Der Rancher und die Lady
Von Margaret Way
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Über dieses E-Book
Liebe und Romantik? Kein Thema für Rory Compton. Er sucht eine Frau, die mit ihm zusammen auf seiner einsam gelegenen Farm leben will. Sie muss die Natur, aber nicht die Glitzerwelt der Großstadt lieben. Dass die glamouröse Modejournalistin Allegra Hamilton diese Kriterien alle nicht erfüllt, ist nur zu offensichtlich. Doch Rory, der ihr die elterliche Ranch abkaufen will, muss viel länger in ihrer verführerischen Nähe bleiben als geplant. Und ausgerechnet in diese Frau, die er sich so gar nicht in Jeans und Karohemd vorstellen kann, verliebt er sich unsterblich ...
Margaret Way
Mit mehr als 110 Romanen, die weltweit über elf Millionen Mal verkauft wurden, ist Margaret Way eine der erfolgreichsten Liebesroman-Autorinnen überhaupt. Bevor sie 1970 ihren ersten Roman verfasste, verdiente sie ihren Unterhalt unter anderem als Konzertpianistin und Gesangslehrerin. Erst mit der Geburt ihres Sohnes kehrte Ruhe in ihr hektisches Leben ein. Die gebürtige Australierin liebte ihre Heimat und vor allem das australische Outback übte dank seiner atemberaubenden Schönheit und fast unendlicher Weite schon immer eine große Faszination auf sie aus. So ist dieses schöne Fleckchen Erde auch fast immer Schauplatz ihrer romantischen, gefühlvollen Familiensagas. Die beliebte Autorin verstarb 2022.
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Buchvorschau
Der Rancher und die Lady - Margaret Way
Margaret Way
Der Rancher und die Lady
IMPRESSUM
ROMANA erscheint im CORA Verlag GmbH & Co. KG,
20350 Hamburg, Axel-Springer-Platz 1
© 2007 by Margaret Way, Pty., Ltd
Published by arrangement with HARLEQUIN ENTERPRISES II B.V., Amsterdam
© Deutsche Erstausgabe in der Reihe ROMANA
Band 1744 - 2008 by CORA Verlag GmbH & Co. KG, Hamburg
Übersetzung: Johannes Martin
Fotos: RJB Photo Library
Veröffentlicht im ePub Format im 03/2011 – die elektronische Ausgabe stimmt mit der Printversion überein.
eBook-Produktion: GGP Media GmbH, Pößneck
ISBN 978-3-86349-337-0
Alle Rechte, einschließlich das des vollständigen oder auszugsweisen Nachdrucks in jeglicher Form, sind vorbehalten.
CORA-Romane dürfen nicht verliehen oder zum gewerbsmäßigen Umtausch verwendet werden. Führung in Lesezirkeln nur mit ausdrücklicher Genehmigung des Verlages. Für unaufgefordert eingesandte Manuskripte übernimmt der Verlag keine Haftung. Sämtliche Personen dieser Ausgabe sind frei erfunden. Ähnlichkeiten mit lebenden oder verstorbenen Personen sind rein zufällig.
1. KAPITEL
Rory Compton lächelte, obwohl er eigentlich schlechte Laune hatte. Wieso war die Hauptstraße von Jimboorie mittags so leer? Nicht mal ein streunender Hund ließ sich blicken. Keine Kinder tollten umher, und keine besorgten Mütter waren zu sehen. Nirgendwo wurde ein Pick-up mit neuen Vorräten beladen, kein staubiger Jeep näherte sich aus dem Umland und gab den Bewohnern Gelegenheit, dem Fahrer freundschaftlich zuzuwinken.
Rory hatte seinen Platz günstig gewählt. Er saß auf der oberen Veranda von Vince Doughertys Pub und konnte das Zentrum der kleinen Kreisstadt, in der vor allem das Rathaus und der Park bemerkenswert waren, gut beobachten. Er trank sein Bier aus und kapitulierte endgültig vor der riesigen Portion Roastbeef mit Mixed Pickles, die Katie Dougherty ihm hingestellt hatte. Er war als Einziger nicht nach „Jimboorie Station" hinausgefahren, der historischen Ranch, nach der man die Stadt benannt hatte. Dort fand heute die große Besichtigung statt, und Rory kämpfte mit sich, ob er nicht doch noch aufbrechen sollte. Vielleicht würde sich seine Stimmung dann ein wenig bessern.
Wenn er Vince glauben durfte, lohnte es sich, das von Grund auf renovierte Herrenhaus in Augenschein zu nehmen, das noch vor Kurzem eine halbe Ruine gewesen war.
„Der letzte Besitzer Angus Cunningham hat das schöne Haus verfallen lassen, hatte Vince ihm erklärt. „Ein merkwürdig alter Kauz, der sich allen anderen überlegen gefühlt hat!
Der Name Cunningham war Rory natürlich bekannt. Die Cunninghams zählten zu den Outback-Pionieren, die das Land zu dem gemacht hatten, was es jetzt war. Sie gehörten zu den Schafzüchtern, die das Channel Country, diese von Flüssen durchzogene Wüste im tiefen Südwesten von Queensland, kultiviert hatten.
„Der neue Besitzer, ein Großneffe von Angus, hat ein Vermögen für die Renovierung ausgegeben, hatte Vince weiter berichtet. „Er würde sich bestimmt über Ihren Besuch freuen.
Das bezweifelte Rory nicht, aber seit dem bösen Streit mit seinem Vater vor zwei Wochen verspürte er zu nichts Lust. Er lebte eher in den Tag hinein, zog von einer kleinen Stadt zur nächsten und hielt nach einer Ranch Ausschau, die er mithilfe eines Bankkredits vielleicht finanzieren konnte. Die wirklich großen Objekte, die über hundert Millionen Dollar wert waren, lagen jenseits seiner Möglichkeiten, aber mit dem Erbe von seinem Großvater brachte er es gut und gern auf zwei Millionen – eine Summe, um die ihn mancher beneidet hätte.
„Ich vermache deinem Bruder Jay außer der Ranch nur einige persönliche Erinnerungsstücke, hatte Trevis Compton vor Jahren zu Rory gesagt, als sie auf den Stufen vor dem Haus saßen und einen der unvergleichlichen Sonnenuntergänge beobachteten. „Jay als Älterer von euch beiden erbt ‚Turrawin Station‘, so schreibt es die Tradition vor. Grundbesitz zu teilen, ist niemals gut. Jay ist ein braver Junge, und ich liebe ihn aufrichtig, aber er ist nicht wie du, Rory. Du bist zu Großem berufen, und ein kleines finanzielles Polster wird dir nach meinem Tod vielleicht den Start erleichtern.
Rory meinte noch heute die Stimme seines Großvaters zu hören. Wie konnten zwei Männer so verschieden sein? Trevis und Bernard Compton hatten absolut nichts gemein. Vielleicht spielte es eine Rolle, dass Trevis immer ein harmonisches Eheleben geführt hatte, während Bernard in seiner Ehe gescheitert war. Wie auch immer … dieser letzte Streit vor zwei Wochen hatte das Fass zum Überlaufen gebracht. Bernard hatte Rory in übelster Weise beschimpft und dann praktisch aus dem Haus geworfen.
„Wie konnte Vater das tun?", hatte Jay unglücklich gefragt, als er Rory anschließend in der Halle begegnet war. Seine Sympathie galt dem jüngeren Bruder, aber es fehlte ihm die Kraft, ihn zu verteidigen. Das wäre auch sinnlos gewesen. Bernard Compton ließ sich bei seinen Entscheidungen von niemandem beeinflussen. Was machte es da aus, dass Rory die Ranch während der letzten vier Jahre erfolgreich bewirtschaftet hatte? Sein Vater wollte ihn um jeden Preis los sein. Manchmal war es Rory so vorgekommen, als müsste er sich zwingen, ihn überhaupt anzusehen.
Besonders nah hatten sie sich nie gestanden, und dafür gab es einen triftigen Grund. Rory glich zu sehr seiner Mutter, die ihren Mann verlassen hatte, als ihre Söhne zwölf und vierzehn Jahre alt gewesen waren. Lauras Verschwinden löste einen ungeheuren Skandal aus und brachte die restliche Familie in beträchtliche Schwierigkeiten. Bernards Verhalten wurde unerträglich, sodass seine Söhne bald in Angst und Schrecken vor ihm lebten.
Jay weinte, wenn er mit der Reitpeitsche geschlagen wurde, während Rory die Zähne zusammenbiss, was seinen Vater nur noch wütender machte. Beide atmeten auf, als sie aufs Internat geschickt wurden. Nach Hause zurückgekehrt, waren sie größer und stärker als ihr Vater und zwangen ihn dadurch, auf Schläge zu verzichten und nur noch seine scharfe Zunge als Waffe einzusetzen.
„Sobald Dad gestorben ist, mache ich dich zu meinem gleichberechtigten Partner, hatte Jay immer wieder versprochen, und er meinte es ehrlich. Er liebte und bewunderte Rory, der alle Eigenschaften besaß, die ihm selber fehlten. „Ohne dich könnte ich ‚Turrawin‘ niemals halten, das wissen wir beide. Die Männer achten nur dich. Weder Dad noch ich haben Grandads Fähigkeiten geerbt, aber du bist der geborene Viehzüchter.
Rory lehnte sich seufzend auf seinem Stuhl zurück. Sein Vater hatte ihn tief verletzt, seinen Willen jedoch nicht gebrochen. Noch besaß er alles, was ihm eine glänzende Zukunft verhieß: Jugend, Gesundheit, Kraft und einen wachen Verstand. Er hatte vor, sich sein eigenes Imperium aufzubauen – ganz langsam, Schritt für Schritt. Er würde wie seine Vorfahren eine neue Compton-Dynastie gründen. Demnächst – und zwar ziemlich bald, denn er war gerade achtundzwanzig geworden – würde er sich eine Frau nehmen. Eine junge, die im Outback aufgewachsen war, das Land liebte und in der unendlichen Weite leben konnte und sich nicht nach städtischem Trubel sehnte.
Von der großen Liebe träumte Rory nicht. Liebe war niemals von Dauer, das machte sie so fragwürdig. Er brauchte eine Partnerin, die bereit war, ein Leben lang mit ihm durch dick und dünn zu gehen. Dann wäre es nicht weiter schwierig, sich gemeinsam eine Zukunft aufzubauen. Wenn sie jung und nicht gerade hässlich war, könnte es auch mit dem Sex klappen. Rory wünschte sich Kinder.
Er hielt sich für den geborenen Vater und war überzeugt, dass er die Fehler seines Vaters, unter denen er und Jay so gelitten hatten, vermeiden würde. Im Outback wurden harte, zähe Männer gebraucht und keine Tyrannen wie Bernard Compton.
Rory stand auf und reckte sich. Unten auf der Straße war noch immer alles still. Er hatte Zeit – viel Zeit. Warum sollte er nicht zur „Jimboorie Ranch hinausfahren? Vince hatte ihm den Weg genau beschrieben. Das alte Herrenhaus sollte glänzend renoviert sein und war gewiss sehenswert. Vielleicht besserte sich dort endlich seine Stimmung. Der Name des neuen Besitzers sollte Clay sein, Clay Cunningham. Vor Jahren hatte er einen Clay gekannt, doch der war Aufseher auf der „Havilah Ranch
gewesen und hatte mit Nachnamen Dyson geheißen. Colonel Forbes, der inzwischen verstorbene Besitzer von „Havilah", hatte große Stücke auf ihn gehalten und ihn angeblich sogar in seinem Testament bedacht. Gut möglich, dass Clays Aufstieg damals begonnen hatte.
Rory erkannte auf den ersten Blick, dass „Jimboorie" zu den Besitzungen gehörte, die für ihn so unerreichbar waren wie der Planet Neptun. Die Gäste tummelten sich noch immer auf dem weiten Rasen vor dem Haus, aber einige strebten bereits dem Parkplatz zu, der mit Fahrzeugen aller Marken und Preisklassen überfüllt war.
Nachdem Rory eine Lücke für seinen Wagen gefunden hatte und ausgestiegen war, sah er sich zuerst im Garten um. Er war großzügig und fachmännisch angelegt und wies eine seltene Vielfalt von Bäumen und Büschen auf, die, wie Rory vermutete, längere Trockenzeiten und heiße Sandstürme gut überstehen konnten.
In einem langen, schattigen Laubengang, der von üppig blühenden kirschroten Bougainvilleen gebildet wurde, begegnete er zwei jungen Frauen, die ihn erkannten und schüchtern anlächelten. Rory hob eine Hand und erwiderte ihr Lächeln, ohne zu ahnen, wie sich sein Gesicht dadurch veränderte. Es verlor mit einem Schlag den ernsten, fast düsteren Ausdruck.
„Jimboorie House beeindruckte ihn nachhaltig, denn er hatte es sich weder so weitläufig noch so großartig vorgestellt. Es übertraf bei Weitem alle historischen Herrenhäuser, die er früher durch seine Mutter kennengelernt hatte. Laura war äußerst beliebt gewesen. Ihr Name hatte selten auf einer Gästeliste gefehlt, und wenn sie selbst auf „Turrawin
ein Fest gab, ließ sich niemand ein so glanzvolles Ereignis entgehen.
Warum hatte sie die Familie eigentlich verlassen? Bernard Compton behauptete immer noch, dass die verwöhnte Städterin so lange mit ihrer Flucht aus dem trostlosen Outback gewartet habe, bis ihre Söhne alt genug waren, um ihr Handeln zu verstehen. Inzwischen begriff Rory, was für ein Leben seine Mutter hier draußen geführt hatte, noch dazu mit einem starrsinnigen, unbeherrschten Mann, der vor Gewalt nicht zurückschreckte. Er nahm es ihr auch nicht übel, dass sie nach der Scheidung wieder geheiratet hatte. So etwas kam alle Tage vor, wenn es für die Kinder auch manchmal folgenreich war.
Bernard hatte sich vor Gericht das Sorgerecht erkämpft, was ihm mit seinem Namen, seinem Geld und Einfluss nicht schwergefallen war. Das Sorgerecht mit Laura zu teilen, kam ihm nicht in den Sinn. Seiner Meinung nach trug sie allein die Schuld am Scheitern ihrer Ehe. Er verachtete sie und stellte sich selbst als tragisches Opfer hin. Eigene Fehler zuzugeben, hielt er für eine Charakterschwäche.
Anfangs durften die Brüder ihre Mutter noch regelmäßig sehen, aber der empfindsame Jay litt jedes Mal so sehr unter der neuerlichen Trennung, dass die Besuche immer seltener wurden und schließlich ganz aufhörten. Auch Rory empfand seelische Qualen und brachte seine Verzweiflung – erst bei seiner Mutter und dann bei seinem Vater – zum Ausdruck.
„Habe ich es nicht immer gesagt?", triumphierte