Das Geheimnis der Ärztin: Der kleine Fürst 400 – Adelsroman
Von Viola Maybach
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"Der kleine Fürst" ist vom heutigen Romanmarkt nicht mehr wegzudenken.
»Ausgerechnet jetzt muss Henning in London sein!«, seufzte Alexa von Rabenfels. »Wir wollten Tina natürlich gemeinsam am Flughafen abholen, aber nun werde ich wohl allein nach Frankfurt fahren müssen. Tina wird schrecklich enttäuscht sein.« »Zwei Jahre in Afrika«, sagte Baronin Sofia von Kant versonnen, ohne auf die Worte ihrer Freundin einzugehen. »Es ist toll, dass sie das gemacht hat, Alexa.« »Ja, das ist es. Obwohl ich gestehen muss, dass wir am Anfang gar nicht einverstanden waren. Eine junge blonde Ärztin allein in Afrika – du kannst dir vorstellen, was einem da für Gedanken durch den Kopf schießen. Aber was sie will, das setzt sie ja auch durch.« »Und es hat ihr doch auch gefallen, oder?« »Mehr als das. Wir haben durchaus die Befürchtung, dass sie es auf Dauer hier gar nicht mehr aushält. Sie hat mehrmals gesagt, dass sie sich nie zuvor so nützlich vorgekommen ist. Aber im Kongo ist es ja jetzt alles andere als sicher, deshalb sind wir froh, dass sie erst einmal zurückkommt.« »Aber sie war doch nicht direkt im Kongo im Einsatz, oder?« »Im Grenzgebiet zwischen Gabun und Kongo. Sie und ihre Kollegen haben gearbeitet bis zur Erschöpfung. Zwar hat sie sich nie beklagt, aber ich weiß, dass sie sich dringend erholen muss.«
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Das Geheimnis der Ärztin - Viola Maybach
Der kleine Fürst
– 400 –
Das Geheimnis der Ärztin
Viola Maybach
»Ausgerechnet jetzt muss Henning in London sein!«, seufzte Alexa von Rabenfels. »Wir wollten Tina natürlich gemeinsam am Flughafen abholen, aber nun werde ich wohl allein nach Frankfurt fahren müssen. Tina wird schrecklich enttäuscht sein.«
»Zwei Jahre in Afrika«, sagte Baronin Sofia von Kant versonnen, ohne auf die Worte ihrer Freundin einzugehen. »Es ist toll, dass sie das gemacht hat, Alexa.«
»Ja, das ist es. Obwohl ich gestehen muss, dass wir am Anfang gar nicht einverstanden waren. Eine junge blonde Ärztin allein in Afrika – du kannst dir vorstellen, was einem da für Gedanken durch den Kopf schießen. Aber was sie will, das setzt sie ja auch durch.«
»Und es hat ihr doch auch gefallen, oder?«
»Mehr als das. Wir haben durchaus die Befürchtung, dass sie es auf Dauer hier gar nicht mehr aushält. Sie hat mehrmals gesagt, dass sie sich nie zuvor so nützlich vorgekommen ist. Aber im Kongo ist es ja jetzt alles andere als sicher, deshalb sind wir froh, dass sie erst einmal zurückkommt.«
»Aber sie war doch nicht direkt im Kongo im Einsatz, oder?«
»Im Grenzgebiet zwischen Gabun und Kongo. Sie und ihre Kollegen haben gearbeitet bis zur Erschöpfung. Zwar hat sie sich nie beklagt, aber ich weiß, dass sie sich dringend erholen muss.«
Die beiden Frauen schwiegen eine Weile, jede hing ihren eigenen Gedanken nach. Sie saßen in einem der kleineren Salons von Schloss Sternberg, denn draußen war es ungemütlich und regnerisch. In den Tagen zuvor hatte man noch auf der Terrasse sitzen können.
Endlich sagte die Baronin: »Wenn du willst, fahre ich mit dir nach Frankfurt, Alexa. Ich bin zwar kein Ersatz für Bettinas Vater, aber vielleicht freut sie sich doch, mich zu sehen.«
»Ist das dein Ernst, Sofia?« Alexas Augen strahlten. »Du würdest nicht nur Tina eine große Freude machen, sondern auch mir.«
»Dann ist es also abgemacht«, erklärte Sofia. »Am Samstag kommt sie?«
»Ja, aber sehr früh morgens leider. Wir müssten also schon am Freitag anreisen.«
»Kein Problem«, sagte Sofia vergnügt. »Dann machen wir uns vorher in Frankfurt einen schönen Tag. Ich werde die Abwechslung genießen!«
»Du hast eine wunderbare Gabe, immer das Positive zu sehen«, meinte Alexa. »Jetzt erzähl mir, wie es euch geht. Bisher haben wir nur von mir gesprochen.«
»Den Kindern geht es gut, Fritz ist schrecklich beschäftigt, wie immer in letzter Zeit. Seit er mit der Pferdezucht solchen Erfolg hat, denkt er ständig darüber nach, was er noch verbessern könnte. Wir sind zufrieden, Alexa.«
»Ich habe Christian ja vorhin kurz gesehen – er wirkt erstaunlich gelassen, finde ich. Und er ist reifer geworden. Wenn man bedenkt, dass er vor nicht allzu langer Zeit seine Eltern verloren hat, dann ist er in erstaunlich guter Verfassung.«
»Wir bewundern ihn alle«, murmelte die Baronin.
Alexa beugte sich vor und legte ihr eine Hand auf den Arm. »Und ich bewundere dich, Sofia. Du hast deine Lieblingsschwester verloren, mit der du immer über alles reden konntest, was dich bewegte. Das muss hart sein.«
Die Augen der Baronin schwammen nun plötzlich in Tränen. »Sie fehlt mir sehr«, sagte sie leise. »Jeden Tag fehlt sie mir, Alexa.«
»Ja, ich weiß.«
Fürstin Elisabeth und Fürst Leopold von Sternberg waren vor etlichen Monaten bei einem Hubschrauberunglück ums Leben gekommen. Ihr fünfzehnjähriger Sohn Christian war nun praktisch das dritte Kind seiner Tante Sofia und ihres Mannes. Die Familie von Kant lebte bereits seit langem auf Schloss Sternberg, so dass sich Christians äußere Lebensumstände kaum verändert hatten.
Aber er war jetzt Vollwaise – und mehr denn je ruhten auf ihm große Hoffnungen, denn er würde der nächste Fürst von Sternberg sein. Bis zu seiner Volljährigkeit in drei Jahren würde er freilich weiterhin den Namen tragen, den ihm die Bevölkerung gegeben hatte, seit er als winziger Junge neben seinem sehr großen Vater zum ersten Mal in der Öffentlichkeit aufgetreten war: ›der kleine Fürst‹.
»Sag mal, Sofia, würden vielleicht die Kinder auch gern mit nach Frankfurt fahren? Für Teenager ist eine Großstadt doch bestimmt interessant.«
Die Baronin überlegte. Ihr Sohn Konrad war sechzehn, er hatte für gewöhnlich eigene Pläne. Aber Anna, die Dreizehnjährige, und ihr Neffe Christian würden sie vielleicht tatsächlich gern begleiten. »Wir fragen sie«, schlug sie vor. »Fritz ist mit Sicherheit unabkömmlich, das kann ich dir jetzt schon sagen.«
Ihre Vermutungen erwiesen sich als richtig: Konrad war bereits verabredet und zeigte auch sonst wenig Neigung zu einem Kurzbesuch in Frankfurt, der Baron hatte tatsächlich keine Zeit, aber Anna und Christian waren Feuer und Flamme.
»Endlich mal eine Großstadt!«, rief Anna.
»Besonders groß ist Frankfurt nicht«, warnte Alexa. »Aber der Flughafen ist gigantisch, das immerhin kann ich euch versprechen.«
»Und wir wohnen da in einem Hotel?«, erkundigte sich Christian.
»Aber nein«, erklärte Alexa, »wir haben eine Villa in Frankfurt, weil Henning öfter in der Stadt zu tun hat. Sie liegt sehr hübsch, und von dort aus ist es auch gar nicht weit zum Flughafen. Also, wir holen euch dann ab am Freitag.«
»Wir?«, fragte Sofia verwundert.
»Unser Chauffeur und ich – auf keinen Fall fahre ich selbst. Der Verkehr rund um Frankfurt ist die Hölle, Sofia.«
»Mit anderen Worten: Wir müssen uns um nichts kümmern«, stellte die Baronin vergnügt fest. »Wenn Fritz das hört, bekommt er vielleicht Lust, sich uns doch noch anzuschließen.«
Doch Baron Friedrich hatte bereits zwei wichtige Termine für das Wochenende ausgemacht, die er nicht mehr verlegen konnte. »Ich schätze, ihr werdet mich nicht vermissen«, schmunzelte er.
Als Alexa sich verabschiedet hatte, begannen Anna und Christian Pläne für den Aufenthalt in Frankfurt zu schmieden. Die Baronin machte sich indessen keine Gedanken. Sie würde es genießen, mit ihrer Freundin Alexa zusammen zu sein und deren Tochter Bettina wiederzusehen, die nicht nur eine beeindruckend willensstarke junge Frau war, sondern auch eine sehr attraktive und sympathische dazu.
Es würde ein wundervoller Ausflug werden!
*
»Hier, hast du das gesehen?«, fragte Moritz Werner und wies auf ein Plakat. »Ein Vortrag von einer Ärztin, die gerade aus dem Kongo zurückgekehrt ist. Sie spricht über die politische Situation und deren Einfluss auf die Arbeit der Hilfsorganisationen dort. Du als Autor mehrerer Afrika-Bücher müsstest daran doch eigentlich interessiert sein.«
»Dr. Bettina von Rabenfels«, las Moritz’ Freund Konstantin von Klawen. »Nie gehört, den Namen.«
»Es kommt doch auch nicht auf den Namen der Frau an, sondern darauf, worüber sie redet. Ich gehe auf jeden Fall hin.«
»Klar«, meinte Konstantin. »Die Arbeit der Hilfsorganisationen in Afrika ist schließlich das Thema deiner Doktorarbeit.«
»Eben. Nicht, dass ich mir wesentliche neue Erkenntnisse erhoffe, aber interessant ist es bestimmt.«
»Wann ist der Vortrag?«
»Nächste Woche. Gehst du mit?«
»Ja, ich denke schon. Irgendwie muss ich auch mal wieder raus aus meiner Bude. Und am Mittwoch bin ich hoffentlich schon ein ganzes Stück weiter als jetzt