Die vertauschte Braut
Von Sally Carleen
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Über dieses E-Book
Dass seine Braut auf der Probe zur Hochzeitszeremonie verschwindet, findet der Arzt Lucas Daniels schon seltsam. Noch merkwürdiger ist ihre totale Veränderung, als sie kurz darauf zurückkehrt. Äußerlich sieht sie aus wie immer, aber ihre Ausstrahlung verwirrt Lucas. Bisher verband sie nur Freundschaft - plötzlich ist es heiße Leidenschaft
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Buchvorschau
Die vertauschte Braut - Sally Carleen
IMPRESSUM
Die vertauschte Braut erscheint in der HarperCollins Germany GmbH
© 1999 by Sally B. Steward
Originaltitel: „A Bride in Waiting"
erschienen bei: Silhouette Books
Published by arrangement with HARLEQUIN ENTERPRISES II B.V./S.àr.l.
© Deutsche Erstausgabe in der Reihe BIANCA
Band 1228 - 2000 by CORA Verlag GmbH & Co. KG, Hamburg
Übersetzung: Gisèle Bandilla
Umschlagsmotive: GettyImages__chupacabra
Veröffentlicht im ePub Format in 03/2018 – die elektronische Ausgabe stimmt mit der Printversion überein.
E-Book-Produktion: GGP Media GmbH, Pößneck
ISBN 9783733756130
Alle Rechte, einschließlich das des vollständigen oder auszugsweisen Nachdrucks in jeglicher Form, sind vorbehalten.
CORA-Romane dürfen nicht verliehen oder zum gewerbsmäßigen Umtausch verwendet werden. Sämtliche Personen dieser Ausgabe sind frei erfunden. Ähnlichkeiten mit lebenden oder verstorbenen Personen sind rein zufällig.
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1. KAPITEL
Samstagnachmittag. Unter der Kühlerhaube von Lucas Daniels silberfarbenem Mercedes zischte weißer Dampf hervor. Wütend schlug er aufs Lenkrad. Dann fuhr er den Wagen auf einen Parkplatz in der Main Street, mitten im Zentrum der Kleinstadt Briar Creek in Texas.
Na, wunderbar. Da könnte er sich ebenso gut gleich hier hinstellen und die ganze Stadt informieren, bevor es sich herumgesprochen hatte. Vielleicht würde es auf diese Weise sogar so schnell bekannt werden, dass er es seinen zukünftigen Familienangehörigen, die sicher schon bei der Kirche warteten, gar nicht mehr selbst sagen müsste.
Analise Brewster wird an der Probe für ihre Hochzeit nicht teilnehmen, da sie die Stadt verlassen hat! Mit Ausrufezeichen! Denn das verdiente die Nachricht, die sie hinterlassen hatte. So pflegte sie ohnehin immer zu sprechen.
Sowohl Lucas selbst als auch Analises Vater Ralph hatten gedacht, dass eine Ehe ihre Impulsivität etwas bremsen und ihr Verantwortungsgefühl wecken würde. Doch die Verlobung hatte bislang noch gar nichts bewirkt.
Besonders Clare, ihre Mutter, würde sich sehr aufregen, so wie immer, wenn Analise mehr als ein paar Minuten außer Sichtweite war. Die Eltern waren immer ausgesprochen besorgt um ihre Tochter, und Analise war besonders selbstständig. Eine ungute Kombination.
Leise vor sich hin fluchend stieg Lucas aus. Die Juni-Sonne brannte unbarmherzig aufs Straßenpflaster, von dem eine Hitzewelle aufstieg. Lucas kochte ohnehin schon, wenn auch vor Zorn.
Als er die Kühlerhaube berührte, verbrannte er sich zu allem Überfluss auch noch die Finger an dem heißen Metall. „Verdammt!", schimpfte er, und das war nur ein Bruchteil dessen, was er gern von sich gegeben hätte.
Eine kräftige Hand schlug ihm auf den Rücken. „Probleme, mein Junge?"
Mein Junge! Obgleich Lucas schon seit sechs Jahren Arzt war, galt er noch immer als der „neue" Doktor, der Sohn von Wayne Daniels, und war wohl vor allem deshalb anerkannt, weil Ralph Brewster ihn in seiner blendend gehenden Praxis aufgenommen hatte. Dieser kleine Skandal würde nun erst recht seine Glaubwürdigkeit untergraben.
Lucas blickte Herb genervt an. „So könnte man es nennen."
„Soll ich dich irgendwohin mitnehmen?"
Lucas fuhr sich mit den Fingern durchs Haar. Vielleicht sollte er Herb lieber die Wahrheit sagen. Briar Creek war eine Kleinstadt, wo jeder jeden kannte. Was Analise sich mal wieder geleistet hatte, würde ohnehin bald herum sein.
„Ja, gern, vielen Dank. Ich muss zur Methodistenkirche am Grand."
„Ah, wegen der Hochzeit, wie? Ich habe Analise gerade die Wyandotte hinuntergehen sehen."
„Wie bitte?"
Herb lachte. „Sie kommt sicher zu spät, so wie meistens. Typisch unsere Analise."
Lucas packte Herb am Arm. „Gerade eben? Du hast sie gerade eben gesehen?"
„Na ja, vor einem Moment. So lange, wie ich brauchte, um einen Block runterzufahren. Langsam, allerdings."
„In welche Richtung ging sie denn?"
Herb wies die Straße hinunter. „Da entlang."
Lucas machte sich sofort auf den Weg. „Danke, Herb!", rief er über die Schulter zurück.
„Ich soll dich also nirgendwohin fahren?"
„Nein, danke, ich lasse mich von Analise mitnehmen." Und gleich danach werde ich ihr den Hals umdrehen, fügte er im Stillen hinzu.
Unterwegs zwang Lucas sich zu einem freundlichen Gesicht und grüßte alle, die er traf. Auf der Wyandotte unterdrückte er den Impuls zu rennen, um seine Verlobte einzuholen, bevor sie weiteren Unsinn machte.
„Guten Tag, Mrs. Green, was macht denn Willies Rheuma?"
„Dem geht es etwas besser. Nett, Sie zu sehen, Lucas. Grüßen Sie Analise von mir."
Als Lucas in die Wyandotte einbog, sah er sie schon. Sie guckte gerade in die Schaufenster von „Fultons Antiquitäten".
Auf dem Weg zu ihr ballte er die Hände zu Fäusten. Was für ein Spiel spielte sie nur? Sie legte ihm eine Nachricht hin, dass sie die Stadt verließe, zog sich dann so ein komisches Kleid an, flocht sich einen Zopf und ging hier ganz gemütlich spazieren? Glaubte sie, in diesem Aufzug würde man sie nicht erkennen? Wenn man so groß war wie Analise, und wenn man so volles rotes Haar und noch dazu ein klassisches Profil hatte, musste man schon mehr tun, wenn man nicht erkannt werden wollte!
Als Lucas sich näherte, blickte Analise nicht mal auf.
„Was soll denn das?", schimpfte er los, sobald er neben ihr stand.
Sara Martin zuckte bei dem ärgerlichen Ton des Mannes heftig zusammen. Meinte er etwa sie?
Sie drehte sich nur kurz nach ihm um, dann ging sie weiter.
Der Mann packte sie am Arm. „Analise!"
Sara reagierte sofort. Sie ließ ihr Knie in den Unterleib des Angreifers hochschnellen und trat ihm mit dem spitzen Absatz auf den Fuß. Gerade wollte sie ihm noch mit der Faust einen Hieb auf die Nase verpassen, da ließ er sie bereits stöhnend los und sackte auf dem Bürgersteig zusammen.
Erschrocken schaute sie auf ihn hinunter. „Oh, je, es hat funktioniert!" Sie wollte ihm schon aufhelfen, als sie sich ermahnte und einen Schritt zurücktrat.
Sara hatte immer gedacht, dass ihre Mutter ein bisschen übertrieb, wenn sie ihr riet, sofort wegzulaufen, nachdem sie ihre Selbstverteidigungstechniken angewandt hätte. Aber nun war sie ja tatsächlich angegriffen worden und hatte sich erfolgreich gewehrt. Allerdings hatte sie hinterher eher den Reflex gehabt, ihrem Angreifer zu helfen, anstatt sich in Sicherheit zu bringen.
Der Mann wirkte nicht gefährlich. Allerdings gehörte er mit seinen Kakihosen, dem weißen Polohemd und dem gepflegten schwarzen Haar genau zu dem Typ Mann, vor dem ihre Mutter sie immer gewarnt hatte. Ein Mann, der weltgewandt und vermutlich wohlhabend war.
Aber der Schmerz, den sie ihm ansah, ließ Sara entgegen aller Ratschläge stehen bleiben. Und dazu die Tatsache, dass er sie mit dem Namen ihrer Lieblingspuppe angesprochen hatte.
„Verdammt noch mal, Analise, was soll denn das? Was ist denn in dich gefahren? Glaubst du etwa, ich erkenne dich in diesem merkwürdigen Kleid und mit dem Zopf nicht? Bist du übergeschnappt?" Der Fremde rappelte sich wieder auf.
Merkwürdiges Kleid? Das hatte Sara selbst geschneidert! Vielleicht sollte sie ihm noch einen Tritt verpassen!
Sie trat ein paar Schritte zurück und zog hastig das Pfefferspray aus ihrer Handtasche. „Hören Sie, Mister, entweder sind Sie selbst übergeschnappt, oder Sie verwechseln mich mit jemandem! Ich heiße nicht Analise, sondern …" Sie hielt inne. Die alten Ängste, die ihre Mutter ihr eingepflanzt hatte, kamen wieder hoch. Sprich nie mit Fremden! Sag niemandem, wie du heißt oder meinen Namen oder wo wir wohnen.
Sie hielt das Spray in seine Richtung. „Ich bin nicht Analise, wiederholte sie. „Ich gehe jetzt weiter, und rate Ihnen, mir nicht zu folgen, sonst benutze ich das hier!
Lucas verzog ärgerlich das Gesicht. „Analise, das ist überhaupt nicht witzig!"
Eine kleine Frau mit bläulichem, gelockten Haar kam vorbei, blieb stehen und rief: „Hey, Analise und Lucas, was steht ihr beiden Verlobten hier herum, anstatt zur Hochzeitsprobe zu gehen?"
Entweder waren die hier alle verrückt, oder Sara sah wirklich wie jemand anderes aus. Was bedeuten könnte …
Ihr Herz machte einen Satz, als sie daran dachte, was es bedeuten könnte, dass sie genau wie eine andere junge Frau aussah!
Nein, das konnte nicht sein. Wenn diese Analise ihre leibliche Mutter war, wäre sie zu alt, um diesen Lucas zu heiraten. Es sei denn, er hätte eine Schwäche für ältere Frauen. Oder ihre Mutter war geliftet.
„Ich bin schon gespannt auf dein Hochzeitskleid, Analise. Eleanor sagte mir, es sei das schönste Stück, das sie je entworfen hätte. Beim Blick auf das Kleid, das Sara trug, runzelte die alte Dame kurz die Stirn, dann lächelte sie wieder. „Na ja, dir steht wirklich alles. Selbst diese Frisur. Allerdings mag ich es lieber, wenn du es offen trägst wie sonst. Findest du nicht auch, Lucas?
Lucas, der sich neben sie gestellt hatte, hob Saras schweren Zopf kurz hoch und sagte: „Ja, ich auch." Mit einer sanften Bewegung legte er den Zopf wieder zurück auf ihre Schulter.
Sara hielt kurz den Atem an. Sie war erschrocken und verwirrt zugleich. Dass sie die Berührung dieses Fremden als angenehm empfunden hatte, irritierte sie zutiefst.
„Also, ihr beiden geht jetzt mal am besten gleich zur Kirche, hört ihr?"
„Machen wir, Mrs. Wilson, sagte Lucas gehorsam, dessen Zorn längst verflogen war. Er schaute Sara aufmerksam an. „Wie hast du den bloß so gut befestigt?
, fragte er, kaum dass Mrs. Wilson außer Hörweite war.
„Was? Meinen Zopf?"
„Das kann doch nicht deiner sein! Gestern war dein Haar gerade mal schulterlang!"
Sara hielt das Spray weiterhin fest in der Hand. Für alle Fälle. „Ich bin nicht Ihre Analise, sagte sie jetzt beinahe flüsternd. „Ich bin erst heute hier in Briar Creek angekommen, da ich nach Verwandten suche. Wenn Ihre Analise mir so ähnlich sieht … vielleicht bin ich ja mit ihr verwandt?
Lucas sah sie skeptisch an.
„Lassen Sie bitte meinen Zopf los", verlangte Sara. „Ich werde ihn aufmachen und Ihnen zeigen, dass mein Haar bis zur Taille reicht."
Lucas griff erneut nach dem Zopf, löste ihn selbst und fuhr sanft mit den Händen durch die schwere Mähne.
Sara hielt den Atem an. Eigentlich war diese Szene viel zu intim für zwei Fremde. In einer fremden Stadt. So mitten auf der Straße.
Nein, widersprach sie sich selbst, nicht die Szene selbst war merkwürdig, sondern ihre Reaktion darauf. Die Berührung dieses Mannes sandte ein leises Kribbeln durch ihren Körper und weckte den Wunsch in ihr, er möge ewig so weitermachen.
Erschrocken trat sie einen Schritt zurück. „Sehen Sie nun, dass ich nicht Ihre Analise bin?"
Lucas blinzelte in der hellen Sonne und ließ die Hand sinken. „Ja, das stimmt. Seine Stimme klang samtweich. „Aber Sie haben ihre Haut, ihre Augen, ihre Lippen …
Bevor er sie wieder berühren und diese verbotenen Gefühle in ihr wecken konnte, machte Sara einen weiteren Schritt zurück.
„Wenn Sie nicht so frisiert und gekleidet wären, könnte man Sie für ihren Zwilling halten. Trotzdem sind Sie tatsächlich irgendwie anders als sie."
„Ihr Zwilling? Ich könnte ihr Zwilling sein?" Saras Gedanken wirbelten durcheinander. War das möglich? Hatte ihre leibliche Mutter vielleicht Zwillinge geboren und ihre Adoptivmutter nur eins von den Kindern bekommen? Hatte sie womöglich eine Zwillingsschwester, die hier in Briar Creek von jemand anders adoptiert worden war?
Sie hatte ihre Lieblingspuppe Analise genannt und immer so getan, als sei das ihre Schwester. Steckte mehr dahinter als nur dieser Wunsch? Von Zwillingen sagte man, dass sie einen sechsten Sinn füreinander hätten, selbst wenn sie gleich nach der Geburt getrennt wurden.
„Ist Analise Ihre Verlobte? Kann ich sie kennen lernen? Bitte, es ist wichtig!"
Lucas schaute Sara einen Moment lang verständnislos an, dann schüttelte er den Kopf. „Ja, sie ist meine Verlobte. Aber Sie können sie nicht kennen lernen, denn ich weiß nicht, wo sie im Moment ist."
„Sie wissen nicht, wo Ihre Verlobte ist?"
Er zuckte mit den Schultern und zog einen rosafarbenen Zettel aus der Hosentasche. „Vor ein paar Minuten wurde mir das gebracht, gerade als ich zur Probe für unsere Hochzeit losgehen wollte."
Sara steckte jetzt das Pfefferspray in die Handtasche zurück und betrachtete den Zettel. „Reklame für eine Ermäßigung bei der chemischen Behandlung Ihres Rasens?", fragte sie verständnislos. Der Mann musste verrückt sein.
„Auf der anderen Seite." Er drehte den Zettel um. Dort war hastig Folgendes notiert:
Ich muss die Stadt für