Neuanfang mit Hindernissen
Von Marilyn Pappano
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Über dieses E-Book
Auf dem Weg zur großen Karriere war Candace jedes Mittel recht. Nun gibt es ein bitteres Erwachen: kein Erfolg, keine Freunde. Candace will einen Neuanfang wagen und als erstes ihre beste Freundin Natalie um Verzeihung bitten. Doch in Oklahoma erfährt sie nichts als Ablehnung. Natalies Schwager, der attraktive Josh, drängt sie zur sofortigen Abreise. Doch ausgerechnet in diesen Mann verliebt sich Candace...
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Buchvorschau
Neuanfang mit Hindernissen - Marilyn Pappano
IMPRESSUM
Neuanfang mit Hindernissen erscheint in der HarperCollins Germany GmbH
© 2003 by Marilyn Pappano
Originaltitel: „The Trouble with Josh"
erschienen bei: Silhouette Books, Toronto
Published by arrangement with HARLEQUIN ENTERPRISES II B.V./S.àr.l.
© Deutsche Erstausgabe in der Reihe BIANCA
Band 1405 - 2004 by CORA Verlag GmbH, Hamburg
Übersetzung: Cecilia Scheller
Umschlagsmotive: ThinkstockPhotos_teksomolika
Veröffentlicht im ePub Format in 06/2017 – die elektronische Ausgabe stimmt mit der Printversion überein.
E-Book-Produktion: GGP Media GmbH, Pößneck
ISBN 9783733776688
Alle Rechte, einschließlich das des vollständigen oder auszugsweisen Nachdrucks in jeglicher Form, sind vorbehalten.
CORA-Romane dürfen nicht verliehen oder zum gewerbsmäßigen Umtausch verwendet werden. Sämtliche Personen dieser Ausgabe sind frei erfunden. Ähnlichkeiten mit lebenden oder verstorbenen Personen sind rein zufällig.
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1. KAPITEL
Während der Monate nach ihrer Krankheit, an der sie fast gestorben war, hatte Candace Thompson eine Liste aufgestellt. In diese Liste hatte sie all das eingetragen, was sie noch gerne tun wollte, solange sie die Gelegenheit dazu hatte. Sie hatte sich dabei an keine Reihenfolge gehalten, sondern das, was ihr gerade eingefallen war, auf einen Schreibblock mit Eselsohren gekritzelt.
Die Liste füllte mittlerweile ganze sechs Seiten, obwohl Candace eine Menge durchgestrichen hatte, wie zum Beispiel: Verbringe eine Woche am Strand und entschuldige dich bei Craig. Craig hatte sie im letzten High-School-Jahr auf eine nicht gerade feine Art den Laufpass gegeben.
Es gab immer noch genug, was sie hätte durchstreichen können, doch es war an der Zeit, sich um das zu kümmern, was keinen Aufschub duldete: Versöhne dich mit Natalie.
Dieses Vorhaben in die Tat umzusetzen war nicht leicht. Candace nahm an, dass es sicher leichter sei, die Flügel auszubreiten und zum Mond zu fliegen. Doch sie musste es versuchen. Sie hatte es versprochen – Gott, den Ärzten und sich selbst. Sie musste ihr Bestes tun, um das Versprechen zu halten.
Es hatte Candace einige Mühe gekostet, ihre frühere beste Freundin ausfindig zu machen, die auf einer Ranch außerhalb von Hickory Bluff im Staate Oklahoma lebte. Seit fünf Monaten kannte Candace ihre Adresse und ihre Telefonnummer, unternommen hatte sie nichts. Am Telefon um Verzeihung zu bitten, wäre wohl zwecklos. Dafür war die Kränkung zu schwer gewesen. Und es in einem Brief zu tun, kam ihr doch zu feige vor und zu unpersönlich.
Hatte sie nicht von Anfang an gewusst, dass all das, was sie sich vorgenommen hatte, nicht leicht durchzuführen sein würde? Unannehmlichkeiten würden nicht ausbleiben. Das eine oder andere würde schmerzen, würde Mut und Offenheit verlangen.
Und die Sache mit Natalie gehörte zweifellos dazu.
Für die Fahrt von Atlanta nach Hickory Bluff hatte Candace eine landschaftlich schöne Strecke gewählt. Und sie war früh genug angekommen, um sich mit der Umgebung vertraut machen zu können und sich in Ruhe nach einer Unterkunft umzusehen.
Dass es in der Stadt kein Motel gab, hatte sie, noch bevor sie den Trip plante, herausgefunden. Etwa zwei Meilen weiter nördlich direkt an einem See gab es aber einen Campingplatz. Und da Candace seit kurzem ein recht komfortables Wohnmobil besaß, mietete sie einen Stellplatz – sehr zur Belustigung des Campingplatzwarts. Offensichtlich war für ihn im Oktober die Touristenzeit vorbei.
Nachdem Candace ihr Wohnmobil stehen hatte, beschwatzte sie einen jungen Autoverleiher mit Namen Rick, ihr ein Cabrio zu liefern.
Von ihm wusste sie auch, wo genau sie Natalies Ranch finden konnte. Also war sie alles in allem startbereit.
Nur dass sie mit dem Leihwagen seit guten zehn Minuten mitten auf der Kreuzung von zwei Landstraßen stand und sich nicht dazu bringen konnte, einfach weiterzufahren.
Natalie würde nicht gerade glücklich sein, sie wiederzusehen, was Candace ihr absolut nicht verdenken konnte. Wenn die Situation umgekehrt wäre, hätte sie Natalie zur Hölle gewünscht und ihr unter keinen Umständen vergeben. Da Natalie ganz sicher genauso fühlte, war die lange Tour hierher wohl doch vergeblich gewesen. Sie könnte es sich ja als einen Verdienst anrechnen, den Versuch unternommen zu haben, und einfach den guten Vorsatz von der Liste streichen, um zum nächsten überzugehen.
Doch damit würde sie sich selbst beschwindeln. Sollte sie das überraschen? Ganz sicher nicht. Ihr ganzes Leben lang hatte sie die Wahrheit verdreht und ihren Vorteil schamlos ausgenutzt.
Candace blickte prüfend in alle vier Richtungen. Während der Minuten, die sie hier mitten auf der Kreuzung stand, hatte sich kein einziger Wagen genähert. Sie brauchte ihren ganzen Willen, das Cabrio zu starten und das Ziel vor ihr anzusteuern, statt zu wenden und davonzubrausen.
Sie fuhr langsam. Sie wollte nicht, dass der Schotter hochflog und womöglich den Leihwagen demolierte. Und da sie das Verdeck unten hatte, wollte sie nicht grau wie eine Maus von all dem Staub bei Natalie aufkreuzen.
Die Straße verlief schnurgerade, und auf beiden Seiten gab es nur wenig zu sehen. Es war offenes Grasland, hin und wieder eine Ansammlung von dicht beieinander stehenden Bäumen. Natalie an einem solch einsamen Ort? Irgendwie passte das nicht zusammen.
Vor ihr auf der Landstraße tauchte etwas Schattenhaftes auf. Sie kniff die Augen hinter den Sonnengläsern zusammen, um es besser erkennen zu können. Große, zottige, braun-weiße Kühe. Eine ganze Herde von Kühen lief einfach auf der Straße herum.
Candace fuhr im Schneckentempo weiter und stoppte knapp zwei Meter vor dem nächsten Rind. Die meisten der Viecher schienen ihr größer als ihr kleiner Sportwagen zu sein, und sie schienen weder an ihr noch an ihrem Fahrzeug interessiert zu sein. Die Kühe, die am Straßenrand Gras mampften, mampften weiterhin Gras, und die, die nur herumstanden und ihr den Weg blockierten, standen weiter herum und blockierten ihr den Weg.
Sie wollte gerade auf die Hupe drücken, als eine Stimme viel zu dicht hinter ihr sagte: „Ich würde Ihnen nicht raten zu hupen. Die neigen dazu, es mit Fütterung zu verbinden, und kommen angerannt."
Candace drehte sich um, um zu sehen, wer da gesprochen hatte. Ein Cowboy zügelte sein sehr großes Pferd gleich neben ihrer Fahrertür. Er trug Jeans, ein T-Shirt und dreckige Stiefel. Sein Cowboyhut beschattete sein Gesicht. Er war mit Staub bedeckt und verschwitzt – und richtig süß. Ja, richtig süß. Er hatte braune Augen und Lachfältchen in den Winkeln. Seine Nase war wie sein Grinsen – schief, und die großen Hände, mit denen er die Zügel hielt, sahen hart und schwielig aus.
Candace hatte eine Schwäche für kraftvolle Männerhände.
„Tut mir Leid, dass Sie aufgehalten werden, fuhr er fort. „Der Büffel vom Nachbarn hat einen ganzen Zaunabschnitt heruntergerissen, und das dumme Vieh beschloss, lieber das Gras hier als auf der eigenen Weide zu futtern.
Candace lächelte freundlich, wenn auch ein wenig gezwungen. „Nun ja, sagt man nicht, dass das Gras immer grüner ist auf der anderen Seite des Zauns?"
„Das stimmt. Nur trifft das nicht ganz bei den Kühen zu. Das Sattelleder quietschte, als er sein Gewicht verlagerte. „Sie sind nicht von hier.
Es war eine Feststellung.
„Oh? Woran haben Sie’s erraten?" Etwa dass sie Sandalen trug statt Westernstiefel, eine Baseballkappe statt eines Stetson und Leinenhosen statt Blue Jeans?
„Fangen wir doch einmal damit an, dass ich mein ganzes Leben hier verbracht habe und Ihnen bis jetzt nicht begegnet bin, antwortete er mit einem Grinsen. „Sind Sie vom Highway abgekommen und haben sich verfahren?
„Nein. Ich wollte mir hier nur die Gegend anschauen. Candace behielt den wahren Grund lieber für sich. Kleinstädter und Dörfler neigten dazu, sich um die Angelegenheiten anderer zu kümmern. Sie warf einen Blick auf die Kühe. „Lassen Sie das Vieh hier umherstreifen, bis es sich satt gefressen hat und von allein auf die andere Seite des Zauns zurückkehrt?
„Nein", antwortete er. Dann hob er die Hand mit einer Geste, die fast zu träge war, um sie für ein Winken zu halten.
Candace drehte sich auf ihrem Sitz halb herum, um zu sehen, wem diese Geste gegolten hatte. Ein anderer süßer Cowboy auf einem anderen sehr großen Pferd kam durch die Bäume angeritten. Er tippte zum Gruß an seinen Cowboyhut und fing an, die Kühe über den niedergetrampelten Drahtzaun auf die Weide zu treiben. Ein riesiger Hund half ihm dabei.
Die Männer hier schüchterten sie ein, besonders nachdem sie gut elf Monate nur mit solchen zu tun gehabt hatte, die ein Stethoskop um den Hals tragen.
„Müssen Sie ihm nicht helfen?", fragte Candace.
„Nein. Der Hund ist Hilfe genug."
Es sah ganz danach aus, dass der andere Cowboy und sein Hund sich die Arbeit völlig gleichberechtigt teilten. Wie ein Team, fand Candace. „Ich nehme an, dass ein Hund auf einer Ranch die Hilfsarbeiten ausführt. Billiger kann man es nicht haben. Er fragt nach keiner Lohnerhöhung, betrinkt sich nicht, bleibt nicht weg von der Arbeit und kann keine frechen Antworten geben …"
„Gib ihm ein bisschen Futter, und er ist glücklich, beendete der Cowboy mit einem Grinsen. „Dieser Rote hier ist besonders billig. Der gehört unserm Nachbarn. Wir brauchen ihn nicht einmal zu füttern. Er arbeitet halt gern mit Rindern.
„Wieso Roter?, hakte Candace nach. „Er ist doch schwarz wie die Nacht.
„Sie haben es bemerkt. Doch die Erklärung blieb aus. Als die letzten zwei Kühe die Landstraße überquerten, sagte er: „Der Weg ist frei. Sie können jetzt weiterfahren.
Candace lächelte etwas verlegen. „Ja, das kann ich wohl."
„Also, viel Spaß!"
„Den werde ich haben. Sie fuhr an, bremste aber gleich wieder. „Können Sie mir vielleicht einen Tipp geben, wo ich hier irgendwo in der Nähe ein kaltes Bier und einen guten Burger zum Abendessen bekommen könnte?
„Sie können beides bekommen, nur nicht zur gleichen Zeit. Wegen des Burgers versuchen Sie’s bei Dairy Delight in der Stadt. Ein kaltes Bier …" Er nahm mit einer Hand den Cowboyhut ab, und mit der anderen fuhr er sich durchs Haar. Dann setzte er den Hut wieder auf. Verdammt süß, wirklich. „Das trinke ich gewöhnlich bei Frenchy’s. Es liegt am nördlichen Stadtrand. Sie können es nicht verfehlen. Er schnalzte mit der Zunge, und das Pferd schnaufte kurz und ging dann um das Cabrio herum und auf den heruntergerissenen Zaun zu. Ungefähr auf halbem Weg dahin blickte der Cowboy sich noch einmal um und zwinkerte ihr zu. „Vielleicht sehen wir uns ja da.
„Vielleicht." Candace lächelte, während sie davonfuhr. Ein gut aussehender Mann, der entweder Single war oder dem es einerlei war, falls er verheiratet sein sollte.
Sie schätzte, dass es nicht mehr weit zur Ranch war. Und tatsächlich, das große Haus mit Scheune und einigen anderen Gebäuden tauchte vor ihr auf. Zu schnell, wie sie fand, denn sie war einfach noch nicht bereit, da zu erscheinen.
Candace hielt am Ende des Zufahrtsweges an und wollte erst einmal richtig durchatmen, um sich zu entspannen. Es gelang ihr jedoch nicht. Die Brust tat ihr weh. Der Magen tat ihr weh. Sogar die Finger taten ihr weh, so fest hielt sie das Lenkrad umklammert.
Sie konnte es nicht tun. Und es war ihr egal, dass sie eine so weite Strecke hinter sich gebracht hatte. Es war ihr auch egal, dass sie sich damit ein Armutszeugnis ausstellte. Es war ihr ganz einfach nicht möglich, Natalie unter die Augen zu treten. Nicht jetzt.
Vielleicht sogar nie.
„Bist du jemals einer hübschen Frau begegnet, mit der du nicht geflirtet hast?"
Josh Rawlins blickte seinen Stiefbruder Tate an, der sich neben ihm vom Pferd schwang. Ganz sicher hatte er mit seiner Frage die junge hübsche Frau vorhin im Cabrio gemeint. Tate und er wollten erst einmal den Zaun ausbessern, später dann noch einmal zurückkommen und ihn ordentlich reparieren. Josh würde viel lieber jede verdammte andere Arbeit verrichten, statt einen Stacheldrahtzaun zu flicken. Dieser Job gehörte für ihn zu den unerfreulichsten auf der Farm.
Nein, das stimmte nicht ganz. Der meist gehasste Job war, Löcher für die Pfosten zu graben, an denen der Stacheldraht befestigt wurde. Beim Graben von Löchern stieß man in Oklahoma unvermeidlich auf Steine. Manchmal schien es ihm, als ob die ganze Ranch auf knapp