Liebe, Leid und Lügen: Der kleine Fürst 381 – Adelsroman
Von Viola Maybach
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"Der kleine Fürst" ist vom heutigen Romanmarkt nicht mehr wegzudenken.
Katharina von Braunfels gefiel es in Frankfurt. Dies war ihr erster Besuch in der Stadt am Main, von der sie gehört hatte, sie sei »eine kleine Großstadt«. Die Hochhäuser sprachen indes eine andere Sprache, fand sie, aber es würde ihr schon noch gelingen, herauszufinden, ob Frankfurt nun groß oder klein war. Sie selbst war im Süddeutschen aufgewachsen, in einer ländlichen Gegend, auf dem Gut ihrer Eltern. Seltsamerweise fand sie erst jetzt, da sie Mitte zwanzig war, Freude am Reisen. Früher war ihr das elterliche Gut als Paradies erschienen – warum hätte sie es also verlassen sollen? Aber mit den Jahren war das Interesse an anderen Ländern und fremden Regionen des eigenen Landes gewachsen, und so hatte sie sich immer häufiger aufgemacht, um sie zu erkunden. An diesem Wochenende war nun also Frankfurt an der Reihe, die Bankenstadt. Ein Grund dafür, dass sie sich Frankfurt als Reiseziel ausgesucht hatte, war Janina von Schallenberg. Die beiden so ungleichen jungen Frauen hatten einander auf dem Gut von Katharinas Eltern kennengelernt: Janina war begeisterte Reiterin. Wenn sie Urlaub machte, nahm sie ihr Pferd mit und brauchte dann einen Stall, wo sie es unterstellen konnte. Da die Familie Braunfels unter anderem eine Pferdepension betrieb, waren Katharina und Janina einander auf dem Gut begegnet und hatten sich schnell angefreundet. Beim Abschied hatte Janina gesagt: »Besuch mich doch mal ein Wochenende in Frankfurt, Kathy! Ich würde mich wirklich freuen.« Sie hatten häufig miteinander telefoniert, und irgendwann hatte Katharina beschlossen, Janinas Einladung anzunehmen. Schon jetzt fand sie, dass das eine gute Entscheidung gewesen war. Sie blieb stehen und sah sich suchend um – das hier war doch die Hauptwache? »Kathy, da bist du ja!« Janina mit ihren kurzen roten Haaren kam eilig auf sie zu. Sie hatte in der Bank, in der sie arbeitete, noch etwas zu erledigen gehabt, deshalb war Katharina ein paar Stunden allein unterwegs gewesen an diesem Samstagvormittag.
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Liebe, Leid und Lügen - Viola Maybach
Der kleine Fürst
– 381 –
Liebe, Leid und Lügen
Viola Maybach
Katharina von Braunfels gefiel es in Frankfurt. Dies war ihr erster Besuch in der Stadt am Main, von der sie gehört hatte, sie sei »eine kleine Großstadt«. Die Hochhäuser sprachen indes eine andere Sprache, fand sie, aber es würde ihr schon noch gelingen, herauszufinden, ob Frankfurt nun groß oder klein war.
Sie selbst war im Süddeutschen aufgewachsen, in einer ländlichen Gegend, auf dem Gut ihrer Eltern. Seltsamerweise fand sie erst jetzt, da sie Mitte zwanzig war, Freude am Reisen. Früher war ihr das elterliche Gut als Paradies erschienen – warum hätte sie es also verlassen sollen? Aber mit den Jahren war das Interesse an anderen Ländern und fremden Regionen des eigenen Landes gewachsen, und so hatte sie sich immer häufiger aufgemacht, um sie zu erkunden. An diesem Wochenende war nun also Frankfurt an der Reihe, die Bankenstadt.
Ein Grund dafür, dass sie sich Frankfurt als Reiseziel ausgesucht hatte, war Janina von Schallenberg. Die beiden so ungleichen jungen Frauen hatten einander auf dem Gut von Katharinas Eltern kennengelernt: Janina war begeisterte Reiterin. Wenn sie Urlaub machte, nahm sie ihr Pferd mit und brauchte dann einen Stall, wo sie es unterstellen konnte. Da die Familie Braunfels unter anderem eine Pferdepension betrieb, waren Katharina und Janina einander auf dem Gut begegnet und hatten sich schnell angefreundet.
Beim Abschied hatte Janina gesagt: »Besuch mich doch mal ein Wochenende in Frankfurt, Kathy! Ich würde mich wirklich freuen.«
Sie hatten häufig miteinander telefoniert, und irgendwann hatte Katharina beschlossen, Janinas Einladung anzunehmen. Schon jetzt fand sie, dass das eine gute Entscheidung gewesen war. Sie blieb stehen und sah sich suchend um – das hier war doch die Hauptwache?
»Kathy, da bist du ja!« Janina mit ihren kurzen roten Haaren kam eilig auf sie zu. Sie hatte in der Bank, in der sie arbeitete, noch etwas zu erledigen gehabt, deshalb war Katharina ein paar Stunden allein unterwegs gewesen an diesem Samstagvormittag. »Hast du dich verlaufen?«
»Nein, nein, es war ja ganz leicht zu finden. Bist du jetzt fertig mit deiner Arbeit?«
Das Gesicht ihrer Freundin verdüsterte sich. »Nicht ganz. Mein Kollege, der sich um die japanische Delegation kümmern sollte, ist krank geworden – er hat sich einen Magen-Darm-Virus zugezogen. Ra-te mal, was das bedeutet.«
»Dass du dich um die Japaner kümmern musst?«
»Du hast es erfasst, und zwar ausgerechnet heute Abend, wo ich dich mit der Frankfurter Nachtszene bekanntmachen wollte. Es tut mir wirklich leid, Kathy, aber ich kann mich natürlich nicht weigern, die Japaner sind sehr wichtig für uns.«
»Das ist doch nicht schlimm«, beteuerte Katharina, obwohl sie natürlich enttäuscht war. Aber sie wollte es Janina nicht noch schwerer machen. »Ich sehe mich allein ein bisschen um, ich bin ein ziemlich selbstständiger Mensch.«
»Ja, zum Glück!« Janina war sichtlich erleichtert, dass ihre Freundin es so leicht nahm. »Dann lass uns aber die Zeit genießen, bis ich mich für unsere Gäste in Schale werfen muss. Wozu hättest du Lust?«
»Auf einen Kaffee irgendwo am Main – wo wir einfach ein bisschen sitzen und reden können, während ich mich von eurer Skyline beeindrucken lasse.«
»Einverstanden, dann komm.« Janina hängte sich bei ihrer Freundin ein und zog sie mit sich. »Es ist nicht weit zu laufen bis zum Main – und auf dem Weg dorthin kommen wir an der berühmten Paulskirche vorbei und am Römer. So kriegst du gleich noch eine kleine Führung.«
Lebhaft redend und lachend machten sich die beiden auf den Weg. So mancher bewundernde Blick folgte der schmalen Blondine und ihrer rothaarigen Begleiterin, doch das bemerkte weder Katharina noch Janina, so vertieft waren sie in ihr Gespräch.
Als sie auf einer der schlichten Holzbänke saßen, die unten am Mainufer standen, und in die Frühlingssonne blinzelten, fragte Katharina: »Wann musst du denn los heute Abend?«
»Um sieben«, seufzte Janina. »Da ist in den Clubs natürlich noch nichts los. Vielleicht kann ich mich so frühzeitig loseisen, dass wir hinterher noch um die Häuser ziehen können.«
»Weißt du was? Du hörst jetzt mal auf, dir über mich Gedanken zu machen. Ich komme allein klar, okay? Morgen sehen wir uns dann beim Frühstück, und anschließend machen wir uns noch einen schönen Vormittag – ich muss ja nicht so früh zurückfahren.«
»In Ordnung. Sag mal, ich habe ganz vergessen zu fragen, was aus deinem Verehrer geworden ist.«
»Einen Verehrer?«, fragte Katharina verwundert. »Wen meinst du denn?«
»Na, diesen Schwarzhaarigen, der dich so angehimmelt hat, als ich bei euch war.«
»Ach, du meinst Markus.« Katharina musste lachen. »Er himmelt jetzt eine andere Frau an, weil ich ihm irgendwann gesagt habe, dass er keine Chance hat.«
»Der Ärmste. Und? Gibt es keinen Mann, der dir gefällt?«
Katharina antwortete nicht sofort. Ihre schönen blauen Augen glitten über das braune Wasser des träge dahinfließenden Flusses vor ihnen und dann weiter über die dahinter stehenden Hochhäuser. »Nein«, sagte sie endlich. »Wenn ich ehrlich sein soll, einen, an den ich mein Herz verlieren könnte, habe ich bis jetzt noch nicht getroffen.«
Janina beugte sich vor und fragte: »Noch nie? Willst du damit sagen, du warst noch nie richtig verliebt?«
»Natürlich war ich schon verliebt, aber noch nie so richtig – so, dass ich dachte: Der ist es jetzt. Der oder keiner. Ist das bei dir anders?«
Janina rührte nachdenklich in ihrem Kaffee. »Ja, ich glaube schon. Aber es hat dann doch nicht gehalten. Mal lag es an mir, mal lag es an dem betreffenden Mann. Und im Augenblick ist es so, dass ich versuche, mich auf meine Karriere zu konzentrieren, so wie meine männlichen Kollegen es auch tun. Ich will nach oben, Kathy.«
»Und was heißt das? An die Spitze?«
»Ja, an die Spitze.«
»Aber heiraten und Kinder haben willst du trotzdem?«
Janina lächelte, aber ein frohes Lächeln war es nicht. »Wenn es geht, ja, aber ich weiß von einigen Frauen, die es versucht haben, wie hart das ist.«
»Du könntest es schaffen«, erklärte Katharina überzeugt. »Dir traue ich es zu. Du siehst toll aus, du bist klug – und trotzdem bist du … wie soll ich das ausdrücken? Trotzdem bist du ganz normal.«
»Danke, das höre ich gern.« Der kurze Anflug von Niedergeschlagenheit war vorüber, Janina lächelte bereits wieder. »Wenn mein Chef sich deiner Meinung anschließen würde, wäre ich bereits ein großes Stück weiter.«
Sie blieben über eine Stunde am Wasser sitzen, bevor Katharina erwähnte, dass sie Lust hätte, sich etwas Hübsches zum Anziehen zu kaufen. Also verließen sie den Main und kehrten in die Innenstadt zurück.
*
Louis von Dietzen sah sich zufrieden um. Alles fertig für die Party! Er war froh, dass er bereits am Tag zuvor mit ein paar Freunden umgeräumt und eingekauft hatte – jetzt blieben ihm noch mehrere Stunden Zeit, bis seine Gäste eintrafen. Das Wetter war großartig, sie würden sogar seine ausladende Dachterrasse nutzen können. Die Frühlingssonne wärmte schon richtig.
Er