Bei Dir fühle ich mich geborgen
Von Jackie Braun
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Über dieses E-Book
Gestrandet in Michigan! Roz Auto gibt endgültig seinen Geist auf. Zum Glück ist ihr Retter nicht fern: Mason Striker bietet ihr noch für denselben Abend einen Job in seinem Restaurant und eine Unterkunft an. Roz ist fasziniert von dem attraktiven Mann, der rührend um sie bemüht ist und versucht, ihr alle Wünsche von den Augen abzulesen. Als sie spät am Abend in der Bar zu romantischer Musik tanzen, hat Roz plötzlich das beglückende Gefühl, in diesen starken Armen endlich am Ziel ihrer langen Reise angekommen zu sein…
Jackie Braun
Nach ihrem Studium an der Central Michigan Universität arbeitete Jackie Braun knapp 17 Jahre lang als Journalistin. Regelmäßig wurden dabei ihre Artikel mit Preisen ausgezeichnet. 1999 verkaufte sie schließlich ihr erstes Buch ‚Lügen haben hübsche Beine‘ an den amerikanischen Verlag Silhouette, der es im darauf folgenden Jahr veröffentlichte. Der Roman machte Jackie zum Star am Liebesroman-Himmel und ihr nächstes Buch wurde für den RITA Award sowie den National Readers Choice Award nominiert. 2004 beendete Jackie ihre Journalistenkarriere, um so ihre ganze Zeit dem Schreiben widmen zu können. Der Erfolg gibt ihr Recht denn ihre mitreißenden Liebesromane knüpfen genau da an, wo ihre ersten Bücher aufgehört haben und sind ebenso erfolgreich. Zusammen mit ihrem Ehemann Mark und ihrem Sohn Daniel lebt Jackie in Flushing, Michigan.
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Buchvorschau
Bei Dir fühle ich mich geborgen - Jackie Braun
IMPRESSUM
Bei Dir fühle ich mich geborgen erscheint in der HarperCollins Germany GmbH
© 2005 by Jackie Braun Fridline
Originaltitel: „In the Shelter of His Arms"
erschienen bei: Mills & Boon Ltd., London
Published by arrangement with HARLEQUIN ENTERPRISES II B.V./S.àr.l.
© Deutsche Erstausgabe in der Reihe ROMANA
Band 1620 - 2006 by CORA Verlag GmbH, Hamburg
Übersetzung: Dr. Susanne Hartmann
Umschlagsmotive: GettyImages_teksomolika
Veröffentlicht im ePub Format in 10/2017 – die elektronische Ausgabe stimmt mit der Printversion überein.
E-Book-Produktion: GGP Media GmbH, Pößneck
ISBN 9783733753627
Alle Rechte, einschließlich das des vollständigen oder auszugsweisen Nachdrucks in jeglicher Form, sind vorbehalten.
CORA-Romane dürfen nicht verliehen oder zum gewerbsmäßigen Umtausch verwendet werden. Sämtliche Personen dieser Ausgabe sind frei erfunden. Ähnlichkeiten mit lebenden oder verstorbenen Personen sind rein zufällig.
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BACCARA, BIANCA, JULIA, HISTORICAL, MYSTERY, TIFFANY
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1. KAPITEL
Old Bess starb mit einem letzten pfeifenden Keuchen. So ungünstig der Zeitpunkt auch war, ihr Ableben kam für ihre Reisegefährtin nicht überraschend. Die Alte hatte die Blüte ihrer Jahre lange hinter sich, war in schlechtem Zustand und hatte schon zwölf Meilen lang schwarze Auspuffgase ausgestoßen. Roz Bennett manövrierte das verrostete viertürige Auto vorsichtig auf die Standspur des Highways und belegte es mit Flüchen.
Als sie ausstieg und sich umblickte, fluchte sie erneut. Hohe Tannen und andere immergrüne Bäume standen dicht nebeneinander auf beiden Seiten der Fernstraße. Roz sah keine Häuser, keine Geschäfte, nicht einmal ein Verkehrsschild. Sie war auf offener Strecke, auf einem Highway, den niemand zu befahren schien, und sie besaß keinen Cent.
Ein scharfer Wind schlug ihr ins Gesicht, und sie schob die vor Kälte tauben Hände in die Taschen ihrer dünnen Jeansjacke.
Ich habe aber auch immer Pech, dachte Roz.
Die Sonne verschwand am Horizont, und die Temperatur sank noch tiefer unter den Gefrierpunkt. Roz blickte auf ihr Handgelenk, bevor ihr einfiel, dass sie ihre Armbanduhr und ihre einzigen Ohrringe bereits in der vorletzten Stadt, durch die sie gekommen war, versetzt hatte, um Geld für Benzin zu haben. Mindestens der Wert eines halben Ohrrings war noch im Tank, was ihr jetzt nichts mehr nützen würde.
Sie nahm ihren Matchbeutel vom Rücksitz und wog die Alternativen ab. Vor einer Weile war sie an einer Raststätte vorbeigekommen. Wenn sie dort einen Billardtisch hatten, könnte sie sich schnell eine Mahlzeit erspielen und vielleicht genug Geld für ein billiges Motelzimmer verdienen. Aber vorwärts war die einzige Richtung, von der Roz beim Reisen etwas hielt, also marschierte sie los.
Nach einer Meile überlegte Roz, wie lange es eigentlich dauerte, zu erfrieren. Kurz darauf hörte sie den Jeep. Es könnte allerdings auch das Wummern der Bässe gewesen sein, das sie noch vor dem Motorengeräusch des glänzenden roten Geländewagens wahrgenommen hatte. Sie streckte den Daumen heraus, hätte sich die Mühe jedoch sparen können. Der Fahrer wurde schon langsamer und lenkte den Jeep hinter ihr auf die Standspur.
Eine Frau wäre ihr lieber gewesen. Roz tat so, als würde es sie nicht beunruhigen, in der Abenddämmerung allein einen verlassenen Highway entlangzulaufen.
Der Mann öffnete das Fenster und schaltete die Musik aus. „Hallo."
„Hallo." Jetzt, da Roz ihn gut sehen konnte, schätzte sie ihn auf Mitte dreißig. Er hatte glattes dunkelbraunes Haar, das kurz geschnitten und gepflegt war. Sie hatte das Gefühl, dass seinem durchdringenden Blick nicht viel entging. Aber die Fältchen, die sich zu den Schläfen hin ausbreiteten, waren wohl durch Lachen und viel Zeit im Freien entstanden und nicht, weil er die Angewohnheit hatte, die dunklen Augen aus Feindseligkeit und Brutalität zusammenzukneifen. Alles in allem machte der Fremde einen anständigen Eindruck. Roz entspannte sich ein bisschen.
„Ist das Ihr Auto da hinten?" Er zeigte mit dem Daumen über die Schulter.
Roz nickte und beschloss, knappe und unverbindliche Antworten zu geben. „Motorschaden."
„Wohin wollen Sie?"
Nach Westen, hätte sie fast gesagt. Es wäre die Wahrheit gewesen, die meisten Leute erwarteten jedoch eher ein Ziel als eine Richtung. Und sie wollte nicht, dass er misstrauisch wurde. Er war der Einzige, der verhindern konnte, dass sie Erfrierungen erlitt. „Wisconsin", erwiderte sie deshalb. Es war der nächste Bundesstaat, in den sie auf ihrer Reise nach Westen kommen würde, also war es eigentlich keine Lüge.
„So weit fahre ich leider nicht."
„Oh. Ihre Füße fühlten sich an, als wären sie am Boden festgefroren. „Wohin denn?
„Nach Chance Harbor. Es liegt nordwestlich von hier, am Ufer des Lake Superior, ungefähr auf halbem Weg zwischen den Porcupine Mountains und Hancock. Ich kann Sie in einem der kleinen Orte absetzen, durch die wir kommen, bevor wir auf die Landstraße fünfundvierzig stoßen. Sie finden dort bestimmt eine Reparaturwerkstatt."
„Chance Harbor. Ich erinnere mich nicht, es auf der Karte gesehen zu haben."
Er lachte. „Es ist so klein, dass es nicht auf vielen Karten verzeichnet ist. Aber fragen Sie irgendeinen Fischer, und er wird es kennen. Manche nennen es Last Chance Harbor, weil es einer der wenigen sicheren Orte ist, in denen man einen Sturm überstehen kann, bevor man um die Halbinsel Keweenaw schippert."
Die letzte Chance: ein sicherer Ort. Gab es so etwas wirklich? Roz hatte in sechsundzwanzig Jahren noch keinen entdeckt. Trotzdem, der Name gefiel ihr. Und weil ihr ganzes bisheriges Leben ein chaotisches Schicksalswerk gewesen war, dem ihre Impulsivität nicht eben gut getan hatte, fasste sie einen Entschluss. „Ich fahre dorthin."
„Nach Chance Harbor? Er zog überrascht die Augenbrauen hoch. „Was ist mit Ihrem Auto?
„Damit komme ich nirgendwo mehr hin, sagte Roz ausdruckslos. „Mich wundert, dass es die letzten hundert Meilen geschafft hat.
„Wenn Sie nach Wisconsin wollen, ist Chance Harbor ziemlich abgelegen."
„Das ist okay. Ich werde es als landschaftlich schöne Strecke betrachten. Außerdem brauche ich vorübergehend einen Job. Meinen Sie, ich könnte dort Arbeit bekommen? Ich bin ein bisschen knapp mit Geld." Ich habe keins, dachte sie grimmig.
„Jetzt ist Nebensaison, aber vielleicht finden Sie etwas. Allerdings nichts, wofür mehr als der Mindestlohn gezahlt wird."
Roz warf bereits den Matchbeutel auf den Rücksitz. „Das genügt mir."
Als er losfuhr, drehte er die Musik wieder auf, aber nicht annähernd so laut. Trotzdem hämmerte sie durch den Wagen und schien in Roz’ Magen widerzuhallen. Wann hatte sie eigentlich zuletzt etwas gegessen? Sie hatte an diesem Morgen fünf mit Fusseln überzogene „M&Ms" in ihrer Jackentasche entdeckt. Konnte man das Frühstück nennen? Sie versuchte, sich auf die Musik zu konzentrieren.
Roz hätte den Mann niemals für einen AC/DC-Fan gehalten. Top Forty, vielleicht. Und Countrymusic, weil sie in der hintersten Provinz waren und er verwaschene Jeans und eine Daunenjacke trug. Für Hard Rock sah er zu normal, zu konventionell aus. Aber er klopfte mit den Daumen im Takt aufs Steuer, und Roz hatte den Eindruck, dass er den Text des sehr passenden „Highway to Hell" mitgesungen hätte, wenn sie nicht im Wagen gewesen wäre.
Er warf ihr nun einen Blick zu. „Ich bin Mason. Mason Striker."
„Roz."
Offensichtlich wartete er auf einen Nachnamen. Als sie ihm den Gefallen nicht tat, drängte er sie zum Glück nicht.
„Freut mich, Sie kennen zu lernen, Roz. Sagen Sie Bescheid, wenn es Ihnen zu warm wird."
Zu warm? Fast hätte sie gelacht. Sie war so durchgefroren, dass sie kein Gefühl mehr in den Zehen hatte. „Ja, tu’ ich", erwiderte sie, dann lehnte sie sich zurück und streckte die Beine aus. Ihr Auto hatte schon seit über einer Woche nur noch lauwarme Luft ausgestoßen, deshalb war Hitze ein willkommener Luxus. Schlaf auch. Roz ließ den Kopf gegen die gepolsterte Stütze sinken. Sie wollte sich lediglich entspannen. Erst als jemand sie an der Schulter rüttelte, wurde sich Roz bewusst, dass sie eingeschlafen war.
Die junge Frau wachte schnell auf. Kampf oder Flucht. Mason konnte fast sehen, wie ihr Adrenalinspiegel in die Höhe schnellte und beides möglich machte.
„Was ist?", fragte sie und ballte die Hände zu Mitleid erregend kleinen Fäusten.
Aber sie würde sie zweifellos benutzen, wenn sie provoziert wurde. Mason beschloss, so zu tun, als hätte er ihre nervöse Reaktion nicht bemerkt. In seinem früheren Beruf hatte er dieses Verhalten oft erlebt. Die Gründe waren niemals schön und oft Gegenstand der Sechsuhrnachrichten. Teilweise war Mason auch deshalb zurück nach Chance Harbor gezogen. Er wollte nicht länger versuchen, die Probleme anderer Leute zu lösen. Was im Moment ziemlich heuchlerisch zu sein schien, da er die junge Frau ja mitgenommen hatte. Andererseits hätte er sie wohl kaum bei Temperaturen unter null am Rand des Highways zurücklassen können. Wir sind da, und jetzt ist Schluss, versicherte er sich, während er den Motor abstellte und ausstieg. Und dann hörte er sich sagen: „Kommen Sie mit rein. Wir sehen mal, ob wir ein Zimmer für Sie finden."
Roz stieg langsam aus. Sie wollte den warmen Wagen nicht verlassen. Die Sonne war fast untergegangen, und es war schwer, irgendetwas außer dem Gebäude vor ihnen zu erkennen. „Wo sind wir?"
„‚The Lighthouse Tavern‘."
„Ich kann lesen. Sie bemühte sich, nicht defensiv zu klingen, auch wenn es ihr nicht ganz gelungen war, die Buchstaben auf dem Neonschild zu entziffern. „Warum halten wir hier?
„Ende der Fahrt, sagte Mason. „Sie können die Sache mit Ihrem Auto regeln und nach einem Motelzimmer herumtelefonieren.
Roz konnte sich nicht einmal einen Pappkarton leisten, doch Mason gab ihr keine Gelegenheit, ihm das zu erklären. Er ging in das Lokal, und ihr blieb nichts anderes übrig, als ihm zu folgen.
Das Innere der Lighthouse Tavern hatte sich kaum verändert, seit Masons Großvater Daniel Striker sie gebaut hatte. Mason hatte immer das Gefühl, nach Hause zu kommen, wenn er hineinging. Er hatte die Kneipe vor einem Jahr von seinem Vater übernommen und ein bisschen modernisiert, genau so, wie sein Vater es vor ihm gemacht hatte. Die Tische und Stühle waren neu, ebenso die Jukebox, das Fernsehgerät mit dem Großbildschirm und der Billardtisch. Aber die Theke, die in einem weiten Bogen an der Rückseite des Raums verlief, war das Original aus Mahagoni, ebenso wie das Fußgeländer aus Messing. Natürlich, er hatte niemals geplant, Gastwirt zu werden. Er hatte etwas viel Aufregenderes gewollt. Und er hatte es bekommen. Im höchsten Grade.
Mason rieb sich die Schulter und spürte den Schmerz der alten Verwundung. Eine Kugel konnte dem Körper großen Schaden zufügen und der Seele noch größeren, hatte ein Psychiater zu ihm gesagt. Das zu kapieren erforderte keine Facharztausbildung. Mason verdrängte die penetrante Erinnerung. Er war zurückgekehrt, um zu vergessen und nicht, um bei all dem zu verharren, was schief gegangen war.
In der Lighthouse Tavern befanden sich nicht viele Gäste, aber es war noch früh. Anders als sein Vater und Großvater machte sich Mason keine großen Gedanken darüber, wie viel er einnahm. Er führte die Kneipe, damit er etwas zu tun hatte. Er hatte