Sanft flüstern die Wellen der Liebe
Von Danielle Stevens
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Über dieses E-Book
Tausend Sterne funkeln über der romantischen Insel vor der französischen Küste, als Savannah und Alain sich zärtlich lieben - auf den noch sonnenwarmen Klippen über dem Meer. Doch schon am nächsten Morgen bereut die hübsche Journalistin, dass sie ihrem leidenschaftlichen Verlangen nachgegeben hat. Denn auf dem idyllischen Landgut von Alains Tante trifft sie auf die schöne Carol-Ann, die sich als Alains Verlobte vorstellt. Traurig fragt sich Savannah, ob sie wirklich nur ein kleines Abenteuer für den berühmten Schriftsteller war, und reist sofort nach London zurück ...
Danielle Stevens
Danielle Stevens liebt London, wo sie und ihr Ehemann gern Zeit bei ausgedehnten Spaziergängen im Hyde Park oder beim Shopping auf der Regent Street verbringt. Doch auch überall sonst auf der Welt fühlt sie sich zu Hause. So haben ihre Reisen sie unter anderem bereits nach Spanien, Frankreich, Griechenland und Italien geführt. Und da das Fernweh sie niemals wirklich loslässt, begleitet sie – wenn sie gerade einmal nicht verreisen kann – die Heldinnen und Helden ihrer Romane an die schönsten und romantischsten Schauplätze dieser Welt.
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Sanft flüstern die Wellen der Liebe - Danielle Stevens
Danielle Stevens
Sanft flüstern die Wellen der Liebe
IMPRESSUM
ROMANA erscheint im CORA Verlag GmbH & Co. KG,
20350 Hamburg, Axel-Springer-Platz 1
© 2007 by CORA Verlag GmbH & Co. KG, Hamburg
Published by arrangement with HARLEQUIN ENTERPRISES II B.V., Amsterdam
© Deutsche Erstausgabe in der Reihe ROMANA
Band 1721 - 2008 by CORA Verlag GmbH & Co. KG, Hamburg
Fotos: Matton Images
Veröffentlicht im ePub Format im 03/2011 – die elektronische Ausgabe stimmt mit der Printversion überein.
eBook-Produktion: GGP Media GmbH, Pößneck
ISBN 978-3-86349-318-9
Alle Rechte, einschließlich das des vollständigen oder auszugsweisen Nachdrucks in jeglicher Form, sind vorbehalten.
CORA-Romane dürfen nicht verliehen oder zum gewerbsmäßigen Umtausch verwendet werden. Führung in Lesezirkeln nur mit ausdrücklicher Genehmigung des Verlages. Für unaufgefordert eingesandte Manuskripte übernimmt der Verlag keine Haftung. Sämtliche Personen dieser Ausgabe sind frei erfunden. Ähnlichkeiten mit lebenden oder verstorbenen Personen sind rein zufällig.
1. KAPITEL
Savannah Kane fragte sich, ob es tatsächlich Männer gab, die zugleich umwerfend attraktiv, charmant und zuverlässig waren. Und für den Fall, dass diese seltene Spezies wirklich existierte, warum ihr noch nie ein solches Exemplar über den Weg gelaufen war.
Seufzend warf sie einen letzten Blick auf das Cover des Hörbuches, das sie auf der Überfahrt von Quiberon nach Le Palais gehört hatte, dann öffnete sie das Handschuhfach ihres Wagens und legte die CD hinein. Nein, Männer vom Typ Richards, des Helden dieses vertonten Liebesromans, waren definitiv bereits vor Jahrhunderten ausgestorben. Und an denen, die sich heutzutage noch auf dem Markt befanden, hatte Savannah nicht das geringste Interesse. Doch da sie ohnehin fest entschlossen war, sich nie wieder auf einen Mann einzulassen, konnte ihr das im Grunde auch gleichgültig sein. Einmal die Erfahrung zu machen, dass man sich auf das andere Geschlecht besser nicht verlassen sollte, war mehr als genug für sie gewesen. Noch einmal brauchte sie eine solche Enttäuschung wirklich nicht.
Genug. Sie atmete tief durch und versuchte, ihre Gedanken wieder in eine andere Richtung zu lenken. Es gab wirklich wichtigere Dinge, mit denen sie sich beschäftigen sollte. Zum Beispiel mit der Frage, ob sie sich überhaupt noch auf dem richtigen Weg befand. Ohne das Tempo zu verlangsamen, schielte sie auf die Straßenkarte, die zerknittert auf dem Beifahrersitz des Vauxhalls lag. Weit konnte es nicht mehr sein – aber das hatte Savannah auch schon vor einer guten Stunde geglaubt, als sie aus Le Palais losgefahren war.
Der freundliche ältere Herr, der sich auf der Holzbank direkt gegenüber dem Fremdenverkehrsbüro fest eingerichtet zu haben schien, hatte ihr den Weg ganz genau beschrieben. Eigentlich musste sie lediglich der Küstenstraße folgen, die die ganze Insel umspannte, und dann an einer bestimmten Stelle nach links auf einen Seitenweg abbiegen. War sie vielleicht bereits zu weit gefahren und hatte die richtige Abzweigung verpasst?
Alles, nur das nicht. Es war längst Nachmittag, in ein paar Stunden würde es zu dämmern beginnen. Und Savannah hasste es, im Dunkeln zu fahren. Wenn es gar nicht anders ging, musste sie ihre Fahrt in der nächsten Ortschaft, die sie durchquerte, unterbrechen. Es würde sich sicherlich ein Zimmer finden, in dem sie für eine Nacht unterkommen konnte. Aber mit ein wenig Glück kam es erst gar nicht so weit.
Bald schon ließ der Anblick der eindrucksvollen und abwechslungsreichen Landschaft sie all ihre Sorgen vergessen. Wahrlich, die Belle-Île-en-Mer trug, als größte Insel im Atlantik vor der südbretonischen Küste, nicht umsonst diesen Namen, denn sie war wirklich eine Schönheit. Savannah hatte ihr Herz an dieses bezaubernde Fleckchen Erde schon in dem Moment verloren, als sie die beiden Leuchttürme erblickt hatte, die die Hafeneinfahrt von Le Palais säumten. Ihr Weg führte sie quer über die ganze Insel, deren Landschaft von dichten Wäldern, sanften Tälern und in den Küstenregionen von feinsandigen Stränden und kleinen Buchten bestimmt wurden, die im Sonnenlicht smaragdgrün schimmerten. Mittlerweile war sie in den felsigen, wild zerklüfteten Küstenabschnitt vorgedrungen, der sich laut Karte Côte Sauvage nannte. Irgendwo hier ganz in der Nähe musste sich das Anwesen der Bestsellerautorin Angélique Arnauld befinden.
Verärgert schüttelte sie den Kopf. Sie war wirklich gerne TV-Journalistin, besonders die Arbeit hinter der Kamera, das Verfolgen kleinster Hinweise, an deren Ende vielleicht die ganz große Story stand, machte ihr Spaß. Doch es gab ein paar Dinge, die einem diesen Job wirklich vermiesen konnten. Schlechte Vorbereitung war nur ein Beispiel. Wenn ihr Chef sie schon auf gut Glück zu einem Autoren-Workshop unter der Leitung der berühmten Schriftstellerin schickte, um vielleicht einen kleinen Einblick in deren sonst so streng gehütetes Privatleben zu bekommen, wäre eine vernünftige Wegbeschreibung das Mindeste gewesen, was man erwarten konnte.
Plötzlich schrie Savannah erschrocken auf. Sie hatte den Blick nur ganz kurz von der Straße genommen, um noch einmal auf die Karte zu schauen, und als sie wieder aufblickte, stand das Pferd plötzlich da, nur knapp hundert Meter von ihr entfernt, mitten auf dem Weg.
Für den Bruchteil einer Sekunde war sie wie erstarrt. Doch dann stellte sich das Pferd laut wiehernd auf seine muskulösen Hinterbeine, und sie reagierte. Die Reifen kreischten protestierend, als sie das Bremspedal mit voller Kraft durchtrat. Auf dem staubigen Asphalt geriet der Wagen ins Schlingern, aber es gelang ihr, ihn in der Spur zu halten. Dann endlich blieb er stehen – etwas weniger als einen halben Meter vor der Hinterflanke des Tiers.
Savannahs Herz hämmerte wie wild gegen ihre Rippen. Sie musste einen Moment die Augen schließen, um das heftige Schwindelgefühl zurückzudrängen, das in ihr aufstieg. Liebe Güte, das war mehr als knapp gewesen!
In diesem Moment wurde die Fahrertür aufgerissen, und eine angenehm raue Stimme, die ihr einen wohligen Schauer über den Rücken rieseln ließ, fragte in völlig akzentfreiem Englisch: „Sind Sie verletzt? Können Sie aussteigen?"
Savannah blinzelte leicht verwirrt, als sie den attraktivsten Mann erblickte, der ihr jemals begegnet war. Leicht gewelltes dunkles Haar umrahmte ein kantiges, ausdrucksvolles Gesicht mit ausgeprägtem Kinn und kühn geschwungenen Brauen. Doch am eindrucksvollsten waren die Augen, die sie jetzt mit einer Mischung aus Ärger und Sorge musterten.
„Was ist denn nun? Haben Sie sich etwas getan?"
„Nein, ich … Ich bin in Ordnung." Irritiert über ihre Reaktion auf diesen – zugegeben attraktiven – Mann, rang sie sich ein Lächeln ab.
Er nickte. Dann bildete sich eine steile Falte auf seiner Stirn. „Sagen Sie, haben Sie vollkommen den Verstand verloren, hier einfach so durch die Gegend zu rasen? Haben Sie denn keine Augen im Kopf?"
„Wie bitte?, protestierte Savannah empört. Sie löste ihren Sicherheitsgurt und stieg aus dem Wagen. Seine Hand, die er ihr helfend entgegenstreckte, ignorierte sie geflissentlich. Was bildete sich dieser Typ eigentlich ein? Gut aussehend hin oder her, eine solche Behandlung würde sie sich ganz gewiss nicht gefallen lassen. „Was wollen Sie eigentlich von mir? Wenn hier jemand Grund hat, sich zu beklagen, dann bin das ja wohl ich! Immerhin standen Sie und Ihr Gaul plötzlich mitten auf der Straße herum!
„Ich und mein Gaul, der Mann deutete auf den eindrucksvollen schwarzen Hengst, der unruhig herumtänzelnd ein paar Meter entfernt im Gras stand, „waren gerade auf einem kleinen Ausritt. Wir konnten ja nicht ahnen, dass eine Geisteskranke ihr Auto mit einem Formel-1-Rennwagen und unsere friedliche Küstenstraße mit dem Grand Prix von Monaco verwechseln würde!
Savannah stemmte die Hände in die Seiten. „Also, da hört sich ja wohl alles auf! Ich habe mich genau an die hiesigen Geschwindigkeitsbegrenzungen gehalten", verteidigte sie sich wütend.
„Dann müssen Sie tatsächlich blind sein, erwiderte er mit einem süffisanten Lächeln, das sie ihm am liebsten aus dem Gesicht gewischt hätte. „Oder wie können Sie es sich erklären, dass Sie ein Pferd samt Reiter übersehen konnten, das sich mitten auf der Straße befand?
„Ich … Nun … Wenn sie ehrlich war, so hatte Savannah für dieses Detail selbst keine wirkliche Erklärung. Doch das war noch lange kein Grund für sie, klein beizugeben. „Okay, ich gebe zu, dass ich vielleicht ein wenig unaufmerksam gewesen bin. Aber deshalb brauchen Sie mich nicht gleich so zu beschimpfen, Monsieur.
Sie runzelte die Stirn. „Übrigens, woher wussten Sie eigentlich, dass ich Britin bin? Ich meine, Sie haben mich gleich auf Englisch angesprochen. Sieht man mir meine Herkunft so deutlich an?"
Er zeigte auf ihren Wagen. „Die Kennzeichen, sagte er. „Die Schlussfolgung lag nahe, dass ein Wagen mit englischen Kennzeichen auch von einer Engländerin gesteuert wird. Ganz davon abgesehen sprach auch ihr Fahrstil dafür.
„Mein … Wie bitte? Also, das ist ja wohl der Gipfel der Unverschämtheit! Was bilden Sie sich eigentlich …"
„Sie kommen wohl gar nicht auf den Gedanken, sich für Ihr unverantwortliches Verhalten zu entschuldigen, wie?"
„Entschuldigen? Ich wüsste nicht, wofür", erklärte Savannah trotzig.
Alain konnte sich nicht daran erinnern, wann ihn eine Frau zum letzten Mal so zur Weißglut getrieben hatte wie dieses bezaubernde, scharfzüngige Wesen, das da mit verschränkten Armen und zornig funkelnden Augen vor ihm stand. Einige feuerrote Locken waren aus dem strengen Zopf gerutscht, zu dem sie ihr Haar, in dem nutzlosen Versuch es zu bändigen, zurückgebunden hatte. Wie züngelnde Flammen umrahmten sie ihr herzförmiges Gesicht und gaben ihr das Aussehen einer archaischen Rachegöttin.
„Was sehen Sie mich denn so an?, fragte sie jetzt schroff und riss Alain damit aus seinen Gedanken. Entsetzt musste er sich eingestehen, dass er sie tatsächlich mehrere Sekunden lang in sprachloser Bewunderung angestarrt hatte. „Können Sie nicht endlich verschwinden und mich in Frieden lassen?
Schulterzuckend sah er sie an, dann schüttelte er den Kopf. „Wissen Sie was? Sie haben es gar nicht verdient, dass ich mich Ihretwegen so aufrege. Mit diesen Worten ging er zurück zu seinem Pferd, nahm die Zügel und schwang sich mit einer eleganten, kraftvollen Bewegung in den Sattel. „Ich wünsche Ihnen noch einen schönen Tag.
Er schnalzte mit der Zunge, und Aeneas, der nur auf dieses Kommando gewartet hatte, lief mit einer geschmeidigen Bewegung los. Ohne die schöne Fremde noch eines weiteren Blickes zu würdigen, stoben Pferd und Reiter davon. Alain ließ das Tier einfach laufen, ohne ihm eine bestimmte Richtung zu weisen. Er wollte nachdenken, und das gelang ihm immer am besten, wenn er auf dem Rücken eines Pferdes saß.
Den Wind im Gesicht, schloss Alain die Augen und lauschte seinem eigenen Herzschlag, der mit dem Dröhnen des Hufgetrappels zu verschmelzen schien. Doch der innere Frieden dauerte nur wenige Sekunden an. Dann kehrten seine Gedanken zu der spitzzüngigen Schönen zurück. Wer sie wohl war?
Doch was interessierte ihn das eigentlich? Gut, sie war recht hübsch – schön, wenn man es unbedingt so ausdrücken wollte. Aber war er tatsächlich so sehr Sklave seiner Hormone, dass er beim Anblick einer attraktiven Frau gleich alle Vernunft fahren ließ? Hatte er denn gar nichts aus der Vergangenheit gelernt?
Das Schlimme war, dass er bei ihrem Anblick tatsächlich den Drang verspürt hatte, sie einfach in die Arme zu ziehen und zu küssen. Verärgert über sich selbst, schüttelte er den Kopf. Das Verhalten dieser Frau war vollkommen rücksichtslos und unverzeihlich gewesen. Um ein Haar hätte sie Aeneas und ihn über den Haufen gefahren, und dann besaß sie auch noch die Frechheit, ihm die Schuld daran in die Schuhe schieben zu wollen.
Aber das war mal wieder typisch Frau, fand Alain. Wer am Straßenverkehr teilnahm, sollte diesem auch seine gesamte Aufmerksamkeit schenken. Das sagte einem doch schon der gesunde Menschenverstand. Seltsam, dass ihm die meisten Angehörigen des weiblichen Geschlechts, die er über die Jahre kennengelernt hatte, in diesem Punkt sicherlich zugestimmt hätten – im Gegenzug aber nichts dabei fanden, sich während sie am Steuer saßen, das Make-up aufzufrischen. In Alains Augen war ein solches Benehmen einfach unverantwortlich – und somit typisch weiblich. War es da ein Wunder, dass auch die schöne Unbekannte hier keine Ausnahme darstellte?
Seufzend stellte er fest, dass er schon wieder die ganze Zeit über sie nachgedachte, obwohl er das doch eigentlich nicht wollte. Aber es war doch immer dasselbe. Man konnte als Mann noch so sehr davon überzeugt sein, gegen die Reize der holden Weiblichkeit gefeit zu sein – am Ende ging man ihnen doch stets, ohne es zu merken, in die Falle.
Mürrisch zügelte er sein Pferd