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Traumhochzeit am Mittelmeer
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eBook210 Seiten2 Stunden

Traumhochzeit am Mittelmeer

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Über dieses E-Book

"Heiraten Sie mich!" Spontan spricht Jessica die Worte aus - und bereut sie sofort! Denn Jessica will mehr als nur eine Vernunftehe von dem überaus attraktiven Raoul, Fürst von Azuri. Aber zu spät - Raoul nimmt ihr Angebot an. Während sich der Mittelmeerstaat schon auf eine Traumhochzeit vorbereitet, plant die Braut allerdings bereits ihre "Flucht" …

SpracheDeutsch
HerausgeberCORA Verlag
Erscheinungsdatum3. Juli 2016
ISBN9783733773533
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    Buchvorschau

    Traumhochzeit am Mittelmeer - Marion Lennox

    IMPRESSUM

    Traumhochzeit am Mittelmeer erscheint in der HarperCollins Germany GmbH

    © 2005 by Marion Lennox

    Originaltitel: „Princess Of Convenience"

    erschienen bei: Mills & Boon Ltd., London

    Published by arrangement with HARLEQUIN ENTERPRISES II B.V./S.àr.l.

    © Deutsche Erstausgabe in der Reihe JULIA SAISON

    Band 56 - 2007 by CORA Verlag GmbH, Hamburg

    Übersetzung: Birgit Anna Lörler

    Umschlagsmotive: DreamPictures, VStock / ThinkstockPhotos

    Veröffentlicht im ePub Format in 07/2016 – die elektronische Ausgabe stimmt mit der Printversion überein.

    E-Book-Produktion: GGP Media GmbH, Pößneck

    ISBN 9783733773533

    Alle Rechte, einschließlich das des vollständigen oder auszugsweisen Nachdrucks in jeglicher Form, sind vorbehalten.

    CORA-Romane dürfen nicht verliehen oder zum gewerbsmäßigen Umtausch verwendet werden. Sämtliche Personen dieser Ausgabe sind frei erfunden. Ähnlichkeiten mit lebenden oder verstorbenen Personen sind rein zufällig.

    Weitere Roman-Reihen im CORA Verlag:

    BACCARA, BIANCA, JULIA, ROMANA, HISTORICAL, MYSTERY, TIFFANY

    Alles über Roman-Neuheiten, Spar-Aktionen, Lesetipps und Gutscheine erhalten Sie in unserem CORA-Shop www.cora.de

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    1. KAPITEL

    Sie fuhr doch auf der richtigen Straßenseite … oder? Der Gedanke schoss ihr durch den Kopf, als sie ihren Wagen über die legendäre Gebirgsstraße von Azuri lenkte.

    In Serpentinen wand sich diese Straße um schneebedeckte Berge, an deren Klippen Hunderte Meter weiter unten das tosende Meer brandete. Nach jeder Biegung bot sich ihr ein Postkartenpanorama, eines zauberhafter als das andere: mittelalterliche Burgen, malerische Fischerdörfer, saftige Weiden, auf denen Steinböcke und Alpakas grasten.

    Nach einer weiteren Kurve konnte sie flüchtig einen Blick auf den Palast der Fürstenfamilie von Azuri werfen. Das Schloss aus weiß glänzendem Marmor war mit prachtvollen Türmen, Kanzeln und Zinnen versehen und thronte hoch oben auf einem Felsen über dem Meer. Es sah aus wie ein Schloss aus einem Märchenbuch.

    Vor zwei Jahren wäre Jessica Devlin bei diesem Anblick in helle Verzückung geraten. Doch jetzt konzentrierte sie sich ganz auf das Treffen mit ihrem nächsten Lieferanten – und zwang sich, nicht über den leeren Beifahrersitz neben ihr nachzudenken. Außerdem musste sie sich auch auf die Fahrbahn konzentrieren, um nicht auf die Gegenspur zu geraten.

    Die Straße schlängelte sich um die Felsen herum bergauf, die Kurven waren schlecht einsehbar. Die Serpentinen machten sie nervös. Vorsichtig fuhr sie um die nächste Felsnase und bemerkte flüchtig einen blauen Sportwagen, der ihr zwei Biegungen weiter mit offenem Verdeck entgegenkam. Er fuhr schnell. Und er schien auf der falschen Seite zu fahren. Auf ihrer Seite.

    Sie trat auf die Bremse und steuerte ihren Wagen haarscharf am Rande der Klippen entlang. Auch die nächste Kurve konnte sie nicht einsehen. Was, wenn das entgegenkommende Fahrzeug tatsächlich auf der falschen Seite fuhr? Ach, das hatte sie sich bestimmt nur eingebildet. Warum sollte sie Angst haben vor dem blauen Wagen, der nun wieder außer Sichtweite war. Wahrscheinlich fuhr der Fahrer so schnell, weil er die Straße aus der Gegenrichtung besser überblicken konnte als sie. Ich bin einfach viel zu vorsichtig, schalt sie sich. Dennoch konnte sie sich ihre Angst nicht ganz ausreden. Zu viel hatte sie in ihrem Leben durchgemacht, um darauf vertrauen zu können, dass ihr das Schlimmste erspart bliebe. Abrupt hielt sie ihren Wagen an, als das Cabrio um die nächste Kurve schoss. Es fuhr schnell, viel zu schnell. Und es fuhr tatsächlich auf ihrer Seite.

    Sie stand mit ihrem Fahrzeug so nah am Abgrund, es gab kein Entrinnen. „Nein! Hilflos schlug sie die Hände vors Gesicht. „Nein!

    Keiner hörte ihren Schrei.

    Eigentlich hätte heute sein Hochzeitstag sein sollen. Doch stattdessen begingen sie an diesem Tag ein Begräbnis.

    „Glaubst du, sie hat es mit Absicht getan?" Lionel, Herzog von Azuri, blickte voller Widerwillen auf den fahnengeschmückten Sarg. Eigentlich sollte er seinen Großneffen in seinem Kummer trösten, doch keinem der beiden Männer war nach aufrichtiger Anteilnahme zumute. Die vergangenen Wochen waren bereits so von Schmerz geprägt gewesen, dass sie dieses Ereignis nicht mehr aus der Fassung brachte.

    „Sich absichtlich umgebracht? Raoul, Lionels Großneffe, versuchte erst gar nicht, seine Worte zu beschönigen. Er war wütend. „Sarah? Das glaubst du doch wohl selbst nicht! Diesen Gedanken hielt er für ebenso absurd wie die Tatsache, dass er hier, beim Begräbnis seiner Verlobten, den trauernden Liebenden gab. Diese Rolle spielte er nur, weil die Etikette es verlangte.

    Als seine Verlobte bestattet wurde, waren aller Augen auf Raoul gerichtet, der noch sechs Tage lang Prinzregent von Azuri sein würde. Auch wenn er versuchte, es sich nicht anmerken zu lassen, so empfand Raoul nur Abscheu.

    „Es geschah ihr recht, zischte er seinem Großonkel aufgebracht ins Ohr. „Sie war betrunken, Lionel, und nur, weil die Frau, in deren Wagen sie gerast ist, wohl eine äußerst vorsichtige Fahrerin war, ist sie nicht auch noch mit in den Tod gerissen worden.

    „Aber warum fuhr sie in angetrunkenem Zustand?" Lionel war sichtlich verwirrt.

    „Sie hatte ihre Freundinnen zum Lunch ins Schloss geladen und mit ihnen die bevorstehende Hochzeit gefeiert. Danach beschloss sie, nach Vesey hinunterzufahren, um ihren heimlichen Geliebten zu treffen. Ihren heimlichen Geliebten! Sechs Tage vor der Hochzeit, und das im Rampenlicht der Öffentlichkeit! Weißt du eigentlich, wie hoch ihr Alkoholspiegel war?"

    „Raoul, bitte mach ein verzweifeltes Gesicht!, ermahnte ihn sein Großonkel. „Alle Kameras sind auf dich gerichtet.

    „Ich leide stoisch, rechtfertigte sich Raoul zynisch. „So zumindest steht es in sämtlichen Zeitungen. Und auch, dass der Unfall passierte, als sie auf dem Weg zu ihrem heimlichen Geliebten war.

    „Meine Güte, Raoul …"

    „Verlangst du im Ernst, dass ich Mitleid mit ihr habe?, fragte Raoul. „Du weißt, dass ich ihr den Tod nicht gewünscht habe, aber heiraten wollte ich sie niemals. Auch wenn sie eine entfernte Cousine von mir war, so kannte ich sie kaum. Das mit der Heirat war deine Idee. Eine von vielen anderen dummen Ideen …

    „Ich dachte, sie wäre eine gute Partie, verteidigte sich Lionel, und da die Kameras jetzt ihn ins Visier nahmen, setzte er schnell eine kummervolle Miene auf. „Sarah wurde für das Herrscherhaus erzogen. Sie wusste, was von ihr erwartet wurde. Und sie verstand es, mit den Medien umzugehen.

    „Ja, und zwar so gut, dass sie ihren Liebhaber geheim halten konnte. Wie lange hätte unsere Ehe wohl gedauert, bis es die Medien herausgefunden hätten?"

    Lionel zögerte. „Ich glaube, Sarah dachte, ihre Affäre sei dir egal."

    „Ja, mir schon. Aber die Öffentlichkeit sieht das anders."

    „Die hat damit kein Problem. Vernunftehen gab es in Königshäusern immer, und jeder in diesem Land möchte, dass du heiratest. Lionel schnitt eine Grimasse. „Jeder, außer deinem Cousin Marcel. Warum hast du die Hochzeit nur so lange hinausgeschoben? Raoul, das versetzt uns jetzt in eine schreckliche Lage.

    „Mich nicht!, widersprach Raoul grimmig. „Ich habe genug getan. Ich verschwinde!

    „Was soll das heißen? Willst du deinen Neffen – und dein Land – verlassen? Lionel warf einen nervösen Blick auf Sarahs Familie, die gerade darüber zu streiten schien, wessen Grabschmuck der vorbildlichere war. „Willst du sie deinem Bruder überlassen, einer weiteren Marionette der Regierung! Einzig und allein diese Heirat hätte uns retten können. Angewidert verzog er das Gesicht. „Sieh nur, Sarahs Verwandte benehmen sich wie die Geier."

    „Sie sind Geier. Sie wollten diese Heirat nur aus finanziellen Gründen. Raoul blickte zu Sarahs Eltern, die beinahe seine Schwiegereltern geworden wären, und ihm war anzusehen, wie froh er war, seinem Schicksal entronnen zu sein. „Alles, was Sarah wollte, war Geld, Macht und Ansehen. Dafür hätte sie dieses Fürstentum skrupellos betrogen.

    „Aber nicht so sehr wie unser Premierminister und Marcel, bemerkte Lionel sarkastisch. „Nun gut, es war ein Fehler. Doch jetzt …

    Finster starrte Raoul auf den Sarg. „Ich habe getan, was ich konnte. Jetzt bist du an der Reihe. Mach deinen Einfluss auf Marcel geltend."

    Für einen Augenblick vergaß Lionel, seine Leidensmiene beizubehalten, und antwortete entrüstet: „Ich? Du scherzt wohl! Ich bin siebenundsiebzig, Raoul, und Marcel hat vierzig Jahre lang nicht auf mich gehört. Du weißt, er und seine Frau wollen den Jungen nicht. Sicher, jeder, der die Thronfolge antritt, muss verheiratet sein. Aber verheiratet oder nicht, Marcel und Marguerite taugen als Eltern genauso wenig, wie dein Bruder und seine Frau es getan haben. Verzeih mir, Raoul."

    „Du musst dich nicht entschuldigen. Du hast ja recht, Jean-Paul war ein korrupter Idiot, genauso wie mein Vater."

    „Moment mal, dein Vater war immerhin mein Neffe."

    „Du weißt, wie unmöglich er sich benommen hat, brauste Raoul auf. „Genauso wie der Rest der Fürstenfamilie – mein Bruder Jean-Paul, seine Frau Cherie und meine Cousine Sarah. Nun sind sie alle tot, die einen sind an einer Überdosis Heroin gestorben, die andere, weil sie sturzbetrunken zu ihrem heimlichen Liebhaber gefahren ist. Und jetzt, nach Sarahs Tod, wird Marcel das Fürstentum regieren. Gott helfe diesem Land! Gott helfe dem Kronprinzen! Ich kann nichts mehr tun, Lionel, ich steige aus.

    „Deine Mutter …"

    „Ihr zuliebe habe ich der Heirat mit Sarah zugestimmt. Sie wollte unbedingt das Kind in ihrer Obhut haben. Er hielt kurz inne. „Für sie kann ich jetzt nichts mehr tun. Sie wird Edouard nun nicht bekommen.

    „Nein. Nachdenklich drehte sich Lionel nach den Würdenträgern um, die mit Sarahs Familie tuschelten. „Es sieht so aus, als würde Marcel ihn zu sich nehmen, und du weißt, Marcel ist der Regierung hörig. Sie werden alles daransetzen, dass deine Mutter Edouard nicht mehr sehen darf.

    „Das kann ich nicht mehr verhindern, bemerkte Raoul hart. „Ich habe mein Bestes getan.

    „Dich für Sarah zu entscheiden, war nicht das Beste."

    „Lionel …"

    „Schon gut, ich habe dir bei dieser Wahl auf die Sprünge geholfen. Ich gebe zu, sie war nicht die Beste, aber du hast uns ja kaum Zeit gegeben. Jetzt bleiben uns nur noch sechs Tage …"

    „Um eine neue Braut für mich zu finden? Du möchtest also noch immer, dass ich die Thronfolge antrete? Das glaubst du doch wohl selbst nicht, dass ich da wieder mitmache!"

    „Hätte sie sich doch erst eine Woche nach der Hochzeit umgebracht anstatt eine zuvor … Lionel seufzte tief auf. „Wir sind wirklich in einer sehr prekären Lage, mein Junge.

    „Tja … Raoul legte seinem Großonkel eine Hand auf die Schulter und spielte nun wieder den Trauernden, der Kraft und Trost beim Älteren suchte. Dann gab er sich einen Ruck. „Genug! Ich werfe jetzt meine Blumen auf den Sarg hinunter.

    „Willst du das wirklich?"

    „Nein, ich tue es, weil es von mir erwartet wird, sagte er grimmig. „Ich muss jetzt meinen Mann stehen. Ich werde Blumen auf Sarahs Sarg werfen und mir den Kopf darüber zerbrechen, ob es nicht doch noch eine Möglichkeit gibt, dass Mutter Edouard bekommt. Und dann gehe ich als Arzt zurück nach Afrika. Dorthin gehöre ich nämlich. Diese Geschäfte hier sind nichts für mich. Darauf kann ich verzichten.

    An den beiden ersten Tagen nach dem Unfall war Jessica nicht ansprechbar. Aufgrund der schweren Gehirnerschütterung, des Schocks und der starken Schmerzmittel, die ihr wegen der ausgerenkten Schulter verabreicht wurden, lag sie in einem tiefen Schlaf.

    Nachdem sie aufgewacht war, stellte man ihr behutsam Fragen. Zuerst auf Englisch, dann in der Landessprache, da sie die melodiöse Mischung aus Französisch und Italienisch, die man auf Azuri sprach, beherrschte.

    Sie wurde nach ihrem Namen gefragt.

    Die Antwort fiel ihr leicht. „Jessica Devlin."

    Dann wollten sie wissen, ob es stimme, dass sie Australierin sei – das jedenfalls stand in ihrem Reisepass. „Ja, ich bin Australierin."

    Wen sollte man über ihren Zustand informieren? „Niemanden. Sollte ich sterbenskrank sein, dann meine Cousine Cordelia – aber wirklich nur dann!"

    Dann ließ man sie wieder in Ruhe.

    Eine elegant gekleidete Dame mit silbergrauem Haar sah immer wieder, von Mal zu Mal mit sorgenvollerem Blick, nach ihr. Ebenso wie ein grauhaariger alter Mann, der ihr auf Anweisung der Dame Essen und Trinken auf einem Tablett ans Bett brachte. Auch er machte ein bekümmertes Gesicht. Und außerdem waren da noch zwei Krankenschwestern – die eine versorgte sie tagsüber, die andere nachts – und ein Arzt, der ihr die Hand tätschelte und sagte: „Es wird Ihnen bald besser gehen, meine Liebe. Sie sind jung und stark."

    Natürlich. Sie war jung und stark …

    Der Arzt stellte ihr die schwierigste Frage. Als er allein mit ihr war, nahm er ihre Hand. „Meine Liebe, was ist mit Ihrem Kind, Ihrer Familie? In Ihrem Auto fanden sich zwar keinerlei Hinweise auf irgendwelche weiteren Personen. Sie tragen auch keinen Ehering, aber ich habe Sie untersucht und Zeichen dafür gesehen, dass Sie ein Kind geboren haben. War es auch im Wagen? Er hatte diese Frage mit regloser Miene gestellt, als wäre er auf das Schlimmste gefasst. „Könnte es sein, dass noch jemand die Klippen hinuntergestürzt ist?

    Sie kämpfte mit der Antwort. Ihr war klar, sie musste diesem freundlichen älteren Arzt die Wahrheit sagen. Er musste nicht mehr das Schlimmste befürchten, das war längst eingetreten.

    „Ich habe nur …, ich hatte nur dieses eine Kind. Es ist in Australien gestorben, bevor ich hierhergekommen bin."

    Er schwieg, dann sagte er leise: „Wie schrecklich! Das tut mir aufrichtig leid für Sie."

    Sie hielt die Augen geschlossen, und er bedrängte sie nicht weiter mit Fragen. Auch alle anderen waren rücksichtsvoll und ließen sie ruhen in dem feudalen Bett mit einem Baldachin aus purpurrotem Samt und goldenen Quasten und einer Matratze, auf der sie wie auf einer Wolke schlief. Seit Dominics Tod habe ich nie mehr gut geschlafen, dachte sie traurig in den seltenen Momenten, in denen sie wach war. Es war, als holte ihr Körper sich jetzt, was ihm so lange geraubt worden war: Schlaf.

    Sechs Tage und sechs Nächte musste sie geschlafen haben. Oder waren es sieben? Als Jessica die Augen wieder aufschlug, sah sie sich zum ersten Mal bewusst um. Bisher hatte sie nur das riesige Himmelbett wahrgenommen. Doch jetzt, als das Sonnenlicht durch die großen, mit edlen Vorhängen geschmückten Flügelfenster flutete, staunte sie: Sie lag nicht in einem Krankenhaus, sondern in einem prunkvollen Raum mit wunderbarem Ausblick. Die Pflegerinnen waren fort, nur die ältere Dame saß am Fenster und starrte in den Morgenhimmel. Weinte sie?

    „Sind Sie traurig?", fragte Jessica leise.

    Die Dame drehte sich zu ihr um. „Oh, meine Liebe, Sie sollten das nicht fragen."

    Verwundert blickte Jessica sie an. Sie war zwar aufgewacht, konnte aber noch keinen klaren Gedanken fassen. Sie fühlte sich wie in einem Traum, in dem Zeit keine Rolle spielte. „Wo bin ich?"

    „Im Fürstenpalast von Azuri."

    „Wie …?" Sie grübelte. Azuri …, ja, richtig, sie war auf Azuri. Dieses kleine Land war weltweit berühmt

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