Viel­leicht ja. Doch fin­det ihr es nicht selt­sam, die­se Fra­ge ei­ner Frem­den zu stel­len?«

    »Nicht, wenn sie ei­ne He­xe ist, oder vor­gibt ei­ne zu sein.« Ein An­flug von Spott schwang in sei­ner Stim­me.

    Ihr Lä­cheln war ver­schwun­den. Stolz hob sie das Kinn an und sprach weiter, wäh­rend ih­re schwar­zen Augen sich in sei­nen Kopf bohr­ten. »Du suchst die, die du vor un­denk­li­chen Zeiten ver­lo­ren hast, dei­ne ein­zig wah­re Lie­be. Dies ist der ein­zi­ge Grund, wa­rum du hier bist, und weil es den Göt­tern ge­fällt, Schi­cksal zu spie­len.«

    Do­ri­an woll­te la­chen, auf­ste­hen und das Ge­re­de der He­xe spöt­tisch ab­tun. Doch er blieb wie an­ge­wur­zelt auf sei­nem Stuhl sit­zen, wäh­rend sich ein pri­ckeln­des Ge­fühl in ihm aus­brei­te­te. Er fühl­te in sei­nem tief­sten In­ne­ren ei­nen selt­sa­men Wi­de­rhall ih­rer Wor­te, so als hät­ten sie den Grund sei­ner See­le be­rührt. Er muss­te sich räu­spern, be­vor er spre­chen konn­te. »Wenn dem so ist, dann er­zähl mir mehr da­von.«

    Vol­ler Ge­nug­tu­ung lach­te sie auf. »Du hast die­ses Wis­sen in dei­ner See­le. Die Er­in­ne­rung an die Lie­be zu der ei­nen Frau, die du nie­mals hät­test lie­ben dür­fen und wo­für du mit dei­nem Le­ben be­zahlt hast. Nie­mals soll­test du sie wie­der­se­hen, doch die Göt­ter ha­ben ei­ne Schwäche für aus­sichts­lo­se Fäl­le. Wenn du dir klar ge­wor­den bist, ob du sie wie­der­fin­den willst, dann komm er­neut zu mir und ich wer­de dir den Weg da­zu zei­gen. Doch sei ge­warnt! Es wird ein bit­te­rer Weg sein, von dem es kein zurück gibt.«

    Sie war auf­ge­stan­den und an ihn her­an­ge­tre­ten. Sanft nahm sie sei­ne Hän­de, zog ihn von sei­nem Stuhl und schob ihn zur Tür hin­aus.

    Be­vor er sich ver­sah, stand er wie­der in der lau­ten muf­fi­gen Schän­ke. Die Tür zu dem Hin­ter­zim­mer war ge­schlos­sen. Kurz über­leg­te er, noch ein­mal hin­ein­zu­ge­hen um ihr weite­re Fra­gen zu stel­len, doch er fühl­te sich selt­sam auf­ge­wühlt, woll­te allei­ne sein und über ih­re Wor­te nach­den­ken.

    Er ließ den Wirt ei­ne Kut­sche ho­len und wäh­rend er in ihr da­hin schau­kel­te, dach­te er über die selt­sa­men Wor­te der He­xe nach.

    Nie wä­re es ihm in den Sinn ge­kom­men, dass er auf der Su­che war, nach der Lie­be ei­ner Frau, die er vor lan­ger Zeit ver­lo­ren hat­te. Er konn­te sich nicht über man­geln­des In­te­res­se des weib­li­chen Ge­schlechts an sei­ner Per­son be­schwe­ren. Zu­wei­len waren ihm die An­nä­her­ungs­ver­su­che der Frau­en und Mäd­chen, de­nen er be­geg­ne­te ge­ra­de­zu läs­tig. Konn­te es wirk­lich sein, dass er in ei­nem an­de­ren Le­ben ei­ne Frau so sehr ge­liebt hat­te, dass er für sie ge­stor­ben war?

    Er fand die­sen Ge­dan­ken ab­surd, doch sein Ge­fühl ließ ihn ah­nen, dass es so war. Die Fahrt aus dem Dorf zu dem Gut wo er zu­hau­se war, dau­er­te lan­ge und er dös­te ein, ein­ge­lullt durch das Schau­keln der Kut­sche.

    Bil­der stie­gen vor sei­nem in­ne­ren Au­ge auf. Er sah ei­ne gro­ße stein­er­ne Hal­le mit Koh­le­be­cken und Fa­ckeln an den Wän­den. Vor sich er­blick­te er ei­ne Frau in ei­nem wei­ßen Kleid. Sie trug gold­ene Span­gen um Hals und Ar­me. Auch ihr Gür­tel war aus Gold. Sie hat­te lan­ges schwar­zes Haar und stand mit dem Rü­cken zu ihm. Er sah, dass sie ein Ge­fäß mit bei­den Hän­den in die Hö­he hielt und hör­te sie selt­sa­me Wor­te in ei­ner un­be­kann­ten Spra­che mur­meln. In sei­nem Traum ging er auf sie zu und fass­te nach ih­rer Schul­ter um sie um­zu­dre­hen, denn er woll­te ihr Ge­sicht se­hen. In dem Mo­ment da er sie be­rühr­te, sah er ei­nen grel­len Blitz auf­zu­cken, der ihn zu Boden schleu­der­te.

    Er­schro­cken fuhr er hoch und er­wach­te aus sei­nem Traum.

    Die Kut­sche hat­te mit ei­nem Ru­ckeln vor sei­nem Zu­hau­se ge­hal­ten. Nach­denk­lich und noch be­nom­men von sei­nem kur­zen Schlaf ging er in sei­ne Räu­me. Er leg­te sei­ne Klei­der ab und warf sich nackt auf sein Bett. Der Traum hat­te die­ses eigen­ar­ti­ge Ge­fühl in ihm ver­stärkt.

    Was hat­te die He­xe ge­sagt? Die Er­in­ne­rung und das Wis­sen wä­ren in ihm.

    Do­ri­an schloss die Augen und rief sich das Bild der Frau, die er nur von hin­ten ge­se­hen hat­te, ins Ge­dächt­nis. Was war da noch ge­we­sen? Er konn­te sich an ei­nen schwa­chen Duft von Rosen­blät­tern und Weih­rauch er­in­nern. Der Ge­ruch war für ihn ver­bun­den mit ei­nem tie­fen Schmerz, der ihm das Herz zer­riss.

    Doch er kann­te die Ur­sa­che die­ses Schmer­zes nicht. Wie­der schlief er ein über sei­nen Grü­be­lei­en.

    Er fühl­te die küh­len La­ken auf sei­ner nack­ten Haut. Je­mand saß bei ihm, es war die Frau aus sei­nem Traum, doch ihr Ge­sicht lag im Dun­keln ver­bor­gen. Er ver­such­te, sich zu be­we­gen, doch er konn­te sich nicht rüh­ren. Bleisch­wer lag sein Körper auf dem Bett. Er fühl­te die Be­rüh­rung ih­rer Hand, als sie ihm sanft über das Ge­sicht strich und hör­te sie zärt­li­che Wor­te mur­meln, doch er ver­stand die Spra­che nicht.

    Er wur­de von sei­nen Ge­füh­len über­wäl­tigt. Plötz­lich emp­fand er Lie­be, wie er sie noch nie ver­spürt hat­te, die wie ei­ne Wo­ge über ihn her­ein­brach und ihn mit­riss und gleich­zei­tig ei­nen so schar­fen Schmerz der Trau­er, in sei­nem In­ne­ren, dass er das Ge­fühl hat­te da­ran zu ster­ben.

    Er rang nach Atem, die Luft wur­de ihm knapp und Pa­nik über­fiel ihn, als er mein­te er wür­de er­sti­cken.

    Ent­setzt er­wach­te er aus sei­nem Traum. Sein Herz schlug wie wild in sei­ner Brust und er lag schwer at­mend da mit weit auf­ge­ris­se­nen Augen.

    War das die Er­in­ne­rung ge­we­sen, wel­che die He­xe ge­meint hat­te?

    Es muss­te so sein, denn er hat­te noch nie so emp­fun­den.

    Ru­he­los stand er auf, wi­ckel­te sich in ei­nen Mor­gen­rock und öff­ne­te ein Fens­ter. Die küh­le Nacht­luft trock­ne­te den Schweiß auf sei­nem Körper und sein Atem wur­de ru­hi­ger. Er frag­te sich, ob ihn die He­xe mit ei­nem Fluch be­legt hat­te, doch er konn­te kei­nen Grund da­für fin­den.

    Tief in sei­nem In­ne­ren wuss­te er be­reits, das sie die Wahr­heit ge­spro­chen hat­te, und er sich in sei­nen Träu­men an ein ver­gan­ge­nes Le­ben, er­in­nert hat­te.

    Er konn­te noch immer die In­ten­si­tät, die­ser über­wäl­ti­gen­den Lie­be füh­len und ihm war be­wusst, er woll­te wie­der so füh­len, so lie­ben. Er woll­te die­se ei­ne Frau wie­der­ha­ben, für die er so emp­fun­den hat­te. Die He­xe hat­te ihm ge­sagt, wenn er das woll­te, so wür­de sie ihm den Weg da­zu zei­gen.

    Am Ho­ri­zont sah er die Son­ne auf­ge­hen.

    Er schloss das Fens­ter und schlüpf­te in sei­ne Klei­der vom Vor­tag. Im Stall ließ er sich ein Pferd sat­teln und ritt in schar­fem Ga­lopp den lan­gen Weg zum Dorf hin­un­ter.

    An der Schen­ke an­ge­kom­men, sah er ei­ne Grup­pe von Leu­ten, in de­ren Mit­te der Pas­tor stand. Sie dis­ku­tier­ten auf­ge­regt. Do­ri­an trat zu ih­nen und der Pas­tor rich­te­te das Wort an ihn. »Ah, gut dass ihr hier seid jun­ger Herr, wir ha­ben vor, ei­ne He­xe der Ge­richts­bar­keit aus­zu­lie­fern«.

    Do­ri­an er­schrak bei sei­nen Wor­ten, doch er ließ sich nichts an­mer­ken und lä­chel­te den Pas­tor freund­lich an.

    »Ei­ne He­xe sagt ihr Hoch­wür­den, wer glaubt denn an so et­was.« Das Ge­sicht des Pas­tors war ernst. »Lei­der ja, es gibt sie und mei­ne Auf­ga­be ist es harm­lo­se Men­schen vor Krea­tu­ren der Dun­kel­heit zu be­wah­ren.«

    Do­ri­an hob be­schwich­ti­gend die Hän­de. »He­xe­rei ist ei­ne schwer­wie­gen­de An­schul­di­gung, das muss sorg­fäl­tig ge­prüft wer­den. Wo ist denn die­se ver­meint­li­che He­xe?«

    »Sie hat sich hier in der Schän­ke ein­ge­nis­tet«, ant­wort­ete der Geist­li­che.

    »Nun dann wer­de ich sie mit­neh­men auf Gut Ho­hen­berg, wäh­rend ihr nach Be­wei­sen für ih­re Schuld sucht.« Do­ri­an lä­chel­te über­he­blich. Sei­nem Vater stand als Guts­herr die ober­ste Ge­richts­bar­keit im Dorf zu.

    Der Pas­tor zeig­te sich we­nig er­freut über die Aus­sicht, die He­xe nicht selbst in Ge­wahr­sam neh­men zu kön­nen und sie, wie er vor­ge­habt hat­te, in den feuch­ten Ker­ker bei den Ge­wöl­ben un­ter sei­ner Kir­che zu wer­fen, der noch aus der Zeit der In­qui­si­tion stamm­te. »Das ist zu ge­fähr­lich jun­ger Herr«, wand­te er schwach ein.

    Do­ri­ans Lä­cheln wur­de brei­ter. »Aber nicht doch. Es gibt ge­wiss ein paar kräf­ti­ge Bur­schen hier im Dorf, die mich und die Ge­fan­ge­ne be­glei­ten wer­den, auf mei­nem Weg zum Guts­hof.«

    Der Pas­tor ver­beug­te sich knapp mit sicht­li­cher Ver­är­ge­rung.

    Ge­mein­sam be­tra­ten sie das Hin­ter­zim­mer der Schen­ke, wo die Frau sie ru­hig er­war­te­te. Der Pas­tor woll­te sie grob von ih­rem Stuhl zer­ren, doch Do­ri­an wehr­te ihn ab und sah ihn war­nend an. »Wir be­han­deln sie zu­vor­kom­mend, bis wir Be­wei­se für ih­re Schuld ha­ben«, sag­te er kühl zu dem Geist­li­chen. Sanft nahm er ih­ren Arm und sie folg­te ihm zu der war­ten­den Kut­sche vor der Schen­ke. Er war ihr beim Ein­stei­gen be­hilf­lich und setz­te sich ihr ge­gen­über in den Wagen. Die zwei kräf­ti­gen jun­gen Bur­schen aus dem Dorf ver­wies er, auf dem Kutsch­bock Platz zu neh­men.

    Do­ri­an klopf­te ge­gen die Tür der Kut­sche und gab dem Fah­rer das Sig­nal los­zu­fah­ren. Der Pas­tor blieb mit wü­ten­der Mie­ne zurück und Do­ri­an wink­te ihm grin­send zu.

    Als sie aus dem Dorf her­aus fuh­ren, sah er die Frau mit ern­stem Ge­sicht an. »Ich ha­be dich ge­ret­tet, das ist dir doch be­wusst, nicht wahr?«

    Die Frau lä­chel­te ihm über­le­gen zu. »Ja, wa­rum wohl, habt ihr das ge­tan?« Ih­re Stim­me troff vor Sar­kas­mus.

    »Das weißt du be­reits«, gab er knapp zurück.

    Sie lehn­te sich ent­spannt in die weichen Pol­ster der Kut­sche. »Ich will ei­nen Beu­tel Gold und das schnell­ste Pferd, das ihr im Stall habt«, merk­te sie an.

    »Und eu­re Frei­heit, wie ich an­neh­me«, er­gänz­te Do­ri­an lä­chelnd.

    Sie er­wi­der­te sein Lä­cheln und nick­te. »Und mei­ne Frei­heit.«

    Do­ri­an sah aus dem Fens­ter auf die Land­schaft, die an ih­nen vor­über­zog.

    »Du hast dich er­in­nert, nicht wahr«, frag­te sie ihn mit lei­ser Stim­me.

    Er nick­te, oh­ne sie an­zu­se­hen.

    »Ich kann die Lie­be und den Schmerz in dei­nen Augen se­hen. Ich neh­me an, du willst sie wie­der­ha­ben?«

    Do­ri­an wen­de­te ihr sein Ge­sicht zu und sah sie an. »Du hast ge­sagt, es gibt ei­nen Weg.«

    »Den gibt es. Doch ich sag­te auch, dass es ein bit­te­rer Weg ist, oh­ne Wie­der­kehr.«

    »Muss ich da­für ster­ben, um sie in ei­ner an­de­ren Welt wie­der­zu­se­hen?« Er sah sie fra­gend an.

    Die He­xe ge­noss die Über­le­gen­heit ih­res Wis­sens of­fen­sicht­lich. »In ge­wis­ser Wei­se wirst du

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